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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188712139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18871213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18871213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-12
- Tag1887-12-13
- Monat1887-12
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.12.1887
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MH «V. Uhr. RthMU» >HZ EFPlDWO» z,h«n>EMl, ». A»nMdi»te» öer RBirtio: ' ^ -10^-18 Uh». »-««he. M. W» »R»^ , , . . . J«1»r«te « D» he» BSale» f»r -»^-Duuch«: »HH4M «OWM. L. He. B Mt. » KüniMlatz V, «r bi»',F »H». MttiM.TagMatt ^ 347. «Micher Thetl. «oLttHmeieth«»». PB i« Srdßeschoß d« Georgeuhalle (reckt« am Ein« ««§ von de, Xitterstroße au») befladlich« G»»Slße Akr « L. MprU LSSS «» gegen e1»H«lbjLHrltche -«» LL. »t»se« LNo»at«, LI UH, B de« Nachhause, 1. -tag«. Zimmer Nr. 17, a» den Metsthtete»»«« «darweit »««»tethrt werden aus de» grohen Saat« liege» di« Ver «iethungü- nick Barstilnernng-bedingmigen. sowie da» Än- urtanum de» zu vermiethmde» Gewölbe« schon vor dem termiae zur Nufichtnahm« au». Lchgig, h« ». Decrmbar 1887. Dar Math der Gtordt Set»,lg. d. «407. 0r. Seorgi. Srumbiegal. VekmnMlUtzm-. Die bilher im hiesigen Leihbause gewesene Ae«er«elde» »Be ist nach de« Achtel „Gtadt N»«", Bahnhof, skatze I«, dertegt worden. Leipzig, de» 8. December 1887. Der Math der Gtadt Leipzig, s». »7K». vr. Teorgi. Kr, Aetiunstnachmtz Mr dm Streich de« Königreich« Sachse» ist außer der Finna Me, Ad i» Dre»den auch die Firma Gebrüder Doüsu» tu tdamtz t»r Bereitung de» Denaturirungr-Miltet« sür vraaotwrtn >«» moßgad» von G. 8 »nd 10, Abs. 1 de« Regulativ«, betreffend de kterrrsrriheit dt« Branntwein» „ gewerblich» x. Zwecken, er- M-Ntfl Vvroen. Leipzig, de, S. December 1887. kß«1«ltche» Haupt-Zo»-«mt. Rath»siu». Krgr, Vekonistmachiiiig. d« «eaoffenschaft hierdurch rin, damerstug, lsd. M««.. Nuchmtttag» S Uhr, Schünesel» ei»„fi»deu. t« VartdenlchlStzcheu ,u Sch, ! et«r Geaoffeuschafl»»veri«««lu»g fich Tagesordnung: U »elchist», und Rrcheajchaft-brricht; S> Naht zweier Ansschußmitglieder und »Weier Stellvertreter. Leipzig-Schöneseld, y«, io. December 1W7. Da» Gruostcnschasisausschui,. vr. U. ». Fregr. Dirk-ahls - Dekannwa-llnz. »ieitadleu würben laut vier erNaiterer Anzeige: 1) «in Sommeriiderzietzer von dunkelbraunem Kammgarnstoff »it ffammetkragen. schwarzem Futter und einer Reihe lknvpse, ein k«ieste»e« Taschentuch, ein Paar braune Glacehandschuhe, ei, Hausichlüffel und ein schwar»er Ftl;hut. steif, mit der Firma dm Hangs'« Hutsabrik im Futter, au» einem Zimmer in Rr. 8 der Wherilchen Straße, am 86. oder 27. Oktober v. I.; S> eine Kiste. stgnirt: ,.0. L. kio. 7463' mit Sffffff Stiitl L>«arrr»tisteubretterche«. au« der Haurfluc in Rr. 4 der E»üikn strafe. am 18. d. MtA.; r> ein viuterlderitetzer von blauem glatten Stoff, mit 2 Reihe» versponnener Knüpse, Sammetkrageu und gelb, und rothcarrlrtem Kotter, au« ei»em Fremdruitmmer in Rr. Sb der Sternwarten, hohe, am 6. ds«. Mt«.; 1) eia gram» Leiuwaud-Sttkche« mit ca. 40 in Tb-lern, Koei. und Einmarkstücken, an» einem »tastlocale io Rr. 7 der Liebt,, sirohe. am 6. ds«. Mt«.: b) ei» Lßiuteriiherzteher von braunem glatten Stoff, mit itworzem Sammetkrageu, Wolla«la«fnt»er, einer Rrihe Steinuuß. kochje mit verdeckter Bntterie »nd Bordeneiusaffong, au« einem «sseoen Sarteztamrr he» Mogdednrgtr vahuhos«, am 6. ds«. Mt«. stR: S) ein schwär,ledee»e« Vortemouuaie mit weißrm Bügel und Lrtckerverlchluk. enthalt««- ro. 2» Mark in 2 Kronen, einem Ttoler, Markstück und kleiner Münze, im Auctioa-locale Ho«pital- »nche36. mittelst TascheudieppahU, am 8. ds«. Mt«, vormittag«: 7) eine Kiste, signtrt: 7848. enthaltend ca. Aff Kilo Rüru- derger Pfefferkuchen, von einem Rollwagen aos der Fahrt von der Haiostraße bt« zum Renkirchhos, am 10. ds». Mt». Nachmittag»; S) ein Atutertherzteher von schwarzem Tach mtt hellgraue» sslaoellsntter. schwarzem Sommeikrage», einer Reihe schwarzer sei», »rielter Hornknüpfe mit verdeckter Batterie, Krttcheuhenkel nnd stsectrm Fniier an der Patte der livkea Settentasch«, eine braun, ddmir Vriestasche mit rothem Futter, darin eine Lrgitimnttvn»- «ck Pscrdcdahnsnhrlarte. sowie mehrere vtstteuknrten, sämmt. bst avi einen dSheren Pvltzeibeamte, kantend, endlich ein weiße» Taschentuch ,.x. r.- »der ,.v. L- ge»., serner «in Wtuterüter» Petzer von d ckem, dnalelblauem Stoff, »it edrnsolchem breite» hiosskragen, 8 Reihen schwarzer Harnknüpfe, 8 inneren Brust, toiiden und Keticheahenkel, an» einem vorsaalr in Rr. 46 der Hsoßendorser Straße, am 11. ds«. Mt«. Rochmittng». «twaige Wahniehmnngea über M «erdlted der gestohlenen GepnstLnde »der de» Thüter find nngesünmt bet onserer Lrimiual ststtzeilnu, zur «azeiv »» bringnr. teizzig, a« 18. Leeember 1887. Du» Gottzet-Rmt »er Stad« krtpita- vretschueider. vr. S. Vrlooiituoüorz. Zmn Zwecke rechtzeitigen vüchrrablchlnffe« wer»«» hiermit all» ffaverdtreidende, weich« im lansend«, Jahre sür di« hiefia» «emeind, I mdeite, »der «atertalie» ttgenb welcher »r« geltesrn bade», ' ihr, beoüglschen »rchuunge« halptgst, aber sti» „« ffotzst«, m» 8. December 1887. piefr» Jahre« anher einz». De, Temeiuhepurstand Singer. vr»k. Brimrit»«»»»^ „de Sohl,» stMckrrn'scher Fl« gelegen« Mool l»ll AÄig. he» L«. P««e»p»r L8S7» vor»ttt»g» l» w VN i»^S^e Do» der Gemeind« Gohlis zuaedörwe, au der Vindmühlenstraße - 4S6ü Ouadratmetrr Flüche haltende »A Anzeiger. Lrgm für Politik, Localgeschichte, Handels, und Geschäftsverkehr. Dienstag den 13. December 1887. de» A «7. ff^uvetuheruth. I«trr«itt-ir>le I»tel-Avsßelluus iu Melbourne. In ihrer Bekanntmachung vom 8. v. M. über die Internationale Ptbel-Aurstellung tu Melbourne (Rr. SIS de« „Leipziger Lag«, ilatte«") hatte die Unterzeichnete Haudel»kammer, um ihrerseits di« Vorbereitungen für dir Lheilaahme an dieser Autstelluna »ach Müglichkrü unterstützen zu künarn, die «usfteller ersucht, die ans» »geben«« stumrldebogrn bi» zum SV. v. M. an ihre Kanzlet ge. äugen zu laste». Die« scheint von vielen Beiheiligte» übersehen worden zu sei»: manch« von ihnen haben di« Anmeldung unmittelbar an den Herrn Reichlcommistar eingesendet, audere schein.» ihre Lu« Meldung bi» zum Ablauf der von diesem gestellten Frist — 80. d. M. — »der sogar nach darüber hinaus verschieben zu wolle». Da aber die Anmeldungen in Berlin erst noch einer Bearbeitung uuterworse» «erden müsten, um auf Grund derselben die Gesammt-Anmeldung für da» Lettische Reich vor Ende dr« Jahre» in London zu be- Wirken, so ist möglichste Beschleunigung der Anmeldung dringend zu empfehlen. Di« Kanzlei der Handelskammer (Reue Börse, Lrrpp« X, I.) ist nach wie vor bereit, hie Au»elh«h»g«> «ntgegettzimetzme«, Ra«»schlL,e wrge« der Vertretung zu gesteu «u» snufttge Auskünfte zu erthetle«. Leipzig, den 18. December 1887. Dt« Handelskammer, vr, Wach»muth. vr. Geusel. S. Borsitzender. Nichtamtlicher Thetl. Die Zustände in Frankreich. In Frankreich herrscht gegenwärtig eine beispiellose ver» Wirrung, von welcher man mit Sicherheit behaupten kann, daß sie durch die Hetzereien der intransigenten Press« und durch Straßenredner, wie Deroulede und Louise Michel» endlich durch die Leidenschaftlichkeit erzeugt worden ist, welch« fich in dem Kampfe der Parteien kundgiebt. Die Krisi«, welcher Grevy zum Opfer gefallen ist. hat nicht ihre alleinig« Ursache in demOrdenSschacher und. d«n sonstige» schlimm«! GoschLftoot, derrn man Wils»« beschuldigt, sondern «6 sind noch eine Anzahl anderer Beweggründe binzugetreten, »elche sämmtlich aus die Unhaltbarkeil der bestebrnden Zustände Hinweisen, Biellrickt ist e« zu viel gesagt, daß die republikanische. Staatssorm sich überlebt hat, aber unzweiselbasl ist. daß eine Acndrrung in dem System eintreten muß, welche» bisher in Frankreich in Uebung war, wenn wieder Ruh« und Ordnung au v>« Stelle-der Verwirrung und Zersahrenheit treten sollen. Die Agitation der Monarchisten, wie sie unter dem Hrasen Pari» seit langer Zeit, besonder- aber seit dem Tode ye» Grafen Chambord betrieben werden ist, hat sehr viel dazu beigetragen, da« Parteileben zu verbittern, aber diese Nmlriebe haben nickl einmal die Einigkeit der Republikaner unter einander zur Folge gehabt. Zu keiner Zeit haben sich Opportunisten und Radikale, linkes Centrum und äußerste Lmke mit gleicher Heftigkeit bekämpft, als seit dem Sturz des Ministeriums Gebiet. Al» LaS Ministerium Rouvier am SO. Mai ins Amt trat, waren die Parteiverhältniffe schon bi» zu einem Grade schroff geworden, daß eS nur mit Roth und Mühe gelang, daS neue Cabinet überhaupt in» Leben treten zu lasse,,. Der Tag nach seinem Amtsantritt war von feinen Gegnern zu seinem Ende bestimmt, und nur eine kleine Mchrbeit republikanischer Abgeordneter gestattete Rouvier. die Zügel der Regierung zu ergreifen. Da» neue Ladiner war aber nach wenigen Monaten am Ziele seiner Wirksam keit angelangt, denn nachdem der Widerstand von link» her schwächer geworden war. wurde au» dem Kreise der Rechten der Hauptschlag gegen da» Ministerium und zugleich gegen den Präsidenten Grevy in Form de» Anträge- Cuneo d'Ornano aus Einsetzung eine- Untersuchung-au-schuffe- wegen des Orden-schacher- und gegen die Uebergriffe Wilson'S gesübrl, von diesem Schlage hat sich Frankreich di- zum heutigen Tage nicht zu erholen vermocht, dir dadurch erzeugt« Ver wirrung hat nicht nur den Rücktritt de-Ministerium» Rouvier und den Sturz Grrvy'S herbeigesübrt, sondern auch die KrisiS auf ungewisse Zeit hinaus verlängert. Grevy war im Jrrthum, wenn er meinte, daß sein ver bleiben im Amte da- geeignete Mittel sei, um die herrschende Aufregung zu beruhigen; der Wechsel im Präsidium der Republik war die erste Bedingung für die Gesundung der kranken Zustände, aber dabei konnte man nicht stehen bleiben, e» war unerläßlich, daß die Leidrnschastlichkril de- Partei- kampse» nachließ, daß alle Republikaner zusammenwirkten, um der Regierung die Festigkeit zu geben, deren sie bedarf. Sadi Tarnst faßt seine Wahl ganz richtig in dem Sinne aus, daß sie den Anfang der Versühnung unter den feindlichen Parteien darstelle. In der Thal hatten sich 616 Republi kaner vereinigt, um ihn auf den Präsidentrnstuhl der Republik zu erheben, und darnach mußte rr seine erste Aufgabe darin erkennen, ein Ministerium zu bilden, welche» alle an seiner Wahl betheiligten Gruppen der Republikaner in sich vereinigte. Die Republikaner haben aber da- Vertrauen, welche» Sadi Carnot in ihre Charakterfestigkeit setzte, schnöbe getäuscht, ihre bei derWahl am 3.December gezeigteEinigkeithatteeinsokurzes Leben, daß sie nicht einmal hinreickt«, «in der neuen Lage entsprechende- Ministerium zu bilpen. Al- der Präsident die Bildung de» Cabinet- einem Radikalen Übertrug, zogen sich die Opportunisten scheu zurück, und al» rr den Versuch machte, unter einem opportunistischen Führer ein republi kanische» Ministerium zusammenzubringen, fehlten diesem die Radikalen. Ran würde nur noch librla bleiben, die Cabiaet«dildu»g einem Mitglied« der äußersten Linken z» übertragen, und damit wäpe Carnot da angelangt, womit Grevy sein« Präsivententaiisbahn geschloffen hat. Ein Ministerium Elemencrau wüvvs sich al» da« letzte Mittel darbieten, um au» der gegenwärtigen Verwirrung herau«- zukommen, aber ein solche» Ministerium würde nur neue arvßere Verwirrung stiften, denn e« würde Reformen an streben. für welche niemals die Mehrheit zu erlangen wäre. Wie die Trennung der Kirche vom Staat, vor welcher selbst der radikal« Eoblet al» vor einer unzeitgemäßen Neuerung zurückschreckte, al« sie Elemenceau von ihm beanspruchte. Der Grnadfehler. an welchem vie heutige« Zustände Frank reich« leiden, ist die Maßlosigkeit. Jede Partei glaubt sich zur Herrschaft berufen und dadurch wird Überhaupt jede Negierung uumvglich. Da» Mittel, «elche» unter so trostlosen Zuständen ollem noch Abhilfe verspricht, ist va< der Kammeranslüsmog. Frankreich möge entscheiden. «eich« Partei t« Parlament« die Mehrheit habe» soll, di« gemäßigten oder die radikalen und intransigenten Elemente, I Aber auch zu diesem Schritt ist eine Regierung erforderlich I und an dirser fehlt es „och. und es ist anzunebmen. daß > Carnot zuvor alle versuche erschöpfen wird, bevor er sich zur ' Kammerauflösung entschließt. Der Morbauschlag aus Ferry hat der Bevölkerung die Augen geöffnet, damit sie erkennt, wohin die heutigen Zustände treiben. E« bleibt in der Thal nur die Gewalt übrig, wenn da« Gesetz nicht mehr die Herrschast zu be haupten vermag. Die parlamentarische Regierung, welche in Frankreich besteht, hat zur Voraussetzung, daß dl« Mehr heit der Volksvertretung über die anzustrebenden Ziele einig ist. Zerbröckelt da« Parlament in lauter einzelne Gruppen, welche ,ede ihr besondere« Ziel verfolgen, unbekümmert um daS Wohl und Wehe der Gesammtheit. dann tritt die Anarchie an die Stelle einer geordneten Staatsverwaltung. Demgemäß ist e» die vornehmste Ausgabe de« nrugewähltcn Präsiventen, eine Volksvertretung an die Stelle der vor handene» zu bringen, welche ein bessere» Brrständniß sür die Bedürfnisse Frankreich» besitzt. Man hat behauptet, daß die Wahl Carnoff« ein Ergebniß der ausaeregten Bolksleivenschasten sei, daß ohne die Unruhen, derrn Schauplatz Pari« am 1. und 2, December war. Ferro au- der Wahlurne al- der gewählte Präsident der Republik hervvrgegangen wäre. Wir halten diese Auffassung nicht sür richtig, wir sind vielmehr der Ansicht, daß die Unmöglichkeit, die Mehrzahl der Stimmen aus Ferry oder einen der Übrigen in erster Linie stehenden Candldaten zu vereinigen, zu dem AuSkunstSmittel geführt hat, eiorn Conipromißcanbidaten aus zustellen, nicht die Furcht vor dem Pöbel, sondern der Mangel einer republikanischen Mehrbeit ist di« Ursache der Wahl Sadi Carnol'S. Dieser Mangel darf aber nicht bestehen bleiben, er muß beseitigt werden, und dir einzige Möglichkeit, zu besseren Zuständen zu gelangen, liegt in der Auslösung drr Kammer. ES ist ein Hrrlhum, die gegenwärtige Verwirrung al- eine Bürgschaft sür die Erhaltung de« Frieden- anzusehen und zu meinen, daß die Rückkehr zu arorvueten Zniiänbe» auch den Krieg bringen werde. Ein Blick auf die Vergangen heit lehrt, daß Frankreich auch in Zeiten tiefster «nnerer Zerrüttung vor Krwge» mchl zurückgrsiheut hat, mW drr Name Earnot selbst enthält einen Fingerzeig, wohin die Herrschaft der aus Umsturz ausgehenden Leidenschaften di, Parteien führt. * « * » Zu de« «ffaire Aubertin liegt heule die folgende, allerdings noch vielfach weiterer Aufklärung bedürftige Mil- lheilung der „Post" vor: Nach Schluß der Kammersitzung am Sonnabend, ungefähr um drei Uhr, ließ ein Individuum, sich der Visitenkarte de- Lhes. redactrur« de- „Soleil". Herves, woraus einige Worte geschrieben, de- dienend. Herrn Iulc« Ferry um ein» Unterredung in der Rotunde de« Palais Bourbon bitten. Als Ferry herauskam, überreichte ihm da- Individuum ein Schriftstück, und während Ferrn einen Bück daraus wars, feuerte der Menich au« unmittelbarer Nähe drei Revolver, schaffe ans Ferry ab. Dieser schwankte, die Umstehenden fingen ihn aus nnd brachten ihn in den Saat, wo dir Aerzte schnell constatirten, daß die Verwundungen leicht« seien, nämlich eine wenig blutende Fleischwunde aus der Brust in der Herzhühe und ein Streifschuß an der rechten Seite. Er ist ein wahres Wunder, daß Feriy nicht ge- lödtet ist. Ferry war äußerst gesoßt und ruhig und wurde »ach seiner Aohnnng geschafft, wo der Chirurg Frela» von Renen, seststellie, daß die Wunden nicht lebensgefährlich seien. Ferry üußerte zn Freunden: „Ss ist nicht erstaunlich, daß Jemand, besten Mord seit Wochen von einer gewissen Presse gevredigt wird, den Kugeln des MSrderS ausgosetzt ist." Während besten wurd« der Attentäter ergriffen, von den Anwesenden fast gelyncht und nach der Quästur abgesührt. — Ein zweite« Individuum, welches den Mörder begleitete, eatlam in der ersten Aufregung. — Der Attentäter, rin gewisser Berkeim, genannt Aubertin, an« Metz, betheiligt bei einer Fabrik sür Gla». Malerei, ries beim Fenern. Vteo Viewonovnul Viva l» kn»»»«! Ich bin Lothringer! Der Mörder ist keineswegs »rr- rückt, verübte vielmehr da» verbreche» mit Uebrrlegung. wie ans gefundene Briese beweisen. Aubertin erklärte, einer Bande von »wanzlg Leuten auzugehörru, welche geschworen, Ferry, dessen Brudcc Lharlos und General Ferron zu tüdten, ihn habe da« Lao» getroffen, andere würden Nachfolgen. Auch wirb er zählt, Ändert,»'- Sodn sei in Lonkin gefallen Aubrrtta ist ei» Fünfziger mit grauem Haar und Barl Bei den» ersten B rhör vor dem »iichicc und dem Staat-anwalt benahm er sich überaus exaltirt. Die Aufregung vor dem Palais Bourbon war eine furchtbare. Alle beeiserten sich mtt Ausdrücke» der Sympathie für Ferry. Di« Kund« de- Attentat« durcheilte mit Blitzesschnelle Pari«. Allgemein herrich» die tiesste Entrüstung. Die Auslage« bogen im Hause Ferry « sind mit Name» aller Kreise, Stände und Par- teien bedeckt. Aiibertin ist nur Werkzeug, die intellerluellen Urheber dr» Attentats find jene Parteimänner und jene Presse, welche in schamloser, unerhörter Weise Ferry ongegriffen, beschimpft, sür vogel- frei erklärt haben. Rochrsort, in drr Kammer anwesend, verschwand nach dem Attentat bestürzt und eiligst, Roche fort und Lonjorten erklären «tnsach Aubertin für einen Opportunisten und einen ver- rückien. Im «erhör gerirt sich Ändert,» al« Patriot. welcher da« Vaterland an dem verrüther Ferry, de« Allitrte» Bismarck'« und Deutschland», rächen wollte. Weiter wird qeiiiktbet: * Pari», 11. December. (Wolfs'-Bureau.) Ferry batte gestern einen leichten Fieberansall, von dem er sich heute vollständig erholt Hot. Anläßlich de« Attentate« gingen demselben zahlreiche Bewk,ir von Sympathie»«, Aubertin erklärte, er werde am Dicn«tog die Namen seiner Mitschuldigen nennen, fall« nicht bi« dahin die Mit- glieder des Labinet« Ronvier durch sein« Freund« geiädtet seien. — Di« Blätter aller Richtungen sprechen ihre Entrüstung über da« Attentat au». Do« „Journal de« DSbat» ", die „Räpubltque sranyaise" und der „Soleil" beschuldigen die demogogisch« Presse, dem Aubertin die Waffe i» dt« Hand gegeben zu haben, und sordrrn zugleich ei, neue« Preßgese, behus« Abänderung dr« Gesetze« vom Jahre 1881. Wolfs'« Bureau gießt noch folgende Mittheilungen zur Lage; * Pari«. 11. December. Lockroy lehnte di« »uffordernng Falliärr«, einen Ministerpoften anzunehmen, ab. Wie e« heiß,, würde yalliäre« auf dir Bildung eine» neue» Labiuet» verzichten, fall« es ihm nicht gelingen lallte, ei» solche« zu bilden, * Part«, It. December. FaNtäre« begab fich heute Mittag ta« Elys-e nnd zeigte dem Präsidenten Larnot an, daß er bet der Unmägltchkrit, ein au« rein republikanischen Elementen bestehender Labiaet zu bilden, den Auftrag zur Bildung de» neue« Lablnei» ablehnen müsse. . * Varl». 11. December. Der Präsident Laraot hat Llrard mit der Bildung de» nenen Labinet» deaustragt. Lirard beabs, hitgte, tm Laufe de» Abends nochmal» tn» Elyläe zu kommen und Larnot von dem Ersolge seiner bezügltchea Schritte zu deuachrtchtlgeu. Leipzig. 13. December 1887. « * N»« d" ärztliche« Umgebung de« »ronprinzen „ Sau Ne«« ist in London am Sonnabend, »i, di« „Neue Frew P«ff»" Von dort meldet, die erfreulich« Meldung rin get roste», daß i» Kehlkovie de« Kronprinzen zweifellose An- » Auflage IS,7»V. ^dollnrmkntsprri« Viertels. 4'/o Mb >»cl. Bringerlohn ö Mk„ durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 80 Pi Belegeremplar 10 Pf. Gebühren sür Ektrabeilaaen (in lagrblatt-Format gesalzi, ohne Postbesärdernng M Mk. mtt Poftbesörderung 70 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 80 Pf. Größere Schriften laut »ns. Prri-verzeichniß. Tabellarischer «. Zisfernsatz nach höhrrm Tarif. Reklamen unter dem Redaction-strich die »gespatt. Zeile bOPs., vor deaFamiliennachrtchte» die 6gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet« an die Hppkditton za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeaumormiäo oder durch Post- aachnahm». 81. Jahrgang. Zeichen eine- HeilungSprocesseS vorhanden seien. Nebst diesem äußerlich erkennbaren Merkmale legen die Aerzte auch große- Gewicht auf die optimistische Stimmung de- Kron prinzen, die sich namentlich in dessen jüngstem Smr, dc», au«- spricht. Wirklich KrebSleidende seien nämlich im Gegensätze zu Lungenkranken stets sehr pessimistisch in Bezug aus ihre Krankheit, waS der französische Laryngolog Fauvel geradezu alS ei», ganz eigenthümlickeS Kennzeichen des Krebsleiden« ansührt. Die optimistische Stiini»un<z deS Kronprmzri» komme also fast einem medicinischen Beweise, daß kein Krebsleiden vorhanden sei» gleich. * Die Wiener .Politische Correspondenz" erhält die solgend« ossiciöse Darstellung des Verhältnisse« Rußland- zur französischen Republik nach dem Präsidenlenwechsel: Der Eindruck, den hier die Lösung ver PräsidentschastS- Krile iu Frankreich hervorgebracht hat, ist vom ersten Augenblicke an allgemein der gewesen, daß die Wahl de« Herrn Sadi Laruat »um Staat«oberhauptc der sranzösischen Republik in ollen Gesell- schastSkreijrn und in der ganzen russischen Presse, ohne Unterschied der Parteirichtuug. da- Gefühl vollständiger Brsriediguug weckte und ausnahmslose Billigung fand. Allgemein beglückwünschte man Frauk- reich, daß e« sich etnen Mann zum Oberhaupt« gegeben habe, der nicht nur den Rus der höchsten Ehrenhastigkeit genießt, sonder» sich auch al» tüchtiger Gtaal«beamter erprobt hat und der in Folge de« Umstande-, daß er bi« jetzt in der Politik, wenn auch eine würdige, so doch keine besonder« hervortretende Rolle gespielt hat. nicht den Gegenstand politischen Hasse« der einen oder anderen Partei ist, sondern im Gegeniheile allen Parteien vertrauen einstSßen muß. da er vor allen anderen Prisidentschast«-Tandidaten am eheste» in unparteiischer Weise regiere» kann, ohne sich »ach der einen oder anderen Richtung sortreißcn zu taffen. Seine Abkunst und sein makelloser Ruf geben ihm überdies ein persönliche- Ansehen» da» ihm ebenso wie in seiner Heimath auch im Ausland« eine gut« Aus nahme sicher», nnd man kann daher erwarten, daß er eine genügend« Autorität genießen wird, um ihm zu gestatten, da« doppelte Ziel, da« er sich gesteckt, zu erreichen, nämlich durch ein stabile« uud thättge« Regime Ruhe nnd Ordnung im Inner» aufrecht zu halten und die Würde Frankreich« nach außea zu wahren. Zwei Dinge haben namentlich zu der wohlwollenden Veurtheilnng de» neuen Präsidenten der französischen Republik seiten« drr »ffent- lichcn Meinung in Rußland deigetragrn: crftrn- die Besorg«iß, daß eia mehr odsr wentger autgesprochener Aatzänger Dentsivlaud«. wie Herr Iulc» Ferry, oder Männer wie Herr Floguet, Ll«- menceau oder General Voukanger an« Ruder hätten komme» könne«, mit denen nur schwer gnie Beziehungen zwischen denn osficiellen Rußland und Frankreich aufrecht zu halten gewesen wären and die daher beite Staaten mehr al« je einauder rnlir.mdck hätten: zwettea» die Perspective der Rnarchtr, eine« Bürgar kriege« oder wenigsten« ernster Unruhe» in Frankreich, welche die Kräfte diese« Staate« nach außen gelähmt hätten und gleichfalls »» einer Isolirung desselben, sowie zu einer Vernichtung de« Gl ck> gewichte« von Europa geführt hätten, da« in einem starke« und durch seine innere Lage nach außen nicht behinderten Frankreich cina große Stütze besitzt. Bei einem großen Tbeile de« russische» Publicum« hatte schon die sehr unvorthellhafte Anschauung Eingang zu finden begonnen, daß die sranzüsische Nation einem Zustande uu- vcrdefferlichen moralischen versalle« anheimgesallca und für immer den Parleikämvsen überliefert, wie auch zu jeder patriotischen Au- strcnaulig unfähig geworden sei. welche gegen diese Zersetzung de» gcsellschaftkichen und politischen Organi-inut Frankreich« zu rcagiren vermöchte. Diese Anschauung förderte bei der Mehrzahl der Russen ein mehr oder minder bestimmte« Befühl de« Mißtrauens gegen Frankreich zu Tage. Nun hat die sowohl seiten- der Kammern, als auch de- französischen Balte« im Augenblicke de- Versailler Eou- greffeS beobachiele würdevolle und seste Haltung diesbezüglich ein« ziemlich tiesreicheade Gegenwirkung zu Gunsten Frankreich« hervor» gerufen. In dieser Weise lassen sich nir Allgemeinen die Empfin dungen des russischen Publicum- bezüglich der Lösung der sran» zöstschen Präsidentenkrise darstclle». In de» osficiellen russische» Kreise» zeigt man sich freilich t»e»t zurückhaltender, da mau augenscheinlich noch die Folgen der Ereignisse abwarlen will, um letztere mit voller Sachkenntniß würdigen zu können. E« ist daher sehr wahrscheinlich, daß die Folgen der sranzösischen Präsidentenwahl sich in Haltung und Borgehe» des osficiellen Rußland nur recht langsam und mit der Zeit erst ab,«ichnrn werden. Man wird ohne Zweifel obwarteu. daß die Stabilität de« gegenwärtigen Zustande« der Ding« die Probe der Zeit und drr Umstände bestehe, und danacki den Grad von Achtung und Wichtigkeit zu bemessen, welche man ihn» thatsächlich beiznlegrn haben wird. Unter allen Umstände» kann e« al« »««gemacht gelte», daß die russische Regierung, ihrer Politik der vollen Unabhängigkeit und der Action-sreiheit teru bleibend, in keinerlei Weise aus Frank- reich rechne! — wozu sie übrigen« im Augenblicke keinen Grund hat — und daher die inneren Ereignisse, welche sich in Frankreich »»tragen könnten, mit drin «befühle voller Unparteilichkeit »n- Auge fassen und im Uebrigen sich ans den Wunsch beschränken wird daß der Gang der Ereignisse in jenem Lande mit zur Erhaltung de« allgemeinen Frieden« beitrage. Bon diesem letzteren Gesichispuncte wird die russische Regierung sich aufrichtig befriedigt fühlen, wenn e« Herrn Sadi Larnot gelingt, da« vartresftiche Programm zu verwirk- lichen, welche« au« seinen ersten Erklärungen durchblickte. Auch da- russische Publicum hat hauptsächlich au« dem Grunde, weil c« in der rasche» Lösung der PräsiSeiilenkrise und in der Wahl Cariioi'S eine Bürgschaft süc den europäischen Frieden erblickte, diese Lösung «nd diese Wahl mit ungethetlter Zustimmung bearüßt. Von dem selben Gedankeugang-au«geheud, hoff» man hier, daß Herr FlourenS in jeder neuen ministeriellen Lombinaiion, welche in Frankreich sich bilden könnte, weiter an der Spitze der auöwärtigen Angelegenheiten verbleiben wird. * Aus Warschau, 10. December, wird un» geschrieben: .Die hiesig« deutsche Eotonie beabsichtigt in Folg« der schweren Erkrankung des Kronprinzen von Deutschland sich aller Vergnügungen währenv de« CarnevalS zu enthalten. Ueberhaupt zeigen die hiesigen Deutschen eine lebhafte Theil- nahme für den hohen Patienten. — Bor einigen Monaten Verurtheilte da- hiesige Kriegsgericht zehn höhere Ossicirre wegen Unterschlagung zur Deportation nach Sibirien, Der Eaffalionshvs brstätigle da« erst« Urthril. Der Kaiser hat jeooch sämmlliche Osstcier« begnadigt, den Obersten der Artillerie, Nowickij, gänzlich, die anderen erhielten Rügen. Demission, zeitweilige Entfernung au« dem Dienste, Piffer Gnadenact soll dem G«»eralgouvcrueur Gurko zu verdanken sein. Als allein Schuldiger und hart Bestrafter verbleibt der General Oboljaninow al- Drportirter in Sibirien. Derselbe erfreute sich nicht der Gunst Gurko'» Ein Kaufmann War-zaw-ki. der gleichfalls in dieser Sache verurlheilt war. nach Sibirien drportirt zu werden, hofft gleichsall« begnadigt zu werden." * Wie an- Konstantin» pcl mitgetheilt wird, hat der Sultan am vorletzten Sonntag Abend» „ach längerer Pause den gewesenen Großvezirr Said Pascha wieder zu sich in den Palast entbieten taffen und ihn mit großer Au-zeichnnng empfangen. Diese- Errigniß hat in politischen Kreisen Kon stantinopel- einige Beachtung gesunden, da bisher solchen Audienzen de« ehemaligen Haupte« der Pjorte immer Gerücht« über Mmisterkrisen zu folgen pflegten.
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