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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188712176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18871217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18871217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-12
- Tag1887-12-17
- Monat1887-12
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.12.1887
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Srfch-Int täqlleb früh 6'/, Uhr. Kr-acti»n un- Expedition JosianneSgaffe 8. Sprechstunde» der Ledartiou: Bonniirugö 10—12 Uhr. Nackmiitags 5—6 Uhr. Für die RUck..ibe e»k aesanvter Manofcrivte macht sich t r -redactivn mcht rerdinttlch. «»nähme -er für -te uSchsisolgenb« «Normer brfttmmtrn Jnlernte nu rü-cheittagen dis 8 Uhr Nachmittags. snSonn- nn» Festtagen früh his'/.SNHr. Zn den Filialen für 3ns-Annahme: Otto stiem«, Universitätsstraße 1. Louis Lösche, Katharioenstr. 23 park. a. König-Platz ?, nur bi- '/,8 Uhr. rWMr.MAMalt Anzeiger. Organ für Politik, Loralgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. 351. Zur gefälligen Veachlmg. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 18. December, Vormittags nur bis »S Uhr eröffnet. LxpeMtion Ü68 L-elprlxer T'sxedlattes. Amtlicher Theil. Holz-Anctlon. Montag, den it. Jauusr 1888, sollen von Vor mittags tt Uhr an aus dem diesjährigen Mittelwaldschlage IN Abld 18, IM sogenannten Leutzfrher Holze, dicht an irr großen Eiche tu» Forstreviere Durgau 56 R.ntr. Eichen-Rutzschette l. und II. Claffe, 333 » Eichen- t 12 -> Buchen- I 5 » Ahorn- s 2 t » Eschen- s Brennfcheite 70 » Rüstern- I 1 - Eller- u. I 41 - Linden- 1 ! unter den an Ort und Stelle öffentlich aushängenden Be rgungen und der üblichen Anzahlung a» den Meistbietenden I vertäust werden. Zusammenkunft: aus obigem Schlage. Leipzig, am l4. December 1887. DeS Nath» Forstdeputatio«. Nichtamtlicher Theil. ver Lericht des „Russischen Invaliden". Der „Russische Invalide", das Organ des russischen KriegS- ! Ministers, behauptet mit derselben staunenSwcrthe» Sicherheit, mit welcher die russische RegicrungSpresie seiner Zeit die ßseietzinäspgleit der bulgarische» Wahle» geleugnet hat, daß rächt Rußland beunruhigende Truppenverschiebungen an der i;iilisischen Grenze vorgenommen habe, sondern daß diese nur t,e Antwort aus die militairischen Maßregeln Oesterreichs und T-iUschlandS seien. Russische MililairS sind der Ansicht, daß lie Lcrtheidigung dcS russischen Gebiete- noch nicht gesichert sü; es sind also noch weitere Truppenansammlungen zu er- märten, und die Nachbarn, in erster Linie Oesterreich, werden slaruach ibre Vorkehrungen einzurichten haben. NuS den Veröffentlichungen der »Kölnischen Zeitung" und Iler »Kreuzzeilnng" über die russischen Truppenbewegungen an der gatizischcn Grenze ist jeder Zweifel darüber beseitigt, laß sie anderen als Angriff-Zwecken dienen könnten. Die Unterstellung, daß Oesterreich und Deutschland einen Angriff -egen Rußland beabsichtigen könnten, ist so vollständig im Widerspruch mit den allseitig als richtig anerkannten Tbat- jachcii, daß wohl kaum rin nicht russisches Blatt sich finden sird, welches die Auseinandersetzungen dcS „Russischen Jnva- Iliden" ernst nimmt. Die Prüfung und Widerlegung der von cem russischen Blatt gemachten Zahlenangaben liegt den militairischen Sachverständigen ob. aber das sie unrichtig sind «der, wo sie sich alS zutreffend erweisen, in anderem Sinne l amznjassen sind, als vom „Russischen Invaliden" geschehen ist, drrstel't sich von selbst. Wenn i»> vorigen Jahre auf deutscher mis österreichischer Seite, an der russischen Grenze für Ruß- limo o,ui euyigenve -r.ruppena»>amn»tungen, Fegungs- nno chsenbahnbauten stattgesunden hätten, so wäre man darüber in Rußland gewiß nicht stillschweigend hinweggegangen, im Aegenthcil würde darin ein willkommenes Mittel erkannt :srde» sein, um dir friedlichen Absichten der Nachbarn in Zme sel zu ziehe». Die russische Presse, welche mit Eifer Aller ausiuchl, um Deutschland und Oesterreich zu reizen und I;u verdächtigen, bat aber kein Wort der Klage über die an- Michen bedrohlichen inilltalrischen Maßregeln an der Grenze I verlaute» lasten, sie hat vielmehr durch ihre ganze Haltung volles Vertrauen in die friedlichen Absichten Deutschlands und I Oesterreichs zu erkennen gegeben. Um so weniger kann der I„Russische Invalide" für seine neuesten Darlegungen auf Izläubiac Leser rechnen. WaS au dem Artikel des »Russische» Invaliden" besonders Iiussallen »ruß, ist die lange UeberlegungSsrist, welche nvihig Iioar, um den am ft. Deermder erschienenen Artikel des iLi-ner „Fremvcnbtatt" über die russische» Rüstungen zu de lentworlen. Die russische Regierung hat eine ganze Reihe Idon Blättern zu ihrer Verfügung und war gewiß in der Ik-ge, diese Kundgebung sofort durch eine sachverständige Wider- slezung abzuserligen. Statt dessen ist erst neun Tage lang Idas Material gesammelt worden, aus Grund dessen die I Grundlosigkeit der aus deutscher und österreichischer Seite ge legten Befürchtungen erwiesen werden soll. Das ist schon Ion sich verdächtig, aber der Zweck der Veröffentlichung wird Irsch klarer, wenn auS den Zahlen deS „Russischen Invaliden" Isir Beweis für die Behauptung entnommen wird, daß Ibie russischen Vorbereitungen hinter den deutschen und Iksterreichische» weit Zurückbleiben I Die Beweisführung LeS „Russischen Invaliden" geht von der Isolicken Annabine auS, daß die Eultur Rußlands ans dem- iselden Stanvpunct siebt, wie dir Deutschlands und Oester- Imchs. Rußland- Verkehrswesen befindet sich noch in den lAnsmige» seiner Entnickelung, die Eisenbahnen von St. PelerS- Iturs. nach MoSka» und Odessa, auf der andern Seite nach IWarschau sind m-it später entstanden als die deutschen und i erie,Nasche,, Bahnen, und demgemäß ist auch der Ausbau ^ russischen Eisenbahnnetzes hinter dem der beiden Nachbar- aolen weit zurückgeblieben. Wenn nun aber plötzlich in hen dreisigebieten daS Versäumte mit fieberhafter Eile nachgehvlt "rd. wie die« in Russisch-Polen seit einigen Iahrt» geschieht, ain damit FcstuugSbauten Hand in Hand x ' und lruppenverschiebungen nach der Grenze, so kann dö. »arauS geschlosieu iverden. daß Rußlands Regierung dn : Maß- "ltln zu,» Zweck der Verthei»,guug gegen deutsche und "1»S-l»ste «greift. Der Vchüch ist viel« Auflage 1S,7S0. ^bonnkmrntgprris Viertels. 4'/, Mir >ncl. Bringerlohu 5 Mk., durch die Post erzogen t» Mt. Jede einzelne Nnmmrr 20 Ps Bclcgcremplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (ln Tageblatt-Format gefalzt) ohne Psstbeskrdrrnug M Mk. «>t Postdesärdernug 70 Mk. Inserate figespalteiie Petitzeile LO Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis,. Tabellarischer u. Zisserusatz nach höherm Tarif. llectamen unter dem Redactionsftrich die 4gelpalt. Zeile SOPs„vor denFamillennackrichten die ftqespallene Zelle 40 Pt. Inlerate sind stets an die Erpesitiov zu senden. — Rabatt wird nicht gegebeu. Zahlung pruennm-eainio oder durch Post- Nachnahme. Sonnabend den 17. December 1887. 81. Jahrgang. mehr gerechtfertigt, daß Rußland mit diesen auSschiirßlich strategischen Vorbereitungen eine Lage schaffen will, welche ihm gestattet, sein Machtbereich auf Kosten seiner Nachbarn zu erweitern. Besonder» charakteristisch für die wahre Bedeutung der russischen BertheidigungS-Maßregrln ist der Hinweis des „Invaliden" auf die afghanische Angelegenheit al» die Ver anlassung der neuerlichen Kriegsbereitschaft der russischen Armee. AlS ob Rnßland zn fürchten hätte, daß Deutschland und Oesterreich einen Kampf Rußland- in Afghanistan zu einem Angriff in Europa benutzen würden. ^Üc die Z.vea-, welche Rußland in Asien verfolgt, hat es die erforderlichen Slreitkräsle stets in Bereitschaft, und wenn General Komarom im April 1885 hätte nach Herat marsckiren wollen, so würde die russische HeercSmacht deshalb nicht um einen Mann verstärkt worden sein müssen. Die Gründe, welche Rußland adgehallen haben, damals bis anS Ende zu gehe», sind vor läufig noch nicht bekannt, aber eS ist aus den vorliegenden Anzeichen zu ersehen, daß Rußland feine Zwecke in Asien ohne großes Blutvergießen »nv darum nicht minder sicher zu erreichen hofft, alS e» durch einen Krieg mit England wegen Afghanistan« geschehen wäre. Wenn Oesterreich die Lage für so ernst erachtet, daß des halb unter Vorsitz de» Kaiser- wiederholt Beratungen ge pflogen werden, so liegt e- aus der Hand, daß eS sich n,chi um nolhwendige und von militairischen Sachverständigen ata solche leicht erkennbare russische BertbeivigungSmaßregeln handeln kann, sondern um unzweiselhast Gefahr drohende Schritte der russischen Heeresleitung. Die bulgarische Krisis datirt in ihrer gegenwärtigen scharfen Form seit dem 18. September 1885, also seit länger al- zwei Jahren. Rußland hat während dieser Zeit zwar mehrfach Versuche gemacht, um den bestehenden verfassungsmäßigen Zustand ein seitig zu verändern, aber auch nicht das geringste Zu- geständniß, wodurch aus feine Geneigtheit zu einer friedlichen Beilegung deS Streites geschloffen werden könnte. Gerade mit Rücklicht auf die gänzlich verfahrene bulgarische Ange legenheit sind alle militairischen Maßregeln, welche Rußland an der österreichischen Grenze trifft, ganz anders und weit ernster zu beurlheiten, als unter ruhigen Verhältnisse« ge schehen könnte. Oesterreich würde zwar niemals in der Lage sein, russische Trnppenansammlungen an seiner Grenze mit Gleichgiltigkeit zu beobachten, aber beim Bestehen einer so durchschlagenden Meinungsverschiedenheit, wie sie die bul garischen Wirren erzeugt haben, ist doppelte Ausmerksamkcil aus russische Truppenbewegungen au der Grenze gebolen. Einen Bortheil bietet die Darlegung des »Russischen In validen" und daS ist das augenscheinliche Streben Rußland-, seine militairische Maßnahmen an der galirischen Grenze deS kriege rischen Chrakter- zu entkleiden. Diese- Streben enthält da« mittelbare Gcständmß, daß Rußland den Schein aufrecht er halten will, alS liege ihm jede Absicht eines UebersallS fern. DaS ist nicht ohne Werth, denn wenn diese Absicht wirklich nicht vorhanden ist, so wird Rußland auch nicht an den Ab- wehrmaßregeln Anstoß nehmen, welche Oesterreich zu seiner Sicherung gegen russische Uebrrsülle ergreift. Wenn Rußland die angeblichen Kriegsvorbereitnngen Oesterreich- »nv Deutsch land-, welche nach dem »Russische» Invaliden" seit 5 Jahren betrieben werden, so ruhig mit angesehen hat, dann wird Rußland auch nichts dagegen einzuwenden haben, daß seine Nachbarn sich gegen einen russischen Angriff auch nach ihrer Auffassung der Sachlage zn sichern bestrebt find. * * Der bereits telegraphisch signalisirte Artikel de» ofsi- ciösen Wiener „Fremdenbl att" lautet vollständig fol gendermaßen : Seit den Bemerkungen, »a welchen uuS die auS Rußland ge meldeten Nachrichten über mllitairischr Maßnahmen in Russisch.Poleu Anlaß gegeben haben, bildet daS BerhSltuiß unserer Monarchie zu dem Zarenreiche den bauvtlächlichften Stoff der Betrachtungen der in- und ausländischen Publicisiik. Mit einer gewiffen Ueberraschung entnehmen wir den Ausführungen eines großen TtzeileS derselben dir Unjichi, als ab sich die ovo uns gelcanzeichnere Lnuanon sauber >n irgend einer Weise geändert, ja sogar gebessert hätte. Uns erscheint diese zumeist wohl auf die unbegründelea Nachrichten über den Verlaus der militairischen Conferenz und verschiedenartig« be- schwichtigende Mittheilange» heimischer sowohl, wie auswärtiger Blätter ausgrbaute optimistische Auffassung in erster Linie ans einer vollständigen BenoechSlnng der mititairischen und der politischen Momente, beziehungsweise der militai- rlich'n und der politischen Situation zu beruhen. WvS die letztere betrifft, so war ja schon aus unseren Bemerkungen zu er- sehe», daß die diplomatischen Beziehungen unserer Monarchie zu Rußland durchaus freundlicher Natur find und daß in der politischen Sachlage kein Grund vorliegen würde, welcher an der Möqlichkeii einer friedlichen Lösung der bestehenden Schwierigkeiten z« zweifeln Veranlassung bieten könnte. Darin Hai sich auch heute mchlS geändert. Die politischen Beziehungen zwischen unserer Monarch,« und Rußland waren eS aber auch gar nicht, die uns veranlaßt haben, unseren Besorgnissen Ausdruck zu gebe». Dasjenige, um was eS allein silv handelte, war die militairische Situation, und in dieser Hinsicht können wir absolut nicht einsehen, woraus sich die Annahme stützen könnte, daß sich diesfalls etwas ge ändert oder gebessert halte, wen» wir auch zugeben wollen, daß in den wenigen Tagen, seitdem wir über die Sache zu sprechen uns verpflichtet erachtet haben, kein neues erschwerende- Moment hinzu gekommen ist. Die Truppens-rmehnmg uN Militairbezirk Warschau, welcher wir aus Grund von Zeitungsnachrichten erwähnten, ist durch die Veröffentlichung der bezüglichen amtlichen Beifügung constatirt worden, und eS geht durchaus nicht an, von diesin eine ganze Cavalleriedivision sammt den dazu gehörigen reitenden Art'llerrc- batterien vmsassenden Maßregeln, wie dies in Petersburger Depeschen englischer Blätter beliebt wird, als von der Ent sendung einiger Eavallerie-Abtheilaagen noch Polen zu sprechen. Ebensowenig kann wohl die Mvtivirung dieser Truppenvor- schiebung durch Futtermangel oder gar darch die Vesorgniß eincS feindlichen Angriffe- aas die schwach bedeckte Gegend von Lublin einen Eindruck machen. Erwägt man überdies noch gewiss-, als organisatorisch brz-ichnetr Maßregeln der jüngsten Zeit bezüglich der Scharfschützen-Bataillone re., so kann kein Zweifel obwalten, daß eine Verschiebung der miliiainschen Machlverhiltniffe an unseren Grenzen im Zuge ist. welche schon jetzt unsere ernüeste Beachtung und Wa h> samkeit herauSforDert und w lche im Falle ver Fortsetzung auch nnlbrerseits die suereistve Erböhang unserer Kräne in den Grenz Provinzen zur Erhaltung de« beiderseitige» miluairischen Gleichgr wichleS nvinwendig machen müßte. Denn deshalb uasrr« Regierung diese Situation klar und ent- schstben in? Auge faßt, so thul sie, unserer Auffassung nach, nichts weiter, als eiusach der BeraNtworlung gemäß handeln, welche ihr für die Machtstellung der Monarchte und für -ie Sicherung der Interesse« derselben obliegt, von elarr Provokation de-Nachbarflaat-S oder einer Kriegslust kSnnte aber aur Derseniqe reden, welcher dl? Politik unseres Auswä.ligen Amtes in den letzten Jahren vergessen hat oder absichtlich eatstellen will. Für jeden obiccttven Beobachter ist eS wohl »Wvrtselhast. daß die Leitung unserer a»»»irti,«n »ngelegrnheüen mit allen ihren Maßnahinen immer nur aus eine friedliche Läsung bestehender Differenzen hingearbellet und selbst in sehr schwierigen Momenten die ruhige Benrtheilung der Sachlage nicht verloren hat. «lr sind aber überzeugt, daß auch jetzt der Sache des Friedens em besserer Dienst »nrch «tue ehrliche und offene Bezeichnung der Momente, au- denen eine Geiährdung desselben erwachsen könnte, erwiesen wird, alS durch ein,.Bogrl.Slranß"-2ystem. das durch ein Nichtseheu von Dingen, die offen geschehen, dieselben aus der Welt zn schaffen hofft oder gar aas kindischen Märchen sich das Recht einer Einschläferung der gebotenen Wachsamkeit herzoholea mein». Al» die albernste unter diesen Fabeln müssen wir die allerdings z- r''"s! v.'.-, '.-azTstsfl-r 2^te sakrisch!: Srsch'chU ausil-r-r -l-' ob seiten- der deutschen Regierung und der ihr nahestehenden Presse die Gefahren der russischen mMairischen Maßnahmen lediglich z» dem Ziveckc erörtert und unserer Beachtung empfohlen würden, »in in dem etwa entstehenden KriegSiärm gewisse Militairvorlagen im Nelch-tlige durchzvbrinqen. Selbst wenn wir von unserer Ucker- zenguag abseheu wollten, daß wohl die patriotische Gesinnung des dcmschen Reichstag- solcher Jnstigatlonen zur Annahme von Borschlägen. welche der besseren Wehrhaftigkeit des Reich:" dienen, ebenso wenig bedarf, als etwa die Vertretungen Oesterreich-Ungarns, welche im Frühjahre 1887 analoge Vorlagen ogne jede» Kriegslärm bewilligt haben, so müssen wir überdies in solchen Deutungen eine traurige Verkennung der dankenswerthen Tdeilnahme erblicken, welche unsere Llliirten auch solchen «erhält- nifscn zu widme» sich gezwungen sehen, welche vielleicht tm Augen blicke sie selbst weniger bedrohen als an-, deren Rückschlag jedoch für dieselben in Folge d«S Bündnisses mit unserer Monarchie auch nicht ausbleiben würbe. Wir glauben daher, daß unsere Regierung iu einer den Intereiski, unserer Monarchie am meisten eniiprechenden Weise handelt, wenn sie Alles auibletet, um das günstige polnische verhälimß unseres RcichcS zu Rußland zu erhalten und AlleS zu vermeide». waS eine skicdlichc und freundliche Auseinandersetzung mit dem Nachbarstaoie hindern könnte, dabei jedoch stets ihrer Pflicht bewußt bleibt, Mrs auss Sorgsamste zu überwachen, damit für den Fall, als ihre Be mühungen vermöge von Veryältniffen, die sie nicht in ihrer Macht ha», scheitern sollten, die militairische Situation für unsere Monarchie nicht von vornherein eine ungünstigere Gestaltung angenommen habe. Die Enunciatiouea in den Bertretungskörpcrn der beiden Theile der Monarchie und jüngst noch in den versammelten Landtagen erfüllen ua- mit der Zuversicht, daß auch die gesaminie Bevölkerung bei aller Fliedenslieb« und bc> lhreni dringenden Friedensbedürsaitz zu jeder Stunde bereit ist, für die S,ch:rhe>t des Reiches mit ihrer ganzen und vollen Kraft einzutreten. Die .Kölnische Zeitung" bemerkt über die Lage: Als es bekannt wurde, daß der Zarenbeiuch in Berlin auS den deutsch.rus< ,chen Bezi ehunge» wenigstensjenenBerstiminungS- st»ff rnlser» «alte, welcher seine Entstehung lediglich den Fälichunqen einer europäischen Kciegspartei oerdantte, sah sich die unteerichvte Presse genöthigi. gleichzeitig mit dieser beruhigenden Erklärung die Thalsache sestzustellen, daß die maßgebenden ruisiiche» Kreise nach wie vor von einer leidenschaftlichen Bittrrk-üt gegen Oesterreich erfüllt seien. Diese Verstimmung, welche sich inLrupvenaahäusungen an der üsterrcichiichen Grenze offen aussprach, konnte unter Umstände» schon deshalb bedrohlich werben, weil in Rußland eine Unlerjchätznng der milüairischen Kraft und der politischen Entschlossen- heit Oesterreich» üblich ist, welche durchaus unbegründet ist, aber dennoch, weil thatiSkfflich vorhanden, auf die Entschließung der rns- stichen Staatsmänner einen verdängnißvollen Einfluß ausüben konnte. Unter dreien Umstände» konnte man sich in Deutschland nicht bei der russischen Ansicht begnügen, man wrrse die Kavallerie deshalb an die Grenze, weil die Grcnzbezirke der natürliche Standort der Reitermassen seien, zumal da es bekannt war, daß die Truppcnver- jchrebrrng langram ihren Fortgang nehmen solle. Hätte Oesterreich sich unter Liesen Umstaaden durch einen leichtherzigen Optimismus rinschläfern und über den Ernst der Lage wegräniche» lasten, so würde es Rußland lediglich ln dem Glauben an die Unebenbürtigkeit seines Nebenbuhler- bestärkt habe». In der Thal jedoch haben die Lenker der österreichischen Geschicke eine Haltung angenommen, welche bei aller Besonnenheit doch wohl geeignet ist, den Russen klar zu machen, daß das Spiel mit dem Feuer gefährlich werden kann. Zeugrriß dafür ist ein (vorstehend mitgetheilter) Artikel des .Fremdenblall". « « « - DaS „Journal de St. Pßtersbourg" läßt dem Artikel de« „Russischen Invaliden" einen beschwichtigenden Commentar folgen. DaS vom Freitag dalirte Telegramm lautet: * Petersburg, 16. December. Las ..Journal be St. PsterSbourg" sagt: Wenn es wirklich der Zweck der Frtedensliaa ist, durch Rüstungen den Frieden zu erhalten, so schließt sich R»ß- land dieser Friedensgarantie au, indem es BrNheid'gnngsmaßregeln an der Grenze trifft. S» sei nur fraglich, ob ein Mißbrauch deS Satze- r,8i vü, paosm p»r» bellum" da» beste Mittel sei zur Wah- ruug des Frieden«, welchen Jedermann zu wüuichen scheint, den auch wir für uns auch lauge hinaus. Dank den guten Beziehungen zu «usereu Nachbar«, für gesichert glauben. Leipzig. 17. December 1887. * Wie vor fünf Jahren, so ist Seiner Majestät den, Kaiser und Könige auch jetzt von dem Justiz,iiiirister ei» Bericht über die Justizverwaltung und Rechts pflege in Preußen erstattet worden, weicher sich über die Jahre 1882—1887 erstreckt. Während der letzte Bericht nur erst Uber die Anfänge de« neuen vor der Reichsjustiz- Gesetzgebung einzeleiteten EirtwickeluiigsprvcelseS berichtete, so liegen dem neue» Bericht die Erfahrungen zu Grunde, weiche auf diesem Gebiete in der Zwischenzeit gemacht worden sind. Derselbe giebt «in Bild von der örtlichen Organisation, von den Verhältnissen der Beamten. Rechtsanwälte :c. und be handelt die Wirkungen, welche die neuere Gesetzgebung im Eivil- und Strasproceß. im EoncurSvrrsahrcii, in der Zwangs vollstreckung in da» unbewegliche Vermögen rc., sowie die Wieverilberweisung der Casicnverwaltung an die Gerichte ge- habt hat. Indem Vorbehalten bleibt, i»> Einzelnen hieraus zurückzukommen, glauben wir schon jetzt die Allerhöchste EabinetSvrdrc miltheile» zu sollen, welche aus Grund des Berichts an den Herrn Justizministcr ergangen ist. Die selbe lautet: „Der Bericht, welcher Mir von Ihne, »aterm 27. v. M. über den Zustand der Justizverwaltung unb der Reibtspsteqe », Meinen Landen während der letzien süas Jahre erstattet worden ist, ha> Mein Interesse in hohem Maße in Anipruch genommen. Das um- saftade Material Ha, Mir reichen Anlaß zu Meiner Befriedigung g g-ben; Ich beschränke Mich daraus, folgend« Angelegenheiten, weide Meine Aus»e»ksamkeü qesesftlt habe», hervor,„Heben. Mi, besonderer Freud« Hobe Ich ersehen, daß die durch die Reichsgesetz gebung heroorqrrasenk Justizorganisotwn sich Im Volke einlebt and im Groben und Ganze» sich bewähr«. Einzelne Mängel, wie der- gleichen namentlich bei dem Verfahren sich iühlbar maüsin. werben, wie Ich vertraue, an der Hand längerer Ersabrnnq zweckealiprechend gehoben werde,,. Angenehm h»t Mich die MitiNeünn,, über die gönftine Wirk««, berührt, welche die neuere Geietzgeviich, ans die Unterstütz»»»- der wirthschafffichen Bedürft,iff-. insbesondere in, Immobilien-, Lubhastalions- und Eoncuriw ieu. gehabt hat, wie Ich des» auch mit Geaugtüuag Las Bestrebe» begrüß, habe. l»m »ralcrebU im Gebiete he« rheinischen Rechts unter Br- achtung der guten altpreußische» Grundlage eine zuverlässigere Sicherheit zu gewahren. Ohne Zweitel hat die Liarichtung. daß die Laffenverwaltung den Steuerbehörden abgenomwen und wiederum den Gerichten übertragen worden, einem in der Praxis schwer empsundenen Uebelstande wirksam abgeholscn und bei allen Betdeiligten Ziisriedeuheit hervorgcnisen. Der bessernden Gestaltung des GesängnißweseuS kann Ich Meinen Beifall nicht versagen. Es hat Mich mit dankender Befriedigung erfüllt, daß in allen Zweigen Ihre« Ressorts ein nachhaltiges Fortschreiten, den Zielen der Justiz- Verwaltung gerecht zu werden, bemerkbar lst. Die günstigen Ergeb- niffe. von denen Ihr Bericht Zeugniß giebt. bat nur durch die ^fl.ä«!tre>ic uil:i....:Ll!che 7 leustersüuung des gesamnuen zu, Var- maltung wie zur Rechtspflege berufenen Personal» erreicht werden können. Mir selbst gewährt eS die größte Freude, Meine An- erkennung hierüber auSzusvrechen. Im klebrigen will eS Mir wünschenswerth erscheinen, daß, wie der Bericht vom 31. Januar 1882. so auch der vorliegende durch Veröffentlichung zur Kenntniß Aller gebracht werde, welche für unser Juftizwesen Tdeilnahme hegen. Ich will Ihnen in dieser Beziehung da-- Weitere überlassen. Berlin, den 14. November 1887. gez. Wilhelm. Na den Justizminister." * Der Kaiser widmet, wie auS Berlin berichtet wird, eine ganz besondere Theilnahme der geplanten AlterSver- sorqnng der Arbeiter und hat den lebhaften Wunsch zu erkennen gegeben, daß der betreffende Gesetzentwurf noch in dieser Session zur Verabschiedung gelange. - Wie bereits telegraphisch erwähnt, hat der BundeS- rath in seiner Sitzung vom Donnerstag dem Anträge auf Verlängerung des SocialistengesetzeS und Verschärfung der die Ausweisung betreffenden Bestimmungen seine Zustimmung gegeben Ebenso wurde der Antrag, die Gesetze, betreffend die Unfallversicherung der Seeleute und betreffend die Unfall versicherung der bei Bauten beschäftigten Personen, am t. Januar 1888 in Kraft zu setzen, angenommen. * DaS Befinden de« GroßherzogS von Mecklen burg-Schwerin ist, wie den „Mecklenburgischen Nach richten" auS Cannes gemeldet wird, in Folge der dort herrschenden günstigen Witterung bereit- ein bedeutend besseres alS vor dem Antritt der Reise nach dem Süden. - Der regierende Herzog von Sachsen.Coburg und Gotha hat den LandeSbischos der evangelischen Kirche in Siebenbürgen. I>r. Deutsch in Hermannstadt, an Vesten 70. Geburtstag telegraphisch beglückwünscht und dem selben zum Zeichen warmer Anerkennung seiner Wirksamkeit bas Comlhurkreu, II. Elaste deS herzoglich Sächs. Ernestinischen HauvordenS verliehen. Als Antwort aus diese- gnädige Gedenken der Jubelfeier ist an Se. Hoheit den Herzog folgendes Telegramm (ver osficiöscn „Eoburger Zeitung" zufolge) aus Hcrmannstadt gelangt: „Fünfhundert Frstltzeitnehmcr danke» sür die unserem allgrliebtrn Iubilarbischos Teutsch erwiesene Huld gerührten Herzen- mit einem donnernden Hoch aus Ew. königliche Hoheit." - lieber die badische kirchenpolitische Vorlage schreibt die „National-Liberale Lande--Correspondenz mr Baven": Die mit größter Spannung erwartete Vorlage ist im Verlause der verflossenen Woche erschienen, hat indessen nach keiner Seite hin befriedigt. Den Ultramontanen, welche darin nur eine Ab- schlagszahlung erblicken, bietet sie zu wenig, den Liberalen geht sie über das Maß besten hinaus, was ans Grund unserer badischen Einrichtungen und Anschauungen hätte geboten werden dürfen, ff. t bezieht sich aus Knaben-Seminare und Convicte, räumt der katholische» Kirche daS Recht ein, solche Anstalten zu unterhalten, Leiter, Lehrer, Erzieher dieser Anstalten aber sollen Deutsche sein. Wie aus verlüisiger Quelle verlautet, wird dieser ff. 1 von der liberal-n Kammerfraclion nur in abgeänderter Form aus Annahme rechnen können. Worin die Abänderungen be stehen weiden, kann noch nicht in präriscr Fori» scstgestellt werden, jedoch dürfte in einem Amendement die Forderung einer bestimmten staatlichen Control« stipulirt werden, ff. 2 der Borlage lautet: „Aus Artikel 3 des Gesetzes voiu I!t. Februar 1874 werden die Kff. lft ck und 16 o ausgehoben". Dieser aus Aushebung des kirchlichen Gericht-Hose- abziclende Paragraph dürste aus »uveräuderte As- nabine zählen können, ff. 3 der Vorlage enthält einen Abänderung? vor schlag he» Artikel 14 Ziffer 7 Le- batziichri» Liulühruagsgesetzes zum Reichs-Slras-Gesetz-Buch vom 23. December 1871. Die hier vorgeschlagenen Milderungen stoßen bei der liberalen Partei aus keine grundsätzliche Abweisung, ff. 4 der Vorlage gestattet einzelnen Ordensgeistlichen, welche einem in Baden nicht eingesührten religiösen Orden ang-hören, zur vorübergehenden Aushilfe in der Seelsorge dir Ausübung kirchlicher Functionen in ividerruflicher Weise. Dieser Paragraph hat aus kein Amendement, aber auch nicht auf Annahme zu rechnen. Er wird pur« von der liberalen Parte, im Lande verworfen, und die nationale und liberale Mehrheit in der zweiten Kammer dürste mit überwiegender Majorität diese» Stand- punct «heilen. DaS Bedürfniß eiucr solchen „aushilsswriseu Seel sorge" wird nicht anerkannt aus Grund der praktischen Erfahrungen im Lande, welche den ziffermäßigcn Nachweisen in der Begründung deS EatwurseS durchaus widersprechen. Stimmungsberichte in außer- badischen Blättern, welche von „einer günstigen Ausnahme der Bor- läge" io cooersvo des 8 4 im Lande zu melde« wissen, scheinen osstciösen Ursprunges zu sein unb geben die Stimmung im Lande augenscheinlich unrichtig wieder. Der ff. 4 wird die Zustimmung der maßgebenden Faciorr» in unserer Volksvertretung nicht finden. Die Annahme der Regierungsvorlage ist daher nur dann zu ge- wärtigen, wenn die beadsichligten AbänderangSauträge »<i ff 1 von der nioßherzoglschen Regierung gebrkligt werben und wenn der ff. 4 der Vorlage auS derselben entfern» ist. Da- gesammte liberale Volk Badens wünscht dies« seelsorgerische AnShilse nicht, da der Wunsch nach derselben ledialich eia künstlich genährter ist. ans keinen Fall aber einem wirklichen Bedürfnisse entspricht. * ES wird nunmehr von verschiedenen Seiten au- be richtet, daß eine Knndqcbniig de« Papste- über die bayerische Kircheniage an die bayerischen Bischöfe bevorstehe. * Der un-arische Handel-minister, Gras Szechenhi, bat seinen Abschied genommen. Sein Rücktritt hängt, wie ungarische Blätter versichern, nicht mit dm viel besprochenen Vorgängen während und nach der Kapo-Varer Reichstag« wähl zusammen, sondern soll durch Krankheit veranlaßt worden sein, weiche die Folg» der mit seiner politischen Tdäiigkeit verbundenen Ausregunaen ist. Ob Szechenhi auch da- Mandat zum Abgeordnetenhaus» nieverlrqen rveroe, ist noch nicht bekannt geworden. So angesehen er auck> vermöge seiner persönlichen Eigenschaften und seiner gesellschaftlichen Stellung ist, als Handel-minister weint ihm Ungarn keine Thräne nach. Als Tröza ikn 1882 für dc>S Ministerium zu gewinnen suchte, war es nicht die fachmännische Tüchtigkeit Szechmh,'». die,hn dazu bewog, sondern dessen Einfluß in der agrarisch-aristo kratische» Partei, mit der Ti-za damal- Kühlung zu gewinnen wünschte. Heute steht der Ministerprästdent io sicher und fest, daß er sich durch Parteirucksichleli nicht braucht kiten zu lasten, wenn er «inen neuen Handel-minister sucht. .
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