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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188712248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18871224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18871224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-12
- Tag1887-12-24
- Monat1887-12
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.12.1887
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Erscheint täqlteb früh 6'/, Uhr. Kedacti-a »n- Lrprdition Johamie-gasse 8. SprechAun-rn der Nrdartion: Bonnittaq« 10—IS Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr tici dt« UMt»,0« e»i,tt-u>0«er M-nxIcriyt» m-chi ft» »«e Ned-c»«- »ich« «eromdii». Annah«e »er sür »te »iSchstssl-e«»« Nummer bestimmte» Inserate au W«cheuta>e« bt» S vtzr Nachmittags, an La««» «nb-efttagen früh bt»'/,SUdr. Ist dt» Filialen für 3ns.-2innah«r: Ott« RI«»«, Universität-straße 1. Lauts Lösche, Kathartarastr. 23 part. u. Löaig-platz 7, nur bis'/.» Uhr. UchMtr.TagtlM lmeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 18,780. ^vonuemrntsprris viertel,. 4'/, ckvk -ncl. Bringerlohn 8 Mk„ durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Pf Belegexemplar 10 Pf. Gebühren sür Extrabeilagen (in Tag,blau-Format gesalzt) ahne Poftbeivrdernng 60 Ml. mit Poftdesorderung 70 Ml. Inserate ^gespaltene Petitzeile 20 Ps. Größere Schriften laut uns. Prcisverzerchniß. Tabellanscher u. Zifiernsatz »ach Höhen» Tarif. Reklamen unirr dem Nedacti onSstrich dle Sgespalt. geile 50 Ps.,vor dcnFamiltennochrichte» di« «gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet» an die Vppr-ltis» j» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praanumoraaito oder durch Post- aachnahmr. .4° 358. Sonnabend den 24. Deccmber 1887. 81. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den LS. Deeember, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpeäMon äes L.e1pr1xer ^Lxedlsttva. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Neujahrs-Briefverkthr. Zar Förderung und Erleichterung de- NeujahrS- BnesverkehrS ist es gestattet, Briese, Postkarten uud Drucksachen, deren Bestellung ln Leipzi und i» den Vororten von Leipzig dur die Post am L. Januar k. I. früh gewünscht wird, bereit- vom 26. December ab zur Giuliefernng zu bringen. Der Absender hat derartige Briefe rr.. welche einzeln durch Postwerthzeichen fraukirt sein muffen, in einen Briefumschlag ru legen, diesen zu verschließen und mit der Aufschrift za versehen: „Hierin 1r»i»IrLr1« Vteujahr-briefe für den Ort. An das Kaiserliche Postamt 1 in Leipzig." Solche Umschläge (Pallete) mit NenjahrSbriefea rr. lönneu bi- einschließlich den 30. December ent» weder an den Postschalteu» abgegeben, oder, soweit es der Umfang gestattet, in die Briefkasten gelegt werden. Am 31. December ist jedoch die Abgabe aus schließlich an den Postschaltern zu bewirken. Die sämmtlichen den Umschlägen entnommenen Briefe v. s. w. erhalten seitens des Postamts 1 in Leipzig den Stempel vom 31. December 6—7 Uhr Nachmittags. Ausdrücklich wird bemerkt, daß die Einrichtung sich lediglich aus die in Leipzig verbleiben den, oder nach den Vororten von Leipzig bestimmten Briefe rc. erstreckt. ES wird ersucht, von dieser Einrichtung, welche der störenden Masseneinliefcrung von Stadtbriesen am Sylvcsterabend zu steuern bezweckt nnb der ordnungsmäßige» Abwickelung des gesteigerten Brief- verlrhrS beim Jahreswechsel überhaupt zu gut kommt, einen möglichst ausgedehnten Gebrauch zu machen. Leipzig, 20. December 1887. Der Kaiserliche Ober-Postdirector. Walter. Vekanntnulchlmg. Ab «-t I, »r»«t> t» - »t k r»t Um ersten Wciünachtssetertage werde« dir ! nahme- »»» Ausgabe,testen »er hielt,e« Paftiimter wie ««j »eu Wochentage» grussuet sein. Leipzig, -rn 22. Tecember 1887. Ter aniserliche Vbrr-Pastbtreetar. Walter. Vekanntmachung. Wir baden beschlossen, die Hauptschleu ftra-e vor den Grundstücken Nr. 29 bi» zudauen Unter Bezugnahme aus unsere Bekanntmachung vom 10. März 1881 fordern wir die Besitzer, bez. Verwalter der an gedachtem Straßentheile angrenzenden Grundstücke zur Anzeige darüber aus, weiche Privatbeischleußen zur Ableitung der Traus- ober Fallrohr-, Küchen». Wirtbschaft-wSsser und dergl. auS diesen Grundstücken neu herzustellen oder um zubauen sind. Auch sind etwa beabsichtigte, den bezeichneten Straßrntract berührende Arbeiten an den Prival-Ga«. und Wasserleitungen vor der mit den eingang-genannten Arbeiten bedingten Um Pflasterung auSzusühren. Im Fall» der unterlassenen Anzeige haben die Säumigen, außer der Einziehung einer Geldstrafe bis zu KO zu ge wärtigen. baß die obigen Herstellungen an Privatbeischlenß« von RalhS wegen aus ihre Kosten auSzrsührl werben. Leipzig, am 15. December 1887. Der Slath der Stadt Let»,tg. Ür. Georgi. EichoriuS. Vekiratniihms. Nach Vollendung der zur Höherlegung de» SehleuHicher Wege» ersorderlichen Arbeiten wird derselbe, unter Aushebung unserer dessen Sperrung verfügenden Bekannlmachungen, von jetzt ab für de« Verkehr »teder sreigeqede«. Leipzig, den 22 December l887. Die kS««gl. Klmt»baupt«a»«schaft. Or. Plav mann. Der Nath der Stadt Leipzig. n. >001. vr. Georgi. Hennig. Vekanntmachung. Nach A. 4 des nachstehend abgctrncklen Regulativs der ! Friedensstiftung sind die Uuterstiitzungcn auS dieser Slislung am Tage des Friedensschlusses, sonach am 2. März, zu ver» lhrilen und fordern wir daher Diejenigen, welche um solche Unterstützungen »achsuchen wollen, hierdurch aus. ihre Gesuche bi» zum 31. Januar 1888 mil den nöthigen Bescheinigungen bei unS einzureichen. Spätere Anmeldungen würden für diesmal unberücksichtigt 1 bleiben müssen. Im Uebrigen verweisen wir aus unsere nachstehend wieder abgedruckle Bekanntmachung vom 21. Juni 1875. Leipzig, am 6. December 1887. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Lampreckt. Bekanntmachung. Nachdem wir die Bestimmungen de« RegnlativS für die FriedenS- ! ftiftung der Stadt Leipzig in einigen Punkten anier Zustimmung der Siadiverordnetea abgeändert baden, bringen wir da» abgeäuderte Regulaiiv nachstehend zur allgemeine» Kenntlich. I- Der ZinSsuß de- Stisiuiig-capilale- an 60,000 wird aus 5 Procent jährlich festgesetzt. Die Zinsen lausen vom 1. Januar 11871 au. K. 2. Die Zinsen werden Verwender zur Unterstützung solcher ! in Leipzig wohnhafter Invaliden und Angehörigen von Befallenen oder verstorbener Invaliden aus dem Kriege 1870,71, di« einer Hilfe 1 dringend bedürfen. ß. 3. lieber die Gewährung der Unterstützung beschließt eine ! auS je 3 Mitgliedern de« RaihS und der Stadtverordneten zu ^ bildende Depuiaiion. 8. 4. Die Vertheilung der Unterstützungen findet regelmäßig ! alljährlich am Tage de- Friedensschlüsse« statt; au-aadm-weise > können Unterstützungen auch außer dieser Zeit nach Ermessen der Deputation gewährt werden. 8 b. lieber Einnahmen und Ausgaben wird der Rath alljähr lich Rechnung oblegen. l 8 6. Abänderungen de- Regulativs bleiben dem überelnftim- ^ menvcn Beschlüsse de« Ratb- und der Sladtverordnelen Vorbehalten. Leipzig, am 21. Juni 1875. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Koch. G. Mechler. Grlucht wird der am 28. December >857 in Jena geborene Tischlr > eselle Friedrich» Juli«» Jahr, welcher zur Fürsorge sh > eine der öffentlichen Unterstützung anbeinigesallene Familie anzuhalten ist. Leipzig, am 19. December 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt). (A.. 8. I./28S5.) Ludwig-Wolf. Werner. GrimMiks-vcrjlcigttillig. Bon dem unlerzeichneten Amtsgericht soll Lanncrstag, den 29. December 1887, vormittags 10 Uhr, das »um Nachlasse de« Kürschner,m-isterS Franz Lheadar Strikter in Rötha gehörige, aus Foliuin 650 im Grundbuche sür Röika verlauibarte, sür die Kürschnerei bezw. Gerberei eingerichtete HauS- und Gartengrundstück, welche- ohne Berücksichtigung der Oblasten aus 17,000 ^l abgeschätzt worden ist, und zwar im Grundstücke selbst zu Rölda freiwilliger Messe versteigert werden. Erstehung-lustige habe» sich an gedachtem Tage vor 10 Uhr Vormittag« im Grundstücke als Bieter anzumelden, ihre Zahlung«, sihigkeit nachzuwcisen und sich weiterer Verhandlung und Entschließung zu gnvärtigen. Größe und Belastung de« Grundstücks »nd die Versteigerung«- bedingungen können an ?Iml-ger>chtsstelle. sowie im Äastbause zu den drei Rosen in Röihn, woselbst diesbezügliche Anschläge au«, hängen, eingesehen werden. Varna, den 19. December 1867. Königliche» Amtsgericht. vr. Nodig. Res. U. der Brüder» mit Nr. 49 um» en Nichtamtlicher Theil. Zur Gesammtlage. E» ist jetzt der Zeitpunct eingelreten, in welchem da» ge- schäslige Gerücht de» M^.n^l neuer verbürgter Nachrichlei, zu erfetzsn bestrebt ist. Solche Gerückte waren in Umlauf über Berhandlungen der Mächte bezüglich der bulgarischen Frage, über die Einstellung der russischen Rüstungen an der galiziscken Grenze und über die Abdankung des Prinzen Ferdinand von Bulgarien. Alle diese Gerückte haben sich al» grundloS erwiesen, die Lage bat sich in keiner Weise verändert, im Gegentheil mehren sich die Anzeichen dafür, daß Kaiser Alexander sich vollständig unter dem Einfluß der pansiawisiischen Partei befindet und den Widerstand gegen die Bestrebungen derselben als nutzlos aufgegeben, hat. Die Erwartung, daß Uber die Fälschungen noch weitere Enthüllungen bevorsieben, ist durch die „Kölnische Zeitung" selbst sür aussichtslos erklärt worden. TaS rheinische Blall schließt auS de», Schweigen deS Kaiser- Alexander über diese Angelegenbeit, daß die Per sonen, welche die Fälschungen begangen haben, zu hoch sieben, al» daß sie der Zorn de- Zaren treffen könne. Man darf also die Acten über dieses Eapitel al» geschlossen de trachten. Ueber die militairischen Verhältnisse an der galizischen Grenze verlautet, daß die vom russischen „Invaliden" in Aussicht gestellten „Bert Heidi gu » gS"-Maßregeln in aller Stille weiter betrieben werden und daß sich die Truppen bewegung chereilS bi» in das Gebiet der Tonischen Kosaken erstreckt. E» ist die Absicht erkennbar, allmälig immer orößere Massen Reiterei an die Grenze vorzusckicben. Daß diese Absicht unter allerlei friedlichen Erklärungen verhüllt wird. z. B. durch die Meldung, daß General Gurko, der Hvchstcommandirende im Königreich Polen, die Lage i», fried lichen Sinne auffaßt und da« Wort Krieg vermeidet, kann über den wabren Sachverhalt nicht täusche», und deshalb ist denn auch Oesterreich entschlossen, die Schritte mit Be sonnrnheit zu tbun, welche zur Sickerung seiner Grenze» un bedingt erforderlich sind. Vorläufig bewegen sich diese Maß regeln in sebr knapp bemessenen Lerbällnissen; man begnügt fick mit der Einziehung der Urlauber, um wenigsten» de» vollen FrirbenSstanv der galizischen Regime,iler berzuttellen und dieselben an die Standorte zu bringe», wohin nach dem Plane der Heeresorganisotion gehören, in ihre Recrntirungs- und MobilisirungSbezirke. Diese Truppende wegungen verdienen keineswegs die Bezeichnung KriegSvorberei- tungen, aber sie sind angesichts der russische» Truppenansanim- lungen unerläßlich. Wie man der „Köln. Ztg." aus Wie» meldet, sind die Rebacteure der Wiener Zeitungen von der Staats anwaltschaft dahin verständigt worden, daß sie absolute- Schweigen über Truppenbewegungen z» beobachten haben. Daraus geht hervor, daß die österreichische Kriegsteilung eS nicht mehr bei Worten bewenden zu lassen gedenkt, sondern dem vollen Ernst der Lage gemäß zu handeln entschlossen ist. Aus russischer Seite wird man bald erkennen, daß eS mit der bisherigen geräuschlosen Truppenbewegung nach der öster reichischen Grenze vorbei ist. daß jeder Marschbefehl in Ruß land einen entsprechenden Schritt ans österreichischer Seite nach sich ziehen wirb. Die russischen Gewohnheiten sind »och vom letzten russisch-türkischen Kriege her zu bekannt, als baß man sich durch beruhigende Versicherungen irre führen lasten könnte, man wird sich lediglich an die Tbatsachen halten »nd danach handeln. Da» wird ohne jede Herausforderung ge schehen. aber e- wird geschehen, und da- ist sür die Verbün deten Oesterreich» eine Beruhigung und ein Zeichen, daß Oesterreich sich seiner Verpflichtung ela Bundesgenosse Deutsch land» und Italien« bewußt ist. Die Haltung Frankreichs während der gegenwärtigen Krisis ist eine ausfallend correcte; der neue Präsident läßt keinen Zweifel darüber besiehe,,, daß er, soweit sein Einfluß und seine Kraft reicht, sür Ausrechthaltnng dc« Friedens be müht ist. Er soll auch eine dahin lautende Mittbeilung an den Botschafter in Berlin, Herbette, zur Nebermiltelung an den Kaiser Wilhelm gerichtet haben. ES ist erklärlich, daß damit die aus Krieg sinnenden Parteien in Frankreich nicht zufrieden sind und daß sie ihrem Mißvergnügen darüber lauten Ausdruck geben, aber im Ganzen ist die Zahl dieser Stimmen klein und sic sind nickt im Stande, sich Geltung zu verschaffen. Auch daS Gerücht, daß gegen Kaufmann keine Anklage erhoben werden solle, regt die französischen Ehauvi nisten ans und veranlaßt sie, die Politik FlourcuS' zu tadeln und zu verdächtigen; aber alle diese Kundgebungen bleiben innerhalb bestimmter Grenzen und sind nicht dazu angethan, der öffentlichen Meinung daS Gepräge zu geben. ES wäre eine unrichtige Auffassung der Sachlage, wenn man daran» folgern wollte, daß sich in den Grundanschauungen der Fran zosen über daS Berhällniß zu Deutschland eine Aenterung vollzogen habe: diese sind genau dieselben, wie sie gestern und wie *ie vor siebzehn Iabren waren, und das Wort deS Fürsten a,ck, dar b,)m ersten Kananens-t-nß, der aus russischer Seile gegen Oesterreich oder Dentschlano fällt, die französischen Gewehre von selber loSgehen, ist »och heule ebenso wahr nt» zu der Zeit, da eS gesprochen wurde. Eine Hauptgesabr der Zukunft besteht darin, daß die Zu stände im Innern Rußland» mehr und mehr auf einen ge waltsamen llinschwung hindränge», daß die Mittel, über welche der AdsotuliSmuS verfügt, sich mehr »nd mehr alü unzureichend und unwirksam erweisen. Der Schließung der Moskauer Universitär ist die der Petersburger am 2l. De- cembcr gefolgt uud dadurch ein neuer Grund zur Unzufrieden heit in weite Kreise gebracht worden. Mit Polizeimaßregeln ist hier nicht mehr auSzukommen, eine Acuderung des System- ist »nveriiieiblich. Der Grundgekankc, welcher die Maß regelung der russischen Studenten veranlaßt hat, ist der Wunsch, sic von nihilistischen Einstüssen frei zu machen, aber das dazu gewählte Mutet ist von dein Geiste des Absolutis mus dictirt, mit bei» sich die nach Freiheit strebende Jugend niemals befreunden wird. Wenn der Rus nach Umwandlung Rußlands in einen BcrsassungSstaat von einer Seile her berechtigt ist, so ist er eS auS dem Schooße der Universitäten. Für die aufstrebende Jugend Rußlands, welche an den Er- rungenschaslcn der Wssjeuschast lheilnehinen will, ist der Ab solutismus allerdings ein unerträglicher Zwang: die Aus hebung jede« persönlichen Willens durch die Allmacht der Staatsgewalt, die Unterdrückung jeder selbstständige,, Regung muß Kräste entfesseln, welche der Existenz deS 'Staate« auf die Dauer ernste Gefahren bereiten. Kaiser Alexander hat an de» Ueberlieserungen seines Hause» trotz der unablässigen Gefahr, in welcher sein Leben schwebt, bisher mit größter Zähigkeit sestgehallen, er bat die Zu- muthung. Rußland eine Verfassung zu geben, mit Entschieden heit von der Hand gewiesen, aber darüber kann er nicht im Zweiset sein, baß die beliebenden Zustände unhaltbar sind. Er ist jetzt aus dem besten Wege, sich aus dasselbe AuSkunstS- mittel drängen zu lassen, welches sein Baker erwählte, alö er den Krieg gegen die Türkei unternahm. Der Borivanb ist die bulgarische Hrage. aber der wahre Grund der gegenwärtigen Krisis ist die Nolhwenvigkeit, die Schwierigkeiten der inneren Lage zu besiegen. Die Zerrüttung deS russischen StaatS- wesenS hat >n> letzten Jahrzehnt reißende Fortschritte gemacht; die Unzusriet-nheil mit dem Bestehenden beschränkt sich nicht auf eine Berschmörergesellschast und aus einzelne Stände, da» ganze Volk ist mehr und mehr davon ergriffen worbe» und sehnt sich nach einer Veränderung und Verbesserung seiner Lage. Unter solchen Umstände» ist ei» absoluter Herrscher leicht ge- neigt, de» Krieg als Heilmittel siir die inneren Schäden zu benutzen. Auch Napoleon III. wählte dieses Mittel, mit welchem Erfolg, bat da» Jahr 1870 gelehrt. * Leipziss. 24. Dercmber 1887. * Dem Berichte deS IustizministerS über die Recht« pflege in Preußen während der Jahre 1882—87 ist über die ZwangSvolt st rcckung in daSunbewcglicheVer- mögen zu entnehmen: Nach der SubhastatlonSordnung vom 15. März 1869 lag eS in der Hand jede- Gläubiger-, oliv auch solcher, die nur eine vollstreck bare persönliche Forderung hatten, die Grundstücke seine« Schuldner« z»r Zwangsversteigerung zu bringen, und -war auch dann, wenn all dem Erlös nicht einmal die dem betreibenden Gläubiger vorher gehenden Hypotheken- und Grundschnldgläudiger Befriedigung zu er. warten hatten. Darin lag eine Härte sowohl sür den Schuldner, wie sür die vorgehenden Hqpolhrken- und Grundschuldqläubiger Der Schuldner v-rlor ost sein Grunde-genibum, ohne auch von seinen Schulden besrei« zu werden; die vorgedcndcn Realgläubiger ober irurden geschädigt. io ost und wenn der Erlö» aut der Zwang«. v-rste>gerung zur D ck»»g ihrer Forderung nicht au-reschte, da da« Krsltz zugleich best minie, daß beim Zwanr.sverkause alle Forde einigen fällig und, soweit der Erlös reichte, befriedigt würden Tie Folge war. daß bei einem großen Procenlsatz der fährl-ch voikommeiden Zwang-verkäuse der betreibende Gläubiger »ich! allein nicht befriedigt wurde, sondern auch die voryehenden Gläubiger Au-sälle zu erleiden Hutten, DaS Gesetz über die Zwang«. Vollstreckung in doS unbewegliche Vermögen vom 13. Juli 1883 änderle die Bestimmungen der alten Lubdaftation-ordnvng dalun ab, daß kein GlSiibiger den Bcrkous verlangen kann, wenn nicht wenigsten- die ibin vergehenden Gläubiger in dem Preise Deckung finden, und daß ferner die Egpitolsorderungen der vergehende» Gläubiger nicht, weil daS Grundstück versteigert wird, baar zu zahlen sind. Wie der Bericht de- IustizministerS seststellt, Hai das neue Gesetz bei Richtern und Laien Anerkennung gesunden und dazu bei getragen, den Druck, welchen die bestehende Verschuldung de« Grund besitze« aliSübt, zu mildern. Im Geltungsbereiche de- neuen Gesetze» sind im Jahre 1882 13,127, 1883, in welchem Jahre noch keine nach dem neuen Gesetz behandelte Versteigerung zu zählen war, 10,740, 1884 7868, 1885 8118, 1886 8529 Bclsteigerunge» durch- gesüvrt worden. DoS Jahr 1883 zeigt also gegen da- Vorjahr eine Abnahme am 18 Proceai, 1884 um 27 Procent, 1885 eine Zunahme um 3 Procent, 1886 desgleichen »in 5 Proccni. Ti« Mehrzahl derjenigen Versteigerungen, bei denen der Zweck der Ver steigerung, die Befriedigung der Gläubiger, verfehlt wurde, bildeten unter der srühercn Ordnung die Fälle, in denen der Zwang-Verkauf aus Antrag eine« nur persönlichen Gläubiger- erfolgte. Diese Ver steigerungen betrogen 1882—1886 : 2290, 1798, 939. 781, 774 oder in Proceitten aller Versteigerungen 17, 17. 13. 10, 9 Proc. Dic Fälle, in denen nicht einmal die dem betreibend«,» Gläubiger vor gehenden Gläubiger volle Deckung erhielten, haben im Geltungs bereiche der allen Subhostationöordnung im Jahre 1882 beinahe 20 Proc., 1883 noch mehr als 17 Proc. au-gemachi. Solche Fälle sind bei dem neuen Verfahren gänzlich ausgeschlossen. Da nichts destoweniger im Bereiche de« Gesetze« von 1883 wegen Mangels eines annehmbaren Gebotes jährlich noch nicht 2 Proc. der Versteigerungen ohne Erfolg geblieben sind, so darf daraus wohl mit Recht gefolgert werden, daß in den Fällen, die nach den älteren Borfchristen z» einem Au-salle vorgehender Gläubiger geführt haben, nunmehr eut weder die Versteigerung unterblieben oder eia bessere« Gebot als srüher erzielt ist. Als ein Beweis für die Zweckmäßigkeit de- Ge setze- von 1883 darf schließlich angeführt werden, daß es in der Gesetzgebung Bayern- und Sachsen« zum Borbilde gedient hat. * AuS Böhmen wird uns geschrieben: Die czechische Ratioaalbank soll also doch zu Staad« kommen. Unter der sorgsamen Hot und GSunerschast der czechischea Mehrheit im Landtage ist sic bereu» ans dem Ei geschlüpst Oh»-- Eiiivkriiändniß der Regierung hätte sie unmöglich sich so weit ent wickeln können, daß der Entwurs bereit- im Landtage hätte »>»- gedracht werden können; ja es hätte nicht einmal ohne diese- Eia- vcrftändniß zu einer Enquete kommen können. Daß die „Landesbank" einer der heftigsten Wünsch« der Borherrschast der Czechen ist. versteht sich von selbst. Bel dem ersten Austreten de» Gedanken« an eine solch- Bank hätte indeß die Regierung, um nicht später mit ihren Freunden und Stütze» in Zwist zu gerathen, soso« dasür lorgen müssen, daß dieser heiße Wunsch nicht weitcr betriebe» werde. Ein Ben»«'-, daß in der Londe-bank-Fraqe von Seiten der Regierung nicht adgewnikl wurde, ist die gelammte uugestörte Arbeit der Euquct«, ist die Einbringung der Vorlage im Landtage. Man bat es d« unzweifelhaft mit einer Abmachung der Regierung dc- Gral-a Doaffe und den leitenden, also den teiwal-czechischeir Kreisen in Bökmen zu thun. ES hieße der Regierung doch gor zu viel Sorglosigkeit und Unachtsamkeit vorwersen. wenn man annehme» wollte, sie lasse vorläufig den Dinge» ihren Lauf, um im entschei denden Augenblicke erst ihre Einsprache zu erbeben und die Bedürsl nissc des Gciammlstoate- gegen die Berländeruag de- Geldwesen- und der Bolk-wirlhschast zur Geltung zu bringen. Die Rcqi-rung kennt doch die leichte Entzündlichkeit Ihrer Freunde im Lande Bvbme» und c« wäre von ihr au« gewiß unklug gehandelt, mil dem Feuer zu spielen. Der Heidenlärm, den die E zechen z» mach-m versieben, wen» ihnen etwas wider de» Strich geht, ist gewiß eine Er scheinung, welche Gras Taaffe keineswegs gleichqillig läßt, »»d man kann sich denken, welcher Sturm gelaufen würdc, wenn die Regierung einem soiorligcn Wunsche der Czechen, wie e« nunmehr diese „Landes- bank" ist, eiitgegenlräte. Der Mittelichulrnnimel wäre ein Kinderspiel gegen da» czechische Lärmscblaqen. das sich begäbe, wen» ciiva letzt die Regierung mit der „Lande-bank" sich nicht einv.Nianden er klärte — noch toller würde die Sache, wenn sich die „LandeSdauk" noch weiter entwickelte und die Regierung »och spater dagegen ein schritte. Das weiß die Regierung so gut wie irgend Jemand im Lande und im Reichs, »nd darum >n»ß mit Bestimmtheit an- genominc» werden, daß die Regierung des Grasen Taaffe zu irgend einer Zeit der zwei Jahre, seit welcher dic czechische Nattonalbank aus dem Tapel ist, schon zu ihr Stellung genommen Hai, daß sie mit derselben im Allgemeinen einverstanden ist, daß sie auch später nur nebensächliche Einwendungen mach--,, und sanste Abänderungen Vorschläge» wird. Die Deutsche» i» Böhmen mögen also mit dieser Angelegenheit als einer fast vollendeten Thatsachc rechnen und ihren Widerstand, der auch in diesem Falle allzu lange hinauS- geschoben und weitaus nicht mit allen Mitteln betrieben wurde, danach einrichten. Die Regierung ist entschlossen, so wie der feudal- czcchischkn Partei in Böhmen die politische Führung überaniworiet wuroe, ihr auch die wirthschaflüche Führung zu überlassen, uu- brkümmert um die »atioaale Wohlfahrt der Deutschen im Lande. Da- muß sestgehallen werden, danach m»ß von den Deutschen gehandelt werden. Sie müssen in dieser Frage der czech scheu Nalionalbauk den Schutz ihres Lolk-ihnm- selbst ui die Hand nehmen; sic müssen aus Mittel bedacht sein, auch diesen Angriff, einen der hestigsten und nachhaltigsten aus das Deutschtbum Böhmens, zurück- weisen, »ach Thunlichkcit abzuschioächrn. ihn unschädlich zu mackieu. * Der Krakauer „Reform«" zufolge bat man dieser Tage auf dem russischen User der Weichsel eine große Anzahl von Kähnen bemerkt, die angeblich jür den Gebrauch rer russischen Grenzwache bestimmt sind, je Raum sür 20 bis 30 Personen dielen und derart gebaut sink, daß sie crsorber- llchensallS mittelst einer eisernen Borrichluiig zur H.rstcllung einer Pontonbrücke aneiuautcrgekoppell werden köuiicn. Allein gegenüber vo» Szczuci» (Bezirk Dabrowa) wurden 80 Kähne wahrgenommeii, dock hat man viele derartige Fahrzeuge auch bei anderen Ortschaften gesehen. * Die holländische Depntirlenkammer wird daS Budget wahrscheinlich »och vor Weihnachten erledige». Am Monlag wurde daS Kriegsbudget angenommen. Zur Er läuterung deS der Kammer zugegangenen neue» Gesetze- über Kinderarbeit, dessen wichtigste Bestimmungen wir bereits mit- gclbeilt baden, sei noch erwähnt. Laß die Kinderarbeit in Holland bereits durch ein Gesetz vom 19. September 1874 »geregelt" wurde, welche« die Beschäftigung von Kindern bi» zu 12 Iabren verbot. Bezeichnend war schon damals, daß man sür Ucbergangsbcstimmungen sorgte, welche den Unter nehmern sehr entgegenkanien. DaS Berdel fand im Jahre 1875 nur aus Kinder unler 10 und im nächsten Jahre nur aus Kinder unter 11 Jahren Anwendung, kam also erst 187? zu: vollen Geltung. Jetzt gebt ma» einen kleinen Schritt weiter und zieht die Grenze mit 13 Iabren sür industriell beschäftigte Kinder, läßt aber, um den Unternehmern wieder entgegen;ukommen. sür dic armen Wesen den übermäßig langen Arbeitstag vo» >0 Stunden zu. der in Deutschland nur 0 Stunden betrage» Lars. * AuS Brüssel. 2l. December, wird der „Bolsischea Zeitung" geschrieben: „Zu Gunsten der Entwickelung de- Wrlt Handel» balle Belgien vor zwei Jahren den Regie rungen aller Länder den Vorschlag uulerbreilet, in Brüssel aus gemeinschaftliche Koste» e»> iuterualioualeS Bureau zu errichten. Dasselbe sollte den AuSlaizjck aller Gesetze Itber den Handel und die Industrie unter allen Ländern vermittet»
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