Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188712294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18871229
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18871229
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-12
- Tag1887-12-29
- Monat1887-12
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.12.1887
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
kr. >.! l>?Ä l»c, US» ! ^ i iru. Scd»n U-.- ir»l. »cd»/! cd»kt Läel w»llc -?r. ctieo iw»»» -llsteir >«.- >».« I»!» 1^7- IL-« 7-i- 1^« >>L »Ul Vl'A L« UI.« d-is «t.- IL- «.V IN,.'» I-a-ii lü/.T- i a^r ux». st'-Li I»L> l-: 7»ÄI iLchi- ije-L 7»lü IKIIO lw--> IN.»! ITUII Nd<> Is-U I7SL voll 8u«eii 187 L M»> , « 77 kr. I 177^77 z« > sc-si 6r«<il>»cl>i, cn/.« . vi»cull «- tdslm -.-. 0. 7U>, iS-,,« r»u I«7^ 1.'.!-,- 1L!» , in.-k- 6^.17 L«lll« —- ttui-eu voll -ll loco 177 April-Rai 20.«. ,-er , zu-rllni- - Lpiril». . 31.50 . «. - ^1. 1 7 per ?l.u- — kiü-ul Xpril-IIni Haler per eumarkl 0 Pai.eu. mm.) I'in- 000 Pall-?» ?r. s Treibeis , -fl 0 28 , fl läV kil.-omeril. nb.-amerck. Plvniouih in Mon l.'e Neiv?jo:t !4,t2> de,, r..Clin oi nana", m e i'iins non --Dan-:' !6-12) der ch Amiiei- lork, beit: l.-A.-Ps,,' n Tbeile ybdamvscr laja" narb öatenl aus igegedenen ist linier len. Siick- ei Leipzig Dresden. Vrfchei«t tSgltck frük, 6' , Uhr. He-aktisn nnd Lrprdition Johannesgaffe 8. ^»rrchstundkn -kr Nedarlion: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag- 5--6 Uhr. l! > dl« diliN-l-r, «m»«1»ndler Moiniscn»»« »,ch« ftch t>» Acd-ctlen »litt verbmtli». »,n«tz«e »er für »te n»chftf«I,e«»e N»««er »rftt««»eu Inserate a« jvachriitagr« bis L Utzr Nachmittags, an Zsnn- »»tz Festtagen früh bis'/,v Utzr. Zn den FNinlni flir 3ns.-Annahme: ttt» Klemm, UniversitätSstraße l. Lat«»« Lösche, statharinenstr. 23 park. n. KvnigSplatz 7, «I,r bis ',.r Utzr. WMtr.TWt'laü Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. Auflage Abonnementsprris vicrtclj. . Mk -acl. Bringerlohn 5 Ml., durch dir Post bezogen 6 MI. Hede einzelne 'Nummer 20 Pi Belegexemplar 10 Pi. Gebüdren sür Extrabeilagen (in Tageblatt-Format qesalztt ahne Postbeiördnilng 60 MI. mit Postbrsördennig 70 Akt. Inserate 6gespaltene Petitzeile 2V P'st Gröbere Tcdriste» laut unk. Prki«v:rze>chnm. Tabellariicher a. Ziifrrnsatz nach HSHerm »ar". Neelamen unter dem Redacti onSstrich die äqespalt. Zeile SOPs.,vor dcnFa milien na ckrichien die 6gespa»ene Zeile 40 Pi. Inserate sind stets an die s»xpra>t>oi« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenuinorancka oder durch Post- nachnahm:. .H° 3K3. Donnerstag den 29. Dcccinber 1887. 81. Jahrgang, Amtlicher Theil. Dekannlmachung. VS ist leider wahrzunehmen gewesen, da- all» jährlich in der -teujahrSnacht auf den Ltrasten und Platzen hiesiger Ltadt, namentlich der inneren Ltadt, sich hansig ein so wüstes Treiben ent wickelt hat, da- dasselbe in dieser BZeise unmög lich fernerhin geduldet werden kann. Insbesondere sind eS die aus den Restaurationen heimkehren de» Personen gewesen, welche in den Stunden «ach Mitternacht, ja sogar bis in die zeitigere» Morgenstunden deS ReujahrStageS hinein durch nbermä-tg lautes Schreien nnd Johlen die Rnhe t« der erheblichsten Meise gestört haben. Wir fordern alle besser Gesinnten aus, sich solchem Treiben fern,«halten und unsere RussichtS- organe. welche angewiesen worden sind gegen der artige Gxcedenten energisch einzuschreiten, bei ihren Bemühungen zu unterstützen. Gleichzeitig aber ordnen wir an. da- in der Nacht vom SI. December znn, I. Januar sümmtliche Re staurationen und öffentlichen Locale hie siger Stadt spätestens früh um 8 Uhr zu schlie-en sind. Restaurateure und Localinhaber, welche dieser Anordnung zuwiderhandeln, haben nickt nur ihre Bestrafung auf Grund si. rUt-s, Abs. it deS ReichSstrafgesrtzbuchs zu gewärtigen, sondern werden auch während des künftigen Jahre» in keinem Halle Vrlaubnist erkalten, ihr Local über die gewöhnliche Polizeistunde (2 Uhr) hinaus offen zu halten. UebrigenS wird noch be merkt da- eS sür diejenigen Locale, welchen eine Pcschränkung der Polizeistunde auferlegt ist, auch sür die RenjahrSnacht bei dieser Be schränkung bewendet. Leipzig, am 28. December 1887. DaS Polizeiamt der Stadt Leipzig. Llvs ll. k. Bretfch neidrr. Nntzlioh-Auktion. Areitag, dcn itU. December soll:« von Vor mittags » Uhr c>„ rie >m Leipzig Connewttzer Forst- revicre aus kein z7al)I!chicigc in Ablh. 21 a ausbereitctcn 15»7E cheu-Klötzer v.22—SlemMittenst. u.2—l lmLänge. 57 Weißbuch.-Klötzer - 20—50 - S » 2—75- « 43Aborn- S .20-3» - B - 4— 8» « 23 Eicken- S -20—34 - » » 3— 9- » 142Rüster- » -20—58 - B >3-12- . 2!»Eller- - 20—30 - -4—l2. . 34L»ken- » -25—81 - - -2—tO- - 4 Birken- - .17—20 . - - 5— 7 - - iowie eine Partie Schirrhölzer unter den im Termine cstcnNicb ciuShünqendcn Bkbin.zunqeii und der üblichen An zahlung meistbietend verlaust werden. Zusammenkunft: aus dem Kahlschlage NN den Heikaer Wielen in der Linie bei Connewitz. Leipzig, am 10. December 1887. DeS RathS Horstdeputation. Wohllnilgs-Vmliictllnng. Die im l. Geiitwb des Leitennrbäudrs vom UmtzersitätS- >r«ntzft»ck Ritter,»raste Nr. l«. das Nottze goUegium de- nann», befindliche Watttiuilg. bestedend au- 2 LtutzkN, Ä kaui- mer», Küche, Bodenkanimer und Holzbebalinih. ioll Mautaa, den S. Januar VormitiaaS tl Uhr >m Wege össenilicher Licttaiio» vom 1. klprit 1888 an aus drei Jahre anderweit vernneltiei werde». Mieldliebhaber wolle» sich zu gedachler Zeit im UniversitäiSrenb amte einfiudeu. Die LikitattoiisbebMAUNgen köanea bereilS vorher daselbst eingesehen werden. Leipzig, am 27. December 1887. Unttzersitäts-Rentamt. Gebhardt. Sie öffentliche Prüfung der königl. Hebainmenschule findet Donner-tag und Frenaq, den 20. und 30. D/cember, je von 3—ü Uhr Nachmittags im Hörsaale de- Drier schen InstNuieS statt, j Dirrctian tzer töuial. Heöaminenschnte. 1>r. Zweisel. Bekanntmachung. Ncujahrs-Britsverkehr. Zur Förderung nnd Erleichterung des NenjahrS- Vriesverkelsrs ist es gestattet, Briese, Postkarten und Drucksachen, deren Bestellung in Leipzig und in den Vororten von Leipzig durch die Post am I. Januar k. I. früh gewünscht wird, bereits vom 2«. December ab zur (Sinlieferung zu brinjzen. Der Absender hat derartige Briest rc.. welche einzeln dnrch Postwerthzeichen frankirt fein muffen, in einen Briesnmschlag zn legen, diesen zu verschließen und mit der Äusschrist zu versehen: „Hierin ltzmnlclli'1« NeujghrSbriefe für den Ort. An dos Kaiserliche Postamt 1 in Leipzig." Solche Umschläge sPockete) mit Neujahrsbriefeu rr. können bis einschließlich den 30. Dercmber ent weder an den Postschalteru abgegeben, oder, soweit cs der Umfang gestattet, in die Briefkasten gelegt werden. Am 3l. December ist jedoch die Abgabe aus schließlich an den Postschaltern zu bewirke». Die sämmtlichen den Umschlägen entnommenen Briese n. s. w. erhalten seitens des Postamts 1 in Leipzig den Stempel vom 31. December 6—7 Uhr Nachmittags. Ausdrücklich wird bemerkt, daß die Einrichtung sich lediglich aus die in Leipzig verbleiben den, oder nact, den Vororten von Leipzig bestimmten Vriefe rc. erstreckt. ^ Es wird ersucht, von dieser Einrichtung, welche der störenden Masselieiulicseruug von Siadtbncsrn am Sylvesterabend zn steuern bezweckt nnd der ordnungsmäßigen Abwickelung des gesteigerten Brief Verkehrs beim Jahreswechsel überhaupt zu gnt kommt, eilten möglichst ausgedehnten Gebrauch zu machen. Leipzig, 20. Deecmber 1887. Der Kaiserliche Obcr-Postdirertor. W alter. 6on8u1ru1o llo en IUpniA. I.i» liesl Ersten 6« 27 ste llioiembrs nltinio stj-pvue, nue «>1 pr7,xiiuo Leu«» >1- I» pok acion lij-ulo ul 31 Oiciembre 1887 coui- prcN'I» a los Lspuünlv, <>uo «s Iiallc» en el c^truujoro. LI infrunvsito (.'ünsul i» rsts eieclo solicit» I» los Lspunoles ,I«> ette stistrito, cu^i» ilowuriucioii iueluzi« knmbisn Io, stistrikos uiluiiiü-tiuiivo« prusiunos >Is Zlorsekutiso v Lrturt ^ tostos Io» eskustos sto Turincii,», presenturss üuios sts fi„ stv »»o on I-» c»iwill>-riu, üriisti wtrusso 4, I., cu >»» üorus 10 i» 12 sts lu munuuu pur» inscr Iiirss eu lu ruutrioulu con- sulur. Leiprix, L 16 sts vicismdro 1887. k^l 66n«nl >lrix 1 Der in der Nr. 268 dieses Blattes. IahrAnng 1866. wider den Maurer A»a»N Hnbiicr aus LSilvjstiütz erlassene Ltcckbrlkf wird hirrmit rrncncrt. Schönebeck, den IS. December 1887. köiiialichcs Amtsgericht. Nichtamtlicher Theil. Das Jahr 1887. i Wir sieben an der Neige eine- Jahre?, so reich an he- Ltjomasschnle. deutenden Ereignissen des deulschcn Reiche?, wie kaum rin» seil Wiekeransrichtuiig von Anfang bis zu Ende die Grenz Anmeldungen für Oitein 1888 werden am A.. 10. und ll. Januar von 1l—> Utzr rn»qege»genomm-n; es wird ge beten. das letzte Schnlzeugnifi vorzulrgen. Leipzig, am 29. Dccembcr 1887. vr. Jungmann. Aür die hiesig« ü> niei„d>v'rwaliuog lall auf das Jahr 1888 die Lieferung der Trnckarbritrn und Lchreitzmatcrialirn an den Windestsordcrnben vergeben werden. Refieciircnde wolle» »ach vorheriger Einfichlnahmc der aus dem Gemeindebueeau ousliegendea Betiagungen und Probevorlagen ihre bezüglichen Osferlen nebst Papierpiobe» verschlossen und mit der Bezeichnung „Druckarbcilen" res». ..Schreibmaterialien" versehen bis lvälkften- tzen 8. Iannar 1888 anher einreiche». Gohlis, am 27. December 1887. Die hlcmei»tzrtzrrwaltu«g. Singer, Gemcindevoi stand. Brgk. veliannlmachung. Bei drr hiesige» G ,»e!»d> soll u Sgu-Iiii i ald eia Straften- un» Laternenmärter gegen ein Jahresgevali von 7öO.ch angestellt werden. Ueeiqneic Werber wollen sich bi» spätestens den 31. dis. Mls. hier tzersSnlich milden. Leutzsch, den 22. December 1687 Der »em,i„tzc»«rft«ntz. Uhlig. berührend, welche zwischen Krieg und Friede» liegt, unv den noch ein Friedensjahr. Es hat die Keime geweckt für die gedeihliche Enlivicketung der Zukunft ans zahlreichen Gebieten unv da, wo sie bereit? vorbanren waren, ihre Fortbildung befördert, aber leider sind auch Ereignisse eingetrelcn, welche de» Grund zu ernsten Besorgnisse» gelegt haben Al? Wahrzeichen de? zn Ende gebenden Jau>es ragt die Feier dcS ncnnzigsten Geburtstage? de« deutschen Kaisers auS der Fülle seiner Gabe» empor. An diesem Tage ist eS noch mehr als sonst klar geworden, wie mächtig der Einfluß dcö deutschen Reiche« aus Europa ist. Bon allen Seiten machte sich die übereinstimmende Auffassung gellend, daß durch die lange Lebensdauer des Kaiser-, durch die vorlrcsilichc deutsche Hecresorgaittsalion und die ausgezeichnete Leitung der deutschen Politik die sriedensfeindlichkn Kräfte tcS ErdtheiiS »iedcr- gchalle» und zur Bcrlagung ihrer verderblichen Bestrebungen gcnölhig! worden sind Im Ansange deS Jahre- drohte der Ausbruch eines Krieges mit Frankreich. General Boulanger batte bereits die Bor bereilnngen zum Angriff in bedroht chrr Weise getroffen, aber die Wachsamkeit der beuische» Heeresleitung vereitelte einen unvermuthete» llebersall, und die energischen Maßregeln, welche die verbündeten deutschen Negierungen unter Fiibrnng deS Kaisers und des Fürsten Bismarck ergriffen, dienten zur Abwendung der in »nmitlelbare Nähe geruckten KriegSgesabr Die Verhandlungen deS deulschkn Reichstage« vom ll bi« zuni 14. Januar und die an diesem Tage erfolgte Auslösung de« Reichstage? zeigte» Frankreich und dem übrigen Europa, welch starke, zieibewußle Negierung a» Deutschlands Spitze st-he, und da« Wahlergebniß de« 2l. Februar rcchlserliaie die BorauSsichl der verbündeten Regierungen, daß ti: große Mrbr heit de« deutschen Volkes einverstanden sei mit den regierungs seitig sür nötbig erkannten Opfern. Ter 9. Marz brachte die Annahme der ScptcnnatSvortage einschließlich der beantragten Erhöhung der Frieden-Präsenz, und sogleich trat die erwartete Wirkung ein: die Kriegsgefahr verminderte sich, die Krcrst- äutzerung de? deutsche» Reiche? war überall verstanden und gewürdigt worden, und Frankreich? Regierung kam zur Ein sicht, daß ein Krieg gegen Deulscbland eine z» ernste Sache sei, al? das; er mit leichtem Herzen unternommen werden könne. Wa« den Berhantlungen de« deutschen Reichstag? über die SePlcnnalSvorlage, abgesehen von ihrer allgemeinen Be deutung sür die Erhaltung de? europäischen Frieden?, noch eine besondere Wichtigkeit verlieb, war die Slellnngnahme de« Papstes in dieser Angelegenheit. Leo XIII. drückte der Cenlrumspartei gegenüber den Wunsch auS, daß sic ii» Interesse de? guten Einvernehmens zwischen Staat und Kirche in Deutschland sür die Vorlage stimmen möge. Die Führer der Partei, Windlborst und Freiherr v. Franckenstein, »ahmen aber die volle Freiheit ihrer Entschließung in politischen Fragen in Anspruch und hielten diese Auffassung auch vor dem rheinischen Katholikentage in Köln am 6. Februar ausrccht. Bei der Entscheidung enthielten sich die Anhänger Winbt- borst'S und Franckenstein'? der Abstimmung, unv nur ein kleiner Theil der Partei unter Führung des Grafe» Preysincz stimmte sür die Vorlage. Die Kehrseile te« päpstlichen Einflusses aus die Gestattung der Parteiverhättnissc »n Reichstage trat hei den Verhandlungen über die Vorlage zur Revision der Mc.igesktze im preußischen Landtage hervor. Unter Mit wirkung de« Bischof? Kopp von Fulda erhielt diese Vorlage einen Inhalt, welcher weil über die ursprüngliche» Absichten der Regierung hinauSging und der katbolischen Kirche Reckte i» Preußen einräumte, die nur unter der Voraussetzung maß voller Benutzung von Seiten der römische» Eurie sür die Dauer ausrecht zu erhalten sind. Am JahreSschlnß erhielt Deutschland noch einmal Gelegen- lreit, einen bestimmenden Einfluß aus die Beziehungen der europäische» Mächte unter einander zu äußern. Am lü. De- cember erklärte der deutsche Reichstag seine Zustimmung zur Ausdebnung der Webrpflckt tcü Landsturms und der Landwehr mit einer a» Einstimmigkeit grenzende» Mehrheit und warf baknrch wiederum ein schweres und Ausschlag gebendes Ge wicht in die Waagschale, in welcher Krieg und Frieden abge wogen werden. Beim Beginn deS Jahres war eS Frankreich, von welchem eine Gefährdung des Frieden? drohte, am Schluß i.) ^ Rußland, ans welches sich die Blicke Europa« al? aus de^esriedenastörcr rickl'n. In» Lause de« Jahres waren e? zwei Fragen, welche dem Frieden Europas schwere Gesahren brachten: die Frage, ob die Art und Weise, in welcher Frankreich die mililairischen Ge heimnisse Deutschlands zu ergründen trachtet, noch länger geduldet werken könne, und ferner, ob die Politik Ruß land? aus der Balkanhalbinsel in Verbindung mit seinen ossenkundigcn Rüstungen nicht zum Kriege führen müsse. In dein Maße al? sich die Beziehungen zwischen Deutsch land und Frankreich befriedigender gestalteten, wurde da« Verhältnis zwischen Rußland und Oesterreich unv mittel bar zu Deutschland schroffer. Die weitsichtige Politik de? leitenden deutschen Staatsmannes Fürsten Bismarck vor mochte beider Schwierigkeiten Herr zu werden und wenn auch nicht die brennenden Fragen durch entgillige Lösung ausz» löschen, so doch ihre Lösung zn vertagen. Al« trotz der glücklich überwundenen Oppoiitio» de» Reichstage« gegen das Septeiinat im April der Fall Scbnäbcle und im Seplember der Fall Kaufmann zu ernsten Erörterungen zwischen der deulsche» und französiichen Regierung sübrke, wäre? die glück liche Verbindung von Festigkeit und Entgegenkommen seiten« der erfteren, welche die Beilegung dieser Streitsachen ermög lichte und die Ansrechlhaltting de? Frieden« trotz de« mora lische» Siege« Doutschlant« zur Folge hatte. Die bulgarische Frage bildete wälircnv de« ganzen Jahre« besonders aber seil der am lä. August erfolgten Thron besleignng des Prinzen Ferdinand von Coburg den Sle>n de? Anstöße« zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn. Alle Versuche, welche Rußland inachte, um seinen Einfluß auf Bulgarien thalfäcbttch zur Gcllung zu bringen, scheiterten an der Wachsamkeit Oesterreich«. Fürst BiSmarck sah aber ein daß bei der Uiiinöglichkei», die russische» Interessen aus der Balkanhalbinsel mit denen Oesterreichs daselbst in Einttang zu bringen, stärkere Mittel anqewcndet werden mußten, um Rußland voir übereilten Schritten zurückziibaltcn In Folg dessen benutzte er den Mmisterwecksel i» Italien, um offen vor aller Welt zu zeigeu, daß selbst der Frankreich herzlich zugethane Minister CriSp, einer Politik zusttmmtc, welche einen festen Bund zwischen den drei Ce.rtralmächten Deutsch land. Oesterreich und Italien al« da? beste Mittel zur Er baltung deS europäische» Friedens erachtete. Die Zusammen künftr. welche Fürst BiSmarck im Stptembcr und Oktober mit dem Grasen Kalnoky »nv Crispi in Fricdricbsr»h hatte bilden die Grundlage der Bestrebungen, weiche Rußland ge- nölhigt bade», trotz augenscheinlicher KriegSlust bisher Frieden zu halten. Eine günstige Wendung ist in Frankreich zu Gunsten de? Friede»« am 3. December durch die Wahl Caruvl'S a» Stelle de« zurückgelreleuen Grevtz eingeiretc». Rechten, schon turch das Ministerium Rouvier General Boulanger hcseittgl worden war, ist durch te» Präsiventeuwechsel in Frankreich cm Au sland ausgerichtct worden, welcher hei kluger Bcnutznng'cer Umstände sehr wohl zur Befestigung des Frieden« sichren kann E« gilt, zur Bekämpfung der niiisturjbereilcn Monarchisten und Intransigenten eine seste einheitliche repiidlitamsche Partei zu begründen, welche mit Carnol an der friedlichen Wieder Herstellung Frankreich« zu arbeiten bereit ist. Dazu ist aber die Aiislötiiug der Kammer nölhig, und zn dieser wird sich Carnol hoffentlich enlschließen. * Leipzisi. 2». Dereinder 1887. Zum Capilel der politischenMißbräuche schreibt eie sreiconservative .Post": Das, was in der Presse glaubhast über die Aiislnssungen de? Prinzen Wilhelm bezil chch der an seine Person sich anliiupienden öss-nll-chen Tiscussion verbreitet wird, bestätigt vollmhattlich unsere Ausführungen. Nicht» habe ihm — so wird berichtet — ferner aelegen, al» die Parteinahme sur eine pollMch oder kirchlichcRichtung. Er se, peinlich berührt davon daß er in da sParteigkiiiebehinkiiiae zogt »worden sei Schluß gezogen werden mußte, daß die klerikal-conscrvative Partei und insbeiondere die Richtung Stöcker die Perioii des Jrinzen Wilhelm genau in derselben Weise als Vorspann süc hre Parteizwecke mißbrauche» will, wie die« seiten« der dem sch reisinnigen Partei mit seinem erlauchten Bater grichicht, alS selbst kam» mehr daran zu zweifeln war, daß, als inan Prinz Wilhelm sür die Stadtmüsio» interefsirte, in der Haupi'ache der Zweck verfolgt wurde, für die Fructisieiiung seines NunenS in mnjorom xloriiriu jener Richtung die Möglichkeit zu gewinnen, haben wir unsere Abneigung gegen eine Betheüigung an der össinil'.che.i Diseuiston überwunden und alsdann unsere Meinung »m der ge- wohnte» DeMtichkeit ausgesprochen. Denn eS kann in einer Zeit voll äußerer und innerer Gefahre» nichts im monarchische» Interesse Bedenklicheres geben, als wenn aS Königshaus in da« politische Parteigelriebe ineingezogcn, als wenn man die kü ästigen Träger er Krone als Träger oder Schützer einer polnischen der kirchliche» Partei darstellen, ihre Namen und hre Autorität sür specisische Partel-Intercssc» m:s,- rsuchen will. Tank der künigstreuen Gesinnung unsere« Volke« ist es ohne Zweifel ein mächtiger Hebel sür die Bestrebungen einer politischen Partei, wenn sie dieselben an den Namen eine» Erben der Krone Preußens und de» Reiches „„knüpfen kann; diesem aber und dem Kaiserbauje kann kein schlechterer Dienst erwiesen werden, als wenn man sie zu Schirmberre» einer einseitigen Paneipoliiik und selbst einer solchen extremster Richtung in der öffentlichen Meinung zu stempeln sucht. Nicht nur schädlich, sonder» geradezu verwerft.ch ist es, wenn die«, wie bezüglich de? Kronprinzen und scines SohncS, ohne thalsächliche Ilntcrlage und selbst wahrheit-widrig geschieht. Am moralisch verwerflichsten aber ist ein solcher Miß brauch von Seiten einer Richtung, welche die .Königstreue und monarchische Gesinnung vorzugsweise im Munde führt und sich mit einem besonders hohen Maße derselben brüstet. Ein solches Gebühren geht noch weit über leneS Wort „lind der König absolut, wenn er unseren Wille» Ihut" hnianS: r» ist ein Acr per schlimmsten Heuchelei, daß man die Nothwendiqh.it in i Emphase beivnt. dos «önigthum gegen de» Anarchismus zu vertheldigc», nnd sich eine Ar« be'onderen Vorkaiiipserlhums in diesem Kampse »in dicirt, zugleich aber die Autorität und das Vertrauen ihatsäcdlich erschüttert, indem man da« Königshaus als Deckung für die eigenen Partei- und Herrjchastsgelüste mißbraucht. Gegen einen derartigen Mißbrauch mit aller Ent schiedeaheit Front zu machen, »st die Pflicht jede« ManncS von ausrichtig royalistischcr Geslnuung. Gerade die Interesseu der Monorchie und des Königs hauses erheischen gebieterisch, daß demselben tccht- zeitig und wirksam gesteuert wird. o weit ersichtlich, dürste diese Wirkung sür jeßt »ach allen Richtungen erreicht sein. ES wird hoffentlich unnölhig sein, ans die Sache zurück zu kommen. — Die AiiSftlhrui'.qeu der . Post" treffen den Nagel so Volt-» kommen aus den Kops und sind von so überzeugttidcc Wahr» hert, daß jeb«r Man» von cinständiczer und loyal-r Gesinnung diesen Worte» nur deipflickften kann. * Man schreibt der »Kölnischen Zeilnnq* au« St. Peter« - bürg, 23 December: Wie richtig und ehrenhaft der Zar uriheilt, wenn er nicht von jenen Persönlichkeiten beralhe» wird, welche ihm absichtlich, zu ihre» eigenen politischen und sonstigen Zwecken, die Verhältnisse in falschem LickNe darstellen, beweisen zwci Verfügungen, die er von Kopenhagen aus erlassen hat, wo er wenigsten« Sen imiern ruisiiche» Frage» gegenüber ganz aus sich s-lbsi angewieien war. I» dem einen Falle erhielt der russische .Kaiser eine» Be richt dcS Gouverneur» von Kurland, in welchem e« A. hieß, eS sei zu hoffen, daß durch die Vermehrung dcS russischen Beamtentlmms und durch dessen größer» Einfluß der Ucbergang der lftevölkerung zun« russischen Glauben sich rascher vollziehen werde. Kaiser Alexander III. bemerkte hierzu eigen händig am Rande: ..Dies kann ich nicht billigen, den» eS sieht einer Propaganda ähnlich. E« muß daraus hingewirkt werden, daß die Leute nur aus eigener, freier Ueberzeugung übertreten, wie solches in Livland und Esthland der Fall." Welch ein grober Charakter spricht auS dieser kurze» Randbemerkung! Anis Klarste zeigt dieselbe aber auch, in wie falschem Lichle den, Zarc» die Verhältnisse gewöhnlich dargeslellt werde». Kaiser Alexander lll. weiß nichts davon, denn es wird ihm absichtlich verborgen gehalten, daß der llebrrgang der Bevölkerung in Efth- und Livland zum orthodoxen Glauben aus eine geradezu schamlose Propaganda zuruck- zusükren ist. die sich der niedrigsten weltlichen Vorlheftc bedient, unr die ungebildete, charakterlose Bevölkerung zum Rcliqionsw--chsel zu bewegen. I» den, zweiten Faste handelt es sich um zwei Ost leiere, welche die Prüfling in der mililair-iuridischeu Akademie alS die besten beendet und somit da» meiste Anrecht gehabt Halle», fle werdende Stellen zu erhalten, wenn nicht ihr katholischer Glaube ein Hinderungsgrund gewesen wäre. Die Angelegenheit grlaaqie nn den Zaren nach Kopenhagen, wobei ihm eine Beriügnng in Er», »er»»» gebracht wurde, nach welcher .Kalliolike» von Llclluugeii mi Miluairgerichlswesen möglichst ausgeschlossen bleiben sollten. Jener Beriügnng liegt jedenfalls der Gedanke zu Grunde, das polnische Element, welches in diesem Falle gar nicht in Frage t .»i. au« dem Mililairgerichtckdieiistc sern zu halten. Der Kaiser virmerkl: aus obigen Bericht, daß, wenn jene Oificiere als beste die Prunn,, bestanden, sic auch da« erste Anrechi aus Berücksichtigung tauen: besten« eine solche Verfügung, wie oben erwähnt, jo sei dieul. e >-litt gerecht. Nach derartige» kleinen Bcupielkii sann ma» sich >>ne An schauung davon bilden, wie parteiisch, ohne Peiuckiiä ugung der Wahrheit, dcrZar auch in Frage» ernst-sicc Art berichtet w i den ma .. * Die .Berliner Politischen Nachrichten" rrsal re» von zuverlässigster Seite c.uü Moskau, daß die russische R..,u- ruug eine sehr bedeutende Liescruug von chirurgisch:,- In strumcnte» zu Kricgszw-cke» vergebe» hat. derart, tis; cm Theil der Bestellung bereits kürzlich hat abgettesen weiden müssen, während der Rest Ansang nächsten Jahres abzuliesern ist. DcS Weiteren berichtet dasselbe Blatt, das; die 4 irec'ion der Warschau-Wiener und Warschau-Brombe» gcr Eisenbahn, welche bekannllich die einzigen „ach P»sin, und Oesterreich führenden Linie» sind, welche normalst»«!, gebaut, d. b. die europäische Fahrgleiöbreilc haben und dabcr den durchgehenden Verkehr bi? Warschau vermitteln, den ge Heime» Besebl erhalle» habe», altirocheullich dem Geueral stabe da« Tableau ihres gesammlen Fahlpalt?, weift r sich zum Truppentransport eignet, ciuzureich.», mit Angabe, wo sich momentan die Wage» im In» oder Auslaiwe besiurc». * Die .Kölnische Zeitung" widme! der am 2>. ds. Mls. staltgesundene» Feier dcS sünszigjälirigen Priestcr- ju'oiläumS de« Papste? die folgende Velracklniig: E« ist ui mehrfacher Hinsicht uaiiiitich. daß sich die Aufm ksan> keil gerade m Deutschland ui diesen Tagen mit der imere sianien Periänl-chk it Ke« derzeitigen Jnkabers de« päpstlich a Liiftilcc-, bissen .'«Oiahriges P» >eiterjub, laum beute gestiert wird, de- jchäiiigt. Papst Leo XIII ließ a!S':ald nach seiner T:,on- drstrigung irkennen, daß er, obschon König ohne Land, de» Sloiid- Vunct seines Vorgängers, der die Zril nach l87>» mi, fortgesetzte» leeren Einspnichen gegen den italienischen Einbkitostaat und kindischen Vorhrrsagungen von dem Zerfall de« deullchen Reiches — da« er > iür einen Koloß aus Ihönernei, Fußen hielt — anoiullle, verlasse» Gerade Rücksichten der letzigida t le» An lvaccn es, welche uns I und durch it.äiiges Ein- ieiseu in de» Gang de« lg-rchrmegiinciil« bewogen haken, io lange al« möglich Zurückhaltung zu beobachten. I die Welt überzeuge» müsse, daß der päpstliche Stuhl auch ohne > Erst al- au- zahlreichen Emzelwabrnehmungen unabw-isdar der l weltliche Herr'cha't Macht übe und eine Macht sei. Sein: erste
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite