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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.01.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188901088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-01
- Tag1889-01-08
- Monat1889-01
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.01.1889
- Autor
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G,sch«r»t täitzttch »M «V. Uhr. gstzmm^mN» 8. ZPk»chß»«ör» öer »eR«N»>. B»n»m»g« »»-1» llyr Rnchmiita»» Uhr. ««nüa«» m«, S« A«mtz— »er f»' tzt» »LGGf-I—- N»»»«, tzeftl»»»«» I»ter«»e >» S«che»t«^» tzt« 8 lltzr N»ch«tt»»,S. »u G«,»-«,» -eftS«,»« früh tzt»'/,» ktzr. 3» he» FlU»1e» f»r 3ns.-A»»ah«e: Ott» Rle»».^Uni»erstiSt«straß« 1. Kitßirstmistr. 88 pari. »„»'»Sitzplatz 7, «nr bt« ' .» vtzr. riMger.Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgrschichte, Kandels- «nd GrschSftSverkehr. N»om,O«»«t4prOt» vierteljährlich 4>, Mk, t»cl. Bringerlob i 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jcde einzrliik Nummer NOHs Belegrr mplar 10 Ps. Gebühren sur Extrabeilage« (in Tageblatt Format gesalzt) «tz«e Postde'öigeruug SO Mk. «tt PostbesSrderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Ps. «roher» Schriften laut uns. Prei-verzeichnth. Tabelle rischer ».Ziflerasay nach HSYerm Tarif. Ueclinaen untrr d»m Rrdactt»«sstrtch die Lqelpalt. Zeile bOPk„v«r denffamiliennachrichten die Kgespaltr»» Zeile 40 Pf. Inserate sind stet» an di« Gxpeiitt«» za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnevnwernntiu «der durch Post- Nachnahme. 8. Dienstag den 8. Januar 1889. 83. Jahrgang. Amtlicher Theil. Letimalmechiiz. Nachdem di« vormalig selbstständigen Gemeinden Reudnitz »nd Anger-Crottendorf mit Genehmigung des Königlichen Ministerium« de- Innern am 1. Januar ts8V in den Stadt bezirk Leipzig ausgenommen worden sind, ersuchen wir alle Behörden und Privaten ihre Requisitionen, hez. Zuschriften, mit denen sie sich noch den, bisherigen Gebrauche an die Gmeinderäth«. bez. Gcmeindcvorstänee der gedachten Ge meinden gewandt haben wurden, von jetzt ab lediglich an unS, »it Unterzeichnete Behörde, zu richten. Leipzig, den 5. Januar 188S. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georg». Größel, Aff. HolzAucllon. Vkttt»och>, h«» s. Januar 1888, sollen von Bor mittag» 9 Uhr an aus dem Mtttelwaldfchlag» in Ab teilung Ist» de« Bnraaner Forstrevier», im soge nannten Lea»scher Holze, dicht am Leutzsch» Wahrruer Aahr»eg», »a der Nähe de« Bahnhof» Leutzsch ca. 300 starke Abrauurdaafeu und - 200 starke Langhaufen, unter den im Termine öffentlich aushangenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft »erden. Zusammenkunft: auf obigem Schlage. Leipzig, am 2l. December l888. De» Rath» Forstdepntatlo». Im Monat December 1888 gingen bei dem Unter zeichneten Armcnamte ein: öv Stück Kohlenzettel von Herrn W. W. zur Bertheilung an Arme. »st «Stück dergl. von der Fa. Sch. L Co. zur Bertheilung an Anne. 10 — -k Sühne i. «. «. N. W. K 2 r s 3 20 2 1 Ist 3 20 S 2 »0 .« - 7 « «. L. '/. «. P. R. St. /. «ä. W. M. '/. R. R. I. P. -/- M. " L. O. -/ durch Herrn Friedens richter Nagel. - - « « « E. O). /. E. - « - « « Ta./. Um.ldurchHrn.Friedcn8- - « 7 « « - Pu. -/. Ri / richter Seidemann. - . ... A.verw.T.-/M L.. Herrn - » . . . L. Sch. /. A. D.l Frieden,. - . . . « E. O. L.'/.P.Sck) I rlchter ffreyer. - . - » » F- Z /- K von Letzterem. - . Gescheut von H rrn R. <L M. Fr. - . - von dem Kgl. Preuß. Ger.-Aff. Herrn R. in G. 1 . 70 » Inhalt bez. Erlös für ein von Herrn Kausm. Bl. gefundene», vom Verlierer nicht reclamirteS Portemonnaie d. d. Polizei- amt hier. bO « — » von Herrn B- H. in Sachen B. H. '/. N. S 2 . »st . Erlös für von einem Ungenannten geschenkte Kleider und Wäsche 188 ^ -st -s Sa. worüber hierdurch dankend quittirt wird. Leipzig, den 7. Januar 188S. Der Rath der Stadt Leipzig. (Arnrenaemt) Ludwig-Wolf. Schicker. AiebAahls-VekalllltmaLllllL. «est»blen würben laut dtee ernattrter >»»etar: 1) ein eparcafie»h»ch der diesige» Sparkasse Nr. IblSI» aus Iba verw. Ziemer, über 30 ^ Einlage lautend, am 20. December vor. IadreS: 2) et« Musi von schwarzem Pelz mit schwarzwollenem Futter und 3 Quasten, rin Kranr»-llnterr«< von braunem Stoff, wantr», mit schwarzem Sammet eingefaßt, und et« »elfter K«pfttsien- tetzerz«>, ,,4 A." in Monogramm gez., von, 23.—86. v M; 8) ei« MannSjttckrt» ziemlich neu, von schwarzem Sloff, mit rotben und grünen Tupfen, ein» Reibe Hornknöpsen, schwarzem Schooß- und bellen, Aermellutter, am 30. v. M.; 4) et» Winterüberztrtzer. dunkel, abgetragen, am St. v. M-: 5) ein Winteriitzerzietzrr, ziemlich neu. von schwarabrannem glatten Sioff, m» graumelirtem wollenen Futter, schwarzem Sammet- lragen, verdeckter Batterie, einer Reihe übersponneaer Knöpfe uns Keltchenheniel. am 1. d. M: 6) 7 Stück Felle» gegerbt, sogen. Kipse, eine» davon mtt Tiaie „4947 ' gez, an, l. b. M; 7) kt« Rrgenschtr«, neu, mit lchwarzselbenem Bezug, gelbem Rohrstab und weißem, geradem Hir1chhor»gr>ff, am 1. d. M.; 8) ein BSllchea »«» «rauer Lriurwniid, darin SV Stück gegerbte, ans einer Seite «rschwirzte Kalblrder, 6." ignirt, am 1. d. M: 9) rin schtvarzrr Plüschhut mit gelbem Federst«» nab schwär- zem Perlenbelatz, am 1. t> M.; 10) em Jacke» van schwarzem Plüsch mit schwarze» Schvurea und grauem PlüichbeiaS. au, 1. d M.; 11) S Dccher weitze» Schaflrder, sig«trt «v. v. st.", am 4. d. M : 13) ein Hertzftützerzirtzer von blauem glatten Sioff, mit einer Reihe Hornknöpsen mit verdeckter Batterie und Sammetkragen, am 4. d. M; 13) ein schwarzer Schafpelz mit grauem Urbrrzag und chwarzen, S'ossh nkel. am 31. v. M.: 14) rin starker Sräbriger Hauawag««» grau gestriche», mit ssedern. an, 1. d. M.; 15) 7» Kita altr« Zinkblech, vom 4. zum v. d. M.; 1ü) ein Packet tu graue« Papier, mit der Firma ..Oustav Steabver ', darin eine 4 w lange «nb 1'/, m drette Partiörr, ein Packet in graue« Papier, darin ein «nie» GeschiftS- Caffabuch mit dem Stempel „Llxliao, Llarüt 13, II.'', am 5. d. M.; 17) rin kurier Winterüberzicher von grünlichem, roih- gespr>ssellem Stoff mit schwarzem Sammetkragen und einer Reihe Suöpse; drei Paar Herrenhasen von dunkelbraunem, geriestem Kammgarnstoff mit schwarzen HornknSvfea, am 3. d. M.; 18) ein Winterüberzirher, ziemlich neu. von dnnkelbla««, glattem Stoff, mit buntcarririen, Fulter, scknvarzem Sammetkragr», Stoffhenkel und BIlleit»s»chen. ei« Paar »raune Zwtrntza«»- schnhe, rin brauner Fttzh»» „»» ein Taschenmesser mit chwarzer Schaale. vom 8. b>< 7. d. M.; 19) ei« Wttiterüberzietzer von dunkelblauem glatten Stoff mit schwarze», Sammetkragen, einer Reihe überlponnener Knöpfe, Kelichenhenkel und der Firma „Knut rrilroobo, Zelts" darunter, vom 1. b>S 4. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen lpegenstände »der über den THSter stab ungesäumt bet unserer Lrimina -NdtbeUnaa znr Anzeige zu bringe». Leipzig, am 7. Januar 1889 Semtiudk-Vlakonie. D« Bericht de» Verbände« sür kirchliche Grmeiubepsllege ja Leipzig ans di« Zeit vom 1. April bt« Sl. December 1887 ist soeben erschienen und kann, wie von allen helsendea oder zahlenden Mtt- aliebar« de« Verbände«, so von Jcör«, welcher sich für die Arbeit der Semeiade-Diakonie intereistrr, in den »ter PsarramtS rxprbtttanen zu St. Thomä, Rrcolai, Matthäi und Petri unent geltlich ln Empfang genommen werden. Leipzig, den 22. December 1888. Der Verb««» sür kirchliche Temeiubepsieg«. v. Pank. LSnigllches Symnaß««. N«melb«»gen sür die Hsterausnatzme werden entgegen- genommen ,a« Ist. bi« mit lS. Januar 11—1 Uhr. Periö». Itche Vorstellung derNnznmeldenden ist nicht erforderlich, wenn auch erwünscht. Iedeusall« wird grdetcu, da« letzte Schulzeugaiß (die Michaeliöernsar) mittubrttigeN. Leipzig, am 24. December 1888. vr. Richard Richter, Rector. Au Kwi-licht Lehmsemiaar M vor»R nimmt Ostern d. I. neue Zöglinge auf. Die Anmeldungen, denen de« Aagrmeldetea Taufzeugniß. Impfschein, ein Zeugnip über die biöher grnoffeae Bildung und da« slitliche Verhalten» rin au«, sührliche« BelundheilSzeugnih eiae« approbtrten Arzte«, sowie »in vom Angemeldetea veesnhter Lebenllaus beizusägea sind, stad di« zum Ist. Frbrn« »ei der Unterzeichneten SeM'nardirrrtion zu denntten. Die Zrtt der >»s»nbmeprüfu,g wird drteslich mitgetheill. Varia, am 2. Januar 1889 Di« Kbniglichr Seminartzirectia«. Biel. Vrkanntmachuns. Ban dem »nierzeichnelen «emeinderaid» soll«» s»s«rl zw»i ch«tzt«»1l na» «i« Bäte neu „gestellt »erden. Der G-Halt, «inschlietzlich de« VekieidungggMdNl »nd der tztznh. iligsentschöbigung. beträgt sür jede Stell» stbd Nur s» che Bewerber, die bereil« lä- gere Zrtt mtt gutem Irsnlg» >i BerwaltnngSdehüc-ea in ähnl-chec Dieaststelnng stw befunden >be«, walle» tdre Gesuch« unter Beisügnng vn» Zenguiffen tu de- «ndlgtrr Abschrift bist IS. -annnr 188» eher einreiche». Zengnissr werden «tcht zurückgesnidet. Gotzli«, am S. Janaar 1889. Der Semeinberattz. Stager. Das Polizeiamt der Stabt Leipzig. Breischneider. llr D. Nichtamtlicher Theil. Der Fall Geffcken. Unglaublich und denncch wabr! Die freisinnige Presic zieht au« der Einstellung deö Verfahren» gegen Geh. Roth l)r. Geffcken den Schluß, daß derselbe schuldlos ist. Sollte cS der genannten Presse unbekannt sein» daß häufig genug Kreisprechunqen wegen mangelnten Beweises geschehen sind? Ist etwa aus einer solchen Freisprechung aus ric Schuldlosig keit de« Angeklagten zu schließen? ES ist auch ebenso häufig vorgekommrn, daß die Wiederaufnahme deS Verfahrens gegen Personen verfügt worden ist, welche bereilS außer Verfolgung gesetzt waren. DaS ist nun zwar in diese», Falle nicht an- zunehmcn, weil da» Material sür den Proceß gewiß sorg fältig geprüft worden ist unv wobt auch vollständig zur Ver fügung beS ReichSgerichlS gestanden hoben dürste. Aber schon au» der Dauer der Voruntersuchung ist ersichtlich, daß die Schuldfrage keineswegs so einfach und klar vor Augen lag w>e eS notbwendig war. um daraus de» wahrscheinliche» AuSgang deS Proceffe» entnehme» zu können. Wie war denn eigentlich der Hergang der Sacke? EineS TageS erschiene» in der .Deutschen Rundschau" Bruchstücke auS dem Tagebuch, welche» Kaiser Friedrich im Jahre >870 und >87l geführt haben sollte. Aus den ersten Bl>ck konnte und mußte daraus jeder unbefangene Leser die Uebrrzeugung gewinnen, daß es sich hier nicht um eine Veröffentlichung im Interesse der Wahrheit, sondern zu einem bcslimmlen pol>. tischen Zwecke handelte, und dieser Zweck konnte nur sein, die Meinungsverschiedenheiten zwischen Kaiser Friedrich und dem Fürst.» Bismarck, welche zu jener Zeit bestanden, der Oefscntlichkeil preiSzugebe». War da» patriotisch? War eS vielleicht durch Rücksicht auf die Verbreitung historischer Wahr heit geboten? War r« auch nur den Getvohnheiien ent sprechend, welche in der guten Gesellschaft als unerläßlich unv al« Pflichlrn de» Auslandes unv der guten Eitle gelten? Alle diese Fragen würben sofort nach dem Erscheinen dr» angebliche« Tagebuchbruchstücks mit voller Sicherheit verneint. ES war unter ollen überhaupt in Betracht kommenden Leuten nur eine Stimme, die der Entrüstung über eine» beispiellosen BertrauenSdruch. Ma» soischle all« balv nach den Buveggrlinden dieser verabscheuungSwürdigen Handlungsweise, und da ergab sich denn, daß rer Urheber der Veröffentlichung von Haß gegen den Reichskanzler »i «lnem Grade erfüllt war, daß sogar begrUnkele Zweiski an der ZiiiechnungSsähIgkeit Gefscken'S auftauchten und der An trag aus seine Entmündigung gestellt wurde. Mag diese. Antrag auch von ihm selbst zurückgewirsen worbe» sein, bie öffentliche Meinung würde durch di« Thatsache „Frieden ge stellt Worten sein, daß die Veröffentlichung durch einen un- zurechnungzsähigen bewirkt worden sei. drnii lieb r nnzurttd« nungSsädig al« iinpattiolisch. landeSverrätlttr sch an« Ho gegen einen hochverdienten Staatsmann! So urlbeille da mals dir Welk, unv beule sollte der Beschluß de« Nnch-gerichtS, kaß ter Ibckker außer Verfolgung zu seN-n sei, eine,, voll ständigen Umschwung zu Gunsten Gessckin'» herbeiqeführt baben? Da« wäre «>a Zeichen von Grundsatzlosigkeit und Charakterlosigkeit, wie sie Gott sei Dank bei uns in Deutsch land nicht angetroffe« z« »erden pflegt. Aber r« i eine nicht scharf genug zu tadelnde Fälschung der öffentlichen Meinung, w«»» man ihr solch« Sprünge zumothet, da« Ur theil der Welt über Geffcken'« Handlung-weise steht fest, gleich viel. ob da- Reichsgericht die Sache zum Gegenstanbe eine» gerichtlichen Verfahren» gemacht hat oder nicht. Wie oft kommt r» im Leben vor, daß wir anaesichtS einer Handlung, welche den Stempel der Nichtswürdigkeit und Gr» meinheit an sich trägt, in lebhafte» Bebauern versetzt werden, daß sie sich zur gerichtlichen Verfolgung nicht eignet, daß der Urheber nach Lage der Strafgesetzgebung nickt zu fassen ist! DrrtrauenSbruch, Wortbruck sind solche Handlungen, die wohl vor dem Rickterstuhl der Ehre und de» Anstand- stet» >er entschiedenen Berurtheilung sicher sind, die aber stkricht« .ich nur dann verfolgt werden können, wenn sie sich als Ler- mögenSbeschädigung rubricire» lasten» als Betrug. Diebstahl, Interschlagung oder al» Beleidigung. Verleumdung, Sach beschädigung. Der Gesitzgeber kann unmöglich alle Fälle, welche menschliche Bosheit und Niedertracht zu ersinnen vermögen, um da» Gesetz zu umgehen, vorhersehen und mit Strafe belegen, aber darum sind viele durch da» Gesetz nickt der« gönle Handlungen nicht minder gemein unv nicht-würdig, und Derjenige, welcher sic begeht, verfällt der allgemeinen Verachtung. ES kommt sogar vor, daß Personen, welche alle Ursache hätten, einem gerichtlichen Verfahren au» dem Wege zu geben, die Gerichte zum SLutz gegen angebliche Beleidigung anruken und auch eine Verurlheilung de» angeb liche» Beleidigers erzielen, obwohl dieser nur ausgesprochen hat, wa- allgemein vekannt und richtig ist. Wird dadurch Vielleicht die Ehre de» Kläger« gereinigt von den Flecken, welche ihr für alle Zeiten anhasten? Der Fall Geffcken ist durch den Beschluß dcS Reichs gerichts der strasrichterliche» Sphäre entrückt, aber die öffent liche Meinung hat ihr Urtheil über den Verössentlicher deS angeblicbcn Tagebuches Kaiser Friedrich'» III. gefällt »nd diese» Urtheil wird von der Geschickte bestätigt werden so sicher, wie jede ehrlose und schlechte Handlung die Strafe in sich tragt. ES kann nicht geleugnet werden, daß Unschuldige oft mit Unrecht verünheilt werden, sowohl von Richtern al« von der öffentlichen Meinung, aber das kann immer nur dann geschehen, wenn ihnen eine Handlung a»- gedicktel wird, die sie nicht begangen haben. DaS trifft auf den Fall Gffscken nicht zu. Gesfcke» bat sich selbst alS Ur- brber der Veröffentlichung in der „Deulschen Rundschau- bekannt, und nur mit dieser Handlung hat eS die öffentliche Meinung zu thun, nicht mit einer unbewiesenen Vcrmulhung eher einen vielleicht unbegründeten Verdacht. DaS Rrichs- zrricht hatte zu prüfen, ob eine Bestimmung dr- Strafgesetzes aus diese Handlung mnvendbar sei oder nicht. Die PrUsung bat ein verneinende« Ergcbniß gehabt, der Angrschuldigt« ist außer Verfolgung gesetzt worden. Unter Umständen ist ein solcher vorweg gefaßter Beschluß für den davon Bclroffenen schlimmer al» eine Freisprechung »ach erhobener Anklage. Durch da- Verfahren könne» Momenle zn Tage treten, welche sür den Angeklagten günstig sind und sein Vergehen oder Verbrechen in einem mildere» Lichte erscheinen lasten. Dieser Bortheil geht dem vor Erhebung der Anklage außer Verfolgung Gesetzten verloren. Wir meinen, daß e» in diesem Falle für den Beschuloiglen vortheilhasler war» daß die An klage erst erhoben wurde. ' * Leipzig, 8. Januar. * Ueber die Einstellung de« Verfahren» wider Teheimrath Geffcken seitens de» ReichSgerichlS ersährt die -Kölnische Zeitung" au» bester Ouelle Folgende«: -Die Thatsache, daß durch Veröffentlichung dcS fraglichen Tagebuches ein LandeSverath bc- angen worden ist. bleibt ungeachtet der Ent- cheidung de» ReichSgerichlS bestehen. DaS letztere hat in seinem Beschlüsse am 4. d. M ausdrücklich sestgestellk, daß da» veröffentlichte Tagebuch in mehreren Beziehungen Staatsgeheimnisse enthält, deren Geheimhaltung für da» Wobt de« keulschen Reiche» im Sinne deS tz. 92 Absatz l re» Slrasgesevbuch» geboten war. ES hat nur deshalb enl schieden, daß Geffcken außer Verfolgung zu setzen sei. weil dem selben nicht genügend nachgewicsen sei. daß er da» Bewußlseii, von'dem landeSverrätherischen Charakter seiner Veröffent lichung gehabt habe und daher der von dem Gesetz erforderte Vorsatz fehle. Weshalb da« Gericht diese» Bewußtsein ver mißt hat, ist nicht angegeben; doch dürste man nicht fehl geben, wenn man annimmt, daß das Gericht von der Vor auSsehung auSgegangcn ist, der verbobrlc Haß gegen den Fürsten BiSmarck habe «hn an der Einsicht »> bie Trag weite seiner Handlungsweise verhindert, klebrigen» ist der Zweck, welchen der bekannte Immcdiatbcrichl de» Reichs kanzlers im Auge Halle, erreicht worden; nicht allein der unmittelbare Urbeber ist ermittelt, sonder» e» sind auch die Hintermänner festgestellt worden, welche durch ihr Intriguen- lpiel den Reichskanzler zu stürren drohten und in deren Interesse die Veröffentlichung ersolgt ist, wenn auch deren Vermissen um dieselbe nicht hat nachgewirsen werden können." * Die Wahlen zum württembergischen Landtag finde» am 9. Januar statt. Der Wahlkanips nimmt einen ruhige» normalen Verlaus unv läßt erkennen, daß eigentlich aufregende Fragen für da« württembergische Volk zur Zeit nicht vorhanden sind. Die extremen Richtungen haben unter diesen Umständen einen schwierigen Stand, tbun aber nach Kräften da» Mögliche. Die Arbeiterpartei versucht eS in zahlreicheren Bezirken al- sonst mit Zählcanbidaturen. Von der Volkspartei sind zwar die älteren Führer, wie S. Schott, Karl Mayer, Oesterlrn u. s. w., jetzt endgi'.lig au» dem öffentlichen Leben verschwunden, dafür sind einige jung» Kräfte da, die ungestüm Einlaß begehren. Von ultra- montaner Seite caiididtre» der Redactrur de» .Deutschen DöttSblatt»-. Kümmel, und der ReickStagSabgeordnete Gröber, denen man die Absicht zuschreibt, eine Centrumspartci i» der Kammer zu begründe», wälirend bisher bekanntlich die Kleri kalc» sich unter die demokratische Linke und unter die Regie rungSpart i vertbeilten. Anderseits bat sich zu de n vo» der deutscheorffervative» P rlei ausgkgebenen pla'onffchen Pro- giamm in letzter Stunde wenigsten» ein einzige, Eand dat gefunden, nämlich der streitbare Nedactcur der .Deutschen Reich-pest-, Scksmidt-Soi neck, der ren ReichSregrnten von 1848. Becker, «in sehr gemäßigt und verständig gewordene« Mitglied der Linken, verdiängen will. Alle ertremrn Rich tungen aber finden, wie gesagt, nur mäßigen Anklang, nnd »uch vi« übereifrigen, wenig geschickten Veranstaltungen, die der Minister de- Innern für da« ReaierungSjubiläum dcS Königs getroffen bat» scheinen, so sehr sie verstimmten doch nickt im Stande zu sein, die Segel der Volks Partei erheblich zu schwellen. De» Sitz für Stuttgart hofft dir deutsche Partei diesmal zu erobern. Ihr Candidat ist der Kaufmann T. Stalin, dem die Bolk-partei den Commer- ienrath Ebni entgegen gestellt hat. Bei der vorigen Wahl iegte die Volkspartei in der Stichwahl durch Zusammen gehen mit den Socialdemokraten. Payer tritt in Tübingen gegen Oberstlieutenant v. Wolfs, den lanajährigen Vorstand der deutschen Partei, auf. Zwei junge Brüder Ha»«mann. welche als hoffnungsvolle« ZwillingSgrstirn der Volkspartei )epr>ese» werden, versuchen ihr Glück im Amt Stuttgart und »i Amt Balingen. Dir Minister Mittnacht und Sckimid. owie eine Reihe von angrsebene» bisherigen Polamrntarier» aller Parteien, wie Hohl. Göz. Probst. Härle, Ebner, stehe» ohne Grgen-Candidaten im Feld. In brc Physiognomie ter Kammer, in welcher t»Sher die deutsche und die Regierungs partei den überwiegenden Einfluß besaßen, da» Parteiwese» aber überhaupt einen milden Anstrich hatte, ist eine wesent liche Veränderung nicht vorau-zusehen. * AuS München wird un» geschrieben: AI- eine neue Phase im socialdemokratischen Parteileben ist die beabsichtigte Gründung «ine» socialistischen Verein» sür .volkStyümlichc Wahlen" zu bezeichnen, wiederholt war den hiesigen Socialdemokraten von competenter Seil« gesagt worden, daß ein offene« Auftreten ihrer Partei weil- auS nützlicher sei al- die geheime Agitation und deren Con- sequenzen. AlS nun im letzten Socialistenproceß von den Behörden die Erklärung abgegeben wurde, daß man einem offenen Auftreten der socialistischen Partei innerhalb deS gesetzlichen Rabmen» nichts in den Weg legen wolle, ent schlossen sich die hiesigen Parteiführer zur Flaggenänderung, beschlossen V,e Gründung eine« Verein» und hoffen aus unge störte Eniwickelung in der speriellen Erwartung, daß dann insbesondere die Geheimbundproceffe verschwinden werden Der ncue „Verein" bezweckt nach seinen Satzungen die Herbei führung wahrhast volkSihllmlicher Wahlen ui Reichstag. Landtag, Gemeindevertretung und sonstigen gesetzlichen Wahl» köipcrii, er wird die Leitung der Wahibewegung übernehmen, sobald eine Wahl ausgeschrieben ist und wZl selbst propaairen durch ..Werbung von Mitgliedern, Veranstaltung politischer Vorlräge, Besprechungen in den BerrinSsitzungen^ Benutzung der Presse". Man dars aus die Entwicklung diese» »Ver eins- einigermaßen gespannt sein. . * . * Wie erinnerlich, hat der österreichische Unterricht«, minister von GaulsL nach der Reinigung der Schulbibliothekrn orei Preise von z- lOOO Gulden für solche Iuaend- schrijtcu ausgeschrieben, die sich zur Ausnahme in die Schülerbikliotbekeu der Volksschulen eignen. ES liefen 9l Arbeiten ein. Aßtt IttRchtt» tedvch nicht «ine prnSwllrdig desuilkcn wurde. Diese» Ergebniß der ministeriellen PretS- auSschrcibuiig hat Niemanden überrascht. Die PreiSrickter haben sich bei ibrem Urtheile eben von denselben hyper- pairiotifchen und bigotten GesichtSpuncten leiten lasten müssen. Venen bei der Reiniaung der Schülerbibliotheken alle von nationaldeulschem Geiste durchwehten oder nicht glauben»- sromm gehaltenen Werke zuin Opfer fielen. * AuS Petersburg wird »n« gemeldet: Der bei der Bahiikatastropbe bei Borki am 17/29. Oktober v. I. schwer verwundete Baron Stiernwal ist vollständig hergestellt und bat in Begleitung seine» Arzte- die Stadt Charkow ver lassen. — AuS Riga wird gemeldet, daß der Stadtrath Thiemer in Anklagezustand versetzt worben ist, weil er HandelS- Eertisicate in deutscher statt in russischer Sprache a»S- grstellt hat. * Der bisherige serbische Minister de» Auswärtigen. Mijatovic, ist zum Präsidenten der Akademie der Wissen schaften ernannt worden. * Der republikanische Congreß behufs Nominirung eines Eandidaten gegenüber Boulanger ist, wie auS Pari« gemeldet wird, am Sonntag zusammengetreten. Von den 370 abgegebenen Stimme» erhielt der Destillateur Iaque«, Präsident deS Gencralrathe» der Seine, 234. Hovclaque SO. Vacguerie 58 Stimmen; die übrigen 9 Glimmen zersplitterten sich. IaqucS ist somit zum alleinigen republikanischen Candi- daten gegenüber Bonlanger ausgestellt. * Da» italienische Parlament wird, wie au» Rom gemeldet wird, Ende deS lausenden oder Anfang deS kom mendc» Monat« zusammeiilrctcn. Die ilenernanntcn Mmister der Finanzen und de« Schatze», Grimaldi »nd Perazzi. ftudircn gc.zcnwättig die finanzielle Lage, „m der Kammer gleich nach dem Wiederbeginne ihrer Arbeiten sofort geeignete Vorschläge zu mache», unter denen sich Ersparungen in nahezu allen Budget« der einzelnen Ministerien befinden werde» Diese Vorschläge werden im Großen durch die Thronrede und im Einzelnen durch rin finanzielle« Erposö de« Minister« des Schatze« in der Kammer bekannt gegeben werden. * In Irland hat da» ncue Jahr mit energischen Maßnahmen der BollzugSregierung gegen par- nellitische Abgeordnete, welkte sich gegen da» ZwangS- gesetz vergangen haben, begonnen. Nachdem erst vor wenigen Tagen die Abgeordneten Edward Harrington, Finncan- »nd Sbeeby bestraft wurden, soll jetzt gegen l)r. Tanner. Condo» unv John O'Connor eine gerichtlick« Untersuchung cingeleitet werden, und zwar wegen Aufwiegelung von Pächtern, Gebösle, deren srübere Pächter exmittirt word-n find, nickt in Pacht zu nehmt». Die genannten drei Abgeordneten find ausge- fordcrt worden, am >0. d. vor dem Strafrichter zu erscheine». Inzwischen haben aus dem Olphert'schen Gütercomplex unweit Gwccdore in der Grafschaft Donegat PächterauStrei- b»»gcn begonnen, denen in de» meisten Fallen energischer Widerstand geleistrt wird. Die ErecutivnSm.innschast besteht au« 7 bewaffneten Gerichtsvollstreckern. 15» Eonstablern »nd 80 Mann regulären Truppen, unter Führung de- Resident Magistrate, Mr. Bourke. Schon der erste auSzutreibende Päcklcr. ei» Grobschmiev, Namen» Patrick O'Dvnnell. der rin kleines Geböst in Bedlam inne batte, leistete verzweifelte Gegen wehr. Tausende von Bauern au» allen Tbeile» der Grasschast hatten sich eingeslinben. um der Austreibung beizuwohne», aber sie wurden von den Soldaten zurückgetriebrn und saben schließlich dem Schauspiel von den hohen Felsen au», welche daS lhik, in welchem da» Geböst O'Doniiell'« stand, umgebe», zu. O'Do,Hielt hatte sein Hau» verbarricadirt und er sowie I I andere Bauer» enipsingen die beranriickende» GerichtS- vollztrl'er nnv Eonstabler n.tt einem Steinbaael au» den Fenstern des oberen Stcckwerls, wodurch mehrere Personen, darunter der Agent des Gutsherrn, verwundet wurde». Da eine Ramme zum Emrciiiikn der Mauern nicht disponibel war. wurden Leitern angelegt, und 6 Eonstabler bestiegen dieselben, nach dem sie Bajonette aus ihre Gewehre gesteckt halten. D,«
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