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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.01.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188901256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-01
- Tag1889-01-25
- Monat1889-01
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.01.1889
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»MW ts,Nch früh «V. Uhr. Lrö«M«» „h LrprtM»» g,h»»»»«,,st» s. Dffrrchlkitn, örr Retz«ti«». Vormittag« 1l>—1I Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. »««»«« »er N», «, »»«Kfal^ntz, Mn»»er tzeK1»«te« J,s«r,ir «, »acheatage, tzi« » Nh, Nachmtttaa«, „«»«. n«tz Urfttage, fr»» »t«'/,» >»,. S» he» /Miln, f»r vtt» Nie»«. Unlverstt»t«str-He 1. La««« L»sche, «athattmistr. 23 pari, un» Könt^tzlatz 7, bi» Uhr. UchMtr., Tageblatt Anzeiger. Lrga« für Politik, Localgeschichte, Handels - «nd Geschäftsverkehr. Abonneme»t«pret» vierteljährlich 4V» Mk. tncl. Bringerlohn 5 Mk.. durch di« Pest bezogen 6 Mk. Jede einzelne Rümmer Li) >f. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (ia Tagedlati-Format gesalzt! ohne PostdesSrderung SO Mk. «tt Postbesöcdrruug 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 80 Pf. Großer« Schriften laut »ns. Pieitoerzelchniß Tabellarischer u. giffernsatz »ach höheren Tattl. Neclamen »ater dem Nedacttonsstrich die sgrspal». Zette bOPf„ vordenFamillennachrichten die Sgespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Expetzttton zu seade». — Rabatt wird »icht grgeden. Zahlung praenaworanäo oder darch Post- »achnahme. ^srs. Amtticher Theil. Vrliimitmchmli. Wir machen hierd»rch bekannt, daß Gefach« um Aus» Pellung »er nach 8 8 der Vieh, und Schlachlhosö-Ordnung da» 14. Juni 1888, Val. Beilage l zu derselben, bei der -infRbrung von Rindvieh in den städtischen Birhhos er- forderlichen Arfpr«ngSze»gniffe, soweit solche von der Unterzeichneten Behvido autzuüellen sind, bei der Reg. vlll. i»Gt»dtha»se,»I Obergeschoß,Ai»«rr Vtr lRJI», »»selbst auch Formular« gemäß Berlage l zur Vieh- und Schlachihoss-Orvnuna abgegeben werden, auzubringeu sind. Leipzig, am 2l. Januar 1889. Der V«th »er Gt«dt Leipzig. HM. IBS. vr. Georgi. Petzolbt. Nachdem die nördlich der Ehristtanstraße (Straße 6 de« »rdwefllichrn Bebauung-plqne«) zwischen der Wald- uud Elsässer Straße gelegenen Reste der ehemaligen Leidrnroth'schen Aiegeleilachen au«gesüllt sind, wird unsere Bekanntmachung vom 22. October vorigen Jahre« hiermit aofgehobe» und jede weitere Bodenablazerung daselbst bei Strase bi« zu lbO verboten. Leipzig, den 21. Januar 1889. Der Nath dar Stadt Leipzig kb 24». vr. Georgi. «tschmer. Di« Inhaber der als verloren, vernichtet oder sonst al« abhanden gekommen angezeigten Pfandscheine llt. V »9140. Vit. X 1839. 18590. 22 8N. 90989. Sl 212. 87 865. »2631. 56 495, 84 858, 68 567, 71 985, 78971. 79495. 85451, 86068. 91 160. 94 724. lckt V 28. 29. 2026. 7551, »08«. 1182l, 12 701. 14 891. 15015. 17 673. 23 490.29 129. 29«lO. 80 366, 32 630, S2 8Sl, 34 035, 38 490, 36 72t, SS5SS, 4l843, 4l 942, 43 »75. 44 220 werden hier- Varch aufarfordert, sich damit unverzüglich und 'längsten« bi« zma Ablauf von SO Tage» nach der aus jeden, der Schm» bemerkten vrrfallzeit oei Unterzeichneter Anstalt zu «»>»«». »m ihr Recht daran zu beweisen, oder dieselben gegen Belohnung zurückrugeben. widrigenfall« der Leihhau«- Ordnung aemäß den Anzeiger» di« Pfänder aosgeliesert «och tzle Inhaber der Scheine ihr« etwaigen Ansprüche »mm«« varlustig gehen werden. Leipzig, den 23 Januar 1889. Die Derwultuna de» Beihtzaase» a»d der «parcasse. sollen von Vor Nutztiolraiiction. Urrtte^z, den L. gsedraar d. I., Mittag» S Uhr an auf dem vierjährig«... Vicht au der Lribnizk rücke im Nosrathale ca. 35 Eichen-UkutzklStze, » 16 Buchen- » - 28 Rüstern- » » 2 Linden» » » 18 Ahorn- a - 4 Eschen- a » 3 Ma-'holder- » und « 8 Elleni- , vnt« den öffentlich »»«hängende» Bedingungen uud der WUchen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft »ervea. Aasammrakaaft an der Leibnizbrücke. Leipzig, am 18. Januar 1839. De» Rath» gforskdepatattoa. Holjgnctton. AK»at«K, de« 4. Februar sollen von vormittag» »Uhr an im Forstreviere Souaemttz die in Ablh. 22o, 2t uud 24 ausdereUeten Hölzer, al«: S Rmtr. Eichen-R«tzs«Pette l. Elast« und 15 » » - ll. Elaste, sowie «a. 72 » Eichen- 9 « Weißbuchen- v. b - Rüstern- Vra»»schrtta 2 » Eüern- 2 » Linden- —1er den öffentlich auSHSngendeo Bedingungen und der üb lichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft Werden. JusammeuLuuft: auf dem Holzschlage in «dkh. 22. link» von ver Eonnewitzer Linie, hinter den Heidaer Wiesen bei Eonnewitz. Leipzig, am 2l. Januar 1889. De» Rath» Forstdeputatto«. Lohauctton. i Lt. Februar Vßwataa, de« 1t. Februar sollen von vor «ütag« 9 Uhr an im Forstreviere LouaeMttz ea Ich« starte hart« «aughaufe» unter den im Termine öffentlich outhängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung meistbietend verkauft werden. Zusaunaeukaaft: auf dem Holzschlage im Dvlitzer Holze, auf der Kreuzung der Naschwitzrr uud Dvlitzer Linie, wovnt der «s»utger Lvaldschäuke. Leipzig, am 21. Januar l889. De» Ra^» Forstdeputatto« lest de» Jabre Schneider lruag. 1» Liiff»r»rr,,» >rl der nntrmelchaeten Sparkasse befindet MS da« von nn« ans de» Namen Therese , V bchüo,frld aukßesertigte Sparbach Rc 8L28 lo Ae «hm daß »«« jetzt trotz verschiede«! Rachsorlchanm» die . ad« der», R,ch,«n-ichsolq«r za «ralttel, aewefr, wäre». Da »»> oeurrer gett »», dritter Seüe alanbbochr UachrSch« m dies«« Sparbuch geltend aemacht «arde, «Ud/w «bmhlrnnU d»«M. Schneider, deren Erben »d-r Recht«,achsiLer aoännal» «nstzefurderl, stch innerhalb 3 Monaten »nd Uvigste»« dmts. April bet der umerzetchmte» Sparkasse »» »»S«, »ad ihre«». wird «ch Mlaak dist« drei«,^te da« Suarbnch VM El»«»««»»»»»»« a» de, ptzi», Amratz. D Freitag den 25. Januar 1889. 83. Jahrgang. SM Abhanden gekommen ist ta der Zeit vom 9. Januar Abred» bi« »am 10. Jannar srüh elve braonledernc Brieftasche mit einer Rrlch«banknole zo Lausend Mark, einigen Reichrcasteuschtinen zu 5 Mark und etnigeu lloupoii« (daruuter eiaen am 1. Januar 1889 fälligen Loupon über 3 Mork zu dem Schuldscheine der Kgl. Prtuh. coalol. 4*/» Staatsanleihe »ud l,il. II Nr 63044 über ISO Mark). Sollte Jemand über den Verbleib der Brieftasche mit Inhal» ein« Auskunft zu geben im Stande sein, so wird derselbe ersucht, sich ungesäumt in unserem Lommissariate zu melden unv bittet »ia» ganz besonder«, auf da- Vorkommen de« obenerwähnten TouponS gesälligst zu achten. Leipzig, am S4. Januar 4889. Da» Palizriamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. K. Erstatteter Anzeige noch lst das für Thtcla Hl«a Kirmse an» Mittweida am 12. April 1887 hier auSgegelite Dienstbuch verloren gegangen. Da« Buch ist i« Ausfindung'talle a» uuS nbzullefero. Leipzig, de» 28. Januar l869. Da« Polizetamt der Stabt Leipzl,. V. 43. Bretichneider. M. LSnigliches Hymnasinm. ur Vorfeier de» Srburt«ta,e» 2r. Majrstät Vr« Kalser», welche Lonnabeu», »rn 2S Januar, vormittan« t» Utzr. durch einen SchulacluS (Festredner Herr Oberlehrer Schluriek) be gangen werde» soll, ladet im Namen des Lehrerkollegiums ergebenst eia Leipzig, am 24. Januar 1889. vr. Richard Richter. Molai-Gymnaßum. Der Gchulartu« zur Vorfeier des SedurtStage» Gr. Majrlläi de« Kaiser« wird Sonnabend, de« 2S. Jannar. 10 Uhr. strii- findeu. Zu geuelqter Theilnahme ladet im Namen de- Lehrer- Lollegium« ergebenst ein Leipzig, 24. Januar 1889.Proiessor vr. »»/botl. Lllomasschule. Zu der Sonunbentz, den 2«. b. M.. vormittags 10 Utzr. üattstndenden vorseter de« «eburtStagrü Sr. Masrstät tze» Kaiser- beehrt stch ergebenst einzaladen Leipzig, am 94. Januar 1889. I)r. Jnngmann. SliidtWe Leslschule mit progymnaßum Leiprig-Rtudnitz. Z» der Sounatzmtz, tze» 2«. ». M.. früh » Uhr im Schul- saale adzuhaltendcn vorseier tze» Setzurt»»age« Sr. Majestät tze« Kaiser« ladet im Namen des Ledrer-Lollenium» erqeveuft eia vr. Ttzeotzor Seltze. Direktor. Oelkentliektz 8kNtIel8l6kran8lLlt. 2u äar am 8oau»d«o>1, «len 26. liiminr, Vurmittn^, 10 Udr iw 8»^a äer ^aetalt »tattüuäenäea keler <>e» Oedurtnt»,«» 8r. UZzsEtttllt äe» ävntaekea Ilalnerii deedrt sich im dinmsn ä« Vottrer-OoUexium» ergebenst eioeuinäea karl tt'olkrilm, Mrector. Wne Lopiken-Ltklle. von dem Unterzeichneten Bemeiaderatlie soll soior» ein geütztrr Lotztst mit einem AntangSgehalte von jährlich MO angestellt werde». Bewerber m t nur vorzüglichen Zeugnissen und Empfeh lungen Hobe» ihre Geiuche tzt» Tonaatzriitz, tzeu 2. Fetzrnar tz. I., auher emzureiwrn. «ohlis, am 24. Januar 1889. Der «emeiiitzrrattz. Singer. Nichtamtlicher Theil. Vie Wahlbeweguug in Paris. ES ist eia günstiges Seichen der politischen Äesammt- lafle in Europa, daß dre Kundgebungen der i„ Frank reich herrschenden Verwirrung gegenwärtig nur mit der Wirkung eines in die Ferne verhallenden Brausens an unser Ohr drinben. Frankreich ist durch die Verhält nisse geuöthigt, sich mehr und mehr mit seinen eigene» Angelegenheiten befassen ohne Rücksicht auf den Ein- stnß, welche» diese Thätigkeit aus die übrigen Mächte hat. In Ermangelung der Möglichkeit, die Geschick- Europa» zu bestimmen, wie das in früherer Zeit von Seiten Frankreichs vielfach geschehen ist. gewährte eS dieser Macht voch eine gewisse Befriedigung, wenigstens keine Ruhe, kein feste- Vertrauen aus die Erhaltung deS europäischen Frieden- auskonime» zu lasten Seil einigen Monaten hat Frankreich auch in dieser Beziehung ausgehört, eine Rolle zu spielen, man beobachtet die Ereignisse, welche sich in diesem Lande zurragen, zwär mit der Aufmerksamkeit, welche ein so großes, reiches und bevölkertes Land stets in Anspruch nehmen wird, aber mai, gewöhnt sich aliinälig daran, Frankreich- Entn ickelung unabhängig von der Gesamml- eniwickelung unseres Ervthcils zu betrachten. DaS ist ein unverkennbarer wichtiger Fortschritt, und eS bleibt nur zu wünschen, daß die neue Erscheinung von Dauer sein möge, daß wir nicht eine- TageS wieder genöthigt sei» mögen, Frankreich einen erhöhten Grad von Aufmerksamkeit zuzu wenden. weil di« Gefahr wieüer im Zuiichmen begriffen wäre, daß die Zuckungen de- kranken StaaiSwcsenS sich nach außen hin bemerkbar macken. Die Wahl Boulanger'S in Paris wäre der Beweis dafür, daß die Haupistadt den regelmäßigen Gang der Entwickelung deS republikanischen StaatSw s »S zu unterbrechen wünscht, daß sie eS vorzieht, den Schritt in- Ung'gvisse zu wagen, statt der Partei, welch- bisher die Geschicke Frankreichs lenkte, auch fernerhin di« Gcstoltuiig der Zuknust anheimzustellen. Dir Hauptfrage, um welche sich dir gesä umte Wahlbeweaung i» Pari- dreht, ist die, ob Bonlangec die Diktatur anstrebt oder nicht. Er selbst wehrt sich gegen die Bejahung dieser Fr.ige au« LeibeSkrästeo, weil er weiß, daß dem Worte Republik ein «igentyümllch.r Zauber beiwohnt, welcher seine Wirkung aus die große Maste der Bevölkernug noch »»geschwächt aa<übt. Bonlaoger hat seine Maß- rogeln danach nicht nnaeschickl getroffen. Er hat da- Schlagwort demokratisch« Republik in, Gegensatz zur parla- mentarischrn Republik ao»aegeda> und damit aoardrutet, daß i« Parlament nicht da« Volk, saadern uur eine bestimmte Vitzu« herrscht, welche Frankreich sllr ihr« Zwecke »»«beulet.! Auch in kaue» »enestrn Wahlaufruf an dl« Arbeiter vou 1 P»n« hat n Res«, GegvFatz z« seine» Aorlheil in de. Vordergrund gestellt. Er hat aus seine Erfolge bei den Arbeitern im Norden Frankreich« hiagewiesen und daran« den Schluß gezogen, daß die Arbeiter ihr« Interessen durch ihn bester vertreten glauben al« durch die Republikaner vom Schlage Ferry'S und Floguel'S. Den Arbeitern ver spricht Boulanger eine Aera de« Frieden«, in welcher sich der Wohlstand und Reichkhnm de- Lande» zu neuer Blüthr entfalten Werde, ander- alS in dem heutigen Frankreich, in welchem maßlose Verschwendung und Mißbrauch der Arbeitskraft die bestimmende» Merkmale der Eniw'ckrlung bilden. E» ist ja klar, daß Boulanger glle Kunstgriffe an wendet, um seine wahren Absichten zu verschleiern, daß sich hinter de» verschwommenen Begriffen demokratische Republik und VolkSsouverainrtät nur die persönliche Macht de- neuen Wahlcandikaten de- Seine-DepartemcnlS verbirgt, aber eS girbt eine große Zahl von Leute», welche daS Boulanger durch aus »icht zum Fehler anrechnen, sondern welche eS zufrieden sind, daß er eine Formel gesunken hat, durch welche er die großer» Masten an seine» Tliumphwage» spannen kann. Alle Wahlaufrufe, welche sein Gegner JacqueS erlasse» hat, entbehre» der packenden Wirkung, sie bewegen sich tbeilS in verbrauch!?» Redensarten, theil« stellen sie Nachahmungen der Wahltnklik Boulanger'S dar. wie der Wahlaufruf, welcher mit den Worten schließt: „Kein Sedan!" Dadurch hat JacqueS lediglich die Sache Boulanger'S gefördert, denn er hat dadurch anerkannt, daß die lapidare Form deS Wahl aufruf» die wirksamste ist bei den großen Masten. Im ausfallenden Gegensatz dazu steht da» Wahlmanvver, welche- JuleS Simon »och in letzter Stunde au-geslihrt hat, um Boulanger'S Niederlage herbeizusühren. In einem OpuS von dem formivablen Umfange von 350 Seilen hat er die jüngere Generation, welche daS Jahr 1851 nicht miterlcbt hat, aus kl« Schrecknisse verwiesen, welche der 2. December deS he- rüchtiatenIahreSFrankreich gebracht hat. Auch da» ist rin Schritt von sehr zweifelhaftem Werth, wril er Boulanger mit dem Nimbus eine» Usurpator- umgiebt, welcher ihn aus gleiche Stuse mit Napoleon III. erbebt! Die Republik de» 4 Sep tember 1870 hat bisher noch nicht den Beweis erbracht, daß sie eine Verbesserung im Vergleich mit der RegrerunaSzeil Napoleon'« lll. barstellt. DaS Kaiserthum bat Frankreich voch eine Anzahl äußere Erfolge gebracht: den Krimkrieg mit der Eroberung SedastopolS uud der Ausschließung Rußland» au« dem Schwärzen Meere, den Feldzug gegen Oesterreich mit den Siegen von Magenta und Solserino und der Ver größerung de« ironzösischen Gebiet« durch die Provinzen Savoyen und Nina. Wo« hat dagegen die Republik von 1870 aufzuweisea? Die Antwort lautet: Tonkin und die Isolirung Frankrerch». endlich ein ungeheure« Defiril. Die neueste Errungenschaft der Republik, da» neue Mili« tairgesetz, welche» Frankreich um eine Million Soldaten be reichert und ihm nach Freyeinet'« Auffassung die Ueberlegenheit über da» deutsche Heer sichert, kann erst m der Zukunft zur Geltung kommen, vorläufig muß sich die Regierung mit dem Verbot der Aufführung de« „Blauen Offieier«" und mit der Zusammenballung der Faust in der Tasche begnügen. Da« sind nicht die Erfolge, welche die große Masse der Franzosen zu befriedigen vermögen, diese zahlreiche und maßgebende Kategorie will Schaustücke sehen nach dem Borbilde de» römischen Kaiserthum», dessen Devise lautete: „knastn et Cii-vensss", Brod und Spiele. Fortwährende Erhöhung der Steuern »nd der Militairlast ohne jegliche» greifbare Erged- niß, daS ist nicht nach dem Geschmack der Durchschnitts sranzosen, etwas -Oloiro« ist da» Mindeste, wa» sie al- Gegenleistunq beanspruchen. Soweit sich die Sachlage in Paris von hier auS benrtheilen laßt, baden die Aussichten Boulanger'S sich während der Wahlbewegung von Tag zu Tag vrrvestert, und ver gemein, same Candival der Republikaner, der Destillateur JacqueS, bat trotz feiner Würde al» Vorsitzender deS GeneralrathS der Seine den Glanz seine» Nebenbuhler», des Komödianten Boulanger. nicht zu verdunkeln vermocht. Der Wahlkampf dient wahrlich nicht dazu, die französische Hauptstadt in der öffentlichen Meinung de» Auslandes zu hebe», wohl aber dazu, da» vertrauen in die Ausrechlhaltung der republikanischen SkaalSform zu erschüttern. Wenn sich die Republik dazu entschließen könnte, aufrichtig den Frieden al» di« Grundlage ihrer Existenz und gedeihlichen Fortentwickelung nnzuerkenne». dann häkle sie eine Zukunft, ohne diese Grundlage schwebt sie in der Luft. » Leipzig, 25. Januar. * Herr Rickert „fühlte sich gedemütbigt" durch die energische Zurückweisung, welche die conservative Partei- leitung dem bekannten Pronunciamento der.,Kren z- zeitnna" zu Theil werden ließ. „Diese Thalsache genügt wohl (so führen die ofsiciöscn „Berliner Politischen Nach richten" auS), um zu zeigen, westen Geschäfte die „Kreuz- zeituag" mit ihrem Voracben besorgte. In der That müssen dir demagogische» Bestrebungen, welche seit längerer Zeit in der genannten Zeitung gepflegt werden, ihr Urtheil und ihren Blick ernstlich getrübt haben. Sonst konnte ihr nicht entgehen, daß die Veröffentlichung, welche sie al» eine Schädigung de« monarchischen Ansehen» und der Krone venuncirt. auf Befehl Vr. Majestät deS Kaiser« erfolgt ist. weit davon cut- ser.it, einen Schutz de« königlichen Ansehens zu bilden, richtet jener Anqriff aus di« veröffentlich«« der Anklage- schrisl gegen G-ficken sich vielmehr direct gegen den Lande». Herrn. Der Pfeil war ja für ein andere« Ziel bestimmt gewesen, allein daß er damit zugleich auch gegen die Krone gerichtet war, verschlug der .Kreuzzeitung'' nicht. Unter der MaSke Patriotischer Fürsorge um da» Ansehen de» Monarchen wurde ver Pfeil geschnellt, obwohl «S jevem Nrlbcilssähigen klar war, wen er treffen nnißie. In dieser Hinsicht giebt also die .Kreuzzeitung" der demokratischen und sonstigen demagogische« Presse nicht da« Mindeste «ach. Freilich eine merkwürdige Illustration zu dem an ihrem Kopf, angebrachten Satze: .Mit Sott für König und Vaterlands« — Die .Kölnische Zeitung" bemerkt zu dem Gebabren dn ^Kreuzzeitung": Bett Monaten konnte man beobachten, daß dt« reartlonalrr 5 " Vsie de, rnh'gen und tzettqe, Gang „»lerer »»lttlk mit wachsend,« Uxbeyoqkn »ers»««. »» will de, da» -Kn «'1ch.v°,M ln «rmäßlgrea «d mrlSdal.chen «ahn», b«»eH. Melche jedem de- sonnen L'deeale» e«, srendt» «lt.rbett an de« vaterltnd'lche, ««ke »,mosche,. Pi. «rmMtt—Partei hat tze»» »och milder- der „Kölnische, Zeitnng" anBgelafse,, »ekch» von Stickerei und Mnckrrei nicht« misten »ollt». Will die „Krenzzeitnag" edrllch sein, so wird sie na» zngestehen müsse», daß lbr „moaar- chische« Gefühl" sich über die VerSstentllchung der Anklageschrlst gegen Gestiken nicht i» so rlgenartlger Weile entsrtzt haben würde, wenn ihr die Gesammtrlchtnng de« Fürsten Bi«marck nicht gar »u liberal erschiene. Diese« besonder» monarchische Gefühl der Stöcke- rlaner sühlt sich, wie au- dem Wortlaut de« Krenzeelwiig»-?lr»kel« bervorgeht, nicht dadurch verletzt, daß da« Andenken eine- tobten Kotier-, der van den Drutschfrelstaulgeu in den Staub und Dunst de« ParteigetriebeS herabgezerrt wird, »nau-bleiblich eine Trübung erfährt: was die Geschmack-nervea dieser Deelarantrnaruppe un angenehm berührt, lst vielmehr die Thalsache, daß Fürst B,«marck dem „souveraine» Bolk" Gelegenheit gegeben hat, sich über das von deu Rcich-nörglern gelchmähte Vorgehen der Reich-justizver- ivaltung ein selbstständige- Urihell zu bilden. Der Umstand, daß dieser überspannt adsolntistische Gedaukengaag, Melcher un- mitten hinetnsührt in die tiefsten Tiefen der reactiouatren Wols-Ichluchl, unicr dem zustimmenden Kopsnicke» eine- Thcile» der liberalen und demokratischen Opposition entwickelt werden konnte, rückt ole sitt liche Ehreahastigkeil und die liberale Gesinnung-tüchtigkeit dieser Opposition in die hellste Beleuchtung. Die Gerechtigkeit gebietet übrigen-, anznerkenuen, daß die anständiger», von Eugen Richter unabhäuaigen Organe der deulschfrerfinoigen Partei diese- wider wärtige Treiben nicht milgemachi haben. Selbst conservailve B ätter, wie d« „Leipziger Zeitung", machen der „Kreuzzeitung" bemerkbar, daß ihre Aeußerung auf etae „Verneinung de» Bersaffung-staate-" hinau-lause und daß mau die „Macht der vffentlichrn Meinung" nun einmal nicht au- der Well schaffen könne. Der Radicoli-mus, welcher dieser reaciionairea Theorie zujodelte, blieb übrigen« lediglich seiner historischen Rolle al« hirnlo« unbewußte« Werkzeug der Reaclion getreu. DaS Donnerwetter, welches stch inzwischen über den Häuptern der Kreuzzeituvg-rttter entfesselte, hat »na auch die radikale Vor spiegelung veralchlet, al- müßie die Declaranteuqruppe einen starken Rückhalt haben. Die conservaliv« Partei de- Neich-tag», de- Ab- geordnetenhauseS und de- Herrenhause« hat sich gegen da- Blatt gewandt, welche« sich bei jeder Gelegenheit geberdete, al- ob Alle-, wa« gestiefelt und gespornt elnherschreitet. hinter ihm stände. Viel leicht gewähren die lebhafte» Sympathie», welche Eugen Richter de» reactionatrstea aller Reactlonaire zuwrndet, der .Kreuzzeitung" ewigen Trost bei ihrem Vasall. * DaS preußische Abgeordnetenhaus hat seiner Zeit eine Resolution dahin gefaßt, daß die Regierung anzu- gehrn sei, im BundeSrathe aus eine rrichSgesetzliche Regelung der Herstellung und de» Vertriebe» von Bier hinzuwirken. ES sind nun, wie eS heißt. Verhandlungen über kiese Frage bei den belhciligten Reichsämlern, ivie unter den verbündeten Regierungen im Gange. * Bei der Stichwahl im Reich-tag-wahlkrei» Ossenburg-Kehl hat der ultramontane Eandidat, Herr Reichert, mit 9835 Stimmen Uber den national liberalen Canvidaten, Herrn von Bodmann, welcher 9235 Stimmen erhielt, gesiegt. Die Socialdemokraten haben Mann für Mann für den EentrumScan- didaten gestimmt und dadurch dessen Sieg herbeigesührt. Wer di« beiden Parteien kennt, konnte daS natürlich nicht ander» erwarten. Jahr für Jahr treiben die Socialdemo kralen den Schwindel, bei solchen Stichwahlen Stimmenthal tung zu predigen und jedeSmal stimmen sie Mann für Mann für Ultramonlane und Dcutschsreisinnige. Und da» Eentrum verkündigt unaufhörlich salbungsvoll, seine Grundsätze seien die alleinige Rettung gegen die Socialdrmokratie, der heilige Vater erläßt einen Hirtenbrief nach dem an dern gegen diese Partei des Umstürze»; aber dennoch streichen die Ultramontanen schmunzelnd die socialdemokra- tiscben Stimmen ein und buhlen darum in der unwürdigsten Weise. Der Sieg de» ullramontan-socialdemokratischen Can vidaten kann unS in keiner Weise cntmuthigen. Der Wahl kreis gehörte zu den allerunsichersten. Er war anderthalb' Legislaturperioden hindurch im Besitz deS CentrumS und erst im Februar 1887 mit geringer Mehrheit von de» National- liberalen erobert worden. Der kirchlich-katholischen Partei wird daS BUnbniß mit der Umsturzpartei schwerlich Segen bringen. ^ Ein starke- Ucberwieczen der eingewanderten Bevölkerung von Metz im Vergleich zur einheimische» Einwohnerschaft hat sich schon bei der vorletzten und noch mehr bei der letzten Volkszählung hcrnuSgeftellt. Es hat die» denn auch dazu geführt, daß die Eemeindeverw.,ll»»g stch veranlaßt sah, in der noch 1870 rein französischen Stadt da« Deutsche nlS amtliche GeschästSsprache einzufiihren. In zwischen hat sich da» Verhältnis noch mehr zu Gunsten de» Deutschthum» verschoben, da die Mehrzahl der sich zurück- ciehenden eingeborenen Geschäftsleute sich in den französische» Nachöarstäbten niederzulasscn pflegt, während die entstandene» Lücken durch Zuzug auS altdeutschen Ländern gedeckt werden. Unter solchen Umständen ist eS erklärlich, daß da« alldeutsche Element sowohl im Gemeinderath als auch im lothringischen Bezirkstag entsprechende Vertretung gesunden hat. Dagegen ist e» bi» jetzt nicht gelungen, einen Alldeutschen in die Handelskammer zu dringen; auch bei den letzten Neuwahlen gingen lediglich Eingeborene au» der Urne hervor. » * » * Zwischen dem Prinzen Ferdinand resp. dem bulga rischen Ministerpräsidenten S lamdulow und der bulga rischen Landessynode schwebt gegenwärtig ein scharf r Eonslict, dessen wir vor einiger Zeit schon Erwähn» g getha», welcher aber sich so hartnäckig erweist, daß er wo!» einer eingehenden Beleuchtung Werth ist. Die bulgarische Landeskirche untersteht bekanntlich der u. A. auS den 9 Erz- bischvsen und Bischöfen de» Lande» zusammengesetzten Synode. Da die Bischöfe aber von dem bulgarischen Exarchen in Konstantinvpel. welchem sämmkliche Christen bulgarisch r Nationalität im türkischen Reiche unterstellt sind, ein- und ab- gesetzt, sowie versetzt werden, so sicht die Synode unter dem thalsäLlichen Einflüsse der Exarchen, welchem hinwiederum, ohne Zweifel mit gutem Grunde, nachgesagt wird, daß er sernerleitS von dem russischen Botschafter in Konstanlinopel beeinflußt sei. Die Anfang Januar n. St. in Sofia z»- sanimengetretene bulgarische Synode nun hat eine ausfallende Mißachtung de» Prinzen Ferdinand und der Regierung überhaupt an den Tag gelegt. Zunächst baben, obgleich die Synode zum ersten Mal feit de« Prinzen Ferdinand Thronbesteigung sich versammelte, drei Bischöfe, unter ihnen der Metropolit Kiement und Bischof Martinowo, eS für un« nölhig gehalten, dem Prinzen ihre Answartunq zu machen oder auch nur von Stambulom irgend welche No>^ zo nehmen. Sie blieben sogar an», al« der Prinz die Mitglieder der Synode zu sich rinlud. ja. sie veranlatztcn auch die anderen, sich fern« ru «alten, und um Allem dir Krone ausrusetzrn, griffen fl, den Prin>« mid seinen Rathaeber in dn Synode selbst an und beschuldigten imrn römischer Propaganda and sarkgesetzter Beleidigung tze, Or1h«dotzr». Gtamdul»» empfahl
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