der ich es hier suche! Bartholo, du bist ein Narr, mein Freund! das soll dich lehren, nie wieder eine Jalousie nach der Straße hin zu öfsnen. Rosine (sllr sich). Meine Entschuldi gung ist in meinem Unglück begründet: allein, eingeschlossen, den Verfolgungen eines verhaßten Mannes ausgesetzt — ist das Anstreben gegen diese Fesseln wohl ein Verbrechen zu nennen? Bartholo (wieder oben). Folge mir jetzt, Rosine; ich selbst bin schuld daran, daß Du das Liedchen verloren hast; aber ich schwör'«, da« soll sich nicht wieder ereignen! (Er schließt die Jalousie hörbar mit einem Schlüssel.) Vierter Auftritt. (Graf und Figaro, vorsichtig hervorschleichend.) Graf. Da sie jetzt sort sind, wollen wir mit Mnße dieses Zettelchcn untersu chen. Gewiß steckt etwas Geheimes da hinter. Richtig, es ist ein Billet von ihr! Figaro. Und da fragte der alte Doktor noch, was die unnütze Vorsicht sei? Graf (liest hastig). „Ihr Bemühen, sich mir bemerkbar zu machen, erregt meine Neugierde; sobald mein Vormund ausgegangen sein wird, singen Sie glcich- giltig nach dieser bekannten Melodie ei nige Worte, die mich von Namen, Stand und Absicht desjenigen unterrichten, der sich so ernstlich anzunchmen scheint der unglücklichen Rosine." Figaro (RosinenS Stimme copireud). Mein Liedchen ist hinabgefallen, so eilen Sie doch, es mir zu holen <cr lacht). Ha ha ha! o über die Weiber! Wer die liebe Einfalt selbst zur Listigsten machen will, der darf sie nur einsperren. Graf. Geliebtes Mädchen! Figaro. Gnädiger Herr, jetzt bin ich nicht mehr im Zweifel über Ihr Inkognito; Sie lieben hier in der Per spektive ! Graf. Du weißt nun Alles — wenn Du aber plauderst — Figaro. Ich! plaudern! Ich werde wahrhaftig nicht um Sie zu beruhigen, große Phrasen von Ehre und Ergeben heit verschwenden, mit denen man jetzt so freigebig ist; ich brauche nichts weiter zu sagen, als: mein eigener Vortheil bürge Ihnen für mich; auf diese Wage legen Sie Alles und — Graf. Schon gut. So höre denn, daß ich vor sechs Monaten im Prado einem Mädchen begegnete — so schön! — doch Du hast fie ja gesehen. Ver gebens ließ ich ihr in ganz Madrid nachspüren und erst vor wenigen Tagen erfuhr ich, daß sie Rosine heiße, von ed ler Herkunft sei, früh verwaist und nun die Gattin eines alten Arztes dieser Stadt, des Doktors Bartholo. Figaro. Ein Paradiesvogel, in der That, doch schwer zu fangen. Wer aber sagte Ihnen, daß sie die Gattin des Doktors sei? Graf. All- Welt - Figaro. Das ist ein Märchen, da« er selbst bei seiner Ankunft in Sevilla erdichtet hat, um sich die Nachsteller vom Leibe zn halten. Rosine ist bis jetzt nur noch seine Mündel — vielleicht aber bald — Gras (lebhaft). Mein, sage ich Dir! Glückliche Neuigkeit! Ich war schon fest entschlossen, in unfruchtbare Klagen ans- zubrechen, und nun ist sie noch frei! Kein Augenblick darf verloren werden; sie wird mich lieben und dann durch mich dem unwürdigen Verhältnisse, das sie fesseln soll, entrissen werden. Kennst du ihren Vormund? Figaro. Wie meine leibliche Mutter. Graf. Welch ein Mann ist es? Figaro (rasch). So ein ganz hüb scher, dicker, kurzer, noch ziemlich junger Greis, doch schon etwas apfclschimmclig, dabei listig, verschmitzt, eitel, der stets späht und schleicht, und wittert und