Rede gesprochen am neunzehnten October in Gegenwart Sr. Durchlaucht des Herrn Fürsten Repnin General-Gouverneurs von Sachsen bei der Stiftung der zur Feyer der Rettung von Leipzig vereinigten Gesellschaft
Titel
Rede gesprochen am neunzehnten October in Gegenwart Sr. Durchlaucht des Herrn Fürsten Repnin General-Gouverneurs von Sachsen bei der Stiftung der zur Feyer der Rettung von Leipzig vereinigten Gesellschaft
Alternativtitel
Die erste Jahresfeier der Leipziger Völkerschlacht in zeitgenössicher Beleuchtung
Auf der Suche nach zeitgenössischen Drucken für meine Sammlung aus der Zeit der Befreiungskriege stieß ich auf ein Kuriosum, das ich den „Neunundneunzig“ des Leipziger Bibliophilen-Abends doch nicht vorenthalten möchte. Außerordentlich selten finden sich in der reichen Literatur der Jahre 1806—18-15 Schriften, aus denen man die wahre öffentliche Meinung über die politische Lage erkennen kann. Die 1806 erschienene Schrift „Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung“ und das tragische Geschieh des Verlegers Palm standen in aller Erinnerung. Nach französischem Muster wurden Gensdarme stationiert, deren Hauptaufgabe es war, die sich etwa hervorwagende Meinung des Bürgers zu unterdrücken. Das kVort war nicht mehr frei im Munde, geschweige denn in der Feder oder in der Presse. Darum schwieg jeder Literat, der noch einen Funken sittlicher Verantwortung in seiner Brust trug, und wer schrieb, war ein willenloses Werkzeug der eben herrschenden Partei. Namentlich die Leipziger Presse mußte bei dem beständigen Wechsel der Gewalthaber moralisch fast unter gehen. Auch nach dem Sturze des großen Kaisers Längten vorsichtige Männer von Rang das Mäntelchen noch nach dem kVinde, wie aus der vorliegenden Schrift hervorgeht. Um so merkwürdiger und wertvoller sind für die Erkenntnis der allgemeinen Stimmung die f reimütigen Randbemerkungen, die ein unbekannter Zeitgenosse mit Bleistift in ein Druckexemplar von Mahlmanns aalglatter Rede geschrieben hat. Mahl mann hatte gelernt, vorsichtig zu sein, er hatte schlechte Erfahrungen gemacht. Als Pächter und Redakteur der Leipziger Zeitung f8io—1818) war er im Juni 18<3 unter der brutalen Gewaltherrschaf t des „Herzogs von Padua“ wegen einer aus Versehen auf genommenen Annonce ver haftet und nach Erfurt ins Gefängnis gebracht worden. Leipzig, im Mai ipio. Ernst TEiegandl Dieser Band wurde durch Bestrahlung sterilisiert. Verfärbungen stellen keine Gefahr dar.