Rede gesprochen am neunzehnten October in Gegenwart Sr. Durchlaucht des Herrn Fürsten Repnin General-Gouverneurs von Sachsen bei der Stiftung der zur Feyer der Rettung von Leipzig vereinigten Gesellschaft
Titel
Rede gesprochen am neunzehnten October in Gegenwart Sr. Durchlaucht des Herrn Fürsten Repnin General-Gouverneurs von Sachsen bei der Stiftung der zur Feyer der Rettung von Leipzig vereinigten Gesellschaft
Alternativtitel
Die erste Jahresfeier der Leipziger Völkerschlacht in zeitgenössicher Beleuchtung
des demüthigsten Dankes gegen Gott, die wir an den Stufen des Altars aussprachen, und mit den Empfindungen der reinsten Freude und innigsten Bruderliebe gegen unsere Mitbürger im vertraulich vereinten Kreise. Versammelt auf den Feldern wo der blutige Sieg erkämpft wurde, ver einigt an einem Orte,*) der in derselben Stunde des vorigen Jahres, mit sei nen Umgebungen, von allen Schrecknissen des Schlachtfeldes erfüllt war, begrüssen wir das Fest, dessen glorreiche Veranlassung eben so einzig in der Weltgeschichte dasteht, als die wunderbare Erhaltung unsrer Stadt im Brennpunkte der grössten Schlacht, welche die Zeit je sah, einzig und beyspiellos ist. Lassen sie uns diesen freudigen Dank gegen die Vorsehung durch Er innerung an die überstandnen Gefahren und durch einen Hinblick auf das Gute, was dieser furchtbare Gewittersturm auch für uns in seinem Ge folge hatte, erhöhen und diese Freude durch eine Stiftung bezeichnen, welche das Andenken an unsre Leiden und Gefahren, so wie die Gefühle des Danks für unsre Rettung, noch der spätesten Nachwelt auf bewahrt! Noch ist die Erinnerung jener Leiden zu neu, die Farben jener schreck lichen Bilder sind noch zu frisch in unsei’m Gedächtnisse. Spätere Jahre mögen an diesem Feste sie einzeln erwähnen und der Sohn möge daraus die Lage seines Vaters beurtheilen, uns ist die lebhafte Erinnerung noch zu schmerzlich. — Schien nicht am Morgen des heutigen Tages der Un tergang unsrer Stadt unvermeidlich? Der erbitterte Despot, aufs Haupt geschlagen, weilte noch in unsern Ringmauern. Der reitzende Garten, der unsre Stadt umgiebt, die Pflege langer glücklicher Zeiten, war in einen La ger-Platz verwandelt. Unzähliche Wachtfeuer loderten überall empor. Alle Strassen waren mit Verwundeten und Sterbenden erfüllt, in allen Häusern das Schreckbild der Angst und Mangel an den nothwendigsten Bedürfnis- *) Die Gesellschaft war vor dem äusseren lianstädter-Thore in der Funkenburg versammelt, die etwa hundert Schritte über der, nur 7.u berühmten, gesprengten Brücke liegt, und von einigen Armen der Pleisse und Elster umgeben ist, die an jenem Schreckenstage vielen Tausen den verderblich wurden.