A J mm 1.Dezember 1948 blickt der Verlag E. A.Seemann auf eine neunzigjährige Wirksamkeit zurück. Als der im Jahre 1829 in Herford geborene Gründer des Hauses Emst Arthur Eiert Heinrich Seemann im Jahre 1858 zunächst in Essen eine Verlags- und Sortimentsbuchhandlung eröffnete, war von vornherein sein Augenmerk auf eine verantwortungsbewußte Verlagstätigkeit gerichtet, die nicht zuletzt auf Grund persönlicher Neigungen vor allem der Kunst und ihrer Geschichte zugewandt sein sollte. Aber erst als die Übersiedlung nach Leipzig im Jahre 1861 erfolgt war, ermöglichte die besondere Gunst der Umstände, die sowohl der aufstrebenden Buchhändlerstadt als auch der damaligen Gründergeneration beschieden sein sollte, das feste Ziel zu verfolgen. So wurde es das vornehmlichste Bestreben des rührigen und universalgebildeten Verlegers, sowohl den vaterländischen Kunstinteressen zu dienen als auch für die allgemeine Ver breitung der immer mehr aufblühenden Kunstwissenschaft die geeigneten Sprachorgane und das notwendige Anschauungsmaterial bereitzustellen. Als Ausgangspunkt ist eigent lich zunächst Lübkes „Geschichte der Architektur" zu bezeichnen, mit der das klargerichtete bahnbrechende Wirken Ernst Arthur Seemans begann. Mit unermüdlichem Fleiß wurden bald eine Reihe wichtiger Werke weiter in Angriff genommen, von denen zunächst Lemckes „Ästhetik", Woltmanns „Holbein und seine Zeit" und die grundlegende „Geschichte der Malerei von den ältesten Zeiten bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts" von Woltmann und Woermann sowie R. Dohmes „Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit" genannt seien. Allein auf persönliche Anregung des Verlegers erfolgte dann der Ausbau der „Deutschen Renaissance" von A. Ortwein, ein Plan, der darauf zielte, die wichtigsten Baudenkmäler der Renaissance in Deutschland sowie einige Musterstücke des Hausrates in großen detaillierten Federzeichnungen, die lithographisch vervielfältigt wurden, durch einen Stab von Zeichnern aufnehmen zu lassen. Das neun Riesenbände starke Unter nehmen, das der Verleger als emsiger, unermüdlicher Redakteur zuletzt sogar selbst leitete, ist vielleicht als der erste große Wurf anzusprechen, mit dem der Kunstverlag Seemann für alle Folgezeiten sein geprägtes Gesicht erhielt. Es ist nur erklärlich, daß der für die Sache und sein Geschäft passionierte und wohlunterrichtete Buchhändler nicht nur in die unmittelbarste Fühlungnahme mit dem großen Kulturerbe zunächst der deutschen Kunst gekommen war, sondern auch bald mit allen namhaften Vertretern der historischen Wissen schaften, besonders der speziellen Kunstgeschichte in einen regen geistigen und geschäft lichen Austausch trat. So sind es vor allem die „Kunsthistorischen Bilderbogen", die den Namen ihres Vaters bald populär machten und ihn rasch in alle Weltteile trugen. War es