doch in jener reproduktionsarmen Zeit ein glücklicher Griff, den Schatz von Holzschnitten, der sich durch den systematisch gepflegten Verlag kunsthistorischer Werke bei ihm an häufte, in formlosen Bilderbogen für wenige Pfennige in die weitesten Kreise des Volkes zu tragen. Der Verleger war bald auf die glückliche Idee gekommen, den Vertreter des Leip ziger Lehrstuhls für Kunstgeschichte, Anton Springer, zu bitten, einen Leitfaden zu dieser losen Bilderfolge zu schreiben. In der Tat dürfte vielleicht in dieser Zeit keine andere kunst pädagogische Persönlichkeit dazu besser berufen gewesen sein. Aus dieser gemeinsamen Arbeit mit diesem bedeutenden Kunsthistoriker, dessen grundlegendes Werk über „Raffael und Michelangelo" ebenfalls bald für den Verlag gesichert wurde, ist dann nach und nach das Handbuch der Kunstgeschichte Anton Springers entstanden, das in vielen Auflagen und mehreren Bänden jahrzehntelang der Stolz des Hauses wurde. Das weitgespannte literarische Interesse des Verlegers, der seit 1871 sich viele Jahre selbst als Kritiker an den von ihm herausgegebenen Literarischen Jahresberichten beteiligte und hinter vielen Werken seines Verlages eigentlich als versteckter Autor figurierte, das enge Vertrautsein mit allen fach wissenschaftlichen Fragen der Zeit, nicht zuletzt sein sachliches Beurteilungsvermögen aller praktischen Fragen, brachten bald die vomehmlidisten Persönlichkeiten und Fachvertreter der deutschen Kunstwissenschaft in das engste Verhältnis zum Verlagshaus. Es seien hier nur die Namen Herman Grimm, Hermann Hettner, Moritz Thausing, vor allem aber Jacob Burckhardt („Cicerone", „Kultur der Renaissance", „Konstantin"), Karl Justi, namentlich dann Wilhelm von Bode, Georg Dehio („Kunstgeschichte in Bildern"), Paul Clemen, Richard Graul, Woldemar von Seidlitz genannt. Bereits 1867 ließ der Verleger von Julius Meyer eine Geschichte der modernen französischen Malerei schreiben, ein Werk, für dessen Qualität die Zeit eigentlich damals noch gar nicht reif war. Die persönliche Bekanntschaft mit Carl von Lützow seit Mitte 1864 veranlaßte den Verlag, bald die „Rezensionen und Mitteilungen über bildende Kunst" fortzusetzen und die „Zeit schrift für bildende Kunst" ins Leben zu rufen, während in einer Reihe von Jahren noch „Die Jahrbücher für Kunstwissenschaft" von Albert Zahn vom Verlag betreut werden konnten. Die „Zeitschrift für bildende Kunst" und das später angegliederte „Kunstgewerbeblatt" bildeten dann jahrzehntelang das belebende Element des Verlagshauses. Nach 40jähriger Tätigkeit, im Jahre 1898, legte der Begründer das Geschäft in die Hände seines geistver wandten Sohnes Artur Gustav Otto Emil Seemann (geb. 1861), den er bereits im Jahre 1888 als Teilhaber aufgenommen hatte. Dieser hatte auch seit 1888 ein eigenes Verlags geschäft, zuerst unter der Firma „Verlag des literarischen Jahresberichtes", später unter dem Namen Artur Seemann, betrieben. 1895 wurden die Firmen Artur Seemann und E. A. Seemann vereinigt. Nachdem am 1. Januar 1899 Artur Seemann das Geschäft für alleinige Rechnung übernommen hatte, überließ er die Firma Seemann & Co. Herrn Eugen Twietmeyer, mit dem er zusammen zuerst seit 1892 die Firma E. A. Seemann, Separat konto, dann von 1897 die Firma Seemann & Co. innehatte. Am 1. Oktober 1899 trat Gustav Kirstein, der zunächst die Berliner Filiale des Verlages betreut hatte, als Teilhaber in die Firma E. A. Seemann ein. In Verfolgung des allgemeinen Verlagsprogramms war es zunächst das ZielArtur Seemanns, mit seinem Partner einem weitreichenden neuen Plan die ganze Kraft des Verlages zu wid men, nämlich „Die Malerei der alten Meister", eine Sammlung der schönsten Gemälde der Galerien Europas in farbiger Wiedergabe allen Kreisen der kunstinteressierten Welt zu