täglich mit schweren Holzkannen in kurzen Abständen die ausgebreiteten Garne übergießen mußten. Erst das Ende des 19. Jahrhunderts mit der Einführung des mechanischen Webstuhlcs brachte eine kurze Besserung. Großbetriebe entstanden, so in Neukirch, Wilthen, Schirgiswalde, Sohland, Wehrsdorf, Hainitz, vor allem aber in Kirschau, dessen Scheuertuche bald weithin bekannt wurden. Der Arbeiter wurde zum Objekt der Ausbeutung durch die Unternehmer, die Löhne wurden gedrückt und arm blieb das Volk. Bodenständig sind die Steinschleifereien. Anfänglich ver wendeten diese nur einheimisches Material, die in jedem Granitbruch auftretenden dunklen Ganggesteine, Lamprophyre, auch Diabase oder Grünstein genannt. Während die kleineren Brocken als Straßenschotter dienen, finden die größeren als Grabsteine Verwendung. Auswärtige Gesteine, wie Syenite, die in gleicher Weise verarbeitet werden, haben zu der irreführenden Bezeichnung »Lausitzer Syenitindustrie« Anlaß gegeben. Über die Grenzen des Landes hinaus sind seine Brennereien bekannt: NeukirJier Korn, Wilthener und Oppacher Liköre. Die stürmische Entwicklung der Textilindustrie? ~und die damit verbundenen Gewinne wandelten einige Orte in kurzer Zeit von armseligen Weberdörfern zu stattlichen Gemeinwesen von fast städtischem Gepräge um wie Kirschau und Wilthen. Aber nicht die Arbeiter und Bauern bewohnten die schönen Häuser, sondern Unternehmer und Händler lebten darin in Wohlstand und Fülle. Die meisten oberlausitzer Weberdörfer weisen heute eine glückliche Mischung modernen Fortschrittes - stattliche Gemeinde ämter, Schulhäuser, Turnhallen, Badeanstalten, Sportplätze, Gaststätten, wohlgepflegte Straßen und Plätze — mit behaglich altväterlicher Vergangenheit auf — keine Miets kasernen, dafür schmucke Umgebindehäuser', saubere Bauernhöfe mit oft gewaltigen Hauslinden und Hausgärten mit bunten Blumen in Buchsbaumrabatten. Und mitten drin stehen heute die volkseigenen Betriebe, in denen ein neuer Klang der Arbeit widerhallt. Der oberlausitzer Mensch ist nicht mehr Objekt der Ausbeutung, sondern schafft in den Industrien der Kammgarn- und Jutewebereien, in den Koffer- und Lederwaren-Fabriken, in Granitsteinbrüchen uhd Spinnereien zum Neuaufbau seines Lebens und damit zur Sicherung der Zukunft des deutschen Volkes. AyimtamWMA Mmach Immer hat er hart um sein Dasein ringen müssen. Dies hat ihn zäh und selbstbewußt gemacht, und er weiß sich in jed^r'Lebenslage zurechtzufinden. Unterwürfiges Ge fahren ist ihm fremd. Derb, fast'grob, kann er dem Fremden entgegentreten, ohne ihn jedoch zu verletzen. Dafür ist er ebenso gern zu einem Dienste bereit, ohne nach der Gegenleistung zu ffagen. Heimlich bewahrt er im Herzen eine tiefe, nur selten laut geoffenbarte Heimatliebe zu seinen Bergen. Bodenständig sind seine Sitten und Gebräuche, ^eipe Volksfeste und seine Bauweise. Er liebt sein blitzblankes Häusel, das oft mit wunderlichen Umgebindebogen umgeben ist und dem »Gaartel voller Bliemel, mit Rusen und Churgin (Georginen). — Bodenständig ist auch die Mundart, die ihn sofort in der Fremde verrät. Wer sich Mühe gibt, ihn in seinem Wesen zu verstehen, wird ihn bald schätzen und lieben lernen. AutyüiaAie, Es soll geschwiegen werden von den Leiden, welche die Bevölkerung in den Kriegs- läuften auszustehen hatte. Hussiten, Kroaten, Schweden, Franzosen und auch Deutsdie suchten die Grenzgebiete besonders hart heim. Furchtbar war die Zeit nach einer Mißernte im Jahre 1617. »In diesem Jahre war große Teuerung und Hungersnot; das Volk im Gebirge zu Sohland, Wehrsdorf und anderswo hat Birkenlaub und Buchlaub roh und gekocht gegessen, die Rinden von den Birken geschält und gegessen und sind hernach sehr viel gestorben und vor Hunger verschmachtet« (ältestes Kirchen buch von Wilthen). Vielerorts war auch in normalen Zeiten Schmalhans ewiger Küchen meister. Sp berichtet eine Urkunde von 1674 über ein Gut in Schirgiswalde: »Die Felder sind schlecht und von kaltem Boden, daß die Untertanen mehrenteils fürs Vieh