Das klingt beinahe schon wie eine Selbstverständlichkeit. Aber ist es wirklich so selbstverständlich, daß wir, die Arbeiter und Angestellten, zu verbilligten Preisen in die Seehotels, in die Kurorte der Sächs. Schweiz und des Erzgebirges, des Vogtlandes und der Oberlausitz, in die Ferienheime Thüringens und in den Harz fahren können? Gewiß, in der Ostzone haben wir durch die Enteignung der Junker und Kriegs- gewinnler die Grundlagen für eine fortschrittliche Entwicklung in der Wirtschaft und im öffentlichen Leben geschaffen. In den Volksbetrieben hat eine neue Einstellung zur Arbeit Raum gegriffen. Die Aktivisten- und Wettbewerbsbewegung ermöglichten eine ständige Steigerung der Leistungsfähigkeit unserer Betriebe. Die Arbeiter und Aktivisten wissen, daß sie für die Verbesserung ihres eigenen Lebens arbeiten. Eine dieser Verbesserungen ist der Feriendienst des FDGB. Er ist ein Erfolg unserer fortschrittlichen Entwicklung auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet und wird ständig weiter ausgebaut. So war es durch das Entgegenkommen unserer Besatzungs- madit möglich, den Urlaubern außer der Kartengruppe I der Großstädte zusätzlich Gemüse, Käse und Milch zur Verfügung zu stellen. Die Errichtung einer Verkehrs abteilung, der die Regelung der gesamten Verkehrsverhältnisse obliegt, ist ein weiterer Erfolg im Ausbau des Feriendienstes. Im Jahre 1948 wurden von Sachsen aus ins gesamt 53838 Kolleginnen und Kollegen durch den FDGB-Feriendienst in die Heime Sachsens, Thüringens, des Harzes und der Ostsee verschickt. Während 1947 nur 40 Heime mit 673 Betten zur Verfügung standen, können in diesem Jahr die Werk tätigen in 314 Heimen ihren Urlaub verbringen. Die Bettenzahl wurde gegenüber 1947 um rund 700 Prozent gesteigert. Das sind Erfolge, denen jeder aufrichtige Mensch und vor allem jeder Arbeiter seine Anerkennung zollen wird; denn der Feriendienst bietet ihm Erholung und Entspannung und gibt ihm neue Kraft für die Erfüllung des Zweijahrplanes. Aber schauen wir nach Westdeutschland. Hier sind es nicht Arbeiter, die wir in den westdeutschen Kurorten und Bädern antreffen. Die Herrenhäuser und Schlösser sind nach wie vor im Besitz der Kapitalisten, Junker und Barone. Es wurde keine Boden reform, keine Enteignung der Kriegsverbrecher durchgeführt. Die Arbeiter West deutschlands müssen noch hart um ihr Mitbestimmungsrecht kämpfen, sie stehen oft mals in Kurzarbeit und liegen in dauernden Lohnkämpfen mit den Unternehmern. In der Ostzone sind die grundlegenden Rechte der Arbeiter gesichert. Die Funktionen der Gewerkschaften haben sich gewandelt. Der FDGB sieht seine Hauptaufgabe in der direkten Verbesserung der kulturellen und sozialen Lebensbedingungen der Werktätigen. Als Arbeiter der Ostzone aber müssen wir dafür sorgen, daß auch unsere Brüder und Schwestern im Westen ihren Urlaub in den Kurorten und Bädern verbringen können, in denen jetzt noch die »gutsituierten Schichten« ein schönes Leben führen. Wir müssen vor allem dafür sorgen, daß wir wieder am Rhein, in den Alpen und an der Nordsee, und daß unsere westdeutschen Kollegen im Erzgebirge und Vogtland sowie an der Ostsee die Ferien verbringen können. Das sollten wir uns alle überlegen, wenn wir mit dem FDGB in Urlaub fahren. In den Ferientagen werden wir dazu Zeit finden.