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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188801023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-02
- Monat1888-01
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.01.1888
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30 iulereffen. Und dieser Ersolg darf mit Recht al) eia Unlerpsand tür die Stetigkeit unserer nationalen Eulivlckclung gellen, al) cme Bürgschaft dasür, dass wir auch unter den gegenwärtig wieder sich drohend auiass nden '.'ispccle» in die nächste Zukunft luit Zuversicht eintrcten, und dieses Selbstvertrauen auch in schwieriger Lage zu er balte» wissen werden. Wohl kann mau die Zoilverhältnisse als ernst bezcichiien und dein Gefühle Raun« geben, daß uns das Jahr 1688 eine Zeit bringe, in der sich dar nationale Empfinden zu bewähren haben und in der es der Festigung und Stäuluiiq L:r Eigenschaften und Tugenden bedürfen wird, die allein im Stande tind, in großen tdeisen des Staats- und VölkerlcbeiiS veredelnd und erhebend aus d.e Moral der Individuen wie der Rationen zu wirke i »nd die Fülle der leibliche» »nd geistigen Kräfte der Mafien vor Allein den Gebot.» der Pflicht dienstbar zu machen. Was uns aber andererseits einen feste» Halt inmitten nabender Slurine gewährt, ist das Bewnßiici», daß eS der Sorge, Wei-Heit, Thaikrait des ehrwürdigen Heide,ikaiserS, der Deutschlands Geschicke lenkt, und der Umsicht seiner tliathgebcr biS.ier noch immer gelungen ist, das Äaterland vor Gefahr zu behüten und ihm die Leiben und Trüb sal« ernsterer Prüf», gen zu ersparen. Deshalb werden sich inbrünstiger a!S je an diesem Neuiahrsiage die Gebete vieler Millionen zu Gott wenden und den Herr» der Heerichaaren anstelle», dag er den Kaiser in seinen Schutz nehme und erhalte und daß er ihm Kraft gebe, seiner hohen und schweren Annes zu walten zmn Wohl: und zuin Segen des Vaterlandes. Neben dein glanzvollen Tage an der Schwelle der Jahres 1887, der in seine» Nachwir'unge» Io große Erfolge gezeitigt und durch die Impuls', die er in die weitesten Kreise getragen, so segensreich aus die Geschicke der Nation eingewirlt, lag ein t! über Schatten ans dem eben vollendeten Zeitabschnitt. Äon heimtückischer Krankheit überlasten, von einem gefährlichen Leiden mitten in der Vollkraft und Frische dcS Leben» heimgesuchk, war unser Kronprinz gezwungen, die Heimath z» verlassen und Hilfe gegen das drohende Nebel in fernen Landen und unter anderen Himmelsstriche:! z» suchen. lind als die Nachrichten von der Natur und Art der Krankhc.t immer ernster lauteten, da ging eine Bewegung der L'chmnth und de» Schmerzcs durch Volk und Land in Hinblick aus die Gcsahre», die da» Leben de» vielgeliebte > Thronerbe» bedrohten. Ter Schluss des Jahres hat best re Kunde gebracht »nd die Hoffnung wachgeruscn, daß Gott eine Wendung der Krankheit zuin Günstigen gegeben. Unlcr dem Eindruck dieser Hossimng. welche Len Pulsschlag drS patriotischen Gefühles lcbbalter ausivallcii läßt und die uns neues Vertraue,, in die Zukunft giebt, wollen wir daS neue Jahr beginnen. Sic bcdeutct die Erfüllung unserer schiiiüchiigslen Wuu che, sie bedeutet aber auch den Glauben und das Zutrauen, daß die Geschicke LeS Vaterlandes auch im kommende,> Jahre unter das Walten ciner gütige» Vorsehung gestellt scu, möge», die unicr Herrscherhaus und unser Volk bisher so gnädig behütete und Noly und Verderben von ihm abwandie! * Tie sreiconservativ: „Post" kommt aus die Auslassungen der Presse über die betaunle Bersain m lung beimGrasc » Waldersee zurück und bemerkt in eine», Artikel: Die „Krenz-Zeitung" hat d,e thatsächliche» Angaben, durch welche der Vorwurf der Ausbeulung der Versammlung de, dem Grasen Walversee zu klcrikal-coniervalive» Parleizwecken begründet wird, nicht mit einem iachlichen Worte zu widerlegen versucht. Damit ist dcr V-woiS geliefert, «ich: mir, daß sie dieselben zu eiiilräfte» nicht >n> Stands ist, ioiidcr» auch, daß ihr Bestreiten nicht aus Trauinverioisiiheik beruht, sonder» mit Vorbedacht und wider besseres Wiste» erfolgt ist. Dieses Manöver war bestimmt, belniiS Verdunkelung des Sachverhalts eine Fülle von falschen An schuldigungen erhebe» zu tonnen, deren WahrheitSwidrigkeit nur durch die Rohheil des Tones uderlrosse» wurde. Tie klerikal coistervitwc Presse arbeitet lonaN- planmäßig »ul vertbeiltc» Rolle», die Einen waren die Stehler, die Anderen tue Hehler. De» letzten Ni»g t» der Kette des InSieienöeio iic» dnftir. daß die geianiinls klerikal eonservalivc Presse »aeti einem ,m Voraus überlegten Plane jene Versammln,ig zu einer Parlt>>iah»ie für ihre Parlkibestrebuiige» zu stempeln tuckns. liefen dis „Kreuz-Zeiinng" selbst. Wie sie cS war, welche den Darstellungen der Versammln» i vom 68. November d. I., in denen dcr parteilose Ebarakt-r derselben besonders schnrs betont war. zuerst entgegn,,rat, so versucht sie auch den Kundgebiingc» ent gegeuircie», bnich welche die völlig" Parieiiosigkeii des Prinzen Wilhelm erhallet wird. Er soll f.'m-.r eigenen klare» Willens mcinuiig entgegen gewaltsam uni Parteiin-ni» gestempelt werden. So ist den» zu ivniiatire», daß die klerikal conscr vative Preise, welche das Eliristenthui» mit Vorliebe im Munde führt, die von reinster Ehristenliebe dictirte Förde- ruug der unter der VoraiiSietzim,, gleich nnvarleiiicher und wahrhaft christlicher Lciinng oline Zwei'el segensreichen Ltadimistion für ihre Pariei- und Herrichasisgeluste ichinäblich ousziil-eiilen veriuchi, daß sie. welche fick» Mil besonderer Königsireue brüstet, dem Thronerbe» eine Parl-iiiaiime für ihre Paneibeilrebungen anzudichicii und ihn damit in den Widerstreit der Parteien und der Presse hineinzilzerrcil gewagt Hai. Lies lit daS ll. tnest, zu dem sich, soweit wir selten, die geiamnile n.chilklerikal-eviii.rvalive Presse vereinigt: wo auSnahmsiveste ei» ab weichende» Ilrtb.-il laut wurde, berudic e? auf augensalliger Unken», n:ß der t> atinchlickw» Vcriiailiiisie und dürfte inzwiiche» >ich be.ichttgl habe». Dieses Endergebnis; des tlerikal-co»serva!io> n Feldzuges, die völlige Entlarvung der Urheber desselben wird ohne Zweifel seine gute Wirkung nicht verfehle». Die „Norddcu tsckc A l lge», ei ne Zei tung" schreibt: Tie „National-Zeiliing" constatirt nul eincin Auslug von Befremden, daß da» Parteiorgan der Dkuischconservanven, die „Couiervattve Eor rcspondenz", in dcr Zeitungsjehdc zwischen „Kreuz-Zeitung" und „RcichSbote" emerscils, v.iid säst der geianimlen tibrigea Presse ondererseil» in eigener, oi' sehr lebhafter Polcniik mit de» Auffassungen dcr erstgenannte» Blatter s'ch ncrad'zu identistcirl. LLir haben von den nicht unter der Ehi^re unerkannter Parteikundgebniige» vcrößenilichten Anslasjungeii b „Eonscrvativeii Eor respondenz" ichon ihres ossendare» veisöulich » Eliaraklers wegen keine Notiz genommen. Allerdings vermögen wir irgend welche» Nutzen jiir conicrvativc Port eizwecke aus solchen Ergüssen nicht abziijchen, die v. A. i»> alltägtichste» Jargon der Freisiniispresse such über .,2 st >ö'.'' >»d „Olfteiosilal" kaiinegießern, wahrend doch bekanntlich bisher cbeiitoivenig ei» Mcnich es gelrossen hat, diele B griffe genan zu desinirrii. als dies bei dem viclumslrillenen Brgnsj „Geheinimillel gelii! ge» ist. * T r Ban eines neuen Panzerfahrzeuges sstr d:e deutsche L.Kar,»c ist, wie die .Kieler Zeitung" miil'.m der G-rmauia-Worst zu Gaarden übertragen. Diese» ist das erste derjenigen sechs Paiizersakrzclige, deren Herstellung die Marineverwallung zum Schutz des Norkoslsec- Canals in die Wege gcleilet hat. Fiir tc» Bau de» Schifte» sind die Mittel ,n den Etat für >887 88 mil :>.ü"t>.VOO ausschließlich der Ariiilrung, eingestellt »Nb die erste Rat: >0 bewilligt. Die Bauzeit ist aus l6 Mdnalc bemessen. ' In dein Ianuarhejt der „Deutschen Revue" wirft Pres. Schässlc d,c Frage aus. ob Rußland sinanziell im Stande ist. einen längeren Krieg kurchzusühre». Herr Sckaftle vernrint die» ans folgende Grünte bin: Tic Einnahme» sind keineswegs einer besonderen Steigerung lähig. d:c birecien Steuern, gegenwärtig mit den, Ertrag von 166 Million,» Rubel, sind in Rußland, wie in alle» Landern aus der Sluie extensiv-r Volksiv rllstebaft, sehr wenig elastücki. die iudirectc» Steuern siud aber schon gewaltig angespannt mit 48-1.7 Millionen Verzebrnng'fteuern nnd 40.4 Millionen Rubel o» Gebühre» »,uü Stempeln. D,e Gelränkeiteuern, welche 1885 644 Millionen Rubel rcchaungsniäßig ergebe» haben, sind wohl keiner wesentlichen Steig, iuug sähig, Zölle »nt etwa NtO Millionen Rubel ebensowenig, l-. ibre Höhe peotnbinv, alio anttslnaiiziell zu wirken beginnt. B an Tabak wird auch durch de» anicheiucnd beavsickitigic» llkdeegang vo - ter Tabak Banderollenbcsteueruiig zum Tabakinouovol das Erträguiß gewiß nicht sehr gesteigert werden, wenn dieses nicht vielmehr ab- nimmt, da bei dünner Bevölkerung die Lontrolen des Monopols überau» schwer durchiührbar sind. Daher kan» ein Krieg nur g - fuhrt werden eniwedee durch Anlehcn oder durch Vermehrung de? uueinlösbaren Papiergeldes sowie durch Einstellung der Zins- zahlungen überhaupt oder wenigsten» der nieiallischen Ziiwzah- lungen . . . Wa» die freiwilligen Anleben betrifft, so wollen wir weder die Opseno lligkeit der russischen Nation kür einen volkSihüm- licken Krieg, der für da» heilige Rußland geführt wird, unlkrickigtzen. noch die Thgiiackie gering anichlagen. daß d-r ruftiiche Fiiianziulniiicr längst ei» Anlehcn von 500 Millionen Rudel tm Inland? leibst ausgebrocht hat. Allein en die Ausbringung von mehr al» einem Viertel der genannten Summe — 5 bi« 6 Milliarden Mark — in» Wege de« freien Kredits ist wohl nicht zu denke». Durch Anlehe» ini Auslande erlangt Rußland nennev-wertke Beträge für bei, Krieg nicht; den» selbst Frankreich kann sie ibni kaum gebeu, da e» seinen Kredit i,n Kricgsjalle siir sich selbst braucht, und England wird sie »tcht geben, d>. Rußland teil« erhebliche« Sicherheiten gebe» kann. Unmittelbare Zwaiigsaiilchen aber im I.ilande sind ein äußerstes Mittel. Wenn ein Krieg einmal dazu uöthigt. ist es mit demselben ohnehin zu Ende. Taü einzige starke sinanzielle Kriegs- mlttcl Rußlands ist daher jene mittelbare Zwangsauleike, welche i» der Ausgabe uneinlösbare» Papiergeldes mit ZwangScourS liegt und ein Nothstautsborgen bemi ganzen Geldvcrkehr dcr Nation darstellt. Nun hatte aber Rußland laut Gothaer Kalender vom Jahre 1877 schon 716 Milk. Rubel Paviergeld m>t bereit» 44 Proc. trntwcrlhling im Ilmlause; die Meialldrckung dafür betrug nur 180 Mill onm Rubel. zllud heute: wievi.l?!; T,e Ansgade von weileren 6—3 M lliardcn Rubel zum jetzigen Rubrlcourie von etwa» unter 1 80 dcuticke Mark oder von noch weit weniger be,m weiteren Sinken de» RubelwcrlhcS ist unmöglich, ohne die russische VolkSwirthschaft unter Sturz der Valuta in» Bodenlose der Eistwerthmlg aus das Tiesste zu erschüttern. Auch durch Ausgabe vo» Zwangs papiergels ist ein !o großer Krieg keincssall» lange zu führe». Die Einstellung dcr Tilgung und d:e Iheilwefte Herabsetzung der Ber- zuiiung dcr Staatsschuld, woran eventuell kaum zu ziveiseln wäre, würde für einen längere» Krieg ebcusalls entfernt »ich: aus- reiche», den» selbst beim völligen Slaalsbankerott kämen nur ca. 660 Millionen Rubel ini AliSgabcbudgct in Wegfall, nämlich 110 Millionen Rubel Metall- und 150 Millionen Rubel Papier-Verzmiung. damit fuhrt man einen große» Krieg keine» Monat, geschweige ein Jahr d r KrieqSoaucr. Wo bleibt da die Möglichkeit dcr «nbegrenzten Hinnusziehung des Kr.egc», worin die Moskauer Hetzer die eventuelle Slärkc Rufst mds erblicken wollen? Oder will man einfach mit Natural-Eintreibungen einen langen Krieg fuhren, gar io, daß gleichzeitig die Masse dcr bäuerlichen und industriellen Arbeitskräfte unlcr Waffen steht? Diese Frage braucht nur ausgciprocheu zu werden, um sich selbst zu verneinen. Ter Zar hak große Macht, aber wenn er auch den Willen hätte, seinem in der Geduld allerdings sehr geübten Volke zur Ader zu lasse,,, bis kein Blut mehr läuft, so reicht doch AlleS nicht zu einem längeren Kriege. Man wird daher ziemlich sicher annehmen können, daß nickst blo» den Franzosen, sondern auch und vornehmlich den Rnssea der Ai de m früher ausgehe» wird als den Deutschen und ihren Verbündeten." * Dieser Tage wurde einigest neuerdings wegen Betbci- ligung a» dem gegen d.iS Lebe» Kaiser Alexanders III. ge planten Attentate vom Ist. März verurtheiltcn Nihilisten in Petersburg tbrllrtheil verkündet. Wie gewöhnlich bei solchen Anlässen, war eine große Anzahl vo» Gendarmerie und Polizcimannschasre» zur Bewachung des GerichlSlecalcS ausgebolen worden, lieber sieben der Berurlheillen wurde die Todesstrafe verhängt. Die Angeklagten „ahmen voll kommen ges -ßl daS llrlheil entgegen: die beiden unler ihnen befindlichen jungen Frauen, die durch ihr hübsches Aeußere und ihre geschmackvolle Kleidung Aussehen erregten und von denen die eine ebensallö ;un> Tode verurlbeill worden ist. sogar mit Lächeln. AIS der Präsident de» Verbrechern er- ossnete, eS sei jetzt >,z2 Uhr Mittags, und sie Kälten bis folgende» Tags >, -2llhr daS Recht, die Cassation deS Unheils zu beantragen, schuttellcit sie alle lächelnd d,e Köpfe. Alle aber verlangten Abschrift de» UrtheilS. Tie Todesstrafe wird auch dieses Mal sicherlich nicht vollstrcckl werden; sogar nicht gegen den am ineisien Belasteten, den ehemaligen Kp'^ten- oftieicr Tschernow, der die Bomben bei sich ausbewahrle und dieselben bei Anwesenheit des Kaiser» in, Tongebicte werfen wollte. Aus Wunsch ber Kosaken seines Gutes ist dessen Raine von Tschernowskaia in A leraiidrowo um benannt worden. * Die Ruhestörungen an den Universitäten von MoStau, Kasan, Odessa, Charkow. Sk. Petersburg nnd Kiew haben aus den Kaiser einen überaus peinlichen Cin- drnck gemacht. Unruhen untcr den Studenten sind aller dings i» Rußland nicklS Außerordentliches, bilden vielmehr eine sich häufig wiederholende Crschcinnng. Bis jetzt hat man aber Ruhestörungen von solcher Ausdehnung inchl erlebt und waS der gegenwärtigen Universitäts-Krise eme bcscnderc Be deutung verleiht, ist die nicht z» bestreit-eiite T!>aisachc, daß die ganze ausfl,klärte öffentliche Meinung entschieden ans de/ Seile dcr Universitäten sieht. Auch die UniversitätS-Lehrer sind, wenigstens passiv und moralisch, an den Unruhen mit betbeiligt. Die Proses'orcn Hallen fast sämmllich zu der ala- tcmijchcn Jugend, da sie zu dein »eilen Universitäts-Statute, welches d.e cheinalige Autonomie ter Universilälen vernichlele »nd de» letzten Grund dcr Studenteli-Unrnhen bildet, gleich falls in entschiedener Opposition stehen. Durch die Ciiisilkruiig von In'vectorc». die ini Grunde nichts Anderes a!S örtliche Polizeiniiiiister bedculen, welche sowohl die Professoren wie kn: akademische Jugend zu überwachen haben und von einem ganzen Heere vo» unteren Polizei-Organen (ein Auisehrr für je zehn Studenten) bedient werden, sind Siudeiilcn und Projesieren einfach unter Polizei Aussicht gestellt worden. Indem es von den Cinpsehlungen dieser Inspectoren abhängig gemacht wirk, inwieser» ärmeren Studenten Slipeiidien zu- gctheilt werden sollen oder nickt, droht sich innerhalb der Univcrsi lälcn ein ganze- System dcr Spionage herauszubstden, incein mancherSlndenl aus Charaklersckwächr oder ausRolh sich herbci- läßt, den Aufpasser snr die Inspcclorc» abzugebc» >i»d sie über Lehrer und MUschister dcnuncialorisch zu uiilcrrlchlcn Tie weitere Entwickelung und die Folge ter gegenwärtigen Krisis lassen sich vorläufig nickt absclie». CS scheint nämlich, daß die Uiiiversilälcii nicht eher nachzugeben gedenken, als bis ihre Forderung der 'Aushebung des neuen Statut) erfüllt ist. Die Studenten aller ruislickcn Universitäten, von den Professoren und der öffentlichen Mcinnng moralisch »nlerstutzl, sollen fest entschlossen sein, bei der früher oder später ersolgcnten Wieder crossinuig der Universitäten sofort neue Unruhen hcrvorznruse» und die Regierung wieder zur Schließung derselben zu zwingen, und sie aus solche Weise vor die Allernative zu stellen, ent weder iiachziigebcil oder die Universilälen satlisch ganz zu lniiiirc». Eine große Zahl bemiNcUcr Slutciilen will aber ins Ausland, »amcnllich in die Schweiz, gehen, um ihre Studien dort sorlzusetzeii. Beide Evenlnaliläle» sind geeignet, einigen Cmdruck an maßgebender Stelle zu machen. Bo» den Wider sachern dcü neuen Statuts sind wahrend der bezüglichen Reich» ralh»-Berha»d!uiigcn die gegenwärtig zu Tage tretenden Er scheinungen genau vorhcrgcsagt worden. ES scheint dem Uiiterrlchisiitinistcr, Herrn Deljancw. Vorbehalten zu sein, dem Nihilismus einen luchligen Nachschub zu leisten. * Belgien hat einen seiner besten Bürger, daS belgische Konig-hauS seine» treuesten Freund und Berathcr verloren Herr IulcS Ban Praet, Minister kcS königlichen HauseS seil 1810, ist am 28. December 81 Jahre all gestcrbc». In Brügge >806 geboren, widmete er sich 20 Jahre alt den Rechissnidien ans der Eenler Universitär. Znm Tvelor dcr Reckte ernannt, schrieb er sein erstes tüchtiges Werk „Geschichte der vlämischeii Gemeinden". I8l!l lourke Ban Praet zum Sccretair der nationale» Coiiiinis'w.t ernannl, toelche kein Herzog Leopold von Sachse» - Ccdnrg >» Loiidon die belgische Köingskroiie aiibiclcn sollte. Ba» Pracl iiabm an de» Ber Handlungen hervorragenden Anll cil und Herzog Leovold er kannte sofort in ihm den künftigen Berathcr. Er belnelt Ban Praet bei sich als Scerclair und reiste mit ihn, nach Bluffet. ^ Seilten, war derselbe der ui.zcrlrcnnliche Begleiter nndBeralher teS Königs Leopold l.; an jedem hervorragenden Ereignisse in Belgien nahm Ban Praet entscheidenden Anthcil; kein Ministe rinn, kam ohne seinen Rath zu Stande; zu alle» wichtigeren diplomatische» M isioncu, bei denen eS sich um die Beziehungen Belgiens zum AuSlankc handelte, wurde er auserselien Ban Praet gekörte in politischer Hinsicht zur gemäßigt libe raten Partei, aber durch seine Bescheidenheit, Geradheit, Un Parteilichkeit »»S seine strenge Integrität stand er bei allen Parteien des Landes in hohem Auschm. Tic königliche» Reden und Ertaste waren meist der Feder Ba» Prael's entsprungen Nach dein Tode des Königs Leopold I. blieb Ban Praet der entscheidende Beralb r de» jetzigen König« und seinem Eni flnste verdankt daS Land und die Krone die maßvolle Ent Wickelung der vcriaffl»igS»iäßigc>i Verhältnisse. Anck der jetzig: König tbat !:»,:!> wichtigen Schrill ohne Ban Pracl' Ralh. Seit drei Jahren leble Ban Pracl zurückgezogen eine ziinehmenke Blindheit machte >!'»> jeden Verkehr u»mög lick. Seine Muhezeft verwandte er zur HeranSgabe bisto rischer Weike. wie der „Gcictnchtc Flandern«". Sei» bedenk sainsie» Werk sind die »ur I'distoiro politiqao stör ckvrniori «iocle»^; erst kürzlich ist ein »euer Band von ihm herau'g-gKen worden. Für diese) Werk wurde ihm der I sunsjährige geschichtliche Preis zuerkanut. Er war ein an:- gezeichneter Kunstkenner und Sammler; er knnterläßt eine Geinälvesaiiin.lulig. kie weit über eine Million Francs wcrlh j ist. Da er nicht vcrhcirathel gewesen, so fällt sein Bermögen Mff'e» und Liichtcn zu. ^ Herr Bebel hat erklärt, daß die von einem rheinischen Blatte gebrachte Nachricht, dcr internationale Arbeiter- congreß werbe 1888 in Brüssel stattsiuden, unrichtig ist, baß er (Bebel) jedoch keinen Grunde bade, den wahren Stand ter Sache zu veröffentlichen. Wie von sonst sehr gut unterrichteter Seile verlautet, ist ter Ort des Congreffes lhatsächlick noch nicht bestimmt; für Brüssel habe» sich die französischen Socialislen ausgesprochen, während die amerika nischen für cinen englischen Ort piaidircn. In den deutschen svcialistischen Kreisen herrscht ebenfalls mehr Stimmung für England: die französischen Socialnten, denen man freilich durch die Wahl eines belgischen OrleS sehr entgcgenkommen würde, sind durch innere Zerfahrenheit säst ganz ohnmächtig und spiele» in der socialistischen Welt augenblicklich keine Rolle. Dagegen mehre» sich die Anzeichen, daß die so mächtigen englischen Gewerkvereine immer mehr in daS socialistische Lager abschwcnken. Die ans dem internationalen Congrcß zu verhandelnden Gegenstände sind derartiger Natur, daß sic auch für die ntchlsoeialislischen Arbeiter daS größte Interesse baden (NormalarbeckSzeit. Streikangetegenheil). Man will die englischen Gewerkvereine von dem eigentlichen socialistlscheii s Urogramm wenig hören lasten, um sic so — wie die Ver anstalter VeS Congreffeö calculiren — sehr leicht in daS harmlose" Garn de» SocialiSmnS zu locken. Die Vor bereitungen zu dein Congrcsse haben bereits begonnen; von den anßerdeutschen Socialislen ist iiamenllicb ber belgische Arzt Caesar de Paepe und der Leiter de) „Booruit", Anscele i» Gent, mit den einleitenden Dispositionen sur den Congreß beschäftigt. Die beiden genannten belgischen hervor ragendste» Arbeiterführer haben speciell mil de» Franzosen zu unterhandeln. Caesar de Paepe ist Arzt und hat eine merk würdige Earrirre durchgcmachl. Cr war früher Schriftsetzer, ersparte sich eine Summe Gelte), mit dcr er dann das Studium begann. Bon den dänische» Sociatistcn sind namentlich die Herren Holm und Horkun für den Congreß tbälig, auS Dänemark erwartet man eine zahlreiche Beschickung; die dänische Soeialvemckralie ist noch bester als die deutsche organlsirl; die dänischen Socialislen unterhallen auch einige, wenngleich schwache Beziehungen mit den russischen. Italien und Spanien werden wohl auf dem Congreß nur schwach vertreten sein; mit den italienischen Sccialisten. die vor wenigen Wochen den deutschen eine Art Hock ach kung-adreste über mittelt haben, sollen die schweizerischen u,ilerha»deln; cs werden wohl dies die Leiter beS „Socialtcmokrat" sei»; von Zürich sollen auch die Unterhandlungen nach Wien und Pest gepflogen werden; von österreichischen und ungarischen Socialiften werden wohl nur Wenige kommen, dagegen werden die amerikanischen in großer Slä-ke ausmarschircn und vo» ihnen erwartet man auch eine größere Einwnkung aus die englischen. In dcr scelülistlschen Bewegung wird jedenfalls dcr Congreß eine ganz anßergewöhnlichc Bedeutung erlangen, und dann» ist es nolhwendig, ihn in allen seinen Phasen und Cinzelhcilen genau zu vcrsolgcn. erscheinende „Nord" -rgan trctz dcr ZeitungSpolcmik an des dcr * Ter in Brüssel Herrn v. Gier«, hält FriedcnSzuvcrsicht fest. * AuS Tanger wird gemeldet, daß unter den Kabnlcn dcr Stämme AngHera und Hem za Unruhen auSgebrcchcn int. Kämpfe mit den Truppen der Gouverneure sind mebr- ack velgekoinmcn. Dcr Gouver»cur von Ksima hat sich luchten müssen. Ter Gouverneur von Tanger ist mit dcr Wiederherstellung ber Ordnung beauftragt. — Der franzoicn sreniitliche Scheris von Wessan hat an eine sranzösische Gesellschaft große Ländereien verkauft. — Die römische „Rn'orma", das Organ kcS italienischen Minister präiikenlcn CriSpi, beschäftigt sich mit der bevorstehenden marolkanischen Conscrenz. AuS dem Artikel sei Folgendes hervcrgehcbcn: Der Artikel zählt unter de» hervorragende» Fragen diejenige der Bestiiinnlliigen üocr daS Prolectorat aus, welches europäische Machie über marokkanische llntertoaiie» ausüdcn. weil die Lösung dieser Frage als Pracedenz sür spätere ähnliche Abmachungen bezüglich anderer niujrlmännüchcr Staaten dienen werde. Eine cnijache Aus Hebung des Protektorats hält die ..Rlforma" nicht iür angängig: v-elmehe müste mit v.,l Tact und Klugheit ein stuscnwciser lieber gang ze.n normalen Bcrhäliniß dcr ausichli,blich »larokkaniicheu Jurisdiciion über die LandeSangchörigen sestgeietzl werden; denn „die europäischen Staaten, welche gegenüber den Schützlingen moralische Vervflichttiugen übernommen habe», dürfen jene ciNichieSca nicht den Eventualitäten preisgeben, welche sich aus ihrer neuen Stellung im Sultanat ergeben könnten, in welchem Ruhe. Ordnung und Achtung des Leibe» und Lebens Nicht immer und überall lediglich vo» dem Willen dcs Sultans abhängen". Bezüglich des Handelsverkehrs, der »ach der „Risorma" ebenfalls die Conscrenz wird beichäsliqcn »lüsten, setzl das Blatt Vertrauen aus die versöhnliche und sried liebende Haltung „der meiste», wo nicht aller Machte". Svanien das ineisttlileressirte Land, habe bei Gelegenheit de» Vorfalles au der Insel Peregll von solcher Haltung einen rxeniplariichen Beweis geliefert. „Uebcr d,e Haltung Italiens kann kein Zweifel herrschen indem sein Programm aus die sorlschrcilende Hebung der sämmk sichen kleineren Siaale» abziclt, nameullich der afrikanischen am Miltelmeere, welche noch »» Besitze ihrer Unabhängigkeit sind" Ruck England habe gewißlich w der ei» Interesse, noch die Absicht, in Marokko Strenjrage» auszuwerscn und die übrige,, mn England und Jlalien m, Einversiändniß vorgel>endc» Mächre würden nicht anders auitrelcn, so daß auch Frankreich aus der Madrider Conscrenz mil versöhnlichen Absichten erscheinen werde. * Der „New-L)ork Herold" vom 28. v. M. veröffentlicht Nachrichten aus Hawaii, denen zusotg- König Katakana sortiäbrl, alle Gesetzentwürfe mit seinem Bclo zu belegen; er verlasse sich dabei aus die Uiilersiiitzuug der Eingeborene», die ihm reichlich gewährt werbe. Es verlautete, daß die Ein geborenen bereit seien, zu kämpfen, fall» ber König den Beseht dazu crlhciicn sollte. DaS Land befindet sich daher, wie bereits gemeldet wurde, in einer kritischen Lage. Amerikanische und englische Kriegsschiffe verhindern noch die Revolution. Sachsen. * Lcivzig. I. Januar. Heute hier eingegangene auS wärlige Blatter enthalte», ein Telegramm auS San Remo wonach kiselbst eine Millhellung des Herrn Geh Medieinal rall> Professor I-r. Thicrscd in Leipzig cftigegangc» sei, Laß derselbe nach dem neuesten Stand des KehltopslcidcnS Sr. königl Hoheit de) Kronprinzen der 'Ansicht zuneigl daß eine Krcbserkrantnnz nicht vcrliegc. Wir baden uns a» Herrn Pros. I)r. Thiersch, den berühmten Leiter unseres städtischen Krankenhai,si-S St. Jacob, mit der Ansrage ge wendet, od die betreffende Miltdeilung begründet sei, und e>) hat daraiis Herr Geh. Meticuialralh Thiersch die Gute ge- habt, u»S Folgendes zu erklären: „Ich ersuche Sie, den betreffenden Millbeilungen Folgen. deS hiiizujusügen: Professor Thiersch ist allerdings der An sicht. daß v,e Diagnose „Krebs" nicht ball dar sei. wenn wirklich die Drilscnanschivellungen vollkommen zurück gegangen und Gesch'.vürsstachc» ii» Inner» kcS Kehlkopfes vernarbt sei» sollten. Es ist jedoch nicht richtig, daß Proscstor Tbiersch ein Schreiben in diesen, Sinne »ach San Remo ge richtet bat, wohl aber dal er aus Befragen einer besreundelen Persönlichkeit eine Ansicht, mit der er nicht allein sieben wird, milgell eill. und diese hat darüber nach En» Remo bericht.t." * Leipzig, 1. Januar. Wir mache» die Herren Vor münder daraus aufmerksam, daß im Lause kiese« MonatS die alljährlich an die Obeivormundschaslsbekörke. also an da? hiesige königl. AmtSgerichl, zu erstattenden Berichte über die Mundrl einzu cichen sind und daß Fcrmularr hierzu »» AmtSgerichttgehäube (Erdgeschoß) bekanntlich unentgeltlich abgegeben werden. — Heute Montag findet :m Tbeatersaake de- Krystall- P.lastcS wieder ein Bortrag teS NordlichtsorscherS Sophu« Troinholt statt. Ter heutig: Borlrag behandelt den Mond. — In den oberen Sälen beS Hotel de Pologne sindcii während der NeujahrSmesse allabendlich huiuo- iNische Soirüen der wohlbekannten und beliebten eipziger Ouartctt» und Coiicerlsäuger, der Herren Evle, Pinlb.r, Hofsinann, Küster, Frische. Maaß und Haute statt, woraus wir unter Hinweis aas den Anzcigentoeil noch an dieser Stelle besonders aufmerksam machen. — Morgen Dienstag, Nachmittag Puuct 2 Uhr, findet m goldenen Saale LeS Krystall--PalasleS die Gcneral- Bersamniliiiig der „Section Leipzig" ter „Inter nationalen Arlisten-Genossenschast" statt. In der- clben soll über eine zu gründende PensionS- uus Invaliden-Casse, für welche bereits ein kleiner Font- gesammelt wurde, derathen werden. Obwohl die Gründung dieser neue» Casten in Anbetracht de« kurzen Bestehens der l'iciicffeitt'chast gegenwärtig in Artistcnkreisen noch aus viele Gegner stößt, dürste da- Projekt doch durchgehen, da dai:::t einem bisher tief eiiipftliidencn Uebelstande gewiß auf d e leichteste 'Alt ahgeholfen wird I Leipzig.' l. Januar. Trotz aller Milde und Nachsicht unserer AiisiichlSorgane bat wiederholt in dcr letzten Nackt gegen übermäßige Ruhestörungen und grobe Epccste, wobei e; vielfach zu »litunlcr erheblichen Körperverletzungen k n-, polizeilich vorgeschritten und gegen die Ercedenlen mit t r Arretur verfahren werten müssen. Ein hervorragender Erccß und brstige Prügelei fand bald nach :i Uhr in dcr Pet"lS- straße statt, die zu einer gewaltigen Menscheiiansammliiiig Beranlasftttig gab und wobei schließlich die Menge ein.»! PolizeitranSporle nach dem Naschmarjt folgte, natürlich unter Pfeifen, Geheul und Gekrbhle. Vergeblich waren alle Ruhe- geböte unk Wegwe,jungen. Tie Mcnschenmaffcn stand-.n am Naschmarkt wie angewurzett »nv mehrte» sich elei, als Laß sic sich verminverlen, und dis i» die fünfte Etnud: dauerte es. bis endlich die Leute sich Verliesen. Währenddem hatten die Polizeimaunschasten mehrfach energisch vorgcöcii müffen und »ach und nach 19 Hauptschreier und Tuimu- tuantcn auS dem Hause» herausgegriffen und in daS Poli:":- baus gebracht. Nur im Innere» der Stadt, weniger in d-.n Vorstädten, wo cS verhaltnißmäßig ruhig zuging, machte fick allerhand grober Unfug geltend. Die Gefammtzabt der im ause der letzten 21 Stunden dem Naschmarkt zugesuhrtcn Arrestanten betrug 81 Personen, von denen 30 Perscncu in Haft dckalten wurden. — In einer Restauration ter Dresdner Vorstadt benutzte in vergangener Nacht ein als Gast anwesender Ckvrsänger auS Magdeburg den vor übergehenden Schlai eines anderen GasleS und «»'- menkete ibm sein Portcinonnaie mit 70 .ckk auS der asche. Ter Diebstahl wurde aber bemerkt, dcr Tirb daraus polizeilich sestgenonimrn und aus den Naschmarkt »r Hast gebracht. — In der Zeitzcr Straße trieben sich gestern Abend zwei unverschämte BellIcr herum unv zwar e>» Tavezierer au) Chemnitz unv ein hiesiger Haiidarbriler. Sie schimpften aus die Leute, die ihnen nichts verabreichten und wurden sogar gegen einen Fleischer, dcr sie ebenfalls eb- wieS, lbätlick. Schließlich wurde» die Burschen seslgenommcn und auf dem Naschmarkt eingesteckt.— Ein Handarbeiter aus RahniS vergriff sich in vergangener N icht an einem Schutzmann, dcr ih» zurecht gewiesen halte. Er packle den Beamte» an dcr Brnst, schlug auf ihn loS und warf ihn den Helm vom Kopse. Dock gelang eS, den Grobian zu über wältigen und gleichfalls aus dem Naschmarkt zur Hast zu bringen. — In einem Tapifferiegeschäst der Psaffeudcrscc Straße gab c« gestern Bormitlag einen Balkenbrand. Durch die berbeigecilte Feuerwehr wurde dcr Brand bald beseitigt. — AuS Plagwitz meldet das dortige „Wochenblatt": „Gestern Freitag. Vormittags N Uhr fand im SitzungSsaale deS GememLeralheS aus dem kiesigen Ralbhausc die feier liche Einwcis»ng und Verpflichtung deS Herr» Referendar) Cickoriuv au? Leipzig in sein neues Amt als Gcmciiidft- vorstanb von Plagwitz statt. Die Vertreter deS Geinemtc- ralheö waren fast vollzählig erschienen. Als Coinniiffar der lonigl. AinISHauptlnannschast war anwesend Herr NegicrungS- ralb v. Lvcbcn auS Leipzig; derselbe tankte znnächst dem aus seinem Amte scheidenden Vorstände Herr» Uhlig, weicher durch 2l Jahre treu unv gewissenhaft, auch unter schwierigen Der hältnissen ainlirt bat und den man im Volke mit Recht als Vater der Gemeinde bezeichne. Sodann erfolgte durch Herrn NcgierungSralk v. Loebe» die Ciuwelsung und Verpflichtung des Herrn ReserenLarS Cichoriuö in sein Amt atS Vorstand der Gemeinde und al? Cbes der Po'.izeiverwa'.tung und daran sich schließend die Ueberlragniig VeL Amte« eine) Standesbeamte» bez Stellvertreters dieses aus Herrn Eemelndevorstanv Cichorius dez. aus den bisherigen Vorstand Herrn Ublig. Herr Ge meindeältester Mugge dankte hieraus »n 'Namen deS Genieinkc- rathrS Herrn Uhlig sür seine Thäligleit und versprach Herrn CickoriuS die treue Mitarbeiterschaft des Gemeinderathes in dem neue» Amte. Der bisherige Vorstand Herr Ublig wie» in seinem Schlußworte daraus hm, daß rr während seiner ganzen Amtszeit nur die wahren Interesse» ter Gemeinte im Auge gehabt habe; man habe ihm allerdings öfters den Vor wurf gemacht, er sei zu gulmülhig. aber er glaube bei dieser seiner Gnlniülbigkeit stets die Wahljahr! der Gemeinde gewahrt zu haben und schließlich dock immer an das gewünschte Ziel gekommen zu sein. Herr Vorstand CickoriuS seinerseits er klärte seine ganze .Kraft dem Wohle dcr Gemeinde Plagwitz widmen zu wollen." Wald he im. Der Polizeiexpedie-.it Stein a»S Seller hausen ist verhaftet und am 25. December an das hiesige Amtsgericht abgeliesert worden. Der Geiianute. welcher früher in Hartha ongestelll war. steht im Verdacht, im Jahre 1886 verschiedene Svorlelbelräge unterschlage» und die zugehörigen Acten beseitigt zu haben. (Chemnitz. Tagebl) — Ein tolleö Wagestück, vor dcffen Nachabiuung dringend zu warnen ist, wurde kürzlich ausgesiibrk. Als nämlich an enicin der letzten Abende der gegen l l Uhr von Dresden nach Chemnitz fahrende Zug von Station Niederbobritzsch ab- suhr, kam auS dcr naheliegenden Schankwirtbschast ein Mann gelause». welcher durchaus noch nutsahren wollte. Er sprang aus da» Triltbrct eines Wagens nnd schwang sich, La die Cvupülhürcit geschlossen waren, auf den Puffer deS Wagens, wo er sitze» blieb. In dieser Lage wurde der Mann von dein Schaffner bemerkt. Dieser ries ihm zu. sich ja fest an- uballen, da zu befürchten war, daß er herabsallen könnte. Al» durch Anzieben der Signalleine der Zug zu», Stehen gebracht war. wurde der Tollkühne dem StalionSausseher übergeben und sieht er »un seiner Bestrafung entgegen. Zwickau, 31. Decembcr. Am gestrigen Abend erfolgte in den Räumen ccr Casiiiogesellschasl brr Königin Marien- hutte durch den AintShauptmann Herrn OberregikrungSrath v. Bose die srierliche Ucbcrreichung de» Ritter kreuze- 2. Classe des AlbrcchtSorvenS an den Herrn Ingenieur Andrea« Brandt >»> Kreise seiner Vorgesetzten u»v Mit arbeiter. Der Decorirte siebt aus eine fast vierzigjährige Dienstzeit bei genanntem Hüttenwerke zurück und wurde seitens des Herrn AnilShauptnianiiS in zu Herzen gebender Weise der Verdienste des Herrn Brandt gedacht, die sich der selbe in der hervorragenden und verantwortlichen Stellung als 1. WalzwerkSbcamter erworben bat — Als Canvidat für die am 10. Januar d. I. statt- sinLende LandtagSwabl im Frciberger ländlichen Kreise war bekanntlich zuerst Herr Erbrickter Butze in ConratSdors vcn einer namhaften Anzahl von Wählern aus gestellt worden. Später bildete sich rin Comitü sür die Wahl de» AmtShauvtmann» 1)r. Fischer. Daß den Anhänqcrn der B.iye'schcn Candidatnr durch die Ausstellung diele» Herr« in hochachtbarer Stellung die Agitation sür den allgemein al« tüchtig anerkannten Erbrichtrr Butz« sehr erschwert wurde, ist klar und so kourfte e« kaum überraschen, daß da» Eomilt
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