lich-schöne Vergangenheit, wenn sie diese Namen hören? Und wie könnte und dürfte der Verein je vergessen, was ihm in neuerer Zeit Pastor Adolf Müller, Pfarrer Laube und Kirchenrat Kober gewesen sind! Wieviel Segen ist dem Sonntagsverein durch alle diese treuen Geistlichen zu teil geworden! Wie hat ein jeder ihm gedient und ihn gefördert mit der ihm eigenen Gabe! Die Tagebücher wissen viel zu berichten von den schönen Ansprachen, welche die Vereinsgeistlichen bei Weihnachts- und Jahresfesten gehalten, von der Fülle von Belehrung und Anregung, die sie den jungen Mädchen sonst noch geboten haben. Da spricht beispielsweise Hofprediger Klemm das eine Mal von dem Segen christlicher Gemeinschaft — ein anderes Mal von dem fröhlichen Christentum, das da froh ist im Glauben, aber auch froh zur Tat und froh in ihr. Er erklärt seinen Zuhörerinnen die Bedeutung von Lichtmeß schildert den Kalvarienberg bei Tölz oder erzählt in fesselnder Weise von seiner Diasporatätigkcit in Böhmen. Pastor von Zimmermann stellt den jungen Mädchen in einer Reihe fort laufender Ansprachen Frauengestalten aus Bibel und Märtyrerzeit vor Augen. Und wieviele interessante Stoffe zieht er nicht sonst noch in den Kreis seiner Besprechungen: die Deutsche Marine, die Bedeutung deutscher Familiennamen, Elisabeth Fry u. a. m.! Haben die Mädchen — bis er sie darauf hin weist — gewußt, welche Nebenbedeutungen das Wort „Jungfrau" nicht alles hat — wie es nicht nur den Namen eines Bergriesen bezeichnet, son de-rn auch ein Sternbild, eine unbesiegte Festung, ;a sogar ein Folter werkzeug? „Als treuer Nachbar" schenkt Hofprediger Löber dem Sonntagsoerein zuweilen ein Stündchen. Einer Weihnachtsansprache legt er den Engels gesang „Ehre sei Gott in der Höhe" zu Grunde. In tiefer Weise deutet er das Wort als einen Klang, der nicht nur am Weihnachtsfest, sondern durch das ganze Christenlebeu hindurch ertönen soll. Bei einer durch köst lichen Humor gewürzten Schilderung des Klosterlebens im neunten und zehnten Jahrhundert erzählt er eingehend von Roswitha von Gandersheim und empfiehlt sie dem Verein als „Schutzpatronin". Ein anderes Mal zeichnet er genau nach geschichtlichen Quellen ein Charakterbild der Jungfrau von Orleans. Als er sich an einein Vereinsabend die Sekten als Thema gewählt hat. zeigt er, wie die Sekten darin fehlen, daß sie ein Wahrheits moment einseitig betonen — wie wir aber dennoch manches von ihnen lernen können. Die Besprechung, die sich an diesen Vortrag anknüpft, dehnt sich solange aus, daß l). Löber bis zum Schluß des Abends im Kreis der jungen Mädchen verweilt und ihnen zuletzt noch die Andacht hält. Bei einem Jahresfest hat der Verein die Ehre und Freude, Exzellenz — oder wie er damals noch angeredet wird — Regierungsrat Roscher zu begrüßen. In seiner wundervollen, feinen Humor mit tiefem Ernst verbindenden Darstel lungsgabe spricht er von dem „dreihundertjährigen Jubiläum" der Kartoffel. Die Art, wie sie zu uns nach Europa gekommen ist, meint er, lehrt uns, wie Gott oft das, was wir wollen, uns versagt und doch unvermerkt und ungebeten einen großen Segen schenkt. Gold zu suchen, ging Drake nach Amerika. Als er zurückkam, barg sein Schiff nur einige elende Knollen.