Die Kartoffel trägt keine stolze Blüte, keine glänzende Frucht. Im Verbor genen ruht ihr Segen. Man muß erst in die Tiefe gehen, um den Schatz zn heben. Wohl uns. wenn wir von der armen Knolle gelernt haben, auch den verborgenen Segen zu erkennen und auch bei schlichtem Aeußeren in die Tiefe zn dringen! Wieviel gesegneter wird dann unser Verkehr mit den Brüdern sein, und wie mancher Schatz wird uns da zu eigen! Vor vielen anderen Vereinen ist der schlichte Jungfrauenverein der Stadt mission begnadet durch die freundliche Teilnahme, die seinen Bestrebungen durch fromme, hochgebildete Männer geschenkt wird. Neben ihnen finden sich auch jugendliche Besucher im Vereinszimmer ein. Dann und wann er- scheint der eine oder andere der Sonntagsvereine, die sich in verschiedenen Teilen der Stadt gebildet haben, und zu denen herzliche Beziehungen bestehen. Mitunter kommen auch Sonntagsschüler, die ihre liebe Helferin gern einmal besuchen wollten und sie nicht daheini angetroffen haben. Freundlich werden die ungebetenen kleinen Gäste von den Mädchen willkommen geheißen. Zu weilen bringen diese, um selbst kommen zu dürfen, die ihrer Obhut auver- trauten jüngeren Geschwister mit. Späterhin, nachdem manche Mitglieder sich verheiratet haben und eigene Kinder haben, stellen sie sich mit ihnen ein. Es ist daher ganz verständlich, daß ein kleiner Junge auf die an einem Sonntag an ihn gerichtete Frage: „Was hast du heute nachmittag vor?" zur Antwort gibt: „Ich gehe in den Jungsrauenverein." X. Aber wenn sich auch kein Besuch eingefunden hat — schön ist es doch im Verein. Ja, eine der Leiterinnen bemerkt im Tagebuch: „Mit den lieben Mädchen allein ist's am allerschönsten." Um Unterhaltung ist man nie verlegen, besonders seitdem sich das Spielen im Verein eingebürgert hat. In der Anfangszeit haben die Gründerinnen des Vereins, denen wohl die englische Art der Sonntagsfeier vor Augen schwebte, nichts davon wissen wollen, daß Spiele unternommen würden. „Aber", erzählt eine von ihnen, „als uns die warme Sonne hinaus lockte in den kleinen Garten und die Gesichter bei dem Vorschlag, etwas zu spielen, wahrhaft strahlten, da wurde es mir klar, daß wir in solchen Fragen, wie Spielen und Nichtspielen, nicht Theorien und Prinzipien haben sollen, sondern daß die Freiheit herrschen soll. Wenn wir, die wir den Verein leiten, jedesmal von Herzen gebetet haben um den Segen Gottes für unsere Vereinigung, so werden wir auf rechter Bahn bleiben." Eine andere schreibt: „Ich wollte vorlesen, aber siehe da, hier und dort, man wußte nicht recht woher, erhob sich gegen das Lesen Protest. Und „spielen!" klang es leise, dann allmählich lauter, bis ich mein Ohr nicht mehr dagegen verschließen konnte." Ob es nun Spiele sind, die „wenig Geist, aber destomehr Lungen kraft" erfordern, oder solche, von denen eine der Spielenden versichert: „Das Denken macht mir großes Vergnügen": die jungen Mädchen sind mit voller Seele dabei — harmlos vergnügt wie Kinder. In späterer Zeit scheint.sich der Spieleifer, besonders bei den älteren Mädchen, etwas abzukühlen. „Zum Spielen findet sich selten Lust", bemerkt eine der Leiterinnen im Tagebuch. Große Freude bereiten Aufführungen, die bei Jahresfesten und sonstigen festlichen Gelegenheiten veranstaltet werden: Manch' nette dichterische und darstellerische Begabung tritt dabei zu Tage.