Wie der Gesang schöner Lieder jedes kleine Fest verschönt, sv ist über haupt keine Zusammenkunft denkbar, bei der nicht eifrig gesungen würde. Was eine der Leiterinnen schreibt, finden alle anderen immer van neuem bestätigt: „Als das Singen an die Reihe kam. da schienen sie unerschöpflich. Immer wurde ein neues Lied vargeschlagen, und jeder Wunsch sallte erfüllt werden." Nicht so ungeteilten Beifalls wie das Singen hat sich das Vorlesen immer zu erfreuen gehabt. Aber während eS in der Anfangszeit des Vereins die Mädchen zu langweilen scheint, geschieht es später nicht selten, daß sie lieber lesen als spielen wollen und daß die Teestunde hinansgeschoben wird, weil die vargelesene Geschichte die Znhörerinnen so begeistert, daß sie immer noch mehr van ihr hören wallen. Wie sie die erzählten Begebenheiten als wirkliche Geschehnisse ansfassen und ihnen darum ihre volle jugendlich marine Teilnahme schenken, zeigt sich u. a., als die Geschichte von A. Vollmar vor gelesen wird! „Zwei Kinder, die den Himmel suchen." Reichliche Tränen der Rührung fließen. Alle erklären die Geschichte für wnnderschön und bitten. „Himmelan geht unsere Bahn" singen zu dürfen. Mit Interesse und Freude erkennt man aus den Tagebnchaufzeichnungen, wie durch sorgfältig gewählte Lektüre der Büchergeschmack der jungeu Mädchen sich bildet und sie innerlich reifen. Während zweier Sonntage füllt das Vorleseu der „Elsäs- sischen Lebensbilder" so sehr das Interesse der Zuhörerinnen aus, daß sie immer nur um Weiterlesen bitten, um noch länger den spannenden Schilde rungen der Drangsale lauschen zu können, welche Protestanten in der Refor mationszeit zu erdulden Hallen. Von der Aufnahme, die ein Lebensbild van Amalie Sieveking findet, erzählt eine Leiterin: „Manch wichtige Frage und Antwort knüpfte sich daran, und ich freute mich van Herzen, wie das Vor bild dieser edlen Frau die Mädchen mit Begeisterung erfüllte." Eine andere Vereinsleiterin schreibt: „Ich las aus dem kleinen Buch der Sieveking „Ver mächtnis an meine junge Freundinnen" den ersten Teil vor. Ein hieran sich anknüpfendes Gespräch über den Hauptgedanken des Buches - sich durch Erwählung eines Liebesberufes ein fröhliches Herz zu erhalten — schien viel Anklang zu finden, und ich mußte den Mädchen versprechen, recht bald Fort setzung und Schluß des Büchleins vorzulesen." Auch an der regelmäßigen Bibelbesprechnng nehmen die Mädchen regeil Anteil. „Ich freute mich über-die gespannte Aufmerksamkeit und das sicht lich tiefe Interesse." — „Sie lassen sich gern fragen." — „Sie antworteten mit viel Eifer und auch mit Verständnis": wenn die Leiterinnen sich so oder ähnlich in den Tagebüchern anssprechen, so geben sie auch immer von neuem dem Wunsche Ausdruck, daß diese Unterredungen den jungen Seelen zum Segen sein möchten. In jeder Weise suchen sie das innere Leben ihrer Schutz befohlenen zu pflegen. Sie lassen es sich angelegen sein, die Hauptstücke des Katechismus mit ihnen zu wiederholen und von Zeit zu Zeit die Blicke der Mädchen auf das Kirchenjahr zu richten. Am Palmsonntag wird es zu feststehendem Brauch, daß alle Anwesenden — etwaige Gäste inbegriffen - ihren Konsirmalionsspruch anssagen. Nachdrücklich begegnen die Leiterinnen der Auffassung, als solle der Sonn lagsverein einen Ersatz für den Gottesdienst bedeuten. Immer wieder inah nen sie zu treuem Besuch der Kirche und zur öfteren Teilnahme am Abend mahl. Ohne daß irgend welcher Zwang ausgeübt.wird, besticht die Leiterin