Elastisch zu sein, lernt der Sonntagsverein auch in Bezug auf die Aus stattung des jeweiligen Heims. Wollen die jnngen Mädchen sich an heißen Tagen anstatt an Kaffee an Himbeerlimonade erquicken, so wird sie in Er mangelung von Gläsern unter Scherz und Lachen in Tassen gegossen. Das Harmonium, dessen man sich im Vereinszimmer auf der Amalieu- straße erfreut, wandert ini Sommer zu der Ferienkolonie der Inneren Mission in Coswig. Aber kann man nicht auch ohne Begleitung frisch und fröhlich singen? Freilich, als im Vereinssaal ans der Augustusstraße ein neues Harmonium ausgestellt wird, herrscht großer Jubel. Mit „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren" wird es eingeweihl. Als ein schlimmer Störenfried der Behaglichkeit erweist sich der Petroleum ofen. Gut, daß die jungen Mädchen, die auf ihm den Kaffee zu brauen haben, nichts von der herrlichen Einrichtung des Gasherdes ahnen. Sie würden am Ende neidisch werden auf die spätere Generation im Verein, die sich dieser Erfindung bedienen kann. Aber sein Gutes hat der schwarze, ewig qualmende, übelriechende Gesell' doch. Wenn er es zur Sommerszeit einmal besonders arg treibt, flüchten sich alle ins Freie. Das. Vereinshaus in der Amalienstraße besitzt einen Garten, in dem die Vereinsmitglieder sich gern bei schönem Wetter aufhalten. Da wird fröhlich gesungen und gespielt. Und wenn gar Herr Pastor Seidel güligerweise Erlaubnis gibt, seine Johannisbeersträucher zu plündern: wer möchte da im Zimmer bleiben? V. Allerdings, wenn eilt Spaziergang in Frage kommt, läßt die Jugend Garten Garten sein. Frohgemut wandern die Mädchen mit ihrer lieben Leiterin das eine Mal durch den Großen Garten — ein anderes Mal in das Ostragehege. Mit ihnen wandern auch ihre Kinderharfen ins Freie. Mancher Sonntagsspaziergänger freut sich, wenn an sein Ohr die Weise tönt „Harre, meine Seele", „Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh" oder „Großer Gott, wir loben dich". Zuweilen ziehen die jungen Mädchen aus. um den Abendgottesdienst in einer entfernten Kirche zu besuchen. Sie lernen auf diese Weise die neu erbaute Erlöserkirche in Striesen kennen, wie die schmucke Kirche von Blasewitz. Lebhaften Anklang findet der Vorschlag, einem von der Inneren Mission veranstalteten Waldfest beizuwohnen. Die große Zahl von Teilnehmern, die herzgewinnenden Ansprachen von Pastor von Zimmermann und anderen Rednern, die mit Eichenlaub geschmückte Kanzel, die Lieder, die inachtvoll in dem waldigen Dom zum Himmel emporsteigeu, herrliches Wetter und die frohe Stimmung der Festbesucher: alles trägt dazu bei, die jungen Herzen zu begeistern. Singend treten die Mädchen den Heimweg an. Ihrer Fröhlich keit tut es keinen Abbruch, daß die überfüllten Pferdebahnen sie nicht auf nehmen können und sie auf Schusters Rappen die weite Strecke nach Haus zurücklegen müssen. Auch wenn keilt Geistlicher zur Stelle ist, gibt doch eine kurze Andacht den Ausflügen der jungen Mädchen die rechte sonntägliche Weihe. Wie eindrucksvoll ist es allen, als sie an einem Pfingstsonntag an der Elbe ent-