lang wandern, sich an einem wunderschönen Platz lagern und, nachdem sie gelesen und fröhlich miteinander geplaudert haben, die Pfingstgeschichte in kurzen Zügen besprochen wird. Eine schöne Erinnerung bleibt ihnen auch die Abendfeier, da sie unrer den hohen Bäumen der Dresdner Heide mit Gesang und Gebet sich unter Gottes Schutz für die kommende Woche gestellt haben. Der genügsame Sinn der Mädchen lebrt sie alle diese Wanderungen wunderschön finden, wenn auch die Bewirtung sich in bescheidenen Grenzen hält. In Bühlau läßt sich die Butterfrau einer Vereinsleiterin bereit finden, der hungrigen Schar in ihrem Grasgarten den Mittagstisch zu decken. Trägt . sie auch nur Kartoffeln und Butler auf — das einfache Mahl schmeckt allen köstlich. Hat freilich eine der Vereinsdamen — was nicht eben selten geschieht — die jungen Mädchen zu sich eingeladen, so stehen auf den unter blühenden Bäumen oder inmitten duftender Rosenhecken zierlich gedeckten Kaffeetischen vielversprechende Kuchenkörbe. Und das Abendbrot wird vielleicht in einer netten Sommerwirtschaft oder einer romantisch gelegenen Mühle eingenommen. Wohin darf die muntere Schar nicht alles kommen: nach Striesen, Lösch ung und Blasewitz, nach Radebeul und dem Weißen Hirsch, nach Hosterwitz und Pillnitz! Einige Male werden die Mädchen auch von den Eltern einer auf dem Land lebenden Vereinsschwester eingeladen. In freundlicher Weise widmen sich die guten Leute den jugendlichen Gästen. Es wird fleißig gespielt und gesungen. Der Hausvater liest Gedichte vor, und zum Beschluß des traulichen Nachmittags hält er die Abendandacht. Zu denen, welche den Sonntagsverein bei sich sehen wollen, gehört auch der nachmalige Wirkliche Geheime Rat Roscher — der Mann mit dem gütigen Herzen und dem feinen Verständnis für die Jugend. Von einem Besuch in seinem schönen Loschwitzer Sommerheim erzählt das Vereinstagebuch: „An verschiedenen Tischen, zum Teil au reizend lauschigen Plätzchen, hatten unsere liebenswürdigen Wirte gedeckt und luden zum Kaffee freundlichft eiu. Wie dankbar nahmen wir diese Erfrischung, denn es war ein heißer Tag! Nachher wurden auf einem großen Rasenplatz allerlei Spiele gespielt. Dann zogen wir hinunter in ein schattiges, allerliebstes Wäldchen, wo wir uns lagerten und aus den mitgenommenen Liederbüchern ein Lied nach dem anderen sangen. Erst ein Lob- und Danklied und dann einige Sommerlieder. Danach schweiften die Mädchen überall in dem großen Bereich unserer Wirte umher, die in gütigster Weise Erlaubnis gegeben, bis wir uns zum Abend brot wieder an den Tischen zusammenfanden. Bunte Lampions leuchteten uns aus dunklem Tannengrün zu der Mahlzeit und erhöhten den Zauber eines lieblichen Sommerabends. Nachdem dann noch etwas vorgelesen war, mußte zum Aufbruch gemahnt werden, der allen viel zu zeitig kam. Zum Abschied wurden wir noch alle mit Rosen beschenkt." VI. Besonderes Gewicht legen die Leiterinnen des Sonntagsvereins darauf, daß die Mitglieder bei den Ausflügen Gelegenheit haben, Anstalten und Werke der Inneren Mission kennen zu lernen. So finden wir die jungen Mädchen an