einem Sonntag in Bethanien, dem Loschwitzer Erholungsheim der Dresdner Diakonissen — an einem zweiten in Pniel, dem gleichfalls inLoschwitz gelegenen Asyl für gefährdete Mädchen — an einem dritten in der Lößnitz im Ermelhaus. Mit besonderer Vorliebe lenken sie ihre Schritte nach Obergorbitz und dem dortigen Rettnngshaus. Ordentlich heimisch fühlen sie sich in den ihnen bekannt und vertraut gewordenen Räumen. Für das an den Zöglingen geübte Rettungswerk legen sie lebhafte Teilnahme an den Tag. Mit den Anstaltsmädchen sind sie gut Freund geworden. Bei einem Besuch singen und spielen sie mit ihnen — in duftendes Heu gelagert — nach Herzenslust. Ein andermal gibt der neuerbaute, schöne Trockenboden einen herrlichen Platz für die gemeinsamen Spiele ab. In besonders lieber Erinnerung bleibt den Vereinsmitgliedern ein Osterspaziergang nach Gorbitz. Von den dortigen Mädchen mit Ungeduld erwartet, singen sie mit ihnen schöne Osterlieder. Dann wandern sie dnrch Haus und Garten, spielen und nehmen schließlich an der Abendandacht teil. Dabei können sie sich nicht genug verwundern über die guten Antworten der Kinder und die große Zahl von Sprüchen, die sie auswendig wissen. Nachdem Pastor Höhne, der Austaltsvater, jedem der jugendlichen Gäste ein Stück Brot und ein Osterei hat reichen lassen, treten die Mädchen fröhlichen, dankbaren Herzens den Heimweg an. Ja, und wie schön ist es beim zwanzigsten Iahresfest der Anstalt am Sonn tag Exaudi 1892! Nach der kirchlichen Feier in der kleinen, gedrängt vollen Kirche werden die Mitglieder des Sonntagsvereins freundlich aufgesordert, an einer der aufgestellten Kaffeetafeln Platz zu nehmen. Später hören sie den Reden zu, die auf dem Festplatz gehalten werden. Hofprediger Rüling spricht über das Wort „Dennoch!" Pastor Höhne läßt seine Zuhörer im Geist auf die verflossenen zwanzig Jahre znrückschauen.^ Zuletzt erzählt Pastor Weidauer in seiner gewinnenden Weise von Sylt. In Dresden selbst ist es besonders die Diakonissenanstalt, welche die Mitglieder des Vereins zuweilen besuchen. Einmal wohnen sie der feierlichen Einweisung von acht Schwestern bei. Ein andermal helfen sie das Jahres fest der Mägdeherberge mitfeiern. Großen Eindruck macht auf sie eine Preisverteilung, welche der Verein zur Auszeichnung würdiger Dienstboten veranstaltet. Archidiakonus Kühn spricht von der Treue im Kleinen, die doch groß und köstlich ist vor Gott, und sie schauen mit einem Gefühl der Ehrfurcht auf eine alte Dienerin, die eine achtundvierzigjährige Dienstzeit hinter sich hat. VII. Daß der Same, der im Verein selbst und durch den Besuch von Anstalten christlicher Liebe in die jungen Herzen gelegt wird, nicht ohne Frucht bleibt, zeigt sich in dem Bemühen der Mädchen, anderen in Liebe zu dienen. „Die Gelegenheit muß wahrgenommen werden", denkt die Vereinsleiterin, als sie eines Nachmittags den in der Sonntagsschule behandelten Text — das Gleichnis vom barmherzigen Samariter — mit den Mädchen bespricht. Ihr Vorschlag, für die erholungsbedüftigen Kinder im Bethlehemstift Strümpfe zu stricken, findet denn auch sogleich beifällige Aufnahme. Unverweilt wird Geld zum Ankauf von Garn gesammelt. Die Urheberin des Planes freut sich