14 Nun ruhen alle Wälder. Paulus Gerhardts Lie der waren die Lieblingslieder einer frommen Mutter im Schmabenlande. Wenn sie das köstliche Abendlied betete, da schmiegte sich ihr blonder Knabe mit gefalteten Händen innig an das Mütterlein, und es war ein Bild wie das eines Engels. Der Knabe lernte das Lied bald auswendig und behielt es lieb fürs ganze Leben. Aus dem Knäblein aber ist später ein berühmter Dichter geworden; er hieß Friedrich Schiller. Ich bin ein G a st ans Erde n. Ein alter Schullehrer im Schwabenlande, der längst im Ruhestand lebte, wurde von seinem Nachfolger gebeten, ihm beim Gottesdienst zu ver treten. Gerne sagte der Emeritus zu und freute sich wie ein Kind, wieder einmal an seiner geliebten Orgel zu sitzen. Der Gottesdienst kam. Der Greis setzte sich auf die Orgelbank und stimmte mit Heller Stimme das Lied an: Ich bin ein Gast auf Erden; es war für ihn ein rechter Freuden- und Ehren tag. Mitten in der zweiten Strophe neigte er plötzlich das weiße Haupt auf das Ehoralbuch und war verschieden. „Ein selig End'", sagten die Kirchgänger; und sie hatten wohl recht. Ich singe dir mit Herz und Mund. Das war das Lieblingslied des berühmten Altertumsforscher Winckel- manii. Er ist aus äußerlichen Gründen katholisch geworden und lebte in Italien seinen Studien. Im fremden Lande aber gedachte er oft an die Heimat, und die religiösen Ein drücke sener Kiindheit und Jugend wurden wieder wach. Es verlangte ihn einmal heftig danach, sich wieder an seinem alten Lieblingsliede zu erbauen. Er ließ sich ein evangelisches Gesangbuch reichen, aber ach, das geliebte Lied stand nicht init drin. Da war er tief traurig und warf schmerz bewegt das Gesangbuch hin. So kann ein Herz mit einem Liede verwachsen sein. Sollt' ich meinem Gott nicht singen. Unter der Regierung des Herzogs Karl Eugen von Württemberg verlor ein ehrenhafter Mann durch Ränke der Hofbeamten sein Anit und sein Brot. Er war genötigt, sich in sein Heimatsdorf zurückzuziehen und das Amt eines Nachtwächters zu übernehmen. Da sang er denn nach dem Stundenruf regel mäßig nach den; bekannten Kehrreim des Liedes: Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb' in Ewigkeit. Als einst ein hoher Beamter des Herzogs in diesem Dorfe übernachtete, fiel ihm das auf. Er frug nach der Bedeutung dieses merk würdigen Brauchs und nach dem Namen des Nachtwächters. Er erfuhr dann auch den Sachverhalt und hinterbrachte ihn seinem Herrn. Der Herzog, gerührt über dieses Gottver trauen, setzte den treuen Mann wieder in sein voriges Amt