15 ein. Nun aber sang der Beamte zeitlebens in seinem Morgen gebet die Worte, die ihm Amt und Stellung wiedergegeben: Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit. Befiehl du deine Wege. Im schlesischen Feldzug von 1806 auf 1807 drangen einmal dreißig Dragoner in ein Pfarrhaus und plünderten es. Pfarrhaus und Pfarr- frau vergossen Tränen, als die Soldaten in dem Hause wüte ten. Als die Tochter des Hauses diese Greuel und den Schmerz der Eltern sah, griff sie zu ihrem Lieblingsinstrument, zur Harfe, und sang mit seelenvoller Stimme das Lied, das schon so manchen Sturm beschworen: Befiehl du deine Wege. Paulus Gerhardt-Denkmal in Lübben. Noch ehe sie den Gesang vollendet, öffnete sich leise die Tür, und herein trat der Kommandeur und sagte mild: „Frommes Kind, ich danke Ihnen für diesen schon lang entbehrten Genuß einer solchen Erbauung. Seien Sie ruhig, in drei Stunden befreie ich Sie von Ihren Drängern, und es soll Ihnen kein Leids geschehen." Dieses Versprechen löste der Kriegsmann auch ein. Ehe drei Stunden vergingen, hatten ' die Plünderer das Dorf verlassen. Paulus Gerhardts herr liches Lied hatte das Wunder getan. — Auch mit der Ge schichte der Befreiungskriege ist dies Lied verknüpft. Bei der Belagerung von Wittenberg 1813 war die ganze Bevölkerung in großer Not. Die Geschosse Hagelten in die Stadt hinein.