Da machte sich trotz des Kugelregens der junge Prediger Nitzsch mit seinem alten Küster auf, um bei der Beschießung der Stadtkirche einen Brand des Gotteshauses zu verhüten. Sie steigen den Turm hinauf, und die Bomben rasseln gegen das Gemäuer. Brüllend fährt ein Geschoß in den Kirchturm und zündet. Sie dämpfen das Feuer. Da stimmt der greise Küster mit lauter Stimme an: Befiehl du deine Wege, und ehe er das Lied zu Ende gesungen, war das Bombardement zu Eude, und keine von den Kugeln hatte sie getroffen. Warum sollt' ich mich denn grämen. Als man die Salzburger Emigranten auf ihrem Zug durch Schwaben fragte, ob sie denn nicht bisweilen mit Schmerzen an ihr Vater land denken müßten, das sie verlassen, da stimmten sie mit großer Freudigkeit das Lied an: „Warum sollt' ich mich denn grämen? Hab' ich doch Christum noch, wer will mir den nehmen?" und fügten hinzu: „Da habt ihr die Antwort. Wir grämen uns über nichts mehr, als daß wir die evangelische Wahrheit nicht eher bekannt haben." - Eine Strophe ist durch den alten Johann Jacob Moser, den frommen redlichen Patrioten, berühmt geworden. Er wurde wegen seines Freimuts auf dem Hohentwiel gefangen gesetzt. Als ihm der Spruch verkündet ward, sagte er zu dem Sekretär: „Unverzagt und ohne Grauen soll ein Christ, wo er ist. stets sich lassen schauen", und rief dem Herzog zu: „Ew. Durchlaucht werden einen ehrlichen Mann finden." Nach fünf Jahren erst ward der Ehrenmann entlassen, und wenn er dann nun durch Stuttgarts Straßen ging, da entblößten die Leute ihr Haupt vor ihm, und hinter ihm deuteten sie auf den ehrwürdigen Greis und sagten mit bedeutungsvollem Nicken: „Unverzagt und ohne Grauen!" Mit Recht erblickten sic in dem herrlichen Manne die Verkörperung des alten Kirchenlieds. Paulus Gerhardts Grabschrift in der Kirche zu Liibben. Wie lebend siehst du hier Paul Gerhardts Bild, Der ganz von Glaube, Lieb' und Hoffnung mar erfüllt, In Tönen voller Kraft, gleich Assaphs tzarfenklüngen, Erhob er Christi Lob in himmlischen Gesängen. Sing' seine Lieder oft, o Christ, in feiger Lust, So dringet Gottes Geist durch sic in deine Brust. Empfehlenswerte Gerhardt-Bücher: Kochs: Paul Gerhardt. Sein Leben und seine Lieder. 1926. Petrich: Paul Gerhardt. I9l4. Lieder Paul Gerhardts. Mit Bildern vonRudolph Schäfer. 1907.