kenn der Frühling wieder ins Land zieht und die Fluren sich, wieder kleiden in frisches 'Grün und der erste gefiederte Sänger sein frohes Lied ertönen läßt, da währt es nicht lange, und nach dem ersten läßt der zweite und dritte seine Stimme erschallen, und bald ertönt der Friihlingswald von tausendstimmigem Ge sänge wieder, so daß man die einzelnen Stimmen kaum mehr unterscheiden kann. Ein Sänger hat den andern hervorgelockt, einer lernt vom andern, und jeder wird von der Sangeslust des andern zu immer neuen Liedern angeregt. Als die Reformation einen neuen Lenz über die Kirche Gottes gebracht hatte, als Baum und Strauch ergrünten, als es hieß, „die zarten Blümlein gehn herfür", da ließ eine Helle Frühlingsstimme ihren Sang erschallen — „die Wittenberger Nachtigall, die man jetzt höret überall". — Martin Luther mit seinen süßen, erhabenen Liedern — er war der Chorführer aller Sänger der Kirche, der Schöpfer des deutschen evangelischen Kirchenliedes. Nachdem er mit seinem lockenden Beispiel voran gegangen, da folgten ihm Hunderte, Tausende von Sängern noch. Es sind nicht immer Nachtigallen gewesen, es waren auch Drosseln und Finken dabei, aber in immer wachsender Zahl stellten sie sich ein. um wie aus einem Munde und einem Her zen den großen Gott, den lieben Heiland zu loben, ein Paul Speratus und Nicolaus Decius, ein Selnecker und Zosua Steg mann, ein Paul Flemming und Martin Rinckart. Aus ihrem Ehor erhebt sich einer, der große Sangesmeister Paulus Gerhardt, dessen Gedächtnis in diesen Tagen in ganz Deutschland gefeiert wird.