22 auf höheren Befehl die Ruinierung der Feste. Sie schleppten die guten Geschütze mit fort und stürzten die schleckten scimt allen Vo>röten an Gewehren. Geschossen und Pulver in den liefen Schloßbrunnen. 1883 hat man aus dieser merkwürdigen Rumpelkammer unter Schutt und Trümmern ein ganzes Arsenal von altem Kriegsgerät hervorgeholt; es ist jetzt in verschiedenen Räumen der Ruine ausgestellt. Bald nach dem Abzüge der Preußen, sah die Gräfin von ihrem Turmstübchen au? andre Bilder. Die siegreichen Regimenter Dauns lagerten län^ re Zeit auf den Feldern am Fuße des Schloss s Tausend preußische Kriegsgefangene wurden aus der Burg einge pfercht Da brannten in der kalten Herdstnacht fast hundert Lagerfeuer in allen Höfen, alle Türen und Gitter der Schösserei wurden zu Brennholz zerhackt, und Küche und Keller der Gräfin mußten sich trotz der auf- gestellten Posten gefallen lassen, von den hungernden Soldaten ausgeplündert zu werden. Und dann wurde es ganz still um sie. Die letzten Jahre ihres Lebens verließ sie das runde Gemach im zweiten Stock des Turmes fast nie mehr. Eine Magd and ein Stubenheizer bildeten ihren ganzen Hausstand. Ihr Aufenthalt wird von einem Augenzeugen wie folgt geschildert: „In dem kleinen Wohnzimmer waren keine Tapeten, zwei alte sehr schadhafte Stühle und eben so Diele kleine hölzerne Tische, ein großes hölzernes Bett ohne Vorhänge und der Gräfin eigner Stuhl, daraus sie zwischen zwei hölzernen Seitenlehnen ohne Rückenstück auf zwei alten über einander liegenden Federkissen, den Rücken allezeit dem Ofen zukehrend, gesessen. Durch den Vielen Rauch und Dampf einer mitten im Zimmer an der Decke herabhängenden Lampe, welche vom Abend bis zum Hellen Morgen brennen mußte, war alles so schwarz geworden, daß man den Zeiger einer an der Wand hängenden schlechten Schlaguhr nicht erkennen konnte." Hier brütete sie dumpf vor sich hin, oft wie geistesab wesend, sodaß man meinte, ihr Gehirn sei zerrüttet. Aber bisweilen brach sie in leidenschaitliche Schmähreden aus, die zeigten, daß das Feuer ihrer unbesieglichen Natur doch nicht ganz erloschen war. So verkam sie, eine der schönsten und geistvollsten Frauen ihrer Zeit, die einen der glänzendsten Höfe Europas beherrscht hatte, zwischen schmutzigem Gerümpel in Stump'sinn und Verbitterung. 1765, in ihrem 85 Lebensjahre, starb sie und wurde in der Schloßkapelle beigesetzt. Nach langem Suchen hat man 1881 ihr von Schutt und Rasen überdecktes Felsen grab gefunden. Eine Kommission hat sich überzeugt, daß ihre schlanken Knochen reingenagt in dem einfachen