herren. Die Vorsteher hatten das Hospital zu leiten und es überall nach außen hin - auch dem Rat gegenüber - zu vertreten. Auf landesherrliche Verordnung hin sollten die Verstorbenen der Vorstädte und der umliegenden Dörfer auf dem kleinen Friedhof der Leprosen be erdigt werden. Dieser mußte dazu bedeutend erweitert werden und wurde 1 474 vom Bischof von Merseburg für seine neue Bestimmung geweiht. Seit 1475 übte der Rat das Patronatsrecht über die Kirche zu St. Johannis aus, er sorgte für ihre kirchlichen Bedürfnisse und vertrat sie 1475 im Streit mit der Thomaskirche um Spolien und Gebühren. Der Rat bestimmte, daß der Prediger von St. Thomä alle Beerdigungen auf dem Johannisfriedhof aus führen sollte. Die gesunden Bewohner des Hospitals sollten die Nicolaikirche, und nur die Kranken durften die nähergelegene Johanniskirche zum Gottes dienst aufsuchen, denn sie galt im allgemeinen nur als Begräbniskirche und war als unbedeutende Vorstadtkirche neben den reichen Stadtkirchen von St. Thomas und St. Nicolai nur wenig angesehen. Um 1490 stand Leipzig in großer Blüte. Die Erträge der Schneeberger Silber gruben brachten der Stadt einen hohen Aufschwung, und namhafte Stiftungen Leipziger Bürger mehrten das Ansehen der Stadt. So flössen auch dem Johannishospital zahlreiche Stiftungen zu, die es ihm ermöglichten, seinen Grundbesitz stark zu vermehren in und um Leipzig, so daß das Hospital bald zum größten Grundbesitzer der Gegend wurde. Hospital und Kirche wurden ausgebaut und verschönt, und es heißt: „Die Kirche war reich an Ornaten und Kleinodien." Der Aussatz ließ jetzt mehr und mehr nach, und auf Anordnung des Rates fanden nun auch Geschlechtskranke im Hospital Aufnahme. Seit 1 498 findet sich in den Ratsrechnungen der Beitrag des Rates von 10 Groschen wöchent lich an die Kasse des Hospitals für die Verpflegung dieser „Französer". Seit das Hospital dem Rate einen Teil seiner caritativen Aufgaben abnahm, gewann es für ihn an Bedeutung, und so unterlag 1514 zwei Ratsherren die Leitung des Hospitals als gleichzeitige Vorsteher, die sich in das Arbeits gebiet zu teilen hatten. Die abgelegene kleine Vorstadtkirche von St. Johannis wurde in dieser Zeit das Eingangstor der Reformation in Leipzig und in Sachsen. 1522 hielt hier Magister Schönbach die erste evangelische Predigt. Der Rat wies ihn aus der Stadt. Im Jahre 1523 wollte Magister Fröschel seinem Beispiel folgen.