12 Kalk. Wir kaufen den Kalk 1. als rohgemahlenen Kalk (Kalksteinmehl, Marmormehl), 2. als gebrannten Kalk, a) als mageren, dolomitischen Eraukalk (Ostrauer, Eeraer, Braunsdorfer), b) als fetten, hochprozentigen Weißkalk (Tharandter, schlesischer, Steudtnitzer, Nenntmannsdorfer). 1. Der rohgemahlene Kalk ist kohlensaurer Kalk; er kommt nur für die Wiesen und leichten Böden in Frage. 2. Der Eraukalk enthält etwa 50 bis 70 Proz. Kalkerde neben 20 bis 40 Proz. Magnesia. Seine milde Wirkung macht ihn für die Mittel böden geeignet. Der Weibkalk hat mehr als 90 Proz. Kalkerde, wirkt heftig und ist der gegebene Dünger für die schwersten Böden. Die Menge des anzuwendenden Aetzkalkes richtet sich nach dem Ge halte des Kalkes an Kalkerde und nach der Schwere des Bodens. Je weniger Kalkerde und je schwerer der Boden, um so mehr Kalk muß angewendet werden. Die Menge schwankt von 20 bis 30 Doppelzentner je Hektar. Die Kalkung ist leider zu lange unterblieben, so daß viele Böden sauer und Ungar geworden sind. Da aber viele Pflanzen die Versäuerung und Zähigkeit des Bodens nicht vertragen, so gewinnt die Kalkung wieder an Bedeutung. Wie ist zu Düngen? Ueber die Frage, wie zu düngen ist, gibt der Düngungsversuch den besten Aufschluß. Der Düngungsversuch muß aber eine Reihe von Jahren fortgesetzt werden, wenn seine Ergebnisse zu Richtlinien werden sollen; denn er ist von den verschiedensten Faktoren abhängig. Er ist also um ständlich und langwierig. Offenbar muß der Boden so viel der wichtigsten Nährstoffe der Pflanze bereitstellen, als zur Erzielung der erwünschten Er träge gebraucht werden. Die „Neubauer-Methode" beantwortet die Frage nach der Stärke der Düngung — wenigstens mit Phosphorsäure und Kali — schon in einigen Wochen. Sie benutzt Roggenkeimpflänzchen zur Prüfung der Phosphorsäure- und Kalivorräte, die den Pflanzen zugänglich sind. Wenn der zu prüfende Boden den Roggenkeimpflänzchen weniger als 8 Milligramm Phosphorsäure und 24 Milligramm Kali in 17 Tagen liefert, so ist er arm an diesen beiden Nährstoffen und düngungsbedürftig. Die „Neubauer- Methode" ist so aussichtsvoll für das Gebiet der Düngung, daß man jedem Landwirte nur raten kann, der „Neubauer-Gesellschaft" beizutreten und seine Felder auf ihren Phosphorsäure- und Kalivorrat hin prüfen zu lassen. So lange diese neue Methode aber noch nicht Gemeingut der Landwirt schaft geworden ist, ist es ratsam, an dem Grundsätze sestzuhalten, dem Boden die Nährstoffmengen, die die kommende Ernte braucht, zuzuführen. Derartige „statische" Berechnungen erstrecken sich zweckmäßig auf eine ganze Fruchtfolgerotation.