Der Bauernwald, wie er sich in seiner Besitzsorm heute zeigt, ist somit ein typisches Kind des Liberalismus des 19. Jahrhunderts. Das indi vidualistische Streben nach Auflösung der altdeutschen Wald gemeinschaften hat ihn zumeist geboren; die Mobilisierung und Parzellierung des Grund und Bodens, wie sie das libera- listische Recht im Lause des vorigen Jahrhunderts mit sich brachten, haben ihn schließlich bis zur heutigen zerstückelten Form gebracht. Das Endergebnis ist der Bauernwald der Gegenwart, ein Relikt des altdeutschen Gemeinschaftöeigentums, und ein oft recht trauriges Bild der Auswirkungen der liberalistischen Einzelnutzung im ehedem der Gesamtheit gewidmetem Wald. Umfang und Verbreitung des Bauernwaldes Rund ein Viertel der Waldsläche Deutschlands ist Bauernwald. Die ge naue Feststellung dieser Waldfläche ist nicht einfach. Geht man vom freien Privatwald unter 100 ba aus, so ergibt sich für das Altreich (1927) eine private Kleinwaldfläche von Mill. da (das sind 25 °/g per Waldfläche), für die Ostmark (19z5) von 1,4 Mill. ba (44 »/,); geht man in der Betriebs zählung von dem ganzen, zu land- und forstwirtschaftlichen Betrieben bis 100 bs Betrieböfläche gehörigen Forstbesitz aus, so ergibt sich für das Alt reich (1925) eine Fläche von 2,9 Mill. ba, für Österreich (19Z0) von 1,1 Mill. ba. Diese Flächen verteilen sich auf über l Mill. Betriebe. Wenn auch nicht die ganzen so festgestellten Flächen als eigentlicher Bauernwald in, strengen Sinne bezeichnet werden können, so trifft dies doch für den wesent lichsten Teil zu. Der Bauernwald ist nicht gleichmäßig im Reiche vertreten; wichtige Bauernwaldgebiete sind die meisten Gaue der Ostmark (insbesondere Kärnten, Oberdonau, Steiermark, Niederdonau, Tirol mit Vorarlberg), Süd- und Nordostbayern, sowie Nordwestdeutschland (Westfalen, Olden burg und Hannover). Der Südosten und der Nordwesten des Reiches bilden somit die Haupt verbreitungsgebiete des Bauernwaldes; unterscheidet man nach Stammes- gebieten, so kann die auffallende Tatsache festgestellt werden, daß das bajuvarische und das niedersächsische Gebiet den stärksten Bauernwald anteil aufweisen. In dritter Linie kommt das alemannische Gebiet, wäh rend z.B. die fränkischen, ebenso wie die neuen Kolonisationögebiete wesent lich geringeren Anteil am Bauernwald haben. Die Gründe hierfür sind