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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188801124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-12
- Monat1888-01
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1888
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224 machen will, wie weil die Geduld einer Ministeriums reicht, sondern die dem Wähle des Lande» dienen will. Daß die Aufrecht! attung der Bestehungen zum AuS- lanve Len unablässigen Wechsel im Ministerium des Aus wärtigen auSschließl, ist den Parteiführern bereits zum Bewußt sein gekommen, und deshalb ist cS Herrn FlourenS möglich geworden, nun schon zwei Ministerien zu überdauern WaS aber vom Auölanbe gilt, sinket auch Anwendung aus die inneren Angelegenheiten; eine feste Ordnung der Dinge kann sich nicht gestatten, wenn heule dieser Minister die Teilung eines NessorlS übernimmt und in 6 Monaten ein anderer, der vielleicht die ci-.tgegengesctzten Grundsätze seine» Vorgängers vertritt. Persönliche Wünsche sinven an der Uninöglichk-it, sie auSzusntuen. ihre natürliche Schranke, dafür ist die Frage der Verweltlichung des Unterrichts der beste Beweis. Gebiet ist ein Hauptanhänger dieser Reform und doch bat er als Minister cinsche» müssen, dass die Frage in der Theorie leichter zu entscheiden ist als in der PrariS, und deshalb bat er seinen Wünschen Zügel angelegt. Die Aushebung der Botschaft beim Vatican kenn»! in jeder Budgetbcrakhung zur Sprache, der Ausschuss beschließt sie, und die Mehrheit ver Kammer vcrwirst sie, weil sie vorläufig noch nicht entbehrt werden kaun. DaS Verlangen nach den» Rachekriege gegen Dculschlano bildet den Hauptgegenstanv aller Bemühungen eines großen TheileS der Franzosen seit dem Jahre l87l, und doch hat die Einsicht, daß er wahrscheinlich unglücklich ablausen werde, den Krieg bisher verhindert. Jetzt ist ein Präsident da, der nicht nur theoretisch den Frieden wünscht wie Grevh. sondern diesem Wunsch auch die Aussührung sichern will. Sein Strebe» wird aus großen Widerstand der Uebelwollendcn und Ehr geizigen stoßen. * Leipzig. 12. Januar 1888. * Dein BundeSrathe ist ein Gesetzentwurf für Elsaß-Lothringen, betreffend das Forslstr asvcr- sahren, zugegangen. Rach den gegenwärtig zu Recht be stehenden gesetzlichen Vorschriften muß der Einspruch gegen einen in Fcrstangelegenheilen ergangenen Strafbefehl in einem durch letzteren zu bestimmenden gerichtlichen Termine erfolgen und sind zu diesem Termine die Beweiszcugen zu laben. Die Folge dieser Vorschriften ist, daß über all da. wo Forstfrevel in größerer Menge Vorkommen, an den zur Erbcbung des Einspruchs und Verhand lung über denselben bestimmten Terminen säst da» gesammte Forsischutzpcrsonal des GericbtSbezirkS. da au- seiner Reihe regelmäßig die Aewei-zeugen gestellt werden, gleichzeitig vor Gericht erscheine» muß und baß aus kiese Weise der Wald an solchen Tagen den Holz- und Wilddieben mehr oder weniger preiSgegrbcn ist. DicS erscheint um so wenigcr er träglich. al» crfahrnngrniäßig nur von einer außerordentlich geringen Anzahl der Forsisrevlcr Einspruch erhoben wird, so daß ln allen denjenigen Sachen, in welchen der Slrasbefehl rechtskräftig wird, da» Erscheine» der Zeugen nutzlos ist und nicht unbedeutende unnöthige Kosten verursacht. Unterbleibt aber die Ladung von Zeugen, so muß bei erfolgendem Einspruch ein neuer Termin anberanmt werden. Die hierdurch hcrvorgerusenen Mißstände sollen dadurch beseitigt werde», daß in dem Entwürfe die Rückkehr zu der Regel des tz. I I» der Strcisproceßordiiung bestimmt wird, wonach ver Strafbefehl rechtskräftig wird, wenn nicht binnen einer Woche »ach der Zustellung schriftlich oder zu Protokoll Einspruch erhoben ist. Außerdem soll in allen denjenigen Fällen, i» welchen wegen gewisser den Holzdieb stahl erschwerender Umstände neben der unbedingt verwirkten absoluten Geldstrafe „och eine zusätzliche Gesängniß- bczw. Geldstrafe verhängt werden kann, VaS bisher gütige Ver fahre» vor dem ScdHsengericht dem Verfahren mit dem Straß besehl weichen. Diejenigen Sachen, in welchen am Tage des Inkrafttreten» deS Gesetzes der Slrasbefehl beS alten Ver sahrenS bereits zngestclll. aber »och nicht rechtskräftig geworden ist, sollen »n alten Verfahre» zu Ende geführt werten. * Im ReichSetal für 1888/89 werde» die erforder lichen Summen verlangt, um zwei neue Stellen beim Neichü-VersichernilgScimt für ständige Mitglieder zu errichten. Die Zahl der ständigen Mitglieder diese- Amtes wurde durch den Etat für 1887/88 von 4 aus 6 erhöbt, soll aber »unmebr c»ij 8 gebracht werden. Wie sehr die Arbeiten deS Amtes sich in nncrwarlctcr Weise entwickelt haben, gebt daraus hervor, daß außer einem ständige» noch S com- niissarischc Hilfsarbeiter daselbst jetzt beschäftigt werde». Der ständige Hils-arbeiter, srnber commissarisch beschäftigt, ist RegierungS Assessor vr. Kaufmann: die commissarischcn HilsSarbciter sind: der bäuerische Bezirksamt»,:»», Graes, sächs.-cob.-gotb Reg -Rath Grüner. preuß Reg.-Ass. Johannes, preuß. Rcg.-Ass. Spielbaaen, Reg -Aff. aus Elsaß Lothringen Nr. Ester, best. Reg -Aff. Iaup, Preuß. Ger.-Aff. Nr Vo itS, prcu>;. Ger.-Aff. Nr. Möbring und würlt. Anilniaiiu Scharpfs. — Zur Entlastung des Präsidenten beS ReichS-Versichc- riingS-AinlS hat rer Reichskanzler in einem besonderen Er taste angcordnet. das; in den Fälle», wenn daS Amt als richterliche Behörde tagt, eine Vertretung deS Präsidenten llatlsindcn darf. Mit dieser Vertretung sind die ständigen Mitglieder Geh Reg -Ratbe EaSpar und Gacbel betraut worbe». * Tic „kölnische Zciliing- bringt die folgende, anscheinend inspirirle Millheitung aus Berlin: Der orlcanistische „Soleil" übernimmt von dem Wiener Be- ijchtcrttatlcr der „Tim-S" eine Mitthcilung, wonach di: deutsche Regierung die Absicht hätte, der russischen eine Verein barung aus Grundlage der Anerkennung deS Frank furter Vertrages (.,reeoll»ai«»llco clu rrailS") vorzuschlagen. Darnach sollte Deutschland von Rußland di» Anerkennung der Ein verleibung von EIIasi-Lothring-n erliolte» und seinerseits al? Gegen- Icisiung eine Verständigung zwischen Oesterreich und Rußland in der bulgarische» Frage herdeisuhlen. Rach demselben Berichnrstatter soll diese Mllllicilung allgemeinen Glauben finden. Er liegt hier zunächst eine absichtliche oder unabsichtliche Verwechslung land- lausiger völkerrechtlicher Veqrffsc vor, die Verwechslung nämlich der Anerkennung eine? Bcrirnge? mit der Verbürgung deS Besitzstände--. Die Anerkennung deS Franisurter Vertrages durch irgend cme Macht ist nicht ersorderlich, da sie, abgesehen von anderen hier nicht zu erörternden Puncten, aus lhatsächlichc.-n Wege längst ersolgt ist. Etwas Wahre? nt nur »üosern an der Nachricht de« orleanislNchen Blatte?, als dasselbe, wie man zu sogen pflegt, die Glocken laute» hörte, aber nicht w-iß. wo sie hängen. In Be treff der Verbürgung des Besitzstände« — nicht in Betreff der Anerkennung der Eroberung von Elsaß - Lothringen — liandelt eS sich vorliegend ui» einen Anachronismus von >2 Jahren. Im Jahre 1876. zur Zeit, »>.' der letzte Balkankrieg sich vorbereitete und als von russischer Seile die Grnnoslröiniing der deutsche» Politik dringlich sonbirt wurde, ist schließlich dem Fürst,-» Gorljchakow die Antwort zu Theil geworden, daß die deuische Politik „ans Schutz »nd Trutz" „nt Rußland gehen würde, wenn Rußland bereit wäre, aus gegenseitige Verl in gun» des Besitzstandes, also Vertretung beS bkiil-gen llnisangk? d S deutschen Reiche? »nd der preußischen Monarchie, abzuschließen. Di ejeö A »erb lei en ist vomFürsten Gortschakow abgelehnt «nd, wie man behauptet, dem Kaiser Alexander II. gar nicht mitgetheil« worden. * Rach der Meldung de? „Rheinischen Kurier" ist die päpstliche Bestätigung«!.'»»« der Wahl des Prälaten Wehland zum Bischof von Fulda ringetrofsen * -z,e Kaiser in von Oesterreich leibet an I-chiaS, dock soll Grund zu Besorgnissen nicht dorliegen. * Tic .Kölnische Zeitung" bemerkt zu den russisch- deutschen Bestellungen: Die russische Presie ist »n Allgemeinen bemüh«, den Kaffe», stillltand, welch:» sie nach der Auskmrung der FälichungSangelegen- Iikil Deutschland gegenüber einlretcn ließ, ehrlich durchzusübren. Ta« ist um so mehr anzuerkeanen. al- dieselbe durch die inner» Verhältnisse Rußland- säst genötbigt ist, ihre Svaltcn mit Betrach tungen über die auswärtige Politik zn sullen. Die meisten russischen Blätter geben zu, daß die gesalichien Aktenstücke einen scbr ernste» Einfluß aul die dcntsch rustische« Beziehungen ou-geubt Kode» »vd daß dieselbe« also den, Karen durch lehr hochstehende Personen beglaubigt sein müssen; st« haben an der Haltung Deutschlands nur das Eine auezusetzcn, daß Fürst B'Smoick seine mächtige Stimme nicht tchon längst habe erschauen lassen, um den Fürsten Ferdinand zum Verlassen Bulgariens zu veranlassen. Unsere- Erachtens ist eS zunächst Lach: der russischen Regierung, die zwecklose Schmoll- Politik auszugelen und mn greisdareu Vorschlägen dervorzuirclea; die bulgarische Frage kann nur von Rußland und Oesterreich durch ein Einvernehmen oder durch kriegerische Auseinandersetzung gelöst werden. Vorläufig bereitet sich Rußland langsam für die letztere vor durch militairische Maßregeln, welche eS selbst offen eingefteht. Wir halten allerdings a« der Hoffnung sest. daß gerade die Er- kennlniß, daß die bulgarische Frage den Kein, zu einem Kriege in sich trägt, die beiden zunächst bethelügten Mächte bewegen wird, ernstlich mit sich darüber zu Rathe zu gehen, ob es denn doch nicht besser sei, diese Frage aus dem friedlichen Wege des Ausgleichs zu löien. Jtdensalls sind die russisch, ösiericichnchen Verhältnisse durch die leichte Besserung der deutsch-russisches Beziehungen nicht be rührt worden. Die russische Presse entlade» denn auch ihren Groll, der früher seinen Weg zu uns zu nehmen pflegte, in der Richtung aus Wien und Pest. So schreibt z B. die „Nowoje Wremja": „Roch nie habe» wir eia solches Gcsiihl de« Ekel? eiiipsunbc», wie cs in uns die Lcctüre der österreichisch - ungarischen Blätter jetzt erregt. Mehr als einmal begegnete» wir in der deutschen Presse seindseligea Artikeln, und wir mußten dieselben in gleichem Tone beantworten. In diesen Artikeln aber süßt die Feindseligkeit aus dem Bewußtsein der eigenen Macht, gleich der Feindseligkeit eine? Manne-, der was zu jagen hat und Brust an Brust zu kämpsen ge- Willi ist. ES fühlte sich heran», daß hinter diese» Artikeln eine frische, kühne öffentliche Meinung steht, die im Stande ist, erregt zu werden, aber auch den Gegner anzuhören v-rmag." Nichts dem AehnlicheS lasse sich bei der österreichisch-ungari chen Presse seststellen. Sie mache den Eindruck eine- Menschen, der aus den Gegner im Hinterhalt lauert und den Kamps nicht allein, sondern zehn gegen eine» ausnehmen will. Es sei ei» ewiger Auszählen der Feind: Rußlands, ein Nachrechnen der Borthrile dieser und jener Allianz gegen Rußland; am liebsten würde man die ganze Welt zum Kample gegen Rußland ansrusen, um des Sieges ganz gewiß zu sein; und der ganze Lar», sei nur deswegen entstanden, weil Rußland nicht vollständig thcilnahmloS den Rüstungen Oesterreichs zusah. * Am Montag, dem Jahrestage deS Todes RapoleonS IH., erfolgte, einer Drahtmeldung aus London zufolge, mittelst SonderzugS die Uebersübrung ver Leichen der Kaisers und deS kaiserlichen Prinzen von ihrer bis herigen Ruhestätte in der Grifft der katholischen Psarrkichc in Ehiselhurff nach dem von der Kaiserin Eugenie gebauten prächtige» Mausoleum in Farnborough. Dort fand die feierliche Beisetzung in Gegenwart deS Prinzen Lucien Bonciparle statt. Vom Bahnhose in Farnborough nach dem Mausoleum bildete englische »eilende Artillerie die Ehrenbcgleilung des Leichenzuges. Die in Trieolvren gehüllten, mit prächtigen Blumenkränzen bedeckten Särge standen aus Kancncnlasctten. * Wie daS „Journal do Eominerc'to" berichtet. sind aus der Insel Madeira in Folge einer wirlhschasllichen Krisis Unruhen ausgcbrochen. Der Gouverneur hat niüilauljche Verstärkung rcqnirirt und solche ist bereits von Lissabon ab- gegangen. — Auch in Porto kam eS zu Unruh.» in Folge de» neuen Gesetze», da» von den Kleinhändlern Gewerbesteuer verlangt und sie im Wcigerungösallc mit körperlichen Zwang bedroht. Die Kleinhändler Porto-, voran die Milchwciber, Blumenmädchen u. s. w., machte» einen solchen Skandal, daß der Belagerungszustand über die Stabt verhängt werden mußte. Der Widerstand richtet sich weniger gegen die Steuer als gegen den körperlichen Zwang, weswegen die Presse für die Ab schaffung der letzteren Bestimmung cintrill. Zur Lage. Berlin, IO. Januar. Der preußische Landtag wird am Sonnabend durch den Vicepräsitcntcn des StaatS- mlliisterinmS Herrn v. Pnllkamev eröffnet werben, wie dies bercüS in mehreren Sessionen geschehen ist. wenn nicht c»,ü neue LegiSlalnrpcricde begann. In der ersten Sitzung findet nur der RamciiSaufriis und die Verloosung in die Ablhei- limgen statt. Die Wahl tc-S Präsidium» ersolgt erst an» Montag und am DienSkag soll die erste Lesung des Etats ans die Tagesordnung gesetzt werden. Auch die MonlagS- sitzung wird nnr eine sehr kurze sein, da in jedem Falle daS Präsidium nnd auch die Schristsüsircr der vorigen Session wiedergewählt werken, und zwar du:ch Acclcrmation. Ter Etat geht den Abgeordneten bereits Sonnabend unmittelbar nach der Eröffnung beS Landtags zu. Ueber die weiter er- warlcien Vorlagen haben wir bereits vor einiger Zeit Mil- tbeiliingen gemacht, welche jetzt allseitig bestätigt werden. Ein SchuIdolaliottSgesetz ist noch nicht anSgeartzcilet. was aber keineswegs ausschließt, daß ein solche» doch noch im Lause der Session eingebracht wird. Wenn übrigens in einigen Blättern bereits mit größter Beslimnilbeit die Rachricht verbreitet wird, daß der Landtag böchsieiiS biS Oster» versammelt sei» düiste, so beruht eine derartige Annahme lediglich aus Verw.ulhuugen, welche sich in keiner Weise begrünten lasten. Abgesehen davon, daß noch keineswegs entschieden ist, in welcher Weise die relativ günstige Fi»a»;lagc verwcrtöet werden soll, ist ein so früher Sedluß ni jedem Fall ausgeschlossen, wenn der Anlrag aus Verlän gerung der Legislaturperioden eingebracht wird, welcher, wen» man diesem Gedanken überhaupt ziistimuil, im Abgeordneten- Hause von unmittelbarerer Bedeutung ist. al» im Reichstage, weit die eben beginnende Session die letzte der gegenwärtigen Legislaturperiode ist. Wenn auch ein „Beschluß" über die Enibriiigiiug dieses Anträge» noch nicht gefaßt sein kann, da die Fraclionen erst am Sonnabend und Montag zu ihren ersten Sitzungen znsammentrete», so kann man doch mit ziem licher Sicherheit aiitiebmen. daß dieselben Beweggründe wie un Reichslage auch für die Mehrheit de» Adgeordncleiibause» maßgebend sein werden. Eommissicn bchuss Prüfung der Frage wegen Einführung eine- einheiltiche» Sättelmodells au Stelle deS jetzt von den Kürassieren geführten deutschen und de» bei den anderen Truppentheileu vorgeschriebcnen Bocksattcl- Der Prüfung der Commission sind etwa 89 verschiedene Modelle unterbreitet. — In nächster Zeit wird ferner aus gemeinsame Anordnung der Minister bc-S Kriege» und der Landwirlhschcift unter dem Vorsitz der Generals von Heuduck eine au« Frontossicieren, Mitgliedern der Remonleablheilung VeS KriegS- iiiinisteriumS und der Gestütsverwallung. sowie namhaften Pferdezüchtelii bestehende Commission zusammenlrelen, um über wichtige grundsätzliche Fragen, betreffend die Remon- lirung und Remontezuchl, zu berathen. An den vor- bezeichnetcn Berathungeu nehmen außer dem bereit» genannten General von Heuduck u. A. auch die Cavallcrie-Generäte von Rvsenberg und von Kleist Theil. - München, 10. Januar. Die periodiich ec scheinende,, stati. Nischen SanitätSberichte für die königlich bayerische Armee, welche bisher für die Zenränmc 1874/79, 1879/82, 1882/84 erstellt ivaien, haben als äußere? Zeichen einer aus die SalubritätS« vertältiiisje in der Armee gerichteten hohen Ausnierksamkei» der Heeresverwaltung, sowie im Interesse der durch sie gelördertea Milnair-Hygieine von jeher weit über die militairffchen Kreise hin aus eine freudig» Ausnahme gesunden. So kann auch ihre Fort setzung, der vor wenigen lagen vom königl. Krieg-Ministerium ver- üffentlichte statistische SanitätSbertcht für die Periode 1884/86, als eine werihvolle Bereicherung der einschlägigen Literatur um so mehr begrüßt werden, al? ihre durch die Miliiair-Medicinalabtheilung des königlichen KriegSininisteriums erfolgte Bearbeitung olS eine außer- ordenüich gelungene bezeichnet zu werden verdient. Es soll hier keineswegs aus die einzelnen Feststellungen des genannten Berichte» eiagegangen werden, wie interessant und erjrenlich dieselben auch sind, wen» sie einerseits durch eine sehr glückliche Anordnung deS Tezt- Ihcilc) und der zahlreichen Tabellen, besonder? der eingehende» und ivecwll einen Vorzug der bayerischen Saniiiüsberichle bildenden Kasernen- und Eomvagnien-Slatistik, die Leonkenbewegung, ihre ört liche und zeitliche Bertkeilung, deren Einfluß ans den Bestand der Armer bis ins kleinste Detail erkenne» lassen, andererseits aber eine we-cnlliche Abnahme der Mortalität in der Arm« nachzuweisen ver- inö;en. Vielmehr hat sich der eben erschienene Bericht über die Grenzen der Armer hinaus ein noch lebhafteres Jntereße und einen höheren Werth dadurch gesichert, daß seine Bearbeitung offenbar von dem Gedanken getragen war, wie die Statistik gerade innerhalb der Armee jene Voraussetzungen am besten gegeben findet, aus welche sich ihre Nutzbarmachung für die medieinische Wissenschaft ausbaut. So ist es der von diesem Gedanken durchdrungenen Bearbeitung auch im vollsten Maße gelungen, aus Grün» deS großen, in der Armee gegebenen Material? Eriahrungsiatze zu Tag« zu iördern, welche bezüglich einzelner Krankheitssormcn, ihrer Ent stehung, Verbreitung und Behandlung von weiigcheuder Bedeutung sind und allgemeine Beachtung verdienen. Es braucht in dieser Hinsicht uur aus die trefflichen Abhandlungen über den Scharlach, die Masern und den Typhus hingeivieie» zu werden. Sdvch deutlicher ober tritt der d e B arbeitunq beseelende Gedanke, ein für die weitesten «reise nutzbringendes W-rk zu schaffen, in der dem Bericht« beigesugic» und unseres Wissen? hier zum ersten Male vorliegenden Berussstatistik hervor. Dl« Anhaltspuncte, welche über die sehr varnrcnde Behelligung der einzelnen Gewerbe an den verschiedenen Krankbeilssorme» nirderg-legt werde» tonnten, werden sich bei einem aus längere Beobachlungsdauer sich stützenden weiteren Ausbau sicher als außerordentlich vecwerthdar für die allgemeine Hygieine erweisen. Socialpolitischrs. d>l,e. Berlin. 16. Januar. Die „rrrenzzeiluiig" bezweiselt die Richtigkeit unserer Bemcrkung über die schwache Vertretung der conservativen Partei im 13. badischen Wahlkreise, wo soeben der dcutschcouservative Gras DouglaS durch die energische Uuterstiipiuig der Nativnalliberalen zuin Reichs- tagsabgeordneien gewählt worden ist. Dazu vergleiche man folgende Zilflen. Gras Dougla? hal soeben 9334 Stimmen erhalten, gegen 41<i,'> Stimmen, welche aus d.n ulliainoiitanen Candidaten entfielen, »nd vereinzelte socialdcniolratiiche Stimmen, welche nicht in Betracht kommen. Im Iabrc 18-4 wurde der couservative Eandidat vo» Göler, sur den damals die ttllraiiioiitanen stimmten, »nt 7829 Stimmen gewählt, während die Ratio,lallibcrale», die damals einen eigene» Eandidatcn aiiistellien, 649c) Stimmen aus- brachten. Da die Wahl diesmal sur die ttliramontaue» von vorn- herein aussichtslos wa», ist nicht anzunehmeu, daß sie »ich besonder- zahl- reich bethciliqt baden. Von jenen 782!) Stimmen, welche »n Jahr 1884 siir de» konservativen üandidaten den Ansichlag gaben, innßte» nllo »lindesten« 4463 als liltsanionlaiie >» Abrechnung gebracht werden «nd es bliebe höchstens e n reinconicivativei Bestand von elwas über lÜXX) Stimmen gegen 64R) nationalliberale Stimmen. Sonach sind die Nationallibcralen den Eonservanv-n in p'nem Wahlkreise unzweisel- bast um da? Doppelte überlege», die Letzteren sind überdanpl die schwächste der großen dort in Brtrachk kommenden Parteien. Sie können nur entweder durch ullraiiioniane oder national liberale Unterstützung gewählt werden. Die Erster«» baben diese Unterstützung wiederholt gewährt, weil sie eriahrungsgemäß allein ihren Candidaten nicht durchbringen können, »idem ein »-«nächtlicher Theil der conservativen Wählerschaft die Wahl eia«? »ltramonlanea Candidaieu obtebaea würde. Die Rationalliberalen haben letzt, wir im vorigen Jahre, die Unterstützuiiq ans Grund de» EarielS ge währ« und wir billigen das vollkommen, müsse» un« aber doch die Anerkennung von Seite» der „K>enzce,tunq" ansbilten, daß hier in der Thal eine starke Loyalität der Nansnalllberolen vorliegt, sür die wir kein so weitgeliendes conservalives Seitenstack wüßten. Ganz ebenso liegen die Verhältnisse in dem benachbarten Wahlkreise Heidelberg, wo ebensall« ein conservativer Abgeordneter mit sehr geringer eigener Parieiiinlerstutzung durch die Rationalliberalen ge wihlt ist. Las Eariel lammt oliv doch wohl nicht so ganz aus schließlich de» Raiionall'berale» »u Slattrn, wie oft von der rechten Seite behanvlct wird. MlitairischkS. * ^jur Zeit tagt m Berlin «in: au» versch«ed«nt» Ossicirren drr bcriltenrn Trnpprntheile znfammengrsetzt« * AuS Arbciterkreisen wird uns geschrieben: Die Gruudzüz: zu der Alters, und Invaliden versicherung der Arbeiter haben seit ihrem B-kannt- werden nicht bei allen Arbeiter» den Beifall gesunden, den man erwarten sollte und der der Schöpsung entgegengebrachl werden sollte. Obgleich noch gar keine endgilrigen Bestimmungen durch Gesetzeskraft seflgcstellt sind, so werden die Grmidzüge schon so d.-url! cili, als ob gar nichts mehr daran zu ändern wäre, namentlich ist e? die Altersversicherung, d,e vielen Bcurthcilungkii unlerzogeu wird, wahrend die Juvalidenversicheruiig eine weil größere Be- achlunq verdient. Bei der Altersversicherung wird die Altersgrenze von 70 Jahren zur Unlerstütznngsbirechlignnq viel zu hoch geholten und die Rente von j ihrlich l20 als viel zu gering angesehen. Dazu kommt »och. daß die statistisch?» Tabellen über die Lebensdauer der Arbeiter in der Mehrzahl olch« Ergebnisse liesern, daß dies; iiieh, entninhigend als ermuihigend aus den Arbeiter eiinv.rken. Die meisten Tabellen, deren Richtigkeit für unaniechibar gedalten weed-n mrß, geben da» durchschnittliche Alter der Arbeiter aus höchstens 36—4» Jahre an. Nach Durchsicht einer derarügc» Tabelle überkommt wobt Manchen der Gedanke, daß die ganze AltciSversicherung zwecklos erscheine, da das durchschnittliche Alter wen hinter dein in 'Aussicht genommenen 70. Lebensjahr der Altersseesicherung zurückfleht. Dahingegen würde durch Ausstellung einer anderen Tabelle e,n weit besserer Emdrnck hervorgerusen werden, wenn beispielsweise gesagt würde: in der Eisenbranch: oder in der Holzbearbeitung-branche kommen aus circa 1GX) Arbeiter so und soviel Arbeiter im Alter vo» 20—30 Jahren, so und soviel Arbeiter ün Aller von 30—33 Jahre», jo und soviel Arbeiter n» Alter von 33—40 Jahren vor u. j. w., bi» klar gelegt wäre, wie viel eS ungefähr Arbeiter gebe, die unler 1000 Arbeitern da» Lebensalter von 70 Jahren errcichlen und die Altersrente er werben könnten. Die Altersversicherung wird sich ubcrhaupt gar nicht so schwer regeln lassen, selbst wenn unsere Gesetzgeber die Rente bis aus 130 .Xl erböben sollicn, dahingegen wird die Invaliden versicherung ui,t weit qiüßere» Schwierigkeiten zu kämpsen haben AuS den Grundzügeu zur Invalidenversicherung geht hervor» daß die Invalidenrente von keiner besliminien Altersgrenze abhängig sein soll. Jo Ziffer 3 Absatz 3 der Grundzüge zur Jnvalidenver sicberung wird der Bezug von Invalidenrente von einer dauernden völligen Eriverbsunsähigkeit abhängig gemacht. Ja Ziffer 14 ist dagegen aber auch die Vorsorge gctrrffen, daß die Invalidenrente wieder entzogen werden kann, wen» die Invalidität als nicht mehr vorhanden z» betrachten sei. Wir wissen noch nickt, wie die AuSsührungsbeftimmungen zur Invalidenversicherung das Weitere regeln werden, hoffen wir, daß e- zuin Segen der Arbeiter gereiche» möge. Um sich jedoch etwa» uahcr in die Invalidenversicherung zu versetzen, wollen wir solgendcS Beisviel ansüljren: Eia Arbeiter wird ickwer krank und die K.ankdeit dauert nahezu eia volle« Jahr, drr Arbeiter erhält ein hocke; Jahr auS der Kranken kasse icm Krankengeld, nach dieser Zeit hört das aber aus und der Kranke hat nickt? iiiebr zum Leben. (Es giebt zwar Kronkencassen. d,e längere Zeit Krunkengeld geben, cs giebt aber auch welche, die kürzere Zeit als ein halbes Jahr zahlen. Der Abstand soll hier weiter gar nicht i» Betracht kommen.) Kurz und gut, oder kurz und schlecht, der Arbeiter hat von der Krankencasic keine Unter stützung mehr zu fordern, als dauernd erwerbsunialyg kann er aber nicht gehalten werden, weil sich mit einer gciv-sse» Bestimmtheit sagen läßt, in so und so langer Zeit wird cr wieder erwerdz- sähiq sein. Tritt nun in eine»» solchen Falle die Jnvalidenuiilerslützung ein oder nicht? Nach Ziffer 3, Abs. 3 nicht, da Ziffer 3, Abs. 3 wört lich sagt: „Jnvalidenversorgv ig erhält ohne Rücksicht aus das Lebens alter Derjenige, welcher nachweislich dauernd völlig rnverbSuajähiq ist." Der Aebeiler, von dem aber hier die Rede ist, kann nicht als dauernd völlig erwerbSunsähig angesehen werden, da, wie schon ge sagt, wieder eine Erweebsiabigkeit zu erwarten steht. Wäre es in solchen Fällen nick» am Platze, wenn in dem Gesetze der Fassung Raum gegeben würde, daß der Arbeiter uar zeitweilig eine Je.vaüdrnrentk beziehen könute und von dem Wortlaut dauernd völlig erwerbsunsähig abgesehen würde: der Lin» in Ziffer 14 wäre hierbei anzuw-ndkn. Ziffer 14 sagt: „Tritt i» den Verhältnissen eines Empjänger? von Invalidenrenten eine Ver änderung eia, welche ihn nicht mehr al- dauernd völlig erweibsvnkädig (Ziffer 6) erscheinen läßt, so kann demselben m dem sür die Feststellung ber Rente vorg-schriebenen Versahren die Rente entzogen werden." Würde die Jnvalidenversorgnaq oder, wa» wohl richtiger klingt, die Jnvalidenuaterftütznng in der Weise geregelt, so müßte sich Sie Invalidenversicherung mehr an tue Krankenversicherung anlehnen. Hierzu müßte allen Krankeucasje», die dem Kronkenversichcrungsgesetze unterstellt find, die Verpflichtung auserlegt werden, mindestens ein dalbe« Jahr dir volle Krankenpflege zn übernehmen, damit die Invalidenversicherung nicht zu sehr iu Anspruch genommen würde. Es wäre damit dem Grundgedanke», den die socio lpolitischea Arbeiterversicherungsgrsetze >a sich tragen, die Gemeinden mehr zu eutlaftra, «her Rechuaug getragen, weu» sich die Juvalidenuutrrstützuug i» der augesüdrtr» Weise regeln ließe. Daua würde di« Rath, welche lauge Kraukheite, mit sied bringen, etwa» gemildert, wen« nicht all« Untrrftiitzung«, mit dem «ujhöreu de» «raukeagrlde- ihr lud« errruhtea. Weu, du» nicht möglich sei» sollte, die IuuulideuUrrstchernug mehr t> der »ugeführten Weis, zu regeln, s, »ürd« »er Arbeiter »ur »l, «ch Schöpfung eine« JuvalidenunterstütznngSgrsetze» drr Gemriude voll und ganz zur Last fallen. Aber auch von einer andere» Seite verdient der Invaliden uulerslützuliqs-Entwurs noch eine Beleuchtung. Ja den Bestimmt! 'gen welche den Bezug von Invalidenrenten zulasscn, wird gesagt: „Vöili,; erwerb-unfähig ist Derjenige, welcher in Folge seine» körverliche oder geistigen Zustande» weder im Stande ist, die gewöhnlichen Arbeiten, welche leine bisherige Berussthätigkeit mit sich bringt, regelmäßig zu verrichten, noch durch andere, seinen Kräften, Fähig, keilen und der vorhandenen Arbeitsgelegenheit entsprechende Arbeiten de» Mindestbetraq der Invalidenrente zu eiwerben." Nach diese» Best »Innungen wird die Invalidenrente also erst ge- zablt werden, wenn der Arbeiter nicht mehr im Stande ist, jährlich 120 ./ll zu verdienen, gleichviel ob diese Summe durch seinen er- lernten Berus oder eine auderr denkbare Beschäftigung er worben wird. ES mag ja schwer sein, bei Schöpsung eine« so weittragenden Gesetzes das Richtige zu treffen, aber dazu will un» in diesem Falle die Summe von 120 doch zu niedrig erscheinen; um die Juva- lidenrente davon abhängig zu machen, selbst wenn eia Emplänger von Invalidenrente außer der Rente jährlich noch 120 -Xi erwerben könnte und derselbe sonach 240 -Al zusammenbrächte, wäre eS immer noch sehr sraglich, ob damit zu leben wäre oder ob ber Rente», empsänger nicht noch weiter ui» Almosen bitten müßte. Aus dem Lande mag es noch «her möglich ieia. mit diesem Gelbe das Lebe» zu fristen, ober in größeren Städte» halten wir es geradezu sü. unmöglich, davon leben zu können. Bei der Altersrente, die ja meisten» uur für alleinstehend« Persone- bemessen ist, mag cs zur Nolh gehen, aber bei der Invalidenrente, wo oft noch Frau und Kinder mit davoa leben sollen, dürste wohl ein Nebenerwerb nicht so schwer ia die Wagschale gelegt werden, nun- bestens nicht früher, al» bis der Höchstbetrag der Invalidenrente von jährlich 230 >l, d-u zwar nur eia Mitglied in 30 Jahren er werben kann, erreicht oder überschritten würde. So gut wie den, Bezieher der Altersrente keine Schranken gestellt sind, im Falle er noch erwerbssählg ist, und nebea seiner Rente noch e:was verdient, o dürste wohl auch der Nebenerwerb bei Bezug von Invalidenrente nicht allzu scharf beurtheilt werden. Daß die Rente sür alle Arbeiter gleich bemessen ist und der besser bezahlte Arbeiter der Judustrie mit dem geringer bezahlten Arbeiter der Laudwirlhschast aus gleichen Stand gestellt ist, hat wohl seinen Grund darin, weil ein Dritttheil zur Deckung des Kostenauswaade« vom Reiche gezahlt wird, und da» Reich wohl keinen Unterschied machen kann, welchem Berusszweige der Sine oder der Andere angehört. Im Uebrigea bleibt cS den Arbeitern, welche einen guten Ber- dienst haben, unbcnonimen, sich noch außerdem eine Zusatzrenle zu ichern durch den Beitritt zur Kaiser-Wilhelm-Svende oder zu ähnlichen Versicherungsanstalten. Wir ober wollen hoffen und wünschen, daß auch die Schöpiuug der Alter«, und Invalidenversicherung zun, Wohle der deutichen Arbeiter, zum Segen des deutschen Vaterlandes werben möge. Lss. Weihliachtsbescheerung der Obdachlosen. n. Leipzig, tt. Januar. Gestern hatte sich da» ein- ache Kirchieiu de» GeorgenhauseS wieder in eine Stätte der Verklärung, in eine Pforte beS Himmel» umgcwanvclt. Von acht Christbäumen, unter welchen reiche Geschenke lagen, strahlte da» Licht in die Augen einer zahlreichen Kinbcrscbaar auS dem Kreise der Obdachlosen, und wenn der Dienst an den Armen ein rechter Gottesdienst ist, so war der heilige Ort auch gestern Abend der GolteSverehrung geweiht. Nach dem die Kinder — e» waren 83 an der Hahl — in die Kirche unter Orgelklängen eingesübrt waren, «öffnete das Lied: „Vom Himmel hoch, da komm' ich her" die Feierlichkeit. Hierauf hielt Herr Pastor Tranzschel die Festrede. Er ging auS von dem Worte: DaS Volk, so im Finstern wandelt. >»chet ein große» Licht rc. Wa» diese» prophetische Wort verheißen und waS ein Maler, der aus seinem WeihnachtS- bilde in den, dunklen Stalle zu Bethlehem einen Hellen Schein von dem Kindlein in der Kripp« anSgehen ließ, aadeutete. c» erfüllte sich, al» die Welt in Nacht lag, und e» ersüllt sich »och heule in Hülle» und Palästen durch Freude und Frieden, es ersüllt sich, auch bei Denen, di« >m Finstern wohnen, die in öden traurigen Räumen ihr Dasein vollbringen, oder die obdachlos sind, die keine Familienheimath kenne», deren Kinder daS Glück eines Vaterhauses, wo die Wurzeln aller Kraft liegen, enlbebren müssen. Der Redner entwarf dabei ein tiesergreise'ideS Bild von den Verzwcislungökämpsen der Armen und vc » ber Wohnungsnvlh. da» er mit dem Seufzer: Wann wird die Hilfe für solches Eleub in unsere Stadt kommen! gleichsam versiegelte. DaS Licht, daS von dem obdach losen Kinde in der Krippe einst auSging, soll — so fuhr der Redner fort — wenigsten» am heutigen Abend eine» Hellen Schein in euer Leben werfen. Seit zehn Jahren stebe ich hier an dem BescheerungSwerke. Vielen ist cs eine Hilfe zum Emporkommen gewesen, sie haben sich dankbar gezeigt; viele waren aber leider die Freude nicht werlh, sie blieben undank bar. Aber bei dem Reiten und Helsen ist e» wie bei einem Ertrinkenden, wir dürsen nicht fragen: Verdient cr eS? wir muffen Hand anlegen an die Rettung und wir dürsen über haupt von den Armen nicht zu klein und gering denken, wir müssen geben wie Gott giebt, cr zieht u»S beim Geben zu gleich an sein Herz, Wir wissen eS wohl, ihr Lieben, daß eS falsche Propheten giebt, die euch glauben machen wollen, daß man ohne Gott und sein Wort die Armuth leichter erträgt. Laßt euch von ihnen nicht bethören, denket daran, daß da- wahre Licht von oben kommt, daß Christus ver beste Freund der Armen bleibt und daß ahne ihn kein Reichthum des Segens, lein Friede zu finden ist. Ans den Wald von Tanncnbäumen in der Kirche hinweisend, erzählt« der Redner zum Schluß die Sage von den Engeln, die unter asten Bckumcn (Eichen. Buchen, Birken) den Tannenbaum zum WeibnachtSbaum wählen, weil er immer grün ist. mit einem kreuzförmigen Zweig nach oben deutet, Heilkraft in seinen Naveln und leuchtendes Harz besitzt. (Äu jedes Herz tiej rührender Schluß war eS. als der Redner den geweihten Abend mit dem Traum des obdachlosen Jakob veralich.der aus einer Himmelsleiter die Engel aus- und absteigen sah, und dann auf die Himmelsleiter siir die Kinder hin-- wie», die gute Engel bereitet hätten. An diese Rede schloß sich der liebliche Kindergesang: „O du fröhliche, o du selige, gnaden- bringende Weihnachtszeit" und dann dankte ein Knabe in kindlicher, herziger Weise sür die große Ehristsreude. Nach dem noch Herr Pastor Tranzschel Gott gedankt siir den Segen, den er aus die Liebe gelegt habe, und auch de» städtischen Behörden, den Gebern klein und groß, von nah und fern (selbst auS Italien) Dank aulgesprochcn batte, ermahnte er noch die Kinder, ihre Wohlthäter nicht zu vergessen und sich namentlich des geehrten Mannes dankbar zu erinnern, der alle Jahre unermüdliche und treue Fürsorge dem LiebeSmerk ge widmet habe, aber diesmal leider durch Krankheit von der Feier abgchalten sei (Herr Stadtrath Nagel). Und nun er klang noch da» Lied: „Stille Nacht'." womit die erbauliche, von tiefer Weibe getragene Feier geschlossen wurde. Mit strahlenden Blicken heimsten die Kleinen hieraus die Ernten ver Liebe rin. vermischtes. -ß- Merseburg, 10. Iaaua:. Maurer-, Zimmer», Steinhauer- und Brunnenmeister aus den Städten Merse burg. Lützen. Schkeuditz. Schafstädt und den Dörfern Hol leben, Balditz und Keuschberg planen die Errichtung einer BaugrwerkS-Innung sür den ganzen Kreis Merseburg mit dem Sitze in unserer Stadt und liegt der Statuten- enlwurs zweck- etwaiger begründeter Einwendungen gegen diesen Verein bereit» auf unserm Rathbause au« — Die hiesige königl. Regierung hat vor Kurzem an die Aussicht»- behörden nnd Polijeiorgane tcS ganzen Regierungsbezirk» eine Verfügung erlasien, der zusolge die um her ziehende» Zigeuner einer sedr strengen Control« unlerworjen werden, »nächst erhält kein außerhalb de» Bezirk» wohnender igeuner irgend welchen Gewerbeschein und werde» alle iejenigen, welche ohne einen solchen betroffen werden, sosort verhaftet »nd a»»«gewiesen. Ebenso wird auch versahren mit einheimische» Zigeunern oha« solche Legitimation. Eltern schnlvMchkiqe, Kraß«, müssen gen«, Nachweisen. ans »«Ich,
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