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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188801153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-15
- Monat1888-01
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1888
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Zweite Geilage M Leipziger Tageblatt md Anzeiger. 15. Sonntag den 15. Januar 1888. 82. Jahrgang. Zur parlamentarischen Lage. ** Berlin. 13. Januar. DienStag nimmt »er Reich», tag seiue durch die parlamentarischen WcihnachtSserieu unter« chiochruen Arbeiten wieder aus. Bor der Vertagung ha', der Reichstag die Gelreidezollvorlage erledigt uud damit in dieser wichtigen, in die Interessen weiter Kreise eiuschueidcnden Frage endlich einen Abschluß herbrigesührt and damit auch einer gewaltigen Agitation eiu Ziel gesetzt. Iiu Uebrigen aber hat vor der Pause nur die erste Berathung de» Etat» pattgesunden. Da- Plenum hat de» Weiteren der Verlänge rung de» Handelsverträge» mit Oesterreich-Ungaru zuge- stimmt und einige Vorlagen besonderen Commissionen über» wiesen. Die Con,Missionen haben ihre Schuldigkeit gethan. die Budgetcoininlssio» den größte« Theil de» ihr Überwiesenen Etat» erledigt, und auch die andere» vier Fachkommissionen, sowie die Specialcomniissionen sind nicht müßig gewesen. Im Ganze» werden jetzt zehn Commissionen thätig sein. Schriftliche Berichte sind allerdings noch nicht erstattet worden, denn der Beschleunigung wegen wurde, wie erinnerlich, auch tibcr die Gotreitezollvorlagr nur mündlicher Bericht erstattet Fertig mit ihren Beratungen ist die Vll Commission. Hier wird allerdings über den Gesetzentwurf, betreffend die Unter stützung von Familien in ven Dienst eiugctreteuer Mann schaften. schriftlicher Bericht zu erstatten sein. Da» Gesetz wird höchst wahrscheinlich mit dem von uns mitgethellten Amendement v. Kleist R tzow aiigenemmeu werden. Schwierig gestalten sich die Au-sichlen de» Entwürfe» über den Verkehr mit Wein Tie Ansichten gehen hier so sehr auseinander, daß e» überhaupt sraglich erscheint, ob da» Gesetz in dieser Session zu Stande kommt. So dringend hier von der eine» Seite gewünscht wird, daß da- Gesetz fertig gestellt werde, so nachdrücklich wird cS dagegen von der andere» Seite bekämpft, welche ein derartige- Gesetz nicht nur für unnütz, sondern sogar für schädlich hält. Bessere Aussichten hat die Vorlage, betreffen» die unter Ausschluß der Oessenllichkeit statisiiidenden GericklSverhand luiigen. Die Regierung hat sich hier bekanntlich sehr ent gegenkommend gezeigt und die von verschiedenen Seilen in der vorigen Session kundgcgebencn Wünsche und Anregungen in auSgedehiilei» Maße berücksichtigt. Selbst von freisinniger Seite ,'st da- zugegeben und die Nolhwenbigkcit eine- solchen Gesetze» eigentlich von keiner Seile bestritten worden, selbst verständlich mit Ausnahme der Socialdemokrate». denen frei lich »»begreiflicherweise in der ersten Lesung de» Entwurf» der Aba Dr. Wincihorst in seiner Bekämpfung desselben ziem lich nahe gekommen ist. Gewählt würbe vor der Vertagung dcS Reichstag» noch die Commission zur Borberoth»»g de» Wehrpflichtgesetzes. Abg. 1>r v Bennigsen ist Vorsitzender dieser Commission, welche am Mittwoch zu ihrer ersten Sitzung zusainiiientritt. Rach der sympathischen Zustimmung, welche dieses Gesetz in der Gencratdedatte bei allen Parteien — natürlich wiederum mit Ausnahme der Socialdemükralen — gesunde», darf eine sehr schnelle Erledigung de» Vorlage »iil Sicherheit erwartet Werden. Der eigentliche, wichtigere uud schwierigere Tbeil der Partamrnlssessio» beginnt erst nach Abtaus der diesmal unge wöhnlich langen Ferienpause, denn die Ellevigung de» Socia- listengcsctzeS und de- Anträge» aus Einsükrniig der simsjährigen Legislaturperiode» stehen bevor. Da- Socialisten- ucsctz wird den Abgeordneten am Tage ibre» Eintreffen» in Berlin zugestellt werden. So sicher die Annahme der Ver längerung der Legislaturperioden ist, so heftige Kämpfe wirb r» geben wegen de» SocialistengcsetzeS. Die Artikel des .Leipziger Tageblattes" über dieses Thema haben in weitesten Kreisen verdiente Beachtung gesunden, und hoffentlich wird der a»> Schluß an die nakionalliberale Partei gerichtete Appell seine Wirkung nicht vrrskhle». Aber für die .Frei sinnigen" und K.erikalcn bieten diese Verhandlungen ein gar zu bequemes Mittel der Agitation, hier werden einmal wieder nach Herzenslust recht „kräftige Rede,," silr die Menge der draußen Stehende» gehalten werde». Es ist also um so dringeu- der nothmendig. dag alle gemäßigten Abgeordneten sofort nach dem Schluß der ParlaineiilSserien zur Slellc sind, «in i» Würdiger Weise de» agitatorischen Redensarten entgegen -»treten. Im preußischen Abgeordnetenhaus? wird die Wahl Le» Präsidium» am Montag erfolgen. E» wird in dieser letzte» Session der gegenwärtigen Legislaturperiode lediglich daS Bureau der voiigen Session wievergewählt, und zwar durch Acclamation. Die rigeallichen Arbeiten des Abzc- ordnetenhause» weiden erst Dienstag oder Mittwoch mit der ersten Lesung de» Etat» beginnen. Das bürgerliche Gesetzbuch. * Der erste Entwurf de» bürgerlichen Gesetzbuch» ist be reit» am Freilag an den Bundesrath gelaugt. Freilich wird auch jetzt noch geraume Zeit vergehen, bi» da» Gesetz vollendet sein wird. Zunächst wird die Borlage de» einzelnen Bundes regierungen zur Prüfung vorgelegt und ohne Zweisel auch der weiteren Oessenllichkeit übergeben werte», tamit die Wistenschasttiche und praktische Ini.Sprudenz Gelegenheit hat, ihr kritische» Unheil darüber auSzusprcchen Bei einem so schwierigen und weitläusige» Fachgrsetz ist eine solche Kritik praktisch wichtiger alS die Beratbung im Reichstag, wo nach Lage der Sache doch mir bei wenigen Mitgliedern vollstän diges VerslLndniß de» Stofs» und tiesereS Eindringen in den selben vorausgesetzt werken kan». Aus Grund der Begut achtuiig deS Entwurf» durch die Regierungen und der Kritik der Sachverständigen wird die Commission vorau»- »chtlich ihre Arbeit einer neuen Prüjung unterziehen Auch ind noch einige Ausführung»- und ErgäuzungSgesetze rllck- Uindig, so dag noch geraume Zeit vergehen wirk, bi» kiese zroße Gesetzgebung zur parlaincniarischen Behandlung reis ist. Immerhin liegt nun einmal der erste Entwurf fertig vor und ,n absehbarer Zeit dürfen wir der großen nationalen Er rungenschasl eine- rinheillicht» bürgerlichen Recht» entgegen blicke». Diese Errnugenschast ist ganz wesentlich da- Ber dienst der nationalliberalen Partei, in-besonkere der Abgg. Miauet »ndLaSker. Ihren, unablässigen Betreibe» war c» zu danken, daß die Zuständigkeit der Reich-Verfassung gegenüber 4>em RechkSwesen, die urftriiiiglich sehr beschränk: war. 'auf ka- strssmmte bürgerliche Recht ausgedehnt wurde. Der Antrag aus diese Erweiterung der Ccmpetenz der Reichsgesetzgebung Word» wiederholt vom Neichllag angenommen, vom Bunde»' rath abgelchnt; >»> Iabre 1873 gab der letztere eavlich nach und die Versassnng wurde in Vieser Richtung erweitert, woraus auch bald der Beginn der Vorarbeiten solgte. Eine Commission auSgeziichne.er Juristen Hot in langjähriger mühe voller Arbeit len ungeheuren Stofs bewältigt und ei» Werk - geschaffen, da» vc» vor, herein dir Bürgschaft bietet, daß tiefe tviffenschastliche Eiken»!n>ß und reiche praktische Erfahrung ihr Btstc» beigetraaen haben. Niemals zuvor in der deutsche» Geschichte ist auch nu, der Versuch gemacht worden, ein einheitliche» bürgerliche» Recht zu schaffen und wenn nicht in den Zeiten eine» kräftigen natio- uaken Aufschwung?» der Grund gelegt worden wäre, wer we ß. ob da» Werk heute »och untcruommen werde» würde. Dem einheitlichen gerichtlichen Verfahren und der ein heitliche» Gerichlscrgamsation tritt j-tzt auch da» einheitliche rniterielle Recht zur Seite an Stelle der drei großen Recht»« ktzste««, die wir in unserem Jahrhundert i» Deutschland be- P»Gei», de- ppenßischen Landrecht», de» Code Napoleon» und de» sogenannten gemeinen Recht» nebst zahlreiche» provinziellen und lande-rechllichen deioudereu RechtSdilbungen innerhalb dieser Systeme. Ein solche» Reformwerk muß eine der festeste» Klammern um unsere nationale Einheit bilde« und unsere iu»e:e Verschmelzung aus» Wirksamste brsördern. Gemeinnützige Gesellschaft. * Leipzig. 14. Januar. Die gestern Abend im Saale de» Lebrervereiii-hanscS abgehaltene, sehr zahlreich besuchte Versammlung wurde von Herrn I>r. Grusel mit einer be grüßenden Ansprache eröffnet, woraus die Neuwahl der Vor- iantSmitglieder stattfaud. E- wurden hierbei die Herren cmrich Brümmer. Glasernieisicr. De. IulniS Gcnsel. andelskamuicr-Secretair. Gustav Goetz, Eisengießerei' esitzer, l)n Wold. Götze. Rcalgymuasial Oberlehrer, Hugo Schars. Stadlralh, Herma»» Sckuoor, Kaufmann, llr. Heinrich Wiener. ReichSgerichlSrath. Geh. Rath l>r. Windschcid, Pivsissor an der Universität, und Heinrich Gustav Zweiiiiger, Kaufmann, welche sämmtlicb bisher als Vorstaiidsmilglicdcr sinigirte», einstimmig wieder gewählt. Es folgte hieraus der Vortrag de» Herrn Freiherrn von Schenckenborss über »die Grundzügr einer all gemeinen deutschen Schulreform". In überaus an regender Weise behandelte der geschätzte Herr Redner dieses Tbema. wobei er in der maßvollste» Weise vermied, bei etwaigen Gegnern der von ihm vertretenen Richtung Miß stimmung zu erregen. Herr Freiherr von Scheu ckendorss wie» einleitend aus die verschiedene« Hauptsactoreu hin, welche bei der Erziehung dcS Menschen für daS Leben wirken, und nannte als solche die Familie und da» HauS, die Erziehung durch die Schule, die Ausbildung zui» Berns, den gewaltigen erziehlichen Ein fluß de» LebenS selbst und die mit dem reiseren Leben-alter eintrelendc Selbsterziebuiig dcS Menschen und führte dann weiter au», daß bei Besprechung teö wichtige» FaclorS der Erziehung, der Schule und deren Reform, wegen ihrer Piel- geslallung und Vielseitigkeit nur die teilende» GesichiSpniicte in Betracht kommen können. ES ist eine aussallende Er scheinung. daß der Ruf nach Schulreform nicht nur in Deutschland, sondern weit über unser Vaterland hinaus taut geworden ist. Die Ursache hierzu ist in erster Linie, baß die Uebcrzeuglnig zum allgemeinen Durchbruch kommt, daß die Schule in ihrer gegenwärtige» Gestaltung nicht mehr i'arer Ausgabe in ven heutigen Anforderungen der Culturentwicke lung entspricht. Während in der Schule nach der einen Seile hin den Ve>ä»derungcn und Fortschritten der letzten Enlturepoche durch Erweiterung der Lebrgegenstände. be sonder» der Naturwissenschaften, nicht genügend Rechnung ge tragen wird, belastet sie Ven Schüler andcrerseils mit einer Fülle von Stoff, der für daS praktisch? Lebe» kaum verwende bar ist. uud vernachlässigt die nottzwcndige köiperliche Anübil düng und Kräftigung. Tie immer mehr zunelnnenke Nervo sitäl ergicbl sich auS der einseitigen Gchirnarbelt. Sa» Nerven system wird heule iitermäßig auSgesoge» unter Vernachlässigung der körperlichen Ausbildung. E» ist anzuerkenne», daß die Schulbehörde» bestrebt sind, durch Vermehrung der Unter,icktS- sächer den Zcitansorderungen gerecht zu werde», allein die Anniiberung der Schule an daS Leben hat sich nicht gleich mäßig mit unserer Eullurcnlwickeluiig vollzogen, und eine weitere Aiinäbcrung macht sich düngend nölbig. Am weitesten in dies-r Beziehung vorgeschritten 'siuv die Elementarschulen, die ans einer gewisse» breiten Grundlage den Anforderungen der Zeit Rechnung getragen habe». Bei den höhere» Lebr anstalten hat dicS in nur geringe»« Maß« stattgesnnke». Be sonder» sind die Gymnasien incist aus der alten Schnlvcr- sassung stehen geblieben. Die allen Sprache:, bilden sicherlich eine Schulung de» Geiste» und sind gewiß auch nicht ganz z» entbehren, aber eS bleibt zu bedauern, daß gerate die » eisten Personen, welche im Staate und in der Gemeinte einflußreiche Stellungen einnehme». wohl unter den alte» Ciassikerii z» Hause sind, aber mit de» „aber liegenden Bedürfnissen de» Leben» und den Fortschritten der Cultur unbekannt geblieben sind. Hierdurch wird die Frage vorgelegt, ob die alte» Sprachen nicht einer gewisse» Einschränkung säbig sind? Die Annäherung der Schule a» taS Leben hat sich nicht in gleicher Weise vollzogen, wie sich die fortschreitende Entwickelung an wirlhschastticbein Gebiete, im socialen Lebe», in staatlichen und connnunaien Einrichtungen zeigt, vor denen viele in daS Leben tretende Menschen ncch immer wie vor einem Buche niit 7 Siegel» sieben. Dagegen läßt sich mit den. Unterricht im Deutschen Rechnen, Nalurwissenschaslen und neue» Sprachen viele» verbinden, wa» der neuen Eultureotwickelung Rechnung trägt nnd im Leben veiwerlhct werden kann. Aus die gesammtc körperliche Ausbildung müsse schon deshalb ein größerer Werth gelegt werden, weil gegen 80 Procent de» DolkeS de» Lebens unterhalt mit der Arbeit durch die Hand verdienen. Mannig fach ist die Schule zwar bestrebt gewesen, den an sie gestellten Ansorderungen Rechnung zu tragen, Loch ist daS in einem so ruhige» Tempo geschehen, daß noch eine Lücke vorhanden ist. Die Vorwürfe, welche man der Schule bezüglich der Neberbürdung macht, sind gerechtfertigt, wenn auch cinzelne Fälle von Uebertreibungen Vorkommen ES ist eine ganze Zahl von Umständen, welche die Frage der U-berbürdunc auSinacht. Besonder» ist heute ein größerer UnterrichlSstvsi zu bewältigen al» früher, r» macht sich eine strengere Hand habung der Prüfungsordnung beinerklich. dann ist die gegen wärtige bedeutende Ausbildung de» FachlehrertbnmS vor Hände», da jeder Fachlehrer da» von ihm gelehrte Fach in de» Vordergrund stellt und hierdurch eine übermäßige hän»Iiche Arbeit bedingt wird. Die» Alle» läßt sich zwar durch die Leitung der Schule in den nökhigen Schranken halte», aber Miseren, gesammten Schulsystem fehlt der natürliche Ucbcrgang vom Haufe zur Schule. Die Anforderungen, welche in de» ersten Schuljahren an den Schüler gestellt werden, sind nicht geringe, „nd hier wird sehr oft der Grund zu Len späteren Schwache- erscheinungeii gelegt. Hier könnte durch die Verschmelzung der Lehrziele und durch Verschiebung de» schulpflichtigen Aller» vom 6. zu», 7. Lebensjahre eine Aenderung geschaffen werden Ei» anderer wichtiger Pnnet ist der, daß bei der Zuführung de» Lehrstoffes noch viel zu wenig die Gesetze der geistigen Ernährung und Entwickelung berücksichtigt werden. DaS heutige Lehrversabren ist vielfach eine mechanische Anerlernung, bei welcher taS Ki»d dein oftmals sehr Schwierige» nicht folgen kan» und ,b,n dadurch die Freudigkeit, welche jede natürliche Entwickelung begleitet, verloren geht. W,r bedürfen nothwendig eine» verbesserte» Lehrversabren». damit die Zeit und die Kraft gewonnen wird, um die Anforderungen, welche herantreten, zu bewältigen. Da» beengende und lange Sitzen in der Schule und in der ungesunden Lust sind vielfach Gegen stand der Besprechung gewesen. Hierbei fällt der Schule die Ausgabe zu, einen Ausgleich zu schassen dadurch, daß sie sich mehr mit der körperlichen Au-bitdung der Schüler beschäftigt. Di» bilher üblichen wöchentlich zwei Stunden Turnunterricht sind gegenüber der Zahl der Nnterrrcht-stunden nicht hin reichend, da» richtige Verbältniß herzustellen Da» schreiende Mitzverhältniß. da» zwischen der geistigen Anstrenguiig und der körperlichen Pflege einen gesuvthell-schätlichen Einfluß de» Schütteten» au-iibt, muß eine Abnahme der Bolklkrast herbeisübreu. Wenn in dieser Richtung noch kein stärkerer Rückgang eingetreten ist. so ist die» eine-theil» dem elastischen Leben der Jugend, da« eine» starken Stoß vertragen kann, anderntheil» der allgemeinen Wehrpflicht durch dir mit ihr verbundene vorzügliche körperliche Ausbildung zu verdanken. Denneck uiiterlieot rin Tbeil der Iuaend unter per ihr »u- grinutbeten Anstrengung uud e» ist dringend an der Zeit, daß hier Abhilfe geschaffen wird. Mehr körperlich« Aurbilduog und Pflege uud Schonung de» IugeudalterS. Jeder Lehrer ist in dieser Beziehung, da er hinreichenden Einblick besitzt, in der Lage, helfend und bessernd ciuzugreisen uud der U detlastuna vorzubeugen. Diese Resormbeitrebungen cu der ongedeuteten Richtung können unter den Begriff ber iuneren Schulreform zusammen- qesaßt werden. Ein anderer höchst wichtiger Factor für die Entwickelung unsere» Schulwesen» ist die Frage der Berech tigung zun, einjährig-freiwilligen Dienst. Durch dieselbe ist eine so reichliche Entwicklung unserer Gymnasicu berbcigesübrt worden, die weil über da» Bedürfmß unserer Zeit hinauS- reicht, während die übrigen Anstalten, Bürger- und Neal- scknlen eine gleiche Enlwickclung nicht erreicht habe». DaS weil über die Grenzen de» Nolbwendigen hinauSgebende Streben nach höherer Bildung ist die Ursache der Ueber- üllunq der Gymnasien geworden, ebenso ist die Zunahme der Stutirende» ganz unverhällnißmäßig hoch zu dem wirkliche,: Beküismß und e» steht zu besürchlen. daß mit dem Forlwachsen kiese» unnormalen Verhältnisse» sich ei» gebildetes Proletariat entwickelt, welche» nur zu sehr geneigt ist, die Zahl der socialbemokralischen Agita toren zu vermehren und zu stärken. ES ist ein zu beklagender Zug unserer Zeit, daß Alle» höher hinaus will, daß der Ehr geiz der Elter», ihre Söhne in eiuer bessern Stellung als die des VaterS sehe» will, und daß alle praktische» BerusSarten unterschätzt werde». Die Bestimmungen über die Berechtigung für die höheren Lehranstalten betreffs de» einjährig-freiwillige» Dienstes sollten dahin abgeändeit werden, daß nur durch die abgeschlossene Bildung einer höhere» Lehranstalt oder Ab legung einer Prüfting. welcher daS Ziel einer höheren Bürger schule niit Englisch und Französisch — Realgymnasium — zu Grunde liegt, unter Wegsall der allen Sprache», die Be rechtigung erlangt wird, so daß jeder Einjahrig-Freiwillige eine abgeschlossene Bildung erreicht. Hierdurch würden die Gymnasien von dem bedeutende» Ballast, welche» Diejenige» ansii achen, d>e gar nicht die Absicht haben, die ganze Schule vtirchziiinacheii, befreit werde», die höhere Bürgerschule — Realschule — würde eine größere Anziehung haben und da» geistige Proletariat sich vermindern. Endlich ist unser Schulwesen betreff» seiner einheitlichen Gestaltung der Reform dringenv bedürftig. Heute laufen die einzelnen Schulanstaltcn parallel nebeneinander heb. stall sich einander zu ergänze», wodurch cS uiimdglich wird, manche ohne Rücksicht aus den zukünftigen Berus verkehrt ein- geschlagcne Lausbah» zu verbessern. E» »i»ß anerkannt werde», daß die Leiter ber Lehranstalten sich bemühe», die bestehenden Schäden auSziigleichen, aber allein kann diese Arbeit nicht von den Lehreikrcisen bewältigt werde». An der Aenderung dieser Zustände kann nur wirksam gearbeitet werden, wen» der Staat die weiteren Kreise mit in Anspruch nimmt zur Lösung dieser Ausgabe, die alS Frucht gedacht, bereit» so reif ist, daß sie nur eine- Anstoßes bedarf, um herabzufalle», denn die Meinung, daß wir dringend einer Reform n»sercS Schulwesens bedürftig sink, wird allgemein und in allen Kreise» gesiililt. Der deutsche akademische Verein häl eS sich zur Ausgabe gestellt, die Frage in Fluß zu bringen, und beschlossen, sich mit einer Petition zunächst an die preußische Echnlverwaltuiig zu wende», um die Veranlassung zur Einleitung einer R-sorm anznregen, in der Voraussetzung, baß Prenß n al» größter Bundesstaat eine» gewissen Einfluß auf die übrigen Staaten auSübeu wird. Herr Freiherr von Schenckenborss schloß mit dein Hin weis aus unser Heer, da», um seiner Ausgabe der fort schreitenden Enlwicketung gegenüber gewachsen zu bleiben, eifrig an seiner Ausbildung svrtarbeitet. und so sei eS i» gleicher Meise die Ausgabe der Schule im Gebiete de- Frieden-, de» Körper und Geist gesund zu erziehen. Die Anwesende» spendeten dem Herrn Vortragende» lebhaften Beifall, dem Herr De. Gensel noch herzliche Dankcöworle ansügte. Wie anregeiiv die AuSsübrungcn de» Herr» Freiherr» von Schenckeiidorss gewirkt hatten, bewie» die seinem Vor träge sich anschließende äußerst lebhafte Debatte, die säst zwei Stuiiden Zeit i» Anspruch nahm. Dieselbe wurde von Herrn Oe. Beer eröffnet, der mit großer Wärme die Gum- uasien gegen die im Vortrage enthaltenen Vorwürfe vertbei« digte. E» entspann sich hieran» ein lebhafter Meinungs austausch zwischen den Vertretern der Gymnasien einerseits und de» der Realschulen andererseits, der sich besonders um den Werth der allen Sprachen bewegte. Zum Schluß der Debatte nahm Herr v. Scüenckcndcrfs noch Gelegenheit, zu erklären, baß daS zu erstrebende Z et nur die EinheitSschute sei» könne, da die Schüler der höheren Lehranstalten beute wohl die alte Cultur kennen, ober als Fremdlinge in da» Leben treten Eine größere Anlehnung der Schule an daS Leben und eine niit der geistigen AnSbitdung sckritthalleiide körper liche Ausbildung sei dringend erforderlich. Der geschätzte Redner schloß mit der Anssorderunz. die erwähnte Petition reckt zahlreich zu nnterzeichncn. Schluß der Sitzung gegen r/,l2 Uhr. Sachsen. * Leipzig, ll. Januar. Nach eingezogenen Erkun digungen bestätigt e» sich, daß am 18. Januar zur Feier der Wiederherstellung des deutsche» Reiche» neben dem großen. von Sr. Mägnisieenz dem Rector präsidirt-n allgemeinen Stuben tenco miner» ein von Seite» der schlagenden Verbindungen unternommener zweiter Eommer» statlfindet. ES darf' nicht verschwiegen werden, daß in weiten akademischen Kreisen diese Sonderveranstalluiig der schlagen den Verbindungen, zu welcher kein stichballiger Grund vor liegt (die Verbindungen habe» sich srüher stet» an dem all gemeinen EommcrS betheiligt) gemißbilligt wird. Gerade die E.nmüthigkeil der Betheitigung. so wirb bervorgehoben, hätte diesem Feste an einem durch die Eiiimüthigkeit der deutschen Fürsten und Stämme so bedeutungsvoll gewordenen Tage die richtige Weibe gegeben und bier hätte jeder Zwiespalt, der bei genauer Betrachtung der Verhältnisse gar nicht da zu sein brauchte, schwinden müssen. Diese Einwendungen sind völlig berechtigt. Glücklicherweise ist die Velheiligung an de,» allgemeinen Cemmerse, der bekanntlich am >8 Januar Abend» 8 Uhr in der „Eentralhalle" statlfindet, eine so überwältigend große, daß diese Kundgebung auch ohne Betheiligiing der an Zahl der Mitglieder nur schwachen Verbindungen eine un- ponirende sein wird * Leipzig, 14. Januar. Wichtig für angekrnde Ein jährig-Freiwillige ist die kaiserliche Verordnung, belrcssend Ergänzungen und Benderiiiigen der Wehrpflicht, welche lautet: .Wer sich dehus» Erlangung der Berechtigung zum einjährig- freiwilligen Dienst nicht spätesten» bi» zum l. Februar seinc- ersten Militairpflichljahrk». d h de-je«ügen Jahre», >n welchem er da» 2V Lebensjahr vollendet, bei der betreffenden Prilsung»- Eommission anmeldet und den Nachweis der Berechtigung nicht bi» zum 1. April desselben Jahre» bei der Ersatz- üominissien seine» Orte» anbring», verliert da» Anrecht aus Zulasiunz zum rinjäkr>g-sreiwilliqcn M litairdienst." Zu» wirkliche» Eintritt in die Armee ist also außer dem Zeugniß von Lber-Lecunda noch ein inilitairischc» Zeugniß von cer PrüsungS-Conimission für Emzährig-Feiwillige einzi,holen; geschieht da» nicht, so geht der betreffende junge Mann un widerruflich seiner Berechtigung verlustig da in Folge der kaiserlichen verordn»«, die ministeriellen Instanten nickt niebr da» Recht haben, nachträglich, wenn ein Schulzeugniß vorlag, die Berechtigung zum Elutritt in die Armee al» Einjahrig- Freiwilliger zu erthcitcn. ---- Der Professor für Musikwissenschaft an der Leipziger Universität und Lehrer am königl. Conservatorium. der Redacteur de» «nusikalische» Theile» deS „Leipziger Tage blattes". Herr l)> OScar Paul, ist von der königlichen Akademie Sta Cacilia in Rom zuin Ehrenmikgtied er nannt worden. Den Freunden der Kurzschrift — Herren sowohl wic Damen — bietet sich Gelegenheit zur Erlernung der Rotler'sche» Stenographie. Tic hiesige» Noller'schen Vereine eröffne» in nächster Zeit mehrere neue Lehrcurse, nnd eS ist dadurch Jedermann ermöglicht, sich daS wegen feiner Emsachbcit nnd praktischen Brauchbarkeit sehr beliebte Roller'schc System in der kurzen Zeit von 8 wöchentlichen Lehrstunden anzueigne». Wir unterlaste» nicht, nnsere Leser und Leserinnen aus die betreffenden Eurse ausnierks un zu niachen. Da» Nähere ist au» dem Auzeigeulheil der heutigen Nummer ersichtlich. --- Stötteritz. 11. Januar. Der Tag de» hohen Neu jahr-. alS der Tag der Erscheinung Ehristi, war auch für uilscrn Ort ein Tag der Erscheinung, denn an deniselbc» wurde der erste ständige Pfarrer nach der LoSkrciinung der Filiale Stötteritz von der Mutlerkirche BaalSdors siir taS neugegrüudete Pfarramt Stötteritz eingewicscn. Nachoein schon am 3. Januar die Einholung dcS neue» Pastor?, Herrn Böhmer, durch Mitglieder deS Kirchen-- Vorstandes, wozu Herr Amtmann MotbeS seine eigene Equ Page zur Verfügung gestellt hatte, staltgesunte», ging am «>. Januar iliitcr regster Aelheilignnq der Kirchgemeinde die EmsetzungS- seicr Vor sich. Gegen 10 llbr früh versammelte» sich die Mit glieder de- KirchenvorstaiibeS, de» GemeinderalheS. de-Schul vorstande», deS LehrercolleainmS. die oberen Elaste» der Scyule und die Genieindeglieder. Ni» unter Glockengelänte »nd unter Führung de» Herrn EpbornS, Superintendenten De Michel, und unseres alten liebe» Seelsorgers, de-H rrn Pastor Lock mann auS Baalsdvrs. den neuen Herr» Pastor anö seiner Wohnung abzuhole» und im feierliche» Zuge inS Gotteshaus zu geleite». Am Tbore de» allen FriekhosS an gelangt, wurde der Zug durch Posaunenmusik und Gesa», der Lehnte hearüßt. um dann unter de» Klängen derselben in die durch Herrn Gärtner Pabst nnd Frau Scl'uldireclor Eißncr festlich geschmückte Kirche tiiiznziehkii. Der sich nun h> r enlwickelnde Festacl balle folgenden Verlaus: Nachten, Herr Pastor Lochmann die liturgischen Theile deS Gottes dienstes cclebrirt halte, gab er einen kurzen gedrängte» Lilbe»?-- laus deS neuen Herr» Pastor- zur Kennlniß der Kirchgemeinde, woraus dann die Einweisung »nd Einsegnung desselben durch den Herr» EpbornS, Superintendent Ist'. Michel, folgte. I» ergreifenden, vo» Herzen zu Herzen gehenden Worten wie- er den neuen Seelsorger in sei» Amt ei», segnete ihn und legte somit die Gewalt, aber auch zugleich die Milde der Kirche in seine Hand. Die hieraus folgende Antritt-Predigt deS Herrn Pastor Böbnior, welche in herrlichen Gedanke» a»S- gesührl war, und Gesang der Gemeinde schlossen die erbebende Feier. AlS Schlußstein der gesanunten Feierlichkeiten fand um l llbr ii» Gasikose zum Goldene,, Löwen ei» Festmahl statt, bei welchem wiederum die sämmtliche» Gemeindebehörden. Vertreter der Rittergüter, da» Lehrerkollegium u»b viele Genieinkegtirber vertrete» waren Gewürzt durch zahlreiche Toaste und gcmülh' und humorvolle Tischreden, sowie auch angeregt durch daS seine Arrangement der Tafel, verlief selbige in würdigster Weise Zum Schluß sei u»S »och gestattet, hervorzuheben. daß die ganze Feier von dem Kircben- vorslande allhicr in Scene gesetzt werde» war, und jede- Kiicheiivoislaiibsmilglied sein Möglichste» gelba» hat. um die Feier so glänzend uud würdig wie möglich zu gestatte» und dar Wort wahr z» machen:' „Hast du ein Amt, so warte sei»!" Der Herr Superintendent, welcher bei seiner An wesenbeil auch Gelegenheit »ahm, rin schon längere Zeit kranke- ttirckenvorslantSmitgliev zu besuche», welche» sich in ganz hervorragender Weise um die ganze Feier verdient gemacht hat. sprach auch seine vollste Zufriedenheit au- und wünschte der Gemeinde zu ihrem neuen Seelsorger alle- Glück und Segen. Grimma. 12. Januar. Gestern Nachmittag traf Herr Bürgermeister Lodeck nebst Gemahlin in unserer Stadl eiu nnd wurde am Bahnbos durch Herrn Stadtralb Mey und Herrn Stadtverorviietenvorsikher Würgau begrüßt und i» seine Wohnung geleitet, vor welcher da» Stabtmusikcorp» de», neuen Staktoberhaupte ein Ständchen darbrachte. D,e Ein weisung de» Herrn Lobeck als Bürgermeister wird Montag, den >K. d»., Vormittag» durch den königl. Kreivhaupluiani«, Herrn Gek. Regierung-rath v Ehrenstci», erfolgen. Mittag» l llhr findet au» Anlaß de» Amtsantritte- de» Herrn Bürger meister» und der Aml-niebrrlegung de» Herrn Stadtrath Mey im RalbSkellersaale ein Festesten statt. — Die Bewohner der Ortschaften Rechenberg, Bienen- mühle. Mulda und Lichtenberg wurden am 8. Januar durch die rasch eintretenten Wasser Massen der Mulde in nickt geringe Angst und Aufregung versetzt. Schon in den ersten Nachmittagsstunden drang da» Wasser in die Keller uiid Wobnungeu der Biencnmühleschen Häuser ein. In Mulda und Lichlenberg trat diese Ealamität um einige Stunden später ein. Es bildet-n sich besonder» »ach Eintritt der Finsierniß mehrere Male starke Eisverstopsungen und in Folge beste» große Wasteranstauunge», so daß. um größere» Unheil zu verhüten, in Mulda die Feuerwehr zur Hilfeleistung hccan- gezogen werden mußte. Fast die ganze Nacht ist von allen Seiten anstrengend gearbeitet und somit größerer Schabe» glücklicherweise abgeweudet worden. Da» gebrochene und sorkgegangene Ei» der obere» Mulde batte die Stärke vo» 23-30 Cenlimeter. — In Blumenau bei Olbernhau vermißt man den Landbriesträger Vöbme. Man vermntbet, daß derselbe in der Fiiistcriiiß von dem Uberflutheten Wege abgekomliicii und dann ertrunken ist. — Die .Dre?d. Nachr." schreiben; .Obwohl im 7 lä»d licken Wahlkreise (Umgebung von Bischofswerda) die eine Eandidalur zurückgrgangcn ist,' stehen sich daselbst am 17. immer noch 3 Canbidaten gegenüber, nämlich 2 Eonservalive und ein Fortschrittler. Ol» die Eecialbeiiiokraten noch euren Candiralen ansstellen, ist nicht zu ersehen, auch nach der kerben Schlappe, dir sie im Fr,ibrrger Landkreis soeben davongetragen, wenig wahrscheinlich. Mehrere Zuschriften au» jenen, Wahlkreise an nn» betonen, daß die Aufstcllung de» Gemeindevorstande- König iu Burkau eine voreilige war. Sre stellen die Cache so dar, daß der G«samuilvorstand d-S konservativen Verein» in Bautzen am 22. und 23 Decemb.r an viele einflußreiche Landmirlhe und Industrielle und au die Mitglieder dc» conservativen Verein» de» Wahlkreises die Frage gcricklet habe, cb sic mit der Ausstellung König'» ein verstanden seien. Bereits aber am Abend de» 23 December bade inan sich sur König rnlschiede», und noch ehe die Antworte» eingegange», sei der Wahlaufruf sur König in den .Bautzii Nachr " erschienen ä a nu» die Herren jene» GesaiiiNitvc rsiande» nicht dem Wahlkreise an gehörten, hätte diese» ihr vorschnelle» Vor gehen, diese Bevormundung, sehr empört. De laiidwir1hfchaftlick.cn wie dir inbustriellon Kreise kälten außerdem keiuerlei Zutrauen zu Herrn König, den Niemand «nßer in seinem Tors kenne, der sich nach keiner Richtung
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