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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188801167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-16
- Monat1888-01
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.01.1888
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312 l-'s di« bereii» erwähnten Steuer» auSzuschreibe». Nichtig scheint all-.dinz« »u lei», daß sich i» de» an verschiede»» Puucten der Inseln unter Borsitz einiger, wahrscheinlich unter amerikanischem Tioiluß stehender Häuptlinge abgeheltenen Bolk-versammlungeu, in welchen diese Lleuersrage besprochen wordea ist. ei» uicht zu vater- schätzender Widerspruchsgeist geankert hat, und mau wußte, wenn eS wntl.ch wahr sein sollte, daß Tamaseje wiederholt versucht habe, d:c>e unbotmäßige» Manisestalioneu seiner Gegner kurzweg zu veroieien, hierbei jedoch von einigen Häuptlinge» seiner eigene» Poitei mit dürren Aorten heimgeschickt worden sei. den König sür sehr schwach halten. Trotz alledem kann mau aber an der Er- wa tnng sestbalte», daß die Samoaner schließlich doch sich eine» B.iscrn besännen und die ihnen adverlangte Kopist»» — sie war belaunilich am 15 d. zu entrichte» — gezahlt haben. Nunmehr hat auch der englische üoiisul >» Apia eine Proclamation erlassen, in der Felgendes gesagt wird: „An Ihrer britischen Majestät Unter, ihauen: Ich bin von dem kaiserlich deutsche» Tonsul, Herrn Becker, benachrichtigt worden, daß die Municipalität su-peadirt ist und daß V:e jainoauische Regierung die Verwaltung von Stadt und Distrikt von lllpia übernommen hat. Da ich von Ihrer britische» Majestät Regierung Instructionen, die gegenwärtige samoanische Regierung aiigiiklkennen, nicht erhalten habe, io benachrichtige ich hiermit die tt> t-rihanen Ihrer Majestät, daß sie unter der Gerichtsbarkeit und Lern Schutze Ihrer Majestät Conjnlat stehen." — - ES wurden schon mehrfach die Gesetzentwürfe gegen die Einwanderung erwähnt, welche im Eongreß der Ber« eiiiigten Staate» von Amerika schon eingebracht oder beahsichligt sind. Dieselben, nativistlschen Gründen ihre Enljicbung verdankend, sind vornehmlich gegen die Socialj- deniokraten uno Anarchisten gerichtet, weiche durch die E'resse, die von ihnen fortwährend begangen werden, sich schon längst um alle von Anfang a» sehr geringe Sympathie gebracht haben. Nach der ,Justier" soll dem Congreß in nächster Zeit sogar «in Gesetzentwurs zugehen. wonach -irbeiteragitaloren, die zur Unzusriedcuheit und Streit aus» wägeln, verhaftet und de- Lande- verwiesen werden können. Königliches Landgericht. II. Strafkammer. I. Der wegen Diebstahls bereits wiederholt bestrafte Handarbeiter G-Uav Adolf Heinze ans Imnitz war beschuldigt, im November »o.i.cn Jahres aus dem Laden eine- PojamentenhändlerS in Aligwitz, in den er durch ein offenes Fenster eiugestiegen» aus dem E.'.dlajicn 12-st Baarschast und einea Fadeiizühler, serner au- einer Jab.ck in Plagwitz, in die er «ach Uebersteigen des Zaunes gelangt war. ei» Jagdgewehr entwendet und letzteres zur Ausübung einer am 13. November (am Tage nach dem letzterwähnten Diebstahl) ver- uniialreten unerlaubten Jagd rm Vienipmalde benutzt zu haben. Bei der letzteren hotten der Maurer Karl Robert Stein stein und der Hanoartriter Karl Richard Reinftei» ouS Zwenkau, sowie der Paroorbeiler Friedrich Wilhelm Paul Kunze aus Pröüel als Treiber sungirt und eS war ein Rehbock erlegt worden. Die letzt» genannten drei Angeklagten halten übrigens schon am 3t. Lctobcr ohne Heinze in gedalhtem Walde gejagt, aber nicht- getroffen. Heiuze wurde wegen schweren RucksallSdiebstahlS und Jagdvergehens zu 2 Jahren 3 Monaten Gejängniß und 5 Jahrea Verlust der Ehrenrechte verurtheilt, gegen die übrigen Angeklagten wurde aus je 3 Monate Gesängniß erkannt. Der Gerichtshof bestand au» den Herren Landgerlchtr-Director Sieder (Präsid.), Londgerickts-Rälhen Metsch. Schreib», Adam und Pros. vr. Binding; die Anklage führte Herr Siaalsanwalt Häutzschel. II. Der Dieiistknecht Friedrich Robert Beyer aus Schmölen hatte sich brr Tatwendung einer Summe von 156 ^1, unter welcher sich 3 Fünszigmorlscheinr besaute», schuldig gemacht, letztere aber au- überkommen» Furch» vor der Entdeckung verbrannt. Der An» geklagte wurde zu 10 Monaten 2 Tagen Gesängniß verurtheilt. Der Gerichtshof bestand aus den Herren Landgerichts-Direclor Sieber (Präsid ), LandgerichtS-Nöthen Metsch, Gruder, Barth und von Sommrrlalt; die Anklage sühne Herr Staat-anwalt Vr. Nagel. IH. Strafkammer. l. Der Tapezier» Karl Friedrich Reinhardt au» Halle, welcher wegen Diebstahls bereits rücksällig ist und sich neuerüing- wieder Ligenihumsvergehen hotte zu Schulden kommen lassen, wurde deshalb zu 1 Jahre 4 Monate» Gesängniß und 3 Jahren Verlust der Ehrenrechte verurtheilt. H. Der mit einer Unmasse voa Borbestrafuugen bedeckte Persouol- bogen sür Len Gärtner Robert Liudcmana aus «jchcrslebea ist um eine Nummer bereichert wordru. Diesmal fiel ihm zwar nur die Entwendung eine- Rockes und das Bergeheu der Hehlerei de» züglich zweier voa dem angebliches Steinbruck» Emil Wilhelm Wolter Päsel au- Magdeburg gestohlener Taschenuhren zur Las», allem da- Gericht schloß mildernde Umstände au- und vcrnrtheilte Lindemon» zu 1 Jahr b Monaten Zuchthaus, S Jahre» Verlust der Ehrenrechte und Polizeiaufsicht. Was nun Päsel onlanat, so hat derselbe außer den erwähnten Diebstählen bei verschiedenen Leuten sich eiugcmiethet uud die Gelegeuheit ze Diebereien nicht unbenutzt vorübergehcn taffen. Tie Ermittelung seine- wahren NameoS hat eiue große Menge Schreiberete» veranlaßt, denn bald wollte er Meyer oder Richter, bald Weber, Pilz, Otto rc. heißen und auch bei seiner Berhastung behielt er den Namen Pilz bei, bis seine Ent» larvung ersolgte. Ja oder bei Halle hatte er sich übrigen- »och bei einem Herrn von St. als Diener veriniethel und cinige Tage »ach dem Dienstantritte Frau voa St. unter d» falschen Vorspiegelung, daß er dem Begräbnisse einer Berwandten beiwohnen müsse, um 30 .M Borschuß gebeten, die ihm auch gewährt worden waren, woraus er dann den Dienst derlaffea hotte. Päsel wurde zu 2 Jahren Gesäugaiß und 4 Wochen Hast, sowie zu3Iahren ThrenrechlSverlust verurtheilt. Der Gerichtshof bestand aus den Herren Landgericht-» Nälhen Lehmann (Präsid.), Schreiber, Adam, Barth uud voa SommerlaU; die Anklage führte Herr ElaatSanwaltschastr-AIIessor vr. Groß. Vermischtes. »» Zum Thema „AuSknobeln" wird der «Vossischen Zeitung" von juristischer Seite geschrieben: Tie anläßlich eiuer Entscheidung deS Reichsgericht- ausge- tiiiichie Besorgniß, daß künftig auch da- AuSknobela eiuer „Weißen" u. bergt. als verbotenes Glücksspiel aiiqelchen und diiiigcmäß einem dasselbe duldenden Gastwirt!, eine Anklage wegen dulden- von Hasardspielen drohen könne, dürste ungerechtjertigt er scheinen. Die fragliche Entscheidung de- Reichsgericht- vom 1. No vember 1337 (R. d. R. IX. S. 517) läßt das sogenannte Unter- haliuiigSspicl in gewissen Grenzen »ach wie vor straflos und hat nur de» Rahmen de» UnterhaliungsspieleS eng» gezogen, ol» es das Gericht erster Instanz gettia» hat. Letztere- erklärte nämlich in II bercilistlnimung mit der älteren Theorie de» preußischen Lber- TribuualS jedes Spiel sür ei» llnlerbaltungsspiel. bei welchem uur i m Summen gespielt wird, welche nach der Auschannng derjenige» Gi'clllchastskreiie, welchen der Spieler angchört, die Bedeutung eine- 'Wlnwgenswertlies nicht haben. Die- erklärt Las Reichsgericht oller- d igs suc rechtsirrlhümlich mit folgender Ali-jührung: „Ist es auch ki l.i i, daß Spiele und Gegenstände voa so aermgsügigem Wertde, dm: sie »och allgemeiner gejellichasilicher Anschauung als ein Be» Wäger:sivrrlh überhaupt nicht in Frage komiiiei', zu den Glücksspielen >,» S i ne des tz. 283 de- Sir-G.-B. nickt gehören, so geh» doch die Pari'stanz in der Auslegung de- Gesetzes schl. wen» sie der allaemrineo r ei-lis häßlichen Anschauung die Anschauung einzelner GesklliihaNskieis« k.leichstellt. Ten» einerseits können bei der Bestimmung de- WerlhrS die B.'liiiögcusverliältiiisje der Spieler im coiiereleu Falle >i»d demgemäß auch die out dieselbe» gestützte» Anschauungen eü zeliier Gejel-ichasis- kr.ise nicht maßgebend sein, anderer»«»- ober ist auch d.m Inhaber iircS öffentlichen Local- die Bcsugmß nicht zujiigesteden, die Zu- lä jigkei« de» Spiel» von seinen Ansichten über die persönlichen ver- ln.liiisjc und über ihre Auffassungen von dem Werthe eine» Gegchi- slandes abhängig zu machen. Es koniile daher die Bvriustanz ans t!l:e Feststellung, daß die L'iistitzk der Spieler »och den Anickiauungcn der betreffenden Gesellschoslsk.cise kevien Bermvgenswerth revrä- lenlirten, «hre Aanahnie über das Bortiegen r.ncS Spieles, welches Nicht unter den 8- 235 Elr-G-B solle, nicht stützen", ebenso- w.uig daraus, daß das Spiel zur Unterhaltung gespielt worden sei. „Der Paragraph rrsordert »ich» wie der 8 384, daß der Be- Hieb dr- Spikl» ein gewerbsmäßiger sei, da- Spiel also aus Ge- tri in »cht gespielt werde: eS erscheint da- Motiv der Spieler dei de n Ui,lei liebmen de« Spiels snr den Tdalbcstand einflußlos und «It sohin auch die Aisicht, das Spiel nur zur Unlervaltung zu spielen, nicht geeignet, den Thatdestand de- Paragraphen auszu- schließ n." Das Eigebniß dieser Entscheidung ist also kurz das, keß eia Gastivirtb nur solche Hasardspiele dulden darf, deren Einsätze nach allgemeiner geselljck östlicher Anschauung einen Berniö ikniwerih nicht repioseoliren. Tie« dürste nun uuzwcisel- h>st bei dem Answürseln, Ausrotbea »e. der Zech« zutreffea. Dean hier stad alle Kreise der menschlich,» G.srllichast darüber einig, daß «in BermSgentobject von WeUb nicht vorlicgt wenn eS sich »m wenig« Glas Bier hantelt. Ander« freilich kaan sich dw Säte gestalte», »ena eia seine» Diner mit theurea Weine» »ater den Theilnehmern ausgeknobelt «erde» sollte und die« Autkoobel» in dem Jedermann zugänglichen Theile etae« Sffentlichea Loeal« statiläude. Allerdings läßt sich nicht verkenne», daß die Theorie de» Reichsgericht« an einer gefährlichen Unbestimmtheit leide», weil der Begriff „allgemeine gesellschaftliche Anschauung" sehr schwer ist, und da« Borliegen einer solchen schwer oder gar nicht zu beweise» ist, während die ältere Ansicht de« Ober-Iribnaal». wonach die Ber. haltnijse der Spieler sür Beurtheiluna der Frage maßgeblich waren, ob Glücksspiel vorliege, einen weit faßlichere» Begriff de- Glückspiel« darstellt», und de«halb der ueueu Theorie des Reichsgericht« bei Weitem vorzuziche» sei» dürste. — Berlin, IS. Januar. Die Briefmarkenbörse wurde gestern zum ersten Mal im unteren Saale de- Archi- lektenhause» abgehalten. Der Besuch war. obgleich von jetzt ab der Eintritt nur gegen Lösung einer Börseukarte gestattet ist. eia recht lebhafter. Allein an Fremd« wurden 170 Karten au-geqeben. Der Handel war sehr lebhaft. Aus 30 Tische» und Tafeln lagen d>e Marken au-grbrr>tet. -kleinere Posten wurden auch im Umhergehen angebotea. Unter den An geboten befanden sich Stücke von großer Seltenheit, wie da selbst im ReickSpostmuseum noch nickt vorhandene l Kreuzer- Couvert de» WohnungScomitö» für da- 5. deutsche Bunde»« schießen in Stuttgart. Der als Unicum zum Preise von 220 «„gebotene Satz ungebrauchter Telegraphen-Stamp- os Jndia erwies sich al» nicht so fetten. E» wurde constatirt. daß in Berlin 6 derartige Sätze vorhanden. Der Preis sank in Folge besten aus 100 Afghanistan wurden im Origi nal gesucht, konnten aber nur in Neudrucken angeboren werden. Preußische ungebrauchte Oktoyon« zu 4 Sgr., groß Format, standen 165 ^k, ungebrauchte Oktoyon« zu 7 Sgr. 97 Für deutsche Marken war keine Nachfrage, da die Postver waltung mit dem Plane umgehen soll, von den alten Platten Neudrucke zu veranstalten, die alSdanu stark aus den Preis drücken würden. In Bulgaren war da» Angebot so stark, daß 500 Marken schließlich sür 7 ull auSarboten wurden. Ais Originalität war ein Couvert zur Stelle, welche- Preußische und sächsische Marken gleichzeitig entwerthet enthielt, die wahrscheinlich bei einer Nachsrankirung zusammengckommen. Die Börse dauerte bis Mitternacht. — Kassel, IS. Januar. Ueber Lea Procrß Thümmek- Wiemano wird noch ausführlicher der „Vossischen Zeitung" gemeldet: Bor der erste» Strafkammer birstgeu Landgerichts wurde heute, ach» Tag« noch Schluß der Verhandlungen, da» Urtheil iw Prvceß gegen den Pfarrer Thümmel und Drucker Wirmaa a verkündigt. Dasselbe lautet (wie schon gestern mitgetheilt) gegen Thümmel aus K Woche» Sesüngniß, gegen Wiemana aus 10 Tage Gesängniß. (Bewegung tm Publicum ) Die Angeklagten trogen die Kosten der Verhandlungen. Die Broschüre muß vernichtet werden. (Die Elbersclder Strafkammer halte in derselb«u Sache in dem vom Reichsgericht für nichtig erklärten Urtheil gegen Thümmel auf 9, gegen Wiemann ans 2 Monate Gesängniß erkannt). Ja der Be- gründnng de» Urtheill heißt e< zunächst hinsichtlich der Beleidigung de» RichierstandeS durch die von Th. geschriebene Broschüre: Thümmel war verurtheilt uud versffeatlichte in Folge dessen seine Broschüre. Dieser Weg. das Urtheil de» Gericht-anzusechie» ist erlaubt, dieAageklagtea haudelten in Wahrung berrchtigler Juteressea. ES war »ach diesem Gesichts punkte Thümmel berechtigt, nachzuweijea, daß sein Urtheil ungerecht sei. Er ist aber zu weit gegangen. (Einzelne Stellen der Broschüre, bezüglich der Beleidigung des Elberselder Gericht», führt der Vor sitzende an, unter anderen die, wonach die Richter vom Ultramoa» tauismu» besaageu seiee.) E« ist zwar keine Beleidigung sür einea Richter, ultramontaa zu sein, wird damit aber der Begriff verbuudeu, daß der Richter wegen diese» Ultramoutouismus da« Recht beuge, so ist die« eiue Beleidigung. „Es seien gewisse Worte al- Borwurj der Elrasbarkrit ersuudeu", heißt r» Weiler au eiuer Stelle. Das Wort „ersuaden" hat de» Beigeschmack, al- sei vom Gericht eia Schein- gruad ausgestellt. Daria liegt eiue schwere Beleidigung für da- Gericht. Diese Beschuldigung ist eiue so schwerwiegende, daß beide Angeklagte sich derselben unbedingt bewußt ge wesen sei» wüste», wenn ouch der betreffend« Satz vielleicht in heiliger Erregung niedrrgeschrirden ist. Die Kritik muß eben immer gewisse Grenzen riaholtca. Der Angeklagte hat gewußt, daß eia solcher Borwurs aicht ersordrrlich sei, um berechtigte Interessen zu wahre». Da» Gericht sieht somit den Borwurs der Beleidigung al« erwiese» au. Was die Frage der Beleidigung de« vr. Huppertz ongeht, so kann der Ausdruck „echt jesuitisch", sowie die Bezeichnung de» Staatsanwalt« als „rSmischer Papst- anwolt" uicht al« Beleidigung angeseheu werden. Dagegea muß eine Stelle, welch« sich aus dea Verfasser der Anklageschrift Vr. Huppertz bezieht, als Beleidigung angesehen werden. Mau muß aanehmen, daß die Bezeichnung „Versals» der Anklageschrift re.", von dem gejagt wird, er sei eia jesuitisch erzogeuer Katholik, der nicht wisse, was zi» wissen nülhig sei, in Verbindung mit dem Etaat«anwalt unbedingt eine Beleidigung sei. In der Bezeichnung Ultromoutanitmu« kaan da» Gericht dagegea keine Beleidigung finden. Wa- die Anklage »ach g. 166 de» Strafgesetzbuch««. Beschimpfung einer ReligioaSgesellschaj«, betrifft, so ist auch hier der Rahmeu der zulässigen Kritik vielfach über- schritten worden. Da« Gericht ging von dem Standpuuc» au-, daß der Angeklagte sich verpslichiet geglaubt hob«, u» dem Kamps, der sich rulipouuru, in die Bresche zu trete». Loa diesem GesichlSpuacte ist eine ganze Reih« voa Aeußeruugen al« uicht strafbar erachte». Der vergleich der Messe aber mit dem HokuSpoku» eines MediciamanneS muß unbedingt al« Beschimpfung angesehen werden, ebenso der Ausdruck „Schreckipuk", auch die Aeußerung über die Maiaadachtea, al» Wiederbelebung heidnischen Götzendienste« und die Wiederholung de« Ausdruckes „gebackner Soll". Die Ausführungen der Brolchüre gipfeln zum Lheil in Bcrüchilich- machunq der Messe, ol« einer Einrichtung ber katholischen Kirche. Gleichgiltig ist e». ob Thümmel damit da- Abendmahl als solches oder den Gebrauch der Hostie gemeint hat. Wo er den Ausdruck gebackner Sott nicht reseriread wiederholt, sondern ihn voa Neuem gebrauch«, wird er voa Neuem strafbar, ebenso auch der Mitangeklagte Wieinann. Die Angeklagten baden sich zwar aus da» Erten»i»iß von Rechtskundigen brrusen, welche vorher die Broschüre »achgesehen hatten, indessen kann da« nicht al» Milderuogsgrund angesehen werden. Erhebliche- Gewicht war beim Erkennlniß de« UrtheilS aus de» tz- 166 de- Strafgesetzbuches zu legen, welcher ebrn solche Streitigkeiten in gewissen Grenzen gehalten sehen will. Die Straf- barkeit licgt wesentlich in der Veröffentlichung der Druckschrift, wo- durch das Vergehen gegen da» Gesetz erst zum Abschluß gebracht wurde. --- Ueber den Pariser Stadthaushalt wird der .Dossischcn Zeitung" berichtet: Der am 31. December 188? ausgestellte SladthauShalt sür 1888 schließt iu Tinnabmeo und Ausgaben mit 3<>t,424,390 Frcs. ob. Hiervon kommen 260.190,690 Frcs. aus die ordentlichen Aus gaben und Elnnohnitu. Di« außerordentlichen Eiauahmea bestehen im Wesentlichen au« 40 Mill. Frc«., die durch Anleihen aufgebracht und zu öffentlichen Arbeiten verwandt werden; dann au- 2,650,000 Fraucs Slaai-beitrag zu dem Bau zweier neue» Lvcäea und zur Au«, besjeruug de« Tan,IS der Billette. Für uovorhergeiehene Ausgabe» sind uur 420087 Frc«. oagesetzt, während e< diese« Jahr drei Millionen waren» welch« kaum ausreichtenk Dabei ist da« Gleichgewicht, wie e« der Voranschlag ausrechuet, sehr trügeriich. Im Jahre 1887 brachte die städtische Berbrauchssteu,r 136,500.000 Kranes und blteb damit um 1,233,000 hinter dem Voranschlag zurück. Nicht« desto weniger Hot man dieselbe sür diese- Jahr wi'deram aas 13?'/, Millionrn angesetzl. Hier steht jeben- salla eine Enttäuschung bevor. Aebnlich sieht e- mit den Mietben sür Strobenlaad, und in dea öffentlichen Anlagen, welche 1336 827 000 Frc«. trachten, vorige« Jahr aus 1,498,476 Frc«. ongeietzl waren, welche nicht entfernt erreicht wurden, uud trotzbem sür 1883 mit 1,726.476 im Loranschlag strhen. Tie vkrlrogiiiäßtge Abgabe der Gasqeirllichast an die Stadt ist aus 18,965,000 Frc- ongeietzl, oder 1,245.000 mehr al- 1887. Auch hier ist eia Ausfall voa eiuer halben Million zu befürchten. Der Gemeiadrraih gesteht daher o»ch selbst ein, daß neue Steuern notbwendig sind, obwohl jetzt jeder Pariser lährlich 110 Frc«. stäbtiiche Steuer zu troae, bot, gegen «0 Frauc« im Jahre 1848. «ber der Gemnnderath will hieraus die Noih- Wendigkeit der Unabhängigkeit der Pariser Stadtdedörde beweisen. Er behaustet steif und fest, aisbann wurde sich der Et»dthau«hol» im Handumdrehen gar glänzend gestalten. Gescheidter wäre e« frei- lick», durch gute Berwaltuug de« Stadthau«halte« sich die 1I»ad- düiigiillrit za erkämpfen. Denn »» dieser Richtung besitzt der G:mc,nderaih schon längst große Unabhängigkeit: Er hat bedeutende Steuererhöhunge» und selbst veu« Steuern (z. B. Kehrsteuer) tin- sühren, anderseits auch die Ausgabeu entsprechend fteiger» könne». Tie Regierung hat ihm hierin große Freiheit gelassen. Zu dea durch ihn grschaffenen neuen Ausgabe» gehören die 900,000 Frc«. welche der Gemeinderath selbst der Stadt kostet, keine (30) Mitglieder erdalle» 450,000 Frei. „Erßattuageu". da sie gesetzlich weder Gehalt noch Entschädigungen sich bewilligen dürfe». Die Wortklauber de« Gtmriuderathe» »erstehe, sich jedeusallt daraus, dem Kiad dea unschuldigste». ua»ersS«,l>chfte» Name» zu gebe». Für Aufwand, Ressen a. s.«. find 37,870 Frc«. aagesetzt, für tzl« städtisch« Druckerei 90,000, da« amtliche Stodtblatt (..Bulletin mu»>cip«l ossiciel'H 110,000 Frc«. Für di« Polizeiprisectur mit ihre» Lausende» vo» Beamte» muß di« Stadt SS.471H40 FrcS. beitrage», trotzdem der Gemeluderoth dieselbe» jede« Jahr verweigert. Dt« sttdnsche Feuerwehr kostet 2.227.000, di» städtische UutersuchaustaU 285,600. Für dir Stadigarde (gurü« rLpudlieiuve) oder Geudvrmerir sollte die Siad« die Hälfte der Kosten, 2.890M0 Frr«.. beitragen. Der Gemeinderath verweigerte sie, weil di» Stad« 1887 nur 1,7U).700 bezahlt bob« ovd dieselbe sür die vom Keieglminister, «utrr der di« Truppe steht, beliebten Mehrausgaben nicht ouszukamme» habe. Dnrch Leeret de« Präsidenten der Republik wird aber die Stadt gezwunge» werde», die gesorderte Summe zu leisten. Da- Echailorsen veranlaßt 23,764.668 Franc« Aasgabsa gegen 10'/, Millioaea im Jahre 1876. Doch sind, wie der Berichterstatter Lovy zugesteht, »ich» durchweg entsprechende Fortschritte zu ver zeichnen. Die städtische» Aaftaltea zählen 148,800 Schüler, wooo» 117,000 in dea Volksschule». Die Psarr- oder congrrqaniftischr» Schule» zählen 71,750 Kinder. Man schätzt» daß 8000 Kmdrr keiu« Schule besuchen. Doch dürften die meiste» deshalb nicht ohne Unterricht onfwachsen. Die höheren freien Schulen zählen über 16,000 Zöglinge. Für den Unterricht der Knaben in Handfertig keiten ist Biele« geschehe». 1883 ward« anch in den Mädchenschule» theoretischer Unterricht ia de» Haularbeite» etugesührt. I» elf ge hobene» Mädchenschule» ist ouch der praktische Unterricht im Koche», Reinige» uud Wasche» eiaaesührt. Die hauptsächlichste» sonstige» «»«gabea stad: Gehalt« der Beamten (über 1500) der Seiuepräfectur 4,267,950; Bauwesen »ad Kuustbeftelluugen 4,158,700; Straßen 80,161,853; Anlage», Parke und Pflanzungen 11,257,000; Wasserleitung, Eielnng uud Absudr 7,980.000: Armenpflege 22,845,080 Frauc». Letzter» siad seit 1878 um 8'/« Millioue» gestiegen. — London, »1. Januar. Ein Procrß schwebt zwischen der „Financial New»" und der .Mornioa Post". Erstere«, ein Morgenblat». beabsichtigt die LuSgabe eine» Abendblattes unter dem Titel .Evening Post", wa» die .Morning Post" al» «inen Eingriff ia rhr Alleinrecht aus den Namen Post betrachtet. — Der Schauspieler Henry Irving soll sich eudgiltig entschlossen haben, die seiner Gestalt und seinen Bewegungen allein vollkommen entsprechende Rolle de« Don Quixote zu übernehmen. Er hat seinen Leib- dichter Will» mit der Dramalisirung des bekannte» Roman» beauftragt. Die Schwierigkeit beruht nur ia der Unter bringung der ersten Liebhaberin, der Miß Terry, da Cervantes nicht für sie vorgearbeitet hat. — Bern. »2. Januar. Auf Anordnung de» Bunde»« rath» (Abtheilung de»Innern) ist soeben eia mNeuenburg schon seit 40 Jahrea bestehender Gebrauch aufgehoben worden, der dieser Stadt zwar ziemlich viel Geld eingebracht hat. aber im offenbaren Widerspruche zum neuen fchweizeri. scheu CivilstandSgesetz steht. In England sind die Hei- rathen zwischen Schwägern undSchwägerinnen nicht gestattet, werden aber, wenn sie im AuSlande abgeschlossen worden sind, dort nichtSdrstoweniger anerkannt. Daraushin war in London eine Agentur errichtet, welche sich den Ab schluß solcher Ehen ia Neuenburg zur Ausgabe gemacht halte. Die betreffenden HeirathSwtlliaen hatten ia Neueuburg ihre Papiere mcderzulegen, dort Wohnsitz zu nehmen und 100 Francs dem Canton und 75 Frc». der Stadl Neuenburg zu zahlen. War die» geschehen, so wurden sie ausgedoten uud erhielten die staatliche Bewilligung. Waren dann alle übrigrn Vorkehrungen von dem Agenten getroffen» so ersolgte der Ebeschluß aus dem Neuenburger CivilstaadSamt und l»e kirch liche Einsegnung der Ehe fand in der Kirche zu Serriöre» statt. Solcher Eben wurden zu Neuenburg im Jahre durch schnittlich 20 abgeschlossen. Da diese Ehen gewöhnlich den reichern und vornehmem Ständen angehörten, brachte dieser Gebrauch im Jahre eine gauz ansehnliche Summe Geld nach Neuenburg. Dieselbe wird nun wohl anderswohin fließen. (Nach dem „Revcil" wäre in Serriüre» übrigen» die letzte englische Ehe am 8. September 1875 riugesegnet worden.) — Au« Athen wird dem „Standard" gemeldet: „Ja der Nachbarschaft vo» Theben, der Hauptstadt von Böotiea. sind soeben die Ueberreste de» berühmten alten Tempel» oeS Kabeiroi entdeckt worden. Da-Gebäude, welche» von PausaniaS geschildert wird, wurd« nn Lause einiger Aus grabungen, die von der deutschen archäologischen Schule voa Athen auSgesührt wurden, vorgesunden. Außer den Ruinen dieses TeinpelS wurden verschiedene andere wichtige Gegen stände entdeckt, darunter Basen, zahlreiche kleine Stier« und Ziegen in Bronze und Blei; serner eine Bronzestatuette einer der'weiblichen Gotthriten oder Kabeiride», eine Krone au» Epbeublätlern tragend, mit einer Maske hinter ihrem Kopse, während ihr Sohn ihr Wein kredenzt. Die verschiedenen Entdeckungen sind voa großem Werthe. da sie einig« dunkle Puucle der hellenische» Mythologie ausklärea." -- Shangbai. 20. December. Hier sind die Chinesen außer sich vor Staunen über die Weisheit eines ihrer Richter. Bor Kurzem wurde nämlich ein Mann vor den selben geführt, der beschuldigt wurde, einen Tisch gestohlen zu haben. Der Angeklagte leugnete und führte zur Entlastung an. daß er körperlich viel zu schwach wäre, um ein solche» Verbrechen begehen zu können. Der Richter hörte seiner Er zählung ruhig zu und gab sich den Anschein, al» ob er Mit leid mit dem Unglücklichen habe. »Gehe heim uud laß Dich bellen", sprach er. .und da Du sehr arm bist» nimm jenen Sack mit 10.000 Tael» baar al» Geschenk voa mir." Der Angeklagte that eS, nabm den schweren Sack über die Schultern und ging fort. Er war noch nicht weit, al» er wieder ver haftet, in» Gericht zurückgebracht und schuldig befunden wurde. Der Richter bemerkte, daß ein Mann, welcher einea so schweren Sack tragen könne, ohne Schwierigkeit einen leichten Tisch ;u stehlen im Stande sei. — In Australien baden sich di« Kaninchen so vex- mehrt, Haß sie in dielen Bezirken ,« eiuer furchtbaren Land plage geworden sind. Infolge dessen hat sich di« Negierung von Neu-Süv-WaleS veranlaßt gesehen, «ine Summe von 25.000 Psv. Sterl. (500.000 -ckl) sür die Erfindung eine» Mittel» zur gründlichen Ausrottung der Thiere au»;usetz«n. Iu welchem Hrade die Kaninchen die australische Landwirlh schast schädigen, darüber theilt ein Kenner trr Verhältnisse. Lockhardt, in einer englischen Zeitschrift u. A. Folgende» mit: A»j einer Farm in der Colonie Victoria, am Südufer de» Murray, wurden 110,000 Schafe gehalten. Al» Lockhardt zwei ober drei Jahre später diese Farm wieder besuchte, war der Biehstand aus 1200 Stück zusammcngeschrumpft. Da» batten die Kaninchen zu Wege gebracht. Sie hatten Alle» ausgefressen und Gräser undKräuter allenthalben vernichtet; alle Sträucher waren von ihnen entrindet worben; zuletzt kamen die Kaninchen selbst znTausenden um. weil sie zu je»rrZe>l noch nicht den Murray überschreiten konnten, um in Neu-Süd-Wale-irische Weiden zu suchen. Bon der süLlichcu Küste von Victoria waren die Kaniachenhorbrn allmälig weiter nach Norden vorgedrungen, bi» sie eben an dem Murrav eiue Schranke fanden. Schließlich wurde oder auch diese« Hinderniß über wunden: eine Flulb, die über die vorspriligruden Puncte de» SübuserS segle, führte die Kckniiichen in Hause» nach dem nörd liehen User, nach Neu-Süd-Wale». Biele.Tauscnde müssen dabei umgekommen sein, aber c» überlebten ihrer genug, um sich an dem Nordufer sestzusetzen. Bou da wanderten sie weiter nach Norden, uud Lmkhardt ist der Ansicht, daß diese» Wandern in nördlicher Richtung bei den Kaninchen zu einem Instinkt geworden sei. Dieser nördliche Marsch hat jetzt die Grenzen von OueenSlaod erreicht, einige Hunderte vo» eng lischen Meilen von der Stell« entfernt, wo sie den Murray kreuzten. --- Eine romantische Geschichte über Abenteuer auf einer öden Insel wird voa zwei Ueberlrbenven de» Schooner» „General Siegel" erzählt, die in Honolulu au- grtommen sind. Rach Au»sagr der Leute ging der „General Siegel" am 1. September 1886 von Honolulu nach den fran zösischen Frigottrn-Sandbänkeu aus einer Haisisch-Expedilioa in Ger. Die Bemannung des Schisse» bestand an» dem Capital« und S Matrose». Am 23. September käme» sie aus der Höh« da Medway-Jasel an. wo das Schiff vor Inka ging, während di« Mannschaft am Gestade eampirtr. Gegen Mitternacht am 26. Septrmber erhob sich «iu Sturm, der da» Schiff au» Gestade trieb und «» zum Wrack «achte. Somit fanden sich dir Leute in der Mitte de» Ocean» aus einer vorn Insel, wo ihnen al» Leö«n»mitlel nur Seevögel und deren Eier, sowie Fische zur Verfügung standen. Etwa 10 Tage später wurde einem Manne beim Tödten eine» Fische» wit Pulver die eine Hand weggerifien, und in wenigen Tagen «lag er seine» Verletzungen. Nach diesem Lreigniß scheint zwischen dem Steuer mann Jorgen und den anderen Leuten «ine Fehde au<- aebrochen zu sein. William Timpe, einer der Ueberlebenden, sagt au», daß. während er sich in der Hütte allein befand. Jorgen ihn hinterrücks mit einem Strick zu erdrosseln ver suchte. Aus seine» Hilferuf stand Jorgen von seinem Mord versuch ab. Aber der Capitain und «in Matrose. Namen» Brown, wurden von Jorgen ermordet» al» sie sich aus der Suche nach Eiern befanden. Al« die Anderen die» erfuhren, beschuldigten sie Jorgen de» Morde«, aber dieser behauptete, die Beiden hätten Selbstmord verübt. AlSdan« beschlossen Timpe uud ein anderer Schiffbrüchiger» Namen» Olsen, ei« Insel zu verlassen. Sie zertrümmerten demgemäß da» Schiff-boot und segelten am 28. Juni v. I. iu einem großen Prahm von der Insel ab, während sie den Steuermann einem Schicksal überließen. Sie steuerten nach der MarschaU- Änsel, die sie nach einer zweiundrinhalbmonatigen Fahrt auch erreichten. — Ja einem kürzlich zur vertheikung gelangten Circular de» deutschen Fischernverein« spricht sich H. D rögemit ller, Rector in NeuhauS an der Elbe, eingehend über di- Fluß- Perlenmuschel (vnio margnntiksr) und die Wiederbe lebung der deutschen Perlensischerri au». Da- Gebiet der Perlmuschel ist ia Europa ei» sehr ausge- dehnte«; man findet sie io den Bächen deS Ural«, de» uralisch-kar- «thischen und de« uralisch-baltischen Landrücken«, im nördlichen Rußland bis zum Ei-meerr, ia den klare» Flüssen Schweden» und Norwegen«, aa der Westküste Irland« und ia den Bächen der Pyrenäen. In Deutschland sind die Hauptrevierr der bayerische Wald, da« Fichtelgebirge, da« sächsische Vogtland und einige Bäche der Lüneburger Haide. Alle Bäche, in denen vaio m,rx»rlti/er vorkommt, haben kalkarme- und deshalb äußerst weiches Wasser. Ueber die Entstehung der Perle» sind vielfach Untersuchungen ange- teilt worden, die aber, soweit e» vnio margantcker aabetrifft, blS- ong zu keinem positiven Ergebniß gediehen sind. Nach der uatorge- chichtlichen Beschreibung der Fluß-Verlenmuschel tritt der Verfasser der Frage näher, ob nicht aus künstlichem Wege die Ausbeute an Perlen wesentlich zu steigern ist. Die Antwort ist eine verneinende, da alle bisherigen Brrsijch«, in ähnlicher Weise wie die Chinesen seit Jahrhunderte» die Perlenbildnng zu bewirken verstehea, Perlen auch bei uns zu erzielen, gescheitert sind. Es giebt indeß auch schon einstweilen der Mittel genug, um die Ausbeute an schönen Perlen erheblich zu steigern. Bor allem gehört dahin, daß man Muscheln, welch« kleine Perlen enthalte», au solch« Stellen der Bäche bringt, wo ein kiesiger klarer Grund ist und anch namentlich da- Wasser nicht zu langsam fließt. Untersucht man an solchen Stellen den Gruad genauer, so wird man namentlich aa den dort eingebetteten Steinen eine lebhaft grün gefärbte Algenart treffen, von der sich die Muschel vorzugsweise nährt. Diese Algenart findet sich aber aus- chließlich in Perlenbächen, und sobald selbige bei Erweiterung de» Flusse- schwindet, ist auch ttnio marxnrilltor verschwunden, und andere Muscheln treten an die Stelle derselben. Gerade ans dies« Algenatt hat man die künstlichen Ansiedelung-Plätze der Musä>tla zu prüfe» und man wird dei reichlichem Vorhandensein dieser Kryvtogame sehr leicht innerhalb eiaigrr Jahre Perlen von der Größe eine- Senfkornes bi« zu derjenigen einer kleinen Erbse bringen können. Da die Muscheln ihre» Ansiedelungsvlatz nur sehr selten verlassen, so hat man nicht zu besiirchren, daß die eingesetzten und mit Namen und Datum versehenen Muscheln nicht wieder auszu- inden sind. Natürlich müßten dann alle Perlenfischer gleiche- In teresse aa der Sach« haben und überhaupt keine Perlsamea oder Staubperlen mehr dea Muscheln entnehmen, sondern warte», bi- die Perlen eine genügend« Größe erreicht haben. Das Hauptaugen merk aber hat der rationelle Betrieb der Perlenfischer«, daraus zu richten, daß dir Muschel» beim Untersuchen auf Perlen überhaupt nicht mehr ausgeschnitten werden dürfen, sondern behufs Erzeugung zahlreicher Nachkommenschaft Wiede» auversehtt dem Wasser über- gebe» werden. Eine Perlenmuschel vermag nämlich Tage lang außer halb des Wassers ihr Dasein zn fristen und öffnet sich alsbald von elbst durch Erlahmen der Schließmuskeln. Nachdem dies geschehen, braucht mau nur passende stumpfe Gegenstände zwischen die aus- klaffendea Schalen zu schieben, um iu aller Ruh« den Mantel mit einem spannrttg zugeschnittenen Hölzchen auf Perlen vorsichtig zu sondire» fall« man überhaupt Staubperlcn den Muscheln entnehmen will, denn größere Perlen sieht man sofort ouch ohne genaue Unter- uchung. Biele Hundertlauscnde von Muscheln wurden bislang durch gewaltsames Aufbrechen oder durch barbarische- Abschneiden der Schließmuskeln völlig nutzlos geopfert. Diesem Vandalismus muß dnrch strenge Verordnungen für immer Einhalt gethan werden, denn nur dann ist mit Sicherheit daraus zu rechnen, daß sich ia absch- barer Zeit der frühere Muichelreichldum der entvölkerten Gewässer wieder eiastelleu wird. Die sogenannten „bemoosten Häupter" sollte man überhaupt in Ruhe lasten, weil diese äußerst selten Perlen ent halten und nur noch als Brotmuschel» wctthvoll sind. — Wir verschieden die Wirkung der Witterung aus lange Jahre ia freier Lust ausgestellte» Eisen Heldortreken, davon haben, unter Anderem, ia neuerer Zett drei Wetter fahnen von Leipziger Bauwerken interessanten Nachlvei» gegeben. Der Wetlerhahn auf dem Dache de» alten Magazin- gebäudc» und später dem der PeterSkirche. wurde 1529 auf gesetzt und hat sich über vierthalbhuadert Jahre in bestem Zustande erhalten. Spure» von früherer Bergolkung, dir da» Eisen vielleicht conserdireu könnte, sind an dem Wetter- tzahne. welchen jetzt die Sammlungen de» Verein» für die Geschickte Leipzig» verwahrt, nicht zu bemerken. Die andere Wetterfahne stand feit dem Jahre 1537 aus dem Tboma»- thunue. Die eiserne Spindel hatte im Lause der Zeit so gelitten, daß vielleicht die jetzige Abnahme de» ThurmknopfeS und die Wetterfahne eia durch den Absturz mögliche» Unglück verhütet hat. Die Fahne hat weniger gelitten und kau» ihrrn alten Platz, nachdem sic auSgcbesscrt worden, wieder aus lange Jahre eiunehmen. Line geradezu merkwürdige Zerstörung ließ dagegen die vor einigen Tagen von dein im Abbruch befindlichen Eckhaus« der Grimmaischen Straße und Ritter» straße herabgenommene Wcltersahne erkennen. Während die Spindel leidlich erhalten geblieben ist, hat der Rost die Fahne dergestalt zerfressen, daß kaum noch die JahreSzabl 1728 und zwei Buchstaben erkennbar sind. Sie ist also erst 160 Jahre alt. — Sollten vielleicht die Unterschied« im Zustand« dieser drei Fahnen aus die Qualität de» Eisens zurück- zusühre» sein? Literatur. Eine heilige Familie. Roman vouGerhardvonLmyator (Dagobert von Gerhardt) Dritte Auslage. Leipzig, Wilhelm Friedrich. — Dieser sehr empsehlenswetthe Roma» schildert in anschaulichster Weise gesellschaftliche Kreis«, die sich nicht ollzuselte» mit dem landläuflgen Begriffe „gläuzeadeS Elend" decken. Da» Leben eine» mittellosen OlficierS, wie viel bitte« Kämpfe, wie viel Herde Entsagungen schließt ein solche» in sich rin, und welch dankbaren Stoff bietet r« dem Schriftsteller, vollend« einem solchen, der wie «myntor jenen Kreilea als hochgestellter Osficier anaehörte, zur Ent- saltnng seiner schilorrndea Kunst! Der Roman, dessen Motiv derart aas genaueftrr Kennt»,ß der einschlägigen Verhältnisse basitt ist und demgemäß überzengend wirkt, erweckt stellenweise einen geradezu tragischen Eindruck, denn „am Gold« häng», nach Gold« drängt" hier der jugendliche Held, der doch zu dea armen Teufeln zähl», die nur unter den schmerzlichste» Entbehrungen, — selbst die Neigung de« Herzen» fällt ihnen zum Opfer, — >hr äußerlich glänzende« LooS mit Anstand zu tragen vermögen. Diese« Sehnen nach Reichthum, diele« Anssudel», al« di« Hoffnung ans seinen Gewinn ihm lacht, di« Ber- zweistnag, welche stldsi zum Wahnsinn führt, da jene Hoffnung sich al« vereitelt erweist, könnten leicht abstoßend berühren bei der joak ungemein sympathisch berührenden Figur, wenn der Autor e« nicht verstanden Hütte, ihr zum Lchlnssc h a al« wirksamen Gegensatz zn dieser auschnuend materialistischen Richtung die höchste ideal« Ge staltung »u verleihen. Alt da« Geschick dem jnageu Offiner alle« Da« verliehen, «a» zu entbehre» ihn so tief gequält, er voa schwerer Krankheit genese», auch die Geliebte seine« Herzen« heiinluhren kan», da verwrndeu Beide die ihnen geschenkten Reichthümer nur dazu. Ander« glücklich zu machen, da „dieses Streben eigner Glückselig.»«,« dieut". Sir repräsentireu so die Aristokratie de« HerznG, welche sie die »oruehmst« «»» alle» dünkt. Seine» ideale» Gehalte» was», her sich mit einer trenn» Schilden», wtrkkche» Leben» «»> «M»
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