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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188801178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-17
- Monat1888-01
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.01.1888
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,7. Erste Geilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. Dienstag den 17. Januar 1888. 82. Jahrgang. w»a, vorrütkir- berx b,II. 6 Mli. ssts Umrarln Neuvenen »)ulilr«a, d Suyun- »lltsei«». e»ltäu»e. »sten I, welcher I, sich zu IM. arbon drizung, eheizl von ll kleinere uchSscrtig, iernickelter ppelsenster r erwärmt iliebhaber. rt, treibe« a Wagen, d wärmen >a«». It>87. nx rru. Ä'. »ll. »s vnS » rUtoa kür >o»»l- ivt »t« ueo nt!« io 6oa lvvai«. Lin tiomanschluß. Von traft Remia. ' sI»^dr»S »er»,»«;. Die frische, starke Berglust, »er bequem «»stergend« Wald- »eg — e« war wohl schon eine Stunde vergangen, seit die Durchlaucht den Wagen verlosten «u» v»»«g «klein s, vor sich hin fchl-ndcrle, und »och suhlte er gar keine Ermüdung i« Grgentheil ein erfreuliche» Tejühl von Kraft und Gehlust in den Schenkeln. Mochte auch wohl die Wirkung Pe» Chinin sein, da» der Geheimrath seit kurzem al» Noburan» gab. ,» So hoch war er seit Jahren nicht gewesen, seit Jahren »icht so frei von seiner nervösen Unlust. E» war dock «lgentlich recht waS Hübsche», diese Waldeinsamkeit; thau- snsch, morgenglLnzend der ticke GraStepptch am Boden, klar umrandet die einsallendrn Sonnenlichter, welche die Riescn- larren gelb sprenkeln, weitballend zwischen veu stillen braunen Stämmen da» Finkeiigeschmetler — wenn mau nur erst »iumal Uber den Gegensatz dieser ewig junge«, gesammelt- ernsten Natur mit dem eigenen alternden, gleichqiltig-matten GewüthSleben hinweggekommen ist. Und so wanderte er weiter und weiter, schwang da» Spazierstöckchen. blickte mit vornehm-kurzsichtigen Augen um Ich, köpfte höchst'Ngelige, strenqfarbene Waldblumen am Wege»- »and. pfiff vor sich hi» — und Halle sich zuletzt vollkommen Perirrt. Da, wie eben der schmale Pfad in eiue dicke, dunkle kaimen-Sckonunq rechtwinklig abboz. sprang ihm mit einem Nkale eine gelbzoltige Dogge entgegen, stellte sich breitbeinig Por ihn in den Weg und machte keine Miene auSzuweichen. „Fort, Kvler!" ries die Durchlaucht — der grobe Hund »iihrtr sich nicht. Nun hob der Fürst den Spazierstock. „Bitte, mein Herr, schlagen Sie den Hund nicht — ich «Achte Sie nachher nicht mehr vor ihm schützen können I" Da» rief eine Helle Stimme, warnend und nicht ohne fühl- Aaren Spell — und wie der Fürst aussah, trat ei» junge» Mädchen, weißstirnig, blondzöpsig, hoch und stark gewachsen, au» der Schonung. „AK. sehr liebenswürdig," meinte die Durchlaucht, „daß Sie mir Ihre» Schutz zugcdacht," und winkte lächelnd mit Per Hand. „Nun veranlaffcn Sie de» Herrn Hund wohl Auch giitigst, aus meinem Wege zu treten!" Plötzlich stutzte er, klemmte da» Monocle ein und starrte »it geradezu verblüfftem GcsichtSauSvruck dem Mädchen in« Gesicht „Mein Soll Fräulein von Geisa Caroline — — wa»? Sie leben? aber nein, e» ist ja unmöglich! Gardo», mein Kind, eine Aehulichkeit " „Wa- ist unmöglich?" sraglc La» Fräulein schnippisch und Beruhigte den Hund, welchem des hoben Herrn hastige Anrede tllichk zu gefallen schien. „Daß ich Caroline von Geisa beiße »nd lebe? ES ist freilich so!" Der Fürst trat i» wortlosen, Staunen zurück. Nach einer stumme» Pause wischte er mir der an ihm bekauntcn Be Hvegung. durch die er einen unbequemen Gedanken zu ver> »bschieken pflegte, über die Brauen und sagte kühl: „Nun Wohl, eine Verwandte, schon gut! Sage» Sie, mein Kind, Wo bi» ich hier? Und aiebt eS wohl eine Behausung in der Nähe, in der ich einen Wage» haben kann?" . „Nur bei u»S, aus MarkinSroda am Meiscnstcin." „WaS ist MartinSroda? Und Meilenstein — da bin ich H» wohl hier schon aus Weimarischem Boden?" .Freilich", war die Antwort, „MartinSroda ist meiner Mutter Girl." .Wie weit etwa von hier?" ^ .Eine halbe Stunde, mein Herr." .Wollen Sie mich dahin führen?" ! »Gern — ich bin aus dem Heimwege" Eine Viertelstunde war e» bergauf gegangen, da» Mädchen P»ran, dann der Hund, der grob und argwöhnisch dem hohen Herrn den Lortrilt abgclrotzt, auch jeden Versuch, ihm aus die Hacken zu treleu, in wirkungsvoller Kriegsbereitschaft ab- Wie», hinterdrein die Durchlaucht — und letztere mit seltsamem stummen Miencnspicl, vielfach über die Brauen wischend, als Alme der unbequeme Gedanke wieder und wieder. „Mein Gott, Sie steigen, al» hätten Sie Sehnen von Stahl, mein liebe» Kind! Ich bedarf einer Ruhepause!" hieß »» nun, und der Fürst setzlc sich aus einen abgesägten Baum stumpf, fächelnd und kurzalhinig. Da» Mädchen machte kehrt und blieb stehen, begann an ^m Strauß Waldblumen und Gräsern, den r» trug, die Stiele egal zu zupseu. ^ „Wie alt find sie wohl?" fragte die Durchlaucht. . „Sechzehn Jahr." „Und wa» für eine Geborene ist Ihre Frau Mutter? Er wartete die Antwort nicht ab. Er fragte hastig Weiter: „Eine «eboren« Geisa-Mciringeu? Unv Ihr Herr Vater auch ein Geisa? Au» dem Hause Mahrenholtz etwa? And Ihre Mama heißt Caroline, wie Sie?" ^ Da» Mädchen krauste dir Slirn. man horchte sie au». „Sie kennen also meine Ellern?" fragte sie endlich dagegen Da zuckte ein eigene» Lächeln über de» Fürsten gespanntes melancholisch und ein wenig diabolisch: „3hre Frau Mutter kannt' ich." sagte er langsam und ß«n Blick ruhte lange prüfend aus de» Mädchens Gesicht. ^Sechzehn Jahr! Sechzehn Jahr! Sie gehen so schnell Pahm. Rehmen Jugend, Kraft, alle Illusionen mit und alle Ideale. Und welche Comövie hat man mir damals vor- «espiell I Geben Sie mir Ihre Hand, mein liebe» Rind; Sie stehen vor mir. wie eine ErinnerungSstaluc meiner Jugend. Ich wollte, ich konnte Sie so malen laste». Wollen Sie mir nicht Ihre junge Hand geben ?" Jetzt hielt da» Mädchen den Herrn für toll. Die Dogge Wahl auch, denn sie trat gewichtig vor da» Fräulein. , Der Fürst aber erhob sich mit einem derben Lächeln: „Nun wohl — ich verzichte. Aber lasten Sie un» gehen. Ha, Mähren Sie mich zurück zum Hanse Ihrer Frau Müller." Seine Stimme klang belegt — sie gingen. — — — — — —» — — — — — In da» Lindenzimmcr halte da» Fräulein den Gast ge- Kihrt, Halle ihn gebeten. Platz zu nekmen. und war gegangen, Pie Mama zu benachrichtigen. Nun saß er in dem großen Raum und suhlte eine eigen- thPmliche -Herzbeklemmung. Vielleicht war da» seltsam ge- Pämpst« Licht daran Schuld, da» etwa» Schwüle», Scheue», krivarllingSvolle» im Zimmer zu verbreite» schien, die» grün- «iche Halbdunkel, da» unter dem dichten Linbenbach vor den Fenstern «infiel. Marotte de» Zufall», ihn nach mebr denn sechzehn Jahren Ihr wieder iu» Hau» zu führen. Welch Gefickt st« machen WRrdek Ihr Hut. ihre Mantille war damals im Teich schwimmend gesunden worden — sie selbst war verschwunden »edlieben. Dar also ruhig über die Grenze gegangen, hatte Pe« Geisa-Mahrenholtz geheirathct, von dem auch nie Jemand «ehr etwa» gehört, batten hier in der Bergeinsamkeit Welt- rutrllckt gehaust! Rach all' den tragische» Austritte» damal»! Da hing auch »e» Galten Portrait an der Wan», ein statt licher, »reiter Mann. t»rse Fallen aus der Stirn, grau- gestrShnte« Haar — war inzwischen gestorben, wozu sonst Per Kranz mit schwarzer Schleife, der da» Bild «mrandele? Die unbehaglich diese Situation — er vor diesem Bilde wuweud. War'» nicht lächerlich, ginge er jetzt lieber wieder Mt. Und doch hielt e» ihn, zwang e» ihn zu bleiben, un» ^Hig ihre» kommen» zu harren „E>n sremder Herr, mein Kind, rin Besuch? Und Du hast ihn ohne Weitere» iu» Lindeuzimmer gestthrt? Hat er seinen Namen geuinnl?" „Nein, Mamachen, aber er kennt Dich von früher, kannte auch Papa. Er sieht sehr vornehm au», drückte sehr bestimmt seinen Wunsch au», einen Wagen zu habe». Er naniite mich gleich bei meinem Niine». al» er mich sah — sprach aber näriisch und wunderte sich, daß ich lebe — vor sechzehn Jahr,-» — vor lechzehn Jahren Gott, Mamachcu, wie blaß Du heule aussiebst " Die Dame balte den Kops abgewendet, ging nuu langsam mil einen, unsicheren, tastenden Schritt zum Fenster, stieß c< aus »nd ries hinaus in den Hos: Ernst — Ernst!" Sie mußte eS wiederholen — erst beim zweiten Male war die Stimme wieder klangvoll unv tönend. Draußen ging raffet,,o eine Stalltbür aus. .Ziel» den Sluhlwagen berau». Ernst, und spanne die Schimmel ein. Nimm auch D-cke» sür die Pferde mit. Es ist sür eine lange Fabit!" Tann wantle sie sich in» Zuniiier zurück: „Und D». Carola, gebe einmal zu Mademoiselle Dupreh hinaus, sieh', wie e» mit ihrer Migraine steht und leiste ihr ein wenig Gesellschaft l" Welche» Gesicht sie machen würde! Sie hatte tue Portiüre hinter sich zusallcn lassen, stand nun da, ruhig, leidenschaftslos, schön, mit ihrer freien Slirn, ihrem dichten krausen Blondhaar. ivic enist, aber nickt mehr da- scheue, blutjunge, reizende Kmd, sondern ein vollauSgereisles Weib, und balle Auge» im Gesicht, so lies, so klar, und die so ernst, so streng ernst ih» ansckaulen, daß er die seinen zu- aini»enk»eisen. daß er blinzeln, daß er endlich wie gedemüthigt zu Bode» blicken mußte. Nun warf er den Kops aus. .Dem Zufall, ineine gnädige Frau," begann er» .den, Zufall, der mich berführte, b>n ich dankbar, daß mir endlich der Alp vo» der Brust fällt, mich von der Mitschuld an dem betrübenden Entschlüsse eine» leidenschaftlichen jungen Herzen» nicht sreisprechen zu können. O, c» war grausam, mir die» peinliche Bewußtsein so lange Jahre zu taffen, während die Wasierseen sich damals doch uut dem leichten Opfer eine» Damcnl'utes und einer Mantille statt dem eine» Leben» ge nügcn ließen!" Sie schwieg. Ein stille», tiefernste» Lächeln spielte um ihre Lippen. Und mit einem Male halte die Durchlaucht die seltene Empfindung, etwa» recht Knabenhaftes gesagt z» haben. .Ja. e» war grausam. Ihne» die» „peinliche Bewußtsein" so lange zu laste»!" sagte sie endlich. Ihre Stimme! Weich und voll, wie einst, aber so ein eigene» leise» Mitvibriren einer geheimen, mächtigen Erregung in den schweren, tiefen, dunklen Laute». Seltsam, wie ihm die» zu Herzen ging und wie sei» Herz unter denselben in schweren, liese», dunklen Empfindungen zu wallen begann! Damal», al» die politische Nvlbwentigkcit einer ebenbürtige» Vermählung an ih» herantrat, hatte er sie sortgeworsen, die junge, knospeiihasle Blütke, die ih» kurze Zeit ergötzt. Ost war ihm inzwischen die nagende Erinnerung an sie zurück gekehrt, mit stummem Vorwurf gepaart; ihre Zartheit, Un schuld und sauste Hnigabc halte» jeden Vergleich überwunden — da siand sie »un deute wieder vor ihm. kaum eine Andere, aber ein Weib geworden, wie e» ManneSreife begehrt; und wie sie jetzt zu ihm sprach, war'» dem Alternden, als würde in ibm an diesem Morgen die ganze Vergangenheit lebendig, voll Iugendkrasl.LiebcSdrang und stark au'qiiellciidemEnipsinten „Carola", begann er, .in Ihrer Stimme ist ei» dunkles Grollen — so sprechen sie e» au», daß ich einst — feige ge bandelt, al» ich unseren Iugendidealen von sreicin, stillem Glück untreu wurde, als ich, vor die Wabl zwischen unserer Liebe und der Krone gestellt, mich gegen mein Herz entschied Sagen Sie es mir so bitter, daß eö Sic befriedigt — und dann sagen Sie mir, daß Sie in den sechzehn langen Jahre» unserer Trennung darüber hinausgekommen sind und mir — verzeihen!" (Schluß folgt.) Kaufmännischer Verein. * Leipzig. 16. Januar. In der letzt,,, Versammlung de» Kaufmännischen Verein» hielt Herr Pros. I>r. Maure» breck er den zweiten seiner Vorträge über .die Geschichte der orientalische» Frage im lS. Jahrhundert" Der Redner verglich im Eingänge seine» Vorträge» da» Vordringen der Russen gegen da» türkische Reich mit der Geschichte von der Artilcheke, von der man ein Blatt nach dem andern abzulöscn und zn verspeisen pflegt, um erst dann zum Herze» dieser köstlichen Frucht zu gelangen. So sei e» auch mit dem Vormarsch der Russen aus Konstanlinopel ge gangen. überall hatten dieselben ihre Mine» gelegt. Es be staiid ein doppelter Gegensatz aus der Bulkanhalhinsel, einmal der politische zwischen de» türkischen Herrschern u»d den ihrer Herrschaft unterworfenen Völkern und dann der religiöse zwischen dem Islam und dem Cbriste»thum. Man war von alle» Seiten dabei, die Katastrophe vorzuberelten, und die Gähruiig erhielt sich namentlich unter dem griechischen Volk Der Herr Vortragende erklärte, er wolle sich jedes Urtheil» enthalten in der große» Streitfrage, ob die heu. ,en Griechen die Nachkommen der alten Hellenen se>e». Es gebe in dieser Beziehung zwei sich total widersprechende und dann noch eine vcrintttclnde Meinung, nach welcher die erhalten gebliebenen Reste der alten Hellenen mit slawischen Ele menten vermischt sind, lieber drei Jahrhunderte hatte die türkische Herrschaft über die Griechen gedauert, als im l8 Iabrbundert ein »euer Aufschwung sich unter diesem Volke bemerkucb wackle, sowohl aus materiellem, als auch a» geistigem Gebiet. Hierzu trug bei, daß rn der Meinung Europa» die Griechen der Glanz der Antike umstrahlte; man sah mit ticfcm Schmerz die Griechen asiatischen Barbaren »nlerworscn, und so stand denn das ganze gebildete Europa aus Seite der Griechen in ihrem FrcibeilSknuipse. E» war ein Beweis von der staalsinäii'ffschcn Kunst Rußland», daß e» nach dem Friede» von Bnkacest Leu Hebel i>: Griechenland c»,gesetzt batte und seine ehrgeizige» Bestrebungen in da» Gewand deS PhilhelleniSmus kleidete. Der Redner ging nun aus die Geschichte de» griechischen Aufstande» unk seine Vorbereitung de» Näheren ei», er gedacht de» Gebeiiiibuilde», der sich unter den Griechen im ganzen Weltlheil begrüntet hakte, und warf die Frage aus. wie Nußlano fick dieser voibcreitenden revolutionairen Lbä' gl gegenüber verhielt, die Frage dahin beantwortet, daß Kaiser Äieranter den Plan seiner Großmutter, die griechische Herrschaft an Stelle der tü.kiichen aufzurichken, adopt>t hatte, daß er ab-r zwisck n d-'Entlch'ieung, ob er die Ding, geben taffen, oder len Aufstand direct sör :rn sollte, schwinkte Rußland wollte nickt von sich au» einen wilden Volts ausstand erregen, sondern es wollte ihn nur leiten und in der Hand behalten. Rußland mußte eben Rücksicht aus Europa uehn'-n und e» wollte sich der vollendete» Thatsachc eincL VvlkSausstande» gegenüber sehen, che e» seine Ent schließungen faßte. --- Der Ausnand der Grieche,:, der zuerst im Jahre l82l »uter der Führung von Ahsilanli in Jassy und Bukarest lo»- brach, wurde von den Türken niedergeschlagen, welche» Schicksal auch den Ausstand m Albanien ereilte. Eni Anfang zum BesreliiilugSkimpfe der Griechen gegen die Türken war aber gemacht wsrden und e» waren die Funken davon nach der griechischen Halbinsel hinüber geflogen, wo e» ebensall» zum Kampfe kam, dergestalt, baß Morea >822 von den Türken befreit war. Nun legten sich aber die Großmächte in da» Mittel, namentlich Metternich, sür den die Griechen Rebellen waren und der i>» Verein mit England Ruhe predigte. Ter Kamps in Griechenland batte inzwischen den Charakter eines wilden Naeen» und Religionskriege» angenommen, man kämpfte aus beiden Seiten um die Existenz. Am NenjahrS- tag de» Iabre» l82Z Proclan,irte die griechische National. Versammlung in Argo» die Unabhängigkeit Griechenland», zu welchem Act Europa sich uoch sehr zurückhaltend verhiett. De» Tücken kam Egypten unter Mebemed Ali zu Hilfe, die E.chpter eroberten Morea und die Griechen schiene» ver loren zu sein. Im April l825 siel da« griechische Bollwerk Misiolunghi, bei dessen Erstürmung die Türke» ein culsitzUche» Gemetzel verübte». Mil de», EntscheiduugSkamps vo» Athen im Jahre 1827 schien die letzte Pnase be- Kampse» gekommen zu sein und aus die Seite derTiirken sich zu neigen. Da kam endlich den Griechen Hilfe vo» außen. England und Rußland, welche bi» dab>» unter dem Banner Metternich'» gestände», traten >u Gunsten Griechenlands aus, überall begannen in Europa ich die griechischen Sympathien der Völker zn regen, da» religiöse Moment de» Kampse» der Christen gegen die Un- gläubigen gesellte sich hinzu, die griechische Gegenwart wurde >>» Lickte der Vergangenheit gesehen, und vorzugsweise waren e» in England und Deutschland die Gebildeten, welche sür Griechenland schwärmte». B S an die Höse heran reichte diese Stimmung, und rann waren eS die Grausamkeiten der Türken, welche die Sympathien sür den Pk>lbellc»>Si»uS in zroßarliger Weise söidetten. In dem Kaiser Alexanrer rang ein konservativer Smn sort mit kein Gesicht sür Griechen, land. Nu» begannen die Verhandlungen zwischen den Mächten, die nicht einig über den Slandpunct waren, aus den man die Grieche» stellen wollte. Rußland wollte i» einem eigenen Interesse eine Zivitterstellung Griechenland», England i) sien völlige Freiheit und Selbstständigkeit, Oester reich eiilwerer die volle Unabhängigkeit oder die Wieder« »nlerwersiiiig unter die Türkei. Rußland fächle den Conflict mit Oesterreich, dagegen Aniiäherung an England. Da, mitte» i» diesen nn- ertigen Zustände» starb l825 Kaiser Alexander. Sein Nachfolger, Kaiser Nicelali», griff brutal, dabei aber »itt eiiergilcher und qeschickier Hand in die vrieulalischc Frage ein und von l82ü beginnl eine neue Eulw ckemlig dieser Frage. Rußland erlangte die Zustimmung England» zum aktiven Eingreifen, und al» dritter Verbündeter pflanzte sich Frankreich zur Rettung Griechenland» vor die Türkei bin. Die Tttiken suchten zwar die Ruffm zlisricdeiizustellen und äe schlöffe» de» Vertrag von Akkerma» ab, aber sie täuschten sch in der Erwartung, nunmehr vor Rußland Ruhe zn haben, >>» Gegeulbeil, jetzt erst reck: begann die Actio» der Russen Die Mächt: schloff n de» Londoner Vertrag zu dem Zwecke, ür die Griechen einen Waffenstillstand zu erzwinge»; die Türkei wollte nicht» davcn >v sie» und der Kamps dauerte ivrl. An die Spitze dej griechischen Ausstande» war in zwischen der berühmte Kapokistria» getreten. Die verbündeten Mächte hatten, »>» ihrer Forderung Nachdruck zu geben, ihre Vereinigten Flotten iu die griechischen Gewässer entsendet; die Raff'» gingen aus einen entscheidenden Schlag gegen die lürkisch-egyptische Flotte an», die Eagläuber wollten »ickl so weit gehen; aber Thatsacke ist, daß die drei vereinigten Admirale in ihren Entschließungen sethslftändig und auch in» gesainnil kampstustig waren. Die türkisch-egyptische Flotte lag in der Bacht von Navari» vor Anker, die englisch russisch-französische Flotte legte sich, »m sie am Auslaufen zn bindern, davor. Die S-eschlackt ciilspann sich, daS Ergebnis; war die vollständige Vernicklung der tüikisch-egyptische» Flotte, worauf die egyptische» Soldaten sich nach Egypten znrückzoge». Der Eindruck dieser Begebenheilen war in Europa zu nächst ei» begeisterter, aber in England trat dock bald Eriiiichtenin, ein. man hielt in der Bekämpsung der Türk n inne und löste nach und nach die Allianz mit Rußland, welches aus eigene Hand 1828 de» Landkrieg gegen die Tiiikei crvssnele. Dieser türkisch-russische Krieg besteht eigentlich au» zwe, Feldzügen und wir haben eine aiiSgezeichncte Geschickte davon au» der Feder unsere» genialen GencralseldmarschallS, de» damaligen Major» MoUkc. Zu der E:ten»l»iß. daß ne Griechenland nicht mehr behaupten könne, war die Türkei mittlerweile gekommen, und sie wußte Frankreich zu emem Arrangement dergestalt zu gewinnen, daß dasselbe da» Pro leclorat über Morea und die Inseln übernahm. Der Ber trag kam kabiu zu Stande, daß für die Türkei eine gewisse lose Oberhoheit über Griechenland gewahrt blieb, diese» aber sonst ganz selbstständig in seiner Verwattung, wurde unv diesem Compromiß verdankt Griechenland seine hculige Selbst stänbigkeil. Vorher aber halte» die russische» Waffen die Türkei noch mürber machen müssen durch die enlscheitenden Siege, welche die russischen Generale Diebitsch und Paskie witsch errangen. Die letzte Stunde de» kranken Manne» am Bosporus schien gekommen zu sein, doch wurde er durch den Frieden von Abrianopel »och einmal gerettet. Die Gründe, weshalb Rußland innehielt. da» volle Er gebniß seiner Wassencrsolge elnzustrcichen, sind wohl weniger i» seiner inilitairischen Erschöpfung al» i» der politischen Rücki.chtnahme aus Europa zu suchen. Weder England, »och Oesterreich dursten zuzeben, baß Rußland sich KonjlantiiiopelS bemächtigte, und auch durch die preußische Diploinatie wurden die russischen Forderungen herabgestimntt. Der Friede von Adriaiiopcl war aber trotzdem ein gewaltiger Fortschritt Rußland», die Türkei war z»n> Tode verwundet und nur durch den Schutz Rußlands konnte sie weiter existircn Dieser Zustand hat zwei Jahrzehnte hindurch gedauert, bau» aber kam für Rußland wieder die Zeit und Gelegenheit, sein Ziel zu erreichen und die wunderreiche Frucht an BoSporu» zn pflücken. (Allgemeiner lebhafter Beifall). gesunden. Dem Verein fielen zwei Vermächtnisse (zusammen 4V0 zu und außerdei» überwie» da- Comttv der »iler- nalionalen Ausstellung sür VolkSeriiährtinq un» Kochkunst rmcr Drittel seiner Lolterie-Einnahme dem Verein, wofür der »erzlichste Dank »u Berichte «»»gesprochen wird Durch den Tod wurden dem Verein entrissen die Herren Professor Or. Fechner, Privatmann H T. Fntzsche «ou. Reichsgericht», alb Hullinaiiii, kaiserl. ruff. Consul SlaalSrath und Kaniiiierkerr v. Ratetzky Mikulitsch und Hotelbesitzer Schmidt, denen der Verein ei» ehrendes Andenken beivahrt. Bei Beginn de» Berichtsjahre» waren drei Lehrcurse über die „erste Hilje bei Ungtücksjällen" iiu Gange, nämlich: t) ein EursuS sür Dame» in 17 Lektionen vor 4Ü Zuböreriiiiieii. 2) sür die Schüler der königlichen Baugeweikeii-Schule in >8 Lektionen vor 29 Zuhörern, 3) sür die Sckntzlenle der Stadl in 17 L clione» vor 25 Zuhörer». Ii» Lause de» Jahres kamen noch hinzu: 4) ein RepclilionöcurS sür Schutz leute in 4 Lektionen vor 25 Zuhörer», 5) ein desgleichen in 4 Lektionen vor 25 Zuhörern. 6) ein CursnS sür die BeiufL- seueewcbr der Stadt in 13 Lektionen vor l9 Zuböier», 7) sür Faclore, Werkmeister und Fabrikarbeiter in 17 L c- tione» vor 37 Zuhörern, 8) sür Peisonen verschiedenen Stanke- in 15 Lektionen vor 25 Zubörern, in Summa llü Leclionc» vor 228 Zubörern. Nock »» Gange sind: 9) ei» CursnS sür Schüler der königliche» Bauaewerkeii-Schute mit 30 Zuhörern, lO) ein Dainen-Cur- mit 36 Zubörerinne». ll) c>» Cursu» sür den Baulcchncker Verein mit 28 Zuhörern, in Summa 94 Zuhörer. cseit dem Bestehen deS Verein» wurden >i» Ganzen in 57 Lebrrursen (excl. ber noch im Gange befindlichen) mit 792 Leelione» i«>78 Personen über die erste H'.Ife bei Un« glückrsällen unterrichtet. Vo» den ehemalige» CiirStbeilnehmern wurde» beim Vor stand 9l Zählkarlen über im Iabre >887 geleistcke Hilfe bei U»alückssällen eingereichl. Nach Ausweis dieser Karlen waren 87 Schutzleute, l3 Feuerwehrmänner und 2 andere Personen als Nvthhelfer bei 95 zui» Tberl recht schweren Velletznngen, welche sich an öffentlichen Orlen ereigneten, tbälig. Seit ihrer Einsührmig sind überhaupt 3lü Zählkarten eingeliesert worden. E» wurde ferner l)r. Rühteiiiann'S Anleitung zur .ersten Hitse" a» die noch nicht damit versehene» Mannschaften der Polizei und Feiierwehr vertbeilt. Die von der ärztlichen Commission deS Verein» zusanimen- gesl llten und gesetzlich geschützten große» Verbandkasten sür Fabriken. Bcrgweike, Eisenbahnen, Feuerwcbrcn, Polizeiwache», Tiirnhallen re., welche von drill Bandagisten Alex. Schädel verkauft und jedesmal vorher durch eine« Arzt de» Vereins controlirt »nd abgestempelt werden, erfreuen sich eines zrl- »chnienken Absätze». Im Ganze» sind bi» jetzt 50 Stück abgegeben worden. Von de» bedeutendste» Abnehinern seien genannt: die städti schen Gasanstalte» (2 Käst ii), der neue städtische Schlacht- viel'bvs (l), die Baumwollspinnerei zu Lii.denau b L (l). die Farbenfabrik ven Heu l in Nercha» (l). die Lang'iche Brauerei in Freibnrg i Bay r» (l). die Continental Gas gesellschast zn Dessau (3) »nd z» Potsdam (l). die Back druckerci vo» Brcitkeps L Hättet in Leipzig (l), die LilliolS- sabrik von M>vckCo in Eilcnburg (2). das Versa»dlg,schäst von Mey L Edlich in Plagwitz b L. (l), der Leipziger Bichcle-Club (l). Die beiden Sanitätö Wachen deS Verein» sind in Anspruch genomnie» worden: die I. SanitälSwacke zusammen von 965 Personen, die ll. SaniIätSivache zusammen von 429 Personen Seit B sieben beider Wachen sind mithin überhaupt .5026 Personen behandelt worden. Während der Zeit der internationalen Ausstellung sür Volksernäkruiig und Kochkunst wurde eine SanitätSwacke im Krystallpalasr errichtet, welche acht Mal in Tbätigkeil trat. Se. Majestät der König bedachte die Wache be» deren Besuch mit lobender Anerkennung. Die Koste» beliefen sich im Berichtsjahr bei der I Ea- nilätswache aus 2943 -<k, bei der II SanitätSwacke aus 2586 Die Deckung dieser Siiininen fand statt durch eigene Einnahmen der Wacken von 1200 durch den Beitrag ber Stakt Leipzig vo» 1000 .< durch den Zuschuß der VereinS- hauptcaffe vo» 3329 Von de» 1394 Patienten beider SauitätSwacheu wurde rund die Hälfte (676 Personen) frei behandelt; 476 bezahlten einen Kostenbeilrag von lO ^ bis l -k (»icl. ber Auslagen der Wache sür Verbandmaterial und Medicaiueute). Von den Wohlhabenderen haben nur 34 den vollen Tarifsatz entrichtet. Gleich aus der Wache bezahlten »ur 573 Personen; an 338 ZahliingSsähige wurde» Rechnungen gesandt. Restanlen verblieben am IahrcSschluß 126 mit einer Schuld von 307 50 von welcher voraussichtlich »och 25 Proc. eingehe». Herr Fabrikant O. Schöppe erwarb sich ein große» Ber- dikiift »in den Verein, indem er zum dritte» Male unent gelllich eine elektrische KlingcUeitiing in die II Wache legte. In Anerkennung ihrer bei» Samariter Verein geleisteten dankcnSwerthen D'c'"ste wird auch ber früher auSgeschiedcnc» Aerzte gedacht. Es waren die» die Herren Prakt. Acrzte I>r Itr. wock Eob», Dippe, TumaS, Effenberg, Franz, Hinze, Kollniann 80», Kollmaiin j»ii, von Leffcr. Mecblcr. Meckel, Möller, Prtzolk, Riedel, Sonnenkalb und Thümintcr. Nach kein Rechnungs-Abschluß verblieb ein Eaff.il- bestand von >36 welcher jedoch bereits in, neuen Jahre verbraucht worden ist. so daß der Wunsch nach einer ferneren wohlwollenden Berücksichtigung und Unterstützung der Be strebungen deS Verein» gerechtfertigt erscheint Da» Resultat der Wabtcn und die Verleihung der E h r e n m i t g l ie ds cka j t an Herrn Ober-Clab»arzt Ur. Rüblemann in Döbeln haben wir bereit» im Vor- berichte milgetheilt. Samariter-Verein zu Leipzig. * Leipzig, lk Januar. Wie wir schon vorläufig be richtet, fand gestern in der Centralballc die ordentliche General Versammlung de» Samariter-Verein» zu Leipzig statt. Zunächst trug der Vorsitzende Herr Ur weck Aßinu» den Iahr-Sbericbt vor, au» welchem wir das Wesentliche in Folgendem mittheilen. Der Verein blickt aus eine iüns jährige Tbätigkeil zurück. Se. Majestät der König geruhte gttegenllich der Entgegennahme der Satzungen und de» ersten aurffihrlickie» Berichtes de» Verein? da» lebhaft: Interesse daran zu bcthäligcn und Allcrhöchstleinen Tank durch rin Schreiben Sr Excellenz de» Herrn SlaalSministcr» Grasen von Fabrice au-sprechen zu lasten. Da» Gleiche gilt von Sr. Hoheit dem Herzog zu Sachsen-Allen!)urg. Diesen ehrenvollen Auszeichnungen schließt sich die sort dauernde tha'kräjlig« Unterstützung der Staats« und städtischen Br bvrden an, deren bereit» in früheren Bericht-» dankbar -ikdacht worden ist Wie sehr die VcrcinSbest'ehungen be: den Einwohnern Leipzig» sich Freunde erworben haben erqiebt sich au» dem zahlreichen Besuch und vergleichsweise hoben Erträgnissen der Concerte zuin Beste» de» Verein», durch die häufigen Schenkungen und durch die Zunahme der Beitrittserklärungen zu dem Verein. Gelegentlich der vierten in! ,nationalen Conker-i-z "> I pfagmiNgchtn Darstklliii g das Kort geredet werden Vereine vom rothen Kreuz un L) ptemder vor. ^1. sa>^ ill.u :nr zu S6eleS von --cn inneren .stuiaiiimcndüngen ist über den Verein Leipziger Lehrer. * Der zweite Borlroq de» Herrn Schulrath 0r. Heinpcl (in d-r letzten Sitzung deS Verein») beginnt init einer Elöiieiung der Frage »ach dem WaS, den Slassen, welche au» dem B reich der K irch-nqelchichtk in d,r Schule darzubieien sind. De» ist der schwierigste Iheil der Abhandlung, an» >v:u»dca der Fülle de-- Materials, der Verschiedenheit der «chulen und auch der ünid-r. iä» sind »unächst erst einige allgemeine Mrnadigtze autzustellen, und darnach soll eine praklische Auswahl selbst getroffen werden. E ne wichtige Princtpscage ist: Solle» wir un» bei dem llnierr-cht n der Kirchcngeichichle aus Biogravhien beschranken, den gelammten Sivff nur an die L> benSbildcl h->vorragender Mau»-, anschließen? ckew ß wnd im»i>r da» V>ograv!i»'cde einen Ha plbcil biloeii: gerade an de» kleineren Iü.,en und E i'zelh ilen d S Peijö l.chen hasten die Kinder nn> ihrem Inlcrcff-. w.ihieid ihnen d,' Z. Ziehungen zu dem groh-m Ganzen nia,i !o leicht klar werden. Aber bedenklich wäre eS doch, er durch ri.S bei Biographien beweuden z» lassen. Olcrade In idnen drück: die Menge de» SwffeS nur gar za sehr, und überdies gehr» ja die große,, histor.'chen Thals ick- , in den Männern allein lange nicht aus: der atlg meine Boden, am d.ni sie stehen, ist doch noch etwa« Andere» (Palmen) E'N Anderes isl ein Lebensbild und e-n M-IchichiSbild. B ispiel: Lutdcc — die Reformation. So muß auch immer d:e Ze>6ag.- im Ällgem- neu erst geichildert >r>erden, bevor die Thalau bee Einzelnen zn einem vollen Verständniß zu bringen sind. Wen» nun da» bis N-aphiscke Element fielt lehr entscheidend ist, soll und kann auch nicht Vorstand Verein»-Berband»kasten re. zur Ausstellung u, d tzasür die allgemeinst« Anerkennung der Eongrebmitgliever ilreraU d e Leh>s»rei»,,se>iea auSzuicheiden, d is: der Kinder l-inauS geleg n So sich „ich wa- dem beispielsweise in der Wett-
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