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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188801180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-18
- Monat1888-01
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1888
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sss «a Willterberg, di? ebe so w.i e.nize Gesaugtvorträze zur Untre» Haltung mit in die Claviervortrage eiageschodea war. ch Stephen Heller s. — Heller'» lkrtheil über Schumann. — Ai» Montag Mittag fanden in der Kirche Notre Dame de Lvrette die Oblequien für dcu in Pali» verstorbenen be rühmten Tonsetzer und Pianisten Stephen Heller, einen ge borenen Ungar, der aber seit 50 Jahren in Pari» lebte und wirkte, statt. Heller ist fast 74 Iadre alt geworden. Geboren war er am IS. Mai l814 (oder I8l5?) in Pest, wurde 1828 von Dussel und Halm in der Musik unterrichtet. „Unter den neueren Comvoiüsten nimmt er einen bervsrragendro Rang rin. namentlich hat er durch seine Sonaten, Salon« und Charakterstücke, sowie Lurch trrssliche Anden sich eine» vorzüglichen bleibenden Namen erworben.' (OScae Paul'» „Handlexikon der Tonkunst. Leipzig. H. Schmidt 1873.") In den Concerten i-aseee- Gewandhauses begegneten niiS Werke vou Heller in erlesener Zahl. Im Februar 1845 z. B. HSrle mau dort seine Piauolortecomposition „l,a cü-rsse" (wieder holt im Februar 1854). — Sieben Jahre später wurde sei» „Salta, rellv" zum ersten Mole vorgeführt, der im nächsten Jahre aus» Neu« zu Gehör kam. In der Sa lon vou 1854 bis 1855 beoorzugte man den Meister ganz besonders. Am 8. Ociober wurde seine Rhapsodie „Aus Flügeln des Gesanges" ausgesührt, um im folgende» Winter wiederholt zu werden, am 23. Oktober salzte seine ,.Tarantelle" (1856 wiederholt). Sin Jahrzehnt verging. Nun kamen als Solostücke für Pianosorte folqcweii: seine „Wanoerstundcn" op. 80 Nr. 2 (1864). dann die kisriur-Pnee aus den als op. 73 bei Kistner erschienenen ..Spaziergängen eines Einsamen" (1880), endlich Heller'» Laprice über den Els.-nmarsch a»Z Mendelssohn'»! Musik zum „Sonimeraachisiraum" (1881) zum Vertrag und zur ge- bühreubru Geltung. Hcller's Stellung zu Robert Schumaa» und dem „Davldsbunde" wird in F. Gustav Jansen'S überaus fleißiger und liebevoller Darstellung des Kreises („Die DavidSbündler" "eipzig, Breitkopi L Härtel) uäher bezeichnet. Heller gebürte al» > uSwärtigcS Mitglied dem Bunde an und war als Mitarbeiter au der „Neuen Zeitschrift für Musik" Ihätig (mau sehe die „Davidsbündlcrtriese" nach). Heller schrieb zuerst au« Augsburg, daun aber, seit 1838, aus Paris. Schumann hatte ihm den «ündier« »amen „Ieanqu> r > t" beigelegt. Jansen erzählt auch, wie die beiden geistesveiwandteuMusiker sich zusammengesunden hatten. Schumann's Wirken balle auch bei Stephen geller einen lebhafte» Widerhall geweckt, beiß, es am ougesührten Orte. Die vou diesem. Heller, eiugesandien Maiiuscripte regten Schumann zu dea »ingebendsteu Erörterungen an und hatten eine» jahrelangen fteuiidschaillichcu Brieswechsel zur Folge. Schumann fand sich durch eine „offenbare Wohlverwandt jchasr" zu Heller kingezogen, die er z. B. in dessen Impromptu, op. 7 (Nr. 1 und 3), Rondo«Scherzo op. 8, sowie iu dem Scherzo der Vmoll-Souate op. 9 sonderlich ausgepiägl so»d." (Die drei W»rle sind Verlag vo» Kistner.) Schumailu's Briese mit der öfter wiedcrkchrenden Anrede: „Lieber Heller von Diamanlenioerth" sind leider durch eine» Unfall verloren gegangen; freilich enthielten sie über seine eigenen Arbeiten Nichts, aber häufige Bemerkuugcn Uber Künstler, die ihm nahe standen. „Mit großer Frenndschalt u-ud Bewunderung (schreibt Herr Heller unterm 16. Juni 1879 an dea Herausgeber Jansen) sprach er von Mendelssohn, den er über olle Neueren stellte, ouch von Schunke, Heaselt, Äcuact. Hiller und Gade. Ja einigen seioer Briese der letzten Jahre sprach er mit uubegrcuzler Liebe vou seiner Frau und bereu Talent. In allen seinen Briefen erriech man den edlen, kraftvollen Geist, der so viel Herrliches schassen sollte Eine ungemeine Güte und Zartheit deS Gemrtthes war tariu unverkennbar, sowie sie in Allem, waS er geschrieben, hervor leuchtet. Ich habe bis kurz vor der Krankheit Schumann's noch »iduccte Beweise gehabt, kaß er mich nicht vergessen habe. Bon nicincr Seite kan» ich sage», daß meine Bewunderung und meine Zuneigung zu ihm »»t dea Jahren immer gewachsen, und ich es als ein Mißgeschick ansehe, nicht einige Zeit mit ihm gelebt zu haben." — Aber auch Schumann schätz!-: Heller sehr hoch; iu Tüsseldorj äußerte er einmal mündlich, daß ec seinen interessanten Brieswechsel mit Heller geführt habe. Soweit Jansen in seinen. Buch.'. Hellcc'S Werke sind zu einem großen Lheile außer bei Fr Kistner, Friedrich Hofmeister re., im Verlage vo» Breilkops Härtel erschiene», zunächst op. 12, 13 und 15, dann op. 37 und 38, sein Trauermarsch mit Elegie: „Lar wLues «!» lsröckörio O'uvpiu" (op. 7l), sein Capriccio in OiuoU aus Mendelssobn's „Hiimkihr aus der Fremde" lop. 76), sein /V m„»-2altarcllo über e,n Tl»»ra aus Meudclssohu's vierter Symphonie (op. 77). Op. 81 sind 34 Präludien in drei Heften, op. 85 zwei Tarantellen, op. 86 und op 123 je sieben Charakterstücke, bezeichnet: „Im Walde". Auch die dritte (Ockur-) Sonate Heller'« erschien bei Brciilopj's, daraus besonders das Selrerro oapriaoio. Zu nennen sind »och aus Breit lops's Verlage sein- L-iäur-Polonr»;», seine für Mademoiselle Lilli rs-.nvonirien Präludien, seiner Lieder, seine „Drvi, Llorvoan»". „Valse-Iröverit-, '.„b'euiUeavolnnteZ", ..Ki»dersce»cii" und„24 Ötucke, ä'cxpres,lon er üe rüxlluue, ckölliSes ä Iu ckenoesss". Unter op. 126 firde» wir drei Ouvertüren vereinigt, je eine jür ein Drama, ein Lastorale und eine komische Oper. Op. 12? bringt seine „Frei'chütz Lmdien". D e Firma veranstaltete auch «ine sünsbändige Volks ousgabe von Heller'« Pianosortewerkeu. * Petersburg, 16. Januar. Der Director deS Petersburger Couservaioriums. A. Rubin stein, ist zum Wirkliche» Staatsralh (Excclleuz) ernannt worden. Corps UI de Lallet-Lall. " Wie wir bereit? erwähnt haben, findet der dies jährige CorpS de Ballet-Ball am 9. Februar er. sämmtlicheu obere» Räumen deS Kr ystall-P »laste» stall Durch zahlreiche Vetheiligung hiesiger Bühnenangehörigcr verspricht das Fest ein äußerst gelungenes zu werde». Dem Lergnüguiigs-Coiuilä sind deigelrelcn die Herren: I. Tietz Grcngg, Baxmann, Hänseler, Slraßmann, Quinke Prost, Nohland, Hartmann, Hübner, Mario» Trcutler.Kaiscr. BoeScoer menh.Ma tlheS.Kn Upser von den Damen haben in liebenswürdigster Bereitwilligkeit ihre Milwirkung zuqesagt; Frau Slhamcr-Auvricßen Frau Bauinann. Frl. Artner, Frau Baumeister. Frl selber. Frl. Pohlitz, Frl. Barley. Frl. Göhr«, Frl. NeubauS, Frl. Fiebig, Frl. DöngeS. Frl. Körner. Frl. von Romberg. Frl. Buse. Frl. Ludvss und Frl. Schwarz. Dem Comilö siebt, wie alljährlich, Herr Ballelmei',ter Golinelli in umsichtiger Werse vor. Die DnerNon des Krystall-Palastes ist wiederum dem Unter nehmen in Anbetracht deS guten Zweckes, welchen dasselbe veriolgt, in bereitwilligster und coulanlester Weise culgrgcn- gekomuien. Krystall-Palast. Mr. Wal ton war leider mit seiaer Meute dresfirter Hund« und Assen noch nicht eiugetrossen. Die gelehrte» Hunde und Aste» wäre» iu Bodenbach von der Steuerbedörde ougehalte» worde» oad konnte» daher erst heute Morgen hier eintrefsea. Die sogenannten drei „Callsornia-Diamonten" Geschwister Merillies, sind drei noch sehr jugendlich« Sängerinnen, die mit einer außerordentlichen GejangSroutiue englisch« and deutsche Lieder, sowie Couplets voitragen. Namentlich die eiae de« Trios weiß die Chansons mit drastischer Pomtirung und großem Chic zur Geiiung zu briugen. Zu Longsevom S „Excelsior" reichte» freilich di« Kräsie der jungen Sängerinnen nicht aus. Wir müssen übrigeat gestehen, daß wir die p,kamen Couplet- au« dem Munde von solche» Minialursoubreiteu nicht besonder« anziehend finde», bei aller >An. erkeunung des Fleißes, de» die juagea Künstlerin»«» offenbar ver wende, habe». . . ^ Bon dem allen Personal sind dle graziöse, sra»»ös,sche Lieder- sängerm Frl. Tusini und O'Kill mit seine« sprechende» Paaopiiciim »och zurückgeblieben. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Nachdruck verböte».) l,. Leipzig. 16. Jauuar. (Eine Strassache au« Ren- Guinea.) Der 12. Januar 1888 hat in der StrasrechtSpfleg« de« RrichSgerrchiS dadurch eine gewisse historische Bedeutung erlangt, daß an dnjem Tage zum ersten Male eine Stlasjache au» einer deutschen Colouie der Prüsung deS RcichSgerichiS unterbreitet wurde. Es handelte sich um eure Strasihnl, v:e ein deutscher Staatsbürger aus der anderen Hälfte ter Erdkugel verübt halte: Der Agent Fried- rich Schulte in Nuia aus Neu-Gumea hatte zwei Chinesen Namen« Assam und Lio» körperlich mißhandelt und zwar dea erstgenanalea Mittel« gefährliche» Werkzeuges und einer das Leben gejühr- dende» Behandlung. Das kaiserliche Gericht des Schutzgc- bieieS der Neu-Äuiuea-Conipagnie zu Matupit, welche« die Sache oficnbar in mildem Lichte aniah. verurikeiire Herrn Schulle am 10. Februar 1887 im crsterea Falle zu 300 >1, lveut. 20 Tagea Gesäiigniß uud im letzteren zu 150 .H, cocnt. 10 Tage» Gesängmß. Ter Angeklagte, welcher sich für unichuldig hielt, hatte nun Berufung (nicht Revision) gegen bas Urihell eingelegt und mit dieser Berufung halte sich der erste Slraisenai des Reichsgerichts, der sür die Be- rusungen gegen die Eonilllargerichis-Urthnle zuständig ist, am vorigen Donnerstag zu besaßen. — Besonders erbaut wild allerdings Herr Schulle von dieser Verhandlung nicht sein, denn eine der nächsten Posten wird ihn davon in Kenuuriß setzen, daß seine Berufung als unbegründet verwarft» ist und daß rhm die Koste» de- Ber- sahreuS ausgebürdet sind. Leipzig, 16 Jauuar. (DaS Würzburger Eisenbahn- Unglück.) Nachte,» das Urtherl deS Würzburger Landgerichts vom April v. I., durch welches drei Beainle als Veranlasser des schrecklichen Eisenbahnunglücks vom 1. Juli 1886 verurtheilt waren, vom Reichsgericht am 11. Juli v. I. aufgehoben war. Halle sich daS Würzburger Landgericht am 14. Oktober v. I. zum zweiten Male mit der Augelegeahcit zu beschäftigen. DaS erste Urtheil war nur wegen eiuos Formlehlers ausgedobeu; dieser Fehler wurde u> dem neuen Urtheil vermiede», im klebrigen aber war es mit tei» ersten idenlisch. Es wurden also wiederum verurtheilt der Statious- iiierster Nicolaus Oderlecyner, der Lokomotivführer Valentin Werduer »ud der Obercouducteur Kaspar Dörr. Alle drei hatten wiederum Revision beim Reichsgericht eingelegt, doch kam nur Me ver beiden Erstgenannten zur Verhandlung, da die Revision Dörr's als mehl soimgereeht bereits vom Landgericht verwarft» worden war. DaS Urtheil, welches gegen Dörr aus 1 Jahr 3 Monate, aus Weidner aus 9 Monate und gegen Oberlcchner aus 6 Monate Geiänzniß lautete, gründete sich aus solgenden Thaibestaud. Bon Würzburg bis Rottendors lausen die aus je einem Gleise bestehenden Bahnen nach Nürnberg und Bamberg nebeneinander und werden, wenn l.öthig, die eine sür dir andere als Aushilfe benutzt. Am 1. Juli 1886 halte der von Bamberg kommende Postzug eine er hebliche Verspätung erlitte», und cS war daher uichi möglich, ihn inrt dem Eilzuge Stuttgari-Berlin aus dem Würzburger Bahnhosc kreuzen zu lassen. CS war nun telegraphisch zwischen Würzburg und Rottendors verabredet worden, daß beide Züge sich unterwegs aus den i.ebencinaiiderlausendc» Gleise» kreuzen sollten. Der Eilzug hätte also aus dem Aninberger Gleise von Würzburg nach Rotten dorj und der Pcstzug aus dem Nürnberger Gleise von Rottendors na» Würzburg fahren müssen. Ter Postzug wurde auch in dieser Weise dirigirt, aber inscigc Zeitmangels und der Nachlässigkeit deS Oöer>ech»er woc cs nicht mö glich, alle Wechselwärter des Würz burger BalmhoseS richtig zu instruire» und jo fuhr der Eilzug statt aus dein Bamberger Gleise auf den. Nürnberger hiuauS — dem anderen Zuge gerade entgegen. Daß beide Züge an einer Curve, wo eine Aussicht nicht möglich war, jiisammenstießen und daß hier durch naincilloscs Elend. Todcs'älle. Körperverletzungen und Lapital- verlust enistanben, ist bekannt. Die Schuld Oberlechner'S wurde von« Landgericht darin erblickt, daß er die Wechjelwärter nicht rechlzeiiig und genügend instruirt habe, die Schuld Törr'S und WeiLner's, die sich beide aus dem Eilzuge befanden, darin» daß sie trotz der Br denken, die ihnen auisioßen mußten, als sie ihre» Zug aus dem Nürnberger Gleise bemerkten, denselben nicht sofort anhalte» rcsp zurücksahren ließen. Die Revision Oberlechner'S und Weidncr'S, welche heule (am 16. vor dem erste» Strassenale des Reich'ger-.chiS zur Verhandlung kam, machte zunächst proccssuale Rüge» in Bezug ans die Zeugenver nehmung gellend dann aber wandte sie sich in materieller Beziehung gegen das landgerichtliche llithcil. Der Veriheidiger, Herr NechlSanwall Schulze von hier, p!a dirte nanienilich in warmer Weise jür de» Angeklagten Weidner. Dreier, so sührte er aus, fragte im Borübcr- sahren Len Wcchselwärler Ermel. ob ec aus dem richtigen Gleise sei Ermcl gab zu verstehen, es sei Alles in Ordnung, uud Weidner mußte dies ouch anuehnien, weil der Signalniast ,n der Thai die Nürnberger Linie zeigte. Wen» er nun auch Zweisel hegte, ob er wirklich auf dem richtigen Gleise sei. so war doch dieser Zweit:! nur ei» minimaler gegenüber den Umständen, die tagegen ivracheil. Auch mnstte der Angeklogie gewärtig sein, daß er einer Discipliiiarstraft versalle, wenn er den Zug möglicherweise ohne Grund anhalic. Wenn nun das Landgericht selbst annimuit, daß Weidner in der Lage war, anzunehmen, daß er durch Sistire» des Zuges möglicherweise eine Dienftvorschrist verletzen würde, so kann man nicht vtne Weiteres sagen, daß er leichtsinnig gehandelt hat. Er hat in der kurzen Zeit Alles erwogen und sich iür DaS ent schieden, wos idm das Richligstc erschien. Es ist doch klar, daß er nicht weiter gesabren sein würde, wenn er uur im Entserntesten hätte ahnen können, daß der andere Zug ihm gerade entgegen komme Wen» ter Angeklagte die erforderliche Sorgsalt anwendelt, aber trotz derselben nicht daS Richtige lras, so ist die Annahme der Fahr lässizkeit keineswezs unbedingt geboten. Der Rcichsanwalt war indessen der Meinung, daß sowohl die processualeu als die matcriellcn Rngcu unbegründet seien. DaS Reichsgericht trat ihm hierin auch bei und verwarf die Revision indem eS sowohl die Feststellungen bezüglich der Fahrlässigst als bezüglich de« Lausalzusamulenhangrs jur ousieicheno trachtete. eine« andere» Zeugen nicht bestreiten, ähnlich« «eußerirugn, wie die oben aagegebeaeo -ethan za baden, erklärte aber, daß Bin« mit de r Bergcbung der fraglichen Arbeiten gar Nichts zu lhua gehabt hob«. Herrn Blum wurde vom Vorsitzenden der Strabeuban-Depu- talwn deS Rathe« da« Zengaiß eine- in seinem Fache tüchtigen Mannes gegeben, die Leriehrn aber, die er sich habe zu Schulden kvmmeu lassen, seien daraus zurückzusühren, daß Blum um die fragliche Zeit überaus stark mit Geschoften belastet gewesen sei. Allerdings sei eS ia richtig, daß Blum von seinem uächstea Vorgesetzte» immer tu Schutz genommru wordeo sei, daß aber auch sowohl Blum wie Liiidner zwei zu Reibereien geneigie Leut« seien und daß Liadaer, der sich za viel zutraue, sich leicht sür zurückgejetzt halte. Nach geschlossener BcweiSausnadme bcantrazte der Herr Staats anwalt, welcher dir Beschuldiyungeu Lmdirer'S als an» der Luft ge griffen bezeichn«!«, verurtdeiluug zu Seiüiiguißstraft, welchem An- trage sich auch der Vertreter teS Nebenkläger- anschloß. indem er onsuhrie, daß von dem Sinwant-, in Wntnuug berechtigter Interessen gehandelt zu haben, nicht die Red« sein könne. Der Bertheidiger, Herr Rechtsanwalt Broda, dagegen hob in ILagererRebe hervor,daß der Angeklagte, der in ollen früheren Stellungen vorzügliche Zeugnisse erhallen, seine hiesige Stellung in Folge Zusammentreffen- unglück licher Umstände sür unerträglich gehalten, daß er allerdings auch Sie eihobenen schweren Vorwürfe nicht zu beweisen vermocht habe, Laß er ober angesichts der Ergebnisse der Haupwerhandlung woül sich ür berechtigt holten konnte, zu glauben, daß eine Begünstigung Hartmann'S durch Blum statifinde, daß er sonach im guien Glauben gebandelt habe. Weiter nahm aber der Herr Berthei- diger daraus Bezug, Laß der Angeklagte, selbst wenn er unwahre Thatsachcn behaupie» und auch da- Bewußtsein, diese nicht beweisen zu können, gehabt habe, nach ,-iuer ueuerea Entscheidung de» Reichs gerichts doch den Schutz des Z. 193 des R.-Lir.-Ges.-B. (Wahrnng berechtigter Interessen) beanspruchen könne. Nach längerer Berathung verkündete der Gerichtshof eia dem Angeklagten kostenlos sreisprechende« Urtheil, in dessen Gründen <m Wesentlichen die Auffassung der Vertheidiguvg gelheilt wnrdea. Der Gerichtshok bestand au? den Herren Landzerlchts-DIreclor Bartsch (Präsid.), Landgeiickils-Rälhen Bielitz, Siegel, vr. Franze und Wolfram; die Anklage sührte Herr StaalSaiiwaltschaslS'Afskssor vr. Dürbig, als Verlheidiger Herr Rechlsamvalt Broda. H Leipzig. 17. Januar In Folge des regen Besuches, der allabendlich den Vorstellungen in der Alberthalle deS Krt,stall« Palastes zu Thcil geworden ist, bat sich die Directum veranlaßt geieden, dieselbe» mit ueurn Sveeialitälen vorläufig sortzujetzen. Am gestrigen Abend fand die erste Vorstellung mit einem theilweise neuen Programm stall, und di» austretendca Spezialitäten, soweit sie nicht aus dem früheren Ensemble noch zurückgeblieben sind, und die Gunst dek Publikums schon besitzen, werden sich dieselbe gewiß sehr bald zu erringen wissen. Unter den neu engagirle» Kräften sei zunächst Lr-Ri-Ka-Ta'S Kaiserlich Japanische Gauklergesellschajl genannt. Do» Auftreten dieser lunstgeübtcn flinken Javanesen wird immer der Glanzpunci deS Programms der Vorstellungen bleibe», den» ihre Pioducliouen sind nicht nur durchaus neu, sondern auch vou einer io hervorragenden Kühnheit »nd Unerschrockenheit, daß man ihnen mit Staunen zosiebt. Sie stbertresfen Alles, was wir bisher aus diesem Gebiet» geieLen haben, und der reicht Beifall. der der Gesellschaft bisher in andere» Städten gezollt worden ist, wird auch hier nicht auSdleiben. Im ersten Theil führten sie einige gymnastische Hebungen aus dem ltodinm mit voller Bravour durch. Ein aus dem Rücken liegender Japanese balancirte aus seinen Füßen einige übereinander postirte Fässer, aus bereu oberstem wieder ein großes radarligeS Instrument balaneirt wurde. An letzterem führten nun zwei junge Mitglieder der Gesellschaft ihre Exerciliea vor, indem sie laugsam am Räude hinaus- und derabtletterteo and dabei die verschiedenartigsten turne rischen Kunststückchen und Kraftproben ablolvirten. Da« Ganze ge währte be, der grotrSken japanischen Ausstattung einer, »ffecivoll's Anblick. Im zweiten Theil schwang sich einer der Gesellschaft, vsien- bar der Herkules derselben, ans ein an der Decke der Alberthalle angebrachtes Trapez, fiel dann in den Kniehang und ergriff »un drÄ Stangen, an welchen drei Japaner ebenfalls wieder ver« lchiedene gymnastische Uebunge» Vornahmen. Besonder« srap- pmt wirkte e-, wenn die „Stangenrctter" bl» znm Ende der Stange blitzschnell an derselben hernntersiihren. Im Klettern leisteten lämmlliche Mtwikaoden Erstaunliches, »nd Pie Leichtigkeit, mit der >e «» Sri! rmpsrsnrgeo, wnrdr wie alle ihre Leistungen mit reichem Veffall bedacht Nachtrag. * Leipzig, 17. Januar. Rach Lein Beschlüsse de- RatheS olle» in der Südvorstadt die Straße 3 „Hardenberg- Straße" und die Straße H „Altenburger Straße" genannt werden. * Leipzig. 17. Januar. Aus verschiedene Gesuche um Ueberlassung vou Areal zu Werk Plätzen hat der Ralh, vorbehaltlich der AuSeinancersetznng mit dein jetzigen Pächter und der Zustimmung der Stadtverordneten. Areal hinter dem Thüringer Bahndos sür diesen Zweck bestimmt * Leipzig. 17. Januar. Französische Blatter entbalten auS Halle a. S. die Nachricht, daß der u,i Juni v. I. vom Neich-gerichte iu Leipzig wegen Bclheiligung an der Palriolenliga zu einem Jahr Gesaiigniß verurthellte Herr Köchlin am 13. Februar sreigclassen werden soll. Herr * Der 4. Strafsenat deS Reichsgerichts verwarf am 13. Januar die Revision des RcdacteurS Türholt in Hirschberg, Schlesien, welcher wegen Beleidigung verurtheilt war. Königliches Landgericht. IV. Strafkammer. * Wegen vermumderischer Beleidigung (H. 186 de» R -Str. Gei.-B.) war s. Zt. von der Vorgesetzte» Behörde deS diesigen städtischen Ingenieurs Herrn Blum, dem Rathe der Stadt Leipzig gegen den Straßenban-Auiseher Herrn Lindner Strasaiiiraa ge stellt worden. Lindner. seit 1835 »«gestellt, batte als dtreelen Vor gesetzten Herrn Blum über sich und es gestaltete sich das Bcrhältniß zu einem nicht besonders freundliche», La nach Lindner'« Meinung Herr Blum ihn uulerdrücke und chicanire, so daß er sich endlich entschloß, um ein» andere Stellung zu bitten. Nach dem die deshalb bei den betreffenden Ratksmitgliedern ge machten Versuche keinen Erfolg hatten, Lindner vielmehr an den Herrn Bürgermeister wieS, waren die mündlichen Darlegungen b-zügl>ch B.um'S. wenn sie erweislich wahr, io gravirend, daß Liuoner zu einer schriftlichen, näher zu begründenden Eingabe avsgesordert wurde. In dieser Eingabe wurde nun aber Herr Blnm e>qcn»»tz-ger und pflichtwidriger Handlungen beichvldiqt lei e- durch Lrqüaüiqunz von Ban- und Fuhrunternehmern beim Straßenbau, be'onder- der Zusudrstraße zum neuen südlichen Fried bos, sei es durch unrichtige Berechnungen re. Unter Andern» »ahm Lindner aus den Unternehmer Hartmann Bezug, der sich in einem Restaurant seines »uimen Verbaltniffes mit höher gestellten RntdS- beamten gerühmt und erzädlt halte, er habe einmal eine Arbeit er Hallen, obwohl dieselbe 4<X>0 ihenrer al« der Anschlag eine« Anderen gewesen sei, daß Blnm zn Hartman» «nch in Larlehas- beziekmngen gestanden habe o. s. w. Wos die Verhandlung selbst aiilangt, so svrach sich der betreffende RaihSLevittirl« dahin au», daß PflichtwiLrlgkeiten Blnm'« >m Amt nicht vorgekommea ftiea, wohl aber irrig« Verrechnungen De genge Hartman» kennte nach den vorhergkgangene» Auslagen KöLIin wurde an demselben Tage im vorigen Jabre ver haftet. so daß ihm also, falls Liese Mittkeilung sich be stätigt. die ÜntersuchrmgShast aus die Strafe angerrchnet werde» würde. Seit einigen Tagen hat di« in jeder Desiehung stilvoll und praktisch auSgesübrle Lutberkircke zu Leipzig ihren letzten Schmuck erhalten. Derselbe besteht auS den Statnen der Apostel Petrus und Paulus, sür welche rechts und links vom Haupteingaiige zur Kirche höbe Sockel angebracht sind. Beide Figuren, überlebensgroß, sind kunstreiche Werke deS Bildhauer- H. Müller. — Stadttheater. Am 24. d. gelangt Richard Boß' neues Drama »Eva" zur ersten Aussührung unter Anwesen heit des Dichter«. Die nächste Novität nach Eva ist daS Schauspiel von Daudet und Belol: „Fromont juu. und RtSler 8vu.", LaS in Leipzig noch nicht zur Aussührung kam. Daran schließt sich eine Ncueinstudirung und zwar die von .Macbeth" nach der noch im Manuskript vorliegende» neuen Bearbeitung Gfldcmeistcr'?. ---- Am Stadttheatcr sieht wiederum ein Bühnen jubiläum in Aussicht. Diesmal ist eS Carl Sou tag. welcher, die Wiederkehr des 40. JahreStagcS seine» ersten Auftretens feiernd, an, 31 Januar an unserer Bübne einmal gastire» wird. Der Künstler hat die Nolle zu diesem Juki läumSgastspicl sich auSgewäbll. in welcher er zahllose Erfolge errungen, die LeS ,0r, Wespe" in dem gleichnamigen Stücke Roderich Benedix'. Earl Sontag ist gewiß einer der fleißig sie» Jünger seiner Kunst. In de» bisher verflossenen vierzig Jabren seiner künstlerischen Laufbahn ist er nicht weniger al» 5972 Mal, und zwar rn 486 verschiedenen Stücken und 583 verschiedenen Rollen ausgetreten. J:n Trauerspiel trat er am häufigsten aus als Hamlet und Posa, im Lustspiel in den Stücken KöiiigSlienlenaiil, Memoiren LeS Teuscls und vor allem in »Doctor WcSpe" und „Dir wie mir". Heule, Mittwoch, bringen die Münchener im Carola-Theater da« „AuStragstüberl" zur Aus führung Die älteren Repertoire-Stücke der „Münchener", komme» übrigens nur »m ersten Theile vrS Gastspieles zur Ausführung; der Übrige Theil ist sür die Novitäten bestimmt, die Herr Hospauer uuS vorzujühren gedenkt. — Eine neue Auszeichnung eines hervorragenden Mitgliedes ter Münchener ist noch »itllheileuSwcrlh: Herr Albert ist soeben vom Herzog vo» Koburg-Gotha mit der Verbicnstmcdaille sür Kunst und Wissenschaft vecorirl worden. Die Dorstellungcn ter kaiserlichen Japauesen-Gesellschast in der Alberthalle teS Krystall-PalasteS erfreuen sich eine» regen Besuche«, in denselben treten allabendlich die neu- engagirteu Künstlerspecialitäten aus. — Aus der ElSbahn deS Krhstall-Palastc» findet beute von Nachmittags 3 bis Abend» 10 Uhr Ccucert statt, dieselbe ist gut und sicher zu befahre»; dazu biete» die angrenzenden großen, heizbaren Colonuavcu angenehmen Ausenthalt. Die in der ..Gute» Quelle" amBrübl stattsindcnde» Künstlcr-Lorstellungen erfreuen sich allabendlich eines rahlreich-u Besuch» und die gebotenen Leistungen reichen Bei falls. Die RelchiraUigkeil deS Programms ist bereit» durch die wiederholten Anzeigen in diesem Blatte bekannt geworden uuv c» erübrigt nur noch ein Hinweis daraus, daß auch der Wirth, Herr Fritzsche, an seinem Th:>l bemüht ist, den Besuchern einen angenehmen Aufenthalt zu bereiten. -°- Der Localverband Leipziger Kegelclubs, welcher jetzt 44 Clubs vereinigt, veranstaltet kommenden Freilag. den 20. Januar, im großen Saale der Ccntralhallc einen Herrenabend, uno zwar ein sogenanntes Natten Bummel fest, welches äußerst originell aiiSgeslatlet werden soll. Die sür diese Kegler-Festlichkeit geplanten humorisiischeu Vorführungen sind zahlreich und die dazwischen ciuzuschaltenten Rede» werken keine Pausen auskomme» taffen. Aus Wunsch vieler Mitglieder wird, entgegen dem früheren Gebrauche, in diese», Jahre auch Herrengäsien der Zutritt zu dem in Neve stehenden Feste gestaltet sei». ) Leipzig. 17. Januar. Bor. einem Güterzug der Magdeburger Bahn, welcher gestern Abend 8 Uhr 15 Minuten von vier abging, entgleiste aus der Station Schkeuditz ein Wagen. In Folge diese» Unfalls batte der Schnellzug, welcher um 9 Uhr 50 Minuten fahrplanmäßig hier adgehen soll, erst 20 Minuten später von bier abgelaffcn werden können. Der um 9 Uhr 49 Min hier erwartete Zug kam mit einer Bcrspätigung von 40 Minuten hier an unv erreichte de-balb den Anschluß an den Dresdner Conrir» zng nicht. Die DurchgangSpaffaglere. 4 Personen, mußten mittelst Eptrazug». welcher um 10 llhr 5,L Min. von hier abging. Weiler nach Dresden befördert werden. — In der Gerberstrnße miethrte sich dieser Tage eine zur Zeit stellenlose Dienstperson bei einer Handarbeilersehesrau in Schlaf stelle ein. Bald daraus verschwand dies« Person unter Mit nahme mehrerer ihrer Mirthin gehörigen Kleidungsstücke, welche sie derselben gestohlen hatte. Als nun gestern Nb«nd dieBestoblene Lurch die Promenade am Schwauenteich ging, be-eg- uele sie zufällig ter Diebin, die nicht wenig darüber erschrockea war. Letztere wurde durch einen Schutzmann sestgeuommrn. nach dem Naschmarkt gebracht und dort eingesteckt. — Eia Buchbandluiiqsgebilse hatte sür einen hiesigen Buchhändler daS San, mein von Annoncen übernommen, sich anschei nend auch sehr thälig erwiese» unv sür die überbrachten An noncen schließlich einen erheblichen Geldbetrag auSgezahtt er hallen. Ta stellte sich gestern heraus, baß die Annoncen von Niemandem ciufgegeben, vielmehr singirl und von dem Buch- banklungsgehilsen eigeiimäälig ongesertigt worden waren: Der Betrüger wurde in Fol^e kessen noch gestern Abend poli tisch verhaftet. — Ans R:guisit>on der königl. Staatsanwalt» chast zu Berlin wurde beule Vormittag ein Redakteur au» Bromberg in semer Wohnung in der Scbcnkendorsstroße hier polizeilich verhaftet. Es fällt ihm schwere Urkuaden- Alschung zur Last. — Ein schreckliche» Unglück ereignete sich heule srüb in der Wiesenstraße. Daselbst wohnt eia 28 Jahre aller verheiralhcter Bürsten Händler au» Bärwald. Der arme Mann war geistig gestört und litt an Lerfol» gungS wahn sinn. Als er diese» Morgen wieder einmal von einem heftigen Anfall seiner Krankheit heimgcsuchl wurde, verließ er plötzlich di: Wohnung und eilte nach den Dach- räumlichkeitcn hinaus. Seine Frau, nichts Gute« ahnend, olgle ihm c»if dem Fuße nach und suchte ihn zurückzuhallen. Sie konnte aber nicht verhindern, daß er den Boden erreichte, sich kort durch ein Fenster schwang unv drei Etagen hoch in vc» Hof hiiial-stürfte. Der Unglückliche zerschmetterte sich den Kops »nv blieb eins der Stelle tovt. ^ Leipzig, 17. Januar. Bon der zweiten Strafkammer teS hiesigen königl. Landgericht» wurden heule ver urtheilt: >) der Handarbeiter Gustav Emil Noack au« Stötteritz wegen Diebstahls zu 4 Monaten; 2) der Kellner Friedrich 'Wilhelm Baum nach hier, der Handarbeiter Mattkia» Kokt hier „nv der Mechaniker Peter Gottfried Diclisscn auS Brüssel Wege» Diebstahls bezw. Hehlerei zu l Jahr 2 Monaten, bez. 7 Monaten uno 5 Monateu; 3) ter Handarbeiter Otto Kart Gläubig bier wegen Dieb stahl« zu 3 Jahren 6 Monaten: 4) die HandarbeiterSsrau Ernestine Marie Grinitz aus Gotha wegen Diebstahl» zu 3 Monaten G-sängniß und 2 Tagen Hast. * Liebertwolkwitz. l7. Januar. Der Caffenrevisor Canzlcisccretair Göhre au» Dresden hat die örtlichen Lassen unserer Gemeinte einer Revision unterzogen und über den Befund dem Gcmeinbcrolh Bericht erstattet. Gleichzeitig hat der Revisor vorgeschlagcn, die bei der Sparcaffe bestehenden Beisitzer in Zukunft Wegfällen zn taffen. — Die von einem Eulturlcchnikcr Hierselbst aus Kosten der Ortscasse auSzrsührten Drainage-Arbeiten haben sich recht gut bewährt, so daß die Felder einen größeren Werth erhalten und namentlich die überflüssige Näss: aus denselben nicht mehr nachtheilig wirken kann, sondern durch LaS Drainage-System enljernt wird. —o. Dahlen. 16. Januar. Der hiesige Stadl- gemeindcrath hat beschlossen, die Wahlpcriode der Stadt verordneten aus sechs Jahre auszudehneu. Ja «urr am tt. d. M. abgehaltencn und zahlreich besuchten Gitzmg des GenverbeverewS wurde, veranlaßt durch diesen Beschluß, beschlossen, eine Petition bei der königl. AmtShauptmannschasl Oswatz einzurcichen, die Bitte enthaltend, 'dieser Arnderung be» LocalstalutS die Genehmigung nicht rrtheilen zu wollen. — Nach dem vom Gcmcinberathe veröffentlichten Hau«- haltptane aus daS Jahr 1888 stehen sich die Bedürsoisse und Deckung smittcl bei den einzelnen Lassen in sotgruder Höl« gegenüber: Sladtcasse 31,189.37 ./k. Armencaffe 4463 „4l. FeiiertöschgerL'.hecaffr >535 Schulcaffe 14.587.32 (l 162.35 .<? Gclduntcrstützungcn au» der Stadtcasse), Kircheir- gcmeindecaffe 6603.91 Sparcaff: 35,455 -«k (dabei 28MV Mark Zttisengewttin), Gemeinbetraiitenversichrrung 2850 -«l Der durch Anlagen auszubringcntc Fehlbetrag beträgt 10,016 Mark. — Unter dem Rindviehbestanoe de» Rittergutes Hcyva ist die Lun genseuche auSgebrochen. Q GeringSwalde tO.Januar. Aus Beranlaffnag de-Fach- vereins sür Stuhlbauer und veewanlie BerulSgenosft» bier hielt gestern Nachmittag in diesem Verein Herr Alwin Heatschcl aus VoikmarlVors einen Bortrag über „Ziele und Bestrebungen bei Fachvcceiue und die Einführung obligatorischer ArbeitSbüaier", zu welchem Borteage auch Gäste Zutritt hatten. Im ersten Tbeile ivrach Vortragender über die Einllihrnug von Nori.ialarbeiisiagen und wie? auch, daß durch Einführung einer tOslüudigcn Arbeitszeit (statt der jetzt üblichen 12- bi» 16stüadigen) mehr Arbeitskräfte gebraucht und LaS viele Herumbummeln der Arbeiter ans der Landstraße vermindert würde. Er sprach ferner über Frauen- und Kinderarbeit in de» Fabriken und stellte, da Frone» und Kinder nicht in die Fabriken gekörten, deren Abschaffung als Ziele der Fachvcrcine hin. Selbstverständlich müsse der Verlust dieses Verdienste- wieder dadurch ausgeglichen werden, daß eben d» Manu in seinem Verdienste besser gestellt werbe. Der Ver dienst und die Siellur.g deS ArbeilerS sei aber jetzt so schlecht, daß er kaum en» -um Leben Nolhwendigfte der- diene und nur ouS der Hand in den Mund lebe. De-Halb mußle» Küher« Löhne angesttcbt werden. Redner betonte, daß ec dem Streik nicht das Wort reden wolle, da e» stet- richtiger »nd bester sei, mit tun Priiicipolen in Mille z» verhandeln, aber wenn dicS »'chi helfe, dann sei der Streik unerläßlich. DeS Wettere» be- tome Vortragender, daß d-.e Fochvercine sich die Bildung ihrer Mit glieder angelegen sein lasse» willen, und dies geschähe am besten durch Anschaffung einer Bibliothek und sachgewerblicher Zeitschriften. Bo.'lragcnder ging hieran« zum zweite» Pnncl seines Thema-, die Eiusührung der obligatorischen 'Arbeitsbücher, über und sprach sich dahin auS, daß die Vo> tage in Kuizcm an den Reichstag gelange« werde »nd daß c» deshalb Sache der Fachvereine sei. gerade letzt duich Petitionen gegen diese Einsührung Slellung zu nehmen. Er stellte, da Führung >m Geschäft und Grund des Abgänge» mit ein- zulragen sei, es alS eine allgemeine Folge hin. daß, wenn der Austritt etwa Lurch Differenzen entstände, der Arbeitgeber dem Arbeiter durch eine» diesbezüglichen Emirag ins Buch seine ganze Zukunft und Existenz ruiniren könne, uno die- zu verhindern, müffe nach Kräften aiigeslrebl werden. Für seinen am Swing deS Bortroges ausgesprochenen Wunsch, mit ihm in eine Liscuision «lnzuirrlrn. schien keine Neigung vorhanden zu sein uud nur aus nochmoktg- AittiorLernng des Vorsitzenden, daß jeder Aiiweseilde in die LiSenssio» eiit.cte.i könne, uitternahm es Redaclcur Back, dem Vortragenden zu cmgcguen. Bezüglich des ersten TbeilcS bemerkte er, daß die Alissühcuiiqen des Barlragenden, mit Ausnahme einiger Pnnete, nicht nur von jedem Arbeiter, sondern auch von jedem vernünftig«« Arbeitgeber ruhig mit unterschrieben werden könnlcn, wenigsten» soweit es sich mn Beseitigung der 12—lststündigen Arbeitszeit und der Kinderarbeit in den Fabriken handele. Referent wie« sogar »ach. daß deren Beseitigung nicht nur von den Arbeitern, souden» auch in Ardeiigederkrcstea bereit« ongestrebt werde. Was »»14 die Lohnerhöhung anbelrifft, <0 könne man cS dem Arbeiter nicht verdculea. wen» er »rehr zu verdienen lnche, jedensallS aber sei der vorgeichloqene Weg eia sehr bedenklicher. Stets würde e« das Veste iem. mit dem Arbeitgeber in Gutem sich abzusinde», denn ein Streik sei nicht unerläßlich, wie Vorlragcnder sich auSgedrückt, sondern nur ein nolhwend-gc- Uebel, vor dem er aber ganz ein dringlich warnte, denn die Eriahrung n, die die Buchdrucker gemacht baocn, weiche bekanntlich im Streiken eiwas los Kälten (Herr Hentschel: Sehr richtig!), seien jedcniastS «.»bi ermunternd und die Schlappe, welche sie zu Anfang der 80er Jahre erhielten, würden sie Nick I leimt verwinden. J-dtiifallS steke fest, daß die Rückwirkung derartiger llnlernedmungen kür die Arbeiter striS von so großem Nachihcit sei. daß es bester wäre, sich die Folgen vorder wohl mehr zu überlegen. WaS nun de» zw tte» Theil de« Vorträge«, die Smiührring obligatorischer Arbeitsbücher, beir ffi, so habe er da» G.iübl gehabt, als habe Bartragenocr weil üderirrebea und den An« w lenden nur die schwärzeste Seile der Sache g-zeigl. So schlimm sei »S nicht, vor Allem aber dad- er verrucht, daß Poriraaeuder die Gründe angegeben, warum die Einlührung eines Arbeitsbuches auge-vebt werbe. Redner schildrrre die letzte Leg'timotionSlosigkett d» Arbeiier, tue Mangelhaftigkeit, die nicht selten geiälichten und meist in estrem schauderhaften Zustande befindlichen Papiere nnd wie« aackp daß diese Zustände eine dringend: AdMIse erforderten. Herr Hentschel versuchte hieraus in Kurzem, i'ch zu cechisertigen. WM rhm aber r.nr IN Bezug a»i Frauen- nnd Kinderarbeit gelang. Er wollte nicht die Kinderarbeit allein an» den Fabriken verbann» wissen, denn wenn die Väter und Mütter in den Fabr len arbeiten und dre Kinder aus dea Sircßen sich selbst überlassen ielen, dann wäre e» schließlich doch leiser» dieselben wieder zurück i» d e Favrik zu führen, wo sie wenigstens unter Aussicht stände».
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