Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188801216
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-21
- Monat1888-01
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.01.1888
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Erste Beilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^ri. Sonnabend den 21. Januar 1888. 82. Jahrgang. Theaterkiuder. A-itbrul »erbolea. TaS dritte Glockenzeichen ertönt. Drangen vor dem Vorhang ktopsl der Dirigent mit einigen ku-Zea Taclstock-SchlLgen aus» Putt, die rauschenden Accorde d'r Ouvertüre üdertönen da» Plaudern des Pudlicum-. da» Etappen der Sitze, und wie mit einem Zauberschlage verän dert sich plötzlich die Physiognomie der Scene. Die Böhne — die bisher im Halbdunkel lag — wird aus einmal strahlend hell, nnt lauter, schneidender Stimme — nicht mehr rm Flüstertöne, wie vorher — ertheilt der Re gisseur seine Beseble. Berienkunge» öffnen und schließen sich, an knarrenden Seilen rollen d,e Prospekte heraus und her unter, hier wird ein Tempel gezimmert dort ein Baum „an- gebohrt", keuchend schleppen Theaterarbeiter riesige Decv- ralion-stücke über die Bndne und von einem erhabene» Platze in der ersten Couüsse au- lägt der Eü-ktriker versuchsweise sein Licht in allen möglichen Farben über deu ganzen Wirrwarr hiiiblitzen. Noch ein Bühnenzeichen I Au» allen Tbüren und Thoren drängt sich eine bunte Menge, im Vordergründe sammeln sich die Solisten, weiter rückwärts der Chor, lachend und plaudernd büpst eine Schaar leichtfüßiger, kurzgeschürzler Mädchen die Balletlreppe hinunter, hier wird noch in der Eile ein p»8 versucht oder ein Triller Probirt, dort ein Kle b »recht.,eziipft. die Primadonna ver sucht prüfen» d,e Weichheit ibreS BlumenlagerS. mit wichtiger Miene bezeichnet der Bassist der Sousst use »och einige Stellen, die er besonders deutlich „angeschlagen" haben möchte, — Jeder müht sich, »» Vorbeigehen eine,' Blick durch da- stet dicht umlagerte kleine Lock im Vorhang zu erhasche», und in da» wilde Durcheinander binem klingen die eiektrischen Sig nale. tönen die Stimmen der Arbeiter, brausen die Klänge des Orchester« — ein wahrer H-xeusabbath. In einer dunklen, mit verstaubtem Requisitengerümpel anaesüüten Ecke hinter dem Pivspecl sitze» aus einer alten Kesselpauke zwei kleine Mädchen, die „Kinder" deS Theater-. Sie sind angelhan mit dem traditionellen Costüm der Au-staltungS-Engel — rosa TncolS, rosa Röck.üe», rosa farbene Flügel und in den kurzgrkräuselten Lockeuköpschen einen kleine» silbernen Stern. Verträumt, fas« sorgenvoll — wen» man dieses Wort bei einem so junge» Wesen anwenden Vars — blickt die braune Eise vor sich hin und genießt kaum einen Bissen von dem Apfel, den ihr die blonde, lustig breiuschauende Freundin dar- bictet. Auf den ersten Buck erkennt man den gewaltigen Unterschied im Charakter der beiden Kinder; daS eine — ernst und grüblerisch angelegt, schüchtern und besangen — wird einmal schwere Kämpfe mit sich »nd der Welt zu durch- streitcn haben, eS wird Kunst und Leben ernst nehme», während daS andere kaum jemal- einen tiefen Schmerz um verlorene Ideale euipfinden und vielleicht lachend einem Ab gründe zubüpfen wird; man kennt nicht daS Ziel dieser beiden Leben-Wege, aber man weiß, daß sich dieselben trennen, daß sich die beiden Freundinnen unsinkbar verlieren werden. — Die kleine Blonde unterbricht endlich ihre» ApfelschmauS. ..Kannst Du'S?" Mit großen, verwunderte» Augen sieht sie die Braune an: ..Natürlich kann ich'-! Und wie gut! Wort für Wortl" Dabei kan» sie ein leise» Zittern nicht unterdrücke» Die Andere lacht hell ausl „Du hast tvohl Angst?" ..Ja." „Ich gar nicht!" „Ach — wie bist Du glücklich!" Dann fängt die Eine wieder zu träume» an und die Andere speist seelenvergnügt ihren Apfel weiter. Else und Lene — die beiden intimen Freundinnen — sind eng mit dem Theater verwachsen, seitdem sic rxistlren. Else gehört zu der zahlreichen Familie de- Jnspicienten, Lene ist die einzige Tochter de- Requisiteurs Die beiden Kinder begannen ihre theatralische Laufbahn damit, daß sie sich >n der berühmten Posse „Die Zwillinge" vierundsiebzig Abende hintereinander zum Schluß de« dritten Acte« aus die Bühne hinau-trngen ließen Sauber iu schneeweiße Beuchen gewickelt lagen sic in den drallen Armen der Soubrette, die keck nnt ihnen bis an deu Sousfl-urkastcn inarschirte und da» berühmte Lied „von den Zwillingen" in» Publicum hinauSschmetterte. Zum Refrain fingen dir Kinder regelmäßig zu schreien an und der Erfolg war ein enormer — Aber bald waren Else und Len« den Windeln entwachsen und somit für ihr bisher so erfolgreich behauptete» Rollenfach Zu — alt geworden und e» handelte sich darum, für sie nun mehr einen neuen, paffenden Wirkungskreis zu finde». Wer hat nicht schon in den Ausstattungsstücken die drolligen Auszüge gesehen, die mit Riesen beginnen und mit Zwergen endigen? Nun — Else und Lene avaneirtrn zu Zwergen! Sie Wurden nicht mehr aus die Bühne getragen, fix traten selbst auf und warfen die kleinen Beinchen mächtig au», um im Marsche mit ordentlich Schritt halten zu können. Um dieselbe Zeit wurden sie als Zöglinge in die Ballet schule de» Theaters ausgenommen, und nun dauerte eS nicht mehr lange, bis man ihnen wichtigere und schwierigere Aus gaben anvertraute. Ihre Lockenköpschen steckten in den Champignon» de» Pilz- Ballet-, au» den Kelche» tanzender Blumen leuchteten ihre Augen, sie hüpfte» als wunderschöne Laudsröjche in der Frosch- Quadrille unv einmal machte» sie im Flalchentauz als ange heiterte Ebampagner-Bouteille — iu prächlizrn Pappbülsen — geradezu Furore. — So verstrichen die ersten Jahre ihrer Kindheit in einem eltsamen, zwiespältigen Leben — am Tage in der stillen, düsteren Aerml ckkeit der elterlichen Wohnungen, am Abend in dem berauschenden Lärm, in der blendende»! Trugpracht der Buhne. La»zsam begann der Tbeaterteusel fein dämonisches Werk, daS ihm niemal» febllchlägt. sicher schlang dieser Gewandteste aller Seelensänger Masche um Masche zum Netze um seine kleinen Opfer. Al- die Kinder »ach und »ach zum Bewußtsein ihrer Stelluug käme», als ihnen daS Verständu ß für ihren Berus ausdämmerte — waren sie schon völlig umurickt. All' daS Unkindliche, Unnalürliche ihre- Leben- erschien ihnen so natürlich, so s ldstve>stj»dlich, sie hatten mehr Interesse für gemalte als für naiürlube Wälder; wen» mau ie fragte: .Kinder, was wollt Ihr werden?" so antworteten sie mit leuchtenden B ck n, wie au- einem Mnnde: „Sckau- sp elerinnen" — eS war ihnen unhegreistich, wie man emeni anderen Ziele zuslrehen, wie man üdethaupt an ein anderes Glück, au ein Glück ohne Applaus, Brillanten und Blumen glauben könne. Fiebernd harrten sie seil Langem dem Auaenblick entgegen, iu dem eS ihnen gestattet sein sollte, aus der Masse vcl EhoreS KerauSzutreten und aus ofsmer Bühne die ersten selbstständigen Worte z» sprechen. — — Der Moment ist gekommen — der Moment, dessen gefährliche Bedeutung die beiden Kleinen, die friedlich »eben- einander aus der alten Kesselpauke sitz », noch gar nicht kenne», der Moment, welcher die beiden uiliine» Freundinnen zum erste» Mal im Kamps gegen einander stellt, sie zu — Con- currenlinnc» mackt Und dieser Moment hat noch eine tiefere Bedeutung. Durch die plötzlich» Eikraiiknug einer kleine» Darstellerin, die im letzte» Bilde al» Qnellnixe wenige Verse zu recitire» Halle, ist die Rolle srei geworden — eilig haben Requisilerrr und Jnspiciciit ihren Töcklern dieselbe euistudlrt und Jever wünscht sehnlichst den Sieg davonzukragen, weil mit der Dar stellung der Nolle ein allabendliche» Spiklhonorar von einer Mark verbunden ist ES ist AnSsichl vorhanden. daS Stück noch 200 Mal zu gebe» — unv 200 Mark sind für eine» armen Beamten eine große Sunrme. — Und »u» sitze» die beiden A nder da hinten in dem verstaubten Winkel, aus den Ruf deS Regisseur- harrend, der sie im ersten Zwischeiiacl prüfen und darnach seine Entschei dung treffen will. Lene speist vergnügt ihren Apfel, denkt an alle» Mögliche, mir nicht an die Prüfung unv trällert dabei — sie interessirt sich stets am meiste» für die Soubrette — eine kecke Melodie vor sich hin Else sieht mit den große« feuchten Augen i»S Leere, recapitulirt immer und immer wieder die wenige» Bersc und zerbricht sich da» Köpschen darüber, wie ihre schwärmerisch verehrre Freunbr», die tragische Liebhaberin, diese Verse wohl fpreckren würbe. — — Endlich ist der erste Act vorüber und der Regisseur ruft seine jüngsten Untergebene» aus die Scene. Um seinen Stuhl bat sich ein dichter Kreis von Neu gierigen gebildet, vorn die Solisten mit ernsten Kennermienen, dahinter die ewig wispernden und lachende» Brllerine» — selbst die Bühnenarbeiter bleiben einen Augenblick stehen, ein ironisch-milleibigcS Lächeln auf den breiten Gesichtern — um der Prüfung zuzuhören. Der Regisseur uimmt daS Sousflirbuch zur Hand. „Run. Else, kannst Du Deine Sache!" „Jawohl, Herr Regisseur!" Der gestrenge Herr dlickl so ernst unv kalt durch die scharfen Brillengläser, daß dem Kinde angst und bange wird. „Nun — so sang' an!" Draußen beginnt die ZwischenactSmusik, ring- im nahen Kreise flüstern die Schauspieler und Schauspielerinnen mit einander — da» Alle» beängstigt die Kieme — die ersten Worte wollen ihr nicht entfallen, wie sehr sie sich da» Köpf chen auch zermartert. — „Nun! Wlrd'S bald!" „Gleich — gleich. Herr Regisseur!" Der Helle Angstschweiß perlt ihr von der Stirn. Sic hat e» doch so genau gekonnt und nun ist auf einmal Alle« wie au» dem Gedächtniß sortgewiscbt. Au- dem Dunkel der Coulissen tönt leise ein ingrimmige» Scheltwort ihre» VaterS. Sie hat e» gehört und ihre« letzten Rest von Fassung verloren. Ihr niedliche» Gesichlchen legt sich in weinerliche Falten und die College« fangen darüber zu lachen an. Guter Gott! Sie wird ouSgelacht! Laut ausschluchzend — fassrmg-to« — rennt sie davon — zurück in die dunkle, staubige Ecke, die sie eben angstzitternd und doch so hoffnungsvoll verlassen hat. Dort hört sie, wie Lene ausgerusen wird, wie sie ihr Sprüchlein keck heruntersagt, hört, wie ihr die Colleaen applaudiren — und ihre kleinen Fäuste balle» sich in oyn» mächtigem Haß gegen die glückliche Rivalin. Sie weiß, daß e- ihr zehnmal besser gelangen wäre, als jener, wenn sie e» nicht gar so ernst mit ihrer Sache gemeint, wenn ihr die Angst nicht im entscheidenden Augenblicke die Kehle zugeschnürl hätte. Ein Augenblick hat die Freundschaft der beiden Kinder zerstört. E- dauert nun nicht mehr lange, bi» Lene da» gezierte, aufdringliche, altkluge Wesen jener sogenannten „Wunder kinder" zur Schau trägt, die von einem närrischen Publicum übend für Abend durch Applau» uud BonbouniSren ver zöge» werden. Sie kümmert sich uicht mehr viel um ihr« ehemalige Genossin. — Else dagegen hat au» ihrer ersten Niederlage den Gewinn einer frühzeitigen, bitteren Erkenntniß gezogen. Sie weiß nunmehr, daß sie einen Berus hat, dessen An gehörige nur mit der Fahne de» EgoiSmu» in der Haud iegen könne»; sie fühlt, daß Freundschaft »»d Neigung i» N chtS zerfallen ver dein Trugbild vo» Ruh,» und Glanz, dessen Lockungen sie nickt mehr widerstehe» kann, sie weiß, daß ein Leben de» immerwährenden Harle» Kampfe» ihrer wartet, in dem — mehr «IS in irgend einem anoercn Be rufe — daS Glück de» Cirren das Unglück deS Ander» ist — aber sie ist entschlossen, diesen Kamps kalt und rücksichtslos burchzukäinpse», komme waS da wolle! Sie wird eine große Schauspielerin werden! Julius Freund. Mlilairisches. * Die beiden neutralen Staate» Europas: Belgien und die Schweiz, sind untre dem Eindruck deS prekären Charakter» der internationalen Lage eisrigst mit Ver- vollkomniuiig ihrer in > l i tai r isch e n Organisation bc- ckastigk. In Belgien hat die Kammer gleich in ihrer ersten Sitzung nach de» Wc>hnachi<serie». am DienSIaq. nahe;» einsliininig da» Budget de» KriegSministeriuinS bewilligt. Al» Z»gcstä»d»iß an dem Ernst der Z it hat dieses Vorn,» seine nicht gering zu veranschlagende Bedeutung, indem eS zeigt, daß die vom König Leopold beim NeujahrSeinpi'ang ge- piochenen Woite aus kenie» ganz unsnichidare» Boden qe- alle» sind. Ob auch da» fernere Verhallen der die Ge- chcke de» Lande- bestimmenden Parteien in der Armee- »Id nameiillich in der BesestigungSsrage da» Princip 'trenger Sachlichkeit Hochhalten wird, steht im eigensten Inter esse Belgien» zwar zu wünschen, ist aber keineswegs sicher, o lange in den Köpfen der Belgier die Marotte überwicgt. daß dem Lande vo» deutscher Seite eine ernste Gefahr drohe — ein Borurtheil, welches von den sranzosensreiliikliche» Ele mente» natürlich eifrigst gepflegt wird. Der belgische Gencral- stab hat folgenden Verwendung-plan der belgischen Streit- kräste entworfen: Feldarmee 67,700 Mann, verschaiizte- Lager von Antwerpen nebst mobiler Division 36,000 Man», die festen Plätze Dietz und Termonde je 7100 Man», MaaS- linie 12,600 Man». Man darf aber billig zweifeln, ob bei dem gegenwärtigen RcrukirungS- und Ersatzsostem die bel gische Armce eS günstigste» Fall- bis zu einer Maximalstärke von 90,000 Mann wird bringen können. Die Schweiz betreibt gegenwärtig Ausstellung und Aus rüstung, sowie Bewassniing deS Landsturnie» mit vollem Nach druck. Da» bezügliche Gesetz sieht sür diese Kategorie der eidgenössischen Wehrkraft eine sehr ausgedehnte Verwendung nicht allein zu Garnison» und Besatzung-Zwecke» rc„ sondern auch im offenen Felde vor. dergestalt, baß im Crnstsalle der schweizerische Landsturm im Wesentlichen ziemlich dieselben strategischen und taktischen Ausgaben zu bewältigen haben dürste wie die Feldarmee; wobei zu bemerken ist. daß der llmsang de» uiilitairische» AclionSseldeS sür schweizerische Truppen im Vorhinein aus di« Defensive beschränkt ist, da die Schweiz wohl in die Lag« kommen könnte, ihre Neutralität gegen VergewaltigunqSgelüste schützen zu müssen, AnqrisfSIendenzen ihr aber gänzlich fern liegen. Zu dem System von Maßregel», welche behusS zeit gemäßer Fortbildung der schweizerischen Wehrvcrsassung im Gange sind, bezw. geplant werden, gehört auch die Bewegung zu Gunsten der Cenlralisation de» gesammten MilitairwesenS, eine Bewegung, die an den OsficierSgesellschaslen der meisten Cantone, also an den Fachmännern, ziemlich allgemeinen Rück halt findet, während die canlonalen Politiker sich au» aller band particularistischen Erwägungen einer Eentralisatio» de» schweizerischen MilitairwesenS durch den Bund weniger ge neigt erweisen, klebrigen» wird die Frage demnächst an da» Forum der Bundesversammlung gebracht werben. * Da» englische .Kriegsministerium hat Befehl ertheilt, -00 bi» 500 Stück de» von dem betreffenden Aus schuß empfohlenen neuen Magazingewehres, welche« kürzlich in Aldcrshot und anderSwo praktisch geprüft worden ist. anzusertigen. Da» Gewehr, welche- in Enfield hergestellt werden soll, bat den riostimmigen Beifall der AblheilungSchesS de» KriegSministrriumS erlangt, und die endgiltiae Emsührung de- auSgewählten System» für die Armee ist dayer nicht mehr zu bezweifeln. Jede» in Großbritannien garnisonirende Bataillon, daS einen geeigneten Schießplatz hat. wird einige Exemplare von den probeweise sadricirten Gewehren zur Prüfung erhalten, und auch unter de» FreiwilliaencorpS werden solche vcrtbeilt werden Da» Ergebniß dieser Prü fungen wird dem KriegSministerium jedoch kaum vor Ablau von sechs Mouate» zugestellt werden können. * Die italienische Negierung hat in Philadelphia eine pneumatische Dqna milkanone sür die Flotteiistation in Spezzia bestellt. Diese Kauone soll eine 600 Pjuub Dyianiit enthaltende Granate vier englische Meilen weit schleudern. Lolonialpolitisches. * Die „Deutsche Witu-Gesellschaft". welche sich vor Kurzem const luirt und ihre erste Generalversammlung adgeballen bat. überreichte »n diese» Tagen dein Auswärligen Amte die Eingabe behufs Erlangung der Coiporalion-iechie »ick eS darf wohl aiiqenomme» werden, daß solche vo« zu ständiger Seite der Gesillichast ertheilt werden. Auch im klebrige» entfaltet die G sillschast draußen und hier eine eifrige Tbäligkeit und isl sogar schon in der Lage, piakttsckc Erfolge verzeichnen zu können. So ist vor einiger Zeit in Hamburg eine Partie Kautschuk, vo» Wilu kommcuo und der Teuticher» Wilu-Gesellschast gehörend, sofort „ach Ankuiffl chlank u»v zu befriedigendem Preise verlaust worden. E» dürfte die», abgesehen von Kamerun, da» schon lange mit Deutschland i» Ha»drlSverbi»dli»g steht, wohl die erste Waareu endung sei», »reiche direct au- den »cuerworbeneir über» ceijchen Cvlouic» »> Dcuiichlaiib an de» Markt kam. * Wie auS Kamerun gemeldet wird, ist die von Pre- unerlikuteiiaiit Kund geleitete wisse lisch östliche Expe dition am 7 November v. I». von der Kubi-Mündung ausgebroche» und am t9. desselben MonalS in Bongvlo. dem etwa 10" !>0' östlicher Lange nnv 2^ 5»!»' „ördlichcx Breite gelegenen Hanptdors der Landschaft Gumba enizetroff o. Das Land, welche- von der Expedition durchzogen wurde, ist bnrchgäiigig mit Wald bestanden und wenig bewohnt. Erst 10 deutsche Meilen von der Küste fanden sich kleine An siedelungen. welche vo» den dichter bevölkerten östlich n Land strichen indessen wieder durch einen etwa 6 deuische Meilen breiten unbewohnte,> Landstrich getrennt sind. Bongolo selbst liegt etwa 65>0 Meier über dem Meere i» einem Waldgebirge, d.sse» Berge die Reisenden durch ihre Gestalt lebhaft an den Schwarzwaid erinnerte». Ein Platz für die Errichtung der >» Aussicht genommenen Forschungistation ist noch nickt gewählt worden, da die dickibewalbele Gegend hierfür nicht geeignet erschien Die Flora de» Küstenwalde». welcher sich in säst gleichmäßiger Gestalt bis wenigsten- 20 deuische Meilen in das Innere erstrecki, hal dem die Expedition begleitenden Botaniker Herrn Brau» reiche Gelegenheit zu Studie» gegeben. vermischtes. — Berlin, 19 Januar. Wie e» heißt, werde» die Hosscstc de» diesjährigen CarnevalS nickt im könig lichen Schlosse, sondern im königliche» PalaiS statisiiidcn. I» Folge dessen fällt auSnahm-weiie die herkömmliche Eour bei de» kaiserliche» Majestäten sür diese» Winter au», so daß auch die Vorstellung nenvorznstellcnder Pcisvneil bei den Festlich keiten im königlichen PalaiS erfolgen wird. --- Brüssel, 17. Januar. sAuSsührliche Meldung.) Die belgische Hauptstadt hatte gestern eine» Theaterdraud zu verzeichne», welcher ohne die GeisteSgegeuwait deS Dirrcior», de- Polizei- coiinuissaiS und auch eiutgermabe» de- Publicum- leicht die su>chl- barsten Folgen hüll« »ach sich ziehen können. Man gab iw A Ihambra - Theater die üt. Vorstellung der Lecorqne'icken Operette „Ali Baba". Ta die letzten Vorstellungen diese- Zugstücke» angetünlngt sind, war da» Theater sehr gut besucht, und e- mochten ini Ganzen etwa 1000—IA O Peisonen anwesend sein. Wählend der letzien Leen« de» ersten Acte». etwa gegen 9 Ubr, wurde uu, plötzlich im Parterre ein intensiver Brandgeruch vrrspürt, n»d bald daraus wurde constatirt, das, einer der Balken, die den Fußboden einer linksseitigen Parterreloge bilden, io Folge unterirdischer Ueberbeizuiig in Brand aeialhea war. De- Publicum- be mächtigte sich sosort ein furchtbarer Schrecken, um so mehr, als aus jener Parte,«löge mächtige Stauchsäulen ausstiegen. Alle» stürzte zügellos gegen die leider sehr engen AoSgäuge zu und eine Kaiastrophe war fast unvermeidlich, als Direclor Albert Oppenheim aus der Buhne erschien und nnt wahrer Elevlorsttmme in dtp Menge diiieinschrie daß da» Feuer bereit» gelöscht und daß kein Grund zu weiteieu Uesurchiungen Vorhände» sei. Der Polizeicominissar richiete eine ähnliche Ansprache an da- Publicum, welches sich »hat- sächlich beruhigte und die Platze wieder einnahm. Kaum hatte sich jedoch der Vorhang gehoben, als an» derselbe» Parterreloge aeuerding- Siauchsäulen ausstiegen. Nunmehr war dir Panik im Publicum voll- ständig enlsesselt. LS begann ein neuer Zudraag zu den Thürea. wobei dikZafchauernichlniehrioalimpslichwegkamen wie beim ersten Schrecken. Mehrere Frauen waren ohamächlig gewordea und Meie Personen erlitten leichte B rlrtzuugen. Wahrend da« Publicum de« Ausgängen zuftrömle, richiete die Feuerwehr einen mächtigen Wasserstrahl gegen die brennende Parterre-Log», und »er Brand wurde soiart Unterdrückt. Nach dem Ab pielen der „Bradanganne", welch« da» Publicum wieder in eine heilere Stimmung versetze» sollt», wurde die nuheimliche Vor- fteüung wieder ausgenommen. Eni großer Theil de» Publikum» halte aber da» Theater verlassen. Heber die Ursachen de- Brande» ist natürlich eine Uuiersuchung riogeleitet. W e dieselbe aber au-lalle« mag. so steht fest, daß bei der großen Meng« vo» Feuer, welche bei jedem Theater in Verwendung komm«, eine Brandkataftrophe leider leicht, trotz aller Vorsicht, au«drechea kann. So lange nun nicht alle alten Theater mit ihren engen Eouloir» aud ladyrintbaNigea Winkel- gängen geschlossen und neue Theater erbaut werden, läust da» Pnbticum täglich Gesadr, da- Thealerverguügen, wenn auch nicht immer mit dem Lebm, s» doch sehr ost mit quälender Angst z« bezahlen. koken knsppon Ikssssvs UNtl koslv Winker* Lu vrui288itz1vn kroisivn. kakke kmtsi »weliiie
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