Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188801225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-22
- Monat1888-01
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
430 * An de» .Zwischenfall" in Florenz reiht sich rin neuer ..Zwischenfall" in Nizza, wo italienische Schiffer zwe>« Boote dem Hasencommaudanten nicht gekiorcken wellten und isir Trotz zu Protokoll genommen und dem italienischen Conjul vermeldet wurde. Die Sache ist augenscheinlich zu klein für diplomatische Weiterungen, sie verrälh aber die Zu nahme der Mißstimmung zwischen Italienern und Suo- »ranzosen. Schlimmer würde diese Verstimmung werben, wenn die französische Regierung sich zu Uebereilungen fort- reißen ließe oder zu starkes Selbstgefühl gegenüber den, er starkenden Selbstbewußt««» de» Hauptstammes der lateinische» Raste an den Tag legte. Die Versuchung liegt nahe. So äußert, offenbar um die Italiener unter den jetzigen Lcr- baltniffcn zu ärgern. „Pari»": „Frankreich würde, als seine Truppen ,n Tunis einmarschirten. bester gethan haben, Tuneüen sofort «inzuverleiben, statt aus Rücksicht ausdieF^eundschast mitItalien, welche doch im Grunde genommen von Frankreich allein in Betracht gezogen, ein bloße» Prolectorat in Tunesien eiozurichten. Gegenüber diesen Herausforderungen bleibe Frankreich nichts übrig, als das Versäumte nachzuholen und Tunesien unverzüglich einzuver leiben." Der „TempS" warnt die französischen Blätter vor erhitzenden Besprechungen de» Vorfälle» ,n Florenz und die Au-tragung dem Auswärtigen Amte nnd im Nothsalle dem Parlamente zu überlasten, da ein Bruch, der unheilbar wer den könnte, folgenreich werden würde. „Rabical" warnt da gegen die Itauener, da „ein Bruch die noch lockere Einheit Italien» erschüttern dürste". Aehnlich die „Ousiice" mt direkter Verwarnung an EriSpi, al» ob dieser nicht besser ol der weise Clemeaceau wüßte, waS dem italienische» Einheit»« koste, den Cri»pj mit hat schassen Helsen, zu seiner Be festigung nützlich oder gefährlich wäre. Der Groll hat auch die Weinhändler Südfrankreichs ergriffen und sie haben im Cercle Artistique getagt und verlangen, wie der „Eorr. Hava»" an» Marseille telegravhirt wird, ..daß der Handels vertrag mit Italien nur bi» l8S2 verlängert werde, weil dann alle anderen Verträge abliesen." Zugleich fordern sie bedeutende Erhöhungen des EingangSzolle» von fremden Deinen * Die Zusammenrottungen aus Trafalgar Square, welche im vergangenen Herbst ganz London durch Wochen in Aufregung und Sorge hielten, haben dieser Tage noch ein gerichtliche» Nachspiel gesunden, welche», wie gemeldet, mit der Berurtheilung zweier HaupträdclSsührer zu je sechs Wochen Gesängniß endigte. Interessanter als Persönlichkeit und Schicksal der beiden Mobauswiegler erscheinen die Grund sätze. »ach denen die Jury ihr Verbiet fällte, und bürsten sich dieselben namentlich unseren einhcimischen Demagogen zum Studium empfehlen, die England inimer als ein wahre» FreibeitSeldorado preisen, im Gegensatz zu der „ractionalren Polizeiwillkür", welche in Deutschland das Regiment sichren soll. Rach der von der englischen Jur» gebilligten Ansicht unter liegt die Verein»- nnd Versammlungsfreiheit jenseits des Canal- nämlich Bedingungen und Vorausietzungcn, welche dem di-eretionairen Ermessen der von den Demagogen aller Länder gleichmäßig gehaßten und geschmähten Polizeigewalt den freiesten Spielraum gestatte». Die Jury erklärte nämlich, daß eine Versammlung, welche in solcher Weise geleitet wird, um in Leuten von normalem Denkvermögen, die der Versammlung beiwohnen oder in ihrer Nähe weilen, die Befürchtung wach zurusen, daß sie der öffentlichen Ordnung gefährlich werden könnte, dadurch schon den Charakter der Ungesetzlichkeit on- rnmmt, gleichviel ob ihr eingestandcner Zweck ein gesetzlicher war oder nicht. Da» war bei der Mastenversaminluiig aus Trafalgar Square vom >S. November v. I. der Fall, deshalb verurtheilte da» Gericht ohne Weiteres die beiden Angeklagten Cuninghame und Burn» zu der erwähnten Gesängmß- strase. — Wie man sieht, kümmern sich in England öffentliche Meinung und Geschworenengerichte um formale und principielle Fragen, wenn da» Gemeinwohl in Gefahr steht, viel weniger al» die Principienreiter aus dem Continent. Der Schwerpunkt de» concreleu Falle» lag für die Jury nicht i» der Frage, ob die incriminirte Versammlung gesetzmäßig einberusen war oder gesetzmäßige Ziele er strebte. sondern einfach in der Thatsache, daß sie einen gewaltthätigen Charakter annahm und dadurch den für die Aufrcchtrrhaltung der öffentlichen Ordnung in London ver antwortlichen Polizeiches Sir Charle» Warren zum Ein schreiten nickt nur berechtigte, sondern geradezu verpflichtete. ES wurde s. Z. die einmülhige Gcnugthuung conslatirt, womit alle gesetzliebenden Kreise deS englischen "Volke» dem bandsesten Zugreifen der Londoner Sichcrheilsbebörven zu stimmten. und die Thatsache, daß seitdem die BersammlungS- manie wie weggeblasen ist, zeigt, wie heilsam die ertbeiltc Lektion war. England ist ja, wenn man so will» das Land der größten persönlichen Ungebundenheit, aber innerhalb weit engerer Grenzen, als unsere Demagogen glauben und glauben machen wollen Mit krakehlsüchtigen Elemente», ob politischer ober unpolitischer Art. macht man in England sehr kurzen Proceß. da» Gericht verurtheilt sie. die Behörde straft sie ab. ohne daß es irgend Jemandem beisällt, sie zu Märtyrern der Dolkssache zu stempeln. Da» englische Volk würde Denen wenig Dank wissen, die es mit dem Straßenmob identisiciren wollten! * Der englische Marine-Ingenieur W Braham Robinson, lange Jahre erster Constructcur der Marine wersten in Portsmouth, der auck die Pläne zu den englischen Panzerschiffen „Devastation", „Inflexible" und „Bacchantc' entworfen hat. ist dieser Tage gestorben. * Die amerikanische SchiffsahrtS- und Iudustrie-Liga hielt dieser Tage in Washington eine Versammlung, um den Congreß dringend zu ersuchen, etwa» für die Wieder belebung der amerikanischen Schifffahrt zu thu». * Einem Telegramme an» Lima vom l7. d. M. zufolge ist die Cholera in Santiago und Valparaiso im Ab- nehmen begriffen. Jur Lage. ** Berlin. 20. Januar. Die Berathung deS So- cialistengesetze» soll Ende nächster Woche stattsinden. Dämmtliche Fraktionen naben wegen der Vorlage be reit» Belprechungen abgrbalken, dock» sich über eine cnd- giltige Stellungnahme nock nicht schlüssig gemacht. Es unterliegt keinem Zweifel, baß der Entwurf einer besonderen Commission überwiesen werden wird »nd sicherlich wird die Regierung in der Lage sein, vielfache» Material zur Begrün dung ihrer Stellungnahme vorzulegen. Die Haltung der einzelnen Parteien ist jetzt nock keineswegs zuverlässig anzn- geden, wie die» vielfach in der Presse geschieht und deckt sich durchaus nicht mit den Auslastungen der Zeiluugen. Wenn wiederholt gesagt worden ist. daß man in parlamentarischen Kreisen >n der Mehrheit ebensowohl den vorgescklagrnen Verschärfungen wir der Verlängerung ans fünf Jahre ab- geneigt scheine, so trifft da» nicht zu Denn darüber fehlt jede genauere Kenntwß, da gerade maßgebende parlamen tarische Persönlichkeiten und bervorragenve Führer der Parteien sich bi» ,etzl sehr ziirückhaltenv außer,, Die parlamentarische Bedrüngniß hat bereit« begonnen. Während ,m Abgeordnetenhaus« heute die General» discussivn de» Etat» begann, fand im Reichstage die zweite Lesung de» Etat» statt. Au» der Elat-Vrbatte Abgeordneten- bauscs ist nur wenig hervor «»heben Abg. Rickerl sollte die Ausgabe lösen, die ante Finanzlage al» schlecht darzustellen, und da» war den klaren Tbaliachen und trockeuea Zoblen gegenüber selbst für die» freisinnige OppositionSgemülh diesmal zu schwer Seine sogenannte Kritik vermochte denn auch nur Heiterkeit httvcrziuujen Aber im Reichstage hielt Abgeordneter vr Miguel eine bedeutsame Rede. E» ist bekannt, daß dieser um die Gemeindc-G't'l, gebuiig hochverdiente Slaa'.kinon», obgleich a» der Spitze großer Gemeinwesen seit Jahrzehnten Hervorragende» geleistet und ,l« Parlamentarier eine führend. und allseitig anerkannte bedeutende Stellung einnimmt, noch immer Zeit gesunden hat, theoretisch und praktisch die sociale Frage aus da» Eingehendste zu stodiren. Den Einfluß der menschlichen Wohnungen aus da» Physische und sittliche Ge deihen der Individuen bat vor Miquel nock Niemand so er kannt und gewürdigt wie er. Herr vr Miquel will nun. daß endlich etwa» aus diesem Gebiete geschehe, welche» bisher durch die Reich»- und staatliche Gesetzgebung fast gänzlich ver nachlässigt worben ist. obgleich doch große Interessen ans dem Spiele stehen. Heute beschränkte er sich lediglich daraus, die Frage im Parlament anzuregen. Aber e» zeigte sich, wie er die Herzen traf, al» er unter gespanntester Aufmerksamkeit aller Anwesenden i:n Hause und am T>sckre deS BundeSrath» eine Reihe vortrefflicher Gedanken und Vorschläge vorsübrtc, von denen wir überzeugt sind, daß sie aus fruchtbaren Boden ge fallen sind. Die Frage ist nunmehr von berufenster Seite zur DiScussion gestellt, und sicher wird ihr aus Seiten der Regie rung wie bei allen Menschenfreunden die gebührende Berück sichtigung fortan zu Theil werden. Abg. vr Hartmann nabm Veranlassung, dem social» demokratischen Abg. Frohme gebührend hcimzulcuchtcn, welcher sich erkühnt Halle, da» im Interesse der Ordnung ge botene gesetzliche Vorgehen der sächsischen Staatsbehörden als unzulässig zu bezeichnen. Herr Frohme stand mit seiner Aus- sassnng isolirt da. und Abg. Hartmann hatte die allseitige Zustimmung für sich, al» er betonte, daß man in Sachsen zwar immer Höslichteil bochschätze. aber niemals aus Kosten der Ordnung und Gesetzlichkeit. Da» Vorgehen gegen social- demokratische Agitation »nd Verführung verdient den Dank aller Baterlandssreunde. Xl-O. Berlin, 20. Januar. Da» Weürpklichtgesetz ist in der ReichStagscommitsion in zwei Sitzungen in erster Lesung erledigt und ohne wesentliche Veränderungen angenommen worden, die meisten Paragraphen einstimmig. Die Verhandlungen unter schieden sich sehr vortl»eilhast von denieniqen der Septcnuatscoinniission, wo wochenlang um jeden einzelnen Vorschlag der Regierung gestritten wurde. Es wäre wohl auch jetzt nicht so glatt qegauqeu, wenn nicht die Oppositionsparteien im gegenwärtigen Reichstag da» Gejuhl der Ohnmacht hätten. Nach dem Verlaus der Lommilsionsberoihuiig wird man wohl auch im Plenum so gut wie einstimmige Annahme der Vorlage erwarten dürfen. In den nächsten Tagen wird nun freilich die Rechnung für da» Besetz prilentiri werden, und man ist schon daraus vorbereitet, daß sie »ine sehr ansehnlich: Höhe erreichen wird. Sie soll nahe an 200 Millionen Mark heranreichen, die natürlich al» einmalige außerordentliche Ausgabe durch eine Anleihe belchafft werden müssen. Die Anforderung ist freilich, zumal nachdem erst im vorigen Frühjahr l76 Millionen für außerordentliche militairiiche Zwecke. Feftuugsbauien. strategische Bahne», Ergänzung des Kriegs- Materials und dcrgl. ausgewcndet worden, eine sehr bedeutend«, aber nur die selbstverständliche Folge de» neuen W-chrpslichigesetzeS und der durch die heutige Weltlage auserlegten Noihwcadigkett, für den Ernftiall die äußerste Wehrkraft auszubietea und rechtzeitig die Vor bereitungen hierfür »u treffen. Mit dieser neuen Autwenbung wird mau dann aber die Vervollständigung nnd Ausrüstung unserer Wehr- tratt für absehbare Zeit als ab geschloffen oaseheu dürfen. Wenn uu» der Frieden erhalten bleibt, so dürste daran die Entschlossenheit uad Energie, womit da» Deutsch« Reich seine Wehrkrast alle» Ge fahren gegenüber in volle Bereüjchast gesetzt hat. zum große» Thcil da» Verdienst haben. Nach einem Artikel der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" scheint «» in Regierungskreisea beabsichtigt zu werden, für die SchissSclassisication «in staatliches deutsches Ela ssisica- tioasiustitut zu begründen, nachdem der Germanische Lloyd bisher nicht vermocht hat. sich das Vertrauen der insbesondere in Betracht kommenden Rhedereiea und Versicherer zu erwerben, so daß dessen Elaste nicht die allgemeine Anerkennung dieser Kreise gefunden hat. Wie an» au« sachverständigen »reisen mitgetheilt wird, hält inan die Begründung eine- staatlichen und nationalen Institut- süc sehr bedauerlich. — Die Rhederei ist ihrem ganzen Wesen nach nicht nur aus den Verkehr Deutscher mit deutschen Maaren und io deutschen Häsen angewiesen, sonder» aus deutichen Häsen werden auch iür sremde Rechnung Waaren ans Deutschland mit deutschen Sausten verladen: deutsche Schisse sollen in möglichst vielen Häfen der Welt wenn irgend möglich Waaren aller Nationen befördern. Da die Classt- sication insbesondere dazu dienen soll, auch ausländischen Versicherern und Verladern Vertrauen zu der Qualität de» betreffenden Schiffes einzuflößen, so ist eS erforderlich, daß da« Institut, welches diele Classificirung vornimmt, internationales Vertrauen genießt. Der Germanische Lloyd hat sich gerade deshalb niemals dieses allgemeine Vertrauen in aller Welt erwerben können, weil er sich zu sehr auf den specifisch nationalen deutsche» Standpunkt gestellt bat, wävrend da» internationale Institut Bureau Lerilas an allen große» VersicherungSbörsen der ganzen Welt anerkannt wird. Des halb haben diejenigen deutschen Rheder, deren Schiffe vorwiegend in internationaler Fahrt beschäftigt sind, die BerilaS-Claffc nie ent behren können, wie auch andere Nationen, welche eigene nationale BersicherungSinftitutc begründen wollten, niemals die Qualificirnng durch die VeritaS entbehren konnten, und neben der eigenen Elaffc die Beritas-LIaye führen mußlen. Nur die Engluuder, deren Rkederei die Hälfte der Rhedertt der gelammten Erde und etwa das Zehnfache der deutschen Rhederei auüniach», konnten ein eigenes Institut, das des Britische» Lloyd, aufrecht erhalten. Würde man in Deniichland die VeritaS unterdrücken wolle», so würde» die deullckeu Rhedercieu unter allen Umständen gezwungen werden, sich dem Briti schen Lloyd juzuwcnden, und das wäre auch deshalb bedauerlich, weil da» englische Institut am meisten Interesse daran hat. das Auskommen von Rhedereien anderer Nationen zu verhindern. Ein Jnftiiul aber, welches in alle» Häsen der ganzen Welt iechnische Sachverständige und Verlreler unlerhollea soll, kann ebenso lvenig ein staatliches In- stilut sein — dasselbe kann nur als privates Institut bestehen und wenn unsere Rheder« und uns«« Versicherer die Classification ihr« Schiffe durch das internationale Institut der „VeritaS" «langen können, welches Institut gerade unser« deutichen Rhederei viel za danken hat, dann meinen wir, daß d,e Regierung von solchen Plänen absehen sollte, jedenfalls ab« bevor sie Einrichtungen trifft, welche die Rhederei schädigen könnten, sollte die Regierung die beiheiligten Kreise gründlich zum Wort kommen lassen, denn wir halten e» sür absolut unrichtig, wenn die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" be hauptet, daß Mangel an vaterländischen, Empfinden die Ursache ge wesen. daß der Germanische Lloyd nicht auskommen konnte. Jur politischen Lage in Rußland. * Die zwischen dem Zaren und dem Generalgou verneur von Moskau gepflogene Eorrespondenz liegt nun in ihrem Wortlaut vor. Die vom Fürsten Dotgo- rukow im Namen der Stadt Moskau zum Neuen Jahr überreichte Glückwunsch-Adresse hat folgenden Inhalt: Ew. Kaiserliche Majestät. Alkerguädigst« Kaisers Nit Dank an den Allerhöchsten, mit der Hoffnung aus Seine gnädige Fürsorge nnd mit festem Blick in die Zukunft treten die Moskowiter in daS Neue Jahr und «achte» eS als crstc heilige Pflicht herzlicher Er gebenheit, Euren Kaiserlichen Majestäten die allerunlertliänigsten Glückwünsche darznbrivgen mit dem glülxndstea Wunsche alle- Heils sür Eure Majestäten und Ihre Erlauchte Familie. I» da» neue Jahr unter den irischen Eindrücken des versloffenen eiutretcud. schöpst Moskau, zusammen m t ganz Rußland, aus den Haudliingen Ihrer Regierung die Uederzeugniig von der kraftvollen Mack« deS Lolksqcistes, die einzig möglich ist bet der selbstständigen Richtung, mit der Ihre Seldsthcrrscherliche Reckte dir Schicksale deS Vaterlandes lenkt. Eine ganze Reih« von Maß nahmen, di- da bezwecken: die Verbesserung und Lnlw ckelung der VolkSwiNdschost und der russtschen Production die Eröffnung neuer Transport- untz Handelswege, die Wahrung der Industrie in de» Hände» russischer Zieste, die Volksbildung ans Grundlage de« dem Russen eigenen religiösen Gefühls, da« Streben zur Befreiung de» StoaltrrkditS von den drückenden anSländnchen Fesseln, di« Entwickelung der iriiedrrerstandeneu Flotte de» Schwarzen Meere» »nd di« milltairischen Schutzinoßregeln — olle» Da», vereint mit de» vordrrgegangene», ans die innere Wohlsah« de« Reiche« gerichtete« Verordnungen, erweckt in Ihrem treue» Volke jene belebende Er- Hebung de« Geiste», mit welcher e». überzeugt von der eigenen Kraft, inmitten sein« friedlichen Arbeit rnhig ans d>» unabbänqig« »ud »ndengs,»» Stell,», Rußland« blickt, dee doffekb» dnrch Ihren weise, Entschlnß »»» Wähle de« ans Recht »nd «ahrhett beruhende» Fried,»« rmgrnmnmen hat. Moskau, in welchem von Aller« her die Stimme patriotiicher Begeisterung rin tonte» Echo weckte, da« treu ,n der Eriüllmig seiner Pflicht für Thron »nd Vaterland »nab- äiiderltch sHbält an dem Vermächtnis, seiner Geichichle »nd da- jeder- zeit «ntt Seidstnerlengnnng dem »ns« de« Selbstherrscher» «nd Führer» da» russischen Lande« ans dem von Ihm gewiesene, Wege, iowovl innen Fortschrat« als Sicherung der Ehre und Wurde de» Iheneren Vaterlandes, zu kotzen bereit ist. habe ich da» Glück zu sei» Ew. kaiserlichen Majestät treuunler- thLnigsler Fürst Wladimir Dolgornkow. Den 31. Tecemb« 1887. Daraus lautet die Antwort de» Zaren wie folgt: Fürst Wladimir Aadrejewüsch! Es ist Mir angenehm, auch dieses Mal in Ihrem Glückwunsch zum Neuen Jahr die Stimme Moskau- und die auS dem Herzen Rußland» komineaden guten Wunsche zu vernehmen. Ich zweifle nickt an der Aufrichtigkeit de» russischen Gefühls, doS ihnen zur Grundlage dient, und bin über zeugt, daß ganz Rußland mit Mir a» diesem Tage Gott bittet, unsere Kräste ans Befestigung der aus Glauben und Recht begrün deten Ordnung und auf Vermehrung des Volkswohlstandes zu lenken. Aus dieses Ziel sind auch alle Meine Wünsche gerichtet »a der feste» Hoffnung, daß der Friede, m>t dem uns die Vorsehung segnet, auch in dem begonnenen und in den kunsügen Jahre» eS uns gestatten wird, alle Kräste de» Reiche» uad alle Anstrengungen seiner treulmterthänigen Sühne dem Werke d« inneren Entwickelung zu weihen. Ich verbleibe Ihnen immerdar unabänderlich wohlgearlgt St. Petersburg, den 2. Januar 1888. Alexander. * Ein ossiciLs« Bericht der „Politischen Correspondenz" auS St. Petersburg, l5. Januar, entwirft solgende» Bitv von der Stimmung in der russischen Gesellschaft: Der gute Eindruck der Bemerkungen, mit welch-a der Finanz- mivister WyIchuegradSky seinen Finanzbericht an den Kaiser begleitete, indem er die sriedüchen Absichten der kaiserlichen Regie- rung und die dadurch ermöglichte Verminderung der Ausgaben sür Heer und Flotte betonte, tollte leider nicht von lang« Tan« lein. Er ist durch zwei Umstände nahezu vollständig ausgehoben worden, welche mit der Veröffentlichung des sogenannten Finanzberichtes zn- sammcnsielen. Ja erster Linie ist in dieser Richtung die Auszeich nung anjlisühren, welche d« Kais-r den: Minister des Innern, Graseii Tolstoi, zu Tkeil werden ließ, insbesondere das diesen Act kaiserlicher Huld begleitende Reicript, in welchem Zar Alexander Hl. mit b-merkenSwertbem Nachdrucke des Tone» seiner vollen Zufrieden heit mit dem Systeme Tolstoi Ausdruck giebt und somit auch die gegenwärtige innere Lage Rußlands unter seinen kaiserlichen Schutz nimmt. Nun ist ab« außerhalb GnlschinaS so ziemlich alle Veit in Rußland einig in der Ucberzeoqung, Laß diese Lage keine besriedigeade ist, da sie die Zahl t« Mißvergnügten von Tag zu Tag in rapider Weile vermehrt, so daß Ausbrüche der Währung da und dort fast stündlich besorgt werden. ES hat ganz besonders schmerzlich berührt, daß das kaiserliche Reicript an den Grasen Tolstoi gerade jetzt erschien, wo die Intelligenz Rußlands, die Univcrsilälen an der Spitze, in sehr energischer Weise gegen daS Deljanow'sche UmerrichtS-Regime, welches eigentlich nur em Theil und eine Folge deS Tolstoi'schen Systems ist, Protest eingelegt hat. In Kreil«, die fraglos von loyalster Ergebenheit der Dynastie gegenüber beseelt sind, hört man lebhaftes Bedauern darüber aussprechen» daß die wohl gemeinten Warnungen so wenig Beachtung finden, welche t« ehe malige Chef der Gendarmerie, General OrschewSki, anläßlich seine» vor bald einem Jahre erfolgten Rücktrittes, dem Kaiser in einem olteruiiterthänigsten Memorandum zu unterbreiten für seine patriotische Pflicht hielt. Der zweite der oben anqedeutcte» Umstände ist negativen Charakter-; der Umstand nämlich, daß dem Minister des AuS- wärtigen, Herrn v. Gier«, der i» nicht mit Unrecht als eine Schutz, wehr gegen die von Zeit za Zeit sich immer wieder «aeucrndea Aniprüche de» russischen EhauvmiSmiiS angesehen wird, gegen die allgemeine Erwartung keine Auszeichnung verliehen wurde. In Hos- kreijen wird allerdings daraus hingewielen, daß nach de» russischen Traditionen Auszeichnungen deS Ministers des Aeußern nicht eia Neujahrs-, sondern «in Oftern-Anaebinde zu bilden pflegen und daß somit, ehe mau endgiltige Schlüsse ziehe, bei dem eonservaiiven Sinne des Kaisers erst daS Osterfest abgewartet werden muffe; allein wie weit ist eS biS dahin, und wie würde eS zur Beruhigung beigetraqen haben, wenn mit diesem Ufa«, falls « den thaliächlichea Grund des Ausbleiben» jener Auszeichnung bildet, aus Gründen der politischen Raison gebrochen worden wäre. * Dom Schwarzen Meere geht un» rin Schreiben zu. welches die Ansicht entwickelt und zu begründen sucht, daß Rußland versuchen werbe, feinen orientalischen Zielen nicht aus dem gerade», aber ungangbar gewordenen Wege üb« Bulgarien, sondern aus dem Umwege über Kteinasien näher zu kommen. Die Zuschrift, die geeignet ist, den Türken Mancherlei zu denken zu geben, lautet: „Neueren Nachrichten zusolge schein» Alle» daraus hinzudeutea, daß Rußland im gegenwärtigen Augenblick mehr als je sich rüstet, um gewisse kleinasiatische Provinzen an sich zu ziehen. Ten lehr brauchbaren Borwand dazu bietet die nicht bezahlte türkische Kriegs schuld, sür welche Rußland sich, wie daS seo« Gläubiger zu thuu pflegt, im Falle der Nneinbclngluhkeit ein möglichst werihvolleS Faust- pjand sicher» möchte. Es ist gerade sür das russisch- Reich, welches in seinem riesigen und verhäilnßmäßig armen Binnenlande die ihm so nothwendigen Subsistenzmittel rücksichtlich der Boden- nnd Be völkerung-Verhältnisse schwer vermißt, eine einsnche Lebensfrage, die Einverleibung von Provinzen anzustreben, welche ihm, jo versührerisch nahe gelegen, all daS in unerhört reichen, Maße bitten, was ihm das eigene Laad versagt. Der Anerkennung dieser Naturnothwendig- keil wird sich, da mau nun einmal mit dem Bestände jene» riesigen Kolosses rechnen muß, kein vernünftiger Mensch entziehen können. An der klciiiasiatischen Grenze und den Usern des Schwarzen MecreS winkt den Russen nun ein Land, welches zu den geseg netsten der ganzen Erde gehört und außerdem insolge seiner geographi schen Lage von eia« solch hohen polnischen Bedeutung ist, daß wir eS unbedenklich für die Pforte nach Indien, wie gleichzeitig sür den Schlüssel zu Konstantinopel, der ganzen Donau und hiermit auch Europa selbst erklären mochten. Unerschöpfliche Bodenschätze jeder Art uad von ganz ungeheurer Ausdehnung und Maonigsoltig- keü (Steinkohlen- uad metallische Ablagerungen. Petroleum u. s. w.), üppige Ländereien und Wäldergebitte, berrlicheS Klima; dabei die Strom-, Meeres- und Bodengruppirungen in einem sonst nirgends gleich günstig gestalteten relativen Berhältaiß. zu alldem eine dem Zarenreiche religioaS- «nd stammverwandte, also sehr leicht assimi- lirbare Bevölkerung, welche der russischen Kriegsmacht einen ebenso werthvollen Zuwachs lies«» wird, als sie dem Türkentdum, welches im Lause von Jahrhunderten gar nichts andere» al» zu zerstören ge- wuß« hat. in tiefster Seele abgeneigt ist, «nd gewiß jeden Augen- blick bereit ist, sich von ihm loszusagcn. Man kann e< also be greifen, wenn die russische Politik mit allen Mitteln ans diese» Zxl loSstenett. Und wer wollte nnd könnte unter den jetzigen, vielleicht absichtlich geschaffenen, wie folgerichtig genährten politi schen Verhältnissen einem solchen Vorgehen mit den Waffen in der Hand gor gegenübartreteu? Wenn r« die Türkei selbst nicht ver mag. wenn England und Oesterreich nicht schießt: sauft gewiß Niemand. Zudem wird Rußland angesichts der io hohen hi« in Frage stehende» Werth« heute schwerlich wieder so schroff, wie eS im letzten türkischen Kriege zu seinem eigenen Nachtheil geschah, aus- treten, sonderu jedenfalls sehr behutsam an derjenige» Stelle zuuächft Vorgehen, die einerseits weit genug abgelegen ist, um btt den europäischen Mächten keinen oussallende» oder gor grobe» Anstoß zu «regen oder gar deren ollensallsigen Heere»- bewegungen irgendwelchen vorichab zu leisten — und onderieiis doch wieder nah« genug geruckt, um als möglichst gedeckte feste OperalionSbasiS sür die Etappe» nach West und Ost zu dienen, derjenige» Stell« aber auch, die vor Allem als ei» Faustpiaad größtmöglichen, unmittelbar praktischen Wertheö gelte» kann. Diese hochwichiigen Momente weisen denn auch den ZeilungSnochrichten, denen zusolge Rußland es aus Erzerum und seine Umgebung ab gesehen habe, die vollste innere Glaubwürdigkeit zu. und es wird diese innere Wahrscheinlichkeit noch aus» Handgreiflichste unterstützt durch einen Umstand» der nach mehr als einer Richtung wohl be sonder» »«dient, hier hervorgekobcn zu werden. Wie schon der bekannte Ferdinand o. Höchste»« seinerzeit bekannt machte und eine au- europäische» Autoritäten bestehende Fochcammissioa be stätigt hatte, wurden von dem letzt in Stuttgart lebenden Professor De. Baur. der srüher in türkische» Diensten stand, schon vor 1? Jahren gerade in der Umgebung von Erzerom Sold- nnd Eilbrrlager entdeckt, deren Reichhaltigkeit bi« heute noch unübertroffen dofteht, Ler-n Ausdeutung ab« auch bis heut: noch hintertttede» und unmöglich gemacht worden ist. Die grenzen- lose Eorrnption der türkischen Verwaltung hat. »ir jede Entwick- lang von HiU-quellen, so auch diese grundsätzlich unmöglich ge- macktt Benrchaag und Fanatismus hefte» st« ja natürlicherweise mit Borlied« an Unternekmnnge», bei denen die Aussicht aus Baklchisch nue günstige und stet» neu sich «öffnend» ist, uad «ei» »unmedr die Türkei sich vor finanzielle Verlegenheit«» gestellt sieht, die mit der Hrduug bedeute»»« Schätz« btt veruttusiiq« Ver waltung gemildert wrrveu könnten, so w,r» sie jetzt, nachdem die Tina« einmal soweit gediehen sind, kaum noch mit Erfolg an dt« »ernünstigr »nd »loumäßige Ausbeutung ihrer wertddoüste» kt»,»- asiatischen Provinz» gehe», «eu» »uch di« Gerücht« oo» Unterhemd- lnngen mit vr. Baur behus» der «uSdeutnn, jener HilsSgnelle» o» Staatskosten sich bestätige» solle». Denn allem Auschet, «ach Hai sich Rußland b«: Zetten eia» genaue Keuutniß »er Juwele von auf so unwiderstehliche Weise onznweudea versteht, in Bewegung ge setzt, um seine» Zweck zu erreichen. I» der Gegend von Erzernin also liegt eia Zündpunct der ganze» großen onentalischen Frage. Wird an ihn die Lunte gelegt, so »ft. schon btt der tiefe» Feind- schaff d« kleiuosiatischen Bevölkerung gegen türkisches Sotrapenthui», daS Schicksal jener Ländereien rasch entschiede», die Schwelle nach Indien gelegt uad die thrakische Halbinsel eingeschnürt. Die Zwischen- acte ober in den europiischeu Dlptomaiea-Concertea wird da» ui: sehlschlogende Leitmotiv der Newa „ckiviäo o» lwporn" iu gewohntem passenden Rhythmus anSzusüllen wissen." * In der ersten Hälfte de» Ianuarmonat» wird der Hauplches der Civilverwallung im Kaukasus, Generalabjutant Fürst A. M. Douvukow-Sorssakow, ia Petersburg erwartet, und zwar soll er sich, wie die „Nvwoje Wremja" schreibt, an Beralhungen der höchsten Reichsinstitukionen über Fragen, welche den Kaukasus betreffen, betheiligen. Bei dieser Gelegenheit dürste auch die alleadliche Aushebung der Haupt- Medicinalverwaltung im Kaukasus erfolgen, indem alle diesbezüglichen Angelegenheiten nebst dem Personal an da» Mebicinalvepartemcnt beim Ministerium de» Innern übergeben. Diese Reform sollte bereit» im verflossenen Jahre vorgcnommen werden, doch wurde dieselbe aus Ansuchen kcZ Fürsten Dondukow-Korsiakow damal» ausgeschobeu. Jetzt, wo die Eröffnung de» Landtag» unmittelbar bevorsteht, spricht man in Finnland vielfach davon, daß die sür vorbedachten Mord im Locker cko jure existireade Todesstrafe in Zukunft auch faktische Anwendung finden solle. Aus Meißen. * AuS Meißen bringt daS .Meißner Tageblatt" folgend: anmuthige Schilderung: Der Meißner Winterhafen bat nicht die Bestimmung, Aus- ivandererichifs,- zu beherb-rgen und KriegSdampser vor dem Sturme zn schützen, aber ganz uninteressant ist er im Winter, wo er alle::, in Dienst tritt, doch nicht. Er hat eine Länge von etwa MO und eine Breite von ca. 200 Schritt. Durch einen hohen steilen Damm ist derselbe von der Elbe abgetrennt, von diesem Damm herum« übren gut angelegte Sinsen nach dem Wasser, große eiserne Ring: zum Befestigen der Fahrzeuge sind aller 20 Schritte in steinern: Blöcke eiagegypft und verstimmt und die beiden Absätze des Damurcö erleichtern den Schiff«» daS Lausen beim Einbringen ihrer Fahrzeug:. Gegenwärtig ist d« Hasen voll besetzt und bietet, wie schon erwähnt, ein iatereffaates Bild. Nickt weniger als 17 Rnuddeckkähne. ein massiv eisern«, 9 Breiid-ckS, 10 Landuugsbrückeo. ein« BanMe und eine Unmasse klein«, zu den großen Fahrzeuge» gedörig« Schaluppen liegen bunt durcheinander, Bord an Bord. Daraus rage» ö mächtige Dampfer empor. Der bis vor Kurzem am Qual elagelrorene Ktttendamps» Nr. lll (Eapitaiu Westram), die imposant ans'chauende „AgneS" (Lapilaiu gissest und die „Leitmeritz" (Lapttain Scholl«) von der österreichischen Nord-West-Dampfschiff- ahrtS-Geselljchast, sowie dle mächtigen Raddampfer Rr. VIl Lapirai» Wegen«! und Nr. X (Eapttain Meyer) gewähren durch ihren verickiedensarbigen Anstrich, durch die hochstehenden, mit den verschiedenen Abzeichen versehene» Schornsteine einen ganz stattlichen Anblick. Diese Dampfer führen meist Maschinen von LöO Pscrdekiäften, die Nnschafsuiigskosten eines ElbschleppdamvserS belaufen sich aus etwa 120—170,000 Sl, während ein größeres Dccksahrzeug aus 36.000 zu stehen kommt. Die übrigen Kähne haben die Masten gelegt, die Takelage eingezogen und liegen zum Theil ohne Bemannung im Hasen, der größte Theil ober ist mit einer »«minderten Anzahl von Mannschaften besetzt, denn allein K Fahrzeuge haben Ladung und müssen jeder Zeit bereit sein, mit den Dampfern bergwärts zu dampfen. Die Fahrzeuge sind jämmtlich mit Eis unterkeilt und der Hasen natürlich fest zugesroren. Um ab« auch Wasser zur Hand zu haben, werden täglich Löcher in daS E>s gehackt. Gegen Feuersgesahr ist ebenfalls Serge getragen. Heft eingebaute Rampen verbinden die Schiffe mit dem Lande, und öohlea uad Psosien sind von Bord an Bord, von Fahrzeug zu hahrzeug gelegt. Am User stehen gegenwärtig nock Wagen und aden noch einige Käbne Kohlen aus. Die Dampfer habe» »ine Bemannung von ca. 6 Manu, und zwar besteht dittelbe an« dem Capitata, einem Steuermann, einem Maschinisten und zwei bi» drei Heizern. Die anderen Fahrzeuge haben nur einen Mann an Bord. Diese Leute erhallen ihren vollen Lohn und haben dafür da« betreff,»de Schiff einer gründlichen Reinigung zu onterziehen. Die Maschinen werben zum Tbeil ovSeinandergeuommeu, geputzt, polirt und eiageölt, der Kesselstein, welcher sich im Sommer an- gcsetzt. a»S de» Kcff.ln entfernt, die Cajüten gereinigt und gestrichen, kurz Alles das gemacht, WaS im Sommer wegen der ununterbrochenen Arbeit unterbleiben muß. Und wie haben sich diese Leute in ihrem Winter-Quarti« eingerichtet? Ganz häuslich, ganz gemüthlichl Die Capilaine haben ja ihre eigenen Caiülcn und wobnen da mit ihren Familien wie in einem sehr kleinen LogiS aus dem Lande; freilich die Kälte! Wenn man da» Eis so direct an der Wand Hai. so kann man selbst im Bett einen tüchtigen Schwipsen bekommen. Die Kinder tummeln sich mit den Hunden ans den Decks und suchen auch einige erwärmende Strahlen der MillagSioime zu erhaschen, und während sich die Männer von früh bis Abends mit ihren Maschinen und Werkzeugen obmühen, sind auch die Frauen nicht müßig und Helsen wohl den Männern nebenbei clwas zu verdienen. Eine resolute LapitainS- oder Etenermaniissrau hat aus einem Fahrzeug ihren Werth, ihrem Lommando muß sich Jeder, auch der stämmigste Schiff« fügen. Schiff« bei Aclien-Gejcllichaslen sind pecuniäc besser daran al» solch« bei Privalschissern. Bei Attien-Geselljchoflen haben die Leute Sommer und Winter Arbeit und werden während des letz!«en thcilweise auch voll ausgezahlt, btt Privatschiffera ist dies ober nickt der Fall. Hin «hält der Schiffer nur Gebalt während der Schiff- sahrtSoettode. und wenn der Schiffskerr nicht gerade andere Arbeit ür sein« Leute schaffen kann, so müssen die Steuer- und Bootsleute im Wiuter von den Ersparnissen de« Sommers leben. Die Lapitaiue «halte» monatlich feste« Gehalt, ein Privalsckiffcr bezahlt an seine Leute »och Schluß jeder Reise. Die Sieucrleni: erhalten sür den Tag, Sonntag wie Wochentag, durchschnittlich 3 ^l 50 -H. die Bootsleute pro Lag 2 50 ^ Eia Eapttain oder ein Steuermann hat bekanntlich einen verantwortlichen Posten; er muß auch gut rechnen and häufig eine ganz bedeutende Caffe verwalten können. Wie wenige „Landratten" wissen dies und wie wenige sehe» den Steuermann, d« in Hemdsärmeln nnd grobem Anzug am Steuer siebt, für da» an. waS er eigrullich ist und was er leistet. Ist schon das Regieren der Steuer nickt- Leichtes, so müssen auch noch tagtäglich die an schwere Arbeit gewöhnten Hände nach Feierabend mit Tinte und Feder arbeite». Wenn ein 6ommi» vo^axeur aus die Reise geht, so muß er an ei» Hau» Bericht «statten, »ad reist ein Steuermann mit seinem Fahrzeuge, da« vielleicht einen Werth von 10- oder 20,000 Tholern darftellt, ab» so verlangt sein Herr auch alltäglich Bcnchle über den Stand sein« Angelegenheiten. Die Aussicht über den gesammi-a Winterhafen führt die königl. Wofferbou-Jaspectioa und als speciell« Beamter der Strommeift«. Eia Dampf« koste» ca. 150 ein ander« Kahn ca. 100 » Hasenmiethe sür «inen Winter. Die meisten im Hafen liegenden Fahrzeuge gehören den Firmen Fr. Finke in Meiyen, C. G. KrögiS edendasetbft nnd August Richter io der Karpsensckiänle btt Meißen. Natürlich sind die eingefrorenen Schiffer mit der „Welt" verbunden, Post, Telegraph, ihr Au-kunslSburean, karz Alles, was zur modernen Lnttnr gehör», findet die ganze Hasen- maanschait ,a der ..Winterhosealchänke". Dort ersahrea die Leute Alle», wa» sie wissen müssen, uad dort «hält auck di« Post und der Telegrovh genaue BoSknnst über Name» der Schisser. Lage der Fahrzeuge rc. Die WirthSleute fiud den Schiffern sehr geiallig, batten ans billige Sveisra und Getränke und helsra den sremde» Schiffern ftet» mit Rath und Lhat. vermischter. Ältraburg, 20. Januar. DaS von dem verstorbene» Grasen Bose in Bade» der LaadeSuniversität Jena au»- gesetzl« Legal beträgt 50.000 — Der im Orientalischen Museum zu Wien al» Diener angestcllte Chinese Tschiki unternahm am 13. d. M. einen Selbstmordversuch, indem er sich an seinem Zvpj aus- bängte. Tschiki wurde noch rechtzeitig abgeschnitteo. Der Vorfall ereignete sich aus der psychiatrischen Ablheilung de» Krankenhaust», «ohia Tschiki wegen Geistesstörung kurz vor her gebracht worden war. — Basel, IS. Januar. Dee Große Rath hat endlich riumal ein Hundeg »setz «lasten, nachdem alle Freund« de« Anstande» seit Jahren sich üb« den an Konstantinopel «- inaeruden Nnsuz dies« unfiLthigen teruestrn Freunde de» Menschen uad üb« di« Schwäch« der Polizei geärgert. An zweckmäßigen geschriebenen uod gedencktea Verordnungen hat e« so wenig wie anderwärt« gefehlt. Aber die Hüter der öffentlichen Ordnung ließ« fünf« gerad sei», währeird sie '« sittliche Empänrng gerierhen. wenn ei» E««rrt «inig« ^ «t« »b« di. --
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder