Grklärung. So sehr e< mir widerstrebt, mich in einer persönlichen Sache an die Oeffentlichkeit zu wenden, so glaube ich doch, nachdem die Angelegenheit meine» Bilde» „blors Imperator" wiederholt in der Presse besprochen, dem Publikum eine Erklärung hierüber schuldig zu sein. Al» ich „Rors Imperator", da» in München von allen Künstlern und Kritikern, die e» sahen, richtig verstanden und für ein ernste» Kunstwerk er» klärt worden, nach Berlin sandte, nahm ich Veranlassung, zugleich mitzu- theileu, daß da» Pendant ..ltsgin» ritao", mit welchem zusammen „blors Imperator" den biblischen Satz darlegen sollte: »Die Liebe ist stark wie der Tod" (H. Lied Salom. Kap. 8 B. v), nicht fertig geworden und ich daher nur da» eine Bild schicken könne. Nach einiger Zeit schrieb mir eine hohe Persönlichkeit, sie habe von einer bei der Ausstellung amtlich bethciligten Person erfahren, daß „blors Iwpvrator", trotzdem e» gut gemalt sei, lediglich de» Gegenstände» wegen von der Jury zurückgewiese» werden solle. So» fort reiste ich nach Berlin, da ich glaubte, die Jury von ihrem Bedenken abbringen zu können. — Der Präsident der Akademie. Herr Professor Becker, erklärte mir in Gegenwart de» Herrn Geh. Regierungsrath Zöllner wieder- holt auf das Bestimmteste, derGegenstand sei dereinzige Grund der Zurückweisung, da man ein solches Bild unmöglich dem Kaiser in Seiner akademischen Ausstellung Vorfahren könne, ferner, daß nur dann die Ausstellung de» Bilde» möglich sei, wenn der Kaiser selbst den Wunsch dafür zu erkennen gäbe. Auch der Vorsitzende der Jury, Herr Professor Gentz, bestätigte mir, daß der einzige Ablehnungsgrund im Sujet liege, und daß er vergeben» den Herren von der Jury zu bedenken gegeben habe, ob ein anderer Grund als mangelhafte Malerei oder Jndecenz zur Zurückweisung eine» Bildes berechtige. Unter diesen Umständen wandte ich mich hilfesuchend an Se. Majestät den Kaiser, Allerhöchst welcher nach Vorlegung eine» photographischen Ab drucke» von „ilors lmporator" in dem bekannten Telegramm an Herrn Professor Becker erklären zu lassen geruhte, daß, wenn nur der Gegenstand Anlaß der Zurückweisung gewesen, er Seinerseits hieran keinen Anstand nähme. Trotz dieser Allerhöchsten Kundgebung hat die Jury auf der Zurück weisung de» Bildes beharren zu sollen geglaubt und zwar nicht mehr aus dem anfänglich mir und Anderen als einzigen angegebenen Ablehnungsgrund, sondern nunmehr Wege» ,unkünstlerischer Behandlung eines unkünstleri- scheu Stoffe». So weit die Thatsachen l War e» schon für mich im höchsten Maße überraschend, zu hören, daß einem Bilde, welche» die Vergänglichkeit von Ruhm, Macht und Liebe darstellen soll, politische Motive untergeschoben wurden — ein Gedanke, der mir vollständig fern gelegen, der nach meinen ganzen Lebensbeziehungcn vollständig ausgeschlossen ist, und dessen Halt losigkeit Se. Majestät der Kaiser Allerhöchst selbst anerkannt haben, wofür ich im tiefsten Herzen dankbar bin — so muß ich gegenüber dem neuen, an geblich mit künstlerischen Motiven belegten Verbiet der Jury, da« geeignet ist. meine künstlerische Ehre zu verletzen, entschieden Verwahrung einlegen. E» handelt sich hier nicht — wie ich wohl ohne Unbescheidenheit sagen darf — um die Arbeit eines namenlosen Anfängers, und daher hätte die Jury füglich wohl da» Urthcil über den künstlerischen Werth meine» Werke» der Kritik der Presse und de» Publikum» überlassen können. Ich werfe getrost meinen künstlerischen Ruf gegen da» Urtheil der Jury in die Wagschale. Für eine demnächst stattfindcnde Separatausstellung von „blors Impor-.tor" ruf« ich da» gesunde Urtheil de» Publikum« zum Richter auf in meiner ehr- lichen Sache. Berlin, im August 1887. Hermine Schmidt v. Preuschen (München). Nat.»Ztg. 7. August 1887. Wir erhalten die folgende Erklärung mit dem Ersuchen um Aufnahme: Mit Rücksicht auf die in mehreren Blättern vom gestrigen und heuti gen Tage enthaltene Erklärung der Frau Schmidt von Preuschen in Betreff d:r Ablehnung ihre» Gemälde» „blor» lmp«r»tor" von der diesjährigen akademischen Ausstellung beschränke ich mich aus die Mitthcilung de» nach folgenden Votum«, welche» die Jury der Ausstellung bei wiederholter Be- rathung über die Zulässigkeit de» Bilde» abgegeben hat. Dasselbe lautet: „Nicht der Stoff an und für sich, sondern der .unkünstlerische Ausdruck eine» schiefen Gedanken» ist der Grund der Ablehnung.- Diese» einstimmig abgegebene Urtheil ist Sr. Majestät dem Kaiser und König berichtet worden. Berlin, 6. August 1887. L. Becker, Präsident der königlichen Akademie der Künste