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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188801225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-22
- Monat1888-01
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1888
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Erste Beilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. »V- 22. Tonntag oen 22. Januar 1888. 82. Jahrgang. Lyron, Goethe und die Weltliteratur. Zu« tzuntzertsten Geß«,t»ta,« Lsrdvtzr««'-. SS. Jan. 1888. biichdruck vcrdolm. Der greise Goethe hegte die große Idee einer Weltliteratur, in welcher die versckievenartizen Böller friedlich neben« nn» miteinander wirken und schassen sollten, keine- engherzig für sich abgeschlossen, jede- dem andern gebend und von ihm wieder cmpjangenv und alle durch diesen gegenseitigen Aus- tausch ihrer edelsten GeisteSprovucle und Kunstwerke erst völlig groß. Deutschland sah er ai» reifste» slir den Anbruch dieser Zeit; wenn er aber unter den gleichzeitigen Dichtern de- übrigen Europa-' Umschau hielt, so begegnete er nur Einem, in dessen Schöpfungen er seine Idee verwirklicht fand, einem hochbegabten, lcivenfchajilich strebenden englische» Jüngling, Lorv Byron. Ihn begrüßte er al« de» Herold der Welt literatur. deren Reich er selbst durch seine künstlerischen Thalen ;u begründen trachtete. Tie folgende» Jahrzehnte haben Gcelhe's Unheil glänzend bestätigt. Sein Traum von einer Welt literatur ist in unfern, Jahrhundert inehr und mehr zur Wahrheit geworden. Die Literaturen der einzelnen Völker wirken jetzt ungleich rascher, mächtiger und vielseitiger auf einander ein alS je zuvor. Kein Dichter aber hat dabei neben Goethe eine so bedeutsame Rolle gespielt, wie Lord Byron. Keiner hat aus die Entwicklung der verschiedensten neueren Lite raturen einen so gewaltigen Einfluß ansgrübt, wie er; keiner hat auch von« ersten Augenblick seines Hervortreten- an Kl aus die jüngste Zeit da- allgemeine Intereise »nnier und immer wieder so lebhaft aus seine eigene menschlich-dichterische Persön lichkeit angezogen. Freilich ist der Antheil. den Mit- und Nach welt an Byron'- Leben und Dichten nahm, ein gar verschieben artiger gewesen. Ein Jahrhundert ist erst seit seiner Geburt verflossen, und wie oft hat in dieser verhältnißmäßig kurzen Spain.e Zeit da» Urtheil der Welt über ihn nicht nur ge schwankt, sondern sich nahezu völlig verändert! Welcher andere Dichter ist so begeistert gepriesen und zugleich so leide» schastlich gehaßt, so schonungslos verdammt und zugleich so warm verlheidigt worben! Welcher andere Dichter hat aber auch so schroffe Gegensätze in seinem Leben und in seinem Dichten vereinigt! In seinem Leben und in seinem Dichten; den» beide- »st bei Byron unzertrennlich. Die abenteuerlichen Erfahrungen, die er al» unsteter Wanderer in der Heimath und i» fremden Landern machte, lieferten ibm Stesse, Formen und.Farben für seine poetischen Gemälde; die leidvollen Kämpfe, die er alS Mrusch zu bestehen halte, tobten ungemilbert fort in seiner Dichtung; die Dissonanzen, welche da» Glück seine- LebenS schrill zerrissen, klagen in seinen Versen nnausgelvst Weiler. Er selbst gestand öjler alS einmal, wie seine Lebens erfahrungen ihn unmittelbar zur Dichtung trieben. Er griff — auch darin mit Goethe verwandt — zur Feder. ,.nm sich ron der Wirklichkeit loszuringen". Und ausdrücklich bekannte er: „Ich wäre nicht im Stande, über etwas zu schreiben ebne irgend eine persönliche Erfahrung zur Grundlage zu Haber," ES war viel und darunter manche» Traurige, manche- Bcst. was er in seinem kurzen Leben erfuhr. Ein reine- Güick war ihm beinahe nie bescheret. Ost zerstörte er durch eigene Schuld, was ihm Genuß. Hoffnung oder Trost bieten konnte; nicht weniger oft litt er schuldlos unter der Tücke eines neidischen Schicksals. Er stammte au- einer alten und eklen Familie, die aber in der letzlrn Zeit berabgekommen und verarmt war. Sein Vater, der „tolle Jack", war ein aben tenerlicher Wüstling, seine Mutter, die seine erste Erziehung ziemlich ausschließlich leitete, eine launenhafte und hochmüthige Frau voll maßloser Leidenschast, abergläubisch und willensschwach Ion selbst batte die Natur mit einen, schönen, sein geschnittene», ansdruckivollc» Kops gebildet, zugleich aber durch einen lahmen Klumpfuß entstellt. Sein Herz war greßmülhig und warm voll Milclhäligkcil und Licbessehusuchl, sein Temperament jedoch reizbar, eigensinnig, trotzig, unlentsam. Er hatte die beiße Leidenschaftlichkeit seiner Eltern, den Stolz und ! Aberglauben der Mutter, de» nach Abenteuern und Aus schweisunge» verlangenden Sinn dcS Vaters geerbt. Früh reis enlsaltcle sich sein außerordentliche- Talent; und doch erschwerte wieder der bunle Wechsel seiner efl planlosen Erziehung durch Hofmeister und in Schulen, bald in der Stadl. bald aus dem Lande, zuletzt an der Universität Eambridge. und nicht weniger die Unbändigkcit seines an geborenen Naturells eine gedeihliche Ausbildung aller seiner Anlagen. Sein heftige- Liebesbegehren blieb auch da, wo es rein und treu nach edeln Zielen stiebte, unverstanden oder unerwidert; eine politische Rolle i»> Oberhause, iu welchem er alS Peer von England Sitz und Stimme hatte, der uiochle er nicht zu spielen; die ersten dichterischen Versuche, welche der Ruhmdurstige veröffentlichte, die „Stunden der Muße", wurden von der Kritik mit verletzender Bitterkeit adgewiesen. Voll Schmerz und Wuth zog sich der junge Dichter von dem Zwang der große» Welt zurück. Aus er einem Schlosse zu Newsteav-Abbey bei Nottingham stürzt« sich in ein wilde« Genußleben Gegen seine Recenseutrn chleuderle er eine kraftvolle und witzige, aber zugleich u»ge- zügelt frech« Satire. Er selbst aber verließ, einundzwanzig Jahre alt, mit einem mannhaften und verständigen Freunde ein Heimathlaud und trat eine große Reise »ach Portugal, Spanien und über Malta nach dev Türkei, Griechenland und Kleinasie» an. .Ritter Harolds Pilgerfahrt" und jene mannigsachen audrreu dichterische» Erzählungen, deren Hintergrund die griechische Inselwelt, die halbverwilderlen knstenläudcr der Levante bildeten, waren die künstlerische ruchl der Reise. Fast mühelos culwars er seine iarbrnsatlen filder. seine prächtigen, stiinniungsreichen Beschreibungen rcmder Länder und Leute, seine von kubner Leidenschaft durchglühten Darstellungen erschütternder menschlicher Schicksale: sein Vaterland, ja die literarisch gebitdrl« Gesellschaft de- ganzen Europa» überhäufte ihn dafür mit schrankenloser Bewuiiderung. Aber bald sollte der Um schmeichelte den Undestand dieser Verehrung kennen lernen. Seine Ehe mit einer hübschen, aber geistlosen und vornrtheilS vollen Dame au« der steifsten englischen Aristokratie siet so unglückich au-, daß sie schon nach Jahresfrist gelöst wurde. Be, dieser Gelegenheit mußte aber Byron nicht blo- von den Verwandten seiner Frau allerlei unbegründete Verleumdungen biunckmen. sonder» erfuhr auch so viel össentliche Gehässigkett, daß er I8l6 sein »unwürdige«" Vaterland sür immer verließ. Am Genfer See. daraus in Oberitalien fand er eine neue Stätte seines Bleiben». Der besrcundete Dichter Shelley war ihm hier Jahre lang ein treuer Genosse; neue poetische Arbeiten, aber auch wüste, verschwenderische Zerstreuungen füllten sein« Tage au«. AuS den letzteren riß ihn seiae leiden schaftliche Liebe zu der jung vermählte» Gräfin Guiccioli; sie trieb ihn jedoch andererseits den sür die Freiheit ihre» Vaterlandes wirkende» italienischen Patrioten in die Arme und setzte ihn dadurck' mehrfachen Verfolgungen von Seiten der Regierung aus. Al- er schließlich auch diese revolutionairen Bestrebungen vorläufig gescheitert sehen mußte, da waudte sich seine ganz« Thtililahme zu dem um seine Freiheit vom türkischen Joche kämpfenden Volke der Griechen. Von gleichgesinnten Freunden begleitet, mit Geld und GeldeSwerth reich versehe», an der Spitze einiger hundert Söldlinge warf er sich in die vom Feind hart bedrohte Feste Misiolunghi, al» ein Retter von den Griechen begrüßt. Noch einmal sollte er eine herbe Ent täusflung erleben: er hatte antiken Helkeuinuih ru finden gehofft und traf statt besten nur zu ost Uneinigkeit, Parteiung, za Schwäche und Meuterei an. Dazu vermochte sein längtt geschwächter Körper die Ueberanstrengungen. die ihm seine schwierige Ausgabe zuinulhele. nicht zu ertragen. Am IS. April 1824 erlog er, erst sechSunddreißig Iabrc alt. einem heftigen Fieber. Drei Wochen trauerte Griechenland um ihn, und ganz Europa beklagte de» Früdgeschietcnen. dessen Opsertod im Kamps um ein hohes Ziel sein Andenken ne» verklärte. Dem revolukionairen Streit sür persönliche und staatliche Freiheit hatte Byron sein Leben gewidmet; al- Dichter der Revolution trat er der englischen Romantik, von der er selbst au-gegangen war. gegenüber. Unzufrieden mit dem Bestehen dev. deckt« er rücksichtslos allen Zwang unwahrer Sitten, alle Lüge in Politik. Moral. Religion und Poesie aus; stürmisch käiupjte er gegen den Druck der Eonvention sür die Freibeit deS HerzcnS und gegen die Tyrannei des Despotismus sür die Freiheit der Völker. Die Widersprüche der Natur und de« Leben« enthüllte er; er weckte jene Währung der Geister die den alten, al- verderbt erkannten Zustand der Dinge z» zerstören trachtet, ohne jedoch selbst schon ein neue» Ideal an Vesten Stelle verwirklichen zu können. Aus der Empsindung aber, daß eS ihm versagt sei» ein solche» neues bessere» Ideal auSzugestallen, erwuchs ihm al« Grunbstimmung scmer Poesie der Skeptici-muS, der Weltschmerz und die Well Verachtung. Die Satire, bald nur humoristisch spielend, bald ober in menschensciudlicher Empörung einherstürmend, wurde seine LieblingLlonart; leidenschaftliche Empfindung, die vor den kecksten Eyni-men nicht zurückscheule, bald jedoch auch wieder »ach dem weicksten und innigsten Au-drucke streb», war Alle», wa» er schrieb. Wie in seinem menschlichen Eharaktrr sich Züge von Faust und Don Juan mischten, so auch in seiner Poesie. Nicht nur sein „Manfred" war «in mächtiger Nach klang der Goelhe'schen Tragödie; auch in den meisten seiner übrigen dramatischen Dichtungen sprach sich ein äbnlicher Faustischer Drang au». Und sein« bedeutendste epische Schöpfung, die Goethe selbst als „ein grenzenlos geniale- Wert" rühmte und sogar zu übersetzen begann, entlehnte nickt ohne Grund ihren Namen von dem Helten der größten Oper Mozart'«. Sei» Vermögen, poetische Eharaktere mannigfaltig auSzu gestallen. kam seinem Neichthum an Situationen und Stim mungen nicht gleich —- namenllich seine Dramen litten darunter —; aber wa- »n« auch sonst noch in seiner Dichtung unbefriedigt lasten oder gar verletzen mag. immer wieder ent zückt und begeistert uu« sein leidenschaslliche» Empfinde», seine wundervolle Phantasie, seine Meisterschaft der Sprache und des Verses. Bvro» har nachhaltig auf daS gcfammte Geistesleben iuropaS eingewirkt, mehr noch außerhalb England« als in ftincin Vaterlande. Ohne ihn ist unsere ganze politische Dich tung. ohne ihn ist Heinrich Heine mit all seinen Nachtretern, ohne ihn ist die modern« polnische und russische Literatur mit ihren revolutionären Bestrebungen nicht denkbar; seinen Einfluß erfuhr bi: neue romantische Schule in Frankreich, Italien und Spanien Unter dem Eindrücke seiner Poesie stand Schopen hauer, wiewohl er sich persönlich von Byron abgestoße» fühlte. Seine literarischen Wirkungen sind auch jetzt noch mchl ab geschlossen. Dem Euphorion im zweiten Theile deS „Faust" vergleirybar. eitle er lanipsesiuuthia au- dem Leben einem frühen Tote entgegen; seine Dichtung aber bleibt unvergänglich, da» Weben seines GeilicS dauert vernehmbar sort, so lange da« europäischc Geistesleben in den Bahnen verharren wird, in denen eS seit Jahrzehnten wandelt. Franz Muncker. Lolouialpolitisches. * Am 2l. Januar saud eine Sitzung de« Plenums de« DireclionSralheS der Deulsch-Ostasrikanischen Gesell» chast statt. Aus der Tagesordnung besand sich u. A. der allgemeine Bericht über die Entwickelung deS Unternehmen- und über den Verlaus der Vertrag-Verhandlungen mit dem Sultan von Zanzibar, sowie die vorbereitende Bcschl>iß»astung über einzelne damit in Zusammenhang stehende organisatoris" Maßnahmen und endlich Mittbeilungen über die Missioi gejellschast. — Mit der Beschlußfassung über organisatorische Maßnahmen hängt es zusammen, baß Herr vr. Peters von dem DireclionSrath ersucht worden ist, sich zur Bericht erstattung und zur Erörterung seiner Vorschläge in Berlin einzufinden; vr. Peters ist bereits unterwegs, konnte aber leider nicht rechtzeitig sür diese Sitzung de« Direction-rath» «„treffen, der seinerseits nach den Statuten die letztere nicht läng« hinau-schiebe» konnte. * In Ergänzung der Nachricht von der Errichtung eines > dentscken Sraolenhause« in Zanzibar bemerke» wir noch, daß die gedachte Anstalt nicht von dem Deutsch-Nationalen Frauenbund, sondern von der Evangelischen Mission«-! geseltschast sür Deutsch-Ostasrika geleitet wird. Schwester Marie Rentsch. welche sich bereit« vor mehreren > Monaten im Austrage Ver Missionsgesellschast nach Zanzibar j begeben hal, ist al- Pflegerin sür da» HoSpital gewonnen. * Für den 26. Januar ist eine Sitzung der Colonial-1 gesellschasl sür Südwestasrika vorgesehen, in welcher! e» sich vorzugsweise um die Genehmigung der Ernchlung einer Bergwerksverwaltung und die Bewilligung der erforder lich«: Mittel hierzu, sowie um die Wahl eine« neuen Vor standsmitgliedes Handel» wird. Die Lade-Lolonirn des Schrebervereius der Uordvorftadt. 7k Leipzig, 20. Januar. Der Tckrebervereiu der Nord- vor stabt, der sick im verstoßenen Jahre mit der Bitte um milde Kaden für seine Milch- und Badc-T olouiea an dca edle» Sinn der Bewohner unserer Stadt wandte, konnte mit großem Danke über eine Lumme von 700 75 ^ quittiren. nnter welcher sich auch «iue namhafte Spende von Seile, de» hohen Rathes der Sladi Leipzig desand. Dazu kamen noch aus Lerrinsmitte!» »ob sonstigen Einnahmen 216 ^l 99 so daß sür die beadsickiiqien humanen Zwecke der st-itlicke Fond« von 917 ^74-4 zur Verfügung stand. In überaus scgenbringendcr Weise saadea die ausgedra-tea Mittel ihre Verwendung. Was die Badecolouien aniangt (über die Milcheoloaie wird in den nächsten Tagen in diesem Blatte ein besonderer Berichi erickeinen), so waren sie gebildet aus Schüler» der 2., 4. und 5. BczirkSschule und der Rathssreischule. Nach Maßgabe der Bedürftigkeit und Würdigkeit ersolgte di« Auswahl durch die Herren Direktoren der delresseaden Schulen. ES wurden 3 ilaloaien gebildet, jede etwa M -nabe» zählend, deren Leilung sich die Heere» LontiuS, Nitzscke und Schwarze in srenndlichster Wege unterzogen hatte». In sanitärer Beziehung standen die Eoloaiea unter der Controle de« Herrn vr. wmi. Brückner. Zur besseren Uiberwachung der Einzelnen waren die Lolomen ,i, Sektionen gelheilt, deren jede ihren erwählten Führer hatte, welcher i» seiner Adtheiluog aus Ordnung beim Anstellen in der Schule, beim Marsche nach der Badeanstalt und aus püuctliches Jnnehalten der sür das Bad festgesetzten Zeit sah. Die »naben worden angchaltcn, ihren Körper allwöchentlich einmal mil Bürste und Seife gehörig zu reinigen, im Bade die Gliedmaßen luftig zu recken und zu strecken und sich >m Schwimmen fleißig zu üben, lieber ein wohlanständiges Benagen wurde stets mit regem Eifer gewacht, und di« hierbei qemachiea Erfahrungen sind in hohe», Krade befriedigende gewesen. Die aniänglich bei einigen sich zeigende Scheu vor dem Wasser war bald überwunden. Es bot einen erfreuenden Anblick dar, die muntere Schaar im Bassi» sich tummeln zu lehcu. Der Auienihalt in der Badeanstalt nahm niemals mehr als eine Stunde in Anspruch. Nach dem einstimmigen Urtheil« der Herren Schuldirektoren vr KrieSma»», Vr. Helm und Urbach, aus deren Schulen die Baüecolonifte» sich haupliächiich recruttrien, ist das Bade» von legen. - reichem Einfluß aus die körperlich« Entwickelung der betheiligtcn -nabe» gewesen. Es wäre» za arme Kinder, denen die Wohlthat zu Butc kam, und die, wenn »ich« vo» Seile» der Schule veranlaß!, wohl kaum Mittel und Zeit ausgebracht hätte«, regelmäßige Bäder zu nehmen, und die, wenn sie dieselben etwa im Freibad genommen hätten, vielleicht durch zu langes Berweilen »n Waßer Schade» o» ihrem Körper und durch schlechte» Umgang Schaden an ihrer Seele genommen hätten. DaS Baden degnnn nn Juvi »nd enoele ü» D,c.embe>. Während der ersten 3 Monole wurde nni leder Eolonie wöchentlich zweimal in der Aetieaschwimmoastall. während der letzten Monaie dagegen im Bassin des Friedrichsbade« in» jeder Kolonie wöchentlich einmal gebadet. In den Sommcrmoualen wurden an 39 Togen gegen 2000 Knaben, in den Wintermonaten an li6 Tage» 1540 Knaben ins Bad geführt, so daß sich die Durchschnittszahl für jeden Tag aus 46 be- läuft. Die Kolonien haben im 2. Jahre ihres Bestehens im Ver- gleich zum l. Jahre einen namhaften Fort'chritt dergestalt zu ver- nchnen, daß io diesem aus besonderes Anralhen de- verrn Vr. wert, "rückner anch im Winter das Baden sorigesetz» wurde. Bei Beschaffung neuer Mittel soll das menscheusreundliche Werk im Februar wieder ausgenommen «erden und zwar mit der Er Weiterung, nach Art der bisher errichteten Kolonien auch Badecolonien sür Mädchen in- Leben zu rusea. Freilich ist der Schrebeiverei» der Nordvorstadt nicht in der glück- liehen Lage, durch eigene Mittel alle Ausgabe» bestreuen zu tonnen, und sieht sich deshalb veranlaßt, vor di« Kindersreunde in unserer Sladt mil der herzlichen Bitte zu treten, seine Arbeit aus dem Kr- biete der Heilpädagogik durch Gabe, der Liebe fördern zu helfen. königliches Landgericht. u. Strafkammer. I. Der Maurer Fricdrut, Traugolt Hutzelmann ausKöndcritz, welcher am 8. Decrmber v. I. »ach Lerbüßung einer Straie au.- dcm KesSaguisse enilasscn worden war, hatte aa demselben Tage in einer Restauration der Serberftraße, in ivelchec er schon früher ein- gekehrt war» eine geringe Zech« gemacht und ohne Bezahlung der selben sich entfernt. Die Betrugsanklage erhielt jedoch durch das Ergedniß der Beweisaufnahme nicht die erforderliche Unterstützung, so daß das Gericht aus Freisprechung des Angeklagten erkannte II. Der Tischler Friedrich Aböls Krüncberg an« Schkeuditz, wegen Betrugs bereits wiederholt und mit nicht unerheblichen Frei- heiisftrase» belegt gewesen, wußte vor Kurzem in einem Hause der iesigeii Bismarckstraße >» der angenommenen Rolle eines Taub lummen und ualer Vorzeigung eines Schreibens daS Milleid zu erwecken und erhielt auch l» zwei Fälle» 20 ^ und 1 ^l, in einen, dritte» Falle aber Nichts. Der Angcklagie wurde wegen Rückfalls betrug- unter Aosjchluh mildernder Umstände zu 2 Jahre» Zuchthaus und 450 .M Geld- event. weiteren 60 Tage» uchthausftrase, sowie zu 10 Jahren Verlost der Ehrenrechte vcrurtheilt. - III. Der noch im schulpflichtige» Atter stehende Kart Eduard August Hart mann aus Halle a. S., der nicht lange erst die Grenze der Strafmündigkeit überschritte», hatte am 4. November vor. JrS. in der hiesigen Waldstraße «ine» Sack mit AniSkörnern ausgeschnitten und eine Partie solcher Körner entwendet; es crsvlgic seine Bcrurthkilung zu 3 Tagen Kesängnißstrase. IV. Der Handarbeiter Ernst Oskar Hölzig von hier, welcher bereu- al- Schulkuabe eine mehrjährige FreiheüSflrase erlitten und in der Strajaoslall unter Aodcrm einen gewisse» L. kennen gelernt hat, war deS Betrugs beschuldigt. Am 6. November vor. Jahr? kam Hölzig in die Wohnung L.'S, gab sich der Wirthin gegenüber sür den Stiesbruder L.'S ouS und vermochte die Wirthin, welche dieAngabe Hölzig'S sür wahr gehalten, zur Ueberlassuag von Kleidungsstücken zu bestimmen, die er aus dem Verwahrung»»»« entnahm, zusammen- packte und suh damit entfernte. Der Angeklagte, welcher verjchiedene Einwenduage» erhob und in seiner Seldftvertheidiguug lebhaft sur Zubilligung mildernder Umstande plaidirte, wurde wegen Betrugs zu 1 Jahr 6 Monate» Gesängniß und 5 Jahren Lerloft der Ehrenrechte »erurthtilt. Der Kenchishoi bestand au? den Herren Landgerichtt-Direcior Sieber (Präsidium), LoudgerichtS-Räthe« Metsch, Adam. Wolfram nnd Prof. vr. Binding; die Anklage führte Herr TtaalsauwattschastS- Assessor vr. Groß, die Vcriheidigung zu III. Herr Referendar Friedrich. Vermischtes. --- Weißrnsel«. IS. Januar. ^Geraer Zeitung.) Hier dürste eS demnächst einen interessante» Proceß geben. Die hier erscheinende freisinnige „Mitteldeutsche Zeitung" hatte kürzlich auS einer anderen Zeitung eine Anzeige (ArbcitSstellcgesuch) nachgedruckt, vhne daß der Inserent dies von ihr verlangt hatte Als e>u Weißenselser Meister, der die Anzeige gelesen, nach Naumburg fuhr, wo der Inserent wohnte, mußte er erfahren, daß die Angelegenheit längst er ledigt sei. Da er also Fahrkosten und Zeit umsonst angc- wendet habe, will er nun seinen Schaden von der „Mittel deutschen Zeitung" einklagen Man darf gespannt sei», welchen Erfolg der Meister erzielt, denn derartige „Nachdrucke" kommen bei einer gewissen Specie« der Presse nur zu ost vor. --- Am Donnerstag Abend nach 7 Uhr ist dir Neumühl« bei Greiz total abgebrannt. ÄßAIM stzlimllliie k«I«»II'tz8 in unübertroffenem Schwarz und mit sammetartigem Griff, doppeltbreit 110 etm., das Meter von «Ins»" liHai^r an, Vr«88v liviNttlil i» VTuIitfllttti Kitt Xtlniiuvttt 8t«M« empfiehlt ke8M1t8liLii8 Ikr vLmemiwaeil. Der Abbruch des Vorderhauses beginnt am 1. Februar und befindet fich dann der Eingang von der Schlotzgaffe aus.
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