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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188801239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-23
- Monat1888-01
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.01.1888
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4os trefflicher R-.ziffeur, und die» bewie» er auch in dem neue» Stücke durch vie trefflich« Anordnung der in der Klamm spielenden Ecencn. Welcher Autheil bei einer gemeinsamen Arbeit de» einzelne» Mitarbeitern zusällt, läßt sich schwer entscheiden; doch irren wir nicht, wenn wir di« heiteren Gcnrefcencn der beiden ersten Acte dem beweglichen Humor und der stet» schlagfertigen Laune Koppcl-Ellseld'- zuschieden, während wir den in der Tragödie bewährten Darsteller al ten Hauplversasser der sogenannten großen Scene betrachten. Dann erklärt sich auch «in gewisse» Mißverhättniß im Aufbau de» Stücke» Die joviale Aber de» einen Verfasser» wollte nicht» von ihrem Behagen enibüßrn. Deshalb die breite Aussühruna der Genrescenen in den ersten Acten, durch welche die Hauplyandlung aber wesentlich verschleppt wird: wrr kommen erst zu spät dazu, derselben unsere Theilnahme zu schenke». Da« Stück würde an dramatischer Energie sehr gewinnen, wenn die zwei ersten Acte in einen zusammen- gezogen würden. Die Haupthandluna selbst kann al» eine aus den, Dorfe spielende Variante von Goethe'» .Geschwistern" betrachtet werden. Hann» im Glück, ein etwa» übermülhiger Geselle, der bas Schicksal siegeSgewiß herauSsordert. lebt mit seiner Schwester Midei zusammen: da ergiebl e» sich, daß diese nicht seine Schwester, sondern ein natürliche», von seinen El:er» erzogene» Kind ist. Da» ist rin echt ober» baverische» Motiv — wenn man die natürlichen Kinder au» de» oberbayerischen Dorskomödien sortnimmt. so bricht säst i berall die ganze Handlung zusammen, ihrer weseutljchsten Stützen beraubt. Midei liebt Sepp, der aber wendet sich zunächst von ihr ab. weit sie ihm mit einem Makel be lastet scheint. Dasür erklärt HannS jetzt Midei für seine Braut und sie folgt ibm willig. Diefc wichtigste Scene res Stücke» ist etwa» flüchtig behandelt, hier wäre mehr psychologische Vertiefung wünschcnSwerth gewesen. Im Grunde liebt aber Midei Sepp und dieser sie; der ehr liche Han»» merkt eü doch zuletzt, und als Sepp herau-sordernd »nt dieser Liebe prahlt, da wird HannS von Zorn und Eiser- fuchl erfaßt. Man fürchtet schon eine grause Mordscene bei der gemeinsamen gesäbrlichen Arbeit in der Klamm; und als b.i einem Unwetter Sepp verunglückt und in den Abgrund siüizt. da zögert Hano» ihn zu retten, b>» der Anblick von Sepp'» allen« Vater, der zufällig dazu kommt, der besseren Empfindung zum Siege verhiljt und Hanu« den Sepp mit L-denSgejahr rettet. Al» er sich aber nachher überzeugt, daß Mid i den Sepp wirklich liebt, da verzichtet er, und „Hannt ii» Glücke" kann sehe», wo sein Glück bleibt. QS sind Momente von dramatischer Kraft in den, Stücke, Loch würden auch die großen Scene» durch tuappere Fassung gewinnen. Die launigen Genrebilder bieten manche» Er götzliche. Sehr an den Därenjoseph erinnert der Han» Gstadler. e.» Kraftmensch, welchen auch Herr Albert mit einer voll sich erschließenden Naturwüchsigkeit spielte und den, er vor Allem eine Niesenlunge gab; wir bewunderten die Ausdauer des Organ», da- der Darsteller aus «ine schwere Probe stellte. Und in solchem Maße war die« wohl kaum erforder lich; die Scene im dritten Acte spielte Herr Albert mit großer Krast und Leidenschastlichkeit und stellte uns den innen» Kamps des Helden in glaubwürdiger Weise dar. Karli Hücker al» Midei war eine durchaus sympathische Erscheinung und spielt« ihre Hauplscene »ui letzten Act mit warmer Empfindung. Die Darstellerin war un» von früher nicht bekannt: sie scheint eine beachlcn-werthe Verstärkung der Münchener Wandertruppe zu sein. Lina Meittinger dagegen gehört dem Münchener Ensemble schon seit längerer Zeit an, und ihr oderbayerischc» WirlhshauSmädel mit ihrer drolligen Schalkhaftigkeit oder ihrem unüberwindlichen Phlegma waren stet» ergötzliche Genrebilder. Gestern spielte sie eine hoch deutsche Lustspielrolle, die Frau Assessor Schmidt, und zwar mit seinem Humor, so daß die EhestandSscenen aus» Beste zur Geltung kamen, denn ihr Partner, der Herr Assestor war ja kein Geringerer al» Herr Hospauer selbst, der diesen «ach oen Lorbeeren de» Alpcnclub» schielende» Bergsteiger au» der Bureaustube mit vielem Humor darstellle. Herr Herz spielte den Scpp mit Gefühl und im dritten Act nicht ohne Kraft: e» war ein famose» Gcgenbild zu dem urwüchsigen Hanns. Der alte vergeßlicheWalolohner de»Herrn Neuert war eine ebenso leben-wahr burchgesührte Genresigur wie die Bäuerin Veronika vonAmalie Schönchenund der Lehrer Zacherer de» Herrn Weinmüller. Die heiteren Episoden, gu denen die platonische Liebe der Bäuerin zu dem Lehrer Anlaß giebt, kamen zu entsprechender Geltung. Ti: Deko ration de» dritten Acte» war von Herr» Strohdach wirk sam hergestellt; Maschinerie und Tbeatcrdiener thatc» ihre Schuldigkeit. Das Schauspiel „Da» AuStrag-stüberl", weiche» inzwischen mehrmals gegeben worden war. bot der Kritik nicht Anlaß zu neuer Besprechung, da dasselbe bekannt und die Besetzung in der Hauptsache die alte war. Neu war nur die plötzlich auslauchende Autorschaft von Maximilian Schmidt, der neben Herrn Neuert jetzt al» Verfasser genannt wurde. Maximilian Schmidt ist einer der tüchtigste» bayerischen BolkSschriststeller, der mit Hermann von Schmidt zusammen da» deutsche In teresse sur da» oberbaycrijche Volksleben vorzugsweise wach- gerusen und so de» Münchenern sür ihre Tournöe die Pfade geebnet hat. Es war uns interessant, zu erfahre», daß da» „AuSlragSstüberl" jetzt mit Recht auch seinen Autornamcu trägt. Hoffentlich sehen wir in einem nächste» Gastspiel der Münchener auch eins ober da« andere Volksstück, dessen allei niger Verfasser er ist. Rudolf von Gottschall. Musik. * Leipzig. 23. Januar. Da» bereit» erwähnte Eoucert zum Besten der Wittwen- und Waisen- casse de» A l lgrm ei ne n D eu tschen B u ch ha ndlu n g»- Gehilsen-VerbandeS. welche» unter gütiger Mitwirkung von Frau Metzler-Löwy. der Herren Concertmeister Petr,. Bolland, Unkenstein, Eckröder, de» Herrn Alexander Siloti. sowie de» Männer - Gesangverein» „Sängerkrei»" (Dirigent Herr O. Kirmse) im große» Tbeatersaale de» Krystallpalaste» deute Abend 8 Uhr beginnt, wird hosfentlich die regste Theilnahme finden; denn sc.oolil da» äußerst »iteressanlc Programm, al- auch veredle Z-v-ck werden voraussichtlich zu einem zahlreichen Besuch Veranlassung geben. Möchte den« mit vielen Mühen ver bundenen Unternehmen die vollste Würdigung von Seite» de» Publicum» gezollt werden. -n. Döbeln, 21. Januar. E« erschein» wohl aaqemessen, aus ein Concert hinzuweiien, welche- am 28 Januar hier >m »aale de« neuerbaalen Schützenhause- abgedaltea werden soll. E« iit d e? b>e von der Oitsrertrelung Döbel» de« allgemeinen Richard A-azne,-Verein« veranslalleie grobe »ssentliche Musikaussüh- 1 iiiiq R'chaed Woqner'scher Werke lür Chöre und Orchester sicylere« 70 Mann stark). Ausqesuhrt wird da» Loncerl von der uallzädlige» Capelle de- 139 Inlanterie-Regimeal- ans Döbel», der dulde» Lovelle de» >04 Insanterie-Regiment- an« Chemnitz, sowie Mitglieder» de« Gewandhausorchester- an« Leipzig, uiiier Mitwirkung Döbelner und Roßwei»«r Gesanges» krast«. Da« Programm ist iwe'lheilig »nd dürste »eher auch au-wärtiqe Mosikkenn-r und Musiksreunde wohl mteressire». Tie l. Ablheitnng enthält solqende Kümmern: l) Prolog. 2 Marsch an« „Tannböuser", 3) Elsa« Vraulzuq zum Münster an» „Lahengria", 1) Einzug der Götter in W allball au« „Rbemqold". 5> K.iileimarsch. (Zn der 2. Abtheilung kommen Bruchstücke an« dem Luhuenweihseftipiele „Parfisol": ». Vorspiel, b. Liiarlreitag». zanger, c. Einzug der Gralsritter in dir Gralsdiirg, Verwandlung«- inuiik Abendmahl«- und «chliißleene de« 1. Auszüge« sür Orchester, 1> mv««., Damen- und Minneeckiörr zur Ausführung. Die Preise zu t je> Ausführung, weiche sicher sür unsere Stad» «nd die ganze Um gegend , niusilaliscde« Lreigaist ist, betrogen 2^, 1^. 75^. 50 und az. — Da da- Cancer» Adend- '/F Uhr beginnt »nd vor 10 Udr b endig» ist, mithin Znganichloß nach allen Richlingen bin ermöglicht ist. so «'b-n sich di« Unternehmer der srendiqen Znversicht hi», d« dies« A»i,..r»og sich hier ,i»mal« wiehrrholr» wird, sei» «me» Jahre beabsichtigt ist und sich in sorgsamster Vorbereitung findet, daß der Besuch derselbe», dem Aufwand« an Zeit, Veld und Mühen entsprechend, «in sehr zahlreicher sein werde. * „Der Barbier von Bagdad", dir köstlich« Oper de- genialen Peter Corneliu-, ist »ua „ch im Hostheater zu Weimar „neu- «instudirt" in Scene gegangen. Di« Zeitung „Deutschland" schreibt über die Oper u. A.: „Wir waren etwa- voreingenommen gegen diese- Werk, weil die radikal« Fortschritt-Partei von seinem Lob« den Mund gar jo voll nahm; doch bitten wir da« dem verewigten genialen Autor ad. Uebergebrn wir den dunkle» Fleck in der Musik geschichte der „Musenstadt" Weimar, daß sein herrliche- Wert einst ..durchfiel": unser Geschlecht muß wieder gut mache«, wa- das vor- hergehend« gesündigt. Hoffen wir, daß da« gelingt. Cornelia-' Oper ist da- bedeutendste musikdramatisch« Werk, welche» in der Neuzeit entstanden. C- übertrifit an Feinheit der Instrumentation, an Zartheit de« thematische» Gewebes die Wagner'schea Opera. Kurz, e- ist ein echlcS Musikdroma, da- einzige der Neuzeit, welche- da- Prädikat „claffijch" bcanipruchen kann. Wollten wir da- Publicum ans alle Schönheiten de- Werkes ousmerklam machen, so müßte, wir jeden Lact heronziehcu." — E- macht un« Freude, daß unser über den „Barbier von Bagdad" abgegebene« Urthril auch von allen Anderen unterschrieben wird, welche da- wahrbast Bedeutende zu schätzen wissen. Jedensall- hat nasere Direktion allen Grund, den „Bordier von Bagdad", der in München z. B. Zugoper ist, aus dem Repertoire zu erhalten, wenn er auch keine Oper für die „Masse" ist. * Ueber den glänzenden Erfolg, welcheu Eugen d'Albert io seinem Conceri am 19. in Berlin errungen hat, berichtet die „Voftische Zeitung": „Da- Loncert de« Herrn Eugen d'Albert hatte am Donneret»» ein ebenso zahlreiche«, al- au-erlesene« Publicum in der Singakademie vereinigt. Da- Programm bestand iaft aus schließlich au- Kunstwerken echtesten musikalischen Gehalt-. von Beethoven, Chopin und BrohmS: dem leichteren Geschmack war nur ganz am Schluß «in Neiner Raum gewidmet. Der Loucertgeber spielte mit jener hinreißenden Begabung im Technischen und Geistigen und mit der tu den letzten Jahren errungenen künstlerischen Reise, welche >hu in die erste Reche der Pianisten stellt. Wenn in dem Vortrage der Variationen (op. 35) und zweier Sonaten (Asckur, op. 26 und Lelur, op. 109) von Beethoven namentlich die Ruhe und Schlichtheit seiner Aussassung gewinnend hervortrat, so brachte er in Chopin'- Nocturna (op. 62, llckur) uad ll inotl-Sonole (op. 58) neben der durchsichtigsten Klar heit der Gestaltung und unsehlbareu Technik den sinn lichen Zauber uad die glanzvolle Kraft seine« Sn- ichlags zur hervorragendsten Geltung; durch di« schwungvolle Kühnheit ,eine« Vortrag« riß er nament lich in dem letzten Chopin'schen Satz die Hörer zu einem jener Beisall-ftürm« hin, die von der unmittel bar zündenden Wirkung da« sicherste Zeugaiß geben. Aehniiche Wirkungen erreichte er durch Brohm» (Ballade, op. 10. Nr. 2 und Rhapsodie, op. 79, Nr. 2), sowie durch die letzten Stück« von Alkan und Strauß-Tausig, denen noch ein Da Lapo-Vcrlaage» folgte. Da« Loncert wird Denen, di« ihm beiwohnten, noch lange unvergeßlich bleiben." »Arolsen. Am IS. Januar fand im steinernen Saale de- silrstlichen Rksideuzlchlvsse- ein große- Loncert statt zum Besten de- hiesigen Frauenvereins unter Anwesenheit Er. Durchlaucht de- Fürsten uad der Fürstin, sowie Sr. königl. Hoheit de« Prinzen von Schweden. Eröffnet wurde da- Loncert (nach dem Bericht der „Watdeck'schen Rundschau") mit der schwungvolle» Ouvertüre zu „Oberon" von Weber, on-gesührt von unserem vorzüglichen Militair» Orchester unter Leitung de« Herrn Lapellmeister- «. Müller, welcher späierhiu auch ein Streichquartett von Händel in rühmen-werther Weise zu Gehör brachte. Al» Solisten traten auf unsere hoch geschätzte Frau von Kuappftädt. sowie Herr Karl Wendling. Pianist und Lehrer am königl. Souiervatormm der Musik zu Leipzig. Erst- genannte Künstlerin, welche bereit« in mehreren große» Städten, wie in Berlin, Leipzig, Mainz,c. mit dem größten Erfolge in Con- certea aulgei>e»eu, fand auch am 13. de» reichsten Beijall sowohl der hohen Herrschaften al« auch de- Publikum- sur ihre wundervollen Vorträge. Sie saug eine Arie au- dem Oratorium „Semele" von Händel, sowie Lieder von Nubiiistein, Naudert o»d Gcieg. Die groß artigen Vorzüge ihrer schönen klangreichen und künstlerisch aus« gebildeten Stimme wurden bereits in so vielen Musik- und Kunst- zeiiuagen hervorgehvbea und gewürdigt, daß wir nur bemerken wollen, daß Frau voa Kuappftädt aus «llgemeine« Verlangen ein Lied zugebea mußle; sie emjprach diesem Wunsch« in lisbens- würdigster Weise durch Vortrag der „Frühling-nacht" von Schumann. Herr Karl Wendling führte sich ebenfalls aus da- Vortheilhofteste uad Veste bei un« ein durch seine Eolostücke: Noveletle voa Schu mann, Nocturna von Reiaecke, Menuett von Rutdard, Leiur-Polo- naüe voa Li-zt. Die seine und verfländnißvolle Art seine« Spiel«, verbunden mit einem wunderbar weichen Anschlag« und perlender Technik, sicherte ihm sofort die Auszeichnung Ihrer Durchlaucht der Fürstin, welche ihn persönlich zu einer Zugabe aufforderte und hierin durch den raulcheudeu Bciiall de- Publicum« aus da« Lebhasteste unterstützt wurde. Da» woblgelungcne Concert. welche- bei aus- vertauitem Saale ftaltsand und den hier ungewöhnlich hoben Ertrag von fast 400 ergab, wird sicher ollen Besuchern und Musikfreunden in bester Erinnerung bleiben. Herrn Wendling rusea wir eia herz liche- „aus Wiedersehen" zu. Der Eoacertflügel voa Julius Blüthaer bewährte sich in der glänzendsten Weise. Literatur. * Die Toudichlnog de» bekannten Coniponisten Werner NoIopp:.,Vretogn e". Ballade von Ro b. Prutz. sür Mannerchor, Solo und Orchester oder Piauosorte. Op. 27. Verlag von G. Haus- hahn, Magdeburg» hat in musikalischen Kreisen eine recht günstige Ausnohme gesunden. Wir freuen un- im Interesse de« Loniponistkn und seiner Schöpfung, daß unser Urtheil — da- erste, welche- überhaupt über dieselbe gefällt wurde — ein durchaus richiigc« gewesen ist. wie der Erfolg bestätig» ha»; denn Nolopp'« .Bretagne" ist >m verflossenen Jahre bereu» zwei Mal in M-qdc bürg, zioei Mal in Prag, zwei Mal in Neuhaldenslebea, zwei Mal in Bantzen, zwei Mal ia Hos und in anderen Orten ausgesührt uad begeistert ausgenommen worden. Von Städten, in denen e- noch ia dieser Winterjaijoa zur Aufführung kommt, »enuea wir nur Bremen, Freiberg. Dessau, ESIHe», Posen. Tab sich übrigen- die Toadichtung nicht nur jür große, sondern auch sur kleinere Mäuuerchöre eignet und sich äußerst wirksam erweist, hat ihre Aufführung durch kleinere Chöre hinlänglich bestätig». Wir wollen nicht versäumen, unsere hiesigen Gesangvereine aus Werner Nolopp'« „Bretagne" besonder- aufmerksam zu machen. Vie Milchcolonie des Schredervereins -er Aordvorstildt. * W!e durch seine Badecolonien, so Hot der Schrebervereio der Nordvorstadt auch durch seine Milchcolonie eine reich- gesegnete Ihäligkei» im verflossenen Jahre entfalte». Die Unter- suchung der in großer Zahl erschienenen Kinder und die Au-wahl zur Lolonie erfolgte am 13. Juli im Saale de- Eldorado durch Herrn l)r. weck Brückner, dem der Verein sür leine allseitig« Für sorge sür da« Zustandekommen der Lolonie z» großem Danke ver- pfliibtet ist. — Unter den Eischieaeaen wurden 17 Knabe» und 29 Mädchen al- äußerst bedürftig auSgewädlt. Tie reichliche Hälfte waren Kinder armer Wittwen, die übrigen solcher äußerst bedrängter Familien Zur Milchkur versammelten sich die Kinder in der 4. Bezirksschul« und zwar alltäglich Vormittags '/,9 Uhr »nd Nachmittag- 4 Uhr während der ganzen Tauer der Sommeneriea. Da- Milchtrinken begann am 17. Juli und endete m>» dem 13. August. Unter Begleitung einer Führerin wandert«» die Kinder noch Gohlis >n die Milcherei von Hersch«. Lange Straße, um ,edes- mal '/, Liter guleMileb und ein Dreierbrödehen »n Lmpsonq zn nehmen. Cs sind >m Ganzen 1294L Liter Milch uad 2589 DreierbrSdebe» an die Sinder verabreicht worden. 8 Mit dem Oete der Miledcur wurd« nicht gewechselt, auch sind Feste irgend welcher Ar» mit den Kindern nutzt veranstaltet worden, da die diersür gespendeten milde» Gabe» in wirklich nutzbringender Weil« ihre Verwendung finden sollten. Das Hauptgewicht wurd« vielmehr darin gesucht, daß die Kinder täqlich wenigstens vier Stunden, dem Slabtlebea entrückt, sich im Freie» bewegten »ad rm nennenswerihes Quant»»» guter Milch erhielten. Da- Körpergewicht der Kinder ist zu Anfang «nd zu End« der Milchkur lorgiam sest-eftevt worden: bei 4 Kinder» machte sich rin« Gewichtsabnahme dm l Psd. bemerkbar, 16 find bei ihrem Körper- gewicht »erblieben »>M de, 26 hat sich erm Gewichtszunahme voa 1 Psd. di« 9'/, Ps». gezeigt. Der mohltdülige Einsluß de« Milchtrinke»- »nd der fleißigen Wanderungen docnmentirt« sich bei Alle, in der gesunde» Gesicht«, sarbe, di» «» Stell, der frühere, fahle» Farbe getreten war. und «n de, «lönzende» Augen, welche kindlich heiter in di« Welt »lickten. — Um die schon seit Jahr», begonnene segen-reiche Lhätigkrit „ch in diesem Inder wieder anfnehmeu ,» können» fleh« sich d«r »nrd- vorstädtisetze tzchreberverri» veranlaßt. an di« ovsrr freudige» Hrrgen der Bewohner unserer Stntz» nderwals nnzuNnpse». U. Vermischte«. — Berlin. 21. Januar. Der Kaiser besuchte gestern Abend die Vorstellung im Operuhause. Nach derselben fand bei den kaiserlichen Majestäten eine kleinere Thergesellschast iiaN. Heule Vormittag nah», der Kaiser die regelmäßigen Vorträge entgegen. Millag« empfing der Kaiser den Besuch de« Prinzen unv der Prinzessin Aldrecht. Nachmittag- unter nahm der Kaiser eine Epajiersahrt. Nach der Rückkehr stattete der Kronprinz von Griechenland den kaiserlichen Maje stäten einen Besuch ab. Am späteren Nachmittage hielt der zum Botschafter beförderte bisherige spanische Gesandte am hiesigen Hose, Graf v. Benomar. am königlichen Palai« seine seierliche Aussahrt und überbrachte seine Beglaubigungsschreiben. Sodann wurde der neue Botschafter auch bei der Kaiserin eiogesührt. Die Kaiserin unternahm heut« Nachmittag eben- salls eine Spaziersahrt. — An« Berlin schreibt man der »Schlesischen Zeitung": Do- Coquettirra mit dem Fronzosentbum. da- Nach- Ssseu desselben steht bei einer gewissen Kategorie der deutschen Schristfteller heut bekanntlich wieder jo in Blüthe wie jenwl- vor Leising'« Zeit. Al« höchste» Glück gilt diesen Herren, sich „in- Frauzöstiche übersetzt" zn sehen, sich „in Pari- gelesen" zu glauben. So hat aeueldiugS ei« belounter deutscher Schnststeller eine fran zösische Au-gad« eine« Bande- seiner Novellen veranstaltet und den Pariser Dramatiker Augirr, dessen Werke in Deutschland aas- gesühr» und von jenem deutiitzea Schristfteller in seiner Eigenschaft al- Lheaterrecenseut eine- Berliner Blatte- kritisirt worden, ersucht, dieser Ausgabe «ine empsehlend« Einleitung zn schreiben. Dem Fran zosen mußle natürlich bei der gegenwärtigen antideutsche» Stünmuag in Pari» die Bitte, eia deutsche« Werk zu etnpsehlen, angelegen kommen; doch er zog sich in echt sranzösisch-gewaadtcr Weise aus der Assaire. Er gab der „Empsehluag" die Form eines an den Autor der Novellen gerichteten Briefe-. Ja demselben schlägt er einen lehrhaften Ton an, etwa voa der Art eine« Professors seinen Stu denten gegeuüber, uns. um der Stimmung seiner Landsleute gerecht zu werden und dieselben al- Lacher sür sich zu gewinnen, giebt er znm Schluß dem Verfasser der Novellen einen hähaeadea Backenstreich, indem er von den drei Erzählungen eine — vielleicht die sitziväHite — heranSgreist, sie al- die beste erklärt and, mit offenbarer Ironie die Fehler hervordebead, folgende« schreibt: „Die große Geschicklichkeit Ihrer Erzählung beruht darin, den Leser bis zum Schluß darüber m Zweckel zu lassen, ob die erzählten Begeben heiten der Wirklichkeit entsprechen oder au- der geftötea Einbildungs kraft Ihre» Helden hervorgeaaagen sind. Ja welchem Augenblick übermount »hu der Wahnsinn? Durch welch« unerkennbaren Fort schritte gerät» er zu der schließlichea Verrücktheit? Man sieht ihn daraus zngehen wie durch einen Nebel, „d gerade da« giebt Ihrem Roman etwa« besonder- Spannende« und Packende«. Es ist eine merkwürdige, gleichzeitig pathologische und psychologisch« Studie der geistigen Verwirrung, und die Erzählung hat einen Abschluß, der den Stempel lies philosophischer Ironie trägt: daß da- wehre Glück de» Leben« eben nur im Verluste de» Verstände« z» fiudeu sei. BerliereaSieaichtdeu Ihrige», mein lieber F re and," »c. E« folgt eine weitere, ungeschickt dicke lleberznckerua» der giftigen Pille. Wer ist nicht empört über solche gallisch-tückisch« „Erfüllung einer Bitte um Emsehluag?" — Wa- soll mau aber dazu sage», wenn der betreffend« getroffcae deutsche Schriftsteller diesen Backen- streich nicht nur nicht empfindet, wenn er noch gar ia seinem Blatte diesen „Empfehlungsbrief" veröffentlicht uad ihn mit einer Einleitung versieht, in welcher er sagt, es erscheine bei der gegenwärtigen Stimmung i» Pari- sehr beachtea-wertd, daß einer der bedeutenftea, vornehmsten u. s. w. französischen Schriftsteller den „Muld" besitzt einem deutschen Werke «inen solchen — jreaudlichea Geleitbries za geben. Der Name de- uaewpfindliche» deutschen Schriftsteller« ist — Paul Lindau! — AuS Alten bürg wird geschrieben: Die niedrigen Biehprelje scheinen doch nicht ohne Einfluß aus die Fleisch« preise bleiben zu sollen. Nicht nur. daß die Hausschtiichler bereit- da» Pfund Schweinefleisch zu 5V—54 auöbieten, so werden jetzl auch von den Fleischern BedarsSarlikel in Fleisch, Wurst. Speck und Schmeer billiger alö bisher ofserirt. Rind-, Hammel-, Schweine» und Pökelfleisch sind im Psundpreisc aus 50 Wurst. Speck und Schmeer aber aus 60 gesunken. Wenigsten- einmal ein erfreuliche« Zeichen der Zeit! (In Leipzig ist von diesem „Zeichen der Zeit" noch nicht» zu verspüren.) — Greiz, 20. Januar. Gestern Abend in der siebenten Stunde erscholl Feuerlärur und bald daraus zeigte eine tlutrothe Feuerwolke an. wo der Herb de» Feuer» zu suchen sei. Die F. T- Bauch'sche Fabrik im Grund (Kupfer hammer) stand in Flammen. Ueber die Entstehung be« Fcuer» u. f. w. ist Folgende« mitzutheileu: Kurz nach 6 Uhr riß an einem der im 2. Slcckwerk ausgestellten Stühle ein Faden, der betreffende Arbeiter nahm die Lampe herunter, uw den Schaben schnell auszubessern, dabei platzte der Lampen- cylinder. ein Funke flog aus da- Garn, welche- sofort Feuer sing. Da« Feuer griff mit einer so furchtbaren Schnelligkeit um sich, baß viele der Arbeiter nicht einmal ihre eigenen Sachen zu rette» vermochten. ' Di« Thäliakeit der Feuerwehr könnt« sich selbstverständlich nur daraus beschränken, die Nebengebäude zu schützen, wa« auch nach großer Anstrengung gelang. Bald nach 7 Uhr stürzte der Dachstuhl und da« 2. Stockwerk «in. In der Fabrik waren ISO Stühle ausgestellt und wurden daher eine große Anzahl Arbeiter durch da» Brandunglück brodlo«. Merseburg, 21. Januar. Heute Nachmittag wurde bierselbst ein Mann zu Grab« getragen, dem unsere Stadt viel zu danken bat. Groß war die Zahl der Bürger, welche der sterblichen Hülle de- in der Nachl vom 18. zum 19. b. MtS. im Aller von 82 Jahren verstorbenen Bürger meister- a. D. und Ehrenbürger- unserer Stadt, Herrn Sessner, folgten, der beste Beweis der Liebe und Werth- schätzung, deren sich der Verstorbene im Leben in so reichem Maß« zu erfreuen gehabt hat. Der Magistrat bemerkt u. A. in dem veröfsentlickten Nachrufe: ,Er war. al- «am 1. Juli 1878 in de» Ruhestand trat, 42 Jahre lang in der Ver waltung unserer Skadt, darunter 35 Jahre lang an der Spitze derselben, thätig gewesen. Die Bürgerschaft der Stadl Merseburg wird dem freundlichen Wesen, dem biederen Cha rakter und dem rastlosen, stet- aus da- Beste der Stadt ge richteten Wirken de- Verstorbenen ein ehrende-, dankbare- Andenken bewahren." — Auch der hiesige Männerturnverein. dessen Ehrenmilglied der Verstorbene war. widmete demselben einen höchst ehrenden Nachruf. Der Verstorbene hinterläßt nur eine Tochter, welche an Herrn Professor vr. Witte hier verbeiratbet ist. Möge dem verdienten Mann« die Erde leicht sei»! — Magdeburg, 21. Januar. Ii» Speisesaal de- Hotel» „Stadt Prag" halte sich gestern aus Einladung de- Borstanbe» de-Erziehuag«vere,u« für den Krri» Magde burg eine Anzahl Herren eingesundea, um über die sür deu k. und ' März hier geplanten Concertr de- Uaiversi» tätS-E nu>,erverein- zuSt. Pauli in Leipzig sich zu besprechen. Herr Prediger Vr. Toll in legt« in kurzen Um rissen dar. wie der Gedanke, die Paulinrr zum Besuch von Magdeburg zu bewegen, entstanden sei. Bekanntlich sollen zwei Drille! der Gesamml-Eiunahme der beiden Concertr dem Erziehung-Verein zuflirtzcn, besten Vermögen hierdurch eine ebenso wünschen-wertb« wie notdwencig« Erhöhung er fahren würde. Vom Vorstand de» Erziehunq-verrin- sind zur Bildung eine- Cratralcomitä«. eine« Eoncertcomilä«. eine- BaUcomitü-, eine- Commer«comitä». eine- Pregcomilb» und eine« Wobnung-comitb» verschiedene Herren vorgrschlagen worden. Dieselben haben fast sämmllich die ihnen über tragenen Aemter angenommen. Da- Wobnung-comitb wird auch den feierlichen Empfang der Gäste übernehmen. Ueber di« Art und Weise der Abhaltung de- Feste» entspann sich eine sehr ledhasle Besprechung. Nach Rücksprache mil dem Vorstand de- Paulioer-Gesangverein- sollen bestimmte Be schlüsse gefaßt nnd demnächst veröffentlicht werden. — Bre«lau, 21. Januar. Fürstbischof vr. Kopp wird, wie sich die „Schles. Bolk-zertuug" au- Berlin melde» läßt, aus Wunsch (wohl Seiner Majestät d«- Kaiser». — D. Red.) d,rrct von Sau Rrmo «ach verli» komme». — von der Saar. 20 Januar. Der Herr Regierung«- Präsident Rasse in Trier, welchem der soeben in Druck er schienen« Jabr«»b«icht de« «,„iutz a«,«» V«u Sucher i» Saar,,di,t« fl»«^a^t w«d«» iß. hat dr« Vorsitze». den de« V-reiits ein Schreib"? zngeben lassen, in dem gesagt ist: »Die Darlegung, mit welchen Mittel» nnd mit welchem Erfolge der Verein die verschiedenen Arten der Bewucherung unserer ländlichen Bevölkerung zu belänipfen sucht und die wirlhschastliche Hebung der letztem erstrebt, habe ich mit großem Interesse gelesen. Euer Hochwohlgeboren dürfen über- zeugt fein, daß, wo die hiesige Regierung und ich die in so hohem Grade gemeinnützigen Arbeiten de- Verein- fördern können, wir dazu gern bereit sind." — Da» Urtheil de- Kasseler Gerichtshöfe» in dem vielbesprochenen Processe Thümmel, welche- auw aus die Unbrauchbarmachung der Schi ist de» Ncnischeiber Pastor- wegen ihre» strafbaren Inhalt- erkannt hat. erregte, wie wir kürzlich niittberllen, in der Seele eine» Leser- der .Kölnischen VolkSzeilnug" bange Zweifel, wie e« wohl mit dem Exemplar der fraglichen Schrift gehalten werde» würde, welches nach der vor Gericht abgegebenen Aussage de- Ber- leger- Wiemann in dem Thurmknopfe der Kirche zu Barmen niedergelegt worden ist. Aus eine diesbezügliche Anfrage hat da- genannte Blatt nun geantworket, daß. streng ge nommen, da» betreffende Thurmknops-Exemplar herabgeholl werden müsse und zu vernichten sei. daß e» aber damit wohl Zeit habe, bi- di« Barmer an ihre Sladlkircke einen neuen Knopf anbringe». Nun macht sich aber die.Kölnische Bolk»- zeilung" von der Ausdehnung eine- solchen Unbranchdar- machungSbeschluffe- eine ganz irrige Vorstellung. Denn nach tz. 4l de- Strafgesetzbuches bezieht sich eine Vorschrift, nach welcher die Exemplare einer Schrift voa str»sbar befundenem Inhalte unbrauchbar zu machen sind, nur aus die im Besitze de» Verfassers, Druckers, Herausgeber-, Verleger» oder Buch händler- befindlichen Exemplare, sowie auf diejenigen, welche öffentlich au-gelegt oder öffentlich angeboren sind. Da nun da- im Barmer Thurniknvpse befindliche Exemplar der Tbümmel'schen Broschüre wohl nicht al- .öffentlich au»- gelegt" im Sinne de» tz. 4l de- Strafgesetzbuch- zu bezeichnen ist, so können die Dachdecker von Barmen und der ängstliche Leser der .Kölnischen BolkSzeitung" völlig beruhigt sein. — AuS St. Blasien im Schwarzwalde schreibt man un» vom 20. Januar: Während der December trotz gewaltiger Schaeemosseu und präch tiger Schlittenbahn rin milder war und »ur 12 soanigklare, dagegen 9 trüb« uad 10 Tage mit Schueeiall verzeichneo ließ, erstelle» sich di« Wintercargäste seitdem 1. Januar ununterbrochen der schönsten soauigwarmen Sitzlage. Nicht eine Wolke trübte seit dem 9 Januar den tiesbloneu Himmel. Bei der Breite de« Tbale« uad, verglichen mit anderen Wiatercurorten. nur geringer Höhe der de» Ort um gebende» Berge hat St. Blasien einen wesentlichen Vorzug in der weit längeren Dauer der Besonnung. Der Ort genießt jetzt bereit- früh vor '/,9 Uhr die warme Sonn« und hat die letzten Strahle» ' kurz vor 4 Uhr Nachmittag-. so daß die Lurgifte von S—V,S Uhr im Freien zubriogeu, von '/,1l Uhr bi« kurz vor 4 Ubr im Freie» fitzen, wa« im Februar uud später iu noch ausgedehnterem Maße möglich ist. Uud um diese köstlich« Lust nach Möglichkeit auszunützen, nehmen sämmtliche Gäste der Hkilaiistall de-Herrn vr. H a u s e. wie man seit 6 Tagen zn beobachten Gelegenheit hat. selbst das Mittagseffeu im Freiem Ein seltene- uad anheimelnde- Bild — da- muntere Leben an der laugen Toset aus der Terrasse dr« Hause- mitte» in einer prächtigen Schueelandjchost, während man aus deu großen Altanen vereinzelte Kraule, gegen die heiß« Sonn», durch einen jeichirn, mächiigeu Strohdut geschützt, apart sveisen sieht, sür welche vermulhlich die gemeinsame Tafel nicht rätblich ist. Di« Zahl der Wtutercurgästc St. Blästen« nimmt von Jahr za Jahr za, so daß außer drr Billa de- Herrn vr. Hause jetzt auch zw«, beoach. barte und für den Winter eingerichtete Häuser Gäste beherberge». Möge dieser ohne Zweifel große Vorthelle bietend« noch jüngere Diutrrcurort immer mehr die ihm gebührend« Anerkennung finden,' — Wien, 17. Januar. Emem der bedeulendsteu der unter un» lebenden unv zugleich einein drr bedeutendsten aller lebenden Künstler ist e- vergönnt gewesen, «in schöne- und , seltene» Fest zu begeben: der Domvaumeister Friedrich Schmidt hat den Tag feiern kvauea. an welchem er vor jetzt 25 Jahren seine Thäligkcit am Dom von St. Stephan begonnen und in dieser Eigenschaft, seinem reiche» Ruhme»« kränze da» reichste Blatt von allen einfügeud, den Fortbestand de- stolzesten und theuersten Wahrzeichen» Wien» gesichert. Eine Deputation de» Au-schnffe» de- Dombanverein- über- brachte dem Meister eine Hulvigung-adresse und dieser ant wortete in bewegten Worten, Dank sagend der Vorsehung, „die seine Lausbahn mit so viel Glück gesegnet". Dank auch dem Kaiser, „der ihn. den einfachen Mann, so hock gehoben". Dank endlich der Kirche und ihren Vertretern» .die ihn mit ihrem Vertrauen geehrt", vor allen Dingen mit dem Hinwci- aus die Schwierigkeiten, die sich gerade der Restauration eine- solchen monumentalen Bane- entgegenstellt. .Wie da- Kind", so lautete in vieler Richtung seine tief gedachte und empfundene Antwort, „die Mutter, und sei sie auch noch so häßlich, über alle Frauen stellt uad sie gerade so liebt, wie sie ist. so liebt man deu gewohnten Zustand, möge er auch gegen mancdr- Gesetz der Kunst verstoßen, seine« Hause«, seiner Kirche, und die geringste Veränderung verletzt leicht die Empfindung. Tritt nun sür den Künstler die u»abwei«barr Nothwendig-eit ein, kann «r sich dieser Nothwendigkeit nicht entziehen an diesem durch die Gewohnheit liebgewordenra Zustande etwa- zu ändern, so stellt er sich in Gegensatz zu dem Gefühl ver Menge, uud in dieser Lage weiß er um so höher jene ein sicht-vollen Männer zu schätzen, die ihm eine Stütze sind und mit ihrem Ansehen für die Nichtigkeit seine» Streben» ein- treten. Solche Momente hat e» während der Restaurirung de» Stepbaa«dom» wiederholt gegeben, und da war e» jeder zeit der An-schuß de- Dom bauverein», ver dem Künstler uud der Sacke seine Förderung zutheil werde» ließ." AuS den Memoiren eine- Henker«. Der vor wenigen Tagen in Prag verstorbene Henker Piper ger hatte vor mehreren Jahren unter dem Titel .Memoiren de- Prager Scharsrichter»" seine LebenSgeschichte veröffentlicht. Er leitete dieselbe mit den Worten ciu; „Wenn e« ein Fluch ist, Starsrichter zn sein, so bin ich mit diesem Fluche geborezr worden, so lostet diele« Berhäugniß seit der ersten Minuten meines Dasein- aus mir uud hat e» mich, trotz meiue- hrstigeu Widerstreben», trotzdem ich ei» bürgerliche« Handweik der gewöhnlichste» Ärt erlernte (er war Tapezierer), trotzdem ich mich mit aller Macht und Krast gegen die, wenn auch mit Unrecht ver« vehmte, grauenhafte Stellung sträubte, doch zu dem gemacht, wa« meiue ganze Familie, vom Vater bis znm jüngste» Bruder war: zum Scharfrichter." Pipcrger erzählt, daß seine Familie voa einem alten, vornehmen AdelSgcschlechte au- Sachsen entstamme. Liner seiner Ahnen habe sich, von einem nachbarlichen Ritter verfolgt, in eia „JreidanS", dessen Stätte dazumal Jedem heilig uad unverletzbar war. geflüchtet. Tort iri er bei der Familie bei Henkers geblieben und schließlich selbst Scharfrichter gervoiden. Seit teuer Zeit sei dos düstere Amt in der Familie P vrrger erblich, dein sämmtliche Mit glieder derselben seien in ununierbrockener Folge Scharfrichter. „Mein Vater", de ßt e- in Piverger'S M moiren weiter, „war Scharfrichter in Graz. Während seiner vieljährigcu Aml-daiidlungeu wurdr in deu öfter- reichischca Staate, drr llederganq vom Blutgerüst zum Galgen voll- zogen. Leichi und milde war die Geietzgebung ichon unter ihm, er flocht a cht aus« Rad, hontirte nicht mit glühenden Zangen, bohrte keine Auge» ans, hackte kciue Arme ab und riß keine zuckeudea Herzen an der Brust, aber gar oft schwang er mit fester Hand da« breite venkerschwert, »nd viel Blut hat er im Namen des schwer beleidigte» Gesetze- vergossen. In der zweiten Hälfte seiner Beriij-thäiigkeit wurden in Oesterreich die bluligen Er cutioren abgeschoffi, und wenn er sich auch vieler „neuen Mode", wie er die Hinrichtnugea mit dem Seile nannte, nur ungern anbeqnemte, so eriüllle er von da ad doch auch am Galgen ebenso geschickt «IS nnverdroffeu seine Pflicht. Ich selber ward geboren am 24. Juni I8Z8 in Graz »nd erhielt d-a Namen dieses Tage«: Johann (der Täuier). Wir wäre» ochlzevn Geschwister, sechzehn Brüder «nd zwei Schwestern. Meine beiden Schwestern worden vo» unseren Ellern mit außerordentlicher Fürsorge erzogen. Keine Mühe, keine Kosten wurden zu ihrer Heranbildung ge schont. k« wurden ihnen die besten Lehrer gehalten, die fl« in alle» qeiellige» Künste« und Wissenschaften unterrichtete». Und alt sie zn sch»«e», blühende». keuntnißreiebeu Mädchen beraagereist waren, da ginge» Verde — «nter „genommenen fremde» Name» — znm Idealer. Beide wirken heute o» große» Bühne»; Beide schreite» liegrs- b««»ßt, mit külm gehobenem Haupie „j de, vretrr» rruher, di« die Welt ded«»te»; B«»d« Hobe» ei«, weit »der enge Marke» dt»ausreichenden, klangvolle» Name». Die Ci»« friert »1« Sänger« „gezöhlte Triumphe, die Ander« zählt z, de, beste, a»-übend«» dramatische, Kü,stleri»»r» ihrer Zech Ich hob» fl» Seid«, seitdem fl» de» F»ß „s de, heiß^i Bode, de« Theotrr« ß»s^ «ch« fest»». N»türtich l Drr
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