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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188801292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-29
- Monat1888-01
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.01.1888
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V74 Für jede« einzelne Bnnobjeck ist rillt besondere Nachweisung ri». jllltlcktU. 17) Ist der Unternehmer einer Sauarbeit zweifelhaft, ob er »ine Rachwciiung vorzulegen Hab«, so wird derselbe gut thun, die Einreichungsfrist nicht unbenutzt verstreiche,» zu lassen, wenn er sicher sein will, deu ou» der Süchleinreichuaz einer vorzulegeudeu Rachweisung sich crgrbcndea Rachtbeilea zu entgehen. Hierbei bleibt ihm unbenommen, »a der Lpalie „Bem-rkllllltll" die Grunde anzngkben, ai-.s denen er seine Verpflichtung jllr Einrelchunz einer Nachweifunq bezweifelt. 18) Schließlich werden die beteiligten Unternehmer noch be sonder» daraus aufmerkiam gemacht, daß, wenn sie die vorgeschriebe»» Rachweisung nickt rechtzeitig oder nicht vollständig eiareichen, die vou der LoiideS-Lentralbchürde bestimmte Bedürde die Rachweisungen »ach ihrer Kenncniß der Verhältnisse selbst auszustellca oder zu er gänzen hat. Sie kann zu diesem Zweck die Verpflichteten zu einer Autkunst innerhalb einer zu bestimmenden Frist durch Geldstrafen bl» zu etvdundert Mark anhaltea. Ferner können Unternehmer, welche den ihnen obliegenden L:r- pslicktungen ia Betreff der Einreichung der Nachwcäungea nicht rechtzeitig Nachkommen, mit einer Ordnungsstrafe bi» zu dreihundert Mark belegt wcroeu, und euolich können gegeu Unternehmer Ordnungsstrafen biS zu fünfhundert Mark verhängt werben, wenn die von ihnen eingereichtcn Rachweisungen unrichtige tatsächliche Angaben enthalten. Bekanntmachung. Kausleutr. Gewcrökrelbende und sonstige Lieferanten, welche noch Forderungen für Leistungen irgend welcher Ar! vom Jahre 1887 an da» Unterzeichnete Ärmeuamt oder an die demselben unterstellten Anstalten, wie GeorgenbauS, Armen haus. Waisenhaus. CrmiltirlciihauS. Armenbrodbäckerci, Be kleidung-- und Badeanstalt :c., haben, wollen ihre diesbezüg lichen Rechnungen wegen de- bevorstebeiiden Rechnungs- Abschlusses bi- spätestens St. Januar ». e. anher einrrichen. Leipzig, am S. Januar 1838. Der Natb der Stadt Leipzig. (Armenamt). Luvwig-Wols. Seidel. Nichtamtlicher Theil. Die Stellung der Türkei in der gegenwärtige» Lrifis. Bon großer Bedeutung für die bulgarische Frage und damit zugleich für die Auj'rechlbaltung dcS Friedens ist die Politik der Türkei. Bekanntlich ist die staatsrechtliche Stellung Bulgariens zur Türkei «ine ganz eigcntbiimliche, welche obne Seitenslück in der Welt ist. Bulgarien ist nur de», Namen »ach ein türkischer Vasallenstaat, seine Abhängigkeit vom OberlehnSherrn besteht nur darin, daß cS ihm Tribut zablcn muß. Im Uebrigc» ordnet Bulgarien seine Angelegenheiten selbstständig, wählt sich seinen Fürsten, hat sein eigenes Heer, welche» Kriege ans eigene Hand führt, z. B. Len Krieg gegen Serbien, und auch seine auswärtigen Beziehungen nach eigener Eingebung einnchtcl. Allerdings denken die Großmächte über den letzten Pnnct anders, indem sie der Meinung sind, daß Bulgarien zugleich durch die Türkei vertrete» werde. Laß ist ober nur in der Theorie der Fall, praktisch verkehrt da- bulgarische Ministerin», des Acußeren ohne Zwischeiiperso» »nit den in Sofia beglaubigten Consuln der Mächte, und durch diese wird der Verkehr mit den Großmächten vcrmiltklt. Demgemäß hat auch die Politik der Türkei gegenüber Bulgarien viel für sich, wenn sie auch durch das beiderseitige staatsrechtliche Verhältnis; nicht nolhwcndig bedingt ist. Als Fürst Alexander von Serbien angegrissen wurde, wendete er sch an die Türkei u», Hilfe, obwohl er sich an der türkischen Grenze befand, um nölhigensallS den Besitz OstrunielienS mit den Masse» in der Hand gegen seinen Snzerän zu behaupten. Dari» lag ei» Widerspruch, der ihn, selbst wohl bewußt war i nd welchen die Türkei damit beantwortete, daß sie sich die Entscheidung über ihr Lerhalkei, Serbien gegenüber vorbe- stielt. Fürst Alexander schritt dann zur Selbsthilfe, nnv cS ist bekannt, mit welchen, großartigen Ersolgc. Der Friede wurde dann unler Zuziehung der Türkei abgeschlossen, als ob die Türkei am Kriege bethciliqt gewesen wäre. Niemand balle eS dieser M.>cht verwehre» könne», die günstige Gelegenheit zu benutzen und Ostriiiiielie» wieder zu besetzen, daS that sie aber nicht und vcrpstichicte sich dadurch Bulgarien, während Rußland Serbien in seinem kriegerischen Borgest«, crmutbigte iind die Sache so ausnabm, als ob Serbien sich zum Voll strecker der Rechte der Türkei gegen Bulgarien auigeworse» stalle. Nach dein Willen Rußlands sollte Serbien die Früchte eines etwaigen Siege« nicht für sich in Anspruch nehmen. ) »der» »nr die Sache Rußlands in Bulgarien sübre». Die Waffen entschiede» für Bulgarien zu Gunsten der neutralen Hallnng der Türke! und zur großen Enttäuschung Rußlands. Seitdem bat Sie Türkei bcn Grundsatz der Nicht einmischung in die bnlganjwcn Augelegenbeilen befolgt biS zum Regieriingsaiilritt kcö Prinzen Ferdinand. Als dieser geschehen, richtete die Türkei aus Betreiben Rußland; eure Erklärung des Inhalt» nach Sofia, daß sie de» Prinzen Ferdinand von Eobiirq nicht als den gesetzliche» Herrscher Bulgarien« ans,bei, könne, weil ihm die »ach de», Berliner Frieden »olbwenkige Anerkennung der Mächte fehle. Damit war die Actio» der Türkei gegen Bntgarien bccudct, und teioe Bemühungen Rußland« haben c« vermocht, die Türkei zu weiteren Schritten gegen de» Fürsten zu dränge». Im russischen Jutereste Halle cS gelegen, wenn der Sultan de» Prinzen ansgesordcrt hätte. Sofia zu verlassen und. wenn er dieser Aussorverung nicht Folge geleistet hätte, ihn gewaltsam zu vertreibe». Ter Sultan sagte sich aber sehr richtig, daß eine solche Handlungsweise eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Bulgarien« darstellei, würde, zu welcher er durch den Berliner Vertrag nicht bevollmächtigt rst. Man kann darüber streiten, ob sich nicht ein jolcheSBersahrc». wie e< Rußland wünsckil, im Wege der Interpretation aus den Berliner Vertrag begründen ließe, aber aus derartige Kniffe laßt sich die türkische Regierung init Recht nicht ein, weit sie die Wirkung von JiilerpretationSlünsten schon an sich selbst genugsam erfahren bat. um sich davor hüten zu müssen. Die Türkei bat da« sehr anerkennenswertste Streben, sich streng innerhalb der ihr durch den Berliner Frieden zuerkannten Befugnisse zn halten und nicht mehr z» tb»n. als sich mit dem Wortlaut diese« Vertrages vereinbaren laßt. Eie weiß, daß jeder entscheidende Sckrilt von ihrer Serke Kräfte ent fesseln kann, welche ihrer Existenz als europäischer Macht Gefahr drohen. Die Türkei will nnd kann sich nicht mit den europäischen Mächten vcrseinden, welche die selbstständige C»t- »vsckclung der Balkanstaaten grundsätzlich derlrelen, und die Türkei bandelt nur im eigene» Jiilercssc. wenn sie im Gegen satz zu Rußland diesem Grundsatz vollen Spielraum zur Be- thätigung gewährt. Ein Sultan, welcher gegen den Prinzen Ferdinand mit schroffe» Execntivniaßrcgeli, Vorgehen wollle, würde damit nur die Sache Rußland» sübren und sich in« eigene Fleisch schneiden. Die Politik der Tüik-i muß dahin gerichtet sein, die Meinungsverschiedenheiten Rußland« und der übrigen Machte über die Zukunst Bulgariens von beiden Parlewn selbst entscheiden zu lasten. Wenn eS zum Kriege kommt, ist die Türke, koch diejenige Macht, welche die Kosten desselben zahlen muß. sobald Ruß land den Sieg behält; da aber dieser Sieg sebr zweiselbast rst. so liegt e? in, Interesse der Türkei, sich mit den nach Selbst ständigkeit strebenden Balkanflaalen ans gulem Fuße zn crballen und dadurch für die eigene Eristenz neue Bürgschaften zn ge winne» Heute sind die Au»sichtrn für dir Türke» im Falle eine» neuen Kriege« Rußland« bei Weitem günstiger al« ii» Jabre >877 Damals stand die Tnrkri Rußland obne Bnnde'- geaosten gegenüber und balle außerdem tie bestehenden und die m der Bildung begriffenen Batlanstaaten zu bekämpfen. S-ttde« hat sich ,s» jztz, erheblicher Umschwung vollzog«. Bulgarien, Serbien und Rumänien stehen heut« auf türkischer Seite, und al« Rückhalt für alle dies« Balkanstaakeu erhebt sich im Hintergnnve der Koloß de» Dreibünde«. Die Türkei würde geradezu selbstmörderisch« Politik treiben, rvenu sie aus die Absichten Rußland« «ingeben und Bulgarien die Macht ihrer suzeränen Stellung süblbar machen wollte. E« könnte dann der schlimme Fall für die Türkei eiotreten, daß sie ge zwungen wäre, an der Seite Rußland« gegen Oesterreich- Ungarn und seine Verbündeten zu kämpfen, um schließlich zum Dank dafür vom Sieger, gleichviel ob er Rußland oder Oester reich beißt, die Kosten de« Kriege- bezahlen zu müssen. Die Türkei handelt de-hald durchaus correct, wenn sie Bulgarien gegenüber an der Politik der Nichteinmischung sest- bält und sich aus da« Entschiedenste weigert, die Kastanien für Nnßland au« dem Feuer zu holen. Daß Rußland jeden mögliche» Druck aus die Türkei au-übt, um sie nach seinem Wille» zu lenken, ist selbstverständlich; daher die wiederbolle Mahnung an die Zablnng der Krieg-kosten au- den Jahren 1877 und 1878, daher die Rüstungen in Kleinasten, welche die Türkei zu kostspieligen Gegen maß regeln zwingen. Bester, daß die Türkei ihre letzten Kräfte anspannt, um dem russischen Druck Widerstand zu leisten, als widerstandslose Hingebung an die russische Balkanpolitik. Die Türkei ist unzweiselhast eit langer Zeit im Niedergang begriffen; aber daß sie eine o zähe Lebenskraft besäße, wie'sie unter der Negierung Abdul Hamid'- bewiesen hat. ist ihr von Rußland ebensowenig zu- gelraut worden, als tiefe Macht andererseits von den Krastäußerungen Bulgarien« überrascht worden ist. Wenn die bulgarische Frage sich aus friedlichem Wege wenigsten« ver tagen läßt. so bat die Türkei daran einen sehr großen An- tbcil. Diese« Zeugniß für die Richtigkeit der türkischen Politik darf nicht verschwiegen werden. * Leipzig, 29. Januar 1888. * Tie Vorlage über die neue Militairan'eihe von etwa 280 Millionen Mark soll, wie die „Bossische Zeitung" kört, am kommenden TienSIag im Bunve«rath zur Äe- chlußsassnng komme». Außerdem erhielt der BnndeSralh den Nachtrag zum NcichShauShallSetat, welcher hauptsächlich da« Auswärtige Amt und den Postetat betrifft. Für da« Erstere wird eine Mehrsorderung von 57.000 .ckl erhoben anläßlich der Errichtung einer Botschaft in Madrid. Ferner werde» zur Deckung der Frachtkosten für die Beförderung neuer Funde aus Olympia 2500 aL, alsdann für die Kosten der Uebernabme der Verwaltung der MarschallSinseln aus da« Neick 19,800 -L verlangt, wogegen die Hamburger Jaluitgesellschast dem Reiche 23,000 erstattet. Endlich beantragt die Postverwaltung eine einmalige Au-gabe von 6,300.000 zum Ankauf der beiden Unterseekabel von Bor kum »ack Loweiwst und von Treetsil nach Valencia in Ir land durch da« Reich. Bisher sind dieselben bekanntlich ,m Eigenlhum und Betrieb der vereinigte» deulichen Telegraphen- gesellschast in Berlin; an da» Reich sollen sie am t. Januar 1888 übergehen. * Die Nachricht der „Germania", daß Erzbischof Kreinentz von Köln im nächsten Eonsistorium den Car din alshut euipsange» soll, wird vom „Westfälischen Merkur" nnr als „Vcriiiutl'mig bingesiellt, die vieles für und eigentlich nick lS gegen sich bade und darum in den weitesten Kreisen g-lbcilt werde." Dazu schreibt da« Blatt: Bo» den gegenwärtigen Cmdinälcn gehören dem deutschen Reiche theilö durch ihre Geburt, »Heils durch ihr früheres Amt vier au: Hohenlohe, Ledochowski, Melchers und Hergenröther. Bon diesen vier omtirt aber zur Zeit kein einziger innerhalb de« dculschen Reiche«, jo daß der gegenwärtige Epökopat de« letzteren zur Zeit de» Purpurs vollständig entbehrt. Diese, Episkopat besieht ober aus 5 Erzbijchösen, l Fürstbischof, Ist Bijchösen und t apostolischen Bicar, deren Twecjcn rund 18 Millionen katholischer Einwohner umiasjen. Ver gleichen wir damit — nicht eüva Italien oder eia anderes roma- »ijcheS Land — sondern unser Aackbarreich Oesterreich Ungarn, Io hat letzteres für etwa 30 Million-!, ilatholiken 12 Erzbiicköse und 42 Bischöfe; von den 12 Erzbischöfen sinv aber nicht weniger als b mit den, Pmvur geschmückt, und aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Zahl ichon bald sogar auf 7 steige». Nun besitzt freilich weder die Krone Bauern, noch die Krone Preußen, noch da» junge denlsch: Reich ein ähnliches Anrechl aus einen ober mehrere „ttron- Cardinäle", wie sich dessen durch alles Herkommen die „Apostolische Majestät" des König- von Ungarn und Kaiser« von Oester,eich er freut. Allem bei der impomrenden Wellstcllung des deutschen Reiche», bei dem hohen Ansehen und Gewichte der Katholiken diese- Reiches in der katholischen Well, endlich bei den gegenwärtig so sehr srcuiiblichcn Beziehungen zwischen dem Apostolischen Stuhle und der deutschen Regierung — liegt di: Erwattang sehr nahe, daß auch un- serem Lande demnächst die Auszeichnung des römischen Purpurs wieder zn Theil werde, wie wir Liese hohe Ehre früher schon wieder holt empfingen. Dann aber ist auch zu erwarten, daß d.e Auszeich nung dem persönlich so eminent würdige» Inhaber des anerkannt voriiehmuettAischossstuhIes in Teuiichland widersalire: dem „geborenen Legalen des Apostolischen sluhies" und Meiropolüen der Kölnischen Kirchenprovin',. " Aus München, 27. Januar, wird UN« geschrieben: -'s Wicwobl eS bereits bekannt war, daß Prinz Ludwig mit seinem radikalen Gesetzentwurf ü' er die K örordn nn g nicht durchgedi »ngen ist, indem fick im 3. AuS'chnß der Rcichsraihskammer keine Mehr heit snr denselben sank, so brachte ma» doch der heutigen Plenar sitzung des bayerische» Oberhauses erhöhtes Interesse entgegen, weil cs hieß. Prinz Ludwig werde persönlich für seine Cache emireten. Der Hobe Heer svrach heule nicht al« Reseren», er halte da- Referat in vorwursiger Angelegenheit begreiflicherweise iiiedergelegt, er sprach von seinem Platze aus, der der erste im hohen Hause ist, seit Prinz Linipold Reaeni geworden. Mit zwei Bleistiften bewaffnet, die eine respeckable Länge zeige», aber doch nicht so lang wie die BiSmarck'ichrn im Reichstag- sind, spricht Prinz Ludwig völlig srei, gewählt und fließend mit angencbmrm, weichem, aber dennoch verständlichem Organ, ohne viel Bewegung, nur wenn di- Redewendung polemisch wird, dann kehren sich die Bleistiftspitzen nach abwärt«, al- wollten sic den Gegner ausspießen. Mit vollendeter Rulre antwortete der Prinz, er gab Revanche für die überzuckerten Pillen, die ihm der Hauvtredner für Bayern« Landwirthjchosk. Gras Lerchcnseld, als Referent z» schlucken gegeben, doch sagte der prinzliche Parlamentarier nichis Neues, man hat diese Rede schon in der Moiivirung zu seinem Gesetzentwurf gelesen, ober dennoch übte eS einen große» Reiz au-, einen Prinzen o»S dem Hause Wittelsback, vielleicht den künsiigen König von Bayern, i» der poliliichen Arena gegen die Regierung und die seind- liihk» Reichs, mlie tämpsen zu sehen. Der Prinz hielt sich ungemein tapfer, er schoß zurück »ul überraschender Treffsicherheit und ließ e« auch a» Nadelstichen sür die opponirende» Großgrundbesitzer nicht sehlea. Seine Rede schloß mit dem Ausdruck de« Bedauern«, so viel wie gar keine Ualerftutziinq gesunden zu haben, und das hohe Hau« ver- yielt fick in starier Ruhe. Noch der königlichen Hoheit sprachen Gras Törrmg und Minister Feilitzich interesselos, dagegen war man wieder ganz Odr und «ine tiefe Bewegung ging durch da« Hau«, als Prinz Ludwig sich zur Replik erhob. Selbst der greise Düllinger, der ivährrnd der SkeichsrothSsitzuagea die „Allgemeine" zu studirea pflegt, horchte aus und legte seme Zeitung weg; ihm liegl aber diele« Thema ciwaS wenig nahe. Herr v. Feilitzich, der Ministe: de« Innern. Hane sich in der Perborrcicirung ledivedea Zwange- aus dem Gebiete des GenossenschastSwtsenS e:was exvonirt und daraus snßle Prinz Ludwig mit großer Schneidigkeil, leiser Ironie im Ion. so daß das Anflitz de» Ministers „och um eine Nuance bleicher zu werde» schien. Es erinnerte Hoben den Minister, daß e« im deuischcn Reiche gar manche Genoss,nschost mit Zwang«beftimmu»gen qicbt, wie z. Ä. die Uuiallversicherung, mit d:rc, Zwang deute Jedermann zufrieden ist. Mit dieser Replik hatte die Generaldebatte ei» Ende, in der Svecialberatlmng wurde die aniendirte Regierungs vorlage angenommen. Prinz Ludwig hol al« Geletzgeder nicht reujsirt, allein sei» Auftreten als Redner im bayeriichen Oberbau»» hat den beste» Eindruck grmacht, eine verlorene Sache »st wohl kaum bester verlrien ward«», als heule durch den Sohn de» Prinzregeate» von Bauern. * Im „Schwäbischen Merkur" liegt der Wortlaut der er» wäbirtcn Ansprache dcS Präsidenten v. Hehl an diewü rite«» dergische zweite Kammer vor. Herr v. Hobt eröffnet« die Sitzung mit folgenden Worte»; Wir haben unsere Arbeiten ru ernster Zeit wieder auszunehmen. Se. kaiierl. -Hoheit der Kronprinz de« deutschen Reich« (die Mitglieder erbeben ftchi weilt im lernen Lüde», «m Heilung von d m !>l-wcle,i Le den »u studen. von welchem er deimgesucht lst. Uebcr- nll >i.t keuiicken Bai.riandc und weit über dcliun Grenzen hinaus lrat sich »iwm« Lhe»luah«e lundaeaede». Auch wir, di» Vertreter de« Wüütrmbe rasche» Volk» in diese» Hause, Ubr, henke den Gefühle, innigster THetknahme eiamüthlge» tiefbewegte» Ln-dnuk. VoV tnntM Mitgefühl-, aber auch mit Bewunderung blicke» «,r aus unser» kaiierl. Kronprinzen, wie er mit hoher Seelen stärke die schwere Heim- suchuug zu tragen weiß. Voll herzlicher Therlnahme richten wir onsern Blick auch ans Seine Majestak unfern allgeliebte» deutschen Kaiser, welchem eine so harte Pruiuag auserlegt ist. wie er m de» vergangenen Tagen selbst eS ausgesprochen h«. Möge der rühm- gekrönte Erbe der deutschen Kaiserwürde, welchem das deutsche Vater land große« Dank schuldet, baldige Wcedergeaesnug erlangen! Möge die hohe Freude, das hohe Gluck der Wiedergeuesnng de« kaiserlichen Sohnes Sr. Mas. unserem allaeliebie» deutschen Kaiser «ud dem kafferlichen Hause, möge diese- Glück und diese Freud« dem ganzen deutschen Volke beschiede» sein! Die Ruhe, die Zuversicht des hohen Krankim darf uns w der frohen Hoffnung bestärken, daß Alle« sich zum Bessern wenden werde. Wir vereinige» un« in dem Herzens- waiffche: „Gott beschirme und erhalte den kaiserlichen Kronprinzen!" « * » ^ * Nach dem letzte» 1886 vom Evangelischen Ober» kirchenrathr in Wien herausgegebenen Schematismus der evangelischen Kirche Augsburger und Helvetia-Bekenntnisse« in CiSlelthanien giebt e« in diesem Reiche 290,272 Lutheraner und l2l,04l Reformirte. zusammen also 4ll,3lS Evangelische. Die evangelische Kirche Augsburger Bekennt nisse« gliedert sich in sechs Superinlendeuzen und zwar in die Wiener, die cberösterreichische, die böhmische, die Ascher, die schlesisch-mährische und die Lembrrger Superintendent; die evangelische Kirche Hclvelia-BckenntnisseS bildet vier Suprr- intenbenzrn, nämlich in Wien, Böhmen, Mähren und Lemberg. Die Superintenbenzen gliedern sich wieder in Seniorate und diese in die einzelnen Gemeinden. Die evan gelische Kirche Augsburger Bekenntnisse» hat im Ganzen 143 Psarrgcmeinden und 92 Fitialgemeinden, l46 Seelsorger. 172 Schulen und 287 Lehrer; zu der evangelischen Kirche Helvetia-Bekenntnisse» gehören im Ganzen 82 Haupt- und 23 Filialgemeinden, 84 Seelsorger, 62 Schulen und 68 Lehrer. Beide evangelische Kirche» haben also in CtSleilbanien 225 Pfarr- und N5 Filialgemeinden, 230 S-elsorger, 234 Schulen und 355 Lehrer. Die stärksten evangelische» Gemeindeo sind Wien mit 30,376 Seelen, Wien-Neustabt mit 18l8, Graz mit 2852, Wald mit 1850, Geisern mit 3100, Thening mit 2300, Prag mit 3500, Reichenberg mit 2140, Krischlitz mit 2213, Asch mit 14,498, Roßbach mit 55l0 und Neuberg mit 3520, Biclitz mit 6000, Aitbielitz mit 4200, Teschen mit l5.tl5, Ustron mit 4352, Weichsel mit 4675, Bystritz mit 9069, Eameral-Ellgoth mit 5643, HillerSdorf mit 5500, Bludowitz »>jt 6015, Oelau mit 3l00, Skotschau mit 2700, Kurzwald mit 2175, Biala mit 2716, Lemberg mit 3200, Czernowitz mit 3916, Radautz mit 4450, Jacobeny mit 3099 und Jllischesti mit 2900 Seelen. Im dculschen Sprachgebiete Böhmens bestehen evangelische Gemeinden zu Reichenberg, Hermaniiseisen. Gablonz. Gölkau-Rothenhau». Brüx. Haber, Haida, Teplitz. Fleißcn, Karlsbad, Eger, Ruinburg. Aussig. Bodeiibach-Telscheii, Koinolau, Rosenbors, Neuberg, Asch u»o Roßbach. Ansätze zu evangelischen Gemeinden, sogenannte Predigtstationen, giebt eS in Deutsch-Böhmen zu Gabel, Grolta», Fricdland, Trautenau. Böbmisch-Aicba. Böhmisch- Leipa, Lcilmeritz, Neudeck, Saaz und Böhinifch-Kamnitz. * Die Hauptbestimmungcn de» vom Fürsten Liechtenstein im österreichische» Abgeordnetenhaus« einzebracblen GesctzentwursS über die Grundsätze der Erziehung und de» Unterricht-Wesen« in Beziehung aus die Volksschule sind folgende: Die Volksschule hat die Ausgabe, mit den Eltern und an Stelle der Eltern die Kinder nach den Lehren ihrer Religion zn erziehen und sie i» dielen, sowie in den sür da- Leben uoihwendigen elemen taren Kenntnissen und Fertigkeiten zu unterrichlc» und auszubilden. Gegenstände des Unterrichts ia der Volksschule sind daher: ». Re ligio», d. Lesen, o. Schreiben, ck. Rechnen, e. Svrach- und Ansatz- lehre, l. Gelang. Beim Unterricht im Lesen soll da» Nöihigste von Geschichte, Naturgeschichte und Nakurlehre beigebrocht werden. Die Volksschulen sind entweder öffentliche oder private. Die Volksschule besteht aus zwei Adiheilungeu: die erste Lbtheilung bildet di« Elementarschule mit 6jähriger UnlerrichlSdauer und fünf Unterrichts tagen in der Woche. Die zweit: Abtheilung bilden: n. die Bürger schule, d. die gewerbliche Faschule, o. die landwirlhschastliche Fach- ichule, ü. die ForibilbungS- und Wiederholung-schule. Zum Be suche der Elciirencarschule sind alle bikdungssähigen und körperlich ge sund:» Kinder verpflichtet; vieselben müsse» auch, wenn sie an keine andere höhere Schule übertreten, nach zurückqelegler Elemeniarlckmle noch die FortbildungS- und WiederholungSschule besuchen. Die Eltern können nicht gezwungen werden, die Kinder in der Schule einer Er- ziehiinz und einem Unterricht zu unterweise», welche nicht mit den Lehren der Religion übereiastiminen. Die Besorgung, Leitung nnd Beaufsichtigung deS Religionsunterricht» und der Religion-Übungen in de» VolkS'chulen und Lehrerbildungtaastalten ist Ausgabe der Kircke. beziehungsweise der betreffenden ReligiooSgcsellichast, welche zugleich die Mitaulstcht über die ganze Schule au-übt. Der Staat übi die oberste Leitung und Aussicht bezüglich der Volksschule durch da» Unterrichtsministerium aus Die Erlassung von gesetzlichen Be- liiminungcn über die Errichiung, Erhaltung und Beanjsichtiguug der Volksschulen, die NechlSverhättniffe der Lehrpersonen and Feststellung des AuflvandeS sind der Lande-gcsetzqebunq Vorbehalten. Durch das gegenwärtige Gffetz wird daS Königreich Galizien nicht berührt. * DaS am t. Januar d. I. erlassene vsterreickiscbe UnfallversicherungSgesetz tritt drei Monate nach seiner Kundmachung, also am 1. April d. I. in Kraft. Es sind bereit« alle Vorkehrungen getroffen, um «ach Inkrafttreten deS Gesetze« an die Feststellung der Durchführungsbestimmungen zu schreiten. Für den Fall, daß, wie vorauSzuschen ist, da« Krankenversicherungsgesetz noch im Laufe dieser Session perfect werden sollte, würden die beiden Einrichtungen der Unsall- und der Krankenversicherung der Arbeiter, die in Folge der Bestimmungen über d,r Carenzzeit miteinander im Zulammen» haiige stehe», gleichzeitig in Wirksamkeit treten. Ter in dem österreichischen UnsallverstchrrungSgesetze vorgesehene Beirath dürste dato nach Inkrafttreten des Gesetzes, vielleicht noch im April, ernannt werben, da dem Beirathe die Durchführungs bestimmungen zur Begutachtung vorzutegeu sind. Man hofft, nach der „Presse", die Unfallversicherung, beziehungsweise die Krankenversicherung der Arbeiter, mit dem t. Januar 1839 ia Wirksamkeit setzen zu können. * Die Mutter de« Fürsten von Bulgarien, Prinzessin Elementine, gedenkt nach einer Meldung auS Sofia von Philippepel a»S die Rückreise nach Ebentbai über Konstan tin opet anzutretcn und dort einige Tage zu verweilen. Die ausländischen Consuln in Philip popel wollten de» Fürsten privatim besuchen. * Au» Athen wird gemeldet, daß man daselbst nur das Eintreffen der in Wien' bestellten Decoration erwartet, um eine außerordentliche Gesandtschaft zu ernennen, welche dieselbe dem Sultan in Konstantinopel zu Überreichen haben wird. a.-.tzLSk' * Die Königin Jsabella hat bis jetzt Madrid noch nicht verlosten und einige spanische Zeitungen erklären heule, die auch von un« wiedergegebcne Nachricht de« „Liberal" und anderer Blätter sei unbegründet, die Königin werde nicht in« Ausland reisen, sondern sich in den nächsten Tagen zu ihren» gewöhnlichen Wmteransenthalt »ach Sevilla begeben. Möglich, daß die Königin bündige Versprechungen geaeden und die Regierung, um Aussehen z»> vermeiden, ihren Beschluß gemildert Kat. aber aus nicht» pflegen derartige Gerüchte, welche sich so hartnäckig behaupten» gewöhnlich nicht zu entstehen. * Nach einer Meldung au» Madrid glaubt man in den spanischen RegierungSkreise» andauernd an den baldigen Zusammentritt der marokkauischen Eonsereoz. Die vorbereilete Versendung der formellen Einladungen wird er folgen, sobald die noch auSstehendc Arußerung de« französischen Eablnet« eingelausen sein wird, welch letztere- noch den Be richt seine« diplomatischen Vertreter« in Tanger abwartet, welcher ihrer Entscheidung zur Grundlage diearn soll. — Nachrichten au« Marokko zufolge beabsichtigt der Sultan MuleyHassaa. der Stadt Tau ger, welch« er »och nirmal« scben. einen Besuch adzustatlen. E« ist nur fraglich, ob dem ult-n sein Gcsundheil-znstand die überau» veschwerlich: Landrrise gestalten wird. ttk Ntüh-tsgr. * Berlin, 37. Januar. Bet der wettere» Berathww der «». setze-varlage über die unter >u«schl»ß dervessentlich. ke,t stattfindendea «ertcht-verhandlau,»» Hot dt« H. Reich-tag-commissia» dentz. 195 folgendermaße» «saßt:^Lei der Berathnug and Abstimmaag dürfen anßer den znr Lotjcheiduog berusene« Richtern nur die bei demselben Gerichte zu ihrer jnriftischea Ausbildung beschäftigte» Personen »»gegen lein, soweit der vor- sitzend« deren «-weseoheit gestattet.'^ Durch diese Fassung soll ins besondere vollkommen klar gestellt werde», daß die die Dieaftanfficht sührendea Beamten «ich» bei der verathang »ud Abstimmung »o- gegen sei» dürfe». " lieber de» erste» Lag der verathung de« Soetallste». gesetze« bemerken dl« osfirläsea «Berliner Politischen Nach richten": Da« Aastrtten b«S Soeialdemokratea Singer io der henttgr» Reich«taa«iitz»»g war nicht- al- eiae verhähnnag der elementarsten Begriffe der politischen Moral. Maa kann, an- gesicht- eine- solche» Syni-mu-, wie er in dem Bestreben de- Herrn Singer, olle social-revolutionäreu bezw. auarchiftischea Umtriebe als polizeilich« Leranstaltuage» hiazuslellen, zam Boricheiu kommt, nur aus das Tiesste beklagen, daß die Gepflogenheit unsere- öffentlichen Leben-, politische Gegner regelmäßig al» Gemlemen za behandelt», elbst diesen Lewe» zu Statten kommt. Herr Singer stellt sich daher »ad läßt eine vraadred« über dar Thema der Züricher Vorgänge vom Stapel. Zwar nicht sich selbst — denn er weiß e« besser — aber de» draußen lauschende», betbörtea Massen spielt er die Komödie vor, al- bestände die ganze socialistisch-anarchistische Berbrrchergeselllchast, gegen welch, der Staat sich im Stande der Noihwehr befindet, ou»uahm«IoS an» von der Polizei bezahlten axevt» provocateur-. Gut, taffen wir die Singer'sche Fiction ein mal gelten, aber weshalb sie dann aus die Züricher Vorgänge br- chränkenl Nach Singer'sche« Theorie giebt eS außer der polizeilich unierdollcnea keinerlei anarchistffche oder socialrevolulionaire Hetzei Wir sind also vollständig berechtigt, die heutige Brandrede de- Herrn Singer ebensall« al- eine polizeilich veranlaßie nnd bezahlte Leistung in Anspruch zu nehmen. Sehen wir un« einmal im Kreise seiner Gen offen um. Da ist z. B. Herr Bebel, der ein Buck über dir Ua- itilichkeit der Ehe geschrieben Hut. Naiürinh hat ihm die Polizei den Gedankengaag angegeben, die Feder -;esührt und die Kosten ge- tragen. Da ist die Millionenbeirath deS Her-a Sabor; wer ander» als die politische Polizei kann, nach Singer scher Theorie, da« Arrangement zu Wege gebracht babea? Und Herrn v. Bollmar wäre »S nicht eiugesallen, seinen päpstlichen Zuaven an dea Nagel z» hängen und »liier die Socialdemokraten zu geben, wäre er nicht von Polizei wegen dazu veranlaßt worden. „Warum lachen Sie nicht," ries Herr Ricke« höhnisch deu Abgeordneten der Rechten za, al« Singer sich in seine» Insinuationen erging. Nein, darum nicht, Herr Rickert, weil die Sache ihre» Ernste- Wege» wahrhaftig nicht zum Lache» augethaa ist. Herr Rickert mag ja recht leichten Herzen- mit seine» ironisch ieit» sollenden Zwischenrufen den Spiegelfechtereien de- social- demokcatffchcii Mundhelden secundiren. wir nehmen eS durchaus nicht leicht, daß im deutschen Reiche, im deutlchea Reichstage Leute sich breit machen können, die Bildung und Emsicht genug besitzen, um von der absoluten Undurchsührbarkeit ihrer der ortheü-losen Menge vorgetragenen Utopien durchdrungen zu sei», aber nicht minder auch gewissenlos genug sind, um trotzdem ihr Geschäft der politischen »od moralischen Brunaenvergiscung je länger desto rasfinirter zu betreibe»! Wir lassen uns nicht durch die Phrasen de- soccaldemokratischen Redner» von dem Kern der Late ablenken, und dieser besteht darin, daß der Staat sich mit einer Gciellsckait von Leuten herumichlagen muß, die alle Geundiätze der Gesellschaftsordnung alt »»nützen Ballast über ihren Lebensbord geworfen haben, denen zur Erreichung ihrer periönlichen Zwecke jede« Mmel willkommen ist. die im Namen der Menschlichkeit gegeu die Hinrichtung von Massenmördern Verwahrung einlegea und in dem sehr ehrenwerihea Herrn Singer einen morali- sirendea Lerthridiger finden l Aus dem preußischen Landtage. 88 Berlin, 87. Januar. Die Commission des Löge« orduetenhaos«S, welcher der Gesetzentwurf, betreffend die Er leichterung der Voll«schullasten, zur Lcrbcrathnng über- wieien ist. trat heute zur ersten Sitzung zusammen. Maa beschloß zunächst die Frage der Lersasjungtänderung. weläx in der Vorlage jur Geltung kommt, bi» zum Schluß der Speccalberathung auszu- etzen. An der Generaldi-cnssion berheiligten fast sämmtliche Mit glieder der Commission. ES ergab sich eine gewiss: Ueberei»ftimm»n> zunächst zwischen den Beriretern der nationallideralen und der frei» conservatweo Partei darüber, daß das Zuichußversahren, wie e- der 8- 1 Vorsicht, geändert werden muffe. Die Unterichiede zwischen erstem and zweitem Lehrer und Lehre«! a, sowie die jetzt vorgeschlagene Höhe der Zuschüsse seien nicht aosrecht zu erhalten. Dieser Aof- sessung vLnertca sich auch die Vertreter der freisinnigen Partei. Alle drei Parteien waren darin einig, daß da- Schulgeld generell ausgehoben werden müsse. Seitens der konservativen Partei wurde der in der G'neraldebaite ongekündigte Antrag aus Einstellung der BlterSzulage für Volksschullehrer nicht wieder angekündiat. Die selben dea starken Eingriff sür einzelne Gemeinden fürchtend, kündigten aber einen anderen Antrag an. dahin gehend, daß da« Schulgeld seiten- der Gemeinden soweit erhoben werden solle, all dasselbe nicht durch die Zuschüsse des Staates gedeckt werde. Dieser Ausiassuug neigten sich auch einige Vertreter de« LentruwS zu,eben!» wie l)r. Brüel, welcher aber in erster Linie jetzt doch bereit schic», den Mobil« der Zuschüsse in 8- t zu ändern. Seiten« des Abg. Hoffmaun-Scholtz (cons.) wurde die Frage des SchuldolaiionSgesetze« berührt und wollte er die Erledigung deS vorgelegien Gesetzes am liebsten bi« zum Erlaß de« ersiercu vertagt wissen. — Aus des Schicksal de« Gesetze» lasse» sich sichere Schlüffe au« der heutigen Generaldebatte nicht ziehe», vermulhlich wird aber eine Einigung über tz. 1 erzielt werden und damit die Annahme de« Gesetze» gesichert sein. Ia die Special- berathung soll erst in der zweiten Hälfte der nächsten Woche ein» etreten werden, da man noch die Beschaffung mehriach-u stnlisiische, NaterialS sür erforderlich hält. Lolonialpolitisches. * Die Borgänsie auf Samoa dienen m rcgelmäßiacn Zwischenräumen gewissen englischen und australischen Quellen zur Verbreitung gewisser teulschseiiidlicher Nachrichten, die, trotzdem sie immer sofort Lügen gestraft werden, dock immer von Neuem verbreitet werde», um die australischen Colonien und die Bereinigten Staate» von Amerika gegen die deutschen HandetSunternchmungen auszubctzen. So verbreitet neuer» ding« «ine Reuter'sche Depesche wieder Räubergeschichten über die Deutsche» aus Samoa; sie sollen dort die Steuerzahlungen er zwingen. ein deutscher Richter solle bald in Apia einlrrffen, demnächst werde die Verkündigung einer deutschen Schutzherrschaft über die Inseln erwartet, die Eingeborenen seien gezwungen, Geld von den Deutschen zu borgen, um der neuen Regierung die Steuern entrichten zn können, und waS derlei Unsinn mehr ist. Zur richtigen Würdigung dieser Geschichten stellt die „Kölnische Zeitung" folgende Thalsachen zusammen. König Tamasese hat nach seinem Regierungsantritte, wie längst ge- meldet, eine Kopfsteuer eingesiihrt, wie sie ebenso aus den Tonga» nnd den Fidschi-Inseln längst in Kraft ist. Von ge wisser amerikanischer und australischer Seite ist e« versucht worden, die Eingeborenen gegen vie Erlegung dieser gering fügigen. aber neuen Steuer auszuhetzen; ver Versuch ist aber im Wesentlichen sehlgcschlagen und die werigen steuerweigernden Elemente zur Ordnung zu rusen, ist dem König leicht ge lungen. Eine Einmischung der Deutschen hat nicht stattge- sunden. wa» zudem auch durchaus unnöthig war. Damit fällt auch vou selbst die Erfindung in» Wasser, daß die Ein geborenen gezwungen seien, zum Zwecke der Steuerentricbtung Geld von de» Deutschen zu borge:». Dasür ist der Betrag der Kopfsteuer schon an sich viel zu unbedeutend. WaS ferner den demnächst eintreffenden deutsch:» Richter betrifft, so sind Folgende« vie Thatsachen: Schon zur Zeit MalietoaS ist von ver Samoa-Regierung eia desonverer Municcpalrichter aus Apia eingesetzt worden, der die Polizciübertretungen abzuurtheilen hat. Dieser Polczeirichter »st bereit« seit über Jahresfrist ^allerdings ein Deutscher, ein Herr Martin, der seines ^Amtr« mit bestem Erfolge wallet, und dieser Herr Martin ist auch nach dem Thronwechsel von König Tamasese i» seinem Amte bestätigt worden. Eine Acndcrung oder Nru- berusuvg ist ober in keiner Weise bevorstehend oder beabsich tigt. Wa« endlich da» alte Märchen von der bevorstehende» Erklärung einer dculschen Schutzherrschast über di« Samoa- Inseln betrifft, so wird e» genüaen, darauf hinzuweisen. daß dieserholb mit Deutschland von England und Amerika dSlker- rechttich bindende. Verträge argeschlofle» sind »» »atz «m« jetzig« Erklärung der denHch« Schntztzerrschaft t»>
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