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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188802099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-02
- Tag1888-02-09
- Monat1888-02
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.02.1888
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* LH»»,« Koschat'« Ltederfptel ,.N« ««rthrrsre", welche« 1880 getetzntlrch «tuer Wohllhätigkeillvorfielluug im katserl. köulgl. Hosoperutheater i» Wie, zum ersten Mal avsgeiührt wurde, damals »tcht geringe» Beifall saud, und ia Folge deffeu über viele Pro- Niuzial-Bühnen ging, ist kürzlich i» einer Extra-Borstellung zum Veste» de« PeufiouS-Foad« gedachter Bühne wieder rar Aufführung gelangt und gefiel, so daß eS seitdem niedrere Male im regel. mäßigen Repertorr wiederholt wurde. Einer der angesehensten Kritiker Die»<, der unter dem Name» Floreslao schreibend, kaijerl. königl. Hosraih vr. von Woerz läßt sich darüber ja der Wiener „Sonn, und MontagS-Zeituag" folgeadermaßen vernehmen: „Wenn e« wahr ist, daß das ganze Menschenleben seinen Ausdruck >m Liede finde, dann Hst auch das Liederspiel im ersten Worlsinne feine rige»artige Berechtigung auf der Bühne, und Thomas Loschat, der weit und breit gefeierte kärn»nerische Liedercomponift, durste Mit gutem Fug aus läratnerischeu Volksweisen, wie er selbst j e erdacht, ein Bild kärotaenscheii Volkslebens gestalten. Da- hat er denn auch ia seinem Liederspiele „Am Wörthersee" gethaa. ein- jach, bescheiden, naiv und anmuthig; kein Wunder also, daß das kleine Gcorebildchen dem sonst so aiispruchrvollen Publicum unserer Hosoper wohlgesällt. Nachdem die ersten Anlsührungen dieses freundlichen Idylls für uns Kritiker gegenüber verschirdeueu Lreigaiffeu des Coocertsaalcs in den Hintergrund trete» mußten, ward uns am letzte» Donnerstag endlich ein freier Abend für de» „Wörthersee" beschieden. Ta- ganze Liederspiel, welches zwcck- mSßiger Weise einem größeren Ballete vorauSgeschickk zu werden pflegt, nimmt etwa 40 Minuten ia Anspruch und es versteht sich dabei von selbst, daß der winzige Kern der „Handlung" nur dazu bestimmt ist, allerlei volkSihümliche Lieder zu motwirea, Lieder der Traurigkeit, der Sehnsucht, der Freude, des UebermuthS, Soli, Qnarlette, Chöre, Tanzweisen, Koschat bat auch den Text dazu ge» dichiet und aus dem Gebiete der Dialektdichlung seine Sache ge schickter gemacht, als manchen. Dichter hochdeutscher „Festspiele" nach- gtrübml werden kann. Freilich bietet dieser Text den mit der Kortner Mundart nicht vertraute» Säugern na>er«r Hosbühnr erhebliche Schwierigkeiten im Gelange, wie im Sprechen, und dies tliur der Wirkung teS Lied:rspielS einen schwer vermeidlichen Ein» trag. Im Ganzen ober wird das nette Ding, dessen melodische Re:ze nicht erst geschildert zu werden brauchen, recht frisch dargestellt und gesungen, und BrioSchi's hübscher Prolpect, der un» über Maria Wörth hin die User des Wörther SeeS zeigt, trägt dazu bei. dem Nativaal-Liederspiele auch in sceoijcher Hinsicht die richtige Local- jarbe zu geben. Koichal's kärtnerlieder haben bereit- ia» und außerhalb Lesterreichs solche Beliebtheit erlangt, daß sein „Wörther see" ave Aussicht haben darf, aus de» deutschen GejaugSbühnra groß und klein gegeben zu werden." Sirbcnle Souderausstcllung im Lunstverein. Sünftlerbilduifle tu historischer Folge. Beim Besuche dieser Ausstellung könnte man säst zu der Meinung gelange», daß eine Ausstellung um Io weniger beachtet wird, je interessanter und wichtiger sie ist. Die Wenigen, die offenbar Ve schmeck und Genuß an dieser reichen und nicht ohne viele Mühe >i»d Arbeit geordneten Zusammenstellung von Künjtlerbildnisseu zu finden schcinen, werden zum „lindesten, und das hat ja auch sein Gutes, nicht durch sich drängende Menschenmengen in ihrem beschäm lichen Studium gestört. Nach den das letzte Mal besprochenen Bildnissen von alten Italienern sei heute zunächst der hochinteressante Kops drS berühmten, seinsitiniqea, ia allen Sätteln gerechten Baumeisters und Kuuftschrist siellerS Leon Battista Alberti erwähnt, dessen schon im letzten Berichte gebucht wurde bei Gelegenheit seine» herrlichen Werke-, der die Gebeine de» Mantegna bergenden Kirche San Andrea in Mantua. 2» ist eine Photolypie nach einem von unbekannter Hand geschaffenen Aronzerelies. An ihn schließen sich der schneidige Berrocchio ia ieiaem gut erhaltenen Bildnisse der Florenzer Uffizien von der Hand de» Lorenzo di Eredi, dann drei ziemlich jugendliche Selbstbildnisse des Andrea del Sarto und eia- von Poutormo, ihn in reiferem Alter darstellend, ein Morghen'scher Stich nach einem Bildnisse de« lrommea, sausten Fra Bartolommeo und eine photographische Reproductioa des UifizienbildiiisjeS de» für unsere Keantniß der damaligen Kunstzusiände so wichtigen Basari, ihn als Architekten mit einem Riffe beschäftigt darstellend. Weiter folgen der sich im Zeichnen nachdenklich unterbrechende Brouzino, der ziemlich selbstbewußt dreinblickendr Parmi- piantno, der versunken vor sich hinschauende Correggio, der Lorenzo Lipvi mit seiner eigentdümlichen Kopfform, seiurr spitzen Nase und dem säst spitzbübischen Blick, der Carlo Dolci in halber Figur mit scharf geschnittenen Zügen, in der Hand ein Blatt mit einem fast jüdisch profilirtrn Seldstbildniß haltend. Sech« Bildnisse bei Lionardo da Vinci stellen den Meister alle ia sehr reifem und im Greisenalter dar. Das Letztere gilt besonder- von dem große» in Nöthel ausgesüketen Profilkopse aus der Mailänder Ambrosianische» Bibliothek, hier in Braun'scher Faksimile-Photo graphie wiedergegebcn. Jacovo Sansovino. der Bildhauer und Erbauer der Beuezianilchcn Libretto u. s. w., ist mit dem Torso einer männlichen Figur in der Hand dargestellt. Mehrere auch zum Theil vermeintliche Bildnisse dcS Perulgin,^ der Lehrers Rasael'S, schließen sich dem an. Bon einer tatereffanten Folge von Bildnissen Rasael'S selbst das nächst- Mal. Adolf WetSke. Gesellschaft „Glocke». * Leipzig, 8. Februar. Nach den woLcnlangen Bor bereitungc», welche die Vo»slänve unserer wohlangcsehenen Gesellschaft .Glocke" aus chr gestern Abend im Krystall- palast in Scene gegangene» IuöiläumS-MaSkensest verwendet batte», durfte man auf etwa» Seltenes und Groß artige- gefaßt sein: allein selbst die hochgespanntesten Er wartungen sind ia Wirklichkeit noch Übertrossen worden. I» erster Linie gilt dies von der gcsamiiilen Dccoration der Fest- raume, die in einem Meer von buntfarbigen elektrischen rc. Lichtern und sonstigen farbenprächtigen BcleuchlungSeffecten erstrablten. Es lag ein ganz eigentlnunlickcr Reiz darin, sich >m Geiste in die fernen Gebiete des japanischen Reiche- versetzt zu sehen; denn Alles war bis in die kleinsten und scheinbar unbedeutendsten Tinge im japanischen Stil gehalten. Die Bühne des großen TheatcrsaaleS war unter den geschickten Händen deS Herrn Theatermaler Jreter znm Vorplatz einer buddhistischen Pagode umge wandelt und aus die entsprechende Farbenpracht die peinlichste Sorgfalt verwendet worden, während sich um die schon er- wähnte Dccoration im Uebrigen, sowie um die vorzüglichen BeleuckttungSeffecle die Herren Dccorateur Behl er, LouiS Mietbe, W. Richter und die Edisongesellschast. unter Leitung des Herrn Hauschild, in höchstem Maße verdient gemacht und denn auch allscitige rückhaltlose An erkeiinmig der Festlheilnehmer gesunden haben. WaS Vas Fest selbst anlangt, so begann bereits kurz nach 7 Ubr die Anfahrt der überaus zahlreichen Thcilnehmer vor teni Krystallpalast und mit jeder Viertelstunde gestaltete sich da» Leben und Tleiben bunter und mannigfaltiger, da. Dank de» getroffenen Anordnungen der Herren Vorsteher, der schwarze Rock oder Frack auS den Festräumen gebannt und nur wirklichen Maske», äußersten Falls DominoS rc.. der Zu tritt gestattet war. Unter den zahlreichen Eostümen erblickte nan eine Fülle prächtiger Charakter- und Phantasie- masten und namentlich trug das schöne Geschlecht kostbare Costüme zur Schau. ZwangsloS bewegten sich die weit in» zweite Tausend zählenden Festlheilnehmer in de» Sälen, bis gegen lt Uhr der Beginn der Ans führ» »gen signalifirt wurde. Dank dem wohlwollende» Entgegenkommen der Direktion unserer Stabttheater trat daS Ballet desselben unter der auSaezctchnelen Leitung deS Herrn Balletmeister Golinelli in Thätigkcit und e« brachte sowohl den Opsertanr als auch den Fächertanz — in den dazu ebensaUS überlassenen Eostümen de- Theater» — tadellos zur Au-sübrung. Der Beifall war ein stürmischer. Eine weitere interessante Unter haltung gewährte die Gauklerqruppe. welche sich in der Tbeeha'ile niedergelassen und für ihre getreue Costümirung vorzüglich Sorge getragen hatte. Weiter möge erwähnt sein, daß di« ausgestellte Tom bola der Armencasse derTesell sck» ast einen ansehnlichen Betrag rugcsührt und daß die Gesell schaft dem Theater-Pen sionS so ndtzeineSuinmevon 1L0-§ Überwiesen hat. Alle- in Allem, da« gestrige Fest war eia ge- viegene» Ma«ke»jest im wahren Sinne deS Worte», da- allea Theilaehmern in angenehmster Erinnerung bleiben wird. Auch die WirthschastS-Berwaltuna de- KrhstallpalasleS dürste tt dgM Verlauf und den Ergebnisse» de« Feste» sehr zu- da «ach «ftzren Beobachtungen ihre matrrirllrn Darreichungen sich eine- stark«» Zuspruch» zu erfreuen hätten, i eiue» Zuspruchs, welcher die Klagen über die angeblich schlechten Zeiten als unbegründet erscheinen läßt. Königliches Schwurgericht. kV Lttzun». * Leipzig. 8. Februar. Der SchwurgerichtShol bestaub wiederum aus den Herren Präsident Lantgerichts-Tirector Justizeath von Bose. Loodgerichts-Roihen Wols und Gruber; die Anklage suhrte Herr LtaalSaawali vr. Nagel, lue Lerlheidigung Herr Rechlrauwall vr. Roseuthal. AIS Geichmoieuc juagirten die Herreu Llauß-LtiSiNg, Adam-Leipzig, Schade-Zcdtlitz. Wünning-MölbiS. Wilhelmi-Reudnitz, GleilSmonii-kuaulkleeberz. BreNing-Gaiilis. Runge-K>eb:tz, voa Peutz- BrandiS, Ficke-Dölitz. Zenker-Leipzig und Anders-Luptitz. Der 40 Jahre alle ehemalige Landbriesttogcr Julius Kuhfuß auS Droßdorf, verheiralhet und Vater von 2 Kindern, bisher un bestraft. war belchuldigt. während er bei dem Kaijerl. Postamte Pegau al» Laudbricsträger verpffichlet war und ein Monatsgehalt von zuletzt 64 bezog» l) im August 1887 eine» Geldbetrag voa 4 ^ 45 die er vom Gastwieth R. io Elstertredaitz zur Ein zahlung beim Postamle Pegau erhalten, an sich bebakten und den vorgeschriebe»«» Eintrag in das zu führende Aaoabmebvch unter laffeo, 2) am 13. Lclober 188? einen Betrag voa 27 -Kl b -C. den ihm die Ehefrau de- GemeindevorstaudeS R. in Greitschütz zu gleichem Zwecke ouSgehändigt, gleichfalls uicht abgeliesert, auch nicht in da» Annahmebuch eingetragen, sondern wie im ersten Falle nebst den bezüglichen Postaaweiiuagea an sich behalten, bezw. letztere unterdrückt zu haben. Um aber die Entdeckung der Unterschlagung der letzterwähnten Post zu verbüken, war vom Angeklagten daS Formular einer Postquittuag fälschlich au-gesüllt und dem Ehemann der R. auSgehändigt worden, wahrend der Absender der ersten Post kerne Postquittung verlangt hatte. Der Angeklagle, welcher nach dem Bekaauttrerdeo der Unter schlagung verhallet worden war und sofort ein Seständniß abgelegt hotte, machte heute den versuch, mit der Bebaupluag sich »u decken, daß er daS Geld zwar nicht abgeliesert. aber die» nur vergessen hob«. Nus Borhall dcS gänzlich Unglaubhaitea dieser Behauptung und seiner srüheren Geständnisse gab Kuhsuß an. er Hobe vor der Entdeckung noch Eriatz leisten wollen; daS Geld habe er aus seines Dienstwege», wkiiu er in WirlhShäulcrn Einkehr gehalten, verlhan. Bon dem Monatsgehalt, daS nur erst ia der letzten Zeit vor seiner Verhaftung aus 64 erhöht worden sei, habe er monatlich 10 Bekleidung« geld sich abzieheo lassen muffen; andererseits habe er allerdings noch eine Exiravergüluug von einige» Mark pro Monat für die Pockelbestellung bezogen. Den Betrag voa 10 pro Moaar, wie >hn die Postverwaliuag berechnet, habe diese Vergütung aber niemals erreicht. Dem Angeklagten wurde vorgchalicu, daß er ein nur mit wenig Schulden belastete» Hau» besitze, daß nach seinen eigenen früheren Angaben seine sehr fleißige Ebesrau durch Waichea rc. einen großen Theil de- WirlhschaslSauswandeS selbst beschaffe, daß er bei der Postsparcaffe ein verbältnißinäßig ansehnliche» Guthaben stehen gehabt, daß er unter diesen Umständen eS toch nicht nölhig hatte, sich an den ihm anvertravie.i Geldern zu vergreist». Ans Borbalt endlich, daß er einen nicht geiechtsertigten Aunvand für da» WirthShauS- leben gemacht, bezw. gespielt bade, suchie Kuhsuß die» zu bestreiten; er sei wöchentlich zwei- bi» dreimal in- WirthShauS gegangen und habe nur dann und wann um geringe Sätze gespielt. Nach geichlossener BeweiSausnahme beantragte die Königliche SiaatSanwaltschast Bejahung der aus Unterschlagung und schwere Urkundenfälschung gerichteten Schuldsragen und was die Uot-r- schlagunqen aulangt, unter Ausschluß mildernder Umstände, und zwar mit Rücksicht daraus, daß den Angellugien eigeutliche Noth nicht aus die Bahn deS Verbrechens geirieben habe. Die Bertheidigung machte zu Gunsten ibrcS Desendenden die untergeordnete Stellung de» Angeklagten als Beamter uud daß derselbe, vom Haust aus Handarbeiter, bei seinem geringen Bildungs grad« sich der Tragweite seiner Handlungsweise gewiß nicht bewußt gewest» sei und verwendete sich bezüglich sämmtlichei Anklagepuucte jür Annahme mildernder Umstände und betonte noch bejoiiderS, daß den Angeklagleu bei Verweigerung mildernder Umstände Zuchthaus treffen müsse. Zwischen der königlichen Staatsanwaltschaft und der Bertheidigung entspann sich ein- MeinungSverichieLenheil in Bezug aus die Urkunden sällchung; während der Herr Staatsanwalt dieselbe als eine zweisel loS unter 8- 268 deS R.-Slr.-Ges.-B sollend« bezeichnet« und aus die bezüglichen reichSgerichtlichen Entscheidungen Bezug uahm (nach welchen als BermögenSvorlheil auch die Sicherung eine- bereits er- langten Gewinne- zu gelten hat), bestritt der Herr Lertheidiger im vorliegenden Falle unter näherer Begründung die Qnalification Die Geschworenen gaben ihr Verdict in dem Sinne ab, daß sie die sämmtlichei, Schuldsragen bejahten, jedoch bei der Frage wegen der Fälschung nicht als erwiesen erachteten, daß der Angeklagte die Absicht gehabt habe, sich einen BermögenSvortheil zu verschaffen; gleichzeitig verneinte» sie bezüglich der Beamten. Unterschlagung die Nedcnsrage wegen Vorhandenseins mildernder Umstände; demgemäß wurde der Angeklagte zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus strafe und 3 Jahre» Elirenrcchksvcrlust veruriheilt. In der hieraus folgenden sunsten Sitzung des königl. Schwur gerichts wurde die vcrchel. Wilhelmine Schaas auS Leutzsch von der Anklage des Meineids, gemäß dem Wahrspruch per Ge schworenen sreigesprochcn. ES handelte sich in diesem Falle um die Leistung eines sogenannten OssenbaruiigSeideS. — Äm Kaufmännischen Verein wird morgen Frei tag Abend pünctlich >z9 Uhr Herr Professor vr Mauren brecher seinen sechsten und lctzleu Vortrag über „Die Ge schichte der orientalischen Frage >m ucunzebnlen Jahrhundert, Krieg 1877" halten. 's) Leipzig, 8. Februar. In der Griiuinaischeu Straße wollte gestern Abend ein Droschkenkutscher bei ziemlich beengter Passage mit seinem Wagen ein vor ,l)n hersahreudeS Geschirr, dessen Füdrer. ein Dienstknecht auS Streitberg. daneben hergmg, überholen. Er fuhr aber dabei zu nahe Hera», so daß die Räder der Droschke über den rechten Fuß de» TicnslkuechlS hinweg gingen und dieser nicht undedcutenbe Quetschungen davon trug. — Gestern Nachmittag kam ein diesiger Gerichtsvollzieher in die Nolhwendigkeit, zur Ausübung seiner Function polizeilicher Hilfe sich bedienen zu muffen, da ihm Widerstand entgegengesetzt wurde. Nach Herbeiholung eines Schutzmann- konnte die bedauerliche Expedition ruhig beendet werden. — In der HoSpitalstroße lag gestern Abend ein schwer beladener Lastwagen, an dem ein Rad abgelausen war, quer über beide Fahrziels« der Pferdebahn. DaS Hinderniß konnte erst nach längerer Zeit, während dem der Pserdebabnbetrieb gestört war. be seitigt werden. — In einen, Grundstück der Dresdner Straße wurde in vergangener Nacht von einem Schutzmann beim Vorbeipatroulllrc» starkes Wafferrauschen vernommen und deshalb der HauSman» von ihm geweckt. ES war wieder einmal ein ZuleitungSrohr der Wafferleiluno gebrochen und dadurch bereits ein bedeutender Wasserzufluß herbei- gesührt worden. Abstellung der Hauptleitung verhinderte weitere» AuSströmen. — Heute Morgen wurde in einer hiesigen Herberge ein von der Staatsanwaltschaft zu Franksurt a. M. wegen Bahnfrevels steckbrieflich verfolgter Gärtner au» Jecha polizeilich aufgegriffen und aus den Naschmarkt in Hast genommen. — Ein 70 Iabre alter Handel-mann Halle heute Nachmittag, al» er in Geschäft», angelegenheilen in einem Grundstück der Peter-straße sich befand, daS Unglück, aus der Treppe au-zurutschen und rückwärts die Treppenstufen herabzustürzen. Der arme Mann erlitt dabei so erhebliche Kopsverletzungen, daß er mittelst KrankcnlranSporlwagenS in- Krankenhau» gebracht werden mußte. * Leipzig. 8. Februar. Bon der vierten Strafkammer de» hiesigen königl. Landgericht- wurden heute ver- urthcilr: l) der Marklhelser Friedrich Emil Sch uh mann aus Reudnitz wegen fahrlässiger Körperverletzung rc. zu l4 Tagen Gefängniß und 3 Geldstrafe; 2) der Hand arbeiter August Hermann Steinbrück au» Reudnitz wegen Diebstahls zn 2 Wochen Gefängniß; 3) der WichSsabrikant Friedrich Bernbard Galbitz auS Sehmitz wegen Körper verletzung zu 3 Monaten Gefängniß. — Reudnitz. 8. Februar. Auch hier hat di« Rede de« Reichskanzler» ihre Wirkung geübt. Im .Familien- Elu b" gedachte, bei vollzähliger Anwesenheit der Mitglieder, der Vorsitzende mit kurzen kernigen Worten der Bedeutung de» Lenkers der politischen Geschicke und seiner Verdienste um die Erhaltung de» Frieden- und um dle weitere Kräftigung de» deutschen Reichs. Durchdrungen vom unerschütterlichen Vertrauen zu BiSmarck und seiner Politik, brachte die Ver sammlung ein begeisterte-, dreifaches .Hoch" aus denselben auS und entsandte an denselben ein Telegramm, worin sie ihm ihre Verehrung sowie den Dank für die von ihm zum Heile deS Vaterlandes gesprochenen Worte zum Ausdruck brachte. * Pegau, 8. Februar. Für die hiesige, Anfang diese« Iahrcs ausgeschriebene Bürgermeisterstclle waren im Ganzen hi» zum 25 Januar, dem festgesetzten Meldetermin, acht Bewerbungen und zwar von einem Bürgermeister, einem Rechtsanwalt, fünf Assessoren und einem Referendar ein- gegange». I» gemeinsamer Sitzung haben am gestrigen Abend die städtischen Collegien nahezu einstimmig Herrn Heydemann, Assessor am königl. Amtsgericht ru OelSnitz. zum Bürgermeister unserer Sladl gewählt. Möge die ge- troffene Wahl für unser städtische» Gemeinwesen von segens reichen Folgen begleitet sein. vermischtes. Nachtrag. * Leipzig. 8. Februar. In einer der letzten Plenar sitzungen deS RathcS ist daS OrkSstatut. wonach die AuS dehnung deS KrankenvcrsicherungözwangeS aus die in Handelsbetrieben und Apotheken beschäftigten Ge Hilfen und Lehrlinge slaltzusindei, hat. genehmigt worden und wird nun noch da» Stadtverordneten-Collegium seine Zu stimmuug zu gebe» habe». * Leipzig. 8. Februar. Seitens des Rathes ist be schloffen worden, den mit Ablauf deS gegenwärtigen Jahre- zu Ende gehenden Pachtvertrag über da» dem Schieber- verein der Nord Vorstadt überlassene Areal aus 6 Jahre zu verlängern und den Pachtzins aus 200 für den Acker hcrabzusctze». * Leipzig. 8. Februar. Auch in diesem Jahre, und zwar, wie schon aus vem Anzcigenlhcil dieses Blatte« be kannt geworden, Milte nächsten Monat-, veranstaltet der hiesige Frauen-HilsS-Derein cuie Ausstellung und Derloosung weiblicher Arbeiten und sonstiger dem Verein zugetachlcn Gabe». Der Ertrag de» Unternehmen- soll, wie seil Iabre», zum Besten der Suppenverthei- lungS-Aiistalt verwenoet werden, und wir machen daher schon jetzt aus die Veranstaltung ausmerkfam und empfehlen sie einer recht freundlichen Unterstützung. — Sladttheater. Am kommenden Sonnabend geht »m Neuen Theater eine Lnstspiel-Novität ia Scene: .Geniale Kinder" von I. Beck und Fritz Brentano. Die Hauptrolle» liegen in de» Händen der Damen Baumeister, Pölitz, Trubn, Schneider »uv der Herren Door, Borcherdt, Büller, Hartman» u. A. --- Stabttbeater. Carl Sontag beginnt am t6. kS. ein drei Abende unisaffendeS Gastspiel, zu welchem der Künstler d,c Stücke ..Der Sclave oder der Schwieger- valer auS Sachsen". „Frauen-Emancipation", „Tartüffe „Ein Knopf" uud „Die Unglücklichen" gewählt hat — In, KrciSverein Leipzig de- Verbände» deutscher Hand« lungSgehlllfen hall beule Abend Herr Prof. Göhring einen Vortrag über „Bilder auS Südamerika", unter Vor führung einer Anzahl Aquarelle auS den Tropen. Eingesührte Gäste sind willkommen. --- Die soeben zur Ausgabe gelangte Nr. 7 de» 90. Jahr ganges der „Allgemeinen Modenzeitung" bringt al» Kunst-Beilage da» woblgelrcfjene Bild von Fräulein Clara Salbach, der ersten Liebhaberin an unserem Sladtlbealer, de» erklärten Liebling» de» Tbealerpublicum» Der Slablslich, nach einer pholograpbiscben Ausnahme au» W. E. R. Herr» mann'» renommirtem Atelier, ist vom Stahlstecher Ang. Weger höchst sauber au»gesührt und dürste den vielra Freunden der Künstlerin gewiß recht willkommen sein. Der selbe ist in jeder Buchhandlung für den Prei» von 30 zu beziehen. -- Der dramatische Verein „IanuS" veranstaltet Sonn abend. den lt. Februar, in der „Thaljä" einen humoristischen Abend mit Ball. --- Ueber daS Auftreten dcS Reichskanzler» >n der denkwürdigen Sitzung de» Reichstage» vom 6. Februar schreibt Paul Lindau der .Kölnischen Zeitung": Daß da» Hau» stark besetzt war — am stärksten wart» die Eon serrativen und Nationalliberalen verlrelen, Eentrani und Freisinn waren schwach, die Socialdemokratea ginge» ab und zu — beweist, daß auch die ältesten Palamentarier durch eine Bisinarck'sche Rede ongczogcn werden. Aus de» Tribünen war kein Plätzchen unbesetzt, vor» in der dichtgelüllten Hosloge laß der künftige Erbe der deut schon Kaiserkrone Prinz Wilhelm. Eben halte der Präsident die her gebrachten geschäftliche» Einleitungen vorgetragen, da erschien, flinken Schrittes aus seine» Platz am Tisch dcS BiliideSiaihS zuschrctteiid, Fürst BiSmarck ia den« bekannten dunkeln Kürajsierrock mit gelbem Kragen. Kaum wieder hatte der Fürst Zeii gehabt, das Han» durch ein einsaches Augenglas zu mustern, als der Präsident den etgentlichcn Gegenstand der Tagesordnung ausries und der Reichskanzler sich sofort erhob. Es ist mehr als überraschend, eine wie kleine, fast dünne Stimme in diesem riesenhaften Körper wohnt. Dazu scheint e» auch, als ob daS Sprechen den Reichs kanzler erniüde, fast schmerze, so daß eS sür die erste Zeit in ge lindem Sinne beängstigend ist, ihm zu folgen. Die säst zuckenden halben Drehungen des Kopses, daS Vor- und RückwärlSbeugen de- Oberkörpers bei Berschinähuiig ,eder Handbewegung — der Reich» kanzler spricht fast unausgesetzt mit >m Rücken übeieinandergelegten Händen —, das abwechselnde Stützrn des Körper- bald aus den, rechten, bald ans dem linken Fuß, all da» macht den Eindruck, als spreche der Fürst mit großer Anstrengung und nur sehr ungern Für de» Nädcrsteheiiden maq es einen eigenen Reiz haben, daß gerade die Jronieen und Schärfen wie die humorvollen und lau »igen Wendungen, in denen der Reichskanzler ja Meister ist, mit dolbuiilerdrücklcr Stimme und unter absichtlicher Bermeidung jeder ihre Wirkung erhöhenden Betonung vorgebrachi werden; dem etwas entfernt Sitzenden gehr dadurch daS eigentlich Fesselnde verloren. Und dennoch packt der Fürst durch die Art. seine Gedanken von weitem eiozuletten nnd sie so unwiderleglich zu begründen, bevor er sic noch eigentlich sormulirt bat, auch bei länger«, namentlich geschichtlichen Darlegungen den Hörer so allgewaltig, daß die zwei Stunden, während welcher er nahezu sprach, vorüber waren, wie ein kurzer Augenblick. Nach der ersten Stunde war er u»verkcri»bar, wie aukcrordeutlich die ängstliche Sorgfalt, mit der jede- Wort ab gewogen wird, bevor eS über die Lippen kommt, den Reichskanzler onstrengle uud abspannte. In immer kürzeren Zwiichenpauien leerte er daS mit einer Mischung von Selters- uud Biliner Wasser und Wein gefüllte Glas, da» ihm der hinter ihm stehende Sohn Herbert immer wieder «»neuerte; wiederholt machte er darnus aufmerksam, daß nicht genug Kohlensäure im Glai« sei; je größer dir Anstrengung und die Müdigkeit wurde, desto schwieriger schien eS. da» Getränk richtig zu mischen. Eia vnvcrkennbarer Beweis der körperlichen Abgelpanntkeil. Für einen Augenblick schweift mein Auge vom sprechenden Kanzler weg über» Haus, und säst starr bleibt es sosort aus einer Gestalt aus der ersten Bank unniitelbar vor dem BundeSrathSlisch hasten. Ia sich zurückgekehrt, die Augen nach innen gewandt, regungslos wie ei» Marmorbitd sitzt da, von allen «usinerkiamea Zuhörern deS Kanzler« der ausmerkianiste, Fcldmarschall Mollke. Er würde ja vielleicht noch berufen sein, da» Schwert zu führen, dem der «reue Mitstreiter da oben einen neuen Schl ff. «ine kristigere Schneide verleihen will. Und von dem still >n sich versunkenen areisen Mar schall schwell» der Blick nach oben »nd trifft das jngendsrische Gesicht de» mit lebhaftester Iheilnahmc den Worten de« Kanzler» lauschenden Prinzen Wilhelm. Jo. La« ist ein Bild, da» jeden,, der eS geschaut hat, uaverloren sein wird fürs ganze Leben: DentichlandS Geschick,!!. Deutschland» Zukunft! Auch Prinz Wilhelm wird mehr denn einmal t» seinem Lebe» an den 6. Februar 188N zuruckdeuken. Der Fürst hat geendet „nd lehnt auSruhead ia seinem Sessel zurück, der Sturm de» Beifalls ist verklungen, die sümmllichen Parteien verzichten aus jede Erörterung und nehmen die Vorlage chne Abstimmung an. Da erglänzt de» Kanzler« eben »och so er- müdete» Antlitz ia unverkennbarer Freud« und Genugthnung. Mau sieb» > ihm an. daß er so froh den Reichstag noch niemals ver lassen hat Nun ober beginnt erst eigentlich >m Haupte der Zuhörer di« ge waltig» »nd mit so einfachen» säst »Hinlänglichen orator,schea Mitteln ZSS vorgetrogen« Red» t-rc i-wültigende Wirkung. Die Rede galr nicht dir, galt nicht dein Reichstag, logt man sich, sie galt ja dem Kaiser vou Rußland oder den Franzoftn, ja zum Tdcil dem Sultan, der ganzen Wcl: So räth »inn bin und her. und endlich findet man, daß sie in Wahrheit schließlich dem deutsche,> Valerlande galt, wie Alle», wa» dieser große Manu gethan und gesprochen hat sein Leben lang. Damit mag sich beruhigen, wem die Red; hier und da ein Rälhsel beut, da» er «ich, löien kann: jedes Wort derselben findet seinen Ort. Rudols v. Bennigsen, dessen Stimme heute gleichfalls sroher »nd Heller klang als seit langer Zeit und den seine Frcuoda lange nicht jo Vettern Herzens ianden, e, hat deu 6. Februar l88K bei,» Mittagsmahl der »ai'.onalliberalen Partei, bei welchem er da» Wohl de- Reichskanzlers m zündenden Worten ausbrachte, zutreffend dahin gezeichnet: daß e» eiu RuhmeStag sei liir da» deutsch« Bosk und seine Vertretung, ein Ehrentag sür den Reichskanzler Fürste» BiSmarck --- Berlin, 7. Februar. Die „National-Zeitung" meldet den Tod Albert Lindner'S und widmet de>nselben folgenden Nackrus: Albert Llndner ist ln der städtischen Irrenanstalt zu Dall dorf am Sonnabend, den 4. Februar, von seinen Leiden erlöst worden. Seit zwei Jahren war er als unheilbar kraul aus der Charite nach jener Anstalt hinübergelührt worden. Alben Lindner ist da« tragisch« Opfer de» Schillerpreise- geworden. Dieser Preis, der seinem Drama „BrniuS und CollatiniiS" im Jahre 1866 z» Theil wurde, verblendete den noch lugendlichei» Gyninasiallchrer zu Rudolstadt — Lindner ist am 24. April l831 in Sulza geboren — seine sicher« und behagliche Stellung auszugeben und sich auSichließlich der Schriftstellern zu widmen. Seit 1868 lebte er in Berlin. Sein Talent wie sein Charakter hatte eiue starke Aehnlichkeit mit dem Brachvogel'». Wie dieser niemals den Erfolg seine» „Narciß" wieder errungen hat, so blühte auch Lindner kein ziveiter SchillerpreiS. All iein Streben aber ging danach. Ein einziges seiner Dramen, „Die Bluthochzett", hat sich uebea „Brutus und CollatinuS" siegreich aus der Bühne be hauptet. In der tragischen Wucht und Leidenschastlichkei« de- Stoffe», der unS überdies tiefer in« Herz greift, als die altrömische Sage, übertrifft dies Drama sogar sein Erstlingswerk; aber die späteren Dramen: „Staus und Wels , „Katharina ll.", „Marino Folien", „Don Juan d'Austria", „Der Reformator", konnten sicl>, wo sie überhaupt zur Aufführung kamen, nicht in der Gunst de» PublicumS behaupte». Lindner'S Talent lag in dem Melodramatischen, den starken, ein wenig übertriebenen Zügen, der kräftigen Ausmalung der historischen Gegensätze, eS luttte nichts Einichmeichelndes und Gefällige-, so wenig wie seine Persönlichkeit, die problematisch zwischen Stolz und Ver drießlichkeit, zwischen Selbstgcsüdl uud Verzagtheit hin und her schwankte. Es zeigte sich bald, daß Lindner sür eine regelmäßige schriftstellerische Thäligkeit nicht geeiguet war. Weder seine Erzählungen noch seine Abhandlungen fanden einen lebhafteren Widerhall. Aber auch »n den andern Lebensstellungen, die ihm die Freunde verschaffte»: ein Lehramt an der Dorolheenstädttlchen Stadtsmule, unter dem Direktor Kleiber, da» Amt eines Bibliothekars in der Bibliolhek de» Reichstage», eine Stelle in dem literarischen Bureau des Ministerium- dcS Junern — duldete ihn die seelische Unruhe und der genialische Drang nicht. Der Ertrag seiner Feder reichte, da er schwer arbeitete, nicht zur Erhaltung seiner Familie au», die Unzufriedenheit mit feiner Lage, die Noth brachen allmilig den Muth und untergruben die LedenSkrast diese» tapferen KämpserS, der so lange den Schicksalsschäaen getrotzt. In, Herbst de- Jahres 1885 sahen wir ihn zum letzten Mal io unserer Redactio», er kam von einer Audienz dei dem Herzogchwn Meiningen «in dem Kaiserhose zu un» herüber; un» fiel seiawnuderlicheS Wesen aus, ober wir schoben eS aus die freudig« Erregung, in die ihn die« Gespräch mit dem kunstsinnigen, sein Talent liochschätzenden Fürsten versetzt hatte. Wenige Tage daraus verfiel der Unglückliche ia den Wahnsinn au» den, sich sein Geist nicht wieder erheben sollte. Wir haben ia ihm einen guten Kameraden uud einen getreuen Mitarbeiter verloren» - der ln allem Wechsel seiner Ttimmnnaen doch seit seiner Niederlaffung in Berlin unserrr Zeitung fort und fort werthvolle und interessante Arbeiter, gewidmet hat Liadner'S Denkmal sind seine beiden Dramen „Brutus uud CollatinuS" and „Die Bluthochzeit", sie werde» seinen Namen aus der deulscheu Bühne noch lange lebendig erhalte». erlin, 7. Februar. Die neuerding» vielgenannten Schutzleute Ihring-Mahlow and Naporra baden» wie den „Hamburger Nachrichten" gemeldet wird, von dem Kaiser da» Allgemeine Ehrenzeichen erhalten. D Eisleben, 7. Februar. Der hiesige Lulherfest- spiel-AuSschutz erläßt einen Ausruf an da« protestantische Deutschland, ibm gegen Entgelt oder unentgeltlich Andenken und ErlniieriiiigSzeichen an den Reformator vr. Marti« Luther, seine Familie und seine Freunde zu überlasten, die in den dorligci, beiden Lutherstätten, dem Geburt»- uttd dem Sterbehause de» Reformator», Ausstellung finden und zum würdigen Schmucke dieser Stätte dienen sollen. Zur würdigen Ausschmückung der beiden Lutherstätten sollen die gegen 5000 betragenden Neberschüffe der hiesigen Luthersestspiel-AusfÜhrungen verwendet werden. Sendungen und Zuschriften sind an Herrn Bürgermeister Welcker zu richten. Hamburg, 6. Februar. DerCcnat hat der Bürger schaft endlich den sebnlichst erwarteten Antrag, betreffend die Verstärkung des Konstabler-Corp». vorgelegt. Dar nach wird die Zahl der Konstabler von 680 aus ca. 1000 Mann und die gesammte Sicherheits-Mannschaft von 770 aus 1217 Personen, sowie von l8 aus 42 Pferde erhöht. Achnlich wie i» Berlin wird nunmehr auch in Hamburg da» Hierselbst unbekannte Institut der Polizei-Lieutevanl» ein» geführt, die unmittelbar unter dem obersten Beamten der CicherbcitS-Pvlizei, dem Polizci-Inspcctor. stehen. E» werden 4 Polizei-Lieutenants mit einem DurchsckmitlSgehalt von je 4500 neu eingestellt. Auch die Einstellung vou 69 Kon stabler-Gefreiten mit einem Gehalt von 1350 -rk ist neu. (Die Konstabler erhalte» ein Gehalt von 1200 -<) Da» schnelle Wachsen der Einwohnerzahl Hamburg» in den letzten 10 Jahren hat die Vermehrung der Sicherheit-mannschaskcn nölhig gemacht. Namentlich litten die Vororte EimsbüUel. Barmbek:c.. welche rapid gewachsen sind, unter großer Un sicherheit. Für daS lausende Jahr ist zur Dnrchsuhrung dieser Organisation ein Betrag von ca. 360,000 nölhig. ---Kiel, 7. Februar. Der langjährige Proceß de» Prinzen Christian vonSchleSwig-Holstein« Augustenburg gegen den preußischen FiScn« wegen Heraus gabe der Güter Grönwobld und Noer ist heule auch vom OberlandcSgericht zu Lübeck z» Ungustci» teS Kläger- entschieden worden. ----- Ein Freund der Bogelwelt schreibt unS: Anknüpfeud an den vor Kurzem erschienenen Artikel i» Id em geschätzte» Blatte will ich heute einige wettere Cftarokterzüqe aus dem Leben des Sperbers (a-iur »i-m-«), des mo.dluslignea Räubers ia der Bogelwelt erzähle,,, wie ich sie nm uicincm eigene» Jagdrevier in D. zu beobachte» Gelegeu-ieii hatte: Im Frühjahr 1864 sali ich mehrere Tage hintereinander regel mäßig des Morgens einen Sperber aus einer neben meinem Garten i» einem Giitsgebösl stehenden Linde anjhakcn und von dort, rach längerer oder kürzerer Lauer, pseilschnell in den Hol hinabste-fien, ohne daß eS mir trotz genauer Beobachtung möglich gewesen wäre. >h» wieder obstreichen zu sehen, lieber das Unwesen des Räubers wurde ich aber bald durch meinen Nachbar aufgeklärt, welcher » wiederholten Malen beobachtet hatte, m, der Sperber ihm liiiigc Hühner »nd Enten vom Hose sortstabl. Am heutigen Morgen, so berichtete dieser weiter, schien der Dieb sein Lpjer im ersten Anstoß verfehlt zu haben; einer meiner Knechte, welcher dies qeseden, greift sosort nach der Peilsche. um de» Räuber zu verscheuche»; dieftr aber schien in der Hipe des Gescch!» seinen Verfolger gar nicht wahrgenonimen zu dabei', denn dich: vor besten Fußen ergreift er das vor Angst laut schreiende Hubi chen, und „och ehe der Knecht zum zweiten Schlage ausholen konnte, war der Sperber mit seinen, Lpjer verschwunden. — Ai» »ochsten Morgen stand ich mit dem Teschin in meiner Laube und schoß den hungrige» Gesellen aus 20 Schritte von der Linde herab, seiner Mordlust sür ewige Zeilen e»> Ziel setzend. Mit den Krähe» hat der Sperber oft harte Ka»>p>e z» bestehe» »nd hierbei zieht er nicht seile» den Kürzeren; ich habe iogac einige Mal- beobacvtct, wie er feige den Kcobe» answeichi. Daß er sich aber auch nicht scheut, eine wehriose Krähe ouizukniip'eu. habe ich in dem schnekieichen Winter lÄ8 >/87 ersahren. Ich batte in dein zn meinem Revier gehörenden Erchberge fleißig den Maiderfang be trieben. AIS ich gegen Abend meinen zweiten Revierbegang antreie und durch die Schneewehe» den Berg nach Eise» Nr. 1 hinaus,ieige, sehe ich. daß dies gelangen hat vvd erkannte ia dein Hange auch ichvii eine» größeren Raubvogel. Als ich mich bis aus wenige Schritte gerädert hatte, stricy zu einem größten Erstaunen eia starker Speider vom Eisen ab, uud „och ehe ich daö Gewehr ge» ! brauchen konnte, war er, durch belaubte« Eichengebiil.ch gedeckt außer I Schußweite. Im Schwanenhälse s-ind ick, da« Skelett einer Rabe», krage, welche nch an der äußersten rechten Fluqelipitzc gelauar, Chatte, sonst aber völlig unversehrt war. Der Sperber halte «»
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