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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188802099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-02
- Tag1888-02-09
- Monat1888-02
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.02.1888
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Erste Geilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. Z° 40. Donnerstag den 9. Februar 1888. 82. Zahrgary Schlittenfahrt tu Nüdezahl's Reich. Armer mißachtetcr Winter, du Ausgestoßenrr unter den AibreSzeiten! Ein Jeder ist dir feindlich gesinnt und bc- ttachlcl dich al» notwendiges Ucbel der „gemäßigten" Zone. Air die Jugend schwört noch treu zu deinen Fahnen und genießt in vollen Zügen die Eigenart deiner Reize und Schön heiten. Ader welche Darstellungen ruft der Begriff „Winker" bei Euch, Ihr Großstädter, wach: Schmutz, wohin das Auge blickt, emsig in gelheu Schneemassen wühlende Arbeiter, schlüpf rige Trottoirs und Straßen dem trüben Strome deS SlyxeS gleich, die Basis aller unserer Ausflüge bildend. Wohl streut mit volle» Händen der Himmel seine weißen glitzernden Blüthen, aber mit noch volleren Händen streuen die Tausende von Schornsteinen ihre Rußflockcn dazwischen, und ehe der Schnee au» seiner himmlische» Heimath fallend die Erde berührt, hat ihn die Eultur auf diese Weise schon „beleckt". Nun erst darf er sich unter da» Gewimmel der Wagen und Fußgänger mischen. Armer Winter, so wird Deine Majestät mit Füßen getreten; Wie ein König in wallendem weißen -Hermelingewande, mit rer Silberkrone aus dem Haupte, ziehst Da durch da» Land, und unvergeßlich bleibt e» Denen, die Deine Schönheit rein und unentweiht geschaut. Ihr Großstädter, folgt mir «ach dem Bahnhöfe eines kleinen schlesischen GcdirgSstiidtleins. Viermal de» Tages schlängelt sich aewüthlich ein Eecundärbabnzug durch da« Tbal: sein lustiges Gebimmel scheucht Kinder. Gänse oder sonstige- Lebendes vom Gleise, bi» er zur Freude und zum Stolz der guten ehr samen Bürger pustend und schnaufend hält. Wir sind »n Schmiedeberg. Ueber die Droschken, wenn Jemand zu be haupten wagt, jemals welch« gescben zu haben, wollen wir schweigen; die beiden größten Gastböse liegen überdies ganz in der Nähe, was immerhin ein glücklicher Zufall zu nennen ist; denn obgleich Schmiedeberg eigentlich nur aus einer Straße besteht, so zieht sich dieselbe doch fast dreiviertel Stunden weit hinein in das Thal. Wir gehen in den „Goldenen Stern" und treten in VaS Gastzimmer. Fröhliches Stimmengewirr dringt un» entgegen; eine große Gesellschaft. Herren und Damen, sitzt an der Wirthstasel und nimmt in gewisser Hast ibr Mittagsmahl zu sich, ab und zu nach der Straße blickend. Sie erwarten die Schlitten, die sie hinaus nach den Grenzbauden, hoch in Rübezabl's Reich dringen sollen, um von dort hinab zu Thal eine Hörnerschlittensahrt zu unternehmen. — Bald fahren dir Bergschlitteu vor. kleine, leichte zweisitzige Schlitten, je mit einem Gaule bespannt, doch so» daß die Deichsel sich rückwärts von dem Sitze befindet; da» ganze Gefährt macht den Eindruck eine» großen, rückwärts aus Kufen stehenden Lehnstuhles. Wir nehmen je zwei Personen in einem SchliUcn Platz, unsere Füße in dem reichlich aufgeschütteten Strotz begrabend und die warmen Decken um un» schlagend. Der Kutscher geht nebenher, zuweilen auch, wenn der Weg eng wird, zwischen Pferd und Schlitten. So bewegt fick die lauge Karawane den Bergen zu. In zartem Blau, fast wolkenlos wölbt sich der Himmel über der Winterlankschast. Un» zur Seite die große, schön- geschwungene und dcch so charakteristische Linie des Ricsen- gebirge», das sich wie eine Gigantenmauer hinstreckt. Wie «ne Königin erbebt sich gerade über Schmiedeberg die Schnee koppe und hält Runvscva» über ihre in silberner Rüstung prangenden Heerschaaren. — Jetzt gebt e- bergan, inimer steiler, die Pferde keucken und müsse» zuweilen verschnaufen, indem sie sich dabei mübsam mit den Husen in den Schnee stemmen, um von der Last des Schlitten- nicht in den Abgrund gerissen zu werden. Da» sind besonder» für den Neuling kritische Momente, und mehr al- einmal sitzen wir sprung bereit in, Schlitte», ohne un» durch die trostreichen Worte des Kutscher- beruhigen zu lasten. Wir merken jetzt erst, wie angenehm da- un- erst so befremdende Rückwärtsfahren ist, denn e» erhöht bei der Steilheit de» Wege- da» Gefühl der Dicberheit und entzieht zugleich unsere» Blicken da» sich ab mühende, dampfende Pferd. Dagegen thut sich ein Bild von entzückender Schöubeit vor uns auf, da» wir darüber bald alle» Andere vergessen. Tief unten im Thale da» kleine freundliche Schmiedeberg, darüber hinaus dehnt sich weit au» da» winterliche Land, sich i», Duste der Ferne verlierend, uns zu den Seiten lhürmen sich die Bergkoloste auf. in blendender Weiße strahlend, durchschnitten von Thälern, welche schon im magisch blauen Schatten des kurzen Winterlages ruhen. Noch breitet sich die durchleuchtete, scharfe Lust in krystallener Klar heit über die schimmernden Gipfel, aber da» Ziel unserer Fahrt ist auch noch fern, darum rüstig vorwärt». Der HochgebirgSwalb nimmt un» auf, unfern Blick von dem traulichen Thale trennend. Eine fremde Welt umgiebt uns plötzlich. der Weg scheint durch ein Zauberland zu führen. und die fröhliche» Zurufe und cschcrze unserer Gefährten verstummen angesichts desselben. Die kräftigen Tannen und Fichten, die unS im Sommer in ihrem grünen Schatten begraben, sind nun vollständig in den Mantel de» Winter» eingehüllt, daß sie sich biegen und krümmen unter der Maste de» Schnee». Fußhoch liegt der selbe aus ihren Aesten, daß man weder Zweig noch Stamm unterscheiden kann, und in phantastischen Gestalten, wie durch die Last der Jahre gebückte Riesenmännlcin stehen sie vor un«. Rübezahl, der mächtige Geist des Riesengebirge«, läßt seine Leibgarde Spalier bilden; es scheint, als ob sie vor uns her schritten, die schweren Schueebürden aus de» Schultern mühsam bergan tragend, immer weiter hinein in das winterliche Reich de« Bergsürsten. Von diesen Schneemasten kann sich ein Flach- lantbewohncc schwerlich eine Vorstellung machen; die kleinsten Gegenstände wachsen zu ungeheuerliche» Gestalten in Folge deS sie umhüllende» Schnees, der ganze Wald scheint darin begraben und von Schnee erfüllt zu sein Zuweilen öffnet sich wieder ei» Blick tnnauS in die immer mehr vcrschwimmende Ferne, nur der westliche Himmel strahlt goldig darüber und verliert sich in den grünlichen Tinten de- Abends. Da« bist Du. Winter, in Deiner Herrlichkeit, und wer hier daS Groß artige und Erhabene der in starrer Pracht ruhenden Natur nicht empfindet, der wird überhaupt nie etwa» zu empfinden im Stande sein. Doch nun zurück zu unserer Gesellschaft. Plötzlich wird der Weg ebener; der Wald, besten Bäume immer kleiner und verkrüppelter geworden sind, tritt auseinander, und der graue Holzqiebel einer Baude bebt sich auS dem Schnee; e» ist da« Zollhaus. Wir passiren unbehelligt die preußisch österreichische Grenze. Ein breite- ziemlich flaches Hockthal erschließt sich un». und hier liegen zerstreut die Grcnzbauden. Mil „Baude" bezeichnet man im Riesengcbirge meist ver einzelt liegende hölzerne Hrtenhäuser, die zugleich als WirthS- bäuser bienen. Die Grenzbauden sind die größte derartige Eolonie im Hochgebirge. Theilweise im Trabe fahren wir noch ein Stück des Wege» und bald winkt uns Hübner'S gastliche Baude. Zwei und eine halbe Stunde hat unsere Bergfahrt gedauert und ein leise« Gruseln ersaßt unS, wenn wir hören, baß die Rückfahrt nur l5 Minuten wäkren soll, ja bei etwas Glatteis sogar nur 10 Minuten. Außerdem werden die Rückfahrten nie am Tage veranstaltet, da die schmale, zuweilen kaum 3 Fuß breite Bahn oft von Schlitten besetzt sein würde, auf denen da» im Sommer gefällte Holz zu Thale gefördert wird. Nur bei freier Bahn kann die tolle, rasende Fahrt von Statten gehen und am beliebtesten find natürlich die Bollmonbnächte zu diesem Zweck. W>r sind au der Hübnerbaude angelangt und treten unter da» von allen Seiten wohlverwahrte Bordach. Gastliche Wärme und kräftiger Kasfeegeruch strömen un» auS dem Haus flur entgegen; man ist schon aus unsern Besuch vorbereitet worden. Die gemüthliche Gaststube füllt sich mit fröhlichen rothbackigen Gesichtern und die verschiedensten Mittheilungen über auSgeflandene Abenteuer werden aus bas Lebhafteste gemacht, fo daß Schwatzen und Lachen die Lust durch- schwirren. Draußen ist die Dunkelheit vollends hercingebrochen, desto gemüthlicher ist eS im warmen Hellen Zimmer. Auch an Musik fehlt es nicht: Harfe, Fiedel und Gesang vereinen sich zu einem Trio und begleiten gar nicht übel unser ganz vorzügliches Abendbrot). Die Hauptsache aber bleibt der köstliche feurige Ungarwcin, der hier aus österreichischem Boden unverfälscht verzapft wird. Unsere heitere Stiininung erreicht den Gipfelpunkt und mit ihr verstärkt sich nun auch da» Orchester. Junge, kräftige Burschen spielen die flottesten Tanzwcisen und wir betrachten sie mit besonderem Interesse, weil wir hören, daß sie unsere Schliltcnlenker bei der Thal- fadrt sein werden. Nicht lange, so rückt man Tlsck« und Stühle bei Seite und daS erste tanzlustige Paar dreht sich nach den verführerischen Rhythmen. Hier spielt Rübezahl selbst zum Tanze auf, und seiner Zaubergeige widersteht Niemand; auch Du nicht, Onkel Professor, alter grieSgrämlicher Junggeselle, obgleich die Beine da« Steifste an Dir sind; nicht lange, und ich sehe Dich trotz Filzstiefeln und Doppelsohlcn ,m Tacte drehen und schwenken und eS an Lbermüthigster Lust den Jüngsten gleich tbun. Bald haben wir vergessen, daß wir unö in einer Höhe von fast 4000 Fuß befinde», inmitten einer Ocde von Ei« und Schnee, und wie ein Schrecken befällt e- unS im ersten Augenblick, al» der freundliche Wirth meldet, die Schlitten zur Thalsahrt stünden bereit. Es ist tl Uhr Nachts, der Mond ist schon längst voll und leuchtend ausgegangen. Unsere Gesellschaft ist ganz stumm geworben, manch Einen, oder besser, manch Eine übersckleicht doch ein beklemmende» Gefühl, besonders Diejenigen, welche der Fahrt zum ersten Male bei wohnen. In dem Zimmer, welches al» Damengarberobe gilt, entspinnt sich nun ein geheime» Walten und Weben, denn e« bleibt der Phantasie der Damen überlassen, der Kälte so viel und so praktisch als möglich Widerstand entgegenzusetzen. Wir betrachten un» einstweilen die „Hörnerschlitten", die vor der HauSthür ausgestellt sind. Aus niedrigen, ungefähr 1>/r Meter langen Kufen ruht ein schmale« Lattcngestell, hinten mit einer »och nicht sußhoben, runden Lehne versehen, die unsern Sitz umschließt. Denselben bildet ein sackähnlicke». mit Heu oder Stroh gefülltes Kissen, aus welchem man ritt lings Platz nimmt, so daß unsere Füße, rechts und links berabbängend, sich von außen aus die Kufen deS Schlitten« stützen können. Dickt vor unS, fast aus unserem Sckooß, nimmt der Führer Platz, aber so, daß seine Beine sich inner halb der Kufen befinden. Diese biegen sich vorn wie Hörner Uber halbe Manneshöhe hock aus. daß der dazwischen stehende Führer sie mit den Armen noch umschlingen kann. Die Schlitten sind so leicht, baß die Führer nach vollbrachter Fahrt sie bequem aus dem Rücken die Berge wieder hinauf tragen; dabei sind sie aber aus dem zähesten Material gefertigt und trotz ihrer Leichtigkeit unzerbrechlich. Doch jetzt zur Abfahrt! AuS der Baude treten seltsam vermummte Gestalten, kaum sind Männlein und Welblein zu unterscheiden. Abwechselnd nebmen Herr und Dame aus de» Schlitten Platz, und hier ist der Moment gekommen, wo einige des schwächeren Geschlecht» im Stillen schwören, nie wieder eure Hörnerschlittensadrt zu unternehmen. Dock gemach, bald sind sie anderer Meinung! Der lange Zug setzt sich in Bewegung, von den menschensreunblichsten Wünschen de« Wirthe» begleitet. Erwartungsvolles Sckweigrn lastet aus den Gemüthern aller Tbeil- nehmer. Der Weg führt wieder eine Strecke fast eben dabin. und unser Lenker geht zwischen den Hörnern deS Schlitten», diesen daran mit sortziehend. Kommt nun eine kleine Senkung des WegeS, so fetzt sich der Führer schnell vor un« aus den Schlitten, und dieser gleitet pjeilgeschwinbe bergab, nur gelenkt durch die Füße deS Führers, der mit den Absätzen dicht an der reckten oder linken Kuse nur die Bahn zu berühren braucht, um sofort eine Wendung deS Schlittens zu bewirken, der seinem Herrn wie ein wohlgeschultes Pferd aus den leisesten Druck gehorcht. Am Zollhause angelangt, ergehen möglicherweise einige Gewissenosragen an unS, verzollbare Gegenstände betreffend, meisten« erstreckt sich der Argwohn aus Unoanvein. Nun sind alle Hindernisse beseitigt, lue Fahrt beginnt. Plötzlich sehen wir lautlos einen Schlitten nach dem anderen vor un- in der nächtlichen Tiefe verschwinden — jetzt, ein leichter Ruck, und auch unsere Scblilten beginnen die wilde Jagd. Hussah! Wie die Luft durch unsere Haare pfeift, der weiße, mcnk- durchschicnene Wald verschwimmt zu einer Masse, die ver krümmten Spukzestallen der Bäume, die sich in der grellen Beleuchtung des Monde» noch seltsamer auSnehmen, kaum gesehen, schon sind sie vorüber, und immer neue Bilder, märchenhaft, tauchen auf. Da — entsetzt erblicken wir vor unS einen Abgrund, der Weg führt gerade daraus zu. wir klammern uns fester an den Schlitten, der Athcm stockt un» — vorbei, vorbei! Sckon liegt er weit hinter uns. un aufhaltsam. wie von der Lust getragen, sausen wir weiter. Längst ist alle Angst auch bei den Zaghaftesten gewichen, mit wilder Lust geben wir uns der rasende» Fahrt hin, welche die vollmondbeschienene. winterliche Bergwelt wie einen phantasti schen Traum an unsere» Augen vorüdergleiten läßt. Doch zuweilen werden wir recht liandgreislich an die Wirklichkeit erinnert, wenn der lenkende Fuß VcS Führer» bei einer scharfen Biegung deS WegeS eine Wolke de» feinsten SchneestauheS auswirbelt, der alle Kleider durchdringt und uns momentan den Alhem benimmt. Der Wald ist zu Ende, vor unS streckt sich wie eia Weiße« Riesentuck eine völlig verschneite Schonung auS, so daß die Bahn zuweilen vom Wege abweichend über die Gipfel meterhoher Bäumchen dahinsührt. Nun erst können wir die lange Reihe der Schlitten vollständig Überblicken, der vorderste schon weit voraus wie ein schwarzer Punct. Jetzt sehen wir auch die mächtigen Lustsprünge, welche die Schlitten bei dem geringsten Hinderniß machen, welches die Bahn bietet, zumeist bei den Wasserlinsen, die den Weg durchqueren und welche meterhoher Schnee immer noch ein wenig markirt. Doch wir auf den Schlitten merken eS kaum, wen» dieselben oft 6 Fuß durch die Lust dahinsausen, ohne die Bahn zu berühren. DaS Thal kommt immer näher heran, und mit Be dauern fühlen wir. daß sich die Schnelligkeit der Fahrt vermindert. Hier und da blinkt unS ein Lichtlein entgegen, schon kann man die Häuser von Schmiedeberg unterscheiden, und da» Hochgebirge mit seinem nächtlichen Spuk tritt immer mehr hinter einen zarten, von der Kälte gewobenen Schleier zurück. Nock einmal rasten sich die Schlitten zur alten Geschwindigkeit aus, ein letzte» steile« Stück, und wir biegen in ein Baucrngehöst ein, wo da« ohrenzerreißende Bellen eine« Hunde- den wunderbaren Zauber der letzten Viertelstunde verscheucht. Jetzt führt der Weg immer ein wenig bergab durch da« schlaftrunkene Schmiede berg. Kein Mensch ist auf der Straße, höchsten« der dick vermummte, spießbewaffnete Nachtwächter, der mit unseren Führern einen „Guten Abend" wechselt und die Scherzworte unserer Gesellschaft lachend erwidert. So trotten wir lang i'am bi» zum „Goldenen Stern", dem AuSgangspuncte unserer Fahrt, und ungern verlassen wir alle die so zaghast bestiegenen Schlitten. Ehe wir hinein in daS Hau» treten, senden wir noch einen dankbaren Blick nach den Bergen, die wieder ein mal unser Leben um eine ebenso eigenartig schöne, wie inter essante Erinnerung bereichert baden. M. Bollhardt-Wittich. Neue Lunstsachen. Ja Miseren Kunsthandlungen gewahrt ma» jetzt ble schönen Trottzsch'Ichen Bualdruckwiedcrgaben der beiden klassischen Oel- gemälde Werner Schuch» „General Zielen" und „General Seydlitz", welche seiner Zeit in der Iubiläums-AuSstellung bewundert wurden und nunmehr die Berliner National-Galerie zieren. Beide reihen sich de» beste» Reilerdildnissea aller Zeiten an. Ferner st»d auch ii, der Troitzich'iche» Kunstanstalt neuerdings zwei Meistern»«-kc der Dresdner Galerie im Buntdruck vervielfältigt und dadurch der kuiistliebcnden Welt allgemein zugänglich gemacht worden, nämlich die ..büßende Magdalena ' von Pompes Battoni und die „Madonna mit dem Jesuskinde" von E st e b a n M u r i l l o. Die Battoni'jche „Magdalena" kommt der dem Correggio zuge- schriebenen, ebenfalls in Dresden befindlichen an Lieblichleit sehr nabe. Wer übrigen» diese büßende Magdalena war, daß läßt sich nur bis i» die Heiligenlegende, nicht bis »> die Schriften des ncuea Testaments verfolgen. In einem avolryphen Evangelium wird sie eine „schöne Sünderin" genannt. Nach einer Legende begab sie sich nach der Apssteltbetlung nach Ephesus und lebte bei Johannes und lebie ipäter daselbst in einer Häkle al» Büßerin. Nach einer »»deren Legend« manderle sie nach Jesus Himmelsahrt von Jerusalem nach Marseille und von da nach der Provence, um dort in einer Hohle ihre Sünden abzubüßen. Aus dem andern der reproducirten Dresdener Bilder, der Murillo'schen Madonna, ist die Madonna gegen die frühere Gewohnheit der christlichen Kunst rein menschlich dargestellt, mährend allerdings das Christkind als Zeugniß gälllichen Wesens einen, wenn auch unbedeutenden Schein um daS Haupt erhalle» Hai. Ein leichter Schleier deckt daS schlicht gescheitelte, dunkle Haupthaar der Mutier, während ein röthlicheS. gegürtetes Ge wand nnt weiten Aermeln sie bekleidet und ein weiter Mantel die unteren Iheile der aus einer erhöhten Steinbank sitzenden Ge. stakt umsluthet. Mit leicht geöffnetem Munde richtet sie die von Mutterliebe beseelten Augen empor. Mu den» linke» Arme umsaßi ie das a»f ihrem Schoße auf linnener Windel sitzende nackte Kmd, während die Rechte nach einem der deidea Aermchcn greift, mit welchen das Kind nach der Mutterbrust langt. Dieses ichüne Murillo'sche Bild wurde in den Tagen de» Dresdener MaiausstandcS 1K19 von einer Kugel der daS Galcriegebäude belagernden Auf ständischen zwischen dem Daumen und Zeigefinger der rechien Hand der Madonna durchbohrt. AehnlicheS Schicksal widerfuhr bekanntlich, irotzvem durch dcu ausopserndeu Eiser der Beamte», die werthvollsten Bilder von ihren Plätzen heruntergenoinmcn worden waren, noch mehrere», im Ganzen einigen 70 Bildern. Eia großes jetzt in den Vorralh versetztes Bild von A. Celefti wurde von 33 Kugeln durch löchert, Rüden'» „Flucht der Lloelia" wurd« von mehreren Kugeln verletzt, aus der „heiligen Familie" voa Le Brun wurde der heiligen Anna ein Auge durchbohrt u. s. w. Im Schaufenster der Hofkuafthaadlung von Del Vecchio be merkt man jetzt sehr gelungene neue photographische Bildnisse der Mitglieder unserer königlichen Familie au» der Werkstätte deS Hof- Photographen Otto Mayer in Dresden in verschiedenen Größen von dem effccwollen Salonsormate bis zum Cabiaet, io des König» und der Königin, bei Prinzen Friedrich August, der Prinzen Albert, Max, Johann Aeorg uud der Prinzessin Mathilde, so wohl einzeln als in geschickter Sruppiruag. Adolf WeiSke. Verkehrswesen. —r. Die GiktiqkettSdanrr der TaqeSbillet» innerholl der Linien der sächsischen Staot-eisenbahnen soll vom 1. April d. I. ab. wie man un« miithrilt, «ine nicht zu unterschätzende Erweiterung erfahren. Wie bekannt, endet gegenwärtig die Giltigkeit der Tages- billetS im Localverkchr der sächsischen Stoalseifeubahnen um Mitter nacht de» dritten Tage» «ach erfolgter Lösung de« Billeis. Man muß also zur Rückfahrt einen Zug wählen, welcher daS Endziel der Reise noch vor Mitternacht de» letzten Giltigkeitstages erreicht. Nur bei den Zügen Nachm. 640 von Leipzig nach Hof, Abends 11,00 von Leinziq nach Zwickau, Abends 11 45 von Werdau »ach Alten- bürg, AbendS 11.00 von Görlitz nach Löbau, Abends ll.40 von DreSden-N. noch Bautzen, Nachm. 7.30 und Abends S.lO von Dr-Sden-A. nach Reichenbach i. B„ Abend« 11.10 von DreSden-A. nach Tharandt (Sonntag» und Mittwoch- bi« Freiberg), Abend« 10.11 von Leipzig nach Dresden. Abends 11.20 von Dresden-N. nach Leipzig, Abend« 11.20 von DreSd«»-A. nach Schandau, Abends 11.00 und NachtS 12.5 von Möderau nach Dresden, Abends 10.33 von Herlasgrün nach Falkensteia, Abends 8.35 von Riesa nach Döbeln- Chemaitz, NachiS 12.15 von Priestewitz «ach Großenbain, und Sonn- »nd Festtags Abend« 11.47 von Glauchau nach Gößnitz, welche ihr Endziel erst nach Mitternacht erreichen, ist die Benutzung der ab- lauienden TaqeSbilletS au»u,hm«wei>e nachgelassen. Bon, 1. April d. I. ab darf nun aus Tagcs-(Retour-)B>llcIS die Rückfahrt am letzten Tage der Giltigkeit noch mit einem Zuge siatt- fiaden, welcher fahrplanmäßig ipäteftenS Mitternachts 12 Ubr vosi der Bestimmungsstation — bei Fahrtunterbrechung von der Statmn . aus welcher die Fahrt unterbrochen wurde — nach der Bill-lau z. gabestation abgeht, oder unmittelbaren Anschluß nach derselben b AlS unmittelbarer Anschluß, ohne Beschränkung ans ein geivl jft- Zeitmaß, wird stets der nächste voa der Buschlußstaiion in „ec Richtung nach der BilletauSgabestation abgehende Zug zu be- trachten sein. Auch hier wird sonach dem reisenden Publicum durch die Gäch- siiche Siaaiseisenbabnvermaltung wiederum eine nicht zu «ntev- schätzende BerkebrSerleichterung geboten. Aus dem Geschäftsverkehr. k Die Magdeburger Vierhallrii, N colaistraße '/r, 1k, der- dienen in jeder Beziehung die Anerkennung des hiesigen ,,nd fremden Publikums Da« dort verschenkte Bier ist ein wirklich wohlschmeckendes, malz» eiche« Gebräu, die Speisen, welche die reich! MittogS- und Abendkarte bietet, sind vortrefflich und schm -ckhast zubercitet, dabei sind die Preise bei reichlichen Portionen '^»r mäßige. Der Ausenthalt im Local ist ein sehr angenehmer »n z der jetzige Wirth, Herr Hübner, in der ausmerkiamsten und lic oenSwürdigsten Weile bemüht, den Wünsche» seiner Gäste in jeder W eise gerecht zu werden. Gelegenheitskänfe in Rein-Feinen. Reinleinene Tischgedecke. Billige Tischtücher in Hausmacher Leinen. Nr. 551 Tischtuch. 115j115 em. ^ L.40. Nr. 552. 115j135 cm. ^ ».80. Nr. 553. 130,135 om. .4k » «O. Nr. 554. 130>170 cw. ^ ».80. Hausmacher - Leinen Jacquard Muster Nr E Tischtuch. 138j138 ew. ^ 2.40. Tischtuch, 138>170 vm. ».80. Servietten. 65jü5 om. Dutzend ^ . 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