Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188802115
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-02
- Tag1888-02-11
- Monat1888-02
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
874 Vom Kronprinzen. * So ist denn die schwere Operation, welche nach den optimistischen Nachrichten der letzten Wochen fast al« beseitigt gelten konnte, dennoch nothwendig geworden, und diese Noth- mendigkeit de- Luströhrenschnitte« ist plötzlich so schnell und vmigend eingetreten, daß der Nus an Prof. Bergmann zu spät erging und dessen Assistent vr Bramann, welcher sich in Voraussicht der nun einoelrofsenen Tbatsache seit Wochen in San Remo anfhält. die Operation vollziehen muhte. Die beinahe rosig zu nennenden Berichte der Zeitungen, welche angeblich Correspondenten in Sa» Nemo haben und welche in ven letzten Wochen fast nur Gute« berichten konnten, werden gründlich Lügen gestraft- die einfache Mittheilung, welche nur im „Vermischten" zu finden war. Laß Mackenzie ein sehr große- Honorar für eine Reife nach Amerika auSgeschlagen kalke, um dem Kronprinzen näher zu sein, muhte den Zustand bedenklich erscheinen lassen, und trotzdem fabricirten e>e angeblichen direkten Correspondentcn Telegramme und Berichte und fabulirten von blühendem Aussehen und Wohl, ergeben, von einer Reise im Mai nach Berlin, kurz, sie wiegten da« Publicum in eme Ruhe, au« der es nun die Nachricht von der Tracheotomie wie ein Donnerschlag erschreckt. Gewiß, der Luströhrenschnitl mag ganz plötzlich nötbig geworden sei», aber die Anzeichen sind jedensall« schon lange zu bemerke» ge wesen. und die Weigerung Mackenzie'-, den hohen Patienten zu chlorosormireu, giebl viel zu denken. Die Krisi« ist folgendermaßen cingetreten. Nachdem die Heiserkeit de- Kronprinzen in starker Zunal'ine begriffen, ibm auch das Ausgehen schon längere Zeit untersagt war. ward das Athmcn sehr beschwerlich. Bei der Untersuchung, die »ur »och mit Schwierigkeit möglich war, findet Mackenzie die An schwellung stärker. und ani Donnerstag früh, nach einer schlecht verbrachten Nacht, müssen die Acrzteseststellcn, daß daS Befinden weniger gut. d. h. schlecht ist. Cie traten deshalb zu einer Be- ralbung in frlihcrStunoe zusammen, überzeugten sich, dah dicAn» schwcllung unlcn reckt« im Kehlkopf wieder zugenommcn hat, das Atbmen infolge dessen sehr erschwert wurde. An ein langes Ueberlegen war nicht zu denken, die Nothwendigkoit der Operation stellte sich klar heraus. Nock in der Vor- miltagSslunLe erging an Prof. Bergmann in Berlin der Nus. »ach San Remo zu kommen, und nachdem der Hofmarschall de» Kronprinzen. Gras von Nadolinsky, bei dem Kaiser Audienz gehabt, begaben sich die beiden Herren sofort aus die Reise. Allein mit riesenhafter Schnelligkeit wucherte die gcsahrbringciidc Anschwellung, und schon am Mittag riethen die Acrzle in San Remo, daß Bcrginann's Ankunft nicht adgcwartet werte» kan», daß vr. Bramann die Tracheo tomie vorncl»»!» muß. Mackenzie erklärt sich gegen die Chlorosormirnng. da dieselbe nach seiner Ansicht und Erfah rung die sonst bei Erwachsenen Ziemlich gefahrlose Operation vielleicht dadurch eiivaS ccmpliclrt, daß der zu operircnde Patient BlutSlropsc» oder Schleim nicht so leicht auswerscn kann, wenn er unter lZHIorosorni sich befindet, wie wenn der Pa tient seine normale Slärke, Bewnhlscin und Willenskraft besitzt. DaS große Wohnzimmer der Villa wird in daS Schlafzimmer umgewandell, um die Operation bequemer vornehmen zu können. Seit Tagen ist Alle« bereit, nur dem großen Publicum, dem treuen deutschen Volke, ist die drohende Gefahr ver schwiegen ober doch nicht in ihrer ganzen Größe mitgetheilt worden. Gegen 3 Uhr an, DonuerSlag Nachmittag sind alle Aerzte versammelt; was Menschenwitz erdacht, was die Chirurgie an besten Instrumenten ausweist, liegt zur Hand. In der sorgfältigsten Weise unternimmt nun vr. Bramann unter Beistand Mackenzie'«. Schrader'S. Krause'- und Hovell'S den Luströhrenscknitt, um 4 Uhr 50 Minuten ist er vollendet. Die Operation ist gelungen. Der hohe Kranke ist nicht ohn mächtig geworden, bat keine Schmerzen verspürt, der Blut verlust war äußerst gering. Die drohendste Gefahr der Er stickung ist beseitigt, der Kronprinz fühlt sich erleichtert, darf aber natürlich nicht sprechen. Menschliche, ärztliche Kunst hat triumphirt. Mehr ist noch nickt bekannt. Weitere Mittbeilungen wird der Telegraph bringen. Der Alp der Ungewißheit ist vom ^ üeutschen Volke genommen. Es weiß jetzt, i» welcher großen ^Gefahr der Erbe der deutschen Kaiserkrone geschwebt hat, noch schwebt: der Optimismus , in den es künstlich durch un zureichende Blättcrmeldungc» eingelullt wurde, ist von ihm genommen. ES erkennt die Gcsahr voll und ganz. Um so runiger steigen aber in der Stille heiße Wünsche empor zu ^ dem Throne de- Höchsten, dem Herrn über Leben und Tod: „Herr erhalte uns ihn." * Ueber die Operation und den Verlauf, den sie nach ärztlicher Wissenschaft zu nehmen hatte, wird der „National-Zeitung geschrieben: „Jetzt darf man es wob! lagen, daß die Tracheotomie keiner, weg« immer so leicht und «esahrlos ist, wie vieliach behauptet wurde. Bei kleinen Kindern, bei denen die Trachcoiomie meist infolge von Diphtherie ausgesuhrt wird, verlaust sie gefahrlos und säst ohne Blutverlust. Ander« liegen dagegen die Bcihältnisse bei Erwach senen und namentlich hier beim Kronprinzen. Da die Wucherungen beim Kronprinzen bereits den Innenraui» de- Kehlkovse» ergriffen und durch Verengung de- Lnklcanals Ersticknug-ansällc hervor, gerufen hatten, so wäre es zwecklos gewesen, den Kehlkops selbst zu eröffnen. E- muhte deshalb die sogenannte „tiefe Trachea. tomie" anSgesührt, d. h. die Luftröhre unterhalb de- Kehl. kopseS eröffnet werden. Bei dieser Operation besteht die Ge. fahr, daß im Moment de- Einschneidens die angeschnittenen venösen Blutgefäße klaffen, baß Lust in dieselben eintrelen und bi« zum Herzen dringen kann, so daß eine Herzlähnning den sosortigen Tod herbrisühren kann. Unter der sicheren Hand de» Berliner Chirurgen ist die Operation glatt verlausen. In die durch dieselbe geschaffene Oefsnuna i» der Luftröhre wird, wie zum Bcrständniß der Leser bemerkt sei, eine gebogene nietaNene Röhre (Canüle) ein- geführt »nd außen am Halse beseitigt. Durch diel« hohle Lanüle athmen die Lungen die Lust ei». Es braucht übrigen» kaum hervor- gehoben zu werden, daß diese Operation nur Erleichterung, Ermög. lichung de- AthmenS bezweckt, aus de» Verlaus des Leiden» selbst aber keinen unmittelbaren Einfluß Hot." Entgegen den osficiösen lelegrapbischcn Mitlheilungen wird von anderer Seite berichtet, daß der Kronprinz während der Operation chlorvsormirt war, eine Mittbeiluiig. welche sehr viel Wahrscheinlichkeit für sich hat. — Der Telegrapb meldet vom Freitag: * San Remo, 10. Februar. Der Kronprinz bat gut geschlafen und ißt ohne Beschwerde». DaS Allgemeinbefinden ist befriedigend. * San Remo, 10. Februar. Vormittags 10»/« Uhr. Der Kronprinz verbrachte »ach der Op-ration eine gute Nack t ohne Fieber und ohne Schmerzen. Die Alhmung und daS Schlucken sind ganz beschwerkcnsrei. Mackenzie, Schräder. Krause, Brainani'. Hovell. Nachtrag zum politischen Tagesbericht. * Herr Polizeibauptmann Fischer in Zürich bittet die Redaktion der „Neuen Zürcher Zeitung- um Ausnahme folgender Erklärung: „Da man an gewissen Orten geneigt zu sein scheint, für die von Herrn Bebel im deutschen Reichstage gemachten Aeuße- riingen über Besuche deutscher Polizeibcamter in Zürich mir die directe oder indirekte Verantwortlichkeit beizumessen, so jede ich mich bewogen, dieselbe in beide» Formen abzulchnen. Ich füge im Weiteren bei, daß die Herren Bebel und Singer über diesen Punkt wie über die AmtSsükirung meines Vorgänger» Boll ier mich mit keiner Frage behelligt und auch spontan von mir an» keine de- zuglichen Miliheiliingen erhalten habe». Die jeweilige Anwesenheit de» Herrn Polizeipräsidenten Feicht er vv i Ltrahbnrg in Zürich, mit den, ich stet» de» angenehmsten Verkehr »nterhirlt, k nute für mich nie ausfällig sein Wo» über splendide Bewirthungen vorgcbracht winde, ist mir fremd. Deutsche Polizeibeamte sind in Zürich nachweisbar von vielen Leuten persönlich gekannt, »iib es darf nicht befremden, wen» ihr Eintreffen zu Gerüchte» Veranlassung bietet. Dazu kommt, wie auch nur eine fluchtige Durchsicht gewisser Blätter lehrt, daß die diesigen Loclalisten von den Fahrten solcher Beamten durch ihre ouswäriigen Genossen meist genau und öfter im Bornu» »nterrichtet sind." Dazu bemerkt die „Neue Zürcher Zeituug": Wir haben diese Erklärungen mit Sicherheit rrwartet. Sie be- weist, da« e« recht lügenhaft» Spatzen waren, dir der Abgeordnete Bebel von dr» Dächern Zürich« har pfeise» hören. E« scheint, daß nicht bloß die Polizei ihre Spitzel und iuranla vroroanteur» hat, und daß da« edle Handwerk de« Sykophantenthuni«, welche« et» allezeit zu den niedrigsten In- sinnotioueu eilsrrtige« demokratische« Blatt de» Liberalen zuschrieb, in ganz andern Lager» prospertrt. * Mit Rücksicht auf di« in den letzte» Tagen neu auf getauchten Gerüchte von russischen Truppeu-Aa- häusungeu ia den westlichen Gonveruement« und am Pruth dürste ein der „Politischen Eorrespondenz" au« Warschau zugehender Bericht auf doppelte« Interesse zu rechnen haben. E- wird durch denselbeu sestgestellt, daß einer seits keinerlei Anzeichen vorhanden sind, die zu der Annahme berechtigten, al» ob die russisch« Heeresverwaltung sich zum Verrichte aus da- im „Russischen Invaliden" angekvndigte System militairiscker Maßnahmen oder zu wesentlicheren Aenderungen de- Plane« der Durchführung entschlossen hätte, daß aber anderseits seit den bekannten Dislocationen im Spätherbste v. I. neuere russische Truppenbewegungen irgend wie ausgedehnteren Maße« bi» in die jüngsten Tage micht wahrzunehmen waren. * Eine Meldung au« Konstantinopel bestätigt, daß auf der Pforte die Entsendung Kiazim Bey'S nach Sosi a in ernster Erwägung stand, die Ausführung dieser Absicht aber in Folge dringender Vorstellungen des russischen Bot schafter». Herrn v. Nelidow, fallen gekästen wurde. Daß Herr v Nelidow, um diese Wirkung zu erzielen, di« zur Drohung etwaiger Abrrise zu gehen nöthig gehabt hätte, stößt in unterrichteten Konstantinopeler Kreisen aus Zweifel. Aus England. * In London ist am Donnerstag da« Parlament durch eine Thronrede» deren Inhalt bereit« telegraphisch ge- melvet wurde, eröffnet worden. Ueber den BeAnn der Be- rathungcn im Oberhause berichtet der Telegraph des Weiteren: Premier Lord Salisbury ergriff da- Wort, um dem lebhaften Bedauern darüber Ausdruck zu geben, daß der deutsche Kronprinz, der Thronerbe des großen durch die Bande der Sympalhie so eng mit England verbundenen Kaiserreiche-, von einem Leiden beimgesucht sei, da» die schwere Sorge seiner zahlreichen Freuule und seiner Familie erregt habe und erregen inüfse. tlnter den bedeutenden und hoch stehenden Persönlichkeiten Europa- gebe rS keine, die eine so Hohe Zuneigung und Bewunderung gesunden Hobe, wie der deulslüe Kronprinz. Der Kronprinz, feine Gemahlin und alle seine Fainillenaiigebörigei, dürsten deshalb auch der herzlichsten Sympathie des Hanse« versichert sein und er sei glücklich darüber, zu vernehme», daß die heule Nachmittag in Sa» Remo erfolgte Operation glücklich von Stallen gegangen und daß daS Befinden de- Kronprinzen ein befriedigendes sei. — Bei der Bcrathung der aus d>« Thronrede zu erlassenden Adresse, die eine kurze Umschreibung der Thronrede ist, er» klärke Lord Salisbury, er glaube ebenso wie der deutsche Reichskanzler an die Erhaltung VeS Friedens, er habe die be stimmtesten und entschiedensten Versicherungen, daß Rußland an eine unmittelbare Action nicht denke und sich einer solchen sorgsam enthalten werde. Die diesbezüglichen Mil» tbeilungcn Rußland- seien nicht nur versöhnliche, sondern auch aufrichtige. Im Lause der Debatte über die Avrrste bemerkte Lord Salisbury ferner, Lord Granville habe, wie er glaube, die Acußcrungei, de« Fürsten BiSmarck Über den Berliner Congreß mißverstanden. Ter Berliner Congrcß habe wie die meisten Cougresse seinen Abschluß durch einen Compromiß gesunden. Die Geschicklichkeit de« Fürsten Bismarck habe wahrscheinlich viel dazu beigetragen, England zur Annahme de- CompromisseS zu bestimmen, da« Compromiß sei indeß für Rußland nicht völlig annehmbar gewesen, wohl aber für Vas englische Volk. Wenn Fürst BiSmarck geäußert habe, daß eventuelle Ereignisse im türkische» Reiche und an der türkischen Grenze Deutschland nur leicht berührten und daß alle Sorgfalt den Ereignissen zugewendet sei, die an der Grenze Deutschland« unv Oesterreich« einlreten könnten, so unterscheide sich seiner Ansicht nach Deutschland in dieser Beziehung von den anderen Mächten, von Oesterreich, der Türkei. Ikalien, Frankreich und England. England habe in dieser Beziebunq nicht dieselbe Position, wie Deutschland, England habe Traditionen und keine Absicht, sich von den- selben zu entferne» (Beifall). England hänge sest an den Interessen, die es drei oder vier Generationen hindurch im Südosten Europas behauptet habe. Er lheile indeß voll ständig den Glauben des Fürsten BiSmarck an die Erhollung de- Friedens. Für die Interessen England- im Südosten Europa« könne nur an» einer abenteuerlichen oder illegalen Aclion Rußland- eine Gefahr entstehen, England besitze aber die bündigsten und bestimmtesten Versicherungen, daß Rußland keinerlei illegale« Vorgehen in Aussicht nehme. Eni solches Wort sei, wie absolut feststehe. vom Kaiser Alexander bei den Verhandlungen wegen Afghanistans gesprochen worden, da- Vorgehen Rußlands sei nicht bloS versöhnlich, sondern in hervorragendem Maße freimüthlg gewesen, er glaube daher wie Fürst BiSmarck den Versicherungen de« Kaiser- Alexander den größten Werth beilegen und die feste Ucberzeugnng hegen zu dürfe», daß der Kaiser alle- Mögliche lbu» werde, um den Frieden aufrecht zu erhalten. Die Adresse wurde vom Hause angenommen. Bei der Berathung der aus die Thronrede zu erlassenden Adresse sagt« noch der erste Lord de« Schatze» Smith, er werde später mittheilen, wie die Regierung sich zu dem von CbarleS Russell zu der Adresse angemeldeten Ameudement, in welchem eine Untersuchung in Betreff dcS öffentlichen Ver- sammlungSrecbt« aus öffentlichen Plätzen London- beantragt wird, stellen werde. Auf die Fragen bezüglich Irland- werde er sofort eingeheo. Da» über diesen Gegenstand gestellte Amendement bezwecke eine große Veränderung der Geschäfts ordnung de« HauscS. Er wünsche lediglich, daß die volle Freiheit der Rede aus beiden Seiten gesichert werde. Dazu sei aber nothwendig, dem Hause die Macht zu geben, sich der Obstrnction zu erwehren und vernünftige GeschäftSstundrn für seine Sitzungen einzusilhren. Da« Socialistengrsetz in -er Neichstagscommijfion. 88 Berlin, 10. Februar. Die ReichStagScominission für da» Socialiftenqeietz setzle heute ihre Berathnngen fort. Die 88. 23. 24 und 25 de« bestehenden Gcietze«, zu denen keine Adänderunaen beantraat sind, wurden dcbaitelo« besiäliqt. Die Regierungsvorlage enlhält alsdann folgenden neuen 8. 25»: „Die Beweiliguug emeS Deutschen an einer Versammlung, welche außer, halb de« BundeSgebiel« zu dem Zwecke stailfindet, die im Gcietze verbotene» Bestrebungen zu iördern, ist mit Gcfängniß zu bestrafen. Reden der Freiheii«s>rase kann auf Zulässigkeit der Entziehung der Etaal-angehöriqkeit erkannt wrrden." Nachdem sieb Abgeordneter Vr. Meyer. Jena grgen und Abgeordneter vo» Kardorss sür dielen Paragraphen erklärt, wird er abqelehnk. 8 26 bestimmt, daß die „Brichwerde-Eonimüston" au« 9 Mitgli der» besteht, welche der Bundes,,itü z» wählen hol, und zwar 4 »u» seiner Mitte und 5 auS de» Mitgliedern der höchsten Gerichte de« Reich» oder der einzelnen BnndeSstaaten. Abg. W indthorst heanteagt, alle 9 Mit- glteder den obersten Gerichten zu enlnebmen Der Antrag wird ob- gelehnt und 8 26 in der bisherigen Fassung beibehalten, ebenso 8 27. Bei 8 36, weicher von der Verhängung de» sogenannten kleine» Belagerungszustände« handelt, beantragt Abg. vr. Windthorst, daß diese N^8»ahine nur für Berlin znlä'sig lein solle. Er bält die Anwe anderen Ansang zu sonder« die igSzusti ««,» uftand" st, durch nichit irr de« kleinen * ^ula', Vodvrtsr Le Belagerungszustände« für alle nicht erforderlich. Hier sei der -düng de« ganzen Besetze«. Be- -Ich« der „kleine Belagerung«, ^lässige Härte, »elche sich ng. es sei noch » an der Zeit, de» Paragraphen, wenigsten« in der dnn ihm b«. antragte« Einschränkung, aus-aheben, sei lediglich eine dilatorisch« Au«rede. Abg. Bebel: Gerade die Conservaliven haben ollen Au- laß, für den Antrag Windthorst zu stimmen, da aoderasall« ja die vo» ihnen von so hohem Grade besorgte Gesahr, daß die Land- bezirke von den An-gewirseueu „inficirt" Verde», bestehen bleibt. Abg. Windthorst hätte ollerding« cousequeuter Weise auch für Berti» die Aushebung de« 8- 28 btaniragen müssea.Minifter ».Puttkamer giebt zu, daß die Haadhobuug de« 8 28 auch manche Nach«heile mit sich brwgr, ober diese würden weit übrrwogen durch die Bortheile, welche st. 28 biete. Besonder« geheil,gte Interessen feie» allerdina« iu Peru» zu schützen, aber auch a» andereu Orten ft-Heu große Jutereffea in Frage. Wenn man sogar vo» dem bi«herigeu Gesetz« »och etwa« abbröckela wolle, bau» köuute mau lieber da« ganz« Gesetz adlehaen. Abg. Bebel: Die Wohlthot de« 8- 28 besteh« darin, daß ex die Möglichkeit biete und auch geboten habe, eiu« groß« Zahl von Fa- Milieu zu zerstören und wirihschastlich zu ruimreu. Mit der Aus- Hebung dieses Paragraphen würde gar sehr viel Haß, den die ganze Handhabung de« Gesetze« mit sich briuge, au« der Welt geschasst werden. Die Eorruption, die jetzt durch da« Gesetz i» weiten Kreisen eiugersssen» würde verschwinden, und die verbündeten Regierungen würden den Lortheil nach Aushebung de« 8- 28 bald empfinden. Abg. v. Maateuffel (coas.) hält die Ausweisung sür da« klemere Uebel gegenüber der socialdrmokratischeu Gefahr; seine Partei »erd« alio sür den 8- 28 stimmen. Wenn Abg. Windthorst nur die Residenz Berlin schützen wolle, so erinnere er daran, daß in Deutichland noch mehr Residenzen vorhanden sind, die denselben Schutz bedürfen können. Abg. Windthorst: Sein Strebe» gehe dahi», da« gemeine Recht wieder herzustellen. Finde die Regierung die AuSnahmemaßregel auch sür Berlin nicht mehr nöthig, so werde er sofort den ganzen 8- 28 sollen lassen. Abg. Robbe (ReichSp.) will der Regierung di« Waffe de» 8- 28 auch seener belassen in der Haffnuug. daß sie nur mäßigen Gebrauch davon machen werde. Abg. vr. Meyer- Halle: DaS Socialistengrsetz hat dazu beigetragen, die socialdcms. irakische Partei so stark zu machen, wie sie ohne dasselbe nie ge- worden wäre. DaS könne er auS der Abstimmung in seinem Wahlkreise genau nochweise». Die Regierung sei recht schlecht in- sormirt über die -thatsächlichea Verhältnisse trotz der „nicht geutle- men"schen Kräfte, welche sie verwendet. Unter den bei den Wahlen für die Socialdemokratie abgegebenen Stimmen seien drei Kategorien zu unterscheiden» uämlich zuuächft eine Masse solcher, die bei Stichwahlen gedankeolo« der couservativru Partei zuiallen, ferner die Parteigenossen im engeren Siuae, welche der socialdemokratijchen Parteidi-cipliu unbedingt gehorchen. Die dritte Gruppe sind bürgerliche Elemente, die tu der Stichwahl sür Dentschsreisiuaige stimmen, die aber gege» da« An-nahmegesetz find und deshalb in erster Linie den locialdemokratischeu Lautüdaleu volire» Minister »Puttkamer: Er wisse sich von der Stimmung »n Lande sehr wohl zu unterrichten und habe die Erkenataiß ge- Wonnen, daß die bürgerlichen Elcniente durchaus sür da« Socialisten- gesetz sind, wenn sie auch ösfenllich dagegen sprechen und schellen. J»i Herzen aber sind sie sehr froh darüber, daß vasGejetz besteht,weil sie sich wohl dabei befinden. — Bei der Abstimmung wird der Antrag Windt- dorn abgelehnt und 8- 28 in der alten Fassung beibehalte«. Nunmehr wird Art. t der Regierungsvorlage zur Debatte gestellt, welcher die Verlängerung de« Gesetze« bi« zum 30. September 1893 verlangt, während Abg. Vr. Windthorst die Verlängerung nur b.S zum 30. September 1890 zuzugestehe» beantragt. Minister v. Puttkamer: Tie Fristverlängerung aus süus Jahre sei uotb- wendig, da sich nickt voraussehen lasse, daß vorher die Zustände sich gebessert haben würden; wenigstcuS lasse der heutige Stand der Dinge da« nicht erwarte». ES sei nicht zu wünschen, daß sich alle zwei Jahre die aufregenden Debatten über die Verlängerung des Gesetzes wiederholen. Allerdings würde die Regierung, wenn »ur zwei Jahre zugestande» würden, da» Gesetz nicht ablehnen. Wenn getagt werde, daß jeder Reichstag in der Lage sein müsse, über die Fortdauer des Gesetze« sich schlüssig zu machen, so werde diese Forderung auch bei siinljähriger Geltungsdauer erfüllt, da ja auch die Legislaturperioden auf küns Jahre verlängert würden. Abg. vr. Windthorst: Gerade die öftere Wiederholung solcher Debatten halte er sür sehr nützlich, so lange da» Gesetz noch bestehe; er hoffe, daß der Minister recht bald die vor einigen Tagen bei der General- di-cuision dcS Gesetzes von den Abgg. Singer und Bebel vorge- brachten Dinge werde widerlegen können. Er müsse sein Bedauern wieder, holt aussprechen darüber, daß die Regierung sich so passiv per- halte gegenüber den Initiativ-Aaträgen aut dem Hause, besonder« den Anträgen betr. die Schutzgesetzgebung, Arbeitszeit, Sonntag«, ruhe u. s. w. Abg. v. Kleist.Retzow: Bei den wiederholten Debait-n über das Socialistengeietz werden die Begierden und Leidenichosten de« Volke» immer von Neuem aufgeregt. Die social, demokratischen Abgeordneten erklären ja selbst, daß sie die Tribüne de» Reichstages zu Agitationtrede» benutzen, und diese Gelegenheit müsse ihnen weniger oft gegeben werden. Da» werde bei süns- jähriger Verlängerung de» Gesetze- wenigsten« einigermaßen erreicht, wenn e« auch freilich besser wäre, dem Gesetze überhaupt keine Zeitbeschränkung beizusügcn. Abg. vr. v. Marquardsen: Wir wolle» »ur zwei Jahre bewilligen, um während dieser Zeit mit der Regierung daran zu arbeite», ein dauernde« Gesetz zu schaffen, und wir hoffe», daß die Regierung un« dabei nach Kräjien entgegen, kommen wird. Abg. Prinz Larolath (ReichSpartei) giebt die Zusage, daß leine politnchen Freunde sich an der Lösung der Ans. gäbe, ein dauernde« Gesetz zu schaffen, eifrig beiheiligea werden. Abg. vr. Metser-Halle weift daraus hin, daß der Zweck, die Debatte über das Sociaiisteiigesetz zu vermeiden, durch eine 5,ährige Geltung», dauer desselben nicht erreicht werden würde, da ja nur von irgend einer Seite Aairäge gestellt zu werden brauchten, um eine Debatte dervorzurusen. — Bei der Abstimmung wird die sünsjährige Be» lüiigcrung de- Gesetzes abgelehut und die Dauer desselben bi« 30. Srpicmber 1890 gegen 3 Stimmen beschlossen. Abgeordneter vr. Windthorst verzichtet hiernach aus die DiScussion der von ihin beantragten Resolutionen und zieht sie zurück, um sie im Plenum wieder auszunchnien. Er erklärt, »ochdem seine Milderung«, anträge abgelehnt seien, r gegen daS ganze Gesetz zu stimmen. — Da- Gesetz wird sodann mit allen gegen drei Stimmen angenommen. Zum Referenten sür da- Plenum ist Abg. vr. Meyer-Jena bestellt. ES wird mündlicher Bericht erstattet werden. Landtag. Srfte »«««er. u. Dresden. 10. Februar. Die 35. öffentliche Sitzung eröffaete Mittag« kurz nach 12 Uhr Herr Präsident von Zehmeu uud trat nach Verlesung der Registrande sofort in die Tagesordnung eia. Am Tisch der Regiernng«vertretung wohnte» der Sitzung bei die Herren Staat-minister v. Könueritz, Geheimer RegieruugSrath v. Seydewitz. Ueber den ersten TogeSordnungSpunct. die Petition de« rmeritirten Kirchschullehrer« Johann Heinrich Lobegott Müller d. Z. in Luqou bci Radeberg, um veränderte Auswertung seiner Pension, gab Herr Gras zur Lippe.Beruih Bericht und Antrag der vierten De- putativ». Er bemerkte, daß Petent nach 37 söhliger Amtsführung, zuletzt in Sckiönseld bei Pillnitz, am 30. November 1877 in den Ruhestand trat und eine Pension von 1407 bezieht. Ec erwünscht anderweit« AuSwerfunq seiner Pension nach veränderter Scala, wo- nach er 1987 Pension beziehen würde. Bereit- vor 6 Jahren hat die Angelegenheit de» Ständen zur Begutachtung Vorgelegen und ist abfällig beschieden worden. Auch diesmal vermochte die Deputation nur auf da« Votum zuzukommen „die Petition ans sich beruhen zu lassen". Ohne Debatte beschloß die Kammer demgemäß über Punct 3, die Petition de« Privat»« Iohaou Earl Gottlieb Philipp und de» GastwirthS Johann Paul Philipp in Dresden, um Rückerstattung von 200 Stempelsteuer, berichtete Herr Bürger- meister Beutler-Freiberg. Er bcantragte. darin Selbftverschulden der Petenten vorliegt, die Petition aus sich beruhen zu lassen. Tie Kammer erhob ohne Debatte diese« Bniachten zom Beschluß. Punct 3, Antrag zum mündlichen Berichte der vierten Deputatton über die Petition des Fle schwaarenhändler« Gustav Illing io Dresden um Veränderung der B-rbrauchSabqabe von Fleisckwaare«, (welche nach dem Bruttogewicht erhoben wird) noch deren Nettogewicht, gab Herr Kammerherr v. Metzsch. Da Petent sich in seine» Angabe« im Irrlhum befindet, überdies diese Vorlage bereit« in zweiter Kammer in 33. Sitzung am 23. Januar d. I. abl'chläglich beichieden morden ist, so erbos auch die diesseitige Kammer da« oorgeschiagene D-p:ttattonSg»tack»e»: „die Petition Illing aus sich beruhen zu lassen", ohne Debatte zuin Bcickluß. Herr Kammerherr v. Burgk erstattet hieraus als Vorsitzender der vierten Deputation Anzeige über drei sür unzulässiq zu erklärende Petitionen und schloß die Miilheilung an, daß eS jedensall» ihrer Sache hienlicher sein welde. wenn Petenten über Zuständigkeit der Ständeversammlung und sonstige Eriordrrnisse sich vor Eingabe ihrer Gesnch« erst Verständigung einholen würden. Die Unzulässig. kritSerklärnngen bezogen sich aus die Petitionen: 1) der Gemriadevertreinnq in Mittelsoyda um Ertbeilnnq der Loiicejsion zu Errichtung «wer Apotheke oder Filialapotheke, 2) Wilhelm Toller»'« um Vermittelung der Borlegung r>nr« Flurbnche« an denselben, S) de« Hermann Quaa« in Kaditzsch, brtrrffad di« aus setue« Grundstück angelegte Halde de« t. Brannkohtenwrrke« Kaditzsch. Di« Kamm« »ah« du» dr» lluzuläsfigkritSerkläruugr» Keunioiß. Sitzuug«schluß erfolgte Mittag» 12'/, Uhr. Nächste Sitzung siadet statt Moatag Mittag 12 Uhr. -«eile L«««er. s Dre-deu, 10. Februar. 4b. öffentliche Sitzung. Begin» Vormittag« 10 Uhr. Am RegieruugSiische Ware» auwrsead die Herre» Krieg-minister General Ekas »»» Fabrik«, Fiaanzmiuister da» Köaueritz, Geh. Krieglrath Meyer, sowie die Geh. RegieruugSräthe vodel uud Berndt. Ja Schlußderathung erledigte die Kammer den Verübt der Be- schwerd«« und PetitionS-Deputation über die Petition de« Haupt- mann« a. D. Edler von der Planitz uud Genossen. Aus. Hebung de« 8- 10 de- Gesetze« vom 24. März 1852 betr. (Bericht erstatter: Abg. Böhn«.) Der Deputation-bericht ist au dieser Stelle bereit« aulführlich mitgetheilt worden. Au« den iu demselben entwickelten Gründeo wurde beantragt: „die Petition aus sich beruhe» zu lasse»." Die Kammer beschloß ohne olle Debatte wie beantragt. E« erstattete hieraus Namen- derselben Deputation Abg. Däbritz mündliche» Bericht über die Petition von Christian Friedrich Wägurr ia Gableaz und Genossen, die Aus- »rdung der dasigru Wegegelder-Einaahme an der AugustuSbrückr daselbst. Auch hierzu wurde beantragt: „Die Petition aus sich beruhen zu lassen". Die Kammer beschloß demgemäß. Zum Schluß resrrirtr für dieselbe Petition Abg. Wetzl ich über die Beschwerde bez. Petition de« Fuhrwrrktbesitzer« Samuel Traugott Müller in Alteadors bei Schaudau, ein abfällig beschicken«« BangeaehmigungSgesuch betr. Nach dem Vorschläge der Deputation wurde beschlossen: „Die Beschwerde be». Petition aus sich beruhen zu lassen." Der öffentliche» folgt rtue geheime Sitzung. Nächste Sitzung Moatag, dea 13. Februar, Mittag- 12 Uhr. Die Petitionen -er Leamieu der Instizverwaltung. * Au den Landtay waren Petitionen »lehrerer GcrichtS- chreiber beim Landgericht Dresden, der Expedienten de- .'andgerichteS. AmtS<,erichtc» und der Staatsanwaltschaft zu Plauen i. B.. sonn« der Subaiternbeamten de« Land- und Amtsgerichte« Leipzig gerichtet worden. Die erstgedachten Petenten wünschten eine Bermebrung der mittleren GehatlSstelten in der Claffe der Expedienten 1. Classe. Die Fiuanzdeputalivn der zweiten lkammer (Res. Abg. Böuisch) beantragt, die Petition aus sich beruhen zu lassen, indem jie u. A. Folgende« in ihrem vor liegenden Bericht bemerkt: Die Deputation würde einer ouderwettea Regelung der Geholt«. Verhältnisse nicht grundsätzlich eutgegrntreten. Sie hot aber doch Bedenken getragen, mit Anträgen aus Veränderungen vorzngehen, weil da- königl. Justizministerium mit Recht daraus dinweist, daß eia einseitige« Vorgehen im Justizetat nicht und jedensall« nicht vor einer sorgfältigen Erwägung der Eonsequenzen für die gleichen Be- amtenclossen in anderen Dienstzweigen de« Staate- zu empfehlen sei. Die Deputation hat diesem Besichl-puncie um io unbedenklicher eine entscheidende Stelle eiugeräumt. da ein augenblicklicher dringender Noidstond nicht vorhanden, auch nicht einmal behauptet worden ist. klebrigen« stehen die DurchschnittSgebolte der Bittsteller denen gleichariiger Beamten in den anderen Dienstzweigen nicht nach und vom finanziellen Standpunkte au« ist daraus hiuzuwessen. daß in den Etat sehr erheblich« Aufbesserungen von Beamten gehalten aus- genommen sind, welche verhältnißniäßig weit ungenügender sind, z. B. die der Eisenbabnbeamteu. Auch in Betreff der zweiten Petition (Planen i. v.). welche aus Einführung de- „Dienstallerprincip»" bez. von DienstalterSzulugeu hinau-läust. ist vie Deputation !» keinem anderen Resultate gelangt und bemerkt sie hierzu folgende«: E« muß bestätigt werde», daß onderwärt«, namentlich in einige» größeren Gemeindeverwaltungen. Einrichtungen solcher Art bestehen; die Einführung derselben Einrichtung iür den sächsischen Staat würde nur »och den sorgfältigsten Erwägungen über die »eschästlichen und inanziellen Folgen thnnlich sein, denn die Bcwätirung derselben im Kleinen beweist noch keineswegs die Angemessenheit derselben sür ein weit größere« Ganze«. Jedensall« würde die Einsübrung von DienftalierSzulageo augenscheinlich mit großen Schwierigkeiten ver bunden sein. Die Finouzdevutaiion befand sich daher um so weniger in der Lage, d>e Einführung dieser Einrichtung zu besüiworten, al« die Regierung bei der Eisenbahnverwaliung die Aushebung dieser sür einige größere Beamienclassen bestehenden Einrichtung vorschlägt. Die Deputation trug selbst Bedenken, auch »ur Erwägungen darüber zu veranlassen, da die Regierung, wie die Pelente» selbst ^uin Au-drucke gebracht haben, von diesem Wunsche unmittelbar >«rch die Petenten in Kenutniß gesetzt worden ist und sich mithin in der Lage befunden hätte, in Erwägungen einzutrele», sobald sie e« für angemessen befunden hätte. Die dritte Petition, von denSubatternbcamten in Leipzig ausgehend und aus Gewährung von Wohnungszuschüssen gerichtet, soll nach dem Vorschlag der Deputation ebcnsall« aus sich beruhen gelassen werden und zwar auS Gründen, vie bereits oben berührt, zum Anderen im Bericht von 1852 er örtert worden sind. Ernst Leberecht tva-ner. f Wenige Wochen sind erst vergangen, als man in FreundeS- «nd Schülerkreisen da- 25 jährige Professor-orckioarios-Jubi läum Ernst Leberecht Wagner'» beging, uud heute ist er au« der Reihe der Lebenden au-geschieken. so rasch, so unerwartet, daß man den Gedanken kaum fasten kann, wie die Hochschule binnen weniger Tage bereit» um ein zweite- theurrS Haupt trauern soll! Und doch ist e« so. Die medicimsche Facultät, in der er sich vor einigen dreißig Jahren babilitirte. verliert iu ihm ein« ihrer hervorragendsten Mitglieder, den Vertreter de« Fach« der speciellcn Pathologie und Therapie, da» königl. klinische Institut sieht in ibm den Direktor der medicinischen Klinik und einen der beide» städtischen Ober- Lrzte de« Krankenhauses zu St. Jacob in die Gruft sinken, die k. PrüfungScommission sür Aerzte unv Zahnärzte betrauert in ihm ein Mitglied. Auch die Bibliothekscommission zählte ihn augenblicklich zu ihren Gliedern. Unübersehbar ist aber der Verlust sür die hiesige Studenten schaft! Im laufenden Semester hielt er in den Wochentagen die medicinische Klinik von lO>/, bi» 12 Ubr ab und bildete so am Krankenbette die künftigen Aerzte für ibren Beruf auS. In welcher liebevoll eingehenden Weise er Die» auSsührte, ist bekannt. Tie angehenden Mebiciner bezeugten e» fort unv fort immer aus« Neue mit herzlicher Dankbarkeit. Sein LebenSlaus begann am 12. März 1529 ia einem thüringer Pjarrdorse. Im BewegungSjabre 1848 sehen wir den t8jährigen PastorSsohn au» Dehlitz bei DeißenselS unter Hartenstein'« Reckorate als Mediciner sich bier inscribire». Er hatte wäbrend seiner ganzen Studienzeit ein und dieselbe Wohnung am Nenkirckbos, in Uöbme'S Hause dickt bei der Kirche, gehabt. Er blieb mehrere Cemester bier, ging dann rin paar Srmcster Nack Prag und Wien und kehrte Ostern 1852 wieder hierher zurück, um noch aus eiu Semester in da- alte StudeutcnloziS zu ziebe». Rector war damals Friedrich Adolph Schilling, der NaturreckilSiebrer und Romanist. Zwei Jahre später habilitirt er sich al« med cinischer Privatvoeent. Im Winter 1855,58 erscheint sein Name zun, ersten Male unter den Doccnre». Mit ihm hahilitirten sich die Frennte Paul Üble und Theodor Wchrr. Wagner küiitigt pathologische Gewebelehre »nd palholoaisch-histolegische Uebiingen an. der klinische Assistent >>» Jacobohosp iale tlhle liest über die klinische» U»ters»chu»g»ili lhoce,i in L z„g auf Diagnostik »nd hält Eraminatorien über Pathologie und Therapie ad. Theodor Weber aber trägt über Haulkra»k- heiten vor. Mit Uhle gab Wagner siebe» Jahre später sei» sieben Mal aufgelegte- „Handbuch der allgemeinen Pathologie" heran-, da« vorige- Jahr sein 25jährige- Iubiläum fast alrichzritig, wie er selber sein OrdinarmA- Jubiläum frier» konnte.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder