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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188802115
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-02
- Tag1888-02-11
- Monat1888-02
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1888
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Erste Mage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 4L. Sonnabend den 11. Februar 1888. 8L. Jahrgang Drei Tage in Ialuit. * Mit Freuden benutzte ich. so erzählt un« ei» Deutscher auS Australien, die sich mir dielende Gelegenheit» mich Herrn Cousul Sonnenschein aus seiner Reise von Apia nach Ialuit (Marschallinsel»), wohl» er zur Ablösung de« dortigen deutsche,» RelchscommissarS besohlen war, anznschlicxen. E:u deutsches Kriegsschiff war zur Zeit nicht in Apia anwesend, dagegen lag e»n deutscher Treiuiast-Schnner .Brigitta" im Hase,» fertig, um nach Ialuit in Sec zi» gehen, und entschloß sich Cousul S., in diesem Schiss Passage , »ach seinem Be stimmungsort zu nehmen. In einigen Tagen wäre» die Reiscvorbereitungen getroffen und ein Abschicdsgelage folgte dem anderen dis zur Abreise. Am Sonntag, de» 8. August, trat günstiger Wuid ei», der Capitain gab das Signal, an Bord zu kommen, und bald saßen wir in der Gig keS CcnsulateS, wo sich Herr Cousul Becker und die übrige» Herren des CousulateS bereits befanden, um Cousul Sonnenschein an Bord zu begleiten. Hier hatten sich auch schon mehrere Herren der „Deutschen Handels- und Ptaiilagcn-Gesellschast" eingcsundcn, um Abschied zu nehmen. Abc» schon waren die Segel gesetzt und der Anker ging hoch, ein letzter Abschiedstrunk, herzliches Lebewohl und die Herren verschwanden über dar Railing in den Booten. Während daS Schiss langsam der Passage zusteuerte, hatten wir Zeit, de» Hasen und den gclicb en Strand ApiaS nochmals eingehend zu mustern.- E- war ein herrlicher Anblick. Fast nur deutsche Schisse ankerten im Hasen, alle im festlichen Flaggenfchmnck dem deulscken Cousul Lebewohl zurusend; aber auch die zahlreichen Flaggen am Strande zeigten, wie sehr Cousul Scniieuschei» allgemeiner Hochachtung und Beliebt heit. nicht nur bei alle» Deutsche», sondern auch bei allen Einwohnern ApiaS anderer Nationen zu erfreuen hatte und wie allgemein man sein Scheide» von Apia bedauere. Auch daö Schwenken der Hüte und Tücher aller Art einer sich den Apia-Berg binausbewegenden Picknick-Gesellschaft entging den: durch daS Fernrohr spähenden Auge nicht. Die Mannschaften der größeren Schiffe hatten die Naaen erklommen und donnerten ein dreimaliges „Hurrah" und die gewechselten Flaggensignale zeigten den Gruß „Glückliche Reise!" Bald hatten wir die Passage verlassen und durchschnitten, vom herrlichsten Wetter begünstigt, die offene See. Aber leider hielt die Brise nicht lange an und schon am Abend besanden wir unS in völliger Stille und ziemlich drei Tage trieben »vir in Stille an der Knste von Cavaii entlang. Die allbekannte Leutseligkeit des ConsulS, die Zuvorkommenheit deS CapitainS. interessante Unterhaltung und reichhaltige Lectilre ließen die Tage der Reise in angenehmster Weise vergehen, ohne durch irgend welchen unangenebmen Zwischenfall gestört zu werden. Der Geburts tag deö CapitainS gab zu einer kleine» Abwechselung Gelegen- beit. Ein setlcS Echweinchcn wurde geschlachtet und wohl batte der Echisfskoch vorher »och kein so reichhaltiges Diner an Bord zu serviren gehabt, wie an diesem Tage. Beim Klange der Gläser mit schäumendem Sect dachten wir der Liebe,» in der fernen Heimalh und gebundene und ungebundene Reden begleiteten daS Mahl. Da erscholl aus Deck der Nus „Land in Eicht." Aus eine Entfernung von 6 bis 8 Meilen passirten wir eine sehr niedrige, dicht mit CocvSpalmen be wachsene Insel, Bnlaritari, die fast nordwestlichste derKings- mill-Gr»Ppc Leider trat am folgenden Tage Stille ein und wir mnßteil daher die gehegte Hoffnung, bereits am nächsten Tage — Sonntag — in Ialuit cinzutresfen. aufgebcn. Aber schon am Sonntag Nachmittag trat wieder günstiger Wind ein und mit steifer Brise. 10 Meilen per Stunde, legten wir die »och übrigen 130 Meilen der Reise zurück. A,» Montag Morgen K Ubr wurde Land gemeldet, Ialuit war nach 14läg,ger Reise von Apia glücklich in Sicht. Im Laufe deS Vormittags kam der Lootse an Bord, uni das Schiff in den Hasen zu bringen. Seine große Vorsicht, sowie zwei aus dem Strande liegende Wracks zeigten »ns, daß tie Emsahrt durch a»S nicht ungefährlich ist, und erklärte unS der Lootse, daß häufig in der Passage der Wind abstaue und dann ein Schiff bei der sehr starken Strömung schwer vor dem Stranden zu retten sei. Glück begünstigte uns aber und bald hatten wir die gefährliche Stelle hinter unö und vor unS lag der niedrige, aber liebliche Strand von Ialuit. An der Südostspitze der Insel ist zunächst die Niederlassung der deutschen Firma HernSheim <L Co. Copra- und Kvblen- schuppe», Niederlagögcbäude u s. w. fallen zunächst inS Auge. Dann folgen mehrere Hotels, die Niederlage von Cap-.lle <L Co. und daraus die Niederlassung der Deutschen Handels- und Plantagen-Gesellschafk, bestehend aus großer steinerner Werste, mehreren Niederlagsgebäude», Wohnhaus im ähnlichen Stil wie das derselbe» Firma in Apia erbaute und hieraus daS deutsche Comniissariat, welches sich zur Zeit noch in einem von der Deutschen Handels- und Plantagen-Gesellschaft gemietheten Hanse befindet. Aus der am anderen Ende gelegenen Land znnge sind die Gebäude der Honoluln-Firma Pacific Navi gation Co. Ter Hafen, welcher nach Süden in die sich circa 80 Meilen weit erstreckende Lagune auSläust, bietet für unzählige Schiffe geräumigen und sicheren Ankerplatz. AIS wir vor Anker waren, kam der Vertreter der Deutschen Handels unk Plantagen-Gcsellschast, sowie der Sccrctair deS deutschen ComniiffarS an Bord und erfuhren wir zunächst, daß sich der Eommissar I)r. Knappe bereits seit sechs Wochen aus einer Inspektionsreise befinde, aber täglich zurückerivartel werde. Die« überraschte unS sehr, da die letzten in Apia eingelausenen Nachrichten zu ernsten Besorgnissen über den Ges»»dheitS zustanb deS Eommissar- Anlaß gegeben halten. An Land angekonimcn, erfreute ich mich einer überaus herzlichen und zuvorkommenden Ausnahme und Gastfreundschaft deS Vertreter« der Deutsche» Handels- und Planlagcngesellschajt sowie deren Angestellten. Am Nachmittag unternahmen wir einen Spaziergang, um unS über die nächste Umgebung näher zu orientiren. Angesichts deS AnSdruckeS „Spaziergang" sehe ick in» Geiste ei» spöttisches Lächeln auf den Lippen meiner verehrte» Leser, welche Ialuit von früher der kennen. Auch unS batte inan vorher gesagt, daß die Durchführung der alten Lebensregcl: nach der Mahlzeit sollst du stehen oder tausend Schritte gehen, nur durch Stehen oder aber durch wiederholtes Ablausen der Veranda zu ermöglichen sei. Wie bat sich daS seit der neuen Genvallnng bereits zum B sscren geändert! Längs de« Strandes an der Frontseile der Häuserreihe, wo sich früher nur ein schmaler Fußsteig befand, erstreckt sich jetzt ein breiter, gerade abgesteckter Weg. ans beide» Seiten sorgfältig mit Corallen eingefaßt. DaS vom Eommissar angekanste so genannte NcichSgrnnbstück, zwischen der HernSheim'sche» Nieder lassung und den früher erwähnte» Hotels gelegen, gleicht einem Park von herrlichen Palmen aller Art. Majestätische Cocos- bälinie wechseln mit den gefiederten Pankane», gloßblättrigc Feigenbäume mit den mit Früchten überladenen Brodsruckk bäume», dazwischen Bananen, Sträncker und Schlinggewächse oller Art. E>» breiter, sorgfältig gepflegter Weg dnrchschneitet daS Grundstück der ganzen Länge nach u»d sübrt an kein neuer dings errichteten Gefängmß und der Wohnung deS Lootsen welcher zur Zeit auch Polizeidienste verrichtet, vorüber, um aus dem längs de- StrandcS aus der Secseite ebensall- neu angelegten Promenadenwege zu enden. Dieser Weg soll bis zur Niederlassung der Parisie Navigation Company fort- gesiihrl werden, so daß binnen Kurzem ein Rundgang um die ganze Insel auf die angencbmste Weise möglich sein Wird. An Verschiedenen Stellen angebrachte Bänke geben Gelegenheit, in beschaulicher Ruhe das Spiel der unzähligen in allen nur denkbaren Farben schillernden Fische zu beobachten >r«§e Mögen v», Bonito« (Gchweinefische) halten mit regelmäßigem SectionSabstand ihre Sprinzübunaen in den Wellen ab. Der Reichlhum an Fischen in de» Lagunen der Marscüall»Inseln ist ein unermeßlicher, leider sind aber darunter viele giftige Arten und jeder Europäer kann nicht dringend genug gewarnt werde», irgend »reiche Fische zu ver zehren, ohne vorher de» Rath der Eingeborene» einzuholen. Eine sehr eigenthümliche Erscheinung hierbei ist eS, daß manche Arte» Fische, wenn in der Lagune gefangen, giftig wirken, die selben Arten dagegen, »venu außerhalb der Passage, ja sogar in der Passage gefangen, ohne alle Gefahr eßbar und zwar sehr wohlschmeckend sind. Andere Arle», wenn sofort uach dem Fangen gegessen, sind unschädlich, gislig wirkend dagegen »bald sie nur wenige Stunden gelegen haben. Die Gründe sür diese rigenthümliche Erscheinung habe ich nicht iu Erfah rung bringen können, die Thalsache aber allgemein bestätigt gesunden. Ein Besuch bei dem Vertreter der Firma Hernsheim L Co. gab unS Gelegenheit, den in der ganzen Südsee sprich wörtlich gewordenen Hernshciin'schen Garten zu bewundern. Ja, in Wahrheit zu bewundern sind die zahlreich angelegten BosqnctS in herrlicher Blumcupracht und die sorgfältig ge« pflegten Palniengruppen, dabei aber auch Gemüsebeete, welche prächtige Bohnen, Kohl, Carotten, Kürbisse und Gurken liefern. Jahrelange Arbeit und Mühe bat dieser tropische Garte» zwar bereitet und fordert selbstverständlich noch fortwährend die zrößle Sorgfalt und Pflege, und Hunderte von Tonnen Erde l»d mit den eigenen Schissen von westlicher gelegenen Inseln, wie Ponape und Kusaie. »nportirt worden, um den steinigen EoraUenbodcn zu einem Blüthe und Frucht erzeugenden Gar- tenbotcn uinzuwaiibel». Um die Eingcborncn und deren Sitten auch nur einigermaßen kennen zu lernen, war mein Aufenthalt z» kurz. Nur einige sofort i» die Augen fallende Sachen seien erwähnt. Der Marschall-Insnlaner ist klemcr »nid schwächlicher i» Statur als der Sainoancr, von schmutzig- brauner Hautfarbe, die GesichlSzüge sind grob und derb »nd haben nicht daö Edcle wie die meisten Samoaner, faustgroße Löcher in de» Ohrlappe» enthalte» oft Dutzende von Schild- paltringcn. Die am meisten sichtbare Haupkcrrungciischast deS eingesülirten ChiislenIhumS ist, daß die Eingcborncn alle Kleider trage» und dadurch die äußerst kuiislvollc und fast den ganze» Körper bedeckende Talowiriing verdecken. Ob die Missionare die Tätowirung als unchristlich ganz zu unterdrücken inche», ist mir unbekannt. DaS wichtige Gebot in der Bibel: Sechs Tage sollst Du arbeiten u. s. »v. ist diese» frommen Christen unbekannt, rcspcctivc wird in anderer Fassung beiolgt und ,war: Sechs Tage sollst Tu faulenzcu, aber am siebente» Tage ollst Du bei Strafe erst recht kein Werk Ihn», sondern im Schalte» kahler DcuknngSart und der Betbäuser den allmäch tigen Schöpfer durch endlose und antachtSloS hergeplappcrle Gebete „ehren" und Dir von den Missionaren — hier zur Veränderung einmal die amerikanischen — vorpredige» lasse», baß besonders die Deutschen keine Christen und schlimmer als Heiden seien und daß der himmlische Valer die Kanälen am jüngsten Tage mit ewiger Verdammnis; strafen werde, wenn ie den Dculschcn Copra verkaufen oder Maaren abkauscn. Also sogar hier, wo die Frage der polnischen Hervschasl bereits erledigt ist. hören die gehässigen Hetzereien, welche nur egoistische ErwcrbSvorlheile zum Zweck habe», nicht aus, alles aber unter den» Dickmantel der seligmachenden christlichen Religion und allgemeinen Menschenliebe. Die ansässigen Geschäftsleute sind daher genötinHt, die zur Bemannung, sowie zuin Beladen und Löschen der Lckisfe uöthiaen Arbeitskräfte au« den Carolinen-Jnscln zu imporliren. (Schluß folgt.) Fürst Lismarck vor Europa. * Unter der vorstehenden Uebersckrist schreibt Emil Schiff der Wiener .Neue» Frrie» Presse" auS Berlin, 7. Februar, über daS Austrrten des Reichskanzlers im Reichstage in der denkwürdigen Sitzung vom 8 Februar: Ter deutsche Reichstag hat schon manche» bewegten Tag durchlebt; auch daß, wenn der Kanzler als Redner in Sicht ist, alle Aufmerksamkeit aus diesen allein sich richtet, ist der Reichstag, den ja Bainberger einmal .eine bloße Ver brämung »m den Absolutismus" genannt hat, längst ge wohnt. Allein so sehr hing Deutschland, hing Europa noch me an BiSmarck'? Munde — ui» diesen kühnen Virgil'schen Vergleich zu gebrauchen — wie am gestrigen Tage. Nock nie halte der Kanzler auch eine solche Stimmung derart vor bereitet, wie an diesem Tage. Sonst ist eS oft noch am Tage seines Erscheinens im Reichstage ein Frage - und Antivort- spiel, ob er überhaupt kommt, geschweige ob er spricht. Diesmal Halle er schon fast zwei Wochen vorher durch seine Getreuen e- geschickt in die Presse bringen tasten, daß er zur Militair Vorlage, deren Annahme von vornherein nicht den geringsten Schwierigkeiten »intcrlag, sprechen »volle. DaS war bekannt, noch ehe er a»S Friedr>chsruh zurückkchrte. Er kam schon mit einem Entwurs der Rede, welche er Hallen wollte, bierher, und er soll Tag und Nackt bis gestern daran gearbeitet haben Tie Berufung von Führern der Mehrhcirspartcien und deS Centrums, welches »na» jetzt cbcnsallS für gouvernemental Hallen darf, mußte nur die Erwartungen, welche an seme Rebe geknüpft wnrben, steigern; und in der Tbat, Fürst BiSmarck bat diese Erwartungen noch übertrosse», wenigstens durch die Fülle dessen, waS er sagte, durch die Größe der Concrplion, welche a»S seiner Rede sprach, wie durch den Eindruck wahrhaft staatsmännischcr Ueberlegcnbeit, welchen seine politischen Gedanken und seine Geschichtsansckauuiig jedem Hörer machen inußlen. Diesen Vorzug hat seine gestrige Rete jedenfalls dadurch, daß sie bei der Lampe ausgearbeitct ist. Sie hat nicht daS fortreißende Ungestüm, die unmittel bare Kraft seiner Stegreisreden, sondern sie gielt den voll endetsten Ausdruck einer Anzahl seiner politischen Ideen und ebenso die seinst erwogene Form für andere Gedanken, von denen ihm gestern viel daran log. daß man sic sür die seinen halte. Gestern sprach der Kanzler weniger zum deutsche» Reichs tag lind zu seinem Volke, als von seinem Volke zu Europa Der Reichstag »nd die reich besetzten Tribünen waren mir Hörer und Comparsen. Und welche Hörer! Da waren schräg dem Kanzler gegenüber auf der äußersten Tribüne rechter Hand Prinz Wilhelm mit seinem Adjutanten, in der Tiplo- maten-Loge die Botschafter aller Großmächte und fast alle Gesandte» der übrigen Staaten; in beiden Loge» ein reicher Kran; eleganter und vornehmer Damen. Auch aus den übrigen Tribünen batte nur der erlesensten Gesellschaft Zu tritt verschaff! werden können. Die Anderen, welche leer auS gegangen waren, belagerten noch in letzter Stunde alle Corridore deS Reichstags oder suchten durch HerauSholcn befreundeter Abgeordneter noch eine Karte zu bekommen ES war AllcS vergebens. Ans der Straße waren Zehn tausend« angesammelt, die zuerst, als Prinz Wilhelm er schien, und dann beim Nahen de- Kanzler- in stürmische Hochs ausbrache», so daß da- alte Hau- zu beben begann und man an der gewaltigen Lustersckütterung da- Kommen de- Fürsten erkannte. Sein Eintritt hatte darum nichts Ucber- raschenbcS mehr: er betrat den Saat mit einer rcthen Mappe in der linken Hand; beim Oefsnen der Mappe sah man eine große Anzahl von Blättern verschiedenen Formate», alle dicht mit den Zeilen der bekannten große», steile Buchstaben führenden Handschrift de» Kanzler- bedeckt, mit Streichungen und Correckuren durchzogen, dazwischen ausgeklebte Zeitungs ausschnitte. kurz, ein riesige- Rctematerial, wie e« sonst nur au-douernde Frühstücksredner anzulegen pflegen. Daran er innerte nun freilich der gewaltige Redner gar nicht. Er nahm säst unmittelbar nach Beginn der Sitzung, zu der er genau mit dein akademischen Viertel, sünszehn Minuten nach Ein-, erschienen war, da» Wort und sprach unausgesetzt mehr alS zwei Stunden. Wie schon bei früheren Gelegenheiten, mußte er sich einmal sür ctiva eine Viertelstunde »iedcrsetzcn und uhr dann ohne sonderliche Spur von Ermüdung »» seiner liebe fort Der Reichskanzler redete gestern überhaupt ohne er hebliche Anstrengung, doch mit besonderem Schwünge nur an c»en Stellen, wo er von den» b'uror teutuuieu« sprach und >oi» der Begeisterung, welche die zum Kampse ausgerusciie Nation sür ihre gerechte Sache erfüllen werde. Im klebrigen war seiner Rede eine milde Färbung zu eigen, wie »vir sic kau»» noch an ihm wahrgenonnnen. Er sprach auch zumeist bedächtig, langsam, wa« sonst seine Weise nickt ist. DaS lag zum Theile an dem vorbereiteten Charakter der Rede. z»i» Theile auch an der Wichtigkeit der europäischen Dinge, von denen er handelte und wovon er selbst sagte, daß ei» Wort zu viel verderben, viele Worte aber wenig nützen könnte». Ind dort, recht- oben, saß Prinz Wilhelm unverwandten AugeS und hörte zu mit gespannten Mienen. Der Prinz, Vesten kurzer blonder Schnurrbart unter der langen geraden Nase und um den schmalen Mund ihm etwa» besonders Ent schlossenes gicbl, trug gestern zum ersten Male in der Oesj-nl- lickkeil die dunkle schuiucklose llnisorin de- Garte-Insanterle- Regiments. an Vesten Sp.tze er seil wenigen Woche» getreten ist. und diese Umsorm gab itnn zum Unterschiede von der jugendlichen rolhen HnsaremUnisorm, die er bisher getragen, etwa- Ernstes, Würdige-. So loui'le der Blick deS Zn- chauerS mit manchcr Frage in die Zukunft zwischen dein dreiniidsiebzigjährigcn und »och so Iwchansgerichleten Kanzler und dem achluiidzivanzigjährigen knnsttgen Erb.» der dcntsckc» Kaiserkrone hin- und licrwandern Co ruhig der Kanzler auch zu sprechen schien , so un ruhig und »crvöS war er in seinen Bewegungen. Er griss bald nach seinem riesigen Bleistifte, bald »ach seinen Blättern, vor Allen» aber schien ihn die Ziisaminensetzuiig deS »ul Cognac ve»setzlen Wassers, welches er oster zur Stärkung »iah»», zu beschäftige», waS zu manchen an- Komische grenzenden Austritte» führte. So griff er einmal mechanisch nach reckt-. anscheinciid niit einer GewohnhcitS-Geberdc, ui der Meinung, nach dem GtaS Cognacwasser z» greise». Da? GlaS war aber nicht da, statt Lessin kam ihm Minister LneiuS in den Wurf, der in der Meinung, der Kanzler »volle ihm d»c Hand reichen, tcmselbc» die seme enlgegenst,eckte. Der Kanzler zog aber die Hand unwirsch zmiick »nv gab seliic» Wunsch zu erkennen. Bald kam nun ein Wasserglas ge wandert. CS war aber nicht das richtige Fluid»,» darin; denn auS dem Munde des Redners macktte sich ei» olympisches Biiimim-n vernehmbar. Erst dann sah man, wie etliche Minister hinter dem Kanzler, Herr v. Bötticher, LneiuS und Andere vereint, mit Hilfe einer Weinflasche n»d verschiedener Gläser an einem zart goldgelb getönten, aber sonst ganz klare» Tranke braute», welcher schließlich den Reichskanzler doch »och mehr zu befriedige» schien als die russische Friedens liebe. Ob der Zusatz Cognac oder Moselwein war, weiß ick nicht genau; nnr der Tradition znlicbe sagte ich vorhin Cognac, da ja auch der Kanzler so treu an Traditionell fest- hält. Nnr habe ich an? der Zahl der in der Erregung der Rede getrunkenen Glaser de» Ecblußgezogen, daß de» Fürstentweder die Schwknl»ger-Ciir nicht mehr gebraucht oder gestern eine souveraine Ausnahme geleistet Hai. welche ja auch Ocrtel wie Schwei,inger Leuten von so gesundem Herze» gern gestatten. Und wahrlich, der Fürst bedurfte der Släikniig. Man merkte ihm an, daß er ungern sprach; man konnte ohne Mühe heraushöre», wie peinlich ihm Manches war, WaS er sagte, und vielleicht, ivaS er verschwieg. ES war ei» kunst voller, stellenweise recht künstlich und gebrechlich gefügter Go daiikenban. Nus drei Fiiiidamenten ruhte dieser Ba»: aus der emphatischen Betonung der Friedensliebe Rußlands, aus der ernste» und strenge» Abrechnung mit dem »»getreuen Freunde, dem die traditionelle Nnsieiisremidschast Preußens, alS deren Träger der Kanzler selbst sich hinstcllle, entgegen- gehalten wurde; ferner aus der durch Rußlands Abwendung nolhwcndig gewordenen Verbündung mit Oesterreich. Italien und, wie der Kanzler zu», ersten Male berichtete, mit anderen Staaten; endlich auf der entschiedensten Zurück Weisung aller NngrissSgedankc» und der begeisterten Bcr kündigung einer uiiübcrivindlichen Abwehr der bis an die Zähne gewappneten deutschen Nation gegen jeden Angreifer Selten erschien in einer Rede wirkliche GesüblSwärme mit meisterlicher Klugheit so eng gepaart. Man kann eS einem friedlich gesinnte» Manne nicht schwerer machen, sich z»i» Kriege zu bekehre», als eS der Kanzler dein Zar machte. Er erinnerte ihn an seine friedlichen Worte, r» „ahm ihm jeden Vorwand sür einen Angriff aus die beiden Verbündeten er lieferte ihm eine staatSmännische AnSrcdc siir die Truppen- aiisainmlungen an der preußisch-österreichischen Grenze, er drückte sein Vertrauen auS, daß der Zar selbst einen sran zösischcn Angriff nickt benutzen werbe, um gegen Deutschland vorzngehcn, und er scheute sich nicht, selbst die Franzosen, denen er ja ihre jetzige Friedensliebe bezeugte, noch ein bischen böser hinzustelle», a!« man nach der übrigen Rede glauben mußte, indem er erklärte, einem französischen Angriffe werde nickt unbedingt der russische solgen, wobt aber einem russischen der französische. Und das Alles, trotzdem nur die russischen Truppeiiansslcllungen den AnSgaiigSpuuct der jüngsten Heere? Vermehrung und der BiSmaick'sckei» Rede bilden. Säusler kann man den verniutbctcn Feind nickt z»m Freunde macken wollen. Und wie geschickt stellte der Kanzler die russische Presse in Gegensatz zum Zar! Wie sein brachte er die Rechnung aus russische Tankbarkeil vor, nicht etwa im Tone deS Vor wurseö, sondern im Tone webmüthiger Erinnerung an eine schöne, entschwundene Zeit! Dieser geschichtliche Rückblick war ein Meisterstück diplo matischer H.stvrik; nicht uinsonst rühmte sich der Kanzler einmal, der Schüler Leopold v. Ranke'S zu sein, an dessen Vorliebe zu Generalisationen auch Einiges in der gestrigen Rede erinnerte, wie zuin Beispiel die schematische Anschauung von alle zwanzig Jahre auslrclcnden Orientkrisen, polnischen Ausständen, ReqierungSmcchseln in Frankreich. Auch die Rechnung für Liebesdienste gegen Rußland war sehr wirk sam ausgestellt. Sie enthielt zugleich eine interessante poli tische Enthüllung, wie überhaupt die Rede reich an Enthül lungen war. Der Kanzler erwähnte, daß während deS Krim- kriegcS sogar ei» Vertrag der Westmächl: mit Friedrich Wil helm IV. gegen Rußland geschloffen war. Von diesem Ab kommen lasen wir bereits in den diplomatischen Erinnerungen de« Herrn v. Rolhan, damaligen Attaches bei der französischen Gesandtschaft in Berlin (Revue deS tcur Monde-, 1 November 1887). Derselbe erzählt, daß Frankreich. England und Oester reich damals mit Preußen eine gemeinsame Note adsaßten welche die Bande der Heiligen Allianz löste und eigentlich der moralische Bruch mit Rußland war. Die Note, genannt die „Note der vier Garantien", verlangte die Abschaffung de» ausschließlichen russischen ProtectoratS in den Donausürstcn lhümern, die freie Donauschiffsabrt, die Revision de« Meer engenvertrage» und den Verzicht Rußland» aus da« Protec torat über die orthodoxen Christen de« türkischen Reiche« Der französische Diplomat berichtet, daß der König nur mit dem größten Widerwillen und erst auf die dringendsten Bitten seine« Minister« v. Manteuffel sich zu diesem Schritte entschloß, daß er aber, al« e« sich darum bandelte, da« Pro tokoll in einen Vertrag zu verwandeln, allen Bitten wider stand Die Welt dürfte zum ersten Male gestern erfahren haben, daß der hcutigc Reichskanzler eigentlich derjenige war, welcher den König von dem Verlassen der alte» Freunb- cbast mit Rußland abbielt. Nickt ohne Erbitterung sagte der Kanzler dann, der alte Saldo Rußland- in der preußischen Rechnung sei in in Olmütz getilgt und »ach de», letzten Orieut- knege die deutsche Politik erst reckst an die Seite Oesterreich- gediängt worden. WaS der Kanzler sodann über da- Bnndniß »nt Oester reich sagte, »raren wohlabgemeffcne Worte der böcksten SlaalS- raison. nicht der Liebe, und wir können damit nur zusricdci» ein, wenn mehr alS da» freie Band der Herze», wenn da« danerndc gemeinsame Interesse" den größte» Staatsmann der Zeit zu niiserm BundeSgenosici, macht. Dcunoch wird daS dankbare Ocsterrrichergeniülh ihn» nicht das Wort ver gessen: „Ein Staat wie Oesterreich verschwindet mchl." EL ivnrte dies Wort ergänzt durch die seine Wendung, welche gestern nur Wenige verstanden: .E>» Staat wie Oesterreich wird dadurch, daß man ihn in» Stiche läßt, wie eS in den Villasranca - Feststellungen angenommen wurde, enlsrcmdet und wird geneigt werde». Dem die Hand zu bieten, der einerseits der Gegner eincS unzuvcrlässigcn Fr.nndcS ge wesen ist." Fragen »vir unS zuletzt, »voraus alle Welt bei der BiSivarck'schc» Rede gewartet: .Wird eS Krieg oder Frieden geben?" so bietet die Antwort sür Jedermann eine Ent täuschung, der hiervon eine endgiltige Entscheidung erbost:. Der Kanzler zwar erklärte die Besorgniß sür nnbegrnndet, aber die Gründe, mit denen er sic zu verscheuchen suchte, waren schwach, und cr sctt'st schic»» ilire Schwäche zu suhlen. Siebt man genauer zu. so sagte der Kanzler eigentlich mchl« Anderes als: Wir haben seit vierzig Jahren beständig KriegS- arsabren gehabt, warum soll de»» gerade diesmal etwa», daraus »verteil? Diese Bezugnahme will aber entweder sagen: BiSber ist eS mir stets gelungen, unS den Frieden zu erhalten, eS wird mir dock wobt auch diesmal getingen; dazu ist aber der Fürst BiSmarck zu gewissenbast, um eine selche Zusage zu machen. Oder er wollte »ml jnein vicrzigjäbrigen FricdciiSbildc den Hörer» »nr die Aehnlichkeit der Zukunft »abelege». Dann aber ist diese An-ssickst zu schwach beleuchtet. Und >n der Tbat ging durch deS Kanzlers Rede ein so ernster, säst elegischer Zug, baß man tiese Beküinnicrmß auS ibr bcraiiSbörle. Diese Stimmung fand dann in dein erhebendem Vertrauensvotum deS gesaminten Reichstages ihre» Widcrklang. Die Scene mag verabredet gewesen sein, aber der Ton. »mt welchem der Kanzler, der diesmal nur zu Brüdern gesprochen und jeden ilarfen Accent gegen irgend eine Partei veimied, seinen Dank siir dieses Entgegenkommen und zugleich das Vertrauen . aussprach, daß dasselbe eine »vesenllicke Verstäikinig der Garantie» des Friedens bilde, kam unverkenubar ai>4 tiefster Brust. Mil gehobener Sliniinniig verlies; er das Haus und ging hock ansgcrichtel durch die Leipziger Straße „ach Hause. Mit einem Inbelschrei stürzte sich die Menge aus ihn, folgte ihm aus den Fersen, und unter unaujhvrlicke» Ausbrüche» der Begeisterung gelangte er. jeden Schritt sich crkanipseiik, in seine Bebansung. Dort mag er nun »veiler spinne» an dem Räthscl, welche- jetzt Europa bewegt und aus welches »vir »och keine andere Antwort wissen, als daS Gocthe'jche Epigramm: 28er will denn Alles gleich ergründen? Sobald der Schnee schmilzt, wird sich'« finden. Königliches Schwurgericht. V. Litzmin. Der SchwurgerichtShos bestand wiederum aus de» Herre» Präsident Landgerichts-Direcloe Iustizrntli von Bose. Laiidg-richiS Nätbrn Wals und tÄrnbee; die Anklage sübrle Herr Slaal-'anwalt Meßner, die Be, Huldigung Herr R-änüanwall Ius1izraIb A»sct,üy: ale Glichworene snngirlen die Herren Clanst-Lei-sniAdam Leipzig, Schade-stedilip, Wunning-Aiölb'S, I>r. Wilhelm, R ndinp, tßleiisniann.Knalliklcederg, Biening-Gaulis. Aunge-Itiebip. v. Pentz-BrandiS, Fick -Dülch, Zenker- Lc>pz>g »nd AnderS-Lichtch. D,e Maure, Ssrau Wilhelmiiic verchcl. Schoos aus Leutzsch war deS Meineids beschuldigt. In einer von einer gewisse» Henniq gegen die Schaas seiner Zeit crbobknen Pewali»»klagesache war die Beklagte wegen Beleidigung zu 20 Geldstrafe und Tragung der Kosten deS Verfahrens veruiiheili, vom Ehemann der Äag-klaglc», dem Maurer Schaas, auch die Straff bezahlt worden. Da jedoch die der Klägerin zu erstattende» Kosten unbcrichtigt gelassen worden waren, so hatte Letztere daö ZwangSvollstieckungS-Beriabren be antragt. Be, der Ausp'ändliiig hatlc man »edvch Deckung nicht erlangen können, so daß die Schaas zu Leistung deS Osfe»- barungSeide» und vorheriger Ausstellung deS gesetzlich vo>geschriebenen VermögenSvcrzcichnisseS veranlaß! wurde; sie kam dieser Berpslich- tung nach und leistete am 4. April IK87 au GerichtSstelle einen E s dahin ab, daß in dem eingercichten Pcrzcichnisse ihr Vermögen voll ständig angegeben und wisjenilich Nichts verschwiegen sei. Nun wurde aber ermittelt, daß die Schaas nach der Verbeirathung mit ihrem jetzigen Eheinaiine demselben ein väterliches Eibtheil von 1800 eingebracht und dasselbe nach deS Vaters Tode in Würze,, in Gegenwart ihre- Mannes auSgezahlt erhalten, sowie daß Schaas das Geld zu dem von ihm auSgesührien Bau eines eigenen HauleS vrrwendet habe, ohne daß da- Geld aus dem Grundstück hhpolhekarijch eingetragen worden war. Die Angeklagte, welche somit sich eines Meineids schuldig gemacht hatte, betrat den GcrichtSsaal im höchsten Grade der Aufregung und unter Anzeichen von Ohnmacht, gab aber doch nachmals klare Ant worten; dieselben gingen im Großen und Ganzen dahin, daß sie an die schon in den siebziger Jahren Angebrachten 1800 ./t gar nicht mehr gedacht haben will. Von Seiten deS Herrn Referendar Keil, welcher seiner Zeit der Angeklagten den LfscubarungScid abg-nommcn hatte, wurde versichert, daß er d,c Schaas bet llcberreichung de» Vermögens-Verzeichnisse- in eingehender Weise und nach Allem gefragt habe. Einige Zeugen bestätigen, daß die Schaas zu ihnen Aeuße- rungen gethan habe, nach welchen sie um ihr Vermögen gewußt hätte. Die Angeklagte bestritt dies; aiidkrerffilt wurde zuq-gebeu, daß die Angeklagte »nd auch bl- in die neuere Zeit a» Kramps- ansällen leide. Nach geschlossener Beweisaufnahme vertrat die königl. StaatS- anwaltschasl die Ansicht, daß ihr die Schwäche der Angeklagten Ol eine gewissermaßen erkünstelte erscheine, daß sie jedoch nicht ver kenne, daß die Angeklagte zur Zeit der Eidesleistung ihrer baldigen Niederkunft entgegensah. Die königl. StaalSanwallschasi enthielt sich daher eine« bestimmten Antrags und gab die Beanlwortiing der einzigen, auf Meineid gerichtete» Schutdsrage dem Ermessen der Herren Geschworenen anheim, ivährend die Verthcidignng sür Ver neinung der Schuldsrage plaidirte. Die Geschworenen sprachen da» Nichtschuldig auS. und demgemäß wurde die Schaas von der erhobenen Anklage sreigespi ockien. Königliches Landgericht. II. Strafkammer I. Der ProvisionSreisende Arthur Fleischer auS E . siec». 30 Jahre alt, halte sich wegen mehrfacher größerer Ilntersch! '.„iige» zu verantworten. Der wegen dieses Vergehens bereits vorbestraste Angeklagte war im Juni 1886 von dem hiesigen Di'hlwaaren- sabrikanten W. zum provisionSweiffn Vertrieb dieser Aiickl mit wöchentlich 10 F xum engaqirt. Außerdem erlnelt dcrs-lbe noch 10 resp. 20 Procent des von ihm gemachten Umsatzes Herr W. kaufte dem Angeklagten auch beim Antritt noch Garderobe, damit derselbe sich bei den Kondeo anständig präsenliren könne. Auch sonst hielt ihn W. nicht schlecht. Der Angeklagte befand sich jedoch stei« tn peruuiär bedrängter Lage, so daß er sich schließlich, al» ihm W. da- Incaffo außenstehender Forderungen übertrug, an d-mrlden ver» griff. I» der Zeit vom März bi« Oktober 1887 unterichlug er ca. 180 soweit e« der al» Zeuge geladene W bi- jetzt constatireu konnte. In der Verhandlung suchte der Angeklagte sem Vergeben damit zu entschuldige», daß er sich in fortwährender Roth besimde» Hab«. Da- Urtheil lautete aus b Monate Gesänquiß. II. Der Dienstknecht E. K. Paul Feite aut Ottewitz, 27 Fahre alt, hatte sich im November v. I de« einfachen und schweren Dieb stahl« in 6 Fällen schuldig gemacht Er hatte kleinere Gelds-* thetl« mittelst Nachschlüssel« au« verschlossenen, thetts a»*
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