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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188802124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880212
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-02
- Tag1888-02-12
- Monat1888-02
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.02.1888
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Dritte Geilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 4Z. Sonntag den 12. Februar 1888. 82. Jahrgang. vom Subscriptionsball. Nichdnick verboten Bkrlin, 10. F-bruar. AL, e» war ein trauriger SubscriptionSball. tcr am Donnerstag Abenb im Opernbause abgehatten wurde, „traurig" nicht etwa in dem häufig in Berlin gebrauchten Sinne, denn daS Fest zeigte denselben berauschenden Glanz wie seine Vorgänger, nein, traurig in der vollste» Bedeutung keS Wortes. Betrübende Nachrichten au- San Remo waren ja bereits im Laute keS TagcS »ingetrofsen, aber trotzdem konnte man aus den Lippen aller Erschienenen die Frage lesen: „Wird der Kaiser kommen?" — und ein Jeder ertheilte sich selbst gern die liossaung-srcudige Antwort: ..Vielleicht kommt er doch, vielleicht zeigt er durch sein Erscheinen, dag man sich nicht übertriebenen Besorgnissen hiugeben soll!" — Aber der greise Monarch, der den Besuch de» Balles bisber als eine seiner liebsten Pflichten augesehen, blieb fern, sern blieben auch Prinz Wilhelm und seine Gemahlin. die man bestimmt erwartet, und io der kleinen, niedrig gelegenen Hcsloge sah man nur die noch immer stattlich-schöne Prinzessin Friedrich Karl und neben ihr, in einem Feuer von Brillanten, die jugendlich-an» mutdige, in duskig-weißc Spitzcnkleidcr gehüllte Prinzessin von Hohenzollern; im Hintergrund der Loge tauchten die Gestalten der Prinzen Alexander, Hohenzollern, Friedrich Leopold und Reuß aus. — Um die neunte Stunde schon schwirrte daS Gerücht von Mund zu Munde: „Der Kronprinz ist am Nach mittage" operirt worden. Zwar wurde auch zugleich von dem glückliche» Erfolge berichtet, aber man traute dieser günstig lautenden Nachricht nicht so recht, man war zu häufig schon durch ZeitungSmeldungen ähnlicher Art getäuscht worden. Welch' ein Gefühl, welch' eine Stimmung: Der Kronprinz operirt. der lheurc Kaisersob», den man so oft aus diesem Fest und an dieser Släite in der Fülle der Gesundheit und der ManneSkrast mit all' seiner bestrickenden Liebenswürdigkeit gesehen, im fernen Süden aus daS Schmerzenslager gestreckt, und hier nun ringsum Pracht und Prunk, Musik und Lust, daS Rauschen der Schleppen und da» Funkeln kostbaren Schmuck s — nein, der Conlrast war zu herb, zu grell, die Freude und der Frohsinn, die mit jedem neuen Gast hier neuen Einzug gehalten, sie stahlen sich fort au» den stolzen, lichtübeifluthclen Räumen, sie schieden lautlos von hinnen und an ihrer Statt tauchten ihre trüb seligen Schwestern auf. Bclrübniß und Kummer. — Die prinzlichen Herrschaften entfernten sich schon vor zehn Udr. die Polonaise der Fülstlichkeiten unterblieb und cö unterblieb der Tanz, so verlockend auch Polka und Walzer erklangen Früh schon lichteten sich die zuerst so dichtgedrängten Schaarcn. Champagner und Austern übten in dem weilen, erfrischend- kühlen Speisesaale keine sonderliche Anziehungskraft an», ein Wagen nach dem anderen rollte von dannen, und von allen Seilen klangen den Insassen die heiseren Ruse entgegen: „Neueste-!" „Allerneuestes!" „Neuestes Telegramm aus San Remo!" „Der Kronprinz operirt! Neueste Nachldepeschc!" — Ach, kiese abgeschrieencn Stimmen, welche so scharf und grell die sternenklare Winlernacht turchkallten.sie scheuchten alle Ball gedanken von hinnen und mögen sich in manchen Traum ge mischt haben! Und trotzdem, trotz alledem — Diele, ja viele Hunderte sogar vermißten diesmal auf dem Balle, der ja eigentlich keiner war, nicht», und für sie wird er eine unvergeßlich-schöne Erinnerung bilden, für sie wird er immer wieder den Gegen stand stundenlanger Gespräche abgcben und alS Glanzpunct ihre» Lebenö gelten, für sie, die — „Olympier!" — Gestehe c» nur, der du diese Zeile» schreibst, du warst ja selbst dies mal aus dem Olymp des Opernhauses, du throntest erhaben über dem Fest und saßest aus harter Holzbank mitten unter deinen lieben Landsleuten, und du bedauerst eS doÄ nicht? — Nein, ich bedauere cS nicht, ich bereue cS nicht, daß ich mich nicht unten, tief, tief unten aus dem glatten Parquet, wie so häufig, drängen und quetschen lassen mußte, daß ich Hieroben in aller Behaglichkeit saß und mein Sluoiengebict wesentlich bereicherte, unter Anderm um die Erfahrung, wie einem gesittete» Europäer zu Muthe ist, wenn er von den Kannibalen langsam geschmort wird, auch nie man sich später einmal im Fegefeuer zu benehmen hat, nämlich ganz ruhig, denn jede Bewegung steigert beträchtlich die innere Temperatur, überhaupt dieses Thema habe ich reckt gründlich keiinen gelernt, auch daß man nie zu hock hinaus soll, denn bei jedesmaligem Unterfangen stieß ich mir den Kopf an einen hübsch gemalte» Engel de» Plafond, und der Engel hatte nickt den Schaben! Aber wa- wiü daS sage» gegen den hinreiß'iiven Eindruck, gegen den unbeschreiblichen Zauber, den der Ball von hier oben au» gewährt und de» sich keiner von den unten Befindlichen ver gegenwärtigen kann. Emen überraschten Laut de» Entzückens kann wohl Niemand unterdrücken, der, nachdem er die endlosen Hvlztreppen cmporgeklommcn und in der primilive» Garderobe Mantel und Hut abgelegt, hinunterschaut in de» gewaltigem wunderbaren Raum, aus dieses bin und her wogende und rauschende Meer, aus dieses farbenprächtige, bnnlbcwegte Bild unter uns, — ein CbaoS von kostbaren Toiletten und funkelnden Steinen, von schon srisirten Köpfen und weißen Schultern, von strahlenden Uniformen und blitzenden Orden, von Spangen und Kreuzen, Diamant-K tlen und -Brocken, viele von ihnen mit ihrem roth, grün, blau glühenden Feuer ein stattliches Vermögen repräsentirend. Und dieses wirre, fesselnde, reizvolle Durcheinander in dem abgeschlossenen Nahmen der Loge» und ihrer scstlick gekleideten Besucher, dieses lebende Gemälde überstrahlt von Tausenden elektrischer Flammen, dazu tönende, klangreickc Musik, vermischt mit dem gekänipst berausschallendcn Gewirr der Unterhaltung und dem Rascheln der Roben, vermengt mit dem daS ganze Hau» ersüllenden Duste süßen Parfüm» — kurz, eine die Wirklichkeit nur etwas wiedergrbcnde Schilde rung »st unmöglich! Und hat sich das Auge an die erste überwältigende Wi kung gewöhnt, dann vermag man sich schnell zu orienliren und kann die einzelnen Scenen de» Gesammk- bildeS genau beobachten: dort strömt ein neuer Trupp Be sucher herein, noch hält er zusammen, wenige Secunden, bann ist er verschlungen von den gesellschaftlichen Wellen, nur die einzelnen Tbeile können wir noch verfolgen, jetzt allein noch den jungen Gardelieutenant, wie er suchend umbersorscht, wie er mit der linken Hand das kleine blonde Bärtchen streicht und mit der rechten den Helm eng an die Seite drückt, aha, jetzt scheint er gesunden zu haben, wa» er suchte, aus eine zierliche Fee in weißer Seide mit frischen Maiglöckchen im Haar, die an vcr Seite eine» würdigen, ordenSbesaeten Herrn einhertrippelt, veisuckt er zuzusteuern, schon ist er seinem Ziel nabe. da. eine plötzliche Stiömung gegen ihn, weit in der Ferne flattert die grazieuse Fee; aber unser MarSsobn ist Stratege, er drängt sich nach der entgegengesetzten Seite de» Saale» und saßt dort Post», der Kreislauf der Be wegung wirb schon die Ersehnte nahe bringen, richtig, dicht vor ihm taucht sie nun auf, ah. welch' tiefe Verbeugung, wie gern er die daraebotenc zierliche Hand ergreift, un» ist, al» hörten wir seine Sprache: .Welch' ein Glück, meine Gnädigste. Sie so unverhosst, so ganz plötzlich in dem Gewühl zu treffen!" — Huuderte derartig beobachteter Bilder und Bildchen könnten wir ansühren. sie amusiren, vertreiben die Zeit und lasten un» eine ganze Reibe kleiner Romane und Nevelletten errath-n. — Und mit welchem Gesühl der Neid losigkeit verfolge ick die kritisckeu Indianerzüge meine» lieben Freunde» und Kollegen ,L. P' da unten; wie scheinbar har»lp« «r dort umherwandert, al« ob ,hn all' da« Getöse nicht», gar »je""* anging«, uud wi» schwelgt dabei sein jchvn- * si V ih« »»»grb«,d«n Füll» von Äagrud und Anmuth, Schönheit und Pracht, wie mögen im Innern seine Gedanke» arbeiten und da» geistvolle Feuilleton zu sammenstellen. aus da» jetzt gewiß schon mit Sehnsucht die gerade mit ihm auf da« Lebhafteste plaudernden Damen warten. Ja. .L. P ", da» laste ich mir gefallen, wie holdselig dich die anmutb-prangende Fürstin Radziwill anlächelt und wie freudig dir Fräulein Patlini. der Stern aller Opern» und Schönheit-freunde, da« Händchen enl- gegenstrcckl, jetzt nabt auch noch Fräulein Dell'Era und du plauderst mit ibr und lächelst und bist liebens würdig. mich hier oben aber ersaßt collegialische Angst, daß du. zum ersten Male, deinen Berus verlebtst, daß du nicht hinter dir die reizende Polin siebst, die am Arm ihre« Baker», des stattlichen. Einstige» General», hängt, daß du nicht neben dir dir io Rosa-Wolken gehüllte schöne Gattin de» blond- bärtigen beliebten Rechtsanwalt» bemerkst, und daß deine Blicke so viele, viele andere liebliche Eischeinungen nicht br achten, deine Blicke, die momentan nur a» dem ideal-holden Fräulein Groß hängen, der du jetzt sogar den Arm reichst. Alles konnte ich ertragen, da» ist zuviel, nun streikt meine Neidlosigkeit und ich muß schnell aus andere Gedanken komme», ich verlasse meinen Platz, den sofort Frau Schlächtermeister Kulicke, die schon lange daraus wartet, einnimmt und kaufe mir für sünzig Pfennig ein Gla» Bier und eine Schinkenstulle. Dieser leibliche Genuß giebt mich meiner Umgebung zurück und damit de», Kreise meiner Olymp-Genosteo. Ach. daß ich üe euch nicht vorzeichnen kan», diese braven Leute, bieje Männer. Frauen, Töchter, wie sie um die achte Stunde nabten mit gen esten-teierlichem Schritt, in sauber gebürsteten 'chwarzen Anzügen und frisch gewaschenen Kattunktcidern. Diese- Schauen, diese- Staunen, und nachdem ein halber Thaler — einen ganzen kostet da» Billct — „abgesehen" war. dann für die andere Halste de» Geldes dieses Gemütblicch und Behaglichmachen! Wie wurden die Düke» mit Semmeln, Apfelsinen und Pfannkuchen bervorgeholt und deren Jnbalt verzehrt, wie schmeckten daS Bier und die We'ße, die selbst ui diesen gebeiligten Räume» nicht fehlte, und daraus VaS Pappeln und Erzählen, das Kritisiren und gegenseitige Großlbu» .Du. Ama—li—e", ruft Frau Schulze über drei Bänke fort ihrer Freundin zu, .haste denn Deinen Mann noch »ich jesehn?" Und Amalie, mit dem Opernglas starr nach unten guckend: .Iawoll. soeben sah ick ihn, er stand an de Säule", dabei sitzt der liebe Gemahl von Amalien aus der anderell Seite der Galerie und winkt mit seinen dicken rothen Fingern beständig heiüber. Meine Nachbarin in blau und weiß ge freister Taille, Frau Schlächtermeister Ku'.icke — andere» kann die Frau nicht sein und kann auch nickt ander» heißen — ries fortwährend laut, wann nun endlich die .Polnenaise" ansinge, und eineandereMitbürgerin mit bedenklichc» weiß-baumwollenen Handschuhen Nummer Zehn hatte auSschlüßlich Sorge um ibre recht bejahrte Tochter, die vorn in der erste» Reihe saß. DaS unschuld-volle Kind brauchte sich nur ein wenig vorzu biegen, dann drvbnte die Stimme ihrer Erzeugerin durch die Galerie: .Emmiken, Emmiken, fall' bloS nick über de Brüstung!" — Es hörte sich sehr melodisch und stimmung- voll an. »Emmiken" bot mir denn auch nachher einen Pfann kuchen an, eine sogenannte „Berliner Schmalzlerche" von be denklicher Größe und Färbung, ich dankte verbindlich, worau „Emmiken" der Mutter klagte: „Mutter, der Herr ißt keenc» PianneknchenI" und die Ernährerin daraus würdig und ge lasten: „Da dhut er UN» leid!" — Aber auch an hübschen MädchenknoSpen sehlte e« hier oben nicht, träumerisch sahen sie biittlnter aus da» bunte Gewühl, und ich wette, sie dachte» „Wenn du koch auch nur dort unten wärst, an der Seile eines stattlichen CavalicrS!" — Um elf Uhr brückte ich mir »leinen Chapeau-Claque in die Stirn, unten der Saal batte sich schon etwa» geleert, oben die Galerie noch gar ,,'cht; als ich die ersten Stufen der Treppe hinunterschritt, hörte ick e» noch nachschallen: „Na nu muß doch jleick de Polnenaise besinne»!' Paul Liadenberg. Localvcrein für wissenschaftliche Pädagogik * In der Sitzung am 7. Februar reserirte Herr Glöckner über Willmann'« Grundlegung der Didaktik, im Anschluß a» des Genannten We>k: Tidaklik al» Bildungslehre in ihren Beziehungen zur Sociolsorschung und zur Geschichte der Bildung. I. Thcil. (Ein lcitung. — Die geichichtliche» Typen deS Bilduagswesen«) An und tür sich läßt sich eiu dreifache« Verhält»,ß »wischen Pädagogik und Didaktik denken: entweder tritt die Lehre vom Unter richt an die erste Stelle, während die von der Erziehung al- eine Art Ergänzung hinzukommt, oder die Erziehung sieht voran und nimm» den Unterricht in ihren Dienst, ober endlich beide, Erziehung und Bildung, werden als coordinirt betrachtet. Die Enischeidung über die Frage, welche dieser drei möglichen Austastungen vorzuziehen sei, wird vorzugsweise davon obhängea, ob und in welchem Sinne man für Pädagogik und Didaktik eine indivibualistiiche oder eine loc ale Gruablegung fordert. Für die iodividualistische Betrachtung», weüe ist da- Berhältniß von Erzieher und Zögling maßgebend; die sociale setzt an besten Stelle da- Berbältniß der erwachsenen zur heranreiskudeu Generation. Der Lersaster wendet sich zur Klar stellung der socialen Austastung an die altbekannte Analogie zwischen der Selellschast und dem organischen Kö per und weiß derselben in geistvoller Weise die sür seine Frage erh-blichen GcsichiSpuncte abzu- gewinnen. Jene Analogie »rstrecki sich auch aus den Proceß der socialen LebrnSeraeuerung, vermöge dessen der sociale Organismus unter sortgebeadem Au«icheiden vou allen und Eiusügungen von neuen Gliedern dennoch «ine conttiiuirlich« Entwickelung maehilt; diese Continuität ist bedingt durch eine Reihe von Acten, durch welche die heranreisende Generation solidarisch mit der erwachsenen und dadurch mt« allen früheren vrrknüvs« wird. Diese Arie der socialen LcbeaSeraeuerung sind: Fortpflanzung und Vererbung da» fücsorgendr Ausziehen der schwachen Jugend, die unwill kürüche und unbewußte Assimilation de» Nachwuchses an da« gereifte Geschlecht, der Erbgang der Güter, inSbeiondere auch der Sssentlichen und nationalen Güter, endlich Lehre und Zucht. Zwar sind fast alle diese Idärigkeiten, einzeln genommen, nicht out das Gebiet der socialen LebevSerueuerung, also au» da« Berhäliniß der gereiften zur heramvach'enbe« Generation, beschränkt, vielmehr ver zweigen sie sich weithin in dem Ganzen der iociale» Functionen Gleichwohl ift die Verknüpfung derielden im Erziehung«, uud Vit dungswesen riue spccifisch eigenthümliche Leben-function de« socialen Organismus. So ist z. B. die Ausübung der Zucht, wie sie von der gereiften Generation aus den NaitiwuchS gerichtet wird, specifiich verschieden von derzenigea, welche die Gesellschaft ans ihre erwachienen Mitglieder handhabt: elftere (die Erziehung) hat einen ungleich reicheren Inhalt al« letztere (die bloße ZuMtubuiig). Die Erziehung nämlich ist nicht beschränkt aus die Regelung schon vorhandener Strebungen, sondern sie Hai neue zu schäften, edle« Rei» aus wilde» Stamm zu pfropfen; sie hat eben deshalb einen sür'orgenden, au die Zutunft gerichteten Lknrokter und ist stellvertretend sür eine noch unniündiqe Vernunft. Ader die Erziehung stickt auch in die Ver gangenheit; sie bot die überkommenen Güter der Gesittung zu er halten und weiterznaeden, welche an dem bürgerlichen Gemein esea. der Gesellschaft, der Na»»», der Kirche ihre Träger baden. Dieser sociale G sivlSpunct vildet die Ergänzung oder bester den Hinter grund de« Individualen; da« individuale Berhäliniß von Erz eher und Zögling ift «hur denselben nicht dentvar. Daraus beruht e« auch, daß bei oller Freiheit, welch« der Perlönlicdkeit im ErziehunglgrschLft tzutommi. d»ch die Erziehung immer, auch wenn sie nicht »ir im alten Sparta zu colleciiver Tdätiq- krit sich «»wickelt, riueu gewisiea gleichmäßigen Charakter trägt, der vo» dem Gemeiugeifte innerhalb zeaer große» Genossenschaften abhängig ist. Demnach ist da« ErziedungSwetra d,e homologe Dichtigkeit der erwachsene» Genera»»», durch welche die- selb« sürsorgrad nad stellvertretend di» Strebungen der jugendliche» Natur regelt »,d ethischer Gestaltung entgegensüdr», indem sie dem Rnchivuchse di« Grnadlagen ihre« eignen geistig-sittlichen Lebens inhalt« zu eigeu gtebt. Dem ft»H dn« vildu»g«»»se» gegenüber, welche« »orzuasweise auf intellektuelle vesthiauug gerichtet ist. Do« Vildra »uterscheidrt sich »om Lehre« d»»«ch, da» es den übermittelte» Iuhalt »» einem frei verfügbare», geistig feuchtenden Besitz de« Individuum« macht. Daneben aber ist der sociale Eharakler der Bildung u»v-rkennbar, da sie innig zulammenhängt Mit der gelammten geistigen Dhaliqleit, wie sie sich in Sprache. L terntur, Wissenschaft, Kunst und Glaub« äußer,. Das sociale G.präge der Bildung findet auch darin seinen Ausdruck, daß ganze» Elast n von Menschen ein und dieselbe Bildung »geschrieben wird. (Gelehrte, weftmännilche. allgemeine Bildung.) »gleich hat da« Bildungnivelen säst ta allen höher stehenden Völkern eine kollektive. vrqanisirle Gestallung angenommen. Das Bildung), weien ist also der Eompbx von Anstalten, Veranstaltungen und Mifteln, welche dem Individuum zur Aneignung gewisser grund- legenrer, genicingilligrr Ferti keilen, Kenniuiste und Einsichten ol« rri verfügbarer und besrucl'Iender Elemente des geistigen Leben« und dam» zur Erreichung bcsl»»mler Sluscu iulellcclucll-moralischcr Bejätugnng verdelsen. Im Gegensatz zu der üblichen Behandlung der Pädagogik und Didaktik, bei welcher diese G geniiände eine» w sten'chaftlichen Charakter nur durch ihren An ckftnß an andere Wissenschaften Philosophie, Philolosie, The 'logie, Politik)erhielten, lucht nun Will- mann venjelbrn ein selbständig-« Jorictiuiu«gebiet mit eignen Principirn dabnrch zu eköstnen, daß ihr Horizont auS- gkdediit wild aus jeae großen Eollecl>p«rsche»iunqe», in denen die erziehende und bildende Tdit,gleit der M nicheu Gestalt gewinnt, und daß sie so Mit Unieriuchungen in Lontact geletzt werden, welche aus die socialen Phänomene im Einzelnen und im Ganzen gerichtet sind. Einigermaßen verwandte Bcstr, düngen zeigten schon Plato »nd Aristoteles in ihrer Pädagogik, desgleichen die Didakl.kcr des 17. Inh, hundert« und wenn auch in sehr einseitiger Weise die StaatSpadagoqik d.S 18 ; in unserer Zeit bol namentlich Lorenz Stein in seiner BerwallungSlehre ein« ähnliche Auslastung wenigsten« de« Bildung»»»!«»« dargelegt. Die Gcsahr, welche »nt einer solchen Auslastung verbundr» ist, nämlich die Betrachtung >nS Flache. Verschwommene zu ziehe», ist dabei nicht immer vermieden worden. D mgeqenüder baue die Jadwidu.ilpäda mg k Recht, wenn ie sich aui da« B-rbäliniß von Zögling und Erzieher zurückzog und dasselbe mit scharfen, bestimmten Züge» zn erlasten luchte. Al« Haupivertreier dieser Richtung sind Locke. Rousseau und auch Herbart zu nennen, obwohl es bei dem Letzteren an Hinweisungen aui die Ergänzung durch da« sociale Gebiet nicht lehlt; und dle Verdienste dieier Richtung, naiiienitich de« Herbart'ichen Shitem«, welche« den Höhrp mct derselben bezelbiiet. dürsen keineuiall» wieder verloren gehen bei der geplanten Elweiterung de« Horizont«. Tenn das Individuum ist eben Nicht eiu dloßeS dienendes Glied deS Ganzen, sondern hat einen absoluten Werth an sich selbst: ein Umstand, welchen man bei der Analogie zwischen Äelellichast und oeganilcheii, Körper lest im Auge behalten muß, um Nicht m große Jrrihümer zu verfallen. ES ergicbt sich hieraus, daß da« sociale und individuale Element als gleichberechtigt iml einander zu vereinigen ist. Berücksichtigt mau vorzugsweise da« sociale Element, so wird man geneigt lein, da- BildungSwele», best « Aiikianileit weit mehr colleetiven Eharakler trägt al« daS ErziedungSivesen, an die erste Stelle zu setzen; daj Umgekehrte »ritt ein bei hervorragender Berücksichtigung des individualen. Allein keine« von beiden Gebieten, weder da« Erziehung«, noch da» Bildungswesen, ist eine Provinz de« ander». Denn obwohl beide darin Übereinkommen, dem Menschen eine inucre Gestüt zu geben, und dahec vielfach in einander übergreisen, so tragen sie doch beide einen lpecifilch verschiedenen Eharakler an sich. Bei der Angabe diese- Unterschiede- wird man allerdings Willmann nicht in allen Puncten zustimmen können; die Haupt'ache aber ist die, daß die Erziehung, aui Wille »nd Strebungen gerichtet, vor herrschend bestimmt ist durch Sa« LthoS de« häuslichen und östent. lichen Leben«, die iociale Gliederung und die Silke der Gesellschaft, wahrend die Bildung, aus geistige I ätigkeit gerichtet, abhängt van der Gesammtthätigkcit aus diesem Gebiete in Aissenichast. Sprache, Kunst und Glaube. Die einzelne» Züge >ener Gestalt, welche Er- Ziehung und Bildung im Inneren de« Menschen Hervorrufen wollen, und auch die Mittel dazu soffen sich eben deshalb nicht in eine abstracte Formel zusaniniensasien. Denn Erziehung und Bildung sind immer zugleich Ucderlieserung und Aisimilalion und haben einen vielsörmigen geistig sittlichen Lebe»«inhalt und die großen Gemein- schäften als Tiäger desselben znr Voraussetzung. Der Inhalt, womit beide arbeiten, ist nicht bloße« Mittel, sonder» zugleich Lehrgut, dessen Fortpflanzung an sich selbst sittliche Ausgabe ist; ihre Formen, v rlahrungSweisen und Veranstaltungen sind so verwachten und historisch bedingt, daß keine Deduktion sie erschöpfen kann. Die Er zichnng als Kunst ist ein Höhepunkt, umspannt aber nicht den Um kreiS derselben. Achnlicd ist der erziehende Unterricht ein Höhepunct im BilduiigSwesen. umsaßt aber nicht die Bildungsarbeit als Ganzes. BomGesichtSpniict der ethischen Aisimilalion allein läßt sich der BildnngS- erwerb und die idm dienende Organisation Nicht vollständig überblicken, wie auch Herbart aus dielen Umstand und aus die entsprechende Ergänzung seiner Pädagogik hingeiviese» und dasür sogar den systematischen Ort bezeichnet ha'. Willmann gedenkt nun eben diese Ergänzung zu principieller Bedeutung zu erheben und bezeichnet daher al» Problem der D dakt k a cht den erziehenden Unterricht allein, sondern den ge- samniten Bilduog«erwerb nach seiner socialen und individualen Sen»; und eben dom» werden Pädagogik und Lidoklik coordiairte Gebiete in der Spkäre der Vermittlungen, welche der Leben-eeneue- rung deS socialen Organismus dienen. Da jedoch Willmann selbst nachdrücklich betont, daß neben dem Ganzen de« sociale» Organismus jede« Individuum einen abioluten Werid hat, so sch'int die Frage nach der Berechtigung dieser Coordinativn noch osten zu bleiben; denn io Ansedung der Individuen steht »och Willmann leider die Eiziehung obenan und die Bildung an zweiter Stelle. Man wird abzu'varlea haben, inwieweit der geschätzte Verfasser dieser Doppel- semgkeit im Verkältviß von Pädagogik und Didaktik bei seiner Fassung der Autgobe wird Rechnung trogen können; bl« jetzt ist leider die Fortsetzung seine« Werke« noch nicht erschienen. Doch merkt er bereits an, daß sür die wissenschaftliche Darstellung weder daS sociale noch da« individuale Prmctp einen festen Standort ge währt. da beide aus einander Hinweisen: denn die Gesellschaft brftebt au« Individuen, und die letzteren sind wiederum nicht ohne Zu- lamnienhong mit der Gesellschaft zu verstehen. Diese Schwierigkeit baden jedoch alle Untersuchungen über die moralisch« Welt (Staat. Markt, Sprache, Zeit- und VolkSqeist >c.) gemeinsam. Man muß daher nach Herbarl'S Wort den Schritt abwechselnd von dem socialen aus da« individuelle Gebiet und umgekehrt bin und drr lenken. Die Völkerpsychologie, die Moralstatistik, die Gociologie bieten Beispiel« einer da« sociale and individuale Element verknüpsenden Wisienschast und liefern zugleich einen schätzbaren vorratd von Bor- arbeiten tür da« Unternehmen einer solchen Pädagogik und Didaktik. Sollen Pädagogik und Didaktik aut die socialen and collecilven Erscheinungen ausgedehnt werden, so ist damit zugleich die Forderung de« lnstoriichen Priac p« gegeben. Denn da« VerftLiidniß jener Er. scheinungen ift nur ans geschichtlichem Wege zu erlange». Trotzdem ist ost selbst da. wo man die socialen Erscheinungen berücksichtigte, da» historische Princip »erkannt, und zwar infolge de« praktischen Antriebe« za bessern und zu resormirr», worüber e« nicht »u einer hinlänglichen Würdigung de« H storitche» kam. So war e« ichon bei Plato, ferner bei den D daftikera de« 17. Jahrhunderts und in hervorragender Weise bei Pestalozzi. Auch bei Herbart ist da historische Princip trotz zoblreicher entgeqenstrhcnder Aeußcrungea wenigsten« nicht zu voller Eonsrquenz gelangt. Nack dieser Seite hin erblickt der Bersosjer vielmehr ein Verdienst der Schelling'ichen und H-gel'schea Pvilosophik, und ganz besonder» fruchtbar wurde daiür die Erneuer»«» de« christlich n Elemente« seit Antang diese« Wenngleich nun auch gegen manche Auseinandersetzungen Wi! mann'« Zweitel erhoben wurden, so war man doch darin einig, de da- Werk deS VersasterS, aus Vesten gehaltreicher Fülle nur eini Hauptgedanken hervorgedoden werden konnten, in hohem Grade v. dieuslvoll sei; und man knüpfte die Hoffnung daran, baß es sich ge eignet erweisen werde, der pätagogi chen und didaktischen W'fjens.t a ! einen weiten Gesichtskreis uud bisher unbenutzte Hilfsquellen viel seitiger Art zu eiöst ien und derielden damit einen kraftvollen Im puls zu gedeihlicher Wcitereiliwickeiung zu geben. JahrhundrrtS. Die Geschichte kommt in dreifacher Beziehung in Betracht. Eisten« ol« Geschichte der Erziehung«- und vildungslehre. zweiten« al« «e'chichte de« Erziehung«, und Bildung«wesen«, welch« beiden Zweige der G schick»-sorichung et» ähnliche« Berhäliniß zu einander haben, wie dir Dogmen zur Kuchen.,eichichie. E ne wich« geschichtliche Betrachtung, deren Ausgaben und Hftslwistea schatten der B-rsaster noch g-naner sp cialisirt, wirb einerseits die Bedingiheit »nd Variabilität der Beianstalilingkn für Erz evnng und Bildung ausweise»; ondererieit« aber soll d.»selbe zugleich normativen üdarakier dadurch erlangen, daß sie mit der» Histoeiichen da« Ideale perkaupft. Analoge Veslr, düngen sind bekanntlich bereu« dervorgetreten aus dem Gebiete der Sprachsorschnng. der Recht«, w stkiiichoft «nd »er Eidtk; allein d e« metdodoloqische Princip der Herkiiüoiiiaq von Historischem un» Normativem ist noch mannigiach umstritten, namentlich auf dem Gebiete der Ethik 2» wurde» nuch vorzugsweise gegen dielen Puuu de« W llaiiiin'ichen Piane« Be- denken in drr Versammlung geäußeci; ei» sichere« Urthrii wir» sich nuch hier erst gewinnen lasten, wenn der veriuch vollendet vorlirgt. Dritten« kommt die Geschichte auch dadurch in Vetrachi, daß sie zur Erziehung und Bildung >u oirecle B-ziehung tritt: sie arbeitet leider mit au der Erziehung, und ondererieit« arbeitet die Eiziehung mit an der Geschichte, >nd«m sie »ir sittlichen und geistigen Güter, welche die Vergangenheit erwarb«», so z» sage» eoadenstrt »nd zpglrich eia vk»t»r der Zukunft Ift. Herein sür die Geschichte Lelprigs. Die letzte Abendversanimlmig de« „Vereins sür die Ge schichte Leipzigs" im Hotel „Stadt Himburg". Mittwoch on> 8. Februar, war vo» Miiglicder» und Gästen gut besuch'. Es wurde vo» dem Vereiusvvisitzenden alsbald Herrn l)r. F. Geß. w!cher seit Kurzem sür da« Fach der Geschichte an der Universiiat Lew i, dabiliiiri, da« Wort zu dem von >bm zugesogten Vorträge „über Leipziger SluventenIeben im 1ü. Jahrhundert" ertbe lt. Nachdem Redner die Quellen, aus weichen der Vortrag susue. darunter auch urkundliche Schriftstücke aus den diesige» Archire». angegeben halte, lenkte er den Blick aus die Nachrichten, welche an« dem TlistungSjahrhundert der Universität, inSbeiondere auch durch Briese, so vom Domherrn von Wattenbach. aus unsere Zeit ge kommen sind. Damals wohnten Lehrer und Studirende nach kloft >- sicher Form in besonderen geräumigeu Gebäuden bei einander, die man Eolleqieu nannte, während die ganze HauSgenossenschasl i»S- gesanimt al« „Burla" bezeichnet wurde. Tie Studenten standen unter Aussicht der Lehrer, arbeiteten, aßen und tranken mit ihnen und trieben bet dem edeloseu Stande jämmilicher Eollegienbcwotmer och viele Allotria. Nannte doch der Bolkewitz zu jener Zeit, wo Leipzig vier solche Sollegienkäuser hatte, das Hau« der „frei» Frauen" vor dem Hallelchea Thorr da« fünfte Collegium. Do» Rector lag die Verpflichtung ob. die „Bursen" von Zelt zu Zeit - revidiren, wobei er von den Senioren der vier Nationen, später Dechanten der Faeultäten, unterstützt oder wohl auch vertreten muri e. Ganz kasernenmäßiq sollte kein Student ohne Erlaubiuß seine« Borge- ictzlen in die Stadt geben oder wohl gar Privaiwoknunqen nehme». Erst 1494 wurde den Studenten der Rechlswisteiischait und der MeScin gestaltet» so lange Privatwodnungen zu beziehe», bi» ihic Fakultäten Bursen erworben haben würben. Lustig muß e« damals bei den ..akademische» Bürgern", die Lehrer nicht ouSgeschlvsten, hergegangen sein, dies beweise» nicht nur die verschiedenen v rordnungen gegen daS Schreien, Lärmen, wildc- nächtlimeS Leben, Dlcnenschleppen, unbefugte- Fischen und Baden i» den Stadtgräben und anderen Unfug, sondern auch noch >etz! bekannte Spoltlieder, von welchen wir nur „^mbulnkat l?i«-rw»- in einen grünen Wald" nennen wollen. Dabei sehlle es auch nicht an großen Tumulten, io 14ö8 und 1461, wo die Bürger schaft durch Elurmschlag mit den Glocken in« Gewehr gernlen w.rden mißte. Im Jahre 1471 brach «ine Febde zwilchen der UniversiiSI und den Schuhmacher» aus, die solche Dimensionen' cnnabi», daß schließlich der Baniistrahl der Kirche zur Unterdrückung der Jeiiidseligkeiten hervorgesucht werben mußte. — Redner charakic- nsirte da« damalige UniverstlätSlebea auch durch Vorsiihrung kc« ProsestorS der Poesie Peter Luder, drr durch Collegia über „Ovül cka am re" und Terenz seine Zuhörer zu fesseln gedachte, und da ihm, dem schlechten Lateiner, die« nicht gelang, nach bissigem Zanke von Kinnen wich. Ein wohlerdalteue« SckiristensaScikel ouS der Mitle de» 16. Jahr hunderts batte Herrn Or. Geß Beiantassung gegeben, ein atademischet- Sitienbild auch au« dieser Zeit zu geben. Im Jahre 1ä46 war der Leipziger StuSiosuS Johannes Griebe» Studiren» halber mit ieinem Pcäceptor Ambrosius Schürer nach Padua gegangen. Hier aber begann Johannes ein lustiges Leben, schlug die Warnungen deS PräreptorS >a den Wind und vergaß sich eine- DogeS so weit, dem Präcepior zwölf Kronen zu stehlen. Dieser schrieb deshalb einen Klaqebries an seine« Psteqebesohlenen Binder Jakob Grieben und be- meclte dabei, daß der Diebtsinn dem Johanne« angeboren zu iem scheine. Diese angebliche Familienetgenlhümlichkeit wie- aber Jakob hochentrüstrt zurück, weil sie a»ch eine Beleidigung seiner Ettern enlholte. An ,einen Bruder aber schrieb Jakob, daß er ihn oi» liebsten am Galgen sehen wlirde und er sich n ch! mehr unterstehen möchte, de» chrenwerthen Familiennamen „Grieben" zu führen. Den Bries adressirte er „Dem Herrn Baccalanrco Johanne« Dieb". Aus Antrag de« PräceptorS, der von Padua nach Bologna gegangen und der Freien Künste »nd beider Rechte Docior geworden war, reiste Johanne« aus einem Klepper, den ihm ein Kausgesell verschasft hatte, lo47 wieder nach der Heiniath, wo er auch glücklich ankam und weniger locker geworden zu sein scheint. — Soweit im Abriß der Bortrag, sür welchen die Versammlung »nd jpeciell der Vorsitzende Herr» vr. Geß lebhaften Dank entgegen- drachteii. — Tie Griehcn'schen Schriftstücke und zwei Urkunden, de- »restend de» Bierbedari in den Collegienhäusern und Verträge zwischen Rath und Univcrsilät in peinlichen RechiSsällen, gingen zur Ansicht von Hand zu Hand. Schluß der Versammlung gegen 11 Uhr. In Bezug aut die oben erwähnte Fehde zwischen der Univcrsilät unk den Schuhmachern möchten wir noch erwähnen, daß dieie den Universität-verwandten ehrlich und ritterlich absoqten, indrni sic dc» Fehdebriei offen an die Tbüren jämmtlicher Lollegienhäuser onschlugcn. Ei» solcher Fehdebrirs ist aus unsere Zeit gclommen und wir gebe» ihn hier wörtlich wieder. » „Wir nach gescrcbin Lorenz stohck, Steffan stoyck. Peter stoyck ge- brüdern, Peter Ihle, MattiS ftnydt und Valentin smhdt >h»n kinid »klm vnd ichlichen stndenten der universiteten Leipzck welches Wes, ) lve sind. Es iunt DoctoreS. Licentiate», Mimier adir Bacul i. sye sind geistlichin adir wcrlilichi», Junik adir all, clcin adir gi n. daß wir »wer sqnde wordm vnd synde sein wollt» vmb deS w > daS ehner genannlh der lange Probist Ja vnsir Libin srawin Collc w wollende vnd cleyn nicke! In docior smidebergiS burjin vnd b.^u- lariu« schncz vnd einer genanih Grostel widir Got. ere vnd recht In der stabt genchte Leipzck mit irer selb,st gemalt und srcvtl r w Hannd vnd darober qelemzeit habin vnd wollin vnß hirvmb nit Wandels vfleg in Sulch« windelS wir obin gemelle vnß an alli» tcn dye do sti denien shnt Junck adir alt erholin wollin vnd wollt» vnß eine sulchen an vch allm Izu den «re» dewart habin. Gege » vndir dissin Ingesigil de» wir nu tzumile gebnichin Im LILeeel-XXl Jare. L. Msr. Schreberverein der Nordvorstadt. ne. Leipzig, 10. Februar. Die gestrige Sitzung de§ n o L- vorstädtischen Schreberverein- war so zahlreich vo» Fan»! n- gliedern besucht, daß die kleinere» Säle nicht Raum genug r, i n und man schließlich in den großen Saal wandern mußic. D r B r- sitzende Herr Georg! begrüßte in herzlicher Weise die Anwes n n und na» einigen Mittbe lungen über die letzten Wahlen und i. > r die Bekanntmachung der Beriheilung der Aemter im Ta; b!a>! rl lt Herr Naumann da- Wort zu seinem giftigst zugesagt n Borira ' , der ol« eine „Planderei" angetünbig» war. Der Vortragende erklärte die „Plauderei" als ein Forlspini!, „ «ine« Gedankens von irgend einem Anlnüpsung-punrte ano, r ) bezeichnele als einen solchen Anknüvsungsvuncl die Crzicbung Kinde« in Schule und HauS. Nachdem er die »ansenbfart .> Müden de« Hause« um das Kind und die geistige Pflege ,.nd Ein- Wirkung der Schule aus verstand, Gemüth und Willen b - selben oagedeuiet und aus den Irrtdum hingewiesen leite, , dem man sich befinde, wenn man Hau« und Säule als die e n > Er .irhungssacioren hinstelle, zeigte er. wie namentlich in eiw r G rst- ftodt der Berkedr aus Weg und Straße, die einzelnen Gän . s KmdeS, leine Altersgenossen, und die verschiedensten Leenen in n:) ouße halb der Wohnung zu den Miterziedern deS K »des gel viril. Alle diese Einflüsse aus da« Kind zu übrewochen, alle- Siö ende ve:i seiner Eniw ck lu»q abzulenken und Alle« idm z» bieten, w S söi de - sich ist (Lpi l im Freie» ,c.)> da« se> dir Auigabe der Lchr b nn i- eine. Da nch nun bei alle» ErziehungSmonientcii Ho»« »ns Schale innig berühren, so knüpft« der Redner seinen weiteren Vortrag an die Woue-' Znr Schule — Bon der Schule — Narb d r Schule. Für alle diese drei wichtigen Momente aab er e ngri. und so prakli'che Winke, daß sein Vortrag vom Ansing l s i Ende sesselre und anregte. Bcl dem ersten Puncte erm,er!c er . i da- Normalbild, welche« manche Familie bei der Vorder a , de« Kindes zue Schifte offenbare, ober auch an die viele» - Weichlingen von der Regel und gab dann hinsichtlich einer strengen Mutierung de« Schüler» vor dem Schulqange hinsichtlich der R in- lichkei» an den Händen. Haaren und überhaupt ser Ordnung ia o,:l Sachen sehr beherzigentwerthe Regel», an welche er dann «och versch'edene Andeutungen über di« Ernährung de- Kindes, übel dir Zeltbeachtung, über da« Warten »or de« Schule, über die Gel!» frag« und Uaderr« knüpft«.
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