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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188802225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-02
- Tag1888-02-22
- Monat1888-02
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.02.1888
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1104 s;!a sollte nick» zu beachten. Gewisse Demokraten scheinen kür da» ulte Frankreich Ludwin'' XlV. und Napoleon'» wenigec einen Ver» ländeteu als einen Beschützer suchen zu wollen: unter dem Vor« wandte, dasselbe wieder zu erbeben, trachten sie dasselbe ans den Rang Montenegro» berabzudrücken. Gegenüber deni Gerede, Frank reich könne den Orient getrost den Nüssen überlassen, wird die Achtung vor einer tausendjährigen Ueberlieserung französischer Volllik angeriil-n: und wen» Rußland für die sranzösische Unter- ilützung in Bulgarien mit Gegenleistungen in Egypten dankt, so stehen dort bws russische Interessen aus dem Spiele, während Frankreich mit der Forderung der Freiheit deS SuezcanalS und der Räumung Egyptens durch die Engländer eia europäisches Inter esse vrrtheidigt. Während man ferner in Paris nur aus Berlia blickt, ist c» wohl möglich, daß Petersburg nur Wien im Auge habe. Wurde nuu, zum Unglück Europas, eine russische Intervention in Bulgarien einen Eouslict zwischen Rußland und Oesterreich herbei- sührcii, so stelle man sich bei einem solchen Zweckampft Deutschland und Frankreich als Zeugen aus dem Terrain vor. Rußland ist allerdings eia ungeheures Reich, aber alle Berech nungen der Diplomatie können durchkreuzt werden durch eine kleine Boii.be, die den Zaren trifft; und im Fall einer Katastrophe würde die kaiserliche Familie zur conjervativen Politik einer preußischen Allianz zurückgeschlendert werden. Finanziell, administrativ, nnli- tairisch »i der nordische Koloß sehr schwach. Sein mit Assignaten auigebautes Budget gleicht einem Palast auS Eisblöcken der Newa Uiid würde rasch dah,»schmelzen. Tie Verwaltung, selbst im Heere, ist bis ins Mark saul; und Niemand kann wisse», wie lange Zeit eS dauern würde, bis die Mobilijiruug seines Heeres fertig wäre. Und ti.- Gefahren wären schon deswegen zwischen Frankreich und Ruß land nicht gleich verlhcilt, weil der Feind bei letzterem Mühe hätte, i is Innere einzudrinaen, während er bei Frankreich nach der ersten Schlacht sich in der Champagne, nach der zweiten unter de» Mauern vou Paris befände. Der eindringende Feind ist in Rußland säst iiunier gescheitert und hat in Frankreich fast immer triumphirt. U berdics könnte daZ Drcibündniß die Türkei, Rumänien und die I einen Orieiilstaaten an sich ziehen und Frankreich müßte sich dem Feind an allen seinen Grenzen zugleich entgegenkehren. zu Wasser ad zu Lande, in Europa und Afrika, ohne die Sicherheit, daß sei» ferner Verbündeter Zeit und Mittel habe, ihm zu Helsen. N.'b.roies ist die internationale Lage Frankreichs und Rußlands k'iii' .wegS dieselbe. Mährend die bloße Aussicht eines französischen Bii» n ii s Rußlands Macht verstärkt, könnte dieses noch im letzten Fug »blick sich mit Berlin verständigen; und nichts hindert Ruß land daran, wenn es einmal auS dem Gespenst de- französischen üliidniss S de» erwarteten Gewinn, z. B. mit einer Befriedigung seiger Eigenliebe »i Bulgarien, gezogen hat. So natürlich also dem Dreibündniß gegenüber die Annäherung Frankreichs und Rußlands sein mag, so darf dieselbe nur auf den Finden, nicht aus den Krieg abziclcn. Nur so entspricht sie den MRischen der ungeheuren Mehrheit in Frankreich. ..Opportunisten vdc' Radikale, die Männer, die sich in der Regierung Frankreichs aolöicn, müsse» aus einem dvpprllen Grunde am Frieden sesthallen, ' iuinal als Franzosen und dann als Republikaner; als Franzosen »ühlen sic. das, cm Krieg das Ende der Grüße Frankreichs sein köiiiiie; als Republikaner wissen sie, daß der Krieg, ob glücklich oder unglücklich, das Eide der Republik, oder, was sie ebenso nahe an gebt, das Ende der republikaniichcn Partei wäre." Von ihrem Pariser Ccrrespondenten gehen der..National» Zeitung" noch nachstehende Mitlheilungcn zu: * Paris, 19. Februar, AbendS. Verfasser des Artikels der ,.Revue des derx Mondes" über die russisch - sranzösische Allianz ist Enennc Lamy, ein bekannter Publicist und ehemaliger ooiiscrvaliver Abgeordneter. Sebr bezeichnend ist, daß dieser Artikel, welcher in allen politischen Kreisen das größte Aussehen erregt und lebhaft erörtert wird, von der Presse einfach todrgcichwieqea wird, weil man eben nicht will, daß die öffentliche Meinung in Bezug aus dea Humbug der russischen Allianz Aufklärung erhält. * Am 20. Februar sollte dir auS französischen und türkischen Mitgliedern zusammengesetzte syrische En- guetecommission ihre Thätigkeit eröffnen. Den Anlaß zur Einsetzung einer solchen Comiiiission lieferte, wie erinner lich sein wird, der vor etlichen Wochen in Damaskus vor» gefallene Conslict wegen de» von der türkischen Behörde in Verhaft genommenen algerischen Strolche-, ein Schritt, wo durch sich die in Sachen de» nationalen Prestige» überaus empfindliche sranzösische Politik beeinträchtigt suhlte, so daß man türkischcrseitS dem sranzösischcn Verlangen nach einer Enquete Folge zu geben nicht umhin konnte. Aus ein sehr gründliches Zuwcrkegche» der Eoinmission wird um so zuver sichtlicher gerechnet werde» dürfen, als die Enquete sick nicht nur aus den ursprüngliche» Einzelfall beschränken, sondern auch sonstige im Laus der Jahre angcsammelte Beschwerde» in Syrien angesessener französischer Slaalöangcböriger in Betracht ziehen, gewissermaßen also 6o anwibus et «so qmdusckam aliis handeln soll. Schon damals wurde betont. wie äußerst heikel die Verhältnisse in Syrien liegen; ossicictt unter türkischer Herrschaft stehend, ist Syrien doch traditionell ein beliebte» Versuchsfeld der sranzösische» Orientpolitik, und alle Oricntactioncn. in denen Frankreich irgend eine handelnde Nolle spielte, haben ihren Wellenschlag auch nach Syrien hin erstreckt. Frankreich wacht darum auch mit eifersüchtiger Strenge darüber, daß der dominircnde Einfluß, den e» in dieser Provinz dcS otto- manlschcn Rcick>c» anSnbt, durch keinerlei Eoncnrrenzbcstre- bungsn geschwächt werde, denn dort bietet sich ihm jederzeit die Gelegenheit, im passend erscheinenden Moment >» die orientalischen Angelegenheiten eiilgrciscn zu können. Ob und wa» sur Hintergedanken die sranzösische Politik bei Einsetzung der syrischen Enquctccoinniission etwa versolgen mag. läßt sich so offne Weiteres natürlich nicht sagen. Jedenfalls aber ist auch bei mildester Aussassuiig die allgemeine politische Lage nicht darnach angelha», um den Argwohn, daß die Leiter der sran, zösil'chen EtaalSweicnS schon jetzt ihre Stellung zu einer evenlnelltn Ansrolluiig der Oricntsrage vorhereilen wollen, schlankweg abzmveisen. Ist doch zu den früheren Beschwerden milllcrweilc auch noch der Zwischenfall von Beirut ge treten, und weiß wan doch auS den Erfahrungen früherer Oricntkrisen. daß Syrien einen leidlich zuverlässigen Baro- mcler zur Benrlhcilung der WilterurigSIage im Osten abgiebt. E» erscheint im gegenwärtigen Moment ebenso möglich, daß die Ecbwierigkeitc» der inlcrnationaleii Beziehungen ihre fried liche Begleichung erfahren — dann dürsle auch dir Tbätigkeil der syrische» Eiiguclecommission sich in Wohlgefallen ansfföscn — als daß die AuSsöhnungSaction der leitenden Staat»» männer Stückwerk bleibt und dcinentsprcchend Frankreich sich seine syrische Handhabe so zurecht legt. »INI sich tbrer, wenn d e Umstände rS erheischen sollten, nach Wunsch bedienen zu könnsn. Marine. * stur die Marino der Vereinigten Staaten von Nordamerika ist gegenwärtig ein kleiner Kreuzer im Bau. welcher mit den vom Lieutenant ZalinSky erfundene» so- genannten Tynainilkaiionen ausgerüstet werden soll, deren Anhäng-w vc» ihnen eine vollkommene Umwälzung in der ig iie - sübrung zur See und eine durchgreifende Acnbcrung in der Bauart und Bewaffnung der KriegSscknsse erwarten. Die „Kanonen" — große »„behilfliche Gestelle — schlendern mittels» comprmiirker Lust sebr lang gestreckte, mit Spreng gelatine g füllte Geschosse, welche mittelst eine» elektrischen BodeiiZiliiderS. kesse» Strom sich durch die Berührung der Geichoßipltze mit den Panzerplatten teS beschossenen Schiss:» i'chliegt, entzünden. Schlägt aber kaS Geschoß vor dem Ziel ins Wasser, so dringt letziere» durch Oessnungen in da» Innere dcS Ersteren. bewirkt durch besondere Vorrichtungen ebenfalls die Schließung dcS StromcS und soll aus diese Weise daS G schoß unter dem Boden de» beschossenen Schisse» znni Esplodirc» ffringen. Man meint so Panzerplatten ö » z» einer Stärke von 49 cm zerstören »nd jede» Schiis. welche» nicht auch an seinem Boden mit wasserdichten Zelle» oerseli n ist. zum Sinken bringen zu könne». E» ist aber, wie d e ..Krcnzzeilling" anSsübrl, hierbei z» beachten, daß kiese Ge- 'choste wegen stirer rinverbältnißmäßigeii Größ-, >I>re» lang- I amen Fluges »nd de» starken Bogen», den sie beschreiben, iiienllich l i einige,» Winke, a» einer ganz außerordentlich großen Tresjnnsicherhcit lüden, daß scrner derartige Geschosse auch sür taS r gene Schi'» intmcrb», noch gefährlich bleibe», und laß endlich unsere schnell fahrenden nnv mit sehr genau schießende» Geschützen versehenen Kriegsschiffe schon ans da- Vierfache der Entfernung, welche jene von comprimirter Lust getriebenen Geschosse erreichen, den .Dynamitkreuzer" werden zusaninienschlcßcn können. Die Nützlichkeit eines derartigen Fahrzeuges in einem Seegefecht ist daher vorläufig noch eine höchst fragwürdige; r» dürste aber immerhin vielleicht mög lich sein, daß dasselbe gegen feindliche Minensperren bei ruhigem Wetter treffliche Dienste leistet, und eS kann vielleicht die ZalinSky'sche Tynamilkanone auch von Landbescstigurigen au», besonder» wo feindliche Schisse in geringer Entfernung an demselben vorüberzusahrcn gezwungen sind, mit gutem Erfolg in Anwendung gebracht werden. Verein für Volkswohl. * Leipzig, Lv. Februar. Nachdem der gestrige gesellige Abend durch einen Zithervortraq de- Fräuleia LmmaKahleiS, „Abeud- gruß". Serenade von Lmdner, eiugeleitet worden war, hielt Herr Professor vr. MarSball einen Bortrog über «Unterirdische Thie re", io welchem dea Zuhörern wieder ein Einblick in die Wunder der Natur ond ihrer ewig schaffenden Kraft in der an ziehendsten Weise eröffnet wurde. Zunächst wie» Herr Professor vr. Mar-Hall darauf hin, wie die Thiere versncheu, sich an alle möglichen Verhältnisse anzupassen, und führte dann weiter auS, wie durch den Kamps umS Dasein die Tkiiere gezwungen werden, überall, wo e» avr geht, Nahrung und Schutz zu suchen. So sind sic vom Wasser aus das Land gestiegen, haben sich vom Lande in die Lüste erhoben» leben aas ond io de» Pflanzen und anderen Thierraffen, wo sie Herberge and Kost zu gleich finden, ja selbst unter die Erd« sind sie hinabgestiegen. Die Noth hat sie gezwungen, Kinder der Flasterniß zu werden. Je nach den verschiedenen LebenSbedinguugen giebt eS verschiedene Arten dieser unterirdischen LebenSbewobncr, die schon Athanasia- Kircher geboren 1602 in dem weimarischen Städtchen Geisa) in seinem Werke „miiuckua »iibterranou»" in vier Kategorien eiatheilt, and zwar in solche, 1) die immer unter der Erde wobnen und nie na- Tageslicht kommen. 2) die ihre Schlupfwinkel und Wohnung dort haben, 3) die unter der Erde ihre Winterquartier« beziehen, ond 4) solche, die für einige Zeit unter die Erde gehen, dann jum Bor- schein komniea, um nie dorthin zurückzukehrea — Insekten larven. die sich dort verpuppen. — Die allgemeine Folge de- LebenS im Dunkeln ist zunächst aus Farbe uud da- Sehvermögen dieser Thierc negaliver Natur. Farbe »ad Auge werden nicht mehr gebraucht, wodurch daS Schwinden beider bedingt wird. Alle Thiere, die in ewiger Finsterniß leben, sind blind and farblos, wie z. B. die Obstmaden, die Eingeweidewürmer re. Die eigentlichen sub- terranen Thier« laff-n sich wieder in verschiedenen Abstufungen unterscheiden, in solche, die in selbstgegrabene Löcher ond Höhlen, dann solche, die in dea von Menschenkuast bereiteten Höhlen — Berg- werke und dergl. — und solche, die in den von der Natur ge schaffenen Löchern. Höhlen und Spaltungen wohnen. Die größten »nd merkwürdigsten natürlichen Höhlen sind in Europa die in Kram und in den Pyrenäen, ferner finden fick solche in Kentucky — die berübmle MainouihSliöhle — und in Indien und aus Cuba. Aber nicht allein daS Borbondensein dieserHöhlen genügt der subterranen Tbierweft, sondern die Lebensbedingungen der letzteren verlangen auch bestimmte Beschaffenheit dieser Höhlen. Bor Allem ist ein gewisser Grad von Feuchtigkeit kür die unterirdische Fauna nölhig, waS sich dadurch beweisen läßt, daß in den Höhlen deS Urgesteins kein Thier leben vorkommt, und daß diese- erst in der Iurasormation austritt. Von den Tkiieren, die in selbstgegrabenea Löchern wohnen, ist der Maulwurf bei un- in erster Linie zu nennen, der nur zu ge wissen Jahreszeiten an daS Licht deS Tage- oder vielmehr den Schein deS Monde- tritt, zur Zeit der Minne, sonst ober eia voll- tändig subterrane» Leben führt. Der Körper de- Maulwurf» ist einen Leben-bedingungen entiprccherid wie eine Tunnelbobrmaschiac gebaut. Sein Auge, er ist nickt augenlos, wie vielsach angenommen wird, zeigt eine eigeotühmliche Rückbildung, die durch die Nlcht- beiiiitzung desselben entstanden ist. Diese eigenlhümliche Rückbildung der Sehorgane oder vielmehr Stehenbleiben derselben ans einem embryonalen Zustand der Aogen zeigt sich bei vielen anderen Thieraten und geht bei manchen in vollständige Blindheit über. Einige Arten dieser vollständigen Blindlinge finden sich im Schlamm lebend in den Tropen. Eine eigenthümlicke Bildung de- Auge- zeigt sich bei den Schlangen, die kein bewegliches Augenlid mehr besitzen, sondern bei denen der Auqavsel durcki die über demselben bcsindlichr durch sichtige Haut de» Körper« geschützt wird. Die eigentlichen Höhlenbewohner, von denen gegen 500 Arten bekannt sind, lassen sich in drei Gruppen trennen: Schatteathiere» DämmernngStbiere und Nackitthiere, und umfassen Amphibien, Füche, Krebse, Mollusken und Infusorien. Eine- der bedeutungsvollsten »nd merkwürdiqsten dieser Tbiere ist d-r in dea Höhlen von Krain vorkommende Olm, der seine- Körperbaues wegen ein olter- Ihümliches Geschöpf genannt werden kann und vielleicht noch auS der Tertiärpcriode stammt. Nicht minder merkwürdig ist eine Art Schneider oder Weberknreht, der 2000 Fuß tirs in den KlauSthaler Bergwerken vorkommt, ferner der blinde Fisch in der Mamouth». döble in Kentucky» eine in unterirdischen Seen vorkommcnde Krabbe, eine Asftlart und noch viele den verschiedensten Gattungen angebörenden Tbierei». Bei allen diesen unterirdischen Thiere» bat die Naiurwissensckiast die eigenlhümliche Erscheinung der noch und nach mit dem Nichtgebrauch der Sehorgane Hand iu Hand gehende Rückbildung oder Verkümmerung des Auge- nackgewieseu, die schließ- Iich in völliges Verschwinden de» SeborganS übergeht. Herr Professor vr. MarShall erläuterte diese merkwürdige Eischcinung der Umwandlung de» Auges bei einer Anzahl der ver- lchiedciislcn Thierarteu i» eingehender Weise, indem er seine Er> klärungen durch Zeichnungen an der Tafel deutlich machte, und schloß seinen Vortrag mit den Worten: „Wen diese Erscheinungen, welche die Kinder der tiefsten Finsterniß ausweisen, nicht von der Wandet barkeit der Thiere und von ihrem Anpassungsvermögen überzeugen, der ist nicht zu überzeugen. Sagte doch selbst der ältere Agassiz, dem die llnverändeilichkeit der Organismen starre- Dogma war: „Wenn überhaupt physische Umstände organisirte Wesen verändernd beeinflussen können, so kann mau daS von den Umständen erwarten, wie sie in den Höhlen herrschen."" Der lebhafte Beisall, der dem Herr» Lortrageuden za Theil wurde, bewies, in welcher ouzieheudeu Weise di« Zuhörer durch dessen AuSsuhrungen gefesselt worden waren. Fiäuleia Emma KahleiS erfreute hieraus noch die Anwesenden durch einige Zithervorlräge, die vou ihr mit großer Meisterschaft auSgesüvrt wurden. Sie brachte eia Concertstück „Die pilgernd« Schwalbe" von Umkauft, „Erinnerung an Neuburq", Walzer von Christ und dir reizende Composition „Unvergessen", Lied ohne Worte von E Kindler seiner Schülerin Fräulein Emma Kahlei» gewidmet, zum Vortrag und wurde mit reichem Beisall gelohnt. Ein Mitglied der declomatorischen Abtheiluug trug noch da» Gedicht „Der Psahl manu" von Scheffel vor, und mit der Erledigung de» FragekastcnS and der an Belehrung und musikalischem Bennsse so reiche Abend eine» Abschluß. Auszug macht sich die Umlegung bez. Erneuerung von Wasserrohren uolh- wendig uud verwilligt mau hierzu nach der Vorlage der Stadt- wasserkunst 9382 72 n conto Stammvermögen und 24 883 28 » conto Betrieb, worüber ebenfalls mit den Stadtverordnete» zu communiciren ist. Vom 1t Kedruar 1888. Nachdem man sich zunächst über von den Stadtverordneten zu den Conteu 10 und 38 des diesiähriqen Haushaltplanes gestellte Anträge schlüssig gemacht, gelangt ein Entwurf der Bauvorschriften sür den von der Wächter-, Grassi-, Beethoven- und Ferdinand Rhode- Straße eingeschlosseuen Baublock, soweit nicht aus demselben bereit- das Gebäude de» LonservetoriilmS errichtet ist und soweit nicht der selbe von der zu erbauenden Gewerbeschule beansprucht wird, in Bortrag. Man genehmigt den Entwurf» jedoch unter Ablehnung der vorgeschlageuen Berbrechung der Ecken der Wächter- und Beet- Hoven-Straße, ond ist hierzu die Zustimmung der Stadtverordneten einzuholea. Den aus die Anträge der Stadtverordneten »um BolkSschulbndget vom gemischten Schnlausschuffe gesoßten Beschlüssen tritt man in der Hauptsache bei. Es wird hierbei beschlossen, nur 12 neue Lehrerfiellen zu gründen, und zwar 5 Stellen mit 16ö0 Gehalt, 4 mit 1800 2 mit 2100 Rl, 1 mit 2400 Vs Man genehmigt ferner die von den Stadtverordneten beantragte Herabsetzung des AusangSgehalteS der ständigen Lehrer aus 1S00.4I, >edoch mit der Modifikation, daß diese Gchaltsherabsetzung nur ans diejenigen Lehrer Anwendung leiden oll, welche von jetzt ab mit dem nach dem Anträge deS SchulauS- chusses aus 1350 Vs festgesetzten Gehalte der provisorischen Lehrer angestcllt werden »nd daß den z. Z. mit 1400 v» bez. 1500 >4 an- gestellteu provisorischen Lehrern im Falle ihre- Ausrücker!» in die unterste Classe der ständigen Lehrer eia Gehalt von 1650 ^tz gewährt wird. Eine Vorlage des BauamteS wegen der Beschaffung von zum Betriebe des Schlacht- und ViehhvseS erforderlichen Jnventarstückea wird mit einer von der Deputation vorgeschlagenen Modificatioa ge nehmigt. Der am 28. Januar 1888 verstorbene königl. sichs. Hofrath Rechtsanwalt Herr Vr. jur. Hermann Theobald Petschke, Ehrenbürger der Stadt Leipzig, hat in seinem am 20. April 1884 errichteten Testamente die Stadt Leipzig als Universalerbin seines nach Abzug einer Anzahl Vermächtnisse verbleibenden Nachlasses eingesetzt und bestimmt, daß von demselben hervorragend« Kunstwerke der Malerei und Plastik sür da» städtische Museum angetanst werden. In einem Codicill vom 7. März 1885 ist diese Bestimmung noch dahin erläutert worden, daß der Stiftungsfonds hauptsächlich und zum größten Theile aus den Ankauf hervorragender Gemälde und nur höchstens etwa zum fünften Tdeile zur Erwerbung plastischer Kunstwerke, guter Modelle, Gipsabgüsse oder Origiualwerke io Marmor oder anderen Steinsotten verwendet werden soll. Man beschließt, die Erbschaft, welche nach Abzug der Vermächtnisse mehr als 500 000^ beträgt, anzunehmea und ist hiervon den Stadt verordneten Mittheilong zu machen, sowie Bekanntmachung zu er lassen. Nach Beschlußfassung über die Besetzung von Lehrerstellen an der Realschule beschließt man noch. daS in dem Termine betreffs der Bcrnüelhung des Grundstückes Mühlgassc Nr. 1 gebot anzunehmcn, während man die aus daSfGcwölde Georgenhalle gethanen Gebote ablchnt. «u» »e« Protokolle über »te Plenarsitzung »e« Rothe« »«» 8. Februar 1888.*) Die Stadtverordneten haben zugestimmt: 1) der Rochverwilligung von 16 000^1 für Regulinwg der Wasserläuse am Schlcußiger Wege. 8) dem Verknuse der au der Sedaustraße gelegenen Bauplätze 2961 Nr. 4 und 5 deS ParcellirnngSplaneS Nr. an Herrn Rückert, S) dem Verkaufe de- an der Ecke der Sebastian Bach- und Moschelesstraße gelegenen BilleirplatzeS Nr. 33 d«S Par eelliningspIancS Nr. 440 an Herrn Psitzer. ES ist das Erforderliche hieraus auszuführen. In der Proeeßsache des InstrumentenbändlerS Herrn Zuleger gegen Frau Brems, in welcher der Rath als Intervenient der letzteren bcigelrcte» ist. ist das Erkenntniß des königl. Landgerichtes einge gangen, wovon den Stadtverordneten Mittheilung zu machen ist. ES ist ferner mit den Besitzern zweier Parcellen an der Stein straffe betreffs der Herstellung eines Thesis derselben verhandelt worden und liegt eine Eingabe derselben vor. in welcher sie bezüglich der Auscinandcrietzunq i.nt dem Pächter des Areal», der Entschädigung für das Areal, der Art der Siraßcnhcrstellung. des Beitrags zu den Kosten derselben, der ttnlerballung der Straße und des Eigcnthum« retl'ies am Straßenareal Bedingungen stellen. Man genehmigt die selben zum Tdeil, lehnt ober den vertragsmäßigen Cbarakter der jenigen Forderungen ab, bei denen der Rath als VerwaltungS- bebörde Anordnungen zu etthkilen bez. Entschließung zu soffen haben wird. Sodann genehmigt nian mit einer Modifikation die Vorlagen der Ticsbauverwaltung und des RathsgärlncrS bezüglich der Herstellung der Platzanlage vor dem Westporiale der TdomaSkirche. Wegen bicrnlit zusammenbängender Arbeiten ist die Sacbe »och der Hoch bauoerwaliung, der Gasanstalt und der Stodtivofferkvnst vorzulegen T. Z. ist Zustimmung der Stadtverordneten einzuholcn. Wegen vorzunehmcndcr Ncupflaslerungen verschiedener Straßen *) Eingeganze» bei der Redaktion ar» 16. Februar Höchst Nr. 4 in der Vermischtes. ---- Wien, 16. Februar. DaS Reichs-Finanzministerium wie- der bosnischen Landesregierung in Serajewo aus ihr Ersuchen kürzlich telegraphisch 500 fl. sür die Armen von Serajewo an. Der Beamte» welcher diese Depesche in Wien adzutelegraphireri hatte, laS, wie Vir Wiener .Deutsche Zeitung" zu melden weiß, irrthllmlicherweise einen vor der Summe angebrachten Beistrich sür 1, und so entstand auS 500 der Betrag von 1500 fl. Mit diesem einen Zrrthum war eS aber nicht abgethan. Der Beamte in Serajewo, welcher die Depesche dorl auSzuferligen halte, fügte au» Irr» lhum eine dritte Null hinzu, und so waren nicht 500. sondern 15 000 fl. sür die Armen in Serajewo bewilligt. Die Landes regierung von Bosnien begann sofort mit der Auszahlung der Summe. Nach einigen Tagen aber stellten sich Bedenken eia. und man richtete die Ansrage nach Wien: ob eS wahr fei. daß daS Ministerium den OrtSarmen von Serajewo um so viel mehr bewilligt habe, als die Landesregierung verlangt hatte. Nun tras dre Aufklärung ein. und sie kam nicht ganz zu spät, denn es waren erst 6000 fl. auSbezahlt worden. Gegen die beiden Beamten wurde die Untersuchung eingeleitet, denn der dopvelte Irrlbum ist nur dann erklärlich^ wenn man annimmt, daß die Depesche nicht collationirt wurde. --- Die Meldung der „Morning Post", nach welcher der Proceß der Augustenburger in Sachen der Noer'schen Güter vom Reichsgerichte in Leipzig bereits zur Entscheidung zelangt sein sollte, beruht, wie der «Dosstschen Zeitung" gc- chrieben wird, aus Jrrthum. Die Entscheidung ist erst in der BcnisungSinstanz am 7. Februar d. I. von dem Obcr- landeSgericht in Kiel gegeben. Diese» hat da» Erkennlniß de» Landgericht» in Kiel vom 23. December 1885 bestätigt. Ob jetzt von dem Kläger, dem Prinzen Christian von SchlcSwig- Holstcio, die Revision beim Reichsgericht beantragt werden wird, steht neck dahin; Erfolg würde der Antrag voraussichtlich nicht haben. Bei der ganzen Streitfrage handelt e» sich darum, ob König Friedrich VH. berechtigt war, auf Antrag dcS Prinzen von Noer und nach Befürwortung de« Kaiser» Napoleon daS Fideicommi^ ausznbebcn, welche» im Jahr« 1832 zu Gunsten der Secuudogenitur de- augustenburgischen HauscS errichtet war. Die von der Herzogin Luise anqekausten, mit den, Fideicommiß belegten Güter Noer und Grönwohlv erbte ihr zweiter Sohn Prinz Friedrich, der bei dem Beginn der schleswig-holsteinische» Bewegung al» Mitglied der provi sorische» Regierung eine Rolle gespielt hat. Nach seinem im Jahre 1865 erfolgten Tode gingen die Güter in den Besitz seine» einzigen Sohnes über, der als Gras von Noer im Iabre 1870 eine nicht ebenbürtige Ehe mit Frl. Carmelita Eisenblat au» La Gnayra ringing und vor seinem am 24. December 1880 erfolgten Tode seine beiden Töchter al» Erben einsetztr. Daraus verklagte Prinz Christian die Testa- mentSexecutoren wegen Herausgabe der Güter, da er weder die Aushebung des FidclcommisseS, noch die letztmäßigen ver> sügnngen de» Grasen von Noer al» berechtigt anerkennen wollte. Die Klage ist jetzt zum zweiten Male abgewiesen, und hosseittlich werden die beiden jungen Gräfinnen im Be sitze deS väterlichen ErbcS bleiben. --- In Bezug aus den Luxu« in Leibwäsche scheinen manche Irländer mit jenen berühmten beiden Polen, von denen da» Leine'sche Lied singt, bedenklich zu eoncurriren Wenigsten» scheint die» an» folgenden, Bericht hervorzugehen, den wir in der ,New-9)orker HandelSzeitung- finden. «In der Affembly unserer StäalSlegiSlatur ist kürzlich von Timothy D. Sullivan, Mitglied sür einen Distrikt der Stadt Ncw- Aork, welcher ausschließlich von Irländern und Chinesen de» völkert ist. eine Bill eingebracht worden, welche verfügt, daß die chinesischen Wäschereibesitzrr in Zukunft ihre Waschzettel in englischer Sprache auszustellen haben. Als Begründung für die Nothwendigkcit der Annabme der Bill führte Herr Sullivan Folgendes an: Viele seiner Constituenten hätten nur zwei Hemden, von welch letzteren sich eine- durchschnittlich immer in einer chinesischen Waschanstalt befinde. Diese» Hemd könne der Besitzer nur gegen Auslieferung eine» ihm von dem Eigenlhünirr Ver Wäscherei behändiglrn, mit chine» fischen Hieroglyphen bedecklen Zettel« zurückerlangea. Da die irländischen Bewohner de» betreffenden Affembly-Distriete» kein Chinesisch verständen, entstanden ob der chinesischen Wasch zettel häufig Differenzen, welche gewöhnlich damit endeten, daß der Chinese in» HoSpital und der Hemken-Eiqei'lhümer in den Polizei-Gewahrsam gebracht wurde. Dir Brll ist zum großen Leidwesen aller Besitzer von nur zwei Hemden und zur entschiedensten Genugthuung unserer bezopsteu Mitbürger abgclehnt worden." --- lieber OSpedaletti Ligure schreibt unS rin Freund »nsrreS Blatte», welcher sich dort aushält: Von dem Vorgebirge, welche» San Nemo gegen Westen schützt, bi» z» der Hein a, kies in» Meer voroeftreckten Halbinsel, ans der Bordigbera lieg«, zieht sich ,n groß m Halbkreise ein» mächiiq« Kette hoher Oelböunie bedeck:» Berge, so ern», »or nach Süden offen« Meeresencht bildend an derra nSedlichstem Punkte der kleine Baha- bos ond da» au» «enlgrn dürftige» Flschertütte» bestehende Dörfchen OSpedaletti liegen. Etwa 30 w über der Eisenbahn, die sich dicht am Meere hiuzieht, läuft zwischen Palmen und Fieberbäumeu die prachtvolle Landstraße von San Remo nach Bordighera, aus beiden Seiten mit schönen Promenaden eingefaßt. Ans der sich hieran» schließenden, saust ansteigenden Berglehne zeigt sich »na etwa» Merk würdiges: DaS verkörperte Märchen vom Dornröschen. Zwilchen Oelbäumen ond Orangen, von Rosenhecken omzogea und Palme» umringt, stehen weiße Billen und große Häuser, die Fenster ga- schlossen, unbewohnt, aber Alle» wohlgehalten, als wenn e» nur ans Erlösung warte, uud inmitten der ganzen Herrlichkeit ein mächtiger Prachtbau mit hohen Sälen, prangend in Marmor «nd kostbarem Gestein, mit weithia ragenden Kuppelbauten, wie da» Losiuo io Monte Carlo, aber todt. und nur der Costellau zeigt gegen eia Triukgeld die verödeten Prachtsäle. Hier erzähl» man sich Folgende- darüber: vor einigen Jahren kam eine sranzösische Gesellschaft, die mit vielen Mil lionen die Ländereien hier kaufte, die Kuuststraßea aalegte. Gärten und Parke schuf und alle die Prachtbauten eivrichtetr. E» sollte eia Trutz Monte - Carlo werden uud die Gimpel auS allen Enden der Welt sollten herbeikommea, um die ausgeweudttea Millionen uicht nur zu verzinsen, sondern zehu- und hundettsoch heimzuzohleo. Aber die Regierung de« geeinigten, starken Italien gab die Genehmigung zum öffentlichen Spiele, die in früherer Zeit wohl gegen klingende» Entgelt leicht zu erlangen gewesen wäre, nicht. So hat hier wieder einmal eia Tdeil jener Kraft gewirkt, die da» Böse will und daS Bote schafft. Wo «in« Hölle werden sollte, wird ein Parodie-. Da» einzig Belebte in dieser ganze, Schöpfung ist da» Hotel, in dem wir wohnen. Auch diese» ist entsprechend dem ganzen kostbaren Auswaitde an Material und Raum gebaut und eS hat sich hier eine fröhliche Colonie meisten» Deutscher, Genesung sochender and hoffent lich findender versammelt. Die Familie Hauser, dieselbe, die an ver schiedenen Stelle» der Schweiz Hotels iaae hat, ist für da» ISrper- liche Wohl ihrer Gäste aufs Wärmste besorgt. — Unsere Zimmer liege» gerade über einem mächtigen Beet, aus welchem zwischen Palmen Heliotrop in voller Blüthe steht und so starken Duft zu uns heranssendet, daß e» fast de- Guten za viel wird. Wenig entfernt davon ist eia Rosen-Parterre, voll mühender weißer, gelber uud rolher Rosen. Alle Sträucher, die bei na» im Sommer kaum zu kärglicher Blüthe gedeihet!. stehen jetzt in üppigem Flor. Manche von dea Palmen hängen voll reisender Datteln. Bor un» dehnt sich daS unendliche blaue Meer, von kleinen Fischer, und Segelbooten beleb», au», und rechts auS der Nähe winken die Palmen o»d Thürm» von Bordighera herüber. — Man schreibt der „Schlesischen Zeitung": Die Verlobung de» Prinzen OScar von Schwede» mit Zräuleiit Ebba vonMunck erinnert daran, daß schon nomol eine Dome diese» Namen» und vielleicht auch derselben Linie sich mit einem Fürsten der nordischen Sckwefterreiche zum Bund« für» Leben vereinig« habe. König Christian IV. von Dänemark vermählte sich in zweiter Ehe mit Fräuleia Lhriftrue von Mn tick, einer Dame von großer Schönheit und hohem Math. Sie war die Tochter des StistS-Amtmann» Ludwig Monck aus Nörlund zu Drontheim, wurde dem Köaige am 31. December 1615 morganatisch angetraut und erhielt den Titel eioer Gräfin von SchleSwig-Holstein. Die Anschuldigung der Okromqa« »cavckaleose, Cbristine Munck sei schon während de» König- erster Ehe seine Freundin" gewesen, ist vollständig haltlos, denn die Königin Anna Catharina (eine Tochter de» Kurfürsten Joachim Friedrich- von Brandenburg uud der Kursürftin Lathariua, ged. Markgräsia von Brandenburg) starb schon nach fünfzehnjähriger Eh« am 29. März 1612; Christine Munck aber war am 6. Juli 1598 geboren, beim Tode der Königin also »och eia Kind. König Christian hat damals seine zweite Gemahlin überhaupt »och nicht gekannt ond mit der Königin Anna Lhathattaa in glücklichster Ehe gelebt. Diese« Glück scheint Ehristine Manck nicht beschiedea gewesen zu sein, wenigstens uicht »n späterer Zeit, denn im Jahre 1630 finden wir ihre Scheidung von dem königliche» Gemahl verzeichnet. Letzterer tarb am 28. Februar 1648 nach ruhmvoller Regierung. Christine Munck solgte ihm zehn Jahre später am 19. Apttl 1658 nach. Sie soll hohe Geiste», und HerzenSeigenschastea besessen haben; notorisch ist. daß sie den König einst mit Gefahr ihre» eigenen Leben» in einem ausrührerischen Volk-Hausen von dem sicheren Lode errettete. König Christian wollte sich, al» er von Wollenstem hart bedräng» wurde, zu Wasser mit seinem Gefolge von Glückftadt nach Dithmarschen be geben. Als er hier jedoch im Hasen Dikhusen aalangte, erkannten die Dithmarschen ihren Herrscher nicht und glaubte», daß der Feind bei ihnen landen wollte. Sie zündeten die Baken an, and viel Volk lies in aller Eile zusammen, um Widerstand zu leisten. Sogar be waffne!« Frauen raadeu sich ein. Der König getteth tu die aroßie Lebensgefahr. Ihm ward im Gedränge plötzlich von einem Bauern eine Büchse, von einem anderen eine Pike aus die Brust gesetzt, und er wäre im nächsten Augenblicke getödtet worden, wenn sich »ich: Christine Munck dazwischen geworfea und dea Bauern zugerusen Kälte: „Schieß nicht, stich nicht, eS »ft der König von Dänemark!" Die Bauern erkannten ihren Jrrthum, und da» Leben de» KäaigS war gerettet. — AuS SHangbai meldet der „Ostasiatische Lloyd" unter dem 28. December 1887 bezw. 8. Januar 1883 Nachstehendes: Herr Oberstabsarzt vr. Knegler, Lhrs de- kaiserlich deutscken Mariuehosvitals zu Yokohama, gab vor seiner Abreift nach Deutsch- laod, die über Nordamerika erfolgen soll, ein größere- Abschieds- sest im Grand Hotel zu Yokohama, wozu die Hautboisteu der kaiserlichen Mariae aus Tokio die Taftlmusik stellten. Nachdem Herr Oberstabsarzt vr. Koegler in wenigen kernigen, zum Herzen gehenden Worten Abschied geuommen, wünichte ihm Herr Eonsul v. Kreitner im Namen aller Freunde eine glückliche Reift. Herr Drob ergriff daraus daS Wort und dankte, al» Strohwittwer augenblicklich. Herrn vr. Kuegler im Namea der weiblichen Patienten. di« er behandelt, lür alle die Sorgfalt und Mühe, welche er ihnen stet- gewidmet. Die Gäste begaben sich alsdann zvm deutschen Club Germania, wo sich inzwischen auch da» japanesische Orchester eingesunden halte, und noch bis lange nach Mitternacht blieb die Gesellschaft bei einander. Fast unter den Augen der englischen Behörden treiben iu den Gewässern von Hongkong die Piraten ihr Wesen. Am 11. d. M. segelte eine mit 70 Schweinen im Werthe von etwa 500 Doll, beladene Dschunke vou Shanmi ab. Am nächsten Tage wurde sie bei Sammuu von einem mit 7 bewaffneten Leuten bemannten kleinen Boot angegriffen. Die Dlckmuke leistete, obgleich den Angreifern dreifach überlegen, keinen Widerstand. Die Sec- räuber brachten dann mit unglaublicher Frechheit die Pttie nach Hongkong und verkauften dort die Laduvg. Eine vou der Polizei mit Hilft einer Dampspinasse de» in Dock liegenden englischen Kreuzer» „Leander" oageftellte Recherche ergab kein Resultat. Daß Japan sich immer mehr der europäischen Civilisation er- schließt, ist ein ständiger Dorn im Fleisch« der Cbineien, welche über- zeugt sind, daß dies kein Fortschritt, sondern «in Rückschritt ist. Tie „Chinese Mail" veröffeutllchte aealich einen Artikel über diese» Gegen stand. worin versucht wurde. Japan löcherlich zu machen, and eine der aagrsühtten Thotsachen war, daß, al» in» vergangenen Iabre eia« an and sür sich uicht tödtllche Epidemie (wohl die Cholera 7) herrschte, die Japaner durch falsch« Anwendung europäischer Medi- camente die Hälfte der Erkrankten ambrachten, bis endlich ein chinesischer Arzt zar Hilst herbeikam und der Sterblichkeit ein Ende machte. — Lin wunderbarer Arzt jedenfalls; er heißt Herr Eh'ie» L'ien. Ueber die wegen ihrer großen strategischen Bedeutung sür dft sibirische Flotteustation Rußland« wichtige projectirte sibirisch« Eisen- bahn, welch« PetcrSbarg mit Wladiwoftock in direkte Schienen- Verbindung bringen soll, erfahren wir noch folgende Einzelheiten. Die ganze Länge dieser mächtigsten Bahnlinie der Welt wird 6400 trw betragen und einen Koftenaoswand vou 360 Millionen Rubel zu ihrer Herstellung in Anspruch aKmeu. Um dieselbe überhaupt inner- halb süns Jahren beende» za Ihn neu, sollen dir Arbeiten gleichzeitig an fünf verschiedenen, wett onSttaauder liegenden Punkten in Angriff genommen werben. Diese Punkte find da» Ufer de- Fluffet tzeeja. de- Botkal-SeeS, die Städte KraSnosarSk, Omsk und Slotagost. Herr von Hollebeo, kaiserlicher G-sandtrr am Hose zu Tokio, ist am 13. December nach Kyoto und Osaka abgereist, voa wo der- selbe beabsichtigt, den Hoya-Berg ia Kishn zu besuchen. — Die längste Pferdeeisenbahn der Dell de- finket sich in Brasilien; d rselb« verbindet in einer Aus dehnung von 400 Ilw verschiedene Orte mit der Hauptstadt Rio de Janeiro. Daß man sür ein« selche Ausdehnung am Pservebetrieb seflbält, erklärt sich dadurch, daß in Brasilien Steinkohlen in sehr hohem Preise stehen, während ein gute» Pferd sür 80 zu haben ist. Bei einer derartigen Ent- sernung machte sich die Einführung von Schlaf» und Salonwagen nötbig. Der erste derartige Wagen wurde sür dea Kaiser vou Brasilien gebaut, dessen Palast mit dem Straßcnbahnnetze verbunden ist, und mit besonderer Pracht, sowie mit elektrischer Beleuchtung ouSezestatlet. Die Schlaf wagen sür da» Publicum n»thalten in zwei Geschaffen vcr- tbeilt 8 Betten, die am Tage nicht sichtbar sind, nnd außer- dem ein Ankleidezimmer, einen Behälter mit frischem Wasser, einen kleinen Ösen und entsprechende Beleuchtung. — Die älteste Nachricht über Handel »it «der» seeifchen vkgeln in Leipzig finde» wir i» Jahr»l»«4.
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