sv kräftig wie Christi Kreuz. Vor das Kreuz wurde eine große eiserne Truhe als Geldbehälter gesetzt. Wie ein Marktschreier lockte er Männlein und Weiblein herbei, begierig ergriff das Volk das unvergleichliche Mittel zur Seligkeit; und hatte man sein Geld bezahlt, so erhielt man vom Händler Brief und Siegel vollkommener Sündenvergebung, den Äblaßzettel. Wer es wagte, die Kraft solchen Ablasses zu bezweifeln, der war dem Kirchenbann verfallen. Für alle Sünden und für alle Stände gab es verschiedene Taxen. Könige, Prinzen, Erzbischöfe zahlten fünf undzwanzig, Äbte, Gra fen, Freiherrn zehn, nie dere Edelleute sechs, Handwerker einen bis drei Goldgulden. Kirchen raub und Diebstahl ward mit neun, Todschlag mit sieben, Ehebruch mit sechs Dukaten abgekauft. Groß waren die Erfolge, die Tetzel im Dienste d?s Ab lasses in Sachsen durch geschickten Geschäftsbe trieb errang, in Pirna, Dresden, Meißen, Frei berg, Annaberg, Leipzig, Chemnitz; die braven Sachsen glaubten seiner Botschaft wie einem Evangelium. Aus Frei» berg schleppte er allein 2000 Gulden mit fort. Als er nach Dresden kam, ließ er sich ein Fenster des herzoglichen Schlosses einräumen, um zu den großen Volksmassen zu sprechen, die sich ehrfurchtsvoll um den Wundermann scharten. Als er in Leipzig einzog, ging ihm Herzog Georg an der Spitze eines langen Zugs entgegen; und auch hier mußte Tetzel vom Fenster aus Predigen, weil keine Kirche reichte, die Hörer zu fassen. Aber der Krug geht nur so lange zu Wasser, bis er bricht. Und dieser Augenblick sollte nicht weit sein. Die erste Kunde von Tetzels Unfug erhielt Luther 1516 zu Grimma. Als er da mit 2