20 die Disputation auf der Pleißenburg. Er wollte die Neugestaltung des kirchlichen Wesens selber ordnen. Als die Stände zu Worms einhundertein Beschwerden über die Mißbräuche der Kirche ein reichten, fügte er für seine Person noch zwölf besondere hinzu, in denen er derb und gerade gegen den Ablaß, insonderheit aber gegen das ärgerliche, gottlose Leben der Geistlichen zu Felde zog. Er veranstaltete selbst 1522 eine Kirchen- und Klostervisitation in seinem Lande, er sorgte für Bolksprediger, die den Massen das Wort Gottes nahe bringen sollten, er griff selbst, wenn auch ein wenig scharf, mit der Feder in die kirchliche Bewegung ein und Ver trieb eine Bibelübersetzung, die freilich nur ein etwas veränderter Abdruck der lutherischen war. Ja er stellte zeitweilig selbst einen evangelisch gesinnten Mann als Hofprediger an und führte mit ihm tiefgehende theologische Gespräche. Und dennoch ist er ein Feind des Reformationswerks Luthers gewesen. Wie kam das? Fürs erste war ihm der Bannerträger der neuen Bewegung, Luther selbst, persönlich zuwider. Luther hatte 1517 einmal in Dresden auf der Schloßkanzel gepredigt; von dieser Predigt war dem Herzog ein unauslöschlicher Eindruck geblieben, und dieser Eindruck war nicht günstig. Der Herzog wollte nämlich für die Schloßkapelle einen tüchtigen Prediger haben, und Staupitz hatte hierzu Luther empfohlen. In seiner Probepredigt über Matth. 20,20 bis 23 hatte der Wittenberger Mönch gesagt: der Christ müsse bestrebt sein, sich allezeit das Beste zu wünschen, das Heil seiner Seele; und nur durch Ergreifung des Verdienstes Christi könne er seiner Seligkeit gewiß werden. Das aber gerade erboste den Herzog aufs tiefste. Er hielt es mit dem Satze: nur durch gute Werke wird der Mensch gerecht vor Gott, und hier ward die Gerechtigkeit aus Gnaden gepredigt. „Solche Predigt macht die Leute nur sicher und ruchlos," erklärte er, und seitdem trug er gegen Martin Luther tiefes Mißtrauen im Herzen. Als ihm Luther späterhin in Schriften entgegentrat, da wuchs der Groll gegen den kühnen Mönch, in dem er einen Rebellen, einen Stürmer und Dränger sah, der kein Recht habe, als Reformator aufzutreten. Eine Reformation, so meinte er, könne nur von oben her, vom Papste diktiert werden, eine Reformation von unten her sei ein Unding. Und so kämpfte er „mit allen Kräften, allem Vermögen, aller Macht bis in den Tod" gegen den Neuerer von Wittenberg. Er begünstigte das Mönchtum und gründete ein neues Kloster, er betrieb die Heiligsprechung des alten Bischofs Benno von Meißen und verbot in seinem Lande die