26 Dresden gehalten. Unter großen Feierlichkeiten ward das Refor- mationswerk zu Pfingsten in Leipzig durchgeführt. Der Kurfürst erschien mit Heinrich in der Lindenstadt, dazu die Väter der Reformation, Luther, Melanchthon, Jonas, Mykonius, Creuziger und Pfeffinger. Am Pfingstsonnabend, den 24. Mai predigte zu nächst Luther vor den beiden Fürsten in der Kapelle der Pleißen- burg; nachdem Jonas am Sonntag morgens in der Thomaskirche gepredigt, hielt Luther nachmittags an derselben Stelle noch eine Predigt. Zum ersten Male ward der Gottesdienst deutsch gehalten, und Luthers kernige Lieder erklangen dabei. Durch Mykonius ward der alte Kultus abgeschafft, die Kirchen und Schulen neu eingerichtet und alles dem Worte Gottes gemäß gestaltet; Leipzig war eine evangelische Stadt, und die Hochschule folgte, wenn auch zögernd, nach. Bedeutsamer noch war die Einführung der Refor mation in Dresden. Am 3. Juni stellte der Herzog die auf den folgenden Tag fallende Fronleichnamsprozession, sowie auch alle Messen, Vigilien und sonstigen römischen Gebräuche ab und ver- ordnete, das Evangelium zu predigen und das Abendmahl unter beiderlei Gestalt auszuteilen. Der letzte katholische Pfarrer, I). Eisenberg ward mit ansehnlichem Gehalt in Ruhestand versetzt und an seiner Stelle am 27. Juni als erster evangelischer Pfarrer und Superintendent Johann Cellarius eingewiesen. Der erste voll ständige öffentliche evangelische Gottesdienst mit heiligem Abend mahl ward am 6. Juli in der Kreuzkirche gehalten, für Dresdens Bewohner ein Tag unbeschreiblicher Freude. Um das alte Wesen mit seinen Übelständen auszutilgen, wurden zwei Kirchenvisitationen gehalten. Eines Tages erschien „Meister Hans, der Bildschnitzer" mit acht Männern in der Kreuzkirche, um von 28 Altären 27 ab- zubrechen, der „schwarze Herrgott", ein mit Menschenhaut über zogenes Kruzifix, das dort verehrt ward, wanderte aus der Kirche in dis „Götzenkammer". Das wundertätige „wächserne MuttergotteS- bild" der Frauenkirche ward entfernt, und die „Fußsohle der Maria" in der Dreikönigskirche geriet in Vergessenheit. Die Klöster wurden eingezogen. Als der fromme Herzog Heinrich am 18. August 1541 sein Haupt zum Sterben neigte, ging er mit dem Bewußtsein heim, seine ganze Kraft in den Dienst des Evan geliums gestellt und seinem Sachsenlande die Wohltat des reinen Worts und Sakraments gebracht zu haben.