30 A 6. And Luther lebt im Sachsenlande. Us Luther einmal totkrank gelegen hatte, so daß jeder mann an seinem Aufkommen zweifelte, und dann doch wieder un erwartet eine Wendung zum Bessern eingetreten war, da ward ein Bote entsandt, der die frohe Kunde allenthalben melden sollte. „Luther lebt!" so rief er überall, wohin er kam, mit lauter Stimme; und diese Botschaft fand in aller Herzen frohen Widerhall. Luther lebt! In einem andern, höhern Sinne ist das der Jubelton, der die evangelische Christenheit bei jeder Feier durchklingt, die dem großen Wittenberger gilt, zumal bei einem Jahrhundertjubelfest. Seine Werke folgen ihm nach und halten ihn lebendig. Mit dem Banner des Evangeliums zieht er uns bis heut voran. Er hat uns die Sprache gegeben, in der wir reden, die geistige Kultur, deren wir uns er freuen, unserer Bildung, unserem Schulwesen, unserem staatlichen und sozialen Leben hat er das Gepräge verliehen. Er lebt in Deutschland und in unserm Sachsenlande. Unser ganzes landes kirchliches Leben, unsere Gottesdienste, unsere kirchlichen Vereine, sie sind Art von Luthers Art. So mancher Gottesmann, der im Sachsenlande gewirkt, ist wie eine Verkörperung seines Geistes. In Paul Gerhardt und Gellert ist Luther der Sänger, in Reinhard und Wolf, in Ahlfeld und Rüling Luther der Prediger, in Löscher und Tzschirner, Großmann und Meyer, Fricke und Luthardt Luther der Kirchenmann, in Kahms und Delitzsch der „Doktor" Luther zu neuem Leben erstanden. Wenn er heute wiederkäme, ge wiß, er würde manches zu tadeln haben, was nicht in seinem Sinne ist, aber er würde sich freuen, daß das Evangelium von Christo, wie er es gepredigt, noch eine Macht ist im Sachsenlande. Sorgen wir dafür, daß Luther auch weiter in unsrer Mitte lebe! Am vierhundertjährigen Jahrestage des Thesenanschlags will uns der Mann von Wittenberg ein Vermächtnis mit aus den Weg geben: Folgt meinem Glauben nach! Macht euerm Glauben Ehre! Halt fest, mein Sachsenvolk, an Luthers Glauben! „So halten wir es nun, daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werk, allein durch den Glauben"; „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater denn durch mich"; „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen" — das ist Luthers Glaube; das soll auch dein Glaube sein. Laßt uns diesen Glauben bekennen! Wir wollen und sollen keine bloße Pastorenkirche sein, jedermann soll seinen Glauben be-