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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188802200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-02
- Tag1888-02-20
- Monat1888-02
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1888
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Vierte Anlage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^8 51. Montag dm 2V. Februar 1888. 82. Jahrgang. vermischtes. -» Verli«, 18. Februar. vom Genkralfeldmarschall Gras »an Moltke schuld» di« „Bosslsche Zeitung": Bor dem Ha ptportal bei RetckistagSgebäude» fährt jetzt jeden Tag Punkt 1 Uhr etn schlichter einfacher Einspänner, ein so- geuuante» Loup», vor. Sin Kutscher in einfachster duaNrr Livree und ein Diener in schwarten» Anzug fitzen auf dem Bock. Den Aagenschlaq aiert kein Monogramm, keine Krone, nicht», Wat aus dsU Besitzer Bezog hätte. Schmuck!»» und geradez» düster steht da» Gefährt au». Der Diener springt herab, öffne« den Wuqrnfchlag, nutz dem Innern enisprtogt ohne jede Beihilfe eine hohe, magere Msitairgrstalt in der Uniform der Generale mit »mgehängtem Mantel und der Mütze aus dem Haupte. SS ist Moltke. Leicht vornüber gebeugt schreitet er zum Portal, die Grüße der Umstehenden dankend «NMdernd. Der greise Felvmarschall kommt in gewissenhaftester Weise seinen Pflichten alt Volk«Vertreter nach. Drinnen i» Foyer hält er sich nach Ablegen seiner Garderobe eine Weile ans; verschiedene Reich«,aaSmnglirdrr begrüßen ihn und verwickeln Ihn in eine k»r»e Lonvrrsation. während welcher der sonst so »ruft« Denker einige Male gezwungen läch lt: dann ertönt da» elektrische Glockrnstgoal, und die Abgeordneten eilen zum Saal, tu welcher» di« Sitzung beginn». Dort aus der Rechten, in de» vorderste« Briden der konservativen, läßt sich Molke nieder. Ruhig und «smerklam zuhörend sitz! er da, die Beine übereinandergeschlagen and die klaren, grauen Augen aus den Redner geheftet. Bleich »ad durchfurcht ist da» magere, schmale, bartlose Gesicht — scharfe, bestimmte Rüge, wie an» Stahl geschnitten, unbeweglich aOd kalt. Kein Orden schmück! die Brust. Die duakle fast schwarze Interim». Umsorm erhält durch die schmalen rotden Krage», uad Aermclstreiseu nur wenig Leben. Etwa» selisam Düstere» umglebt den schweigsame», emsomen Manu, sür w lckie» dt» gesammie Umgebung nicht da zu sein scheint. Jetzt erhebt er sich. Geräuschlo» verläßt er ieioeu Platz, um.r»a«v andern »» wähle». au welchem der Redner besser zu hören ist. Langsam schreitet er dahln, Jeder macht ihm ehrerbietig Platz. Schlank uad hager fleh« die Erschein«»« au», und doch von einer eisernen, utzverwüstlicheo Zähigkeit, welche allen Laste», Beschwerden uud Aagrisfeu de« Alter» dt» iu all« Ewigkeit Trotz zu dietea scheint. M« vor zwei Jahre» ist auch heute »och die gesammie G«. stylt — uoverindert, gleichsam »»angetoste« vom Zahn der geil, »r di« weißblond« Perücke deutet au, daß der Schädel de» Webeuundachtjigiährigea kahl geworden ist. Iu der Näh« der Meduritridüor bleibt der Frldmarschall steh«, — eia konservative» H»rlameul«milgiied hat ihu „»geredet uud verwickelt lha io ei» Gespräch. Die Hände, alter Gewobuhrit gemäß, wechselseitig l» die weite» Aermel seine« Jnter,m»rocke« geschoben, härt der Aageredrir »». Wa» er entgegnet, sind nur wenige Kort«. Verbindlichst dankend, nimmt er eine Prise, die ihm von anderer Seite dargebote, wird, am bald darauf ein große», rothsetdene» Taschentuch seiner Racklasche zu entnehmen. Nu» läßt er sich wieder nieder und hört mit gespannter Ausmerksamkeit, zuweilen die Rechte an da» Ohr legend» dem Reduer zu. Er ist der Auimerksamfte der Ausmrrksamr» — kein Wort entgeht ihm, mag der Gegenstand, welcher verhandelt wird, dem militaetichen Geb ete noch so fern liegen. Gegen End« der Sitzung verläßt er in derselben ruhige» Weise den Saal and da» Gebäude. Aber der Heimweg nach dem Generalstabögebäud« wird nicht zu Wagen, sonder» zu Fuß zurück» gelegt. De» Kops wie tief in Gedanken etwa» nach vorwürt» ge- beugt, geht der griis, Stratege langsam dahin. Kein Mensch begleitet ihn. Jedermann, der ihm begegne», grüßt ihn und schaut ihm aus» merksam »ach. Vorübergehende Soldaten macken Front. Langsam erwidert der Fetdmarichall die Grüß«, doch offenbar ohne zu sehen, wer ihn grüß«. „Sr sieht noch tapfer au», der alte Moltke" — io höre» wir ««neu Herrn sogen, und diese« Nrtheil trifft den Raget aus den Kopf. Neber Käniggrätzer und Bellevue.Strohe geht» zur Sieges-Allee. Schmutz, Wasserlachen, trüber Himmel scheinen den schweigsamen Edes de» Generalstade» nicht z» stören: er schreitet ruhig und gemessen sürboß b.» zum rolhen Gcbüud« am König», platz, wo sich die goldene SiegeSgSIIin Von grauen Wolkenmaffen leuchtend obhebt. Die Schildwoche prälentirt, der Alte fährt grüßend mit der Hand zur Mütze und verschwindet im Portal. Im 87. Lebensjahre 2'/, Stunden lange parlamentarische Debatten an- »ubören und schließlich noch bei Wind und Weiler einen dreivtertel- stündig-n Spaziergang zu machen, ist eine Leistung, wie sie nur riue oußerordcniliche Natur za Stande bringt. — lieber ein Gastspiel de» Fräulein Lilli Petri (des srüheren Mitgliedes unsere» Leipziger Slabllheater») am StarT Heuler in New-"Dark meldet ein dortige» Blatt: Bon den übrigen Damen dieser aurgelesenen Künstlergesellschaft verdienen die „komisch- All.' Fron Ottilie Genee und die „jugend liche Liebhaberin" Fräi». Lilli Petri ganz besondere Erwähnung. Wer einen in eine „kom>Iche Alle" verwandelten echlen weiblichen Poffenkomiker sebe» will, der bat bei dem -iuilieteu der Fra» Genee die beste Gelegenheit dazu. Ihr« Maske ist immer so charakteristisch und grolesk, und sie ist iu ihrem ganzen Auslreteu, in jedem Worte, i» jeder Bewegung so urkomisch, daß mau dabei unmöglich rrust bleiben konu. Au» der einst so berühmten Soubrette >st »tae „komische Lite" geworden; diese „komische Alte" ist aber riue ebenso große Künstlerin, sie leistet ans ihrem Gebiete «beu so Bedeutende» und sie weiß den Zuschauer ebenso zu unter- halten, wie e» einst die Soubrette gelhan Hai Ihr Bärbel« i» „Dorf und Stadt" uud ihre Lusignan in „Cyvrieuae" waren zwei so überzeugende Beweise sür die Wahrheit dieser Be» havplung, daß r» keiner weiteren Mehr bedarf. Frl. Lillt Petri» dt« reizende „jugendliche Liebhaberin'' der Evnried'schrn Gesell- schasi, ist erst einmal bei un» ousgetrele«, uad noch dazu in einer »udrdcuiendea Rolle, nämlich der der Liddh in „E,n Tropsen Gist"; aber gleich bet ikrem ersten Erscheinen hat sie sich die Herzen der Zuschauer im Sturm erobert. Jung, hübsch, zierlich in jeder Be wegung, von seltener Grazie, vornehm ln ihrem ganzen Wesen, und doch neckisch und voll Humor, scheint sie wie sür eine jugendliche Liebhaberin geschaffen. Ihre Sprache ist klar, rein und verständig, ihr Spiel charakieristisch uud liebeutwiirdig, natürlich und von jeder Uebrrtreibuvg ferst. Nicht» vou jenen bekannten Kunststückchen der ..Raiveu", welch« so mauche sonst recht brauchbare Brr- trelrrtu diese» Fache» geradezu u»,u«fted>ich machen. Fräulein Petri hol augruscheialich eine gute Schute gehabt, uud daß sie sich tu derselbe» in ihrer Kunst grhärig auSgedildet bat, da» sieht man jeder ihrer Bewegungen, da» hört man jedem ihrer Worte an. Die noch sehr junge Dame war vier Jahre lang am Leipziger Stadt- theater al» „Jugendliche" engagirt, und wurde in drr wegen ihre» Kunstsinn» bekannten Stadt „der Liebling de« Leipziger Publicum«" genannt, jetzt aber ist sie von Oscar Blumenthal sür sein Leising- Theater mit ungewöhnlich hoher Gage engagirt worden, — und da» lagt geang. Ich belausche gern da» Publicum iu seine» Aeuß. rangen über eine soebeu genossene Theatervorsiellnng. und wa- ich von dem- leiben während und nach der Ausführung von „Ein Dropsen Bist ' über Frl. Petri hörte, würde die schöne junge Künstler», in Ent zücken verletzt haben, wenn sie selbst e» hätte höien lännen. Man fand sie allgemein reizend, liebenswürdig, wunderbübich. charmant unb weiß der Himmel was sonst noch. Wie schade, daß e» — vor- läusiq wenigsten» — de, New-Vorkern augenscheinlich nicht vergöaut sein wird, Frl. Petri tu cmer gräßerea Rolle zu sehen I — Der längste Soldat der sächsischen Armee war ein gewisser Mer, oder März, welcher im Februar 1783. demnach genau vor IG» Jahren, verstarb. Er gehörte der Leibgarde an. Die Zeiten, dc> di« Lunde-sürstev. sich be sondere Elitetruppen hielten, bei denen namentlich aus hervor ragende Körperläng« Rücksicht genommen wurde, sind in Sachsen seit 1818. wo die Leibgrenadiergarde aufgelöst wurde, vorüber. Dl: Gardetruppen der größeren Slaalea Europa« enthalten zwar noch gegenwärtig Mannschaften von oft erstaunlicher Länge, doch wirb bei der Aushebung nicht mehr allein ans Körpermaß, sondern ganz besonder» auf den Gesundheitszustand Rücksicht genommen. ES kommt daher häufig vor» daß die längsten jungen Leute bei der Recrutirung zur Zurückstellung gelangen. Früher, wo das Miiitair geworben wurde, wo Bürgerguarttcre, Compagnie- oder HaiiptinannSwirlhschaslcn bestanden, — daS gerade Geg-ntheil der heutigen trefflichen Verpflegung. — wo jeder EoiiipagiiiksÜbrer für die Ergänzung seiner MnnnschaslS- bcstandcö durch Anwerbung selbst zu sorgen batte, stand die ,Soldalensä»gerei- in Flor. Besonders galt die- in Bezug aus lange Mannschaften sür die Garde, welche seit ihrer Errichtung im Jahre 1729 nur Leute mit Maßen do» über 78 Zoll (später 3»/« Elle) eiu- stellte. Die Garde hatte Fretwerdung, d. d. sie konnte auch in den, den übrigen Fetdrrgimcnlern aiigewieseiiea Werbe- disiricten lange Leute anwerden, sie kalte sogar das Au»- lauschrecht und konnte von anderen Truppentbeilen lange Mannschaften auswechseln. Dcr längste bekannte Soldat der sächsischen Armee war der angeblich 1752 in Sangerbause» in Thüringen geborene Gardist Aug. Merz, welcher die im posante Länge von 88*/, Zoll (—» 3,095 m) batte. Der „lange Merz-Auaust" war eine in Dresden sehr bekannte Persön lichkeit. Er nahm sich überau» stattlich als Flügelmann Le erste» Gliede» der krapprolh unisormirten kuisürlliichen Leib- grenabirrgarve, welche hohe Bärenmiitzen trug. aus. Mit 19 Jahren wurde er geworben; er diente unter de» Regi- nieniscvmmandaiiten Oberste» v. EarlSburg, v. Gontö, Gras d'Aikon und v. Feigendeuer. Sein Begräbinß fand mit militairischen Ebrrn im Beisein vvn Ossicieren aller Truppen gattungen am l2. Februar 1788 statt. Die längsten Kame raden de» Reqiliieiil» trugen den 4>/« Elle langen Sarg: die sämmliiche» Dambour« schlugen den Traucnvirbct. Merz war Regime,ilSprobeinai», und erreichte bei guter Führung ein Atter vou 36 Jahren. Ser»nt»«riii»«r sktd-cl-nr 5«>»rtchUst, I» v »1»,1z. »» o»hr-tüch«a LtzrU iprotnl«! Ur. Oskar «aal t» iietv,»» Volkswirthschastliches. «k» für »lese, Lßetl bestimmte» Sendungen sind zu richte» Mt de» verautw-rtüchk, Redakteur diffelbe» L. G. e«, i» Lelpzt». ZUM Rtichsstempklgklrh. Der ..Retchs-Lnzeiger" schreibt: „Ban der Gteuervsrwaltuag ist bisher tu tleberrinsiimmuna mit wiederholte» gerichtlichen Tat. scheidungen aoqrnommen, daß l) der durch ff. 11 de» Reichsstempel» gelrtze« vom 1. Juli 1881 IR. G.-Bl. S. 185) außer Anwendung gesetzte preußische Stempel für die in Tarisnummer 4 zu vielem Gesetz bezeichnet»» rrichSstempelpsftchtiqtn Schriftstücke lest dem 1. Oktober 1885 al» dem Tuge de» Inkrafttreten» de» ReichSgesetzrs vom 29. Mai di« 8. Juni 1885 insoweit wieder zu erheben sei, a>» es sich um Geschälte handelt, weiche nicht unter Tarisnummer 4 1» de« letztgedachieu Gesetze fallen; 2) die „Anmerkung " z» Tons. »,««« 4 de« Gesetzes vom 29. Mai bi» 3. Juni 1885, wonach Lauf- and sonstige Anschoffuugsgeschäftt über imIalaade von einem der Lontraheaien »rzemzt« oder hergestelltr Mengen »on Sache» aber Waare, steuerfrei sind, nur aus solche Geschäfte sich beziehe, welche an sich unter Tarikiuimmer 4 L zu dem erwähnten Geietz «alle», d h welche unter Zugruiidelequng vou Ulaarrn einer Börse über Meinen von Maare» geschlossen sind, sür die au der be treffenden Börse Termiupreise notirt werden. Nachdem über die unter 1 erwitmle Frage von dem Reich», geeicht (U. und IV. Livilseuat) in den Sikenntniffen vom 4 Oktober uud 28. Novenwer v. I. und über die unter 2 erwähnte, noch nicht zur Entscheidung de« Rc chsqencht» gekommene Frag- van anderen Gerichten, in einem der Auffassung der Steuervcrwaliung entgegen, gesetzten Sinne entschieden ist, bot der Finanzministcr beschiss,es, daß ü> Zutuns» auch von den Berwaltung-dehSeden. unter A»s- gebung de» bisher von denselben ieitgebaltenen Standpuncie», nach der sür die Vertragschließenden günstigerenAuffaffung veriabrrn werde. E» ist daher zu Kauf., Rückkauf., Tausch- oder Lieserungsverträgen üdar Mengen von solchen Sachen oder Waoren jeder Art, weiche nach G'wicht, Maß oder Zahl gehandelt zu werden pflegen und weiche entweder zum Gebrauch als gewerblich« BeirtedSmaterialic» oder zur Grederveräußerung in derselben Beschaffenheit oder nach vor- gängtger Bearbeitung oder Verarbeitung bestimmt sind, sosern nicht eine drr im ff 9», d und >1 de» Reich'gkfttze« vom 1. Juli 1881 erwähnten Ausnahmen vorliegt, «in preußischer Stempel nicht zu ver wende». Auch ist der Finanzmiiiisier damit einverstanden, daß — wir die» bereit« durch semeBeringung vom 6. Jan. 188« nachgegeben ist — hi« sttrStoais<is>»b ch».Verwaltungen zu veriv. ndcndenBcir>ebsmatcrta. lie» i» Bezug a»s dieLitiiipelsroge den ..gewerblichen BetnebSmateria» lirn" gleich geachtet werden. Bon der Verwendung eine» prruß scheu Stempels ist serner Abstand zu »chmen bei allen Kauf »nv sonstigen AuschaffungSgeschäslen über im Jnlande Vvn einem der Contradenten erzeugte oder hergestellie Mengen von Sachen oder Waare», gleich, viel, ob di« Geschäfte unter Zugrundelegung von Böisenusancen »nd über Maaren, sür welche Teriliinpreiie notitt werden, geschloffen sind oder nicht. Die Befreiung bezieht sich indessen, wie e« m dcr „Auarert „ft" zu Tarisnummer 4 des RcichSgeirtzc» vom 29 Malt». In» 1885 hiißi, nur aus „Meqgea von Sachen oder Maaren", mithin, w>« auch in einem reichsgerichtlichen Erkennt,,iß vom 31. März v. I. anerkannr ist, nur aus solche Gegenstände, welch« in Mengen, d. h. nach Zahl, Maß oder Gewicht gehandelt werde» (vertretbare Sachen.) Di« Proviiizial-Eieuerdireciorcu sind unterm 20. v. M. veran- laßt, erst nach vorstehende» Grundsätzen ln Zukuast »erlabrea zu laßen, auch die gegen si: schwebenden Processi über Slempelbciräqe, welche nach Borsiehenrum zu Unrecht erhoben sein würden, durch Kldgloastellung der Klüger zu beendigen, «nd die untcc Vorbehalt eiagezaditea Sttnwelbeträqe, bei welchen die Klogesrist uoch läuft, aus Antrag zu erstatte». Ste haben indessen dasür Sorge zu trogen, daß. wrnu von ihnen oder den ihnen unterstellten Behörden Kauf- oder L>eserung«verträqe geschloffen werden, welche noch den biSherlgrn Grmrdlützen ftemvelpflichug gewesen waren, indeß nach dem Obige» stempelsrer find, die Betdeiligien von vornliereiu ao> die Stempel- krerheu de» zu eerichtenden 8-rtrage« aufmerksam gemacht werden, daaut bei ihneu vollständige Klarheit darüber besteht, daß ste bei ihrer Pceissorderung einen ktempelausschlag nicht zu berücksichtigen Hobe». Die coloniale Sedeutung der „Luffa". Erst jüngst ist in dem diesigen „Verein kür Handelsgeogravdie t, dem Bottrag de« Herrn H. Wickel — also von ganz beruiener Seu« — aus die Bedeutung dingewiesen worden, welche die Colt» r der Luffa ia den beul chen Eoloaiegeb eien sich erringen dürfte, wenn sie daselbst i» Würdigung ihrer beriiorragrn» günstigen Eigen» schasin, znm Anbau gelangte Bei Veröffentlichung de» Bericht» über die Sitzung de» genannten Bereio» ist nur der Fehler mit untergelovse». daß irrthiinilicher Weise bedavptet wird, die Et», sührung der Luffa zu techniichc» Zivecken ici vor Längerem sitw», und zwar von Frankreich bewirkt woide». Den Import der Luffa, dieie« eigenartige, Fasiiskeleu» der Frawt drr zu den Encurbitaceen gehörenden ttatk» axüaärio», hat »ietmehr Deutschland zuerst ia die Hand genommen. w«e>r e« die Verarbeitung da« Fasergrbilde» de- ttaf, uud dr« Deirkfty« Lnffa-Waaren-Fabrik in Holle a. G. ist da» erste Etadliffe«,M,siEs Art, welche«, gestützt aus weitreichend« Putente und vollen Musterschutz, die Luffa drr »ielseittgste, B-rwenduog zusübrte. Wohl hat die Ritchjrage au» Europa und hier wieder besonder» au» Fraakreich die Prodoction der Luffa in Japan, au» welchem Land« sie hauptsächlich bezogen wird, weientluh gesteigert, aber diese Nachfrage war »»t oo» de» erhöhter, Bedarf von Luffa-Walch- und Frovtetäppe, hrruargeaangr-. E« steht »»» »ußer Zweisel. daß me -»Ia, welch» »Mpa, selbst sich »icht ans de« besten klima- " ' adet. «den»»«« augebant. sicherlich z» rinn , erheben »teb, sabalb thrwn >»s Proleffor Rein, der g-wiegie Kenner javanischer Berhülinisse. bat r« selbst ausgesprochen, daß die Luffa weil eher io den deutsch- alrtkaaischeu Lolouieir, tu den lüdanierikanischen Lolonien uud am Eouqo gedeideu dürfte «1» tu Japan. In Hinblick aus die nur geringe Mühe rrsordernde Behandlung der Luffa siebt ihrer Einführung in Sei, deuischcn Colonieu nicht» im Wege, ja ste muß noch de ander» befürwortet weiden, denn aus ihrer Gewinnung rrgiebt sich ein beachtenSweriher Factor zur Be lebung de» Ausiauiche» mit heimiicheo Jnduftrie^trzeugaiffeu. Wenn auch die von erfinderischem Geiste getragene Ausbeutung der Lnffasaser, die auch in dygiriniichcr Beziehung aut« Vielseitigste za dieuea beruiea ist, noch weitere Fvrtichritte gemacht haben wird, dann muß sich ein immer größere» Bedürsniß sür diesen Handels- arttkel unzweiselhast rinsteflen, ein Grund mehr, der Luffa die ihr gebührende Beachlona zu schenken und ihre Lultur ln den deutschen Eolonie» zu empsehien. Da- leicht trauSponable Naturprodukt — es werden tu Japau Ballen mit Lausenven von Lnffikülsen gepreßt — ermöglicht rinrit raichc» Morkiverkehr, seine Gewinnung ist eine außerordenilich ein. ache. desto vielseitiger aber wiederum seine Anwe»dbo»keii, die sich »euerdmgS ia ganz neuen Formen erglänzend erprobt halte. So le gt die anscheinend s» geringschätzig beirachtelr Frotnria'er aus einen immer höheren Wer»!, and gewinnt Dank der hier wieder bekundeten deutsche» Intelligenz Gebiete sür sieh, dte eiarr E n- bürqrrung drr Luffa bisher al» ganz verschlossen zu betrachten waren. —w. Die russische LanmwoU-Zudustne. 8 Wohl kein Industriezweig Rußland» hat in kurrer Zeit einen >o überraschenden Aufschwung genommen, wie die Bauniwollinduftrie. Sic datir» eigentlich erst a»S den vierziger Jahren. Damal» wurden, durch Schutzzölle begünstigt, meist von AiiSländern Svinnereie» ae- gründet, in den siinlziqer Jahren auch Webereien. Diese Eiabl'ffe- ment» sind zun, Theil sehr großartige, namentlich finden sich solche in und vm Mv»ka» und Petersburg. Gegenwärtig zählt Rußland in seinen Spinne,eien weit über 4 Millionen Spindeln und siegt damit unter den Ländern, in welchen die Baninwollindnsirie gepfl-qt wird, bereit« c» illuster Stelle. Roch zahlreicher und leistungsfähiger sind indeß di« Webereien, welche wir in stattlicher Anzahl in den Gouveraemrni» Moskau. Wladimir vnd Koinama finden. Die ruisiich-n Fabriken sind sür ibr Rodmatenal in der Haupi- sache vom Ausland, insonderheit von Nordamerika abdängiq. Aller- ding« baut man Baumwolle >n Knukasien, in, Kreis Kulm» und an de» Ufern drr Kura und de» Aeaxe», nach bedeutender ist drr Baumwollbau in Eeniralasien südlich vom Ary», auch bei Taschkent, sehr eutwickett ist derselbe in Tdokaiid bei guter Qualität, noch bester aber ist die Baumwolle von Bokbnra und die von Lhiwa. Allein alle» wa- dort nach Deckung der Bedürfnisse der einbeimischen Bevölkerung znm Beriandt übrig bleibt, vermag doch den An- sorderunge» drr rnsstscdrn BruimwoVindustrie nicht entfernt zu genügen. Die Einfuhr »an Rohbaumwolle in da» euroväi'che Ruß. land betrug im Jahre 1886 nicht weniger al» 7 248 000 Pnd im Werih von 71 881 000 Rubel, eine merkliche Steigerung gegen die frühere Emtvhr. welche im Durchschnitt drr Jahre 1881—1885 sich aus 7 135 000 Pud bezifferte. Dem-ntiprechend siel der Import von Daumwollsnbrikaten, 1881 di» 1885 wurden tm IabreSburchschnit» eingeiiihrk 59 000 Pud im Wertd von 4077 000 Rubel, aber 1885 nur 44 000 und 1886 nur 87 000 Pud im Werth von 2972000 resv. 2 312 000 Rubel. Diese absteigende, Zahlen sind eia sprcch-nker Beleg sür den. Erfolg, w Ichen die ruffllche» Bestrebungen, sich vom eurapLilchen Marti mehr und mrhr zu emanciviren, bereit» gehabt habe». Daß da» Kurland mit seinen Boumwollfabrikaten von Jahr zu Jabr mehr verdrängt werden wird, ist sicher. Allein man ist damit nicht zu- trieben, auch mit dem Rohstoff, besten man immer noch tn steigenden Menge» bedarf, will man sich durch die inländische Production ia Zukunft womöglich ganz versorge». Rußland setzt da (eine Hoffnung aus seine neuen großen Er Werbungen in Eenlralasien. weiche sür den Baumwollbau vortrefflich geeignet erscheinen. Die centralastatische Baumwolle würde längst in bcdeuiend größeren Mengen in Rußland» Fabriken verbraucht worden sein, wenn sic bester wäre. Aber ste ist kürzer als die amerikanische und wird erst m ncuester Zeit aus entsprechenden Ma sch,neu gereinigt, derer. Taschkrnl schon 20 bat. durch welche rirca 12 000 Pud hiadorchgeh-n. Nu» bat man in Taschkent eine besondere BerjuchSsarm lür Baumwolle gegründet und seit 1883 größere Ber suche mit amerikanischer Uvland-Baumwoilc gemacht. Dirie Versuche find sehr befriedigend ausgefallen. E» wurden 1885 bernl» 12000 DkstjLUueu so besäet, wozu 27 000 Pud Samen rStbig waren. ES ist interessant, zu erfahren, daß die amerikanische Baumwolle n,»t oirSartet, vielmehr au» dort gewonnenem Samen wettergezoqcn werden kann. Aus der turkestanisch.-n Ausstellung in Taschkent im Jabre 1886 wäre» 20 AuSsiellrr vou Baumwolle vertrete», inst alle au< der Räbe van Taschkent, davon 7 Eingeborene uud 13 Russen. Aber nicht nur in Eknlralastea hat man Bettuch: mit auirrikani'cher Baumwolle gemacht, auch i , Bestarabiea, der Krim uad Renr»ßla»d, und überall sollen die Resultate gute gewesen je n Gaur neuerdings haben e» zwei große russische Firmen: das HardrlShüu» Ritalsk uud die „Gesellschaft von Eeiilral .si n" üb-r- nomine», in Rußland ausgedehnte Pflanzungen von amerikaniicher Baumwolle anzulege^ um dadurch tie «ativaale Industrie Rußlaub» ganz unabhängig vou dem Lwerpooler Markt zu machen. Diese Abbängiakeii Hot es dahi» gebracht, daß di« Leistungen der ruisiichea Baumwollindustri« tu verschied«»«» Jahren Lvßeisi Ichivaukend warea So belief sich her Wertd der Fadrikate l8rä aus 208 Millionen. 1684 »der uur aus 17t Millionen Rudel. Do»» ist re 1885 wieder «I sihsi MB»»» B»h»l sießch»«». Mas« Gchwuudi»,»» lasse, sich leinesweg« au« den wirihsckiaftlichk» Krise» erklär»», obscho» diese aatürlich ihre Wirkung gehabt haben. Der Liverpool» BoumwoUmarkt ist immer noch ohne einen nenuenswerthen Rivalen; vvn den 3750—4400 Millionen Pfund Robdaumwolle. welche jährlich in den Welthandel kommen, gehl fast oa» ganze Quantum nach England, um dort entweder verbraucht oder über den enropäische» Eontinent vrndeilt zu werden. Die häiifigen qroß-n Prei»ichwank»ngen in Liverpool sind aber einer stetigen Entwickelung der russischen Indusirle entschieden nicht sörder- sich. „DaS einzige Heilmittel," schreibt da< Journal de St. PöterS- bourg in einer seiner l-tzten Nummern, „ist d.e Erzeugung einer für die russischen Bedürfnisse geuttgendrn Menge vv» guter Baamwolle ,m Lande selber". Jndeffru hat sich russische» Eapttal einent Unternehmen von Boumivollpstanzaagr» srüker niemals zugänglich gezeigt. Rach dem LVes der obengenannten Acuengilellschast, kudrine, wäre es nülhia, Um den Ansarbernngea der heimlichen Industrie zu geiiiigen, 500 000 Dcffjätinen in TranSkaukasten, Tnrkestan und lm Tlaiiskaspijcheu Gebiet mit Baumwolle zu bestellen Man findet dort vor treffliche. mit der Lultur vertraute Arbeiter vor, die sich Mit einem Tagelohn von 20— 25 Kvpeten ger» begnügen. Testen, ungeachtet würde die Bearbeitung einer Destjäline sich immer noch auf 60 Rubel stelle», e» würde sich somit eine jährliche An», gäbe von rund 30 Millionen Rudel lür d'r Enltur näthig machen. Da man aber einen DurchsrdnitiSertrag von l5 Pud Baumwolle per Destjäline erwarten kännte und der Preis per Pud am Erzeugung»- vrte 6 Rudel sein würde, so hätte man von einer Ernte von 7'/, Millionen Pud «tuen Bruitoerirag von 45 Millionen, also einen Reingewinn von 10 Millionen Rubel zu erhallen. Die Aussicht aus einen solchen Gewinn hat denn auch das bisher zögernde Lapital be wogen, sich lebhaft an solchen Unternehmen zu betheiligen. Seit 1885 hat man von Rußland mehrere Sachverständige ab gesandt, um in Amerika den Baumwollbau zu studiren und alle zu- gänzlichen Jnso>oiatione» über de» Ertrag zu sammeln. Man Hai das Kommen dieser Herren drüben nicht mit viel Freude gesehen »nd die amerikanische Presse hat nich! gezögert, zu behaupten, daß Baumwollbau mit Borlheck nur in trop ichen oder hatvtropischen Ländern betriebe» wird.» kann. Um dieie Behauptung zu wider- legen, ni: chic man zuer l in dem transkaukasischen Gebiet Versuch- mit Baumwolle. Und da fand man, daß die russischen Pflanzungen mehrerer vor den ainerckaNiichen voiou» halten. In den drei südlichen Staaten Florida, Texas und in Arkania« sällt dir Saalzeil zwischen den 15. Avril vnd den 15. Mai. die Ernte beginnt Ende September. In DranSkaiikasien war man mit tem Säen srvber zu Ende und hatte die Baumwolle abgeerniet, al« man in Dexa» und Florida gerade anking. Hinsichtlich drr GiUe stand da» russische Product hinter dem amerikanische» dnrchan» nicht zurück, dabei waren die Gestehung-kosten viel niedriger, ja sie betrug! n tn manchen Gegenden »ne 40 Rubel per Desijätinr. also nur zwei Drittel des Anschlag», welchen der genannte russische In- dustrielle gemacht hatte. E» war damit zugleich der Beweis erbracht worden, daß die nöidliche Lullurgrenze dcr Baumwolle eine viel weitere ist al» man früher annahm. „Diese Eriakruit . schreibt daS schon genannte Journal, „Vors indeß Niemanden überraschen, denn e» ist bekannt, daß sowohl hinsichtlich der Qualität als auch der Quantität oder auch de» Erjeugungspreise» Pflanzen nirgends so vortheilbast cultivirt tv:rde» tünncn, al» an d a nördliche» Grenzen ihrer Ber> breitungszone. Die- allgemeine lür olle Pflanzen giftige Geietz sindci seine Anwendung ebensowohl aus Baumwolle wie aus Roggen und Wetzen." Mil »nlerer Lriahrung würde die- „allgemeine Gesetz" freilich nicht ganz übereinstimnien. Jedenfalls hat dieser geglückte Versuch zur Folge gehabt, daß im Frühjahr 1887 große Landstrecken mil Baumwolle bestell! worden sind, in Transkaukasien, um Taschkent, in Borbara, on Len Usern de» Amu-Darja, in der Nachbattchast von Tschaidschu, und an der trän», ka-pijchcn Eisenbahn. Ter Emir von Bochara bot dem schon ge- nonnttn Kudrine im letzten September sür 1 Million Rubel Land zum Baumwollenbau an. Dieser Herr bat tm Aufträge seiner Ge. tellschaft alle für Danmwollvslanzungen sich eignenden Gegenden in den vor Kurzem in Eentratafien erworbenen russischen Besitzungen untersucht, besonder» tm Bccken de» Mnrghab, wo d - Bewäckcruiig eine leichte ist. uud hat Agenturen in Mcrw, Asshabad unb Meirbed errichtet. Man will nun mit der Anpflanzung energisch Vorgehen; c» blerbt abzuwarten, inwt'weit sich nie riml che» Hoffnungen reait- siren wrrden. Würben dieselben nicht getäuscht, so ergäbe sich rine sür Amerika sehr schwerwiegende Tonsequenz. Inzwischen befindet sich die reifliche 'Banutwolllndustrie finanziell kelnr-weg» in einer günstige» Lage. Die Uriacbe lieg« einerseils wohl i» der zunehmende» Verarmung und der ve,minderten Kans. krast de» BolkcS, andererseits aber in der großen Iftberprodnclion Ve» ictzien Jahrr». Einen weiteren Grund glaubt dr^ k. und k. General- consut in Petersburg in Lcm Lharakter Le» russischen Fabrikanten »u finden, welcher der A Passung an si.mde Mürllc und der Ei», sührung von Neuerungrn ,n der Herstedungsivris: seincr Lrzeugmss.- hinderlich ist. Technisch wirklich gebildet- Kräfte sind in dm russischen Fatr kev uur in gerineer Zah! beschäftigt, e» ist daher kein Wunder, daß irotz hoher Schutzzölle d - russischen Fabriken ruckt gegen die f-emd Toucurrenz auskommen körne». Wie wenig ma» aber m Rußland aus eigenen Füßen steh;, wie sehr ma» gewännt ist. an die Staat». Hilfe zu oppelltren, beweist dir Tdaisache. daß die Moskauer Baum- wollsavrtkaaten ncuerdivg» einen Schutz gegen die Baumwolllpinnereien ia Lodz iu Polen beansprucht haben, deren Toucurrenz sie sich axtzt zu erwehre» veemögeu. Daß die Regierung daraus einginge, ist nicht denkbar; rtur gegen da» Ausland gerichtet« Maßregel würde ab« Re pattlisch, »atzeschRultch «»ch »«schirs«. Larloffel-Ausfuhr nach Nord-Amerika. (D Al? w:r i» unserer Nr. 290 am 17. Ociober v. I. zum ersten Male die letzijährige Ernte Nord-Nmerika» besprach-», — in einem Artikel, dcr un» übrigens von vielen, auch außerdeutlchk» Zeitungen wörtlich obgedruckt wurde, — machlea wir bereit» aus die ganz iia- genügenden Aussichten der damals noch nicht beendeten Kartoffel ernte auimrrksom. In unserer Nr. 350 vom 18 December konnten wir die früheren Angabe» daNin vervollständigen, baß nur 5t Buibel vom Acre gewonnen sind, während der langiährige Durchschnitt sich aus 84 Pushet stellt. Tie Ernte lelies sich ans 134 Millionen Bulhrl, gegen 163 ia 1886. Wir wiesen schon damals daraus hin, daß die Kartoffeln wahrscheinlich io- Preise steigen, und sich dann ein Ezport noch Amerika entwickeln werde. Diese Prophezeihungen sind beide uuenvarlet schnell ia Erfüllung gegangen, indem die letzten amert- konischen Zeitungen Folgende» berichten: „Da dir letzijährige Kartoffelernte tn den Bereinigten Staate» wett hinter den Ertvartungen znrückgeblicbcn, sind wir darans an> aewielen, Kartoffeln au« dem Autlaiide zu lmporltren. Dir aus Tanada bezogenen Karioff In sind nach Angabe hiesiger Händler nicht viel werih und die einzig wirklich gitten, welche gegenwärtig am Markte, sind dir ans Dcutichlind importirten. Die deutichen Kartoffeln werden im Bervältniß billig verkauft; dieselben kosten rv ckütiril 2 Dollar» der Sack von 160 Psund oder zwei BushrlS Dle au» Deulschland imvortirten Kartoffeln haben begonnen, die schottischen vnd irischen ans dem New-Aorler Markte zu verdrängen." Bei diesem Berichte wüsten wir zunächst da» englische Maß und Geld in deutsches verwandeln und bekommen dann 165 englische Piund — 65 Ic?. r'sp 2 Dollar» -»> 8,50 Hiernach koste» 100 Irx Kartoffeln 13,08 Unsere Leser werden höchlichst erstaunt sein, daß der anierikanisck',' Berichlerstalter solchen Preis als einen billigen bezeichnct, da er nach linieren Begriffen ein sörmlicher Hungersnoilipreis und nahezu drei- mal so hoch al« der hiesige ist. Selbst in der ReichSkanvistabl, in Berlin, kosiricn Ende Januar nach Eiiuilteluiigen de» Polizei- Präsidiums 100 lizx Eßlaitofscl» am Markte 1 als billigster und 5,75>l o.o thruerlterPreio. Man nu ßindesteii beriicilichllgen. daß Kartoffel» viel mrhr Handarbeit al» Getreide v-i nriachen; sie müssen mit dcr Hand gelegt, behackt, und ausgenommen werden, können daher nur dort billig sein, wo ArbeiiskiSste in Menge and zu niedrigen Sätze» vorhanden sind. Die» ist b > uns, »der nicht drüic» der Fall, vielmehr veithrurr» die hohe» Löhne dort die Kartoffel > so sehr, daß sie selbst in gewöhnlichen Jahre» er-enio lheocr w e Weizen sind. Heute laust man sogar 2 Biiidel Weizen i.u> 1,8 Dollar», während ebcnwvicl Kartoff ln 2 Dollars kosten. Scho» im September ging von Stettin eine Sentiina Karloff-In im Werthe von 4000 ,/s nach Amerika ab. und de-' güiistige Ertoig bteies Bettuches bat dann ein regelmäßige» Geschäft deivargerusen. welche' hoffentlich unseren Landlcuten ein lchö» » Liiick Geld bringt. Nord-Amerika imporlirt übrigen- alljährlich Kartoffel», ivenu euch nur aus Eanada und Irland, erporiirt gleich zeitig kleinere Mengen. Liese B-wegung stellte sich in den d-iden letzten am 30. Juni erdenden FiScalsahien folgende, maßen: 188.5/86 18-^1 "87 Einsuiir 1 937 396 Bushel 1 432 !!10 Bushel AuSsiihe 494 048 -- 434 864 Reine Einsuhr 1 442 448 Bushel !>97 62» Bnskel Wenn die» bei reich-» Ernten und billigen Pr-ften möaftch war, in kann man sich denken, daß j tzt bei einer Min" v-Errle von etwa 30 Millionen Bushel nnd kiiicr Preissteig-rnng vm 50 Proccnt die Einfuhr inäcklig lvackien innß. Sie wvrd- noch vi.l stä-kcr sein, wenn nicht die Kartoffeln drüben einen En lud,; oll vo 15 Eeuls pro Buibel zu zahlen Kütten. Ncch schlimmer kommt ft?r:vffel- Stärkr sor«, welche 2 Lei»» Zoll pro Pftiiid eniri littt »nd I Re ß. od-r Welze».Stärke gleichgestellt ist. T otz dies r B lann ; wurde» doch 1883 au« Schlesien sür 68 000 K i-iefie.'-äi.: k- nach Amerika. li»d tn den ersten 3 Quartalen 1". 7 i . ' Stett » lür 30 000 ^ verschickt. Jedenfalls hebt sich auch dies Quantum jetzt bedeutend. Wa- nun unsere Kartoffel-Ernten beieifft, io schwankten sic zwar in letzten Jahren z oislien 230—280 Millionen Dopvele-nineiii, sing immerhin gegen die Ri—46 Millionen Dovvelcr ik.-.r Nordimertt: > so ungeheuer viel größer, daß Jedermann wsort cinftr'it. v . r daran nie Mangel leiben, und da» riesige Quantum nie ohn- i ' :e Karioffelbr-nnereien und Stälkeztickersobriken conlumiren k.nn-ii. Wir exvortiren alljährlich auch in valur» Karieff ln. an, meist-» mit säst 5,8 Millionen Dcpprlcenlner in den Jahren 1879 >»,' Mit Einlübrung der Geircidezölle sank dann die Ausinlir ans e i: > 15 Millionen Dopv-lcentuki: die Erk irnng, wie wes! di-le Er« ichcinunq mil den Zöllen zit!am>ne»hängl, da dock Kartoffeln selbst keinen Einfuhr, oder Aussuhrzcll bei un» zahlen, würde hier zu m t führe». E » eigenibümftcheS Geschick ist e» übrigen?, hier wiederum e > landivirthichasüichei- Product zu finden, welche» bisher dem Scg'i de» ('.ollschutzc» glücklich enlscklüpit ist. und in großem Um-ing', theil' Ivb. theil» verarbeitet, rsportir» wi d Unsere deutsche Land. w rths-na't, welche bekanntlich der v»rkainerikan:ichen Eonkurrenz nicht gewachsen zu sei« bche ptrt. und staatlichen -chntz in steigendem M >'. n .:an.,t. ist k> -- Am-r'kauern we.t üd !eg>n u.. > ickitägt sie ans ihren eigenen Märkten. Sie würde auch bei andc.'-i, Piosiicien ihre Ueberlegenbeil beweisen, wenn nicht die Zölle > -e ualürliche E.iiwickelung cu!bic!t-n, und künstlich znni -'r' . drr heule allein bei un» nicht mehr lohnend sein kann, hindräugte». Tie Kartoffeln beweisen, daß man neue Pflanzen, wrlche unsere Väter vlcht kannte», neue loudwtrthschastliche Industrie» suche» muß, um »^ dem Bad«, „ch heut, et« gut« Na«, »» »irh».
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